Die Elektrozentrale
Sidja hatte sich umgezogen und statt der offiziellen Zofenkleidung nun eine einfache Hose und ein Top an. Sie würde heute nicht mehr die Wohnung verlassen, also war es egal, was sie anhatte. Ihre Haare allerdings würde sie erst beim Schlafengehen lösen.
Im Moment lag sie auf ihrem Bett, das obere des Etagenbetts, dass sie sich mit ihrem Bruder teilte, und versuchte zu lesen. Doch nach einiger Zeit legte sie das Buch beiseite und stand auf. Ihre Gedanken kreisten immer noch um das Gespräch mit der Senatorin. Es war einige der seltenen Augenblicke, in denen sie ihren Bruder herbeiwünschte, denn er brachte sie immer auf andere Gedanken, wenn sie sich nicht von ihrer Arbeit lösen konnte. Apropos Jihafu. Sollte er nicht längst zurück sein?
Sie ging zu ihren Eltern im Wohnraum. Juan schien mit der Buchführung beschäftigt und Marga las in einem Kochbuch. Beide blickten auf, als sie eintrat.
„Dieses Rezept hier muss ich morgen unbedingt ausprobieren. Komm, setz dich und sieh es dir an."
Sidja tat, wie ihr geheißen, aber sie konnte sich nicht so recht für Rezepte erwärmen. Zum Glück musste sie das auch nicht. Sie fragte sich jedoch, wie es einmal werden würde, wenn sie verheiratet war und Kinder hatte. Dann musste sie wohl oder übel kochen.
„Marga, langweile deine Tochter doch nicht mit Kochbüchern. Sag, Sidja, was hältst du davon, Jihafu zu kontaktieren? Er ist mir ein bißchen zu lange weg."
„Wenn du meinst, dass er seine Uhr auf Empfang gestellt hat, ich kann es ja probieren.."
Sie holte ihre Uhr aus ihrem Zimmer und stellte sie auf Jihafus Frequenz ein.
„Jihafu?", fragte sie in das Mikrophon.
Es knackte, dann antwortete eine Stimme: „Ja?"
„Jihafu, es ist spät. Komm nach hause."
„"Sidja? Du musst dir unbedingt ansehen,..." Er unterbrach sich, wohl mit dem Gedanken, dass seine Eltern mithören konnten.
„Ich bin schon auf dem Weg!" sagte er dann nur, und die Verbindung wurde unterbrochen.
„Was frisst er denn jetzt schon wieder aus?" meinte Marge, die natürlich alles mitgekriegt hatte.
„Keine Ahnung. Ich werde es ihm schon austreiben, keine Angst."
„Das ist gut. Und jetzt geh schlafen, die Senatorin ist morgen bestimmt so zeitig auf wie üblich."
Sidja gab ihren Eltern einen Gute- Nacht- Kuss, aber einschlafen konnte sie noch lange nicht. Als Jihafu endlich kam, sprach sie ihn jedoch nicht an.
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Auch Anakin lag wach in seinem Bett. Allerdings aus einem anderen Grund. Dieser Saphir- Junge hatte es faustdick hinter den Ohren. Er hatte Ideen, die unfassbar waren, nur dass Jihafu sie fasste und daraus unglaubliche Pläne schmiedete.
Zum Beispiel hatte er einen unbenutzten Zugang zur Elektrozentrale entdeckt. Anakin war sicher, dass niemand davon wusste, denn sonst wäre er schon längst versiegelt worden. Tagsüber nützte das nicht viel, aber nachts bzw nach Feierabend konnte man durchaus etwas damit anfangen. Das heißt, wenn man Ahnung von Technik und Codes knacken hatte. Anakin konnte Sachen reparieren und verstand etwas von Technik, aber er fragte sich, ob er es fertig bringen würde, in die Geräte einzudringen, so dass niemand Wind davon bekam.
Anakin wusste nicht, was er davon halten sollte. Obi- Wan würde es ganz bestimmt nicht gutheißen, aber das hatte nichts zu bedeuten. Überhaupt, die Saphir Familie hatte ihn sehr freundlich aufgenommen, na ja, zumindest die Mutter. Ohne ihn zu hinterfragen oder misstrauisch zu sein. Das gefiel ihm. Bis jetzt waren ihm nur Personen begegnet, die, wenn sie ihn so behandelten, auch etwas von ihm wollten. Aber das konnte bei den Saphirs nicht der Fall sein, denn sie hatten keine Ahnung, wer er war. Und ohne sie hätte er kein Abendessen gehabt.
Jihafu gefiel ihm, keine Frage. Er ist nicht wie die anderen Padawan, diese Langweiler. Nein, in ihm steckte Potenzial, Großes zu vollbringen. Er könnte mir vielleicht sogar einmal Konkurrenz machen, wenn er so einen großartigen Lehrmeister wie ich hätte, dachte Anakin mit einem Lächeln. Mit diesem Gedanken schlief er ein.
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Marga gähnte. Zeit, ins Bett zu gehen. Ihre Kinder lagen wohlbehütet in ihren Betten, während ihr Mann noch arbeitete. Sie stand auf und verriegelte die Tür mit einem Code.
„Kommst du auch?", fragte sie Juan.
„Ja, sofort. Bin gleich fertig.", antwortete dieser, ohne aufzublicken. Marga wusste, dass dieses „gleich" in höchstens einer Stunde war, wenn sie schon schlief. So war Juan eben. Immer stürzte er sich in Arbeit und vergaß dabei seine Familie. Er war nicht abweisend, im Gegenteil, er hatte nur sehr wenig Zeit. Trotz allem liebte Marga ihn immer noch, auch wenn das Feuer aus ihrer Beziehung gewichen war.
Sie zog sich um und legte sich ins Bett. Morgen musste sie, gleich nachdem sie Sidja beim Ankleiden geholfen hatte und Jihafu Feuer unterm Hinter gemacht hatte, damit er rechtzeitig zum Unterricht ging, einkaufen. Schließlich wollte sie dieses neue Rezept ausprobieren.
Leise seufzte sie. Das war alles, was ihr geblieben war. Ihre Familie, die sie sehr liebte, und das Kochen. Beides nahm ihre Zeit in Anspruch und brachte ihr Freude, doch in letzter Zeit dachte Marga immer öfter, dass es noch etwas anderes geben musste. Es reichte ihr einfach nicht.
Doch dieser Gedanken wegen schämt sie sich. Wer war sie denn, ihre Familie und ihr Hobby in Frage zu stellen? Sie hatte gar kein Recht, noch etwas anderes zu verlangen. Und selbst wenn, was sollte es sein? Sie dachte an Sidja, der kein Wunsch eingefallen war, als die Senatorin sie danach fragte. Und auch an die Senatorin dachte sie und verstand im Moment ganz und gar, wie diese sich fühlen musste, ohne Familie.
Vielleicht sollte ich Sidja einen Eintopf für sie mitgeben. Dann merkt sie, dass ihr Volk an sie denkt, und nicht nur umgekehrt.
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Am nächsten Tag goss es in Strömen. Der Wind pfiff um den Tempel und klatschte den Regen gegen die Scheiben. Dieses Wetter liebte Sidja, wenn sie in der Wärme ihrer Wohnung war. Dann konnte sie stundenlang nach draußen gucken und träumen.
„Hey, Sternenguckerin, du hast gestern Abend mächtig was verpasst!" riss ihr Bruder sie aus ihren Gedanken.
„Nenn mich nicht so. Außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass dir etwas zustößt, wobei ich unbedingt anwesend sein muss."
„Dann trainier mal deine Vorstellungskraft, allerliebste Schwester. Mir ist in der Tat etwas ´zugestoßen. Aber ich weiß noch nicht, ob ich dich mit einbeziehen soll.", sagte er gleichgültig und machte sich weiter fertig. In Wahrheit brannte er darauf, es ihr zu erzählen und hoffte natürlich, dass sie ihm helfen würde.
In diesem Moment kam Marga herein.
„Ich helfe dir, in deine Kleidung zu kommen, Sidja, okay?"
„Mama, wie oft habe ich dir gesagt, das schaffe ich schon alleine!"
Jihafu sah seine Chance als verstrichen an und machte, dass er in die Küche kam. Essen musste sein.
„Pa schon bei der Arbeit?" schrie er aus der Küche. Marga kam herein. „Du sollst doch, wenn du etwas wissen willst, zu demjenigen gehen," sagte sie und seufzte. „Aber ja, dein Vater ist schon bei der Arbeit. Dienstags macht die Bibliothek früher auf, wie du weißt." Sie schaute ihn scharf an, aber er tat, als bemerke er es nicht.
Dann konnten die beiden Geschwister noch ein gutes Stück zusammen gehen, ehe ihre Wege sich trennten. Diese Zeit nutzten sie, um dem anderen zu erzählen, was gestern vorgefallen war.
„Nein, bist du doof, was hättest du dir alles wünschen können!" schrie Jihafu entsetzt auf, als er Sidjas Story hörte. Doch Sidja war viel entsetzter, als sie seine Geschichte hörte.
„Bist du noch bei allen Sinnen? Du kannst doch nicht, also, bis jetzt waren deine Streiche ja noch einigermaßen harmlos, aber das ist Hausfriedensbruch!"
„Komm schon, ich will doch nichts beschädigen! Nur ein bißchen rumspionieren. Wusstest du, dass in allen Apartments in den Wohnräumen Kameras angebracht sind?"
Sidja war sprachlos. Langsam nahmen die Schachzüge ihres Bruders unnahbare Ausmaßen an.
„Lass das erst mal sacken, Schwesterchen. Ich zeig es dir heute Abend, ja? Bis dann!"
Und schon war er abgebogen, während Sidja geradeaus musste. Zur Senatorin. Wie konnte sie ihr bloß wieder unter die Augen treten?
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Obi- Wan fand, dass es heute an der Zeit war, seinem Padawan einen besonderen Kniff im Kampf beizubringen. Oder sollte er ihm beim Gemeinschaftsunterricht lassen und selber etwas Recherche nachholen? Er hatte in letzter Zeit seine Arbeit etwas vernachlässigt, seinem Padawan zugute. Und langsam musste er sich informieren, wenn er dem Krieg nicht unvorbereitet begegnen wollte.
Als Anakin eintraf, fragte er ihn, ob er etwas dagegen habe. Er verneinte, er schien sich sogar darüber zu freuen. Merkwürdig, normalerweise hasste Anakin es, mit anderen zu lernen, die nicht auf seinem Lernniveau waren.
Als Obi- Wan in die Bibliothek eintrat, empfing ihn die Stille, die er schon immer geliebt hatte. Er hatte es schon fast vergessen. Wo sollte er anfangen? Sicher wäre es nützlich, rauszufinden, wo die Separatisten ihren Hauptsitz hatten. Man konnte ja nie wissen.
Er wandte sich an den Bibliothekar, der ihm gleich alle möglichen Bücher zu dem Thema raussuchte, sowie ein paar Speicher- Chips. Während er Obi- Wan den Rücken zudrehte, bemerkte dieser eine kleine Tätowierung in Form eines Diamanten auf seinem Nacken und sprach ihn darauf an.
„Ach, Meister Kenobi, das ist nichts weiter. Es soll lediglich meine Familienzugehörigkeit symbolisieren. Ihr müsst wissen, ich kann auf einen langen Stammbaum zurückblicken."
„Wie heißt Ihr denn?" Obi- Wans Neugierde war geweckt.
„Saphir. Wollt Ihr auch noch Karten der verschiedenen Galaxien zu euren Nachforschungen hinzuziehen?"
Etwas verwirrt über den schnellen Themenwechsel sagte Obi- Wan: „Ja, sicher doch."
„Ich bringe sie Euch dann zu Eurem Tisch." Und schon war er zwischen Regalen verschwunden.
Obi- Wan dachte nicht länger über das Tatoo und die Familie Saphir nach. Warum auch, er war zu sehr mit den Recherchen beschäftigt, als das scheinbare Nichtigkeiten ihn hätten aufhalten dürfen.
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Anakin freute sich, als sein Meister ihm mitteilte, er könne beim Gemeinschaftsunterricht teilnehmen. Er glaubte zwar, dort bestimmt nichts neues lernen zu können, aber immerhin würde er mit Jihafu sprechen können. Wer weiß, vielleicht fanden sie sogar eine Möglichkeit, sich frühzeitig zu verdrücken.
Jihafu war überrascht, ihn zu sehen.
„Hey, dich hätte ich ja überhaupt nicht erwartet. Ich dachte, du hast Einzelunterricht?"
„Heute nicht. Konnte dir deine Schwester jetzt helfen, bei du- weißt- schon- was?"
Verstohlen blickte Jihafu sich um. „Ne, noch nicht. Aber lass uns nicht hier darüber sprechen."
„Du kennst doch sicher aber Tricks, sich hier wegzuschleichen?"
„Aber sonst geht's noch? Dann verpassen wir doch alles! Lass uns lieber nachher treffen!"
Den Rest des Unterrichts redete Jihafu nur noch das nötigste mit Anakin, welcher sich erstens zu Tode langweilte und zweitens ziemlich sauer auf Jihafu wurde. Wie konnte dieser aufgeblasene Saphir- Junge es wagen!
Nach dem Unterricht fing er ihn ab. „Was sollte denn das?"
„Was?", fragte Jihafu ehrlich erstaunt.
„Na, du hast mich einfach abserviert. Das kann ich nicht ausstehen. Also mach das nicht noch einmal, wenn du weiterhin mein Freund sein willst!"
„Wie bitte?" Jihafu war sprachlos. „Ich kann machen was ich will. Außerdem bin ich nicht auf dich angewiesen. Und du scheinst vergessen zu haben, wer den Eingang entdeckt hat."
„Und du hast wohl vergessen, dass es für mich ein leichtes wäre, dich zu verraten. Ich bin nur der unschuldige Junge, der da hineingezogen wurde."
Jihafu wurde blass. „Das wagst du nicht. Du hast es geschworen."
„Das werden wir ja sehen.", meinte Anakin arrogant und wendete sich ab, mit der Gewissheit, Jihafu würde ihm nachrennen. Doch zu seiner Verwunderung tat er es nicht.
Als er sich umblickte, war Jihafu schon auf dem Weg zu seinem Apartment. Mist, so war das nicht geplant! Jetzt würde er sich auch noch entschuldigen müssen, wenn er weiterhin bei dem Projekt dabei sein wollte. Und das wollte er.
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Sidja näherte sich der Luxusräumen der Senatorin und presste ihren Daumen auf das Erkennungsfeld. Wie gewohnt öffneten sich die Türen. Die anderen beiden eingeteilten Zofen standen schon erwartungsvoll im Wohnzimmer und unterhielten sich leise. Sidja stellte sich neben sie, aber hörte ihnen nicht zu.
Nach kurzer Zeit erschien die Senatorin und würdigte Sidja nicht einen Blick mehr als die anderen beiden. Dann nickte sie leicht, als Zeichen, ihr zu folgen. Sie gingen zu den Ratsräumen. Schnell überlegte Sidja, ob für heute eine Versammlung geplant war, doch sie erinnerte sich nicht Also nichts offizielles. Aber man wusste ja nie, wer unangekündigt hereinschneite.
Dort angekommen ging die Senatorin zu den Holoprojektoren und erteilte ihre Befehle:
„Hilma, geh und erbitte Meister Windu um sein Erscheinen. Dormé, ich möchte, dass du in die Bibliothek gehst und Informationen über die Außenpolitik der letzten fünfzig Jahre auf einen Chip speicherst, und zwar jedes einzelne Detail. Sidja, aktiviere bitte den Projektor und kontaktiere dann R5- D3."
Während die anderen beiden zu ihren Aufgaben gingen, betätigte Sidja den Projektor. Eine leichte Tätigkeit, die die Senatorin ohne Hilfe auch alleine geschafft hätte. Doch sie blätterte in irgendwelchen Unterlagen.
„R5- D3 ist in der Leitung."
„Frage ihn nach Neuigkeiten."
Sidja hörte zu, wie der Droide belangloses Zeug redete. Die Übertragung würde eh aufgezeichnet, und ganz sicher würde die Senatorin sich die Aufzeichnung erst mit Meister Windu zusammen ansehen.
"Und?"
Sidja fühlte sich ertappt. „Ähm, nichts neues, Senatorin, nicht viel zumindest."
Amidala lächelte. „Ich meinte doch, in Bezug auf deinen Wunsch, Sidja."
„Bitte Senatorin, stellt mich nicht vor die Qual der Wahl..."
„Schon verstanden." Amidala seufzte, wie so oft in letzter Zeit. „Aber ich wünsche, dass der Dienstplan geändert wird und du heute für meine Abendessenbegleitung verantwortlich bist. Deine Mittagspause wird auch verlängert."
„Wie Ihr wünscht, Senatorin."
Dann erschien Hilma mit Meister Windu, und Sidja erwartete mit Ungeduld die Mittagspause.
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Marga hatte einen anstrengenden Vormittag hinter sich. Das Rezept war komplizierter als gedacht, und dann noch den Eintopf für die Senatorin, das bedeutete doppelte Arbeit. Wenigstens vertrieb das alles anderen Gedanken. Zur Mittagszeit deckte sie den Tisch für einen Snack und wartete auf ihre Kinder. Juan würde sein Lunch in der Bibliothek einnehmen, das sparte Hin- und Rückweg.
Sidja traf früher ein als erwartet und berichtete ihrer Mutter von der Planänderung. Marga schaute sie nachdenklich an.
„Ich frage mich, wo das hinführen soll. Ich habe überhaupt kein gutes Gefühl bei der Sache."
„Mama, du und deine Schwarzmalerei. Versuch es doch mal positiv zu sehen," versuchte Sidja Marga aufzuheitern. Was schwer war, da sie nicht hinter ihren eigenen Worten stand und eher Margas Befürchtungen zustimmen würde.
Als Jihafu eintraf, war er schlecht gelaunt, was nicht zur Erheiterung der allgemeinen Stimmung beitrug. Er sagte das ganze Mittagessen über kein Wort und antwortete ausweichend, als die beiden ihn darauf ansprachen. „Es gab eine kleine Meinungsverschiedenheit."
Sidja wollte das Thema wechseln.
„Hey Jihafu, rate mal! Meine Mittagspause ist heute länger, wir können gleich noch etwas machen.", meinte sie mit einem Zwinkern, dass Marga nicht sah.
Jihafu verstand sofort und war schon besserer Laune. Okay, wenn Anakin wegfiel, blieb immer noch Sidja. Auf sie war eben Verlass! Sie kannte er auch schon länger und hatte eine Blutsverwandtschaft aufzuweisen. Blut ist wohl doch dicker als Wasser.
Gleich nach dem Lunch machten Margas Kinder sich wieder auf, und Marga hatte nun nichts zu tun. Kochen müsste sie heute Abend erst wieder. So beschloss sie, einmal Juan besuchen zu gehen. Sicherlich würde er sich freuen.
Nachdem sie endlich die Bibliothek gefunden hatte, musste sie nur noch Juan finden. Er war weit und breit nicht zu sehen, das einzige lebende Wesen hier war ein Jedi, der über Büchern brütete. Er sah sehr mitgenommen aus und Marga fragte sich, wie lange er da wohl schon saß, ohne Essen und frische Luft. Sie öffnete ein Fenster in der Nähe und blickte sich um.
Wo konnte Juan sein? Gab es hier Hinterräume? Wie wenig sie sich doch auskannte.
Der Jedi bemerkte den Luftzug und sah auf. In seinen Augen spiegelte sich Verwunderung wider, und Marga fragte sich, ob sonst keine Frauen hierher kamen. Nun, wahrscheinlich keine gewöhnlichen wie sie, dachte sie, während sie an sich herunterschaute und eine rundlichen Frau mit Schürze erblickte.
„Entschuldigen Sie!" sprach der Jedi sie an.
Marga ging zu dem Tisch und bemerkte, dass er sehr müde aussah. Es wäre klug, ihm das Sandwich zu geben, welches sie Juan mitgebracht hatte.
„Ja?"
„Könnten Sie das Fenster wieder schließen? Es zieht, und ich fürchte, mein Gesundheitszustand ist sowieso schon angeschlagen."
„Aber sicher doch." Sie legte das Sandwich auf den Tisch, ging das Fenster schließen und kam dann zurück.
„Wollen Sie vielleicht...?" Sie zeigte auf das Sandwich.
Der Jedi zögerte. „Wissen Sie..."
„Kommen Sie, essen schadet nicht, und Sie sehen aus, als wären sie schon lange nicht mehr in den Genuss gekommen."
„Sie haben recht. Das letzte Mal habe ich gestern Abend gegessen, ein paar Bissen."
Er nahm das Sandwich. „Ich heiße übrigens Obi- Wan Kenobi."
„Marga Saphir. Angenehm." Sie gaben sich die Hand und Marga setzte sich an den Tisch. Wenn Juan innerhalb zehn Minuten nicht auftauchte, würde sie wieder gehen.
Obi- Wan wurde bei dem Namen Saphir hellhörig.
„Die Frau des Bibliothekars?"
„Woher wissen Sie das?"
„Intuition. Sie wissen schon, mithilfe der Macht und alles..."
"Ach ja."
„Saphir ist ein ungewöhnlicher Name. Aber mit einem schönen Klang."
„Danke schön. Ich habe den Namen von meinem Mann angenommen. Ich glaube, früher waren die Saphirs sehr reiche und angesehene Leute. Schmeckt es Ihnen?"
Obi- Wan hatte das Sandwich in Rekordzeit aufgegessen, ohne dass er es bemerkt hatte. „Ja, das war sehr erfrischend. Hätten Sie vielleicht die Güte, oder Lust, mir manchmal was zu kochen? Ich vergesse in letzter Zeit leicht, zu essen."
Marga musste überlegen. Eigentlich hatte sie zwar nicht erwartet, noch mehr zu kochen, aber das schien ja ihr Schicksal zu sein. Und wenn sie noch dafür bezahlt werden würde...
„Ja, sicher doch. Wann wollen Sie, dass ich komme?"
"Wann würde es Ihnen denn passen? Meine Zeit wäre so zur sechzehnten Stunde?"
Marga stimmt zu, Obi- Wan erklärte ihr die weiteren Einzelheiten und wie sie zu seinem Apartment kam, und da Juan nicht kam und sie den Jedi nicht weiter stören wollte, ging Marga wieder.
Aber sie verließ die Bibliothek mit einem unerklärbaren Gefühl der Freude und zum ersten Mal seit Wochen fühlte sie sich innerlich wieder zufrieden. Das konnte doch wohl nicht an dem Job liegen, oder?
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Sidja ging hinter Jihafu her und fragte sich, warum sie sich überhaupt darauf eingelassen hatte. Mittlerweile ging Jihafu langsamer und schaute sich nervös um.
„Mensch, benimm dich nicht immer so verdächtig! Du lernst es aber auch nie!"
„Was soll ich denn machen, ich will nun mal nicht erwischt werden."
„Hey, keine Angst, niemand weiß, was du vorhast."
Die Gänge, die sie nun durchquerten, lagen abseits des Durchgangsverkehrs. Nach einiger Zeit blieb Jihafu vor einer unscheinbaren Tür stehen, die kaum von der Wand zu unterscheiden war. Es gab offensichtlich keine Möglichkeit, sie zu öffnen.
„Das ist es. Ich kann dir aber jetzt schlecht demonstrieren, wie ich sie aufgekriegt habe. Glaub mir, es war purer Zufall, dass es abends war, sonst hätte ich mir gleich alles abschminken können."
„Wäre vielleicht besser gewesen.", meinte Sidja, aber nahm die Tür doch mehr in Augenschein.
Jihafu bedachte seine Schwester mit einem strafenden Blick, doch dann sah er, dass ihr Interesse geweckt war. Er hatte es geschafft, jetzt würde sie nichts mehr aufhalten!
Sie strich mit der Hand über die Ränder der Tür.
„Hey, hey, pass auf, nachher öffnest du sie noch versehentlich!"
„Ja, ja. Was genau planst du?"
„Hm." Jihafu begutachtete die Tür. „Ich bin mir noch nicht sicher. Denkst du, du könntest es schaffen, in ein Dungeons- System eindringen? Ohne es zu beschädigen?"
„Das ist unmöglich, alleine das Hacken wird Probleme bereiten. Und dann noch ohne Schaden?
„Ich kenne jemanden, der es schaffen könnte. Aber der will nicht mehr. Er könnte uns sogar verpfeifen, ich bin mir nicht sicher, ob er es wirklich tut. Wir müssen auf jeden Fall aufpassen, dass er nichts mitkriegt."
„Äh, wir?"
„Ach, komm schon! Alleine kriege ich das nicht auf die Reihe."
„Ich weiß nicht, Jihafu. Das hier ist mehr als nur ein kleiner- Junge- Streich. Wir könnten dafür eingebuchtet werden, das ist dir doch klar?"
Während sie redeten, waren sie zurück zu den Hauptgängen geschlendert. Der Verkehr nahm zu, und eine junge Frau mit einem Tablett in der Hand blickte sie neugierig an.
„Psst. Pass auf, was du sagst.", meinte Jihafu entsetzt.
„Ich gehe jetzt mal wieder zum Unterricht. Drück mir die Daumen."
„Seit wann brauchst du denn Unterstützung beim kämpfen, oder was immer ihr auch macht?"
„Hör mal, wir machen auch geistreiche Sachen! Außerdem meinte ich, in Bezug auf unsere kleine Mission. Ich werde mal die üblichen checken, wer Interesse hat. Unauffällig natürlich."
„Tu, was du nicht lassen kannst. Aber du hast mich immer noch nicht überzeugt. Wenn es nur so zum Spaß ist, bin ich dafür, alles sausen zu lassen."
„Es dient einem guten Zweck! Du wirst schon sehen!"
Und damit war er in einem abzweigenden Gang verschwunden.
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Obi- Wan war auf dem Weg zu Yoda, um ihm seine neuesten Ergebnisse zu präsentieren. Doch seine Gedanken waren woanders. Er war äußerst erstaunt gewesen, dass er soviel Appetit aufbringen konnte. Und glücklicherweise hatte die Frau auch noch zugestimmt, ihn demnächst zu bekochen. Die ganzen Sorgen der letzten Tage erschienen ihm wie weggeblasen.
In Gedanken versunken wäre er beinahe in jemanden hinein gelaufen. Er wollte sich gerade entschuldigen, als er bemerkte, dass es sein Schüler war. Anakin erschien ihm sehr aufgebracht.
„Sehr junger Padawan! Was ist passiert?", fragte er erstaunt. Konnte man ihn nicht einmal in Ruhe am Gemeinschaftsunterricht teilnehmen lassen?
„Nichts. Es war nur so...frustrierend! Und öde! Außerdem sind die anderen alle so voreingenommen von sich selbst! Lasst mich niemals mehr da mitmachen müssen!"
„Was...?" Mitten im Satz unterbrach er sich. Er wollte es lieber nicht zu genau wissen. „In Ordnung. Komm mit, ich muss noch eben zu Yoda, dann können wir unseren Rundgang beginnen."
Sie gingen zusammen weiter.
„Ich befürchte, dass wir demnächst mehr Zeit im Flieger als auf den unteren Ebenen verbringen werden," seufzte Obi- Wan.
„Das ist gut. Ich hatte schon lange kein Training mehr im Fliegen."
„Aber der Grund ist weniger gut, Anakin. So, warte hier draußen."
„Aber..."
„Kein aber. Ich bin gleich wieder zurück."
Während Anakin wartete, dachte er nach. Verraten würde er Jihafu sicher nicht. Aber Jihafu würde nicht aufgeben, das war klar. Und er kannte hier viele Leute, die als Komplizen einspringen könnten. Doch Anakin wollte selber mitmachen, und nicht irgendein anderer minderbemittelter Padawan. Er durfte keine Zeit verlieren!
Obwohl er wusste, dass er dafür eine Strafe absitzen werden muss, machte er sich sofort auf den Weg. Er wusste nicht, ob die Mittagspause schon zuende war, aber er rannte aufs Geratewohl zu den Lehrräumen.
Verschiedene Padawan saßen zusammen und unterhielten sich, von Jihafu war jedoch keine Spur. Doch Anakin hatte einen Verdacht, wo er sich rumtrieb. Er rannte zu dem Gang, wo die Geheimtür sich befand, doch bevor er dort ankam, knallte er mit Jihafu zusammen und die beiden fielen hin.
„Mensch, kannst du nicht aufpassen? Wohin willst du denn so eilig?" regte Jihafu sich auf, während er sich aufrappelte.
„Zu dir. Weißt du, manchmal geht mein Temperament mit mir durch. Ich werde dich natürlich nicht verraten. Und ich bin noch dabei."
„So, und wer sagt, dass du noch dabei bist? Zufällig habe ich gerade erst mein Team erweitert und brauche keinen weiteren Technikfreak mehr!"
„Ach komm schon! Ich bin sicher, dein Technikfreak ist nicht halb so gut wie ich! Ich kann dir gleich heute Abend mein Können zeigen!"
„Okay, dann beschließe ich heute Abend, ob du mit dabei bist, nicht früher."
„Wann ist dein Unterricht zuende? Ich gehe mit meinem Meister auf einen Rundgang, wie wäre es mit achtzehn Uhr?"
„In Ordnung."
Jihafu ging weiter. Das war ja zu einfach gewesen. Hauptsache, Anakin hatte was auf dem Kasten, dann wären drei genug. Wenn nicht, würde er sich noch woanders umschauen müssen. Aber das hatte Zeit.
Anakin rannte wieder zurück. Wenn er Glück hatte, war Obi- Wan noch bei Yoda. Manchmal konnte das länger dauern. Als er um die Ecke bog, war weit und breit niemand zu sehen. Aber das hatte nichts zu sagen, wenn Obi- Wan rausgekommen war und ihn nicht angetroffen hatte, war er sicher schon auf der Suche nach ihm.
Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen und klopfte dann an.
„Eintreten du darfst" erklang Yodas Stimme. Anakin öffnete die Tür und trat ein. Yoda und Obi- Wan blickten ihn fragend an.
„Meister, es wird langsam Zeit."
„Anakin, warte gefälligst draußen! Ich beeile mich auch!"
Ha, noch einmal Glück gehabt. Nach einiger Zeit kam Obi- Wan raus.
„Du musst dich endlich in Geduld üben, mein ungeduldiger Padawan. Heute können wir unseren Rundgang nicht so ausführlich gestalten, da ich nachher noch einen Termin habe. Du hast dann früher frei."
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So, ab jetzt werde ich aber nur noch weiterposten, wenn auch irgendjemand diese Geschichte liest (und um das zu erfahren brauche ich...-tadaa, Reviews natürlich)!
