Der letzte Saphir
Ereignisse auf Naboo
Sidja war hundemüde. Sie und Hilma hatten Amidala zu einer Besprechung begleitet und standen jetzt etwas abseits. Die erste halbe Stunde hatte Sidja nicht zugehört, weil sie über Anakin nachdenken musste, und danach, weil sie immer müder geworden war.
Doch jetzt kündigte sich das Ende an.
„Nur noch eine Sache, Senatorin Amidala. Wen gedenkt ihr, auf eure Reise nach Naboo mitzunehmen?" fragte Kanzler Palpatine gerade.
Die Senatorin verreist? Warum wusste ich davon nichts?, dachte Sidja. Sie schaute Hilma an. Diese zuckte nur mit den Schultern.
„Außer den üblichen Schutzleuten noch diese zwei Hausdamen hier," antwortete Amidala. Sidja und Hilma schauten sich überrascht an.
„Wunderbar. Ich möchte Euch außerdem bitten, zur Kenntnis zur nehmen, dass der Jedi- Orden euch noch zwei Jedi zur Unterstützung mitschicken wird."
„Bei allem Respekt, Kanzler, das ist nicht nötig."
„Das ist keine Bitte, Senatorin. Die Jedi werden gleich eintreffen, dann könnt Ihr euch mit ihnen austauschen. Wartet hier. Guten Tag."
Der Kanzler und seine Gefolgsleute gingen und nur die drei blieben zurück. Amidala kam zu ihren Zofen.
„Es tut mir leid, dass ihr auf diese Weise davon erfahrt, aber es war nötig, das solange wie möglich geheim zu halten."
Hilma nickte nur gehorsam, und das hätte Sidja auch machen sollen. Aber nach all diesen Extrabehandlungen der Senatorin ihr gegenüber konnte sie sich nicht zurückhalten. Sie war auch zu neugierig.
„Wann fahren wir denn los? Und wie lange werden wir bleiben?"
Hilma schaute sie entsetzt an, doch Amidala zeigte sich verständnisvoll. „Schon morgen. Aber wir bleiben nur ein paar Tage, keine Angst."
In diesem Moment klopfte es an die Tür und Sidjas Magen verkrampfte sich. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das es enorm wichtig war, welche Jedi der Orden schicken würde. Gleich darauf traten Obi- Wan und Anakin ein und Sidja atmete erleichtert auf. Doch dann wurde sie sich bewusst, was sie gerade gehofft hatte, und sie schalt sich selber dafür.
Während Obi- Wan mit Amidala diskutierte, suchte Sidja unwillkürlich Anakins Blick, und glaubte, er wolle ihr etwas telepathisch mitteilen. Jedenfalls hielt er die ganze Zeit Blickkontakt, und Sidja versuchte, seine Botschaft zu empfangen. Aber es klappte nicht, schließlich war sie kein Jedi.
Amidala sagte gerade: „Meister Kenobi, bis Morgen dann.", gab ihm die Hand und ging raus. Ihre Zofen folgten ihr, und dahinter kamen die beiden Jedi. Sidja blickte sich um und wartete darauf, dass Obi- Wan Anakin nicht mehr in Beschlag nahm.
Die beiden sprachen über die Reise.
„Alles klar, mein junger Padawan? Morgen um sieben Uhr am Abflugplatz!"
„Ja, Meister, ich habe verstanden. Kann ich jetzt gehen?" Ungeduldig blickte er nach vorne. Dabei hatte Obi- Wan seinen Schüler doch heute gar nicht so hart rangenommen.
„Wenn du so dringend noch etwas erledigen musst, bitte, ich habe keine Aufgaben mehr für sich. Und morgen musst du ja ausgeschlafen sein."
„Danke, Meister."
Anakin ging ein paar Schritte schneller und holte die Zofen der Senatorin ein. Er beugte sich etwas vor und sagte: „Sidja?"
Sidja zuckte zusammen, als sie Anakins Stimme plötzlich in ihrem Ohr hatte, und drehte sich um.
„Wie lange geht dein Dienst noch?", flüsterte er, weil er nicht wusste, ob sie, wenn sie der Senatorin diente, mit jemandem sprechen durfte.
„Ich begleite Amidala noch zu ihrem Apartment, sie sagt uns die letzten Details und dann bin ich entlassen."
„Denkst du, es würde sie stören, wenn ich ein bißchen mitlaufe?"
„Ich weiß nicht," meinte Sidja und blickte zögernd nach vorne. Die Senatorin hatte nichts bemerkt, nur Hilma an ihrer Seite warf ihr immer wieder Blicke zu.
„Ich halte das für keine gute Idee."
„Dann warte ich hier! Bis gleich!" Er blieb mitten auf dem Flur stehen.
Sidja beeilte sich und holte Hilma ein, welche ihr zuzischte:
„Lass dich bloß nicht zuviel mit diesen Jedi ein!"
Sidja blickte sie an, aber wusste nichts zu erwidern. Was auch nicht nötig war, denn Hilma konzentrierte sich wieder auf die Senatorin, die gerade in ihre Wohnung eintrat.
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Anakin vertrieb sich die Zeit mit ein paar Lichtschwert Übungen. Es war schließlich mindestens schon sieben und auf den offiziellen Gängen war niemand mehr unterwegs. Langsam bekam er Hunger. Aber irgendwie hatte er eine Ahnung, dass das komische Gefühl in seinem Magen nicht nur vom Hunger kam. Zur Beruhigung musste er jetzt eben ein bißchen mit seinem Lichtschwert rumfuchteln. Dabei stellte er sich vor, dass er und Sidja in der Elektrozentrale erwischt worden waren und er sie verteidigen musste.
„Pass bloß auf, damit kannst du jemanden verletzen!", ertönte Sidjas Stimme hinter ihm. Sofort deaktivierte er sein Schwert und steckte es sorgsam ein.
„Du hast dir ja reichlich Zeit gelassen." Seine Stimme klang beinahe vorwurfsvoll.
„Ich konnte nicht eher weg. Wolltest du mir etwas bestimmtes sagen?"
„Etwas bestimmtes?" Anakin schien überrascht. „Nein, ich dachte, wir gehen wieder zur Tür."
Wie konnte sie auch etwas anderes gedacht haben! So viel Aufstand wegen einer Tür. Langsam mochte Sidja sie ganz und gar nicht mehr, auch wenn ihr bewusst war, dass es sich nur um einen leblosen Gegenstand handelte.
„Ach so. Irgendwie bin ich davon nicht so begeistert wie du."
„Aber du wolltest dich doch einmal umsehen, wenn es da leer ist!" Anakin bat schon fast.
„Ich geh jetzt erst mal nach Hause, etwas essen."
„Und dafür hast du mich warten lassen?", empörte sich Anakin.
„Du hast doch bestimmt Hunger, oder? Du kannst ja mitkommen."
„Ach, ich weiß nicht. Ich habe schon die letzten beiden Abende bei euch gegessen."
Sidja trat näher an ihn heran und versuchte ihn zu überreden. „Komm schon. Ich weiß, dass Mama sich freut, wenn Leuten ihr Essen schmeckt."
Und da Anakin ja wirklich Hunger hatte, ließ er sich überreden. „Aber nur, wenn du danach noch einmal mitkommst!"
Sidja seufzte. Jungs können ja so kindisch sein. „Na meinetwegen. Aber nicht lange, wir müssen ja morgen früh raus."
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Juan und Jihafu waren pünktlich um achtzehn Uhr zum Abendessen zuhause gewesen und hatten es jetzt beendet. Jihafu rechnete damit, dass Anakin kommen würde, wenn er frei hatte. Hoffentlich verlor er nicht langsam die Lust. Sidja war mal wieder länger bei der Senatorin. Wie Jihafu das hasste!
So gegen halb acht kam Sidja dann. Und mit ihr gleich Anakin.
„Juchhu! Da seid ihr ja!", freute sich Jihafu. Er überlegte, wie die beiden sich wohl kennen gelernt haben, aber beschloss, dass das nachrangig war.
„Mama, hast du noch genug Essen da, damit Anakin auch noch ein bißchen essen kann?", fragte Sidja.
„Junge, wenn du mein Essen so sehr magst, immer doch!"
Marga hatte so gute Laune, dass Sidja die Gelegenheit nutze, ihr das mit der Reise zu erzählen. Anakin saß ihr gegenüber, als Marga ihnen das Essen brachte. Bis sie ihr alle Einzelheiten erzählt hatte, waren sie fertig mit essen.
„Oh, dann mach ich dir am besten ein Vorratspaket. Du solltest es lieber Jihafu erzählen, ihm wird das gar nicht gefallen."
Und sie sollte Recht behalten.
„Waaas? Ihr wollt mich alleine hier lassen?", schrie er auf, als sie es ihm unterwegs sagten.
„Was sollen wir denn machen, dich im Koffer mitschmuggeln?"
„Keine schlechte Idee, Schwesterchen!" Jihafu überlegte, ob sie überhaupt einen Koffer hatte, der groß genug war. Sidja tippte sich jedoch an die Stirn. „Träum weiter!"
„Aber Anakin, warum musst du denn auch mit?", versuchte Jihafu es weiter.
„Weil meinem Meister und mir der Auftrag zugestellt wurde."
„Ach, ich gebe es auf! Macht doch, was ihr wollt!" Er zog einen Schmollmund.
Sie waren an der Tür angekommen und Jihafu öffnete sie nach einigen Versuchen. Drinnen war alles still und Sidja erkundigte den Raum. „Kam mir vorhin gar nicht so groß vor."
„Jetzt pass auf," meinte Anakin enthusiastisch und schaltete die Monitore ein.
Sidja staunte nicht schlecht, genauso wie Jihafu, aber aus einem anderen Grund.
„Was heißt denn hier, vorhin?"
„Ach," antwortete Sidja, „wir haben heute schon mal hier reingeschaut."
„Wann denn?"
„In der Mittagspause."
"Ihr habt die Tür geöffnet, als hier voller Betrieb war? Ihr seid ja wahnsinnig!"
"Erzähl mir was neues," sagte Sidja abwesend, denn sie war damit beschäftigt, sich die Bildschirme anzuschauen.
Auf einem entdeckte sie endlich ihr Wohnzimmer. „Guck mal, Jihafu! Da sind Mama und Papa." Jihafu beobachtete interessiert den Bildschirm, wo ihre Mutter auf der Couch saß und ihr Vater am Arbeitsplatz.
„Wie immer also.", stellte er fest.
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Am nächsten Morgen war Sidja früh wach, früher als sie es hätte sein müssen. Sie konnte es nicht leugnen, in ihrem Bauch kribbelte es heftig, vor allem, wenn sie an die bevorstehende Reise dachte. „Es sind nur ein paar Tage," sagte sie leise zu sich, aber es half nichts. Vielleicht war sie ja krank.
Sie schaltete ihre Nachtbeleuchtung ein und guckte auf die Uhr. Fünf. In einer Stunde erst würde Marga sie wecken. Sidja las etwas in ihrem Buch, doch sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Anakin würde ja auch mitkommen, es könnte also spaßig werden. Sie schmiss ihr Buch in den offenen Koffer, der auf dem Boden stand, das heißt, sie versuchte es. Zu ihrem Bedauern fiel es daneben, und zwar nicht ganz so leise, wie ihr lieb gewesen wäre.
Jihafu wälzte sich in seinem Bett, wachte aber nicht auf. Leise stieg sie die Leiter runter und ging ins Bad.
Später hatte Sidja sich schon fertig gemacht und ihren Koffer zuende gepackt, und wollte schon aufbrechen, obwohl es erst kurz vor halb sieben war. Jihafu brachte sie zum Abflugsplatz, von ihren Eltern verabschiedete sie sich schon im Apartment. Als sie an der Flugrampe ankamen, herrschte dort Hochbetrieb.
„Wow, so viele sind um diese Zeit schon unterwegs?", staunte Jihafu.
Sie gingen weiter bis zur Rampe 28 und sahen, dass sie die ersten der Passagiere waren. Doch nach nicht allzu langer Wartezeit kamen Obi- Wan und Anakin an. Als letzterer sie erblickte, hellte sich seine Miene auf und er beeilte sich, zu ihnen zu kommen.
„Obi- Wan, ich möchte dir zwei gute Freunde vorstellen! Das sind Sidja und Jihafu," machte Anakin sie bekannt. „Sehr erfreut." Sie gaben ihm die Hand und dann meinte Obi- Wan: „Ihr müsst mich entschuldigen, ich muss vor unserer Abreise noch etwas erledigen." Und damit verschwand er wieder.
Anakin wandte sich an Jihafu, der beleidigt aus der Wäsche schaute. „Du wirst dich bestimmt alleine beschäftigen können. Außerdem sind doch noch viele andere Padawan da."
Jihafu wirkte nicht sehr aufgemuntert. „Ihr müsst mir eine Botschaft schicken, sobald ihr angekommen seid."
Sidja legte ihre Hand auf seine Schulter. „Das werden wir."
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Obi- Wan eilte zum Portal und fragte nach de Wohnung der Saphirs. Er hatte ganz vergessen, Marga Bescheid zu sagen, dass sie in den nächsten Tagen nicht kommen brauchte. Sobald der Portier ihm die Position mitgeteilt hatte, ging er so schnell er konnte zu dem Apartment und schellte an. Marga öffnete und errötete, als sie ihn erkannte. Wahrscheinlich war sie nicht darauf vorbereitet gewesen, dass er unangemeldet vor ihrer Tür stand, aber darauf konnte Obi- Wan jetzt keine Rücksicht nehmen.
„Es tut mir so leid, dich belästigen zu müssen, Marga."
„Nein, kein Problem. Willst du nicht reinkommen?"
„Das geht leider nicht. Ich verreise und komme erst Freitagabend zurück. Also musst du erst am Montag wieder kommen."
„Oh. Ja. Am Freitag sagst du? Verreist du zufällig mit der Senatorin?"
„Woher weißt du das?"
"Meine Tochter ist ihre Hofdame, Sidja."
„Sidja ist deine Tochter? Ich habe sie heute, vor ein paar Minuten erst, kennen gelernt!"
„Ja, sie kommt eher nach Juan, genauso wie Jihafu. Der müsste übrigens auch da gewesen sein."
„Ach, das war dein Sohn? Na ja, ich muss trotzdem los..."
„Und, am Samstag brauchst du wirklich keine Köchin?"
„Nun, ich dachte, Wochenende und so, da kann ich dich nicht beanspruchen..."
„Ganz im Gegenteil! Gerade da muss ich manchmal raus. Juan bringt außerdem oft Arbeit mit nach Hause."
„Dann komm doch einfach um zwei, okay?"
„Einverstanden," antwortete sie erleichtert und lachte Obi- Wan an, welcher zurücklachte, sich dann aber losriss und wegging.
Als sie die Tür schloss, fühlte sie jedoch keine Erleichterung mehr, sondern nur Leere. Das würde ja bedeuten, dass sie die nächsten drei Tage vollkommen alleine war. Juan konnte sich ja nicht so einfach frei nehmen. Das bedeutete, nur Abends kochen zu müssen und den ganzen Tag hatte sie Zeit. Doch wofür?
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Obi- Wan kam wieder zur Flugrampe. Mittlerweile war auch die andere Zofe mit der Senatorin eingetroffen, sowie Captain Typho mit seinen üblichen Sicherheitsleuten. Amidala unterhielt sich mit Sidja und Anakin mit Jihafu. Obi- Wan nahm Margas Kinder in Augenschein. Es stimmte, gerade der Junge hatte viel Ähnlichkeit mit dem Bibliothekar, und Sidja wies auch eine beträchtlich Ähnlichkeit auf, doch sie hatte Margas Augen. Doch was dachte er hier über die Augen seiner Köchin nach. Das sollte ihm schnurzpiepegal sein.
„Meister Kenobi, ich verlasse euch jetzt." Jihafu streckte ihm die Hand entgegen, Obi- Wan drückte sie und blickte in Jihafus Augen. Nein, da war keine Marga. Jihafu wendete sich zu Sidja und wartete, bis Amidala sie entließ. Obi- Wan wusste, dass es noch einige Zeit dauern konnte, deswegen ging er zu Amidala und fragte, ob er sie unter vier Augen sprechen könne.
Jihafu konnte ziemlich sentimental werden, fand Sidja. Sie würde ihn ja auch vermissen, aber er musste langsam erwachsen werden. Sie umarmte ihn und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Er verabschiedete sich auch von Anakin und schlich sich dann weg, ohne sich noch einmal umzublicken.
„Also dann," meinte Anakin zu Sidja gewendet und blickte ihr tief in die Augen. In diesem Moment trat Hilma zu den beiden und brachte Anakin aus dem Takt. Mussten Zofen nicht im Hintergrund bleiben, wenn andere sich unterhielten? Aber andererseits war sie bestimmt mit Sidja befreundet, und Anakin selber war ja nicht gerade ein Jedi- Meister. Noch nicht.
Allerdings blickten Sidja und Hilma sich nicht gerade freundschaftlich an. Auch nicht feindlich, aber befremdlich. Anakin fühlte, dass Hilma ihm feindlich gesinnt war und Sidja vor ihm beschützten wollte. Was für ein lächerlicher Gedanke. Was sollte er Sidja schon tun? Vielmehr sollte Hilma sich vor ihm in Acht nehmen.
In diesem Moment kam ihr Shuttle an und sie gingen an Bord. Der Shuttle würde sie jetzt zur Raumfahrtstation bringen, wo sie umsteigen mussten, um dann ununterbrochen zu Naboo zu fliegen.
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Amidala seufzte. Es gehörte zu ihren Pflichten, der jetzigen Königin Jamillia von Naboo Beistand zu leisten, wenn diese um Hilfe bat. Und sie freute sich darauf, zu ihrem Heimatplaneten zurückzukehren, sicher. Eigentlich ist es ganz gut, Coruscant für ein paar Tage zu verlassen. Aus dem Alltag auszubrechen, nicht immer daran erinnert zu werden, welche Einsamkeit das Senatorin sein mit sich brachte. Vielleicht konnte sie ihre Dienerin endlich davon überzeugen, dass sie ihr nichts Böses wollte, denn sie hatte ein Gefühl, als hätte Sidja Angst vor ihr. Hilma war da ganz anders, offener, doch trotzdem reserviert.
Im Moment saß sie im Cockpit einer Imperialen Fähre, ohne jedoch steuern zu müssen. Sie hatte also genug Zeit, sich in den unendlichen Weiten des Universums zu verlieren. Meister Kenobi saß neben ihr, was ihrer Sicherheit diente. Amidala wusste, dass dieser Jedi den Befehl erhalten hatte, sie nicht aus den Augen zu lassen, und er sich daran halten würde. Amidala vertraute ihm, denn sie kannte ihn schon ziemlich lange. Sie wusste jedoch nicht, was sie davon halten sollte, dass Anakin anscheinend zum Schutz ihrer Zofen eingeteilt worden war. Etwas seltsam fand sie es schon, dass der Rat sich um die Dienerinnen der Senatorin sorgte. Vielleicht war es aber auch nur ein Grund, damit Anakin nicht ohne Meister zurückbleiben musste. Ja, das würde es sein.
Hinten im Raumschiff unterhielten sich Sidja und Hilma, während Anakin dabei war, seinen Zorn zu unterdrücken. Warum versuchte Hilma, Sidja von ihm fern zu halten? Er hatte seit dem Flugplatz nicht mehr mit ihr sprechen können. Aber Sidja hatte sicher etwas wichtiges mit ihr zu besprechen. Über den Schutz der Senatorin. Apropos Schutz, war das nicht der Grund, warum er und sein Meister eingeteilte worden waren? Bis jetzt hielt Obi- Wan ihn aber auf Abstand, was ihn nur noch wütender machte. Warum war er überhaupt mitgekommen?
„Alles klar, Anakin?", wandte sich Sidja plötzlich an ihn. „Du guckst so grimmig."
Aus seinen Gedanken gerissen drehte Anakin seinen Kopf vom Fenster weg. „Ja." Das war es natürlich nicht, aber wie sollte er es ihr sagen, wenn Hilma in der Nähe war? Er versuchte, sie telepathisch zu erreichen.
Sidja runzelte die Stirn und schaute ihn verwundert an. Er sah sie auf einmal an, als würde er durch sie hindurchblicken. Was verschwieg er ihr? Na ja, sollte er doch schmollen, warum auch immer. Sie hatte das Gefühl, dass er Hilma nicht mochte. Das konnte sie verstehen, aber das ist doch lange kein Grund, beleidigt zu sein? Vielleicht vermisste er auch Jihafu, woher sollte Sidja das wissen? Sie kannte ihn noch nicht einmal einen Tag lang, obwohl sie ihn mittlerweile schon fast so etwas wie ins Herz geschlossen hatte.
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Obi- Wan verließ gleich hinter Amidala das Raumschiff und fühlte sie sofort in alte Zeit zurückversetzt. Die herrliche Landschaft von Naboo und das milde Klima waren ihm schon einmal positiv aufgefallen.
Was ihm jetzt allerdings negativ auffiel, waren ihre drei Anhängsel. Nicht, dass sie genervt hätten, aber Obi- Wan fand, dass sie nicht hätten mitkommen sollen. Die Senatorin konnte drei Tage ohne ihre Dienerinnen auskommen, und er wäre auch alleine der Aufgabe gewachsen, sie zu schützen. Nur jetzt musste er auch noch seinen Padawan im Auge behalten.
„Anakin, trödele nicht so rum!"
„Entschuldigt, Meister." Er kam zu ihm hin getrottet.
„Woher kennst du Sidja eigentlich?"
"Sidja? Sie ist die Schwester von Jihafu!"
Obi- Wan guckte Anakin ungläubig an, aber es sah nicht so aus, als wollte ihn sein Padawan auf dem Arm nehmen.
„Und was hast du mit Jihafu zu tun?"
„Meister, ich hatte Gemeinschaftsunterricht gestern, schon vergessen?"
Obi- Wan fand diese Erklärung nicht befriedigend, aber er konnte seinen Padawan später immer noch ausquetschen.
Sie betraten die Eingangshalle des Palastes, in dem die Königin wohnte. Sofort wurden sie von Bediensteten empfangen und zu ihren Zimmern geleitet. Die Senatorin erhielt eine prachtvolle Suite, die Zofen jeweils ein Zimmer ihrer Suite gegenübergelegen und den Jedi wollte man Zimmer in einem ganz anderen Abschnitt zuweisen, doch dagegen protestierte Obi- Wan. Er konnte die Diener überzeugen und sie erhielten ein Apartment mit zwei Zimmern neben denen der Hausdamen.
Amidala erfuhr, dass sie um zwölf zur Königin vorgelassen wurde, und bis dahin war noch Zeit, deswegen wollte sie sich hinlegen. Obi- Wan spannte Anakin ein, und sie erkundigten den Palast sowie die umliegende Gegend, die Zofen blieben sich selbst überlassen. Sidja ging in ihr Zimmer, bevor Hilma sie wieder in eine Unterhaltung verwickeln konnte.
Sie packte in Ruhe aus und kontaktierte dann mit ihrer Uhr ihre Mutter. Doch es gelang nicht. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie sich auf einem anderen Planeten befand. Sie würde nachher fragen, ob sie einen Holoprojektor benutzten konnte, um nach Hause zu funken.
Sidja überlegte, ob sie es wagen konnte, nach draußen zu gehen. Sicher, es war noch eine Stunde Zeit, bevor sie offiziell bei Amidala antreten sollte. Doch was, wenn die Senatorin sie früher brauchte?
Ach, das sollte mir egal sein. Außerdem ist Hilma ja auch noch da. Sie streifte ihren Überrock ab. Es konnte ganz schön lästig werden, ihn dauernd zu tragen. Darunter hatte sie ein normales Top und eine Leggins an, die sie jetzt durch eine Baumwollhose ersetzte. Nichts auffälliges. Dann vergewisserte sie sich, dass niemand auf dem Korridor war und schlich sich nach draußen, obwohl das gar nicht nötig war.
Vor dem Palast empfing sie strahlender Sonnenschein. Sidja hielt ihr Gesicht in die Sonne und schloss kurz die Augen, bevor ihr der Gedanke kam, sich einen kleinen Park zu suchen. Es war nicht schwer gewesen, an den Wachen vorbei nach draußen zu gelangen. Hoffentlich hatte sie beim Eintreten genauso ein Glück.
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Obi- Wan und Anakin hatten einen Grundriss des Gebäudes studiert und waren die Hauptgänge abgegangen. Es war noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Empfang und Obi- Wan überlegte, womit er Anakin bis dahin beschäftigen könnte. Manchmal kam es ihm vor, als wäre der Junge hyperaktiv. Er selbst hätte jetzt allerdings nichts gegen eine kleine Pause, ein bißchen meditieren konnte das Weltbild erweitern.
„Anakin, wir werden uns jetzt zum meditieren zurückziehen. Ich gehe auf unser Zimmer, während du...du kannst meditieren, wo du willst! Aber vernachlässige die Übung nicht!"
„Nicht schon wieder," stöhnte Anakin.
„Mein junger Padawan, du musst auch mal lernen, dass das Leben nicht nur aus aktiven Seiten besteht. Außerdem bringt ein in- dich- gehen sehr viel, um Wut oder andere unerwünschte Gefühle zu unterdrücken."
„Ja, ja," murmelte Anakin und machte auf dem Absatz kehrt, jedoch eher, weil er fürchtete, rot geworden zu sein. War es möglich, dass sein Meister seine Gedanken über Sidja erspürt hatte? Aber Obi- Wan hatte Recht, er musste dem ein Ende setzen.
„Ts, ts." Obi- Wan schüttelte unverständlich den Kopf.
Eine Meditation hatte er dringend nötig. Obwohl er den ganzen Tag viel um die Ohren hatte, musste er immer wieder an Marga denken. Wie sie da in der Haustür stand in ihrem Morgenmantel, und wie freudig sie auf ihn gewirkt hatte, als er ihr sagte, am Samstag könne sie auch kommen. Konnte es denn tatsächlich sein, dass sie ihn, den alten Brummbär, mochte? Obi- Wan hoffte es verzweifelt, obwohl er ganz genau wusste, dass er das nicht durfte. Aus diesem Grund wollte er meditieren, wieder einmal, seinen Geist befreien von verbotenen Gedanken. Bis jetzt hatte er noch keine Erfahrungen mit solchen Gefühlen gemacht, aber er war sich sicher, er konnte sich von ihnen ebenso gut befreien wie von allen anderen.
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Sidja hatte sich auf eine Parkbank gesetzt und die Sonnenstrahlen genossen. Doch nach einer halben Stunde waren Regenwolken und starker Wind aufgekommen, deswegen setzte sie sich in Bewegung, zurück zum Palast. Bevor sie reingehen konnte, kam Anakin rausgestürmt. Als er sie sah, ging er auf sie zu, meinte: „Komm mal mit!", und verschwand in Richtung Park.
Sidja stand unschlüssig herum, aber immerhin hatten sie ja noch Zeit, also heftete sie sich an seine Fersen. Plötzlich sprang aus einem Busch ein Kopfgeldjäger und hatte einen Behälter in der Hand, den er vor ihnen auf den Boden schleuderte. Bevor einer der beiden auch nur kapierte, was los war, fielen sie bewusstlos zu Boden.
Als Sidja ein paar Minuten später aufwachte, befand sie sich im Innern eines Raumes, gefesselt an Händen und Füssen, und geknebelt. Es ertönten Geräusche, die davon zeugten, dass sie sich in einem Raumschiff befand. Der Raum war eng und schien der Beförderung von Besen gedient zu haben. Wie auch immer, im Moment wurde er erleuchtet von einer Neonlampe, was Entspannung komplett unmöglich machte. Und die Tatsache, dass sie gefesselt und geknebelt war, natürlich auch. Zu ihren Füßen lag Anakin, den sie versuchte aufzuwecken, indem sie ihn anschubste.
Er stöhnte und zwinkerte mit den Augen, dann schlug er sie in Erinnerung an die Geschehnisse abrupt auf und versuchte sich aufzusetzen, was ihm beim zweiten Versuch auch gelang. Dann schaute er sich um und Verwunderung spiegelte sich in seinen Augen wider. Sidja verstand ihn nur zu gut. Sie fragte sich, ob es sich bei dieser Entführung um ein Versehen handelte, denn wer würde schon eine Zofe und einen Padawan entführen wollen?
Anakin gab sich jedoch nicht geschlagen, Versehen hin oder her. Er verstand zwar nicht, warum es geschah, aber was geschah, sah er nur zu genau. Mit einigen Mühen, da seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, hüpfte und krabbelte er zu Sidja.
Sidja wusste jedoch nicht, was Anakin vorhatte. Sie waren in einer auswegslosen Lage, und jetzt verschwendete er seine Energie durch sinnloses Fortbewegen.
Als er ihr gegenüber lag, so nahe wie noch nie, vergaß er ganz, was er vorgehabt hatte und konnte seine Augen nicht von ihrem Gesicht lassen. Er war sich sicher, in ihren Augen dieselben Gefühle zu lesen und wusste nicht, was passiert wäre, wären sie nicht gefesselt. Ach ja, er wollte sie ja losmachen! Er machte Andeutungen mit dem Kopf, doch Sidja konnte nichts daraus erkennen. Anakin verdrehte die Augen und probierte es auf andere Art. Er versuchte, ihr seine Gedanken zu schicken. Vielleicht klappte es ja diesmal.
Sidja dachte angestrengt nach, was er meinen könnte. Doch dann kam ihr ein eigener Gedanke, den sie für ganz gut hielt. Sie drehte Anakin den Rücken zu und fuchtelte so gut es ging mit den Händen, in der Hoffnung, er würde verstehen.
Anakin atmete auf. Anscheinend hat es funktioniert. Er drehte sich ebenfalls um, so dass sie Rücken an Rücken lagen, und versuchte, ihre Handfesseln zu öffnen. Sein Vorhaben wurde jedoch erstens dadurch erschwert, dass er nichts sehen konnte, und zweitens, weil Sidja einfach nicht still halten konnte.
Sidja ärgerte sich wiederum schwarz, dass Anakin nicht aufhörte, den Helden zu markieren. Dadurch würde er sie nur in Schwierigkeiten bringen. Dauernd kamen seine Hände zwischen ihre, und auch wenn sie das sehr genoss, wie sollte sie es je schaffen, seine Knoten zu öffnen? Sidja packte so gut es ging zu und drückte fest, bis durch seinen Knebel Geräusche kamen, die nach einer Beschwerde klangen. Doch bevor Sidja sich ihres Triumphes erfreuen konnte, hatte er das Blatt gewendet und kniff sie. Es machte sie sehr ärgerlich, und in jeder anderen Situation hätte sie etwas passendes erwidert, was nun durch verschiedene Umstände erschwert wurde. Also beschloss sie, klein beizugeben. Immerhin hätte sie dann die Hände zuerst frei, ha!
Nach einigen Minuten, die Sidja wie eine Ewigkeit vorkamen, lösten sich ihre Fesseln. Sie half ein bißchen nach und war endlich frei. Das erste was sie tat, war, sich den Knebel runterzureißen, ihre Handgelenke zu reiben und Anakin einen Stoß zu geben. Rache ist süß! Aber dann erbarmte sie sich doch und befreite ihn von seinem Knebel.
„Aber sonst geht es dir noch gut, oder wie?" beschwerte er sich gleich. Da Sidja dieser Ton nicht gefiel, versuchte sie, ihm den Knebel wieder in den Mund zu stecken, aber leider kamen ihr seine Zähne dazwischen.
„Autsch!"
„Bist du dir eigentlich dem Ernst der Lage bewusst?"
„Ja, ja, schon gut. Selber schuld, du wolltest mich ja unbedingt befreien."
„Ich glaube kaum, dass du den Knoten aus dieser Position aufgekriegt hättest, und ich habe so etwas gelernt. Würdest du mich jetzt bitte befreien?"
Sidja öffnete mit ziemlichen Mühen den Knoten. Was das betraf, konnte er sogar Recht haben. Als seine Hände frei waren, machte er sich sogleich an seine Fußfesseln. Sidja beobachtete ihn interessiert.
„Was gedenkst du denn zu tun, wenn du die los bist? Das Raumschiff in Beschlag nehmen?"
„Ich habe keine Ahnung. Wenn du gerne gefesselt auf dem Boden hockst, bitte."
Das war natürlich nicht der Fall und Sidja löste ihre Fußfesseln, die, im Gegensatz zu den Handfesseln, nur locker gebunden waren.
Sie blieb auf dem Boden sitzen, doch Anakin sprang auf und ging, zuerst noch etwas wackelig, im Raum umher. Er konnte kaum drei große Schritte machen. Die Tür war verschlossen.
„Wäre ja auch zu schön gewesen," kommentierte Sidja seinen Versuch. Doch in Wirklichkeit war sie nicht ganz bei der Sache. Vorhin hätte sie schwören können, dass Anakin noch etwas ganz anderes vorgehabt hatte, als sie nur zu befreien. Doch jetzt verhielt er sich wieder normal. Was hatte Sidja auch für eine lebhafte Fantasie! Immerhin hatte er sich dem Jedi- Orden verpflichtet.
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Obi- Wan kam aus seiner Meditation zurück in die Wirklichkeit. Er hatte ein ausgezeichnetes Zeitgefühl, so brauchte er sich keinen Alarm zu stellen. Doch wo blieb schon wieder sein Padawan? Er hätte schon längst da sein müssen. Der Gedanke beunruhigte Obi- Wan mehr als üblich.
Er klopfte an die Tür der Senatorin. „Ja?", ertönte ihre Stimme. Obi- Wan trat ein. Die Zofe Hilma war bereits anwesend. Ein paar Minuten warteten sie schweigend, dann blickte die Senatorin Obi- Wan an.
„Wo ist Euer unzuverlässiger Padawan?"
„Ist die Frage nicht eher, wo ist Eure sonst zuverlässige Zofe?"
Besorgt blickte sie Obi- Wan an und als hätten sie ein stillschweigendes Abkommen getroffen, setzten sie sich gleichzeitig in Bewegung. Und zwar auf den Flur, wo Amidala an die Tür der Zofe klopfte. Keine Antwort.
„Sidja?"
Wieder nichts. Sie drückte die Klinke runter und siehe da, die Tür war offen. Doch keine Sidja weit und breit. „Komisch. Normalerweise ist sie immer sehr pünktlich. Ich kann mir das nicht erklären..."
Obi- Wans Gefühl, dass etwas nicht stimmte, nahm zu. Erst recht, als er Sidjas Überkleid auf dem Bett liegen sah. Das bedeutete, sie war privat unterwegs und noch nicht zurück Er würde am liebsten sofort losstürmen und seinen Padawan sowie Sidja, die Tochter von...dem Bibliothekar, suchen. Doch er hatte einen Auftrag, und die Sicherheit der Senatorin war jetzt erst einmal wichtiger als irgendwelche Schwierigkeiten, in die die beiden geraten sein konnten.
„Kommt Ihr auch mit nur einer Zofe zurecht?"
Amidala nickte, blickte sich im leeren Zimmer um und ging dann nach draußen.
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