Ich kann es kaum glauben, meine Geschichte wird gelesen! Jippie! Ich danke euch alle für die Reviews, und will euch dafür mit einem weiterem Kapitel belohnen...übrigens, Nakry, die Parallelen sind rein zufällig :-)

Der letzte Saphir

Erste Schritte in neue Wirklichkeiten

Nachdem Anakin lange im Raum auf und ab gegangen war, begann er langsam zu verzweifeln. Er wagte es nicht, zur Ruhe zu kommen, denn wenn der Körper ruhte, war der Geist dafür umso aktiver. Und alleine mit Sidja in einem Raum gesperrt zu sein, machte ihn wahnsinnig, schon alleine deshalb, weil er nicht wusste, wo sie waren, wer sie entführt hatte, und wie lange sie noch zu leben hatten. Aber das war nicht der einzige Grund.

Sie war die ganze Zeit ruhig gewesen, fast schon abwesend. Er fühlte Verzweiflung bei ihr, die er durchaus verstand. Und dann fühlte er da noch etwas bei ihr, was er versuchte zu ignorieren. Doch je länger er hier war, desto schwerer wurde es. Er konnte außerdem nicht verleugnen, dass er dasselbe für sie fühlte. Und zwar so heftig, dass er es nicht einmal wagte, sie anzusehen. Wer weiß, wie lange er es noch unterdrücken konnte.

Er probierte es mit Meditation, dem Allheilmittel von Obi- Wan. Dazu setzte er sich auf den Boden und schloss die Augen.

Sidja wurde es ziemlich ungemütlich. Sie waren jetzt schon eine halbe Stunde hier drin, seit sie aufgewacht war. Hatte man sie denn vergessen? Irgendwann ließ Anakin sich nieder, wahrscheinlich, um zu meditieren. Sidja wusste nicht, wie lange sie seine Anwesenheit noch ertragen konnte. Sie spürte ein brennendes Verlangen, und es machte sie rasend, wenn sie daran dachte, dass er ein Jedi war. Wie konnte die Macht es zulassen, ihr jahrelang vorzugaukeln, sie könnte einmal glücklich verheiratet sein, und in Realität geschah es dann, dass Sidja einen Jedi liebte und verzweifelte?

Und mit jeder Minute wurde es unerträglicher, es war die Hölle auf wo- auch- immer sie sich befanden. Beinahe wünschte Sidja sich, dass nun ihre Entführer kamen und sie töteten. Ja, das wäre die beste Lösung, denn auch wenn sie wieder nach Hause zurückkehren würde, wie konnte sie dann je wieder so ein geruhsames Leben wie vorher führen? Wo sie der vollkommenen Liebe ins Angesicht geschaut hatte, nur um ihr so weit entfernt zu sein wie noch nie?

Anakin schaffte es nicht einmal, sich in Trance zu versetzten. Er schlug die Augen auf und sofort durchfuhr es ihn wie ein Blitz, als er Sidja erblickte. Noch dazu stand ihr so große Hoffnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben, dass Anakin sich auf der Stelle opfern würde, um sie zu retten. Er malte sich in Gedanken ein Szenario aus, in dem er gegen alle möglichen Feinde kämpfte, aber dann besiegt wurde, und kurz vor seinem Ende würde er sie wissen lassen, dass er sie liebte, so, wie er es nicht durfte.

Der Gedanke munterte ihn auf, er lächelte leicht und wollte sein Lichtschwert rausholen. Doch dann merkte er, dass er nicht mehr im Besitz dessen war. Er fluchte.

„Was ist los?"

Er schaute Sidja an. Okay, er konnte sie ja nicht ewig ignorieren, und besser machen würde das auch nichts. Er nahm sich vor, sich ganz normal zu verhalten, soweit es ihm möglich war.

„Mein Lichtschwert ist weg."

Sidja blickte ihn nur verzweifelt an. Er rutschte zu ihr, nahm sie in die Arme und meinte: „Keine Angst. Du wirst deine Familie schon wieder sehen, das verspreche ich."

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Als Jihafus heute Mittagspause hatte, hatte er keine Lust, zur Tür zu gehen oder sonst etwas zu machen. Aus lauter Verzweiflung ging er wieder in die Bibliothek. Juan schien sich darüber zu freuen, seinen Sohn wieder hier zu sehen, aber konnte das sein? Jihafu dachte immer, das sein Vater nur seine Arbeit liebte, und sonst nichts. Aber vielleicht hatte er es nur verpasst, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, etwas, das Jihafu gerade nachholte.

„Na Sohnemann, wieder die Geschichte von Coruscant?", sagte er und zwinkerte Jihafu zu.

„Nein, heute ist es Naboo."

Schon bald war er in den Tiefen der Computerdateien über Naboo versunken.

Juan beobachtete seinen Sohn. Es gefiel ihm, dass Jihafus Ausflug in die Welt der Intellektuellen nicht nur ein einmaliger Ausrutscher war. Vielleicht wurde aus ihm ja doch noch ein wahrhaftiger Saphir. Doch dazu musste er ihn erst einmal einweihen. Außerdem hatte er seine Jedi- Ausbildung noch nicht abgeschlossen, und die zu unterbrechen, wäre ein Jammer. Die glorreichsten Saphire waren Jedi gewesen, oder auch Sith, aber das tat nichts zur Sache. In der Hoffnung, dass Jihafu einst eine Legende der Familie werden würde, hatte Juan zu seiner Ausbildung zugestimmt. Jihafu fühlte sich damals übergangen, aber er würde es ihm schon zu danken wissen, wenn es soweit war, dass er voller Stolz auf sein Leben zurückblicken konnte.

Er beschloss, etwas zu tun, was er seit Jahren nicht gemacht hatte: er gönnte sich eine Pause. Juan setzte sich neben Jihafu und fing ein Gespräch an.

„Macht dir deine Ausbildung denn Spaß?", wollte er zum Einklang wissen.

Jihafu schaute seinen Vater verwundert an. Seit wann interessierte er sich für Jihafus Unterricht?

„Ja, meistens schon. Manchmal ist es langweilig, aber..." Jihafu brach den Satz ab.

„Na, und dann denkst du dir zwischendurch eben Streiche aus, nicht wahr?"

„Vielleicht..."

„Ach komm, jetzt kannst du es zugeben. Warst du das damals, als der Feueralarm ohne ersichtlichen Grund losging?"

„Wird das hier ein Verhör, oder was?"

„Nein, wo denkst du hin! Ich will dich nicht verraten. Ich muss zugeben, ich fand es sogar ganz witzig, wie Meister Yoda ausgeflippt ist als die Sprinkleranlage ihn total durchnässt hatte."

„Na ja...kann schon sein."

Juan grinste. Er hätte schon viel früher auf die Streiche seines Sohnes aufmerksam werden sollen. Sie zeugten doch nur davon, dass er in der Schule zuwenig lernte. Sein IQ war nun mal höher als normal. Typisch Saphir.

Jihafu konzentrierte sich jetzt ganz auf das Gespräch mit seinem Vater. Noch nie war er so gesprächig gewesen, das musste er ausnutzen.

„Pa, warum bist du eigentlich Bibliothekar geworden?"
Juan staunte nicht schlecht, als das Blatt sich wendete. Jetzt war er der Ausgefragte, soweit hatte er es nicht kommen lassen wollen. Er musste aufpassen, dass er nicht zu früh zu viel verriet.

„Ich konnte einfach gut Ordnung halten, und da ist eine Bibliothek bzw eine Mediathek wie hier genau das Richtige. Denkst du denn, du hast eine großartige Karriere als Jedi- Meister vor dir?"

„Arbeiten Jedi auch als verdeckte Ermittler?"

„Selten. Eigentlich bevorzugen sie den offenen Kampf."

„Hm." Jihafu überlegte. Juan aber lachte sich heimlich ins Fäustchen, das lief ja besser als gedacht, sein Sohn hatte mehr als die üblichen Ambitionen. Jetzt wollte er sogar Spion werden!

„Na, vielleicht kann ich ja der erste Jedi- Spion werden," kam Jihafu in den Sinn.

„Vielleicht. Oder du arbeitest gerade für die, die am besten bezahlen. Nur dann kannst du natürlich kein Jedi- Meister sein."

„Ach, das ist auch nicht schlimm. Was anderes fände ich sowieso viel spannender."

„Mal was anderes: Wie bewandert bist du in unserer Familiengeschichte?"

Jihafu guckte seinen Vater an. Junge, konnte der von einem Thema zum anderen springen!

„Ich weiß fast gar nichts. Nur dass Opa und Oma sich für die Republik geopfert haben oder so."

„Würdest du gerne mehr erfahren? Die ganze Wahrheit über die Saphirs?"

„Au ja!"

Juan stand auf und deutete Jihafu, ihm zu folgen. Er brachte ihn in sein privates Hinterzimmer, wo eine Couch, davor ein Tischchen, in einer Ecke eine Kommode und ein Schreibtisch samt Computer standen. Den Computer schaltete er an und holte aus der Kommode ein paar Mikrochips.

„Hier, da kannst dich durcharbeiten, wenn du magst. Stammbäume, Tagebücher, Fakten und Ereignisse, zusammengetragen von vielen Generationen Saphir. Du erfährst auch was über die Gründung des Geheimorden Collectere. Er ist größtenteils dafür verantwortlich, dass diese Aufzeichnungen nicht nur die Zeit überdauerten, sondern auch von niemand anderen als Familienangehörigen gesehen wurden. Du siehst, du musst ziemlich viel Verantwortung übernehmen, wenn du das alles liest. Traust du dir das zu?"

Juans Stimme ist im Laufe seiner Rede immer ernster geworden, und Jihafus Hals immer trockener. Hätte er mal früher gewusst, was für einen tollen und weitläufigen Stammbaum er aufweisen konnte. Er nickte.

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Obi- Wan stöhnte innerlich. Er konnte den jungen Padawan nicht ein paar Minuten aus den Augen lassen, ohne dass er etwas anstellte. Und jetzt schaffte er es auch noch, auf einem fremden Planeten verloren zu gehen! Er hätte wetten können, dass Anakin, anstatt zu meditieren, umhergelaufen war und sich verlaufen hatte. Wahrscheinlich hatte er Sidja dabei getroffen. Aber wäre es so gewesen, hätte Anakin erstens die Macht benutzt, um zurückzufinden und zweitens würde Obi- Wans Unruhe nicht mit jeder verstrichenen Minute wachsen.

Der Empfang war vorbei und Amidala hatte sich wieder auf ihr Zimmer begeben, nicht ohne Obi- Wan mitzuteilen, dass sie sehr besorgt war und wünschte, ihre Hofdame morgen wieder zu sehen. Sie hatte ihn quasi damit beauftragt. Und da sie noch andere Sicherheitsleute mitgebracht hatte, war es für Obi- Wan kein Problem, sie alleine zu lassen.

Er spürte die geistigen Spuren von Anakin, mithilfe der Macht verfolgte er sie bis in einen Park. Auch Sidja war anwesend gewesen. Was sie betrifft, sie war ein weiterer Unruhepol, auch wenn sie Margas Tochter war. Warum konnte Obi- Wan jedoch nicht sehen, er spürte nur einen leisen Hauch von Verrat. Er seufzte.

Warum hörten beiden Spuren hier auf? Das konnte höchstens möglich sein, wenn sie ein Schiff zur Verfügung gehabt hätten. Er holte seinen Holoprojektor heraus und kontaktierte den Jedi- Rat.

Mace Windus Holoprojektion erschien und Obi- Wan erklärte ihm die Einzelheiten. „Wir werden rasch herausfinden, ob und welche Schiffe sich in den letzten paar Stunden dort befanden. Gib mir deine Koordinaten durch."

Obi- Wan sagte sie ihm und teilte ihm noch mit, dass es zwischen halb zwölf und zwölf gewesen sein musste. Jetzt musste er ein paar Minuten warten und nutze diese Zeit, um sich mit der Macht zu verbinden. Was er in Bezug auf Anakin spürte, machte ihm nicht viel Mut, denn es war pure Verzweiflung.

Mace Windu meldete sich wieder und informierte Obi- Wan darüber, dass eine corellianische Korvette, zugelassen auf die Neimoidianer, die sich den Separatisten angeschlossen hatten, zum besagten Zeitpunkt 11:32 Uhr viele Meter über dem angegebenen Standpunkt schwebte. Sie verweilte allerdings nur wenige Minuten.

Wiederum seufzte Obi- Wan. Wie Anakin es bloß immer schaffte, in die schwierigsten Situationen zu gelangen. Er suchte ja geradezu die Herausforderung. So wie es zum jetzigen Zeitpunkt aussah, wurden die beiden entführt. Er schilderte Mace seine Vermutung.

„Das ist doch lächerlich, warum sollte jemand deinen Padawan entführen?"

„Vielleicht ging es ja eher um die Zofe? Um die Senatorin zu erpressen?"

„Als würde sie darauf eingehen. Über den Grund können wir hier nur spekulieren. Wichtig ist dein weiteres Vorgehen. Was hast du im Sinn?"

„Nun, ich bin an die Senatorin gebunden, da mein Befehl lautet, sie zu beschützten. Ich kann nichts tun." Obi- Wan war entzwei gerissen. Die Senatorin hatte doch so viele andere Beschützter. Er würde lieber seinen Padawan suchen. Aber solange der Rat seinen Befehl nicht zurückzog...

Mace spürte die Bedenken seines Freundes.

„Die Senatorin hat oberste Priorität, Obi- Wan." Das hatte Obi- Wan befürchtet. Doch dann fügte Mace hinzu: „Aber ich denke, einen Beschützer weniger kann sie noch ertragen. Such Anakin, bevor es noch zum Schlimmsten kommt." Er nickte Obi- Wan aufmunternd zu und unterbrach die Verbindung.

Erleichtert steckte Obi- Wan seinen Holoprojektor wieder ein. Er durfte keine Zeit verlieren, doch für einen kurzen Besuch bei der Senatorin musste es noch reichen. Er konnte nicht ohne ein Wort verschwinden. Schwermütig setzte er sich in Bewegung.

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Jihafu staunte nicht schlecht, als er anfing, seine Familiengeschichte zu recherchieren. Die Aufzeichnungen begannen beim großen Hyperraumkrieg vor etwa 5000 Jahren, oder besser gesagt kurz danach, als die Sith auf Yavin 4 flüchteten. Es waren Tagebucheinträge eines gewissen Mull Saphir, der zu den Sith gehörte.

„Wir haben es geschafft, wir sind in Sicherheit, endlich! Beinah hätte ein Jedi mich erwischt, aber das Glück war auf meiner Seite, und ich schlug ihm den Kopf ab, sodass ich zu unserem Rettungsschiff, das einzig verbliebene, flüchten konnte. Wir sind nur noch wenige, aber wir haben es geschafft! Wir sind auf einen Yavin Mond geflüchtet. Hoffentlich haben wir hier eine zeitlang Ruhe. Ja, ich bin überzeugt, dass wir es schaffen werden, wir werden wieder so viele, dass wir die Jedi dann endlich ausrotten können! Verdient haben sie es, wie oft haben sie uns angegriffen, anstatt uns zu tolerieren? Nur weil wir mehr, und bessere Möglichkeiten haben, die Macht zu nutzen. Ja, okay, diesmal haben wir zuerst angegriffen, aber Angriff ist die beste Verteidigung! Und jetzt haben sie uns von Korriban vertrieben! Mein Hass steigert sich ins unermessliche, wenn es überhaupt möglich ist, sie noch mehr zu hassen als vorher."

Ein Sith! Sein Vorfahre war ein Sith gewesen, der die Jedi hasste! Unglaublich! Jihafus Neugierde war geweckt. Wie konnte aus der dunklen Familie Saphir die werden, die sie heute ist, durch und durch gut und immer nur auf den Vorteil anderer bedacht?

Es gab nicht viele Tagebucheinträge, und mit der Zeit wechselten auch ihre Schreiber, nach Mull kamen Dirith, Korean, Ali- Hufa, Narbid, und so weiter. Jihafu fiel auf, dass es immer nur männliche Personen waren. Wahrscheinlich waren Frauen ausgeschlossen. Trotzdem unterbrach die Linie der Saphirs nie. Nach 4000 Jahren sporadischer Einträge, begann es regelmäßiger zu werden. Anscheinend war der damalige Schreiber eher ein Schriftsteller als ein Kämpfer, was sich auch in seinen Einträgen verdeutlichte.

„Lord Kaan hat vor, die Jedi anzugreifen. Er meinte, wir wären jetzt genug und könnten es schaffen. Aber ich bin mir nicht so sicher, ob das eine gute Idee ist, ich meine, er beruft sich auf eine Fehde, die Jahrtausende zurückliegt. Man könnte doch auch versuchen, Frieden zu schließen. Ich für mich denke, das ist die bessere Lösung. Dann könnte ich mit Maura und unserem noch ungeborenem Kind in Ruhe leben."

„Ich überlege, mit Maura zu flüchten. Ich fürchte, bei einem Angriff würden die Jedi sie nicht verschonen, falls wir erliegen und sie über unsere Frauen herfallen. Nein, das darf nicht passieren! Ich muss einen Ausweg finden. Und wenn Lord Kaan doch gewinnt, umso besser, aber ich möchte als einfacher Familienvater weiterleben. Außerdem kann ich mir einfach nicht vorstellen, mein Kind als Mörder großzuziehen. Lange genug habe ich es ertragen müssen. Es gibt doch Menschen und andere Geschöpfe, die woanders leben, nicht in der Gemeinschaft der Sith, und die glücklich sind."

Nach einigen Wochen Pause folgte dann ein weiterer Eintrag:

„Ich lebe jetzt auf Alderaan. Genau der richtige Planet, um eine Familie großzuziehen. Maura hat mir eine Tochter gebärt, die wir Peace tauften. Ein Symbol für einen Neubeginn im Gegensatz zu unserer blutigen Vergangenheit. Muss ich noch erwähnen, dass alle Sith ausnahmslos umgekommen sind? Warum hat Lord Kaan auch nicht auf mich gehört. Aber wenn ich ehrlich bin, so ist es besser. Nun werden wir in Frieden leben können."

Es folgten noch einige Einträge, hauptsächlich Verarbeitungen der dunklen Vergangenheit und Überlegungen, alle Aufzeichnungen zu zerstören.

„Wenn ich alles vernichte, dann erst ist mir ein Neuanfang bestimmt. So holt mich meine Vergangenheit immer wieder ein. Maura meint, sie sind die Erinnerung wert. Um immer nachzulesen, wie man es nicht machen soll. Aber es ist meine Entscheidung. Was, wenn Peace später alles liest? Sie wird schockiert sein, wenn sie erfährt, was ihr Vater tat. Allerdings könnte sie auch nachlesen, wie ich mich befreit habe aus dem Grauen der Schreckensherrschaft, und floh. Insgeheim floh ich, ja, aber das ist besser, als sinnlos ums Leben zu kommen. Das soll Peace wissen. Peace, wenn du dies hier liest, so wisse, das jeder Mensch die Chance hat, sich zu ändern, egal was bisher passiert ist. Beuge dich nie der dunklen Macht, hörst du?"

Danach erwähnte er die Vergangenheit mit keinem Wort mehr, sondern beschrieb nur noch, wie Peace aufwuchs. Dann hörten seine Einträge auf und nach zig Jahren setzten sie wieder ein, in einer anderen Schrift:

„Ich habe gerade die Tagebücher meines Vaters gelesen. Und die meines Vaters Vater. Eigentlich hatte ich nie vor, selber zu schreiben, aber nach dieser Lektüre muss ich erst einmal alles verarbeiten. Ich wusste, dass lange Zeit Sith ihr Unwesen getrieben haben und die Jedi sie ausgerottet haben, aber ich wusste nicht, dass ich ein direkter Nachkomme bin! Obwohl es mir so lange her erscheint und Frieden in der Galaxie herrscht, ist es noch zum Greifen nah. Meine Eltern, Loni und Maura, beide bei einem Unfall ums Leben gekommen, vermachten mir diese Aufzeichnungen. Jetzt erst erfahre ich, wer sie wirklich waren. Oh, hätten sie es mir schon früher gesagt. Ich habe tausende von Fragen. Und doch bin ich froh, froh dass alles vorbei ist. Nie wieder wird die Familie Saphir sich der dunklen Seite zuwenden, dafür werde ich sorgen."

Das war Peace einziger Eintrag. Jihafu war erstaunt, dass sie nicht alles vernichtet hatte. Nach einigen Jahrzehnten kam wieder eine neue Schrift in Erscheinung.

„Vater hat sich nie sonderlich für die Vergangenheit interessiert, und deshalb nie diese Bücher gelesen. Er hatte sie von seiner Mutter, wessen Vater wiederum ein echter Sith war. Ich, Zuzu, bin ein Jedi Meister, genau wie Vater. Großmutter hatte wohl das Gefühl, etwas gutmachen zu müssen. Wie auch immer, ich denke, die Saphirs sollten sich immer ihrer Vergangenheit erinnern. Jeder echte Saphir wird diese Lektüre gelesen haben müssen. Ich werde Stammbäume anlegen und nach verschollenen Verwandten suchen. Zusammen sind wir stark. Alles, was mir nützlich erscheint, werde ich abspeichern, sowie den Inhalt dieser Tagebücher scannen. Nichts soll verloren gehen. Eine sachliche Berichterstattung ist außerdem vonnöten, damit nicht alles im Chaos ertrinkt. Sollte nicht jeder gute Jedi um seine Vergangenheit wissen? Das zu verbreiten mache ich mir zur Aufgabe. Ich werde mir Gleichgesinnte suchen, die ich dazu anstifte, Licht in Familienangelegenheiten zu bringen."

Ab jetzt begannen alle möglichen Stammbäume und Aufzeichnungen simpler Ereignisse, die Jihafus Meinung nach keine Bedeutung hatten. Er würde sie ein anderes Mal lesen, heute wollte er sich mit den Tagebucheinträgen begnügen.

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Als Anakin sie in seine Arme schloss, fing Sidja an, leise Tränen zu vergießen. Natürlich machte sie sich Sorgen um ihr Leben, aber das war im Moment hintergründig.

Sie fühlte, wie Anakin ihre Haare streichelte, und sie hatte nicht die Kraft, sich zu wehren. Doch plötzlich tat Anakin etwas ganz und gar unerwartetes: er küsste sie auf die Stirn. Sie blickte ihn an und er grinste, bevor er sich herunterbeugte und auf die Lippen küsste. Eine zeitlang erwiderte sie den Kuss, ganz versunken in ihren Gefühlen, doch dann meldete sich ihr Verstand wieder und sie machte einen Rückzieher.

„Anakin, das geht nicht."

„Ich weiß." Er machte noch einmal den Versuch, sie zu küssen.

Sie befreite sich aus seinen Armen und stand auf, drehte ihm den Rücken zu, damit er nicht sah, wie sie mit sich kämpfte. „Hast du denn den Verstand verloren? Du bist ein Jedi!"

Er stand ebenfalls auf. „Und du glaubst gar nicht, wie lange ich mit mir gekämpft habe, Sidja."

Sie wendete sich ihm abrupt zu. „Aber das ist nicht genug. Du musst standhalten, ein guter Jedi sein und nur an das Wohlergehen anderer denken."

„Aber das tue ich doch. Ich denke an dich. Nur an dich," den letzten Satz murmelte er, fast an sich selbst gerichtet.

Sidja schüttelte den Kopf, Anakin trat zu ihr, nahm mit einer Hand die ihre und strich mit der anderen über ihr Gesicht. „Bitte... ich fühle doch, dass es dir genauso geht wie mir. Und was, wenn wir in ein paar Minuten tot sind? Willst du die letzten Minuten deines Lebens damit verschwenden, mich zu quälen?"

Wieder konnte Sidja nur den Kopf schütteln, aber nicht als Antwort auf seine Frage. Warum musste er sie vor die Wahl stellen, anstatt sich seines Ordens gemäß zu verhalten? Dann würde sie zwar vor verzehrender Liebe sterben, aber es wäre moralisch richtig, die richtige Entscheidung... wie kam es nur, dass ihr Herz, ihr Bauch, sogar ihr Kopf nach etwas anderem riefen? Als Anakin sie wieder küsste, wehrte sie sich nicht mehr.

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Obi- Wan stürmte aus dem Palast, nachdem er der Senatorin die Situation erklärt hatte. Sie hatte sehr geschockt gewirkt, und verständnisvoll reagiert. Obi- Wan konnte einen großen Konflikt in ihr spüren, und er hatte schockiert gemerkt, dass sie viel für Sidja empfand, mehr, als ihr zustand, mehr, als eine Frau für eine andere Frau empfinden durfte. Fast hätte Obi- Wan vor Verwunderung alles andere um ihn herum vergessen. Aber jetzt, da er nicht mehr in ihrer Nähe war, hatte er sich wieder gefasst. Alles war so kompliziert, beinahe lächerlich. Wir alle empfinden Gefühle, die nicht erlaubt sind. Da sollte sich noch einer auskennen. Sofort musste er wieder an Marga denken. Bei ihr half auch alles meditieren nicht. Im großen und ganzen bewunderte er die Senatorin dafür, wie sie ihr Volk und den Senat über ihre persönlichen Gefühle stellte.

Am Abflughafen angekommen, überlegte er seine nächsten Schritte. Er konnte ein Schiff mieten und den ganzen Weltraum nach dem richtigen Schiff abgrasen. Es würde lange dauern, zu lange, selbst mithilfe der Macht. Was er brauchte, war ein begabter, machtsensitiver Padawan, der eine stärkere Verbindung zu Sidja hatte als irgendjemand anders: Jihafu.

Obi- Wan musste schmunzeln, als er daran dachte, dass er erst einmal mit Jihafus Mutter sprechen musste...

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Marga stand in der Küche und runzelte die Stirn. Jihafus Pause war fast vorbei, aber er war noch nicht erschienen. Juan würde auch nicht kommen, und Sidja war verreist. Mit Obi- Wan. Schon den ganzen Vormittag lang hatte Marga daran gedacht. Sidja wusste nicht, dass es Obi- Wan war, bei dem sie den Job hatte, und sie wagte zu bezweifeln, dass Sidja ihn vor dieser Reise gekannt hatte. Vielleicht würde sie es ja jetzt erfahren.

Wie auch immer, Marga kam sich sehr überflüssig vor. Alle waren unterwegs, hatten etwas zu tun, eine Aufgabe, und sie war, da sie sich nun um niemanden mehr kümmern musste, wieder alleine. Ja, okay, Jihafu und Juan würden zum Abendessen kommen. Aber was sollte sie den ganzen Tag über tun? Sie seufzte und ging zu Tür. In dieser Wohnung hielt sie es keine Sekunde länger aus.

Als sie die Tür öffnete, glaubte Marga, zu träumen. Denn dort stand Obi- Wan Kenobi, die Hand kurz vor der Schelle.

„Na das nenn ich mal Gedankenübertragung," scherzte er, obwohl ihm nicht danach zumute war. Was Margas Anwesenheit nicht alles auslöste.

Sie starrte ihn verdattert an. „Entschuldigung, ich dachte, du wärst..."

„Ich war ja auch. Aber es ist etwas vorgefallen, und ich könnte Jihafus Hilfe gebrauchen."

„Jihafus... ich verstehe nicht. Was ist denn passiert? Geht es Sidja gut?" Sie wurde nervös, klar, dass sie sich Sorgen um ihre Tochter machte. Leider konnte Obi- Wan ihre Sorgen nicht zerstreuen.

„Ich fürchte, ich muss annehmen, dass sie entführt wurde. Aber mach dir keine Sorgen," fügte er schnell hinzu, denn ihre Augen weiteten sich vor Schreck, „ich werde sie finden."

Sie fing an zu zittern und suchte nach Halt am Türrahmen. Obi- Wan entschied sich dafür, dass Jedi immer für andere da sein mussten und nahm sie zum Trost in die Arme, während er sagte: „Es ist wirklich sehr wichtig, Jihafu zu finden."

Nach ein paar Minuten stillen Weinens löste Marga sich, schaltete ihre Uhr ein und sagte Jihafu, er solle so schnell wie möglich zur Abflugrampe kommen. Dann wandte sie sich entschlossen an Obi- Wan, und es waren verschiedene Faktoren, die zu der Entscheidung geführt hatten, die sie ihm nun mitteilte. „Ich werde mitkommen."

Obi- Wan guckte die verzweifelte Mutter lange an, bevor er den Kopf schüttelt. „Das geht nicht."

„Bitte- ich kann nicht rumsitzen und darauf warten, das meinen Kindern – und dir – vielleicht auch noch etwas zustößt."

„Es wäre verantwortungslos von mir,..."

„Du kannst überhaupt nichts dagegen machen," unterbrach sie ihn. „Denn ob mit oder ohne deinem Einverständnis, ich werde Sidja ebenfalls suchen."

Obi- Wan atmete tief durch. „Warum tust du mir das an?", fragte er, und es klang ehrlicher und verletzlicher als alles, was er davor gesagt hatte. In seinen Augen lag ein stummes Flehen.

„Es ist das einzig Richtige für mich. Kannst du das mit deiner Macht nicht sehen?" Sie erwiderte seinen Blick, blieb ihrem Entschluss treu. Endlich gab Obi- Wan auf.

„Wir sollten uns beeilen."

Marga streifte sich nur ihre Jacke über, dann machten sich die beiden auf den Weg.

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An der Abflugsrampe herrschte großes Getümmel. Jihafu und Juan sahen Marga nirgends, also warteten sie.

„Was hat deine Mutter nur im Sinn? Sonst hat sie doch auch keine so verrückten Ideen?", meinte Juan.

„Sie klang sehr besorgt. Wir werden es ja gleich erfahren. Denkst du, sie will wegfliegen?" Jihafu war mindestens genauso verwundert. Er war jedoch in dem Punkt im Vorteil, dass er die Macht nutzen konnte. Und als er sich vorhin, nachdem die Botschaft seiner Mutter ihn erreicht hatte, mit ihr verband, sah er sich ganz deutlich in einem Flieger sitzen. Juan war im Zimmer gewesen und hatte darauf bestanden, mitzukommen. Kurz bevor er das Zimmer verließ, hatte Jihafu aus reiner Intuition den Speicherchip mit den Familiendaten eingesteckt.

Dann sah er Marga kommen, doch sie war nicht alleine. In ihrer Begleitung befand sich Obi- Wan Kenobi, den Jihafu doch heute morgen verabschiedet hatte. Plötzlich wusste er, was passiert ist, er hatte es die ganze Zeit gewusst und verdrängt.

„Wir müssen sie retten!"

Für eine Begrüßung war keine Zeit. Juan blickte ihn verwundert an und Obi- Wan nickte. Ja, er hatte Recht behalten, was Jihafu betraf. Die Macht war stark in ihm, und seine Liebe zu seiner Schwester half ihm, sie zu nutzen. Marga schloss ihn in die Arme, aber er befreite sich. „Später, Ma, wir haben keine Zeit zu verlieren." Damit rannte er Obi- Wan hinterher, der sich erkundigte, welche Schiffe zu vermieten waren.

Marga und Juan blieben zurück und schauten sich an. Marga kam die Situation sehr befremdlich vor, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

Juan nickte ihr zu. Wann hatte er sich das letzte Mal ausführlich mit ihr unterhalten? Oder sie überhaupt als Person wahrgenommen? Er merkte, dass er sich unwissentlich von ihr entfernt hatte, und Bedauern empfand er darüber nicht. Doch was hatte sie mit Meister Kenobi zu tun, diesem Schnüffler?

„Lass uns gehen." Er wendete sich schon als um, als Marga sagte: „Nein."

Juan stutzte. „Wie bitte?"

„Ich werde mit ihnen fliegen."

„Marga, bitte sei vernünftig, du würdest sie doch nur aufhalten."

Marga schlug die Augen nieder. Er hatte Recht, trotzdem sagte sie: „Du kannst mich nicht aufhalten."

„Und was willst du tun? Was willst du tun, wenn es zu einem Kampf kommt? Was willst du tun, wenn es um Leben oder Tod geht und es sie das Leben kostet, weil sie auf dich Rücksicht nehmen müssen? Weil sie nicht nur sich selbst, sondern auch dich verteidigen müssen?"

Marga hob ihren Blick und schaute in den Augen ihres Mannes, doch sie sah nur Leere. „Obi- Wan traut es mir zu," hauchte sie.

Plötzlich ging Juan ein Licht auf.

„Obi- Wan? Da liegt also der springende Punkt." Trotz allem fühlte er sich in seinem Stolz verletzt, konnte ihren Blick nicht mehr ertragen. Stattdessen schaute er zu Meister Kenobi, der, sich mit Jihafu unterhaltend, auf sie zukam.

„Tu, was du nicht lassen kannst. Doch sei gewarnt: Kenobi ist ein sehr weiser, erfahrener und treuer Jedi. Er wird schon wissen, was er tut, wenn er dich mitnimmt. Nur eins wird er ganz bestimmt nicht, Marga,..." Er packte sie am Arm und senkte seine Stimme noch mehr, während er seinen Kopf zu ihrem Ohr bewegte, „und zwar, deine Liebe erwidern." Dann blickte er ihr in die Augen, und Marga hatte das Gefühl, als wäre es das letzte Mal überhaupt. Kurz bevor die anderen beiden sie erreichten, drehte er sich um und ging.

Beschämt, dass Juan sie durchschaut hatte, blickte sie ihm hinterher. War es denn so offenbar? Dann sollte sie es sich vielleicht noch einmal überlegen, ob sie mitfuhr. Doch dann kam ihr wieder Sidja in den Sinn.

„Ma! Ich habe gehört, du willst mit? Das finde ich sehr mutig!" meinte Jihafu, als er ihr vor die Füße sprang. Sie lächelte und strubbelte sein blondes Haar, das ohnehin immer verwuschelt war.

„Dann sollten wir jetzt aber aufbrechen." Die beiden gingen zu Obi- Wan, der ein paar Meter entfernt stand. Jihafu rannte vor, während Obi- Wan Marga ansprach. „Hast du dir das auch gut überlegt?"

„Natürlich nicht! Hier geht es um die Sicherheit meiner Kinder, wenn ihnen etwas zustöße, hätte ich keinen Lebenswillen mehr."

„Sag das nicht. Herr Saphir wäre bestürzt, das zu hören."

„Das glaube ich kaum," meinte Marga ausweichend, während sie in den Sternenflieger stieg. Angst überkam sie, aber sie konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen.