A/N: Vielen, vielen Dank für deine Review, Nakry! Und ich verspreche dir, solange ich wenigstens einen Leser habe, schreibe ich weiter! Also, immer schön mich wissen lassen, wie es dir gefiel :-D !

Der letzte Saphir

Veränderungen liegen in der Luft

Juan war froh, als er den Jedi über die Bewachungskameras rausgehen sah. Er wollte ihm lieber nicht mehr begegnen, denn er hatte so das Gefühl, als wäre er zu interessiert an seiner Familiengeschichte, und solchen Jedi gab man am besten nicht zu viele Informationen, wenn man nicht wollte, dass sie zuviel über einen herausfanden.

Vor allem nicht in Juans Position. Ja sicher, nach außen hin war er der einfache, fleißige Bibliothekar. Aber wovon niemand etwas ahnte, nicht einmal seine Frau, war sein sehr lukrativer Zweitjob. Was hatte Marga eigentlich mit dem Jedi geredet? Nicht, dass er sie auch noch ausgefragt hatte. Aber Juan konnte Marga nicht darauf ansprechen, denn sie durfte nicht wissen, dass er sie beobachtet hatte. Sonst würde sie nachfragen, rauskriegen, dass er nicht dem Jedi begegnen wollte und schon war ihr Interesse geweckt.

Er ordnete die gebrauchten Bücher und Mikrochips wieder ein und verlor sich in seiner Arbeit.

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Als Marga in ihr Apartment zurückkehrte, erschien es ihr seltsam leer. Dieselbe Leere wie immer, doch diesmal drückte sie mehr auf Margas Gemüt. Fast unertragbar. Sie schaute auf die Uhr. Zwei Uhr. Noch zwei Stunden. In der Zeit konnte sie sich ein Bad gönnen. Ja, das kam Marga wie eine gute Idee vor, dass hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Warum, fiel ihr selber nicht ein, genug Zeit hatte sie schließlich.

Während sie die Vorbereitungen traf, summte sich vor sich hin. Sie wusste, warum sie die Lust am Kochen verloren hatte. Sie hatte immer nur Rezepte nachgekocht, und schon lange nicht mehr improvisiert. Ein wohlschmeckendes Gericht aus den vorhandenen Zutaten zaubern, das konnte sie früher besonders gut. Ein Glück, dass ihr neuer Job, wenn auch noch nicht angetreten, ihr den richtigen Weg gewiesen hatte.

Nachdem sie fertig war mit Baden, bemerkte sie, dass Sidja wieder in der Wohnung war.

„Nun Schatz, wann musst du denn wieder zum Dienst?"

„Um vier, Mama, und dann komm ich wohl erst wieder gegen neun zurück. Du brauchst mir nichts übrig zu lassen, ich esse ja mit der Senatorin."

„Sicher. Hier, gib ihr das von mir und sag, es wäre ein Zeichen meiner Dankbarkeit. Hoffentlich muntert sie das auf."

Sie gab Sidja den Eintopf.

„Ob das eine gute Idee ist? Ich meine, einen Eintopf für eine Senatorin?"

Etwas beleidigt schaute Marga ihre Tochter an.

„Nun hör mal, wenn das, was ich koche, nicht gut genug ist..."

„Nein, schon gut, Mama, ich bin sicher, sie freut sich darüber. Und wenn es nur die Geste ist, die sie schätzt. Immerhin hat sie Köche, die Drei- Sterne- Menüs zaubern."

Marga ging nicht weiter darauf ein. Stattdessen verzog sie sich in ihr Schlafzimmer. In solcher Kleidung wie heute Morgen wollte sie dem Jedi nicht mehr unter die Augen treten, immerhin war sein Orden dafür verantwortlich, dass sie in Frieden leben konnten.

Erst als Sidja eine Verabschiedung reif, merkte sie, dass sie zu viel Zeit mit der Kleiderauswahl verbracht hatte. Wenn sie nicht zu spät kommen wollte, musste sie jetzt los.

Sie erinnerte sich genau an die Beschreibung, so dass sie schnell und pünktlich da war. Auf dem Türschild stand „Meister Obi- Wan Kenobi". Sie betätigte die Klingel und kurz darauf wurde ihr geöffnet.

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Obi- Wan war froh, dass Anakin nicht gefragt hatte, ob er ihn bei dem Termin begleiten könne. Es wäre schwer geworden, ihn noch einmal abzuweisen.

Als es klingelte, guckte er auf den Überwachungsbildschirm und öffnete dann.

„Kommen Sie herein!", begrüßte er Frau Saphir.

Sie trat ein und schaute sich verlegen um.

„Wo ist denn...die Küche?"

Obi- Wan führte sie hin. „Ich muss Ihnen sagen, ich bin sehr froh, dass sie etwas Zeit erübrigen konnten, Frau Saphir."

„Nicht doch, das ist...na ja, wissen Sie, kochen gehört zu meinen Leidenschaften, und ich freue mich doch immer, wenn ich andere bekochen kann."

„Ich hoffe, sie können mit meinen Vorräten etwas anfangen. Ich hatte leider keine Gelegenheit, einzukaufen."

„Lassen Sie mich nur machen, Herr Kenobi, Sie werden erstaunt sein."

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Anakin fragte sich, wann der Unterricht von Jihafu wohl zuende sei. Er hatte achtzehn Uhr vorgeschlagen, weil das normalerweise die Zeit war, zu der er mit Obi- Wan zurückkehrte. Konnte er denn wissen, dass Obi- Wan ausgerechnet heute früher wegmusste?

Er ging zu den Unterrichtsräumen, die nahe der PZ gelegen waren, und fand sie leer vor. Entweder war der Unterricht vorüber, oder er fand woanders statt. Anakin überlegte, zu Jihafus Wohnung zu gehen, aber er war sich nicht sicher, ob er sie finden würde. Na ja, wozu gab es die Auskunft im Eingang des Gebäudes.

„Saphir?" Der Angestellte tippte in seinen Computer. „Wie der Edelstein?"

„Ich schätze schon."

„Dritter Stock, Korridor T24, Apartment 9."

„Vielen Dank."

Den Stock hätte Anakin ja noch gewusst. Er machte sich auf den Weg und suchte Gang T24. Sobald er ihn gefunden hatte, erkannte er auch die Umgebung wieder. Er klopfte an, und Jihafu öffnete ihm.

„Oh. Anakin. Schon wieder zurück?"

„Wie du siehst. Hast du jetzt schon Zeit?"

„Ja. Klar." Er kam raus und verriegelte die Tür, doch dann fiel ihm etwas ein.

„Moment. Ich glaube, vor achtzehn Uhr wird es da nicht leer sein." Er überlegte einen Augenblick lang. „Du, komm doch noch solange mit rein, ich hab gerade sturmfrei. Keine Ahnung, wo meine Mutter ist."

„Das sollte dir zu denken geben", meinte Anakin, als sie reingingen.

„Ach was. Sie kann doch machen, was sie möchte. Wenn Vater es nicht wüsste, das würde mir zu denken geben."

Er stutzte. „Obwohl, ich glaube kaum, dass Pa viel mitkriegt, er hat immerhin jede Menge Arbeit. Egal, lassen wir das. Hier ist mein Zimmer."

Er schmiss sich aufs untere Bett und Anakin blieb unschlüssig stehen, da es keine Sitzgelegenheiten gab.

„Fühl dich wie zuhause!"

„Ähm..."

„Ich meine, du kannst ruhig nach oben aufs Bett gehen, meine Schwester kommt heute spät wieder. Ach, übrigens..."

Anakin kletterte die Leiter hoch und setzte sich so hin, dass seine Füße nach unten baumelten. „Ja?"

„Ich habe sie jetzt doch überzeugt. War nur ne Frage des Timings."

„Wieso war das überhaupt wichtig? Ich meine, sie ist doch nur ein Mädchen."

„Sie ist kein Mädchen, sie ist älter als ich, neunzehn. Und hat jede Menge von unserem Vater gelernt, als er noch nicht der Chef der Bibliothek war. Ich brauche sie als moralische Unterstützung. Sozusagen."

Anakin nahm das Buch, das auf dem Bett lag.

„Aber sie liest ´Ritter der Gezeiten. Weiberkram."

„Ich habe ja auch nie abgestritten, dass sie ne Frau ist. Nur halt kein kleines Mädchen mehr. Aber das Buch finde ich auch schwachsinnig. Lass es uns verstecken!"

„Erzähl mir lieber, was du vorhast, wenn wir in der Zentrale sind."

„Am besten wäre es, du schaltest die Geräte ein, warte, nicht alle, ja, die Überwachungsmonitore. Denkst du, du kriegst das hin?"

Glaubte Jihafu, Monitore anzuschalten gehöre zu den schweren Sachen? Dann würde er ihn ja leicht überzeugen können.

„Hm, bestimmt."

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„Das schmeckt hervorragend! Frau Saphir, ich habe schon lange nicht mehr so etwas Gutes gegessen!" Obi- Wan hatte auch schon lange nicht mehr so viel gegessen. „Ich kann meinen Dank gar nicht genug ausdrücken!"

Marga errötete. „Das Kompliment kann ich gar nicht annehmen."

Obi- Wan zwinkerte. „Nur keine falsche Bescheidenheit. Wie soll ich Ihnen bloß genug danken?"

Marga saß Obi- Wan gegenüber, aber sie aß selber nichts, denn gleich gab es ja noch Abendessen mit der Familie. Stattdessen unterhielten sie sich.

„Es reicht mir, dass es Ihnen schmeckt. Bei mir zuhause isst niemand mit solcher Begeisterung."

„Das sollten sie aber. Wie viele Kinder haben Sie denn?"

„Zwei. Einen Jungen und ein Mädchen. Wissen Sie, mein Sohn ist sogar Padawan", sagte sie, nicht ohne Stolz.

„Interessant, vielleicht kenne ich ihn ja. Wie heißt er denn?"

„Jihafu."
Obi- Wan überlegte. „Nein, nie gehört."

Marga blickte auf die Uhr. Viertel vor sechs. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, meine Familie wartet auf mich. Schon wieder kochen", lachte sie.

„Kein Problem. Wann wollen Sie morgen kommen? Mir persönlich wäre etwas früher oder später passender."

Marga überlegte. Die Kinder erschienen gegen eins und blieben bis kurz vor zwei.

„Sagen wir, um zwei?"

„Einverstanden. Na dann, ich freue mich." Er gab ihr zum Abschied die Hand und beschwingt verließ Marga die Wohnung.

Endlich mal jemand, der ihre Kochkünste zu schätzen wusste! Verträumt ging sie zu ihrem Apartment. Gerade wollten Jihafu und der Junge von gestern, Anakin, die Wohnung verlassen.

„Wo willst du denn hin, mein Lieber? Es gibt gleich Essen, bis dahin bleibst du schön hier!"

„Aber Ma!"

„Keine Widerrede! Dein Freund kann ausnahmsweise noch einmal mitessen, Sidja ist ja bei Amidala."

Widerspenstig gingen sie zurück in den Wohnraum, Marga machte sich sogleich in der Küche zu schaffen.

„Bei Amidala? Also habe ich mich gestern doch nicht verhört?", fragte Anakin. „Ich kenne nur eine Amidala, Padmé, als ich noch ein Junge war, habe ich sie getroffen."

„Oh, du Glücklicher, du musst diesen Namen nicht tagein, tagaus hören. Senatorin Amidala hier, Senatorin Amidala dort, ich habe es satt. Und meine Schwester klauen tut sie auch!"

„Aber ich verstehe nicht, sind deine Schwester und Amidala befreundet?"

„Nö, Sidja ist ihr Zofe. Aber ihre Lieblingszofe, hab ich das Gefühl. Ich weiß ja nicht, wie oft die anderen eingespannt werden. Und das Schlimmste ist, Sidja macht es nichts aus." Als Juan kam, aßen sie, und dann brachen sie sich endlich auf.

Bei der berüchtigten Tür angekommen, öffnete Jihafu die Tür, indem er den Rand mit seinen Finger nach Unebenheiten abtastete und hier und da zog, bis sie nachgab. Leise schlichen sie sich rein, man wusste ja nie, ob nicht jemand mal Überstunden machte. Doch keiner war da.

Anakin blickte sich erstaunt um. Hier war er noch nie gewesen. Jihafu ging zielstrebig auf eine Wand voller Monitore zu.

„Woher weißt du eigentlich, dass das Überwachungsmonitore sind?"

„Kenn ich zu genüge aus Filmen. Außerdem habe ich eine versteckte Kamera in unserem Wohnzimmer gefunden, und wenn man da eins und eins zusammenzählt..."

„Trotzdem..."

„Mensch, was seid ihr denn alle so misstrauisch. Wir probieren es jetzt aus, und dann ist alles klar."

Anakin überprüfte die Möglichkeiten.

„Also, einschalten dürfte kein Problem sein, und ausschalten sicher auch nicht... Aber das ist bestimmt nicht alles, was du willst, oder?"

„Für den Anfang dürfte es genügen."

Tatsächlich schaffte es Anakin, und nach ein paar Minuten flackerten auf den Bildschirmen tausende von Wohnzimmern auf.

„Ich wusste es!", entfuhr es Jihafu.

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Sidja saß Amidala gegenüber. Normalerweise speiste diese alleine, deswegen war es nicht verwunderlich, dass die Diener hinter ihrem Rücken tuschelten. Na toll, dachte Sidja, ab morgen werden mich alle beäugen als wäre ich eine Aussätzige.

Die erste Hälfte verlief schweigsam, doch dann wollte Amidala alles Mögliche wissen. Sidja antwortete, ohne selber Fragen zu stellen. Das wagte sie nicht. Aber langsam verlor sie ihre Scheu vor der Senatorin.

„Wie bist du eigentlich darauf gekommen, eine Stelle als Dienerin anzunehmen, anstatt eines anderen Berufes?"

„Nach der Schule war das einzige, worauf ich zurückgreifen konnte, ein Interesse an Elektronik und so ein Kram. Und als meine Mutter erfuhr, dass die neue Senatorin Zofen suchte, war ich begeistert, denn ich kümmere mich gerne um andere. Das habe ich wohl von meiner Mutter", fügte sie mit einem Lächeln hinzu.

Amidala war froh, dass Sidja endlich auftaute.

„Deine Mutter. Du redest oft von ihr, sie muss eine sehr gütige Frau sein."

„Ja. Sie hat mir etwas für euch mitgegeben, als Zeichen ihrer Ehrerbietung. Es ist nur ein Eintopf, aber meine Mutter drückt ihre Gefühle immer mit Essen aus."

Amidala erschien überrascht, doch dann schien sie erfreut.

„Das ist sehr nett von ihr. Spreche ihr meinen Dank aus."

„Das werde ich."

Sidja widmete sich wieder ihrem Teller.

Plötzlich musste sie an Jihafus Aussage denken. Amidala hatte ganz sicher keine Kamera in ihrem Wohnzimmer. Außer, wenn sie von dieser Überwachungsaktion nichts wusste. Aber das konnte Sidja sich nicht vorstellen. Trotzdem stellte sie zum ersten Mal eine Frage, anstatt die Befragte zu sein.

„Und warum seid Ihr zurückgetreten? Ihr ward doch vorher Königin auf Naboo?"

„Weißt du, es tut einem Volk nicht gut, wenn es die ganze Zeit nur einen Führer hat. Das verhindert ein Aussteuern der politischen Vorkommnisse."

„Ah."

„Aber du bist wohl nicht sonderlich politisch interessiert?"
"Ich fürchte, nein, Senatorin."

„Das macht doch nichts. Ebenso tut es einem Volk gut, wenn es Menschen mit unterschiedlichen Interessen hat, nicht wahr?" Amidala lächelte Sidja an, doch diese meinte nur verunsichert: „Ja, sicher."

Nach vollbrachter „Arbeit" machte sie sich erschöpft auf den Heimweg, welcher ja zum Glück nicht lang war. Nur ein paar Etagen runter und ein paar Korridore entlang.

In ihrem Zimmer begrüßte Jihafu sie erfreut. „Sidja, du musst unbedingt morgen Abend mitkommen! Anakin hat es geschafft, die Monitore einzuschalten!"

„Langsam, langsam! Du hast mir noch nicht gesagt, welchem Zweck deine Spionage dient. Und außerdem kenne ich keinen Anakin."

„Das zeigt nur, dass du viel zu viel Zeit mir der Senatorin verbringst! Denn zufälligerweise war Anakin seit gestern schon zweimal hier und außerdem verbringe ich fast meine ganze Freizeit mit ihm!"

„Du weißt ganz genau, dass ich nur meinen Job mache!"

„Ja, ja", maulte Jihafu unten in seinem Bett.

Sidja gab es auf und wollte noch etwas lesen, doch dann merkte sie, dass ihr Lesezeichen herausgefallen war.

„Jihafu! Was soll das denn schon wieder?"

Doch Jihafu gab keine Antwort mehr.

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Marga erwachte am nächsten morgen so fröhlich wie schon lange nicht mehr. Sie konnte nicht umher sogar bei ihrer Morgentoilette vor sich hinzusummen. Konnte es denn sein, dass das Leben so viel leichter und angenehmer wurde, nur weil sie jetzt noch mehr kochen durfte? Es kam ihr lächerlich vor, aber genauso war es.

Juan merkte nichts von ihrer veränderten Laune, denn er war in Gedanken schon in der Bibliothek. Langsam machte es ihm zu schaffen, dort zu arbeiten und dann noch Informationen zu sammeln, die seinem anderen Auftraggeber nützlich sein konnten. Und dann auch noch dieser Kenobi gestern! Hoffentlich kam er heute nicht wieder.

„Was ist, Ma? Gut geträumt?", kommentierte Jihafu das Verhalten seiner Mutter.

„Hm? Ja, und du?"

„Ich auch", antwortete er und bedachte seine Mutter mit einem schiefen Blick, den diese aber nicht bemerkte.

Nachdem die beiden männlichen Familienmitglieder gegangen waren, weckte Marga Sidja. Sie hatte heute später Dienst. Als sie frühstückte, blätterte Marga ein Küchenjournal durch. Dann blickte sie auf.

„Hey, Sidja, willst du wissen, was gestern passiert ist? Ich habe jetzt einen Nebenjob."

Sidja war durchaus neugierig und so erzählte Marga ihr alles.

„Wow, Mama, das ist ja toll! Übrigens hat Amidala sich sehr über den Eintopf gefreut!"

„Na siehst du, und du wolltest mit nicht glauben!"

Als auch Sidja weg war, war es erst neun Uhr. Was sollte sie denn jetzt noch machen? Unbewusst wartete sie nur darauf, losgehen zu können.

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Auch Obi- Wan wirkte unkonzentriert heute Morgen.

„Was ist los, Meister?", fragte Anakin, als er ihn schon wieder im Schwertkampf besiegte.

„Ich bin nicht ganz bei der Sache. Die Saphirs machen mir zu schaffen."

Anakin stutze und fürchtete, alles wäre rausgekommen. Vorsichtig fragte er nach. „Die Saphirs?"

„Ach, du kannst sie nicht kennen. Der Bibliothekar hatte so eine Tätowierung, und als ich nachfragte, meinte er, Familienkennzeichen. Ich wollte eigentlich mehr nachforschen, habe es dann aber vergessen. Und seine Frau kocht seit gestern für mich, du müsstest mal ihr Essen kosten, ausgezeichnet."

„Ja, ich weiß."

„Du weißt was?"

„Ähm, das mit der Tätowierung. Ich meine, Meister Yoda hat es schon einmal erwähnt."

„So, hat er das? Dann frag ich ihn am besten mal danach."

„Lieber nicht, er hat es sicher schon vergessen. Ihr wisst doch, wie er ist..."

Obi- Wan war etwas verduzt. Seit wann war Yoda denn vergesslich? Aber er ging nicht weiter darauf ein.

„Vielleicht sollten wir einmal der Bibliothek einen Besuch abstatten, was meinst du, Anakin?"

„Was erhofft Ihr euch davon?"

Anakin hielt von der Idee überhaupt nichts, denn dann würde rauskommen, dass er die Saphirs kannte. Und dann würde Meister Kenobi solange darin rumstochern, bis er herausfand, was er und Jihafu so in ihrer Freizeit planten.

„Ein Gespräch mit Saphir? Ich möchte zu gerne mehr erfahren."

„Und was soll ich dann da? Was ich brauche, sind Erfahrungen und Übungen, keine Nachforschungen über Stammbäume."

Damit hatte er Obi- Wan überredet und sie kämpften weiter. Bis um viertel vor zwei. Dann musste Obi- Wan dringend weg, und Anakin hatte schon wieder freie Zeit. Davon hatte er in letzter Zeit so viel, dass er gar nichts damit anzufangen wusste. Aber er hatte ja jetzt einen Freund, den er besuchen konnte. Hoffentlich ging er ihm nicht langsam auf die Nerven.

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Als Sidja in ihrer Mittagspause nach Hause kam, war Marga nicht da, und Sidja erinnerte sich an den neuen Job ihrer Mutter. Lunch musste sie sich jedoch nicht selber machen, Marga hatte es fürsorglich auf den Tisch gestellt. Schade nur, dass Jihafus Pause schon vorbei war. Immer diese unregelmäßigen Zeiten, das war ein Nachteil, wenn man für die Senatorin arbeitete.

Doch jetzt klopfte es an die Tür. Sidja war überrascht. Sonst verirrte sich niemand in Gang T24, einer der hinteren Gänge. Da hatte sich wohl einer in der Tür geirrt. Sie riss die Tür auf und starrte den Jungen an, der davor stand, unfähig, etwas zu sagen. Er erwiderte ihren Blick, aber sagte ebenfalls nichts. Obwohl Sidja normalerweise nicht vorschnell urteile, fand sie ihn auf Anhieb sympathisch.

„Ja? Sie wünschen?" Sidja fragte sich, warum sie ihn siezte, denn er war ungefähr in ihrem Alter. Es schien ihn außerdem zu verunsichern.

„Ich wollte zu Jihafu..."

Jetzt dämmerte es Sidja. „Bist du Anakin?"

„Ja. Dann bist du wohl Sidja? Habe schon viel von dir gehört."

„Die bin ich. Aber Jihafu ist nicht da, tut mir leid."

„Hm, macht nichts." Er blickte sie, wie es ihr vorkam, herausfordernd an

„Ja. Möchtest du vielleicht reinkommen? Du kannst ihm ja eine Nachricht hinterlassen."

„Okay."

Er trat ein und sie schloss die Tür. Dann ging sie in die Küche, holte ihren Joghurt und schaute sich nach einem Stift und einem Zettel um. Wie praktisch, dass Marga immer welche für ihre Einkaufslisten herumliegen hatte.

„Hier." Sie gab ihm im Wohnzimmer die Sachen, setzte sich neben ihn auf die Couch und beobachtete ihn dabei, wie er nachdachte, was er schreiben sollte, während sie ihren Joghurt löffelte. Er hatte kurze, dunkelblonde Haare und einen seltsamen Ausdruck im Gesicht, der Sidja aber gefiel.

„Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du mich anstarrst!", meinte er, ohne aufzusehen.

„Sorry", sagte sie, aber änderte ihre Position nicht. „Jihafu meinte, du wärst wohl schon öfter hier gewesen."

„Zweimal."

„Nicht übel."

Jetzt blickte er sie an. „Nicht übel?"

„Nun ja, normalerweise ziehen Jihafus Freunde es vor, sich nicht bei seiner Familie blicken zu lassen."

„Dann sind das aber keine richtigen Freunde."

„Nennen wir sie seine Komplizen. Und du bezeichnest dich als richtigen Freund, ja?"

„Das habe ich nicht gesagt."

„Aber angedeutet."

„Bist du immer so kompliziert?"

„Was denkst du denn?"

„Jetzt reichts mir aber. Sag Jihafu einfach, dass ich da war."

Er stand auf und ging zur Tür. Als er die Hand auf der Klinke hatte, zögerte er jedoch und fragte: „Was hältst du eigentlich von Jihafus Plan?"

„Ich weiß nicht. Was bezweckt er damit? Das ist doch irgendwie...illegal."

„Illegal? Hast du schon mal die ganzen Monitore gesehen? Da kommt mir eher der Gedanke, dass die nicht ganz legal handeln."

„Also, solange ich es nicht mit eigenen Augen gesehen habe, bin ich skeptisch."

„Na schön. Komm mit, ich zeigs dir."

„Um diese Uhrzeit? Hast du nicht mehr alles Tassen im Schrank?"

„Du könntest die Täter in Aktion sehen."

„Du bist ja krank."

„Also?"

Sidja überlegte. „Na gut, aber nur ein ganz kurzer Blick durch den schmalsten Türspalt, den du dir vorstellen kannst."

Anakin grinste, als Sidja ihren Joghurt wegbrachte. Sie könnten jederzeit erwischt werden, und Anakin liebte das Risiko.

Den Weg zur „geheimen" Tür kannten beide schon. Unterwegs musterte Anakin Sidja.

„Ich habe mir dich irgendwie anders vorgestellt. Kindlicher."

Sie betrachtete ihn von oben bis unten. „Und dich habe ich mir etwas verantwortungsbewusster vorgestellt."

„Hey, beschwer dich mal nicht, du machst doch mit."

„Schon gut, reg dich wieder ab. Ich frage mich nur, warum."

„Warum was?"

„Warum ich mich darauf eingelassen habe."

„Das liegt an meiner Überzeugungskraft," meinte Anakin und grinste abermals.

„Ja. Klar." Doch Sidja musste sich ein Lachen verkneifen.

Da es mitten am Tag war, waren die Gänge sehr belebt. Dennoch schafften sie es, ungesehen in den Gang zu kommen.

Anakin machte sich an der Tür zu schaffen. Nach ein paar Minuten wurde Sidja misstrauisch.

„Du fummelst ja nur an der Tür rum. Hast du überhaupt eine Ahnung davon, wie sie aufgeht? Weißt du, dass zu dieser Tageszeit die Wahrscheinlichkeit, jemanden hier zu treffen, sehr groß ist?"

Anakin ignorierte sie und versuchte es weiter. Bis es Sidja zuviel wurde und sie ihn wegschuppste. „Lass mich mal. Halt lieber Wache." Anakin wollte erst protestieren, so ließ er sich nicht behandeln, aber dann hielt er sich davon ab.

Sidja hatte auch keinen Erfolg. „Hm."

„Was ist denn?", fragte Anakin ungeduldig.

„Vielleicht ist es eh besser, wenn wir nicht reinkommen."

„So leicht gebe ich nicht auf. Wäre ja noch schöner."

„Meine Mittagspause ist gleich vorbei."

„Was für eine Ausrede." Er guckte sich die Tür näher an. „Jihafu hat es doch auch geschafft."

Während er wieder beschäftigt war, dachte Sidja, dass dies alles doch sowieso keinen Sinn hatte.

„Ich geh dann mal wieder." Sie drehte sich um und wollte einen Schritt machen, doch dann merkte sie, wie Anakins Hand sich in ihren Arm grub. „Warte! Guck doch!"

Sie drehte sich zurück und sah, dass er es tatsächlich geschafft hatte: die Tür stand Millimeterbreit offen.

„Wow. Gratuliere!", meinte sie mit einem sarkastischen Unterton.

„Jetzt guck auch durch, wofür habe ich mir denn die ganze Mühe gemacht?" Anakin war stolz, dass er ihr die Tür noch vor ihrem Bruder geöffnet hatte.

„Weiß nicht, vielleicht wegen dem Kick?"

„Das auch. Willst du es nun sehen oder nicht?"

„Ja, ja." Sie näherte sich dem Spalt und schielte durch. Erkennen konnte sie jedoch nichts. „Ich sehe nichts", flüsterte sie, aus reiner Vorsicht.

„Dann schieb noch mehr auf", sagte Anakin in normaler Lautstärke, wofür sie ihn strafend anblickte. Doch er verdrehte nur die Augen und schob die Tür mit einer Hand auf.

Sidja streckte ihren Kopf ganz durch den Spalt. Wenn das mal nicht böse enden würde. Wenigstens konnte Sidja diesmal was erkennen. Einen riesigen Raum, tausende von Geräten und Leute, die davor hockten, sowie welche, die im Raum umherliefen. Schnell zog sie ihren Kopf zurück.

„Was für eine Schnapsidee.", wisperte sie. Anakin zog sie grob weg und lugte selber durch den Türspalt. „Nur nicht zu zärtlich," beschwerte Sidja sich und rieb sich ihren Arm. Sie zog ihrerseits Anakin von der Tür weg, nicht ohne fester zuzupacken als nötig, und schloss diese. „Zu gefährlich."

„Aua!"

„Oh, ein blauer Fleck und unser Jedi ruft nach seiner Mami?" versuchte Sidja ihn zu provozieren. Doch Anakin ging nicht darauf ein.

„Sehr lustig. Lass uns lieber aus dem Gang hier verschwinden."

„Das ist doch mal ein vernünftiger Vorschlag!"

Auf den Hauptgängen schaute Sidja auf ihre Uhr. „Scheiße, jetzt muss ich mich aber beeilen. Also dann, Anakin..."

Doch Anakin hatte nicht vor, sie einfach so gehen zu lassen.

„Hey! Du hast mir noch nicht gesagt, was du davon hältst!"

Sidja stoppte ihren Versuch, davon zu stürmen und schaute ihm verwundert in die Augen, die verräterisch funkelten. „Ich habe keine Zeit mehr, sieh doch..."

„Ich komm halt noch ein Stück mit. Wohin musst du?"

„Nach oben."

„Na, dann eben heute Abend."

„Wie du meinst."

„Wie ich meine? Kommst du heute Abend mit oder nicht?"

„Wenn es dich glücklich macht. Ich muss jetzt aber, tschüss!" Und damit war sie schon auf dem Weg nach oben. Warum war er so hartnäckig? Nicht, dass sie sich nicht freuen würde, ihn wiederzusehen, aber gerade er sollte kein Interesse an ihr zeigen. Wahrscheinlich war das sein Trick, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

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Auch heute schmeckte es Obi- Wan wieder vorzüglich. Und auch heute erfreute er sich wieder an Margas Gesellschaft. Er hatte sie sogar überreden können, eine Kleinigkeit mit ihm zu essen.

Mittlerweile war auch schon so etwas wie eine Freundschaft zwischen ihnen entstanden, wenn man das nach so kurzer Zeit schon behaupten konnte. Vor allem Marga war darüber sehr verwundert, da sie gewöhnlicherweise nicht so schnell Freundschaften schloss.

Doch ausgerechnet von ihr war das Angebot gekommen, sie zu duzen.

„Ach, Herr Kenobi, nennen sie mich doch Marga, schließlich bin ich ja jetzt Ihre Köchin", hatte sie gesagt.

„Gerne", hatte Obi- Wan geantwortet, „aber nur, wenn du mich dann auch Obi- Wan nennst?"

Damit war das beschlossene Sache.

Jetzt saßen sie wie gesagt am Esstisch und unterhielten sich.

„Wie lange wohnst du eigentlich schon auf Coruscant?"

„Seit meiner Geburt. Und seit ich den Bibliothekar geheiratet habe, wohne ich in dem Tempel. Und wie sind Sie, äh, du darauf gekommen, Jedi zu werden?"

„Ein Jedi- Meister, der leider nicht mehr unter uns weilt, hat mich entdeckt und meine Ausbildung übernommen."

Mittlerweile waren sie fertig mit dem Essen, aber das beachteten sie kaum. Erst als Marga auf ihre Uhr blickte, schreckte sie auf. „Schon so spät! Mein Sohn kommt gleich aus der Schule wieder!" Hastig stand sie auf und wollte abräumen. Doch Obi- Wan legte seine Hand auf die ihre.

„Lass nur. Ich mach das schon."

Sie blickten sich an, und Marga verlor sich in seinen blauen Augen, bevor sie die Kontrolle wiedererlangte und ihre Hand wegzog, ein „Dankeschön" stammelte und schnell die Wohnung verließ.

Als sie weg war, machte sich Obi- Wan ans aufräumen. Irgendwie kam er mit dieser Frau nicht klar, das heißt, eher mit seinen Gefühlen ihr gegenüber. Er musste aufpassen, dass da nichts aus dem Ruder lief, er war schließlich ein Jedi. Nach dem Abwasch meditierte er deshalb erst einmal ausführlich, um Ruhe und Pflichtbewusstsein stärker an die Oberfläche seines Geistes kommen zu lassen. Er brauchte jetzt alle Kraft, um sich auf die kommenden Unruhen vorzubereiten. Außerdem hatte er Anakins Unterricht vernachlässigt, dabei brauchte der Junge das dringend.

Apropos Anakin. Den hatte er ja ganz vergessen. Wahrscheinlich verzweifelte er schon, weil er zuviel Freizeit hatte. Er ging zu den PZ. Und tatsächlich, Anakin lag auf seinem Bett. Obi- Wan blieb in einiger Entfernung stehen und beobachtete Anakin. Schon immer hatte er seinen Padawan dazu angehalten, mehr zu meditieren, und dass dieser sich jetzt augenscheinlich daran hielt, berührte ihn zutiefst.

Trotzdem war jetzt nicht der passende Augenblick dazu. Er ging leise zu ihm und räusperte sich, damit Anakin ihn bemerkte und langsam wieder zu sich kommen konnte.

Doch dieser setzte sich ruckartig auf. „Ach, Ihr seid es."

„Du solltest an deiner Rückkehrtechnik arbeiten, mein junger Padawan."

„Was? Ach so. Ja, das werde ich."

Er konnte seinem Meister ja schlecht erzählen, dass er nicht meditiert, sondern einfach nur nachgedacht hatte. In den letzten Tagen war so viel passiert, was Anakins Gedanken von seiner Ausbildung ablenkte. Er reflektierte immer alles, und dass er es heute alleine geschafft hatte, die Tür zu öffnen, und nicht erwischt wurde, machte ihn ungeheuer stolz. Natürlich dachte er auch über Sidja nach. Warum hatte Jihafu sie eingespannt, wo er doch ihn hatte? Sie erschien Anakin nicht sehr talentiert. Und außerdem irgendwie unbeholfen...

„Anakin! Hörst du mir überhaupt zu?"

„Bitte?"

Obi- Wan verdrehte die Augen. „Ich sagte, dass die Senatorin bald für einige Zeit verreisen wird, und es könnte durchaus sein, dass wir sie zu ihrem Schutz begleiten müssen."

„Meint Ihr, sie nimmt ihre Zofen mit?"

„Wie? Ein paar auserwählte wahrscheinlich. Du kannst ja Fragen stellen. Das tut doch jetzt nichts zur Sache."

„Tut mir leid, Meister."

„Nein, du könntest sogar Recht haben...", meinte Obi- Wan nachdenklich. „Wir sollten ihre Dienerinnen überprüfen, sie könnten Verrat im Sinn haben. Ich veranlasse sofort das nötigste."

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Endlich hatte Jihafu frei. Den ganzen Tag über war er angespannt gewesen, und mehr als einmal hatte Meister Yoda ihn gescholten. Aber sobald er aus hatte, flitzte er nach Hause. Dann erst fiel ihm ein, dass Sidja erst später kommen würde, und Anakin sowieso erst ab achtzehn Uhr, wenn sie zu Abend aßen, also musste er sich bis danach gedulden. Er beschloss, in die Bibliothek zu gehen. Vielleicht fand er ja etwas Nützliches heraus.

Es war sehr still in der Bibliothek und in einer Ecke sah er Juan arbeiten. Er steuerte auf ihn zu.

„Hi Pa!"

Juan zuckte zusammen. „Ach du je, Jihafu, hast du mich erschreckt."

„Tut mir leid."

„Na egal. Was suchst du denn hier?"

„Ich muss als Hausaufgabe etwas über die Geschichte des Tempels herausfinden. Wo stehen die Bücher darüber?"

„Dazu gibt es keine Bücher, nur Dateien. Setz dich an den Computer, dann bring ich dir ein paar Mikrochips."

Juan ging in den Raum, in dem die Mikrochips aufbewahrt wurden. Er bezweifelte allerdings, dass Jihafu das für Hausaufgaben brauchte, denn in seinem gesamten Leben hatte er Jihafu noch nie Hausaufgaben machen sehen. Er freute sich zwar, dass sein Sohn Interesse an Geschichte zeigte, aber warum schwindelte er ihm etwas vor? Er beschloss, sich heute Abend mit ihm zu unterhalten. Außerdem musste er ihn langsam darauf vorbereiten, den Edelstein zu empfangen. Falls er dazu bereit war.