Der letzte Saphir

Jede Menge Umarmungen

Als Anakin und Sidja sich voneinander lösten, schauten sie sich in die Augen, und Anakin musste lachen. Nie hätte er sich träumen lassen, in einem feindlichen Raumschiff sein Glück zu finden. Sidja guckte ihn vorwurfsvoll an. „Da gibt es nichts zu lachen, Anakin."

„Ich lache, weil ich glücklich bin, Sidja", verteidigte er sich, „und auch du solltest versuchen, ein bißchen mehr Freude ausdrücken. Oder bist du gerade todunglücklich?"

Ungläubig blickte sie ihn an. „Als wüsstest du das nicht. Natürlich bin ich überglücklich, aber ich denke trotzdem, dass es falsch ist..."

„Schon gut. Du tust ganz sicher nichts Falsches, nur ich." Er nahm sie in die Arme und küsste ihre Haare. Es war an der Zeit, sich einen Fluchtplan zurechtzulegen.

Doch dazu kam er nicht, denn in diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet und der Kopfgeldjäger trat ein. Er erfasste die Situation sofort und richtete seine Waffe auf sie. „Auseinander!"

Sie taten, wie ihnen befohlen war und hoben automatisch die Hände. Hinter dem Kopfgeldjäger erschienen große, haarige Neimoidianer und fesselten ihnen auf seinen Befehl hin die Hände. Dann wurden sie abgeführt, pro Mann zwei Neimoidianer an der Seite.

Anakin versuchte, sich jede Einzelheit des Raumschiffes zu merken. Es konnte noch einmal entscheidend sein für den weiteren Verlauf seines Lebens.

Sie kamen an eine imposante Tür, die sich öffnete, als der vorangegangene Kopfgeldjäger einen Code in das dafür vorgesehene Feld eingab. Er trat beiseite und ließ sie eintreten. Der Raum dahinter war nicht weniger imposant als die Tür. Er sah ein bißchen aus wie ein Büro. Der Boden war mit dunkelrotem Teppich ausgestattet, der vordere Raum beschrieb einen Halbkreis und der hintere lag, durch drei Stufen abgetrennt, im Dunkeln. Ein Mann trat daraus hervor.

Sidja bemerkte, dass Anakin scharf einatmete. „Count Dooku!", rief er aus. Besagter Mann lachte. „Überrascht?", fragte er.

„Allerdings. Ich dachte nicht, dass Ihr als Entführer in Frage kommt."
"Unterschätze niemals deine Feinde. Und wen haben wir hier?"

Während er gesprochen hatte, war er zu ihnen gekommen und richtete die letzten Worte an Sidja, während er ihr Kinn in die Hand nahm, so dass sie ihm ins Gesicht sehen musste.

„Lasst sie in Ruhe!", brachte Anakin wütend hervor.

Count Dooku richtete seinen Blick überrascht auf Anakin und schlenderte zu ihm. „Was fühle ich denn da? Unser ach- so- begabter Padawan hat verbotene Gefühle? Ich werde dir helfen, sie loszuwerden. Ich möchte doch nicht, dass du irgendwelche Regeln brichst."

Anakin starrte ihn nur fassungslos an. Dann aktivierte Dooku sein Lichtschwert und zog Sidja zu sich, ihr das Lichtschwert bedrohlich an den Hals haltend. Anakin schrie auf und versuchte, sich zu befreien, was die Neimoidianer nur dazu brachte, ihren Griff zu verstärken.

„Setzen wir dem erst mal ein Ende. Sie brauche ich sowieso nicht", meinte Count Dooku und holte aus.

In diesem Moment jedoch erschütterte das Raumschiff so stark, dass er von den Füßen gerissen wurde. Sidja fiel auf den Boden und Anakin nutzte sein eigenes Fallen und das Stolpern der Neimoidianer, um sich loszureißen und zu Sidja zu rennen. Er half ihr auf und verfluchte das Fehlen seines Lichtschwerts. „Schnell!" Er zog sie an der Hand zur Tür, die sich sofort öffnete. Anscheinend war zum Austreten kein Code nötig. Anakin stoppte kurz, als er den Kopfgeldjäger auf dem Boden liegen sah, aber dann sprang er über ihn hinweg, genauso wie Sidja. Gerade rappelte der Kopfgeldjäger sich wieder auf und Count Dooku kam aus dem Zimmer gerannt, während er schrie: „Lasst sie nicht entkommen!", da durchfuhr das Raumschiff ein neuer Ruck, begleitet von einer Explosion in der Nähe. Dooku konnte sich nicht halten und fiel auf den Kopfgeldjäger, der ein unnachahmbares Geräusch von sich gab.

Doch auch Sidja konnte ihr Gleichgewicht nicht halten. Nur weil Anakin sie festhielt, fiel sie nicht hin. Er zog sie nach oben und sie liefen weiter, Hauptsache weg von diesen Kerlen.

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Jihafu und Obi- Wan fanden zusammen die Spur der beiden, indem Jihafu sich auf Sidja und Obi- Wan sich auf Anakin konzentrierte. Obi- Wan staunte darüber, was für ein angenehmer Padawan Jihafu im Gegensatz zu Anakin war, der oft versuchte, seinen eigenen Kopf durchzusetzen. Sie waren ziemlich schnell auf ein Schiff gestoßen, das groß war und langsam vor sich hin schwebte. Offenbar hatte es kein bestimmtes Ziel. Nachdem Obi- Wan sich vergewissert hatte, dass Anakin an Board war, brachen er und Jihafu auf. Marga machte diesmal keine Anstalten, mitzukommen, denn sie saß bleich in einer Ecke, und Obi- Wan hätte das auch unter gar keinen Umständen zugelassen. Sie stiegen in die Speeder, die ihr Raumschiff mitführte, nachdem Obi- Wan den an Board bleibenden Soldaten befohlen hatte, das Raumschiff zu attackieren. Sie selber hatten nur vor, die Gefangenen zu befreien und dann zu fliehen.

Nachdem der erste Strahl das Schiff getroffen und für genug Verwirrung gesorgt hatte, flogen sie mit ihren Speedern direkt durch die Scheibe an der einen Seite des Schiffes. Das Glas klirrte und verteilte sich überall im Raum. Jetzt mussten sie sich beeilen, wenn sie den letzten Sauerstoffvorrat im Raum nutzen wollten.

Aus dem Raum, in dem sie sich befanden, lief gerade Count Dooku und rief: „Lasst sie nicht entkommen!" Eine weitere Attacke traf das Raumschiff und er stolperte. Obi- Wan und Jihafu aktivierten ihre Lichtschwerte und nahmen es gegen die Neimoidianer auf, während Obi- Wan rief: „Anakin!"

Anakin drehte sich um und stoppte. Doch er war nicht der einzige, der Obi- Wan bemerkt hatte. Der Kopfgeldjäger blieb zwar bewegungslos am Boden liegen, aber Dooku stand schon wieder fest auf den Beinen und hatte sich Obi- Wan in den Weg gestellt. Sofort verfielen die beiden in einen harten Kampf, während Jihafu auf Anakin und Sidja zugerannt kam.

„Jihafu!" riefen die beiden gleichzeitig. Er grinste sie an, als befänden sie sich nicht gerade auf einem feindlichen Raumschiff, das jederzeit zu explodieren drohte, und dem außerdem jeden Moment der Sauerstoffvorrat ausgehen konnte.

„Hier!" Er warf Anakin ein Lichtschwert zu, welcher es sofort ausfuhr. „Woher wusstest du...?"

„Obi- Wan hatte da so eine Vorahnung." Mehr Zeit für Unterhaltung blieb nicht, denn drei Neimoidianer kamen angerannt.

„Sidja, bring dich in Sicherheit," schrie Anakin, während er mit Jihafu anfing, die Neimoidianer abzuwehren. Sidja wusste nicht, wie ihr geschah. Rundherum waren Kämpfe im Gange. Sie wollte es nicht wagen, Obi- Wan und Dooku in die Quere zu kommen, also blieb sie stehen.

Glücklicherweise waren Neimoidianer keine sehr guten Kämpfer, und als Anakin gerade mit dem letzten kämpfte, kam Jihafu zu ihr angerannt und zerrte sie mit sich. Anakin überholte sie von hinten und rief: „Ich gebe euch Deckung!"

Er stieg in den Kampf gegen Dooku ein und Jihafu deutete auf die Speeder. „Steig in einen ein, mach dich so klein wie möglich und warte, bis Obi- Wan kommt!"

Er selber stieg in den anderen Flieger und schnallte sich an. Das würde ein schönes Gequetsche geben. Sidja guckte zu den beiden Kämpfern. Dooku war in die Enge getrieben worden, sein Schwert lag auf dem Boden und Obi- Wan sagte etwas zu ihm, doch dann ließen sie ihn gehen! Sidja konnte es nicht fassen. Die beiden kamen nun auf die Speeder zugerannt und Anakin wollte automatisch zu Sidja, doch Obi- Wan deutete ihm an, zu Jihafu zu steigen.

Obi- Wan kletterte neben Sidja, schloss die Klappe und startete den Speeder. Als sie sich auf dem Weg zum Mutterschiff befanden, schien er sich zu entspannen. „Gerade noch einmal Glück gehabt."

Dann blickte er Sidja an und fragte: „Alles okay bei dir?" Sidja nickte nur. Fürs erste gab sich Obi- Wan mit dieser Antwort zufrieden und konzentrierte sich wieder auf das Fliegen.

Im anderen Flieger ging es jedoch nicht so schweigsam zu.

„Mach dich gefälligst nicht so breit! Immerhin verdankst du mir dein Leben!"

„Wer macht sich denn hier breit? Außerdem hat Obi- Wan mich gerettet, nicht du!"

„Ha! In deinen Träumen!"

Sie schubsten sich noch ein bißchen und Anakin kam aus der Flugbahn.

„Was machst du denn da! Ich hätte fliegen sollen, immerhin bin ich auch hierher gekommen!"

Anakin sagte nichts mehr, sondern korrigierte den Kurs. Dann kniff er die Lippen zusammen. Jihafu bemerkte das sehr wohl und fragte: „Was ist los?"

Anakin schüttelte den Kopf, überlegte es sich dann jedoch anders und erwiderte: „Ihr ward keine Sekunde zu früh da. Dooku wollte..." Er verstummte. „Ja?"

„Jihafu, beinahe hättest du deine Schwester verloren."

Jihafu starrte in die Luft. Sie erreichten hinter Obi- Wan das Raumschiff und landeten im Frachtraum. Als sie ausstiegen, rannten sie zu den anderen und Obi- Wan wollte ansetzen, um etwas zu sagen, doch beide Jungen stürmten auf Sidja zu und umarmten sie. „Schwesterchen!"

„Sidja!"

Sidja blieb fast die Luft weg und Obi- Wan beäugte misstrauisch seinen Padawan – hatte er etwas nicht mitgekriegt? Er schalt sich innerlich dafür, in letzter Zeit zu sehr mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigt gewesen zu sein. Gerade wollte er Anakin zu Seite nehmen, um ein Wörtchen mit ihm zu reden, da kam zu allem Überfluss Marga reingerannt und vertrieb die Jungen. „Mein Töchterchen! Was stellst du bloß für Sachen an?"

Obi- Wan sah zu, wie Marga Sidja genauso in Beschlag nahm, wie die anderen beiden vorhin. Dann kam sie auch zu ihm und umarmte ihn stürmisch. „Danke, dass du meine Tochter gerettet hast!" Auch Jihafu ging nicht leer aus, und dann stand sie vor Anakin, den sie aus Gerechtigkeit auch umarmte. „Du hast doch hoffentlich gut auch Sidja aufgepasst?", wollte sie dabei wissen und Anakin grinste hinter ihrer Schulter Sidja an. „Und wie."

Zu seinem Pech jedoch war es seinem Meister nicht unbemerkt geblieben. Als die wiedervereinte Familie dann vorging, sprach er ihn an. „Anakin? Was ist genau vorgefallen?"

In knappen Sätzen berichtete sein junger Padawan ihm alles, sein Blick immer wieder nach vorne schweifend. Als er geendet hatte, fragte Obi- Wan: „Und das ist alles?" Verwundert sah Anakin ihn an. „Ja, Meister."

Obi- Wan durchbohrte ihn förmlich mit seinem Blick. „Du verschweigst mir etwas, mein sehr junger, unerfahrener Padawan. Und ich habe Grund zu der Annahme, dass dieses Etwas nicht sehr angesehen beim Jedi- Rat wäre. Beweise habe ich natürlich nicht, aber ich treffe meine Vorsichtsmaßnahmen. Du wirst sofort in unser Zimmer gehen, während ich noch mit den Saphirs rede. Ich komme so schnell wie möglich nach, dann können wir in Ruhe überlegen, was für einen Jedi wichtig ist."

Anakin wollte widersprechen, aber besann sich dann anders und blickte zu Boden. „Ja, Meister."

Obi- Wan seufzte. Er hasste es, so hart mit Anakin umgehen zu müssen. Und falls seine Vermutungen stimmten, so konnte Anakin ja auch nichts für seine Gefühle. Aber er konnte etwas dafür, ob er sie im Zaun zu hielt oder nicht, etwas, womit Obi- Wan seit Tagen selber kämpfte.

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Juan saß unterdessen in der Bibliothek und starrte vor sich hin. Margas unerwartetes Geständnis hatte ihn doch mehr mitgenommen, als er es zugeben wollte. Er hatte sich nicht genug um sie gekümmert, das war ihm nun klar. Vielleicht hätte er verhindern können, dass sie sich in diese unglückliche Liebe stürzte. Er seufzte. Was sollte er jetzt tun? Die Scheidung einreichen? Was würde aus den Kindern werden? Eigentlich sollte er glücklich sein. Er wäre dann ein freier Mann, könnte gehen, wohin er wollte, und das Geld, was er durch Spionage verdient hatte und bar in einem Schließfach lag, verprassen.

Doch im Moment war er zu sehr damit beschäftigt, die Ereignisse zu verarbeiten. Jihafu würde bald seine Prüfungen ablegen und ein Jedi- Ritter werden. Juan wusste gar nicht, was Jihafu über seine Familiengeschichte dachte. Als er nach sah, merkte er, dass der Chip verschwunden war, doch es gab nur eine Möglichkeit, in wessen Besitz er sich befinden könnte, und das machte Juan ein wenig stolz. Also interessierte Jihafu sich zumindest dafür.

Sidja war entführt worden, von den Separatisten, soviel hatte er mitgekriegt. Also eigentlich von denjenigen, für die er arbeitete. Was sie wohl damit bezweckten? Aber jetzt, da Meister Kenobi sich zur Rettung aufgemacht hatte, würden sie wohl scheitern. Oder er wäre Kenobi los, was noch die beste Möglichkeit wäre. Obwohl er dann auch seine Familie nicht mehr sehen würde, doch er war sich gar nicht mehr sicher, ob er sie überhaupt noch als Familie betrachten konnte.

Und Marga? Er sah Bilder vor seinen Augen, von denen er geglaubt hatte, sie wären aus seiner Erinnerung verschwunden. Er und Marga als Teenager, wie sie sich zum ersten Mal in einer Bar begegnet waren, wo sie als Kellnerin gejobbt hatte. Er und Marga hoch zu Ross, bei ihrem Urlaub auf Tatooine. Er und Marga als sie vor Freude tanzten, weil er eine Stelle in der Bibliothek bekommen hatte. Er und Marga beim Einzug in die Wohnung, die Geburt ihrer Kinder... Er schloss die Augen und atmete durch. Das wollte er alles nicht sehen. Es gehörte in die Vergangenheit. Kenobi sei dank.

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Anakin saß auf seinem Bett und rührte sich nicht. Obi- Wan sprach in diesem Augenblick mit den Saphirs, er konnte in diesem Augenblick Sidja in die Augen schauen, auch wenn er dabei zum Glück nicht dasselbe empfand wie Anakin. Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen, aber er wusste, dass er etwas mehr Vorsicht walten lassen musste. Obi- Wan war nicht von gestern.

Es klopfte an die Tür, und Anakin blickte verwundert auf. Seit wann klopfte Obi- Wan? Er stand auf und öffnete, und blickte mit Verwunderung Jihafu ins Gesicht.

„Darf ich reinkommen?"

Anakin machte eine einladende Geste und schloss die Tür hinter Jihafu. „Ich dachte, du befindest dich in einer Besprechung?" Jihafu winkte ab. „Ich habe mich davon geschlichen, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergab. Denn ich dachte mir, Obi- Wan wird dich nicht ohne Grund ausgeschlossen haben, wo du doch eins der Opfer bist und ich bin sicher, es liegt nicht daran, dass er dir alles alleine aus der Nase ziehen will..."

Anakin musterte den spitzfindigen Jungen vor ihm. „Worauf willst du hinaus?"

Jihafu fuhr sich durch die Haare. „Folgendes. Ich weiß nicht, was du verbrochen hast, aber schlimm kann es nicht sein. Ich schätze, Obi- Wan ist da wie ein strenger Vater." Er wartete, bis Anakin genickt hatte, um dann fortzufahren.

„Kennst du die Geschichte der Saphirs? Nein? Das dachte ich mir. Ich kannte sie bis vorkurzem ja nicht einmal selber. Aber jetzt, da ich sie kenne, werde ich den Gedanken nicht los, dass ich etwas dazu beitragen möchte."

Anakin hörte ihm schweigend zu. Das konnte interessant werden, auch wenn er nicht sah, worauf das hinauslief.

Jihafu schmiss sich aufs Bett. „Setz dich, könnte ne Weile dauern." Als Anakin sich gesetzt hatte, fuhr Jihafu fort: „Also, ich muss weiter ausholen, damit du alles kapierst. Früher gab es den Orden Collectere, der dazu diente, Informationen über die Saphirs zu sammeln. Nach einiger Zeit wurde aus dem Orden eher so etwas wie ein Verein, etwas, wo die Leute auch etwas taten und nicht nur rumsaßen. Alles nur Saphir Leute. Ziemlich viele davon waren Jedi, bis sie merkten, dass sich ihr Treiben nicht wirklich mit der hellen, aber auch nicht allein mit der dunklen Seite der Macht vereinbaren ließ. Deswegen wurden aus ihnen die „Grauen Saphire". Aufzeichnungen machten sie trotzdem und so, alles streng geheim. Ich habe die restlichen gerade erst gelesen."

Er zupfte an der Bettdecke herum. „Ich glaube, es gibt heute noch welche, denn ihr Erkennungszeichen ist ein Edelstein im Nacken. Pa hat so einen, auch wenn er nie sagen wollte, was er bedeutet. Ich glaube, noch nicht einmal Ma weiß es. Wie auch immer," er holte tief Luft, „das ist es, was Pa mir sagen wollte. Ich muss überlegen, ob ich durch und durch ein Jedi werden will und mich für alles und jeden aufopfern will, oder in den grauen Orden eintrete. Das muss es sein. Was sonst?"

Anakin wusste darauf keine Antwort. Warum erzählte Jihafu den ganzen Quatsch ihm überhaupt, er war eh kein Saphir, sodass er eintreten konnte, wenn er gewollt hätte.

„Verstehst du?" Anakin schüttelte den Kopf.

„Ich war noch nie der Typ, der sich hundertpro an das Gesetz hielt. Okay, ich habe nur gegen kleinere Sachen verstoßen, aber immerhin. Ich glaub, ich mache es." Jihafu blickte Anakin, der ihm gegenüber saß, freudig an, wie jemand, der endlich seine Bestimmung gefunden hatte, oder zumindest jemand, der zu einem Entschluss gekommen war.

„Und meine erste graue Tat, wie ich es nenne, wird, dir aus der Patsche zu helfe. Sicher willst du dir den Weg zum Jedi- Ritter nicht verderben, und ich kann quasi die Schuld auf mich nehmen, dann bist du aus dem Schneider." Nun strahlte Jihafu regelrecht über seinen durchdachten Plan. Aber Anakin konnte nicht anders, er musste einfach anfangen, zu lachen.

Jihafu war beleidigt. Da bot er ihm schon so etwas an, und dann wagte dieser Kerl es, ihn auszulachen? Als Anakin sich wieder beruhigt hatte, meinte er: „Jihafu, ich weiß dein Angebot sehr zu schätzen, ehrlich, aber glaube mir, es ist nicht so einfach."

Jihafu blickte ihn fragend, noch nicht überzeugt an, und Anakin merkte, dass er jetzt an der Reihe war, einen Monolog zu halten. Seiner würde allerdings nicht halb so lange dauern. Dafür wusste er aber auch nicht die richtigen Worte, sich auszudrücken.

„Jihafu, ich habe etwas getan, was ein Jedi nicht darf. Ich empfinde Gefühle. Ich liebe deine Schwester..."

„Das tue ich doch auch," warf Jihafu ein.

„Ich hoffe aber für dich, nicht auf dieselbe Art wie ich. Und sie liebt mich auch und wir na ja, wir müssen diese Liebe verstecken. Ich weiß, dass ich sie nicht zulassen dürfte, und das ist es, was Obi- Wan von mir glaubt. Er hat Recht, auch wenn er keine Beweise hat."

Jihafu starrte ihn mit offenem Mund an. Dann fing er sich aber, suchte nach einer Lösung des Problems. „Ich werde dir helfen, wie versprochen. Und wenn es Sidja auch gut tut, umso besser. Mensch, schade, dass du nicht mein Bruder wärst, dann könntest du auch eintreten...obwohl du dann wiederum keinen Grund hättest, da Sidja deine Schwester wäre..." Jihafu runzelte die Stirn bei seinen verstrickten Gedankenzügen. Doch dann hellten sich seine Züge auf.

„He! Wenn ihr heiraten würdet, wärst du ein Saphir!"

„Aber ich möchte ja ein Jedi bleiben. Ich habe Chancen, etwas Großes zu vollbringen, die will ich auch nutzen. Kannst du nicht den Jedi- Rat umstimmen, dass Jedi doch lieben dürfen?"

„Hm...ich wüsste nicht, wie. Dein Problem ist tatsächlich schwerer als angenommen...Aber ich kann euch zumindest zuhause dazu helfen, dass ihr euch ungestört sehen könnt. Ich kann Alibis erfinden und alles."

Anakin grinste. Er kannte Jihafu erst drei Tage, aber in der Zeit ist er ein so guter Freund geworden, wie er es sich niemals hätte träumen lassen. Er wollte ihm gerade danken, da öffnete sich die Tür.

Obi- Wan kam herein und sah Jihafu auf Anakins Bett liegen. Er blickte verwundert drein, hatte er sich mit diesem jungen Knaben nicht bis gerade unterhalten? Doch er ließ sich nichts anmerken.

„Jihafu, was hast du denn hier zu suchen?"

Jihafu erhob sich. „Ich wollte nur Anakin besuchen, da ich ihn bei unserer kleinen Besprechung vermisst hatte. Ihr hattet wohl vergessen, ihm Bescheid zu geben."

Obi- Wan kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was war denn in den Jungen gefahren? „Mäßige deinen Ton, Padawan Saphir. Ich habe meine Gründe. Wenn du uns nun entschuldigen würdest!"

Jihafu ging aus dem Zimmer. Jetzt musste er erst mal Sidja ausquetschen, da erfuhr er so eine Neuigkeit von Anakin, anstatt von seiner lebenslangen Schwester! Aber er würde auch zu gerne erfahren, was in dem Raumschiff passiert ist, so ein Mist, dass er die Besprechung hatte sausen lassen müssen. Aber dann hätte er nicht über Anakin und Sidja Bescheid gewusst. Jihafu seufzte. Ja, das Leben konnte echt hart sein.

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Marga lag verträumt auf ihrer Koje. Wie schön diese Reise doch war! Sie hatte ihre Tochter gesund und munter wieder und war außerdem in Obi- Wans Nähe. Obwohl sie ja ein schlechtes Gewissen wegen Juan hatte. Sie waren immerhin noch verheiratet. Aber konnte sie etwas dafür? Hatte sie es sich ausgesucht? Außerdem hatte sie ja keine Affäre, Obi- Wan war ein angesehener Jedi- Ritter. Und noch dazu erwiderte er ihre Gefühle ganz und gar nicht, aber ein bißchen träumen durfte doch noch erlaubt sein? Und Juan erschien nicht sehr enttäuscht, als er es erfahren hatte.

Sidja lag ebenfalls auf ihrem Bett und schien zu schlafen. Kein Wunder, was musste dieses Mädchen für fürchterliche Ängste ausgestanden haben. In diesem Moment platzte Jihafu ins Zimmer und Sidja schreckte auf. „Oh, Sorry," sagte Jihafu nur. Marga blickte ihn böse an, vor allem, da er sich vorhin fortgeschlichen hatte, aber er zuckte nur mit den Achseln.

Sidja rieb sich die Augen und Jihafu setzte sich auf ihr Bett. „Denk ja nicht, dass ich jetzt noch mal alles erzähle," meinte sie. „Wieso?" Jihafu setzte seinen unschuldigsten Blick auf. „Ich musste mal ganz dringend, da konnte ich doch auch nichts für."

„Ja, ja. Du musstest mal ganz dringend etwas anstellen, nicht wahr?"

Jihafu grinste nur und Sidja erhob sich. „Wie lange dauert es, bis wir zuhause sind?"

„Nicht mehr lange," antwortete Marga und schloss die Augen. „Aber du kannst dich ruhig noch etwas ausruhen."

„Nein, kannst du nicht," mischte Jihafu sich ein und zog Sidja aus dem Zimmer. Sie war noch zu verschlafen, um sich zu wehren. Als sie auf dem Flur standen, blickte Jihafu sich um. „Wo kann man hier ungestört reden?"

„Wer sagt denn, dass ich überhaupt mit dir reden möchte?"

„Oh, glaub mir, das möchtest du. Hast mir außerdem noch gar nicht gedankt."

„Danke, oh großer Jihafu, ohne Euch wäre ich verloren gewesen!", meinte Sidja ironisch.

„Ja, ja, mach nur deine Witzchen, aber bald hast du allen Grund, mir wirklich dankbar zu sein."

Sidja stutzte. „Warum?"

„Ach, nur so." Jihafu hatte keine Lust, ihr hier auf dem Gang alles zu erzählen.

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Obi- Wan betrachtete seinen Padawan eindringlich, wie er auf seinem Bett saß und ihn unschuldig anblickte. Anakin war nie unschuldig, und gerade dann nicht, wenn er so guckte. Doch trotz den Tausenden von Vorträgen, die er ihm gehalten hatte, hielt ihn diesmal etwas zurück. Wahrscheinlich hatte er ein schlechtes Gewissen, Anakin wegen Vermutungen zu bestrafen, Vermutungen, die wahrscheinlich falsch waren, und auf seinen eigenen Gemütszustand zurückzuführen waren. Er atmete durch.

„Sobald wir auf Coruscant sind, haben wir unseren Auftrag weiter auszuführen. Und zwar unter strengen Schutzmaßnahmen, denn auf die Senatorin ist ein Anschlag verübt worden, als sie von Naboo zurückkehrte. Alle Sicherheitsleute, die sich im Raumschiff befanden, sind tot. Ebenso ihr Double. Sie selber flog zum Glück, dank Captain Typhos Einsatz, in einem Sternenjäger."

„Aber das bedeutet ja..."

„Ja, so paradox das auch klingen mag, wir haben Dooku unser Leben zu verdanken."

Anakin verfiel wieder in Schweigen. Count Dooku hatte Sidja umbringen wollen, doch hätte er sie nicht entführt, wäre sie jetzt tot. Und er und Obi- Wan. Ein unerträglicher Gedanke. Er musste an Hilma denken. Obwohl er sie nicht gemocht hatte, empfand er Bedauern.

„Weiß Sidja es schon?"

„Nein, ich habe es gerade erst erfahren. Ich werde es ihr schonend beibringen, kurz bevor wir landen.", fügte er hinzu. Er wollte seinem Padawan trotz allem nicht zu viel Umgang mit ihr geben, auch wenn er überzeugt war, sich alles nur einzubilden.

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Auf der coruscanter Flugrampe herrschte ein buntes Treiben, in dem sich die aussteigenden Passagiere verloren. Obi- Wan bemerkte, dass mehr los war als sonst und nahm Marga, als sie hinter ihm rauskam, zur Seite. Es musste einfach sein. „Mach dir keine Sorgen wegen dem Anschlag, Anakin und ich werden Amidala und Sidja beschützen."

Marga war immer noch ganz aufgelöst von der Neuigkeit. „Aber, zwei Dienerinnen der Senatorin sind umgekommen! Sidja kann die nächste sein!"

„Nein, Marga, nicht wenn Anakin und ich aufpassen. Glaub mir." Ihre grauen Augen zeugten von Erschöpfung, doch blitzen sie auf, wenn sie ihren Weg in Obi- Wans blaue Augen fanden.

Und es gab noch mehr aufblitzende Augen, welche nur ein paar Meter entfernt standen. Anakin wagte es nicht, Sidja in der Öffentlichkeit auch nur die kleinste Berührung teil werden zu lassen, aber seine Augen blieben an ihre geheftet. Sie erwiderte seinen Blick, wohlwissend, was er dachte. Jihafu kam sich ausgeschlossen vor.

„Ich bitte euch! Benehmt euch nicht so verdächtig, das ist mein Part." Sidjas Blick schoss jetzt auf ihn, konnte es sein, dass sie sich wirklich zu auffällig benahmen? Durfte man nicht einmal mehr einen Freund anschauen? Sorgsam blickte sie sich in der Umgebung um.

„Keine Angst, Sidja, niemand hat etwas mitgekriegt. Aber ihr solltet trotzdem vorsichtiger sein, nicht, dass meine Arbeit nachher umsonst ist."

„Okay, Freundchen, wovon redest du?"

„Hast du es ihr nicht gesagt?", fragte Anakin, ebenfalls an Jihafu gerichtet, welcher zufrieden grinste.

„Keine Zeit gehabt. Ich hol das nachher nach. Da kommt Obi- Wan, er will dich sicher mitnehmen, Anakin."

„Ganz recht, Jihafu. Ich werde sofort das Nötigste veranlassen. Sidja, die Senatorin wünscht dich kurz zu sehen, bevor du dich zurückziehen kannst." Bei den letzten Worten verzog er ein wenig den Mund, was viele Ursachen haben konnte. Doch Jihafu machte es misstrauisch, das lag einfach in seiner Natur.

Die drei gingen, und er blieb mit Marga zurück. Marga schaute ihnen mit verklärtem Blick nach.

„Ma! Ich habe meinen Nachmittagsunterricht versäumt!"
Langsam richtete Marga ihren Blick auf ihn, als nehme sie jetzt erst wahr, dass er auch noch da war.

„Da mach dir mal keine Sorgen, Obi- Wan wird das schon regeln."

Sie gingen in ihr Apartment, und Marga graute es davor, Juan wiederzusehen. Nach allem, was passiert war.

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Im Turbolift herrschte Schweigen. Obi- Wan war einfach müde nach der ganzen Anstrengung, und Hunger hatte er auch, er hatte im Raumschiff nicht sehr viel runter gekriegt, auch wenn Marga gekocht hatte. Marga...

Anakin und Sidja, die neben ihm standen, warfen sich leidenschaftliche Blicke zu. Doch bei jeder Bewegung von Obi- Wan bekam Anakin einen Schock.

„Du scheinst ein wenig nervös zu sein, Anakin," bemerkte Obi- Wan, während der Lift weiter aufstieg.

„Keineswegs."

„Aber ich kann dich ja verstehen, du hast sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen."

Verwundert richtete Anakin seine Aufmerksamkeit nun doch auf seinen Meister, was dieser wohl auch bezweckt hatte. „Was?"

„Entspanne dich. Sie ist keine Königin mehr." Er schien vergessen zu haben, dass Anakin erst vorkurzem mit Amidala verreist war, auch wenn diese Reise nicht sehr lange gedauert hatte.

Der Lift stoppte und sie traten auf den Flur. Eine Tür glitt auf und ein Gungan kam heraus. Als er Obi- Wan erblickte, hüpfte er auf und ab. „Obi- Wan! Du bists!" Er umarmte ihn stürmisch und Obi- Wan wusste nicht, wie er sich verhalten sollte.

Sidja beobachtete die Szene belustigt, während Anakin das Gesicht verzog. Er erinnerte sich nur zu gut an Jar Jar Binks und auch er würde stürmisch umarmt. Dann kam Sidja an die Reihe und erst als er sie losließ, fragte er: „Und wer bist du? Ich dich nicht kennen oder nicht erinnern!"

„Jar Jar, das ist Sidja", stellte Obi- Wan sie vor. „Eine Dienerin der Senatorin", fügte er in einem schärferen Ton hinzu.

Jar Jar verstand. „Kommt, ich euch bringen zu ihr!"

Als sie in die Wohnung eintraten, war Captain Typho anwesend, genauso wie Dormé. Sie hatte Glück gehabt, nicht für die Reise ausgewählt worden zu sein. Amidala erblickte die Eintretenden und kam auf sie zu, dann umarmte sie Sidja. Langsam habe ich genug für heute von Umarmungen, dachte diese. Erst Anakin und Jihafu, dann Marga, dieser Jar Jar Binks und nun auch noch die Senatorin. Was wohl noch so auf sie zukam?

Als Amidala von ihr abließ, blickte sie Sidja an. „Ich war so in Sorge. Aber diese Entführung war ja quasi deine Rettung..." Sie seufzte. Dann begrüßte sie Obi- Wan, während sie sagte: „Ich begrüße es, dass der Rat so besorgt um mich ist, aber sind 24 Stunden Überwachung unbedingt nötig?"

„Ich fürchte es, M´Lady, ja."

Zum Schluss wandte sie sich Anakin zu. „Ich hoffe, du hast auch alles gut überstanden, Ani?"

„Ja, Senatorin. Dank Obi- Wans und Jihafus Hilfe", musste er zugeben.

„Jihafu?" Auf Amidalas Gesicht spiegelt sich Verwunderung wider.

„Sidjas Bruder."

„Ach. Sieh mal einer an," wandte sie sich Sidja, die neben Anakin stand, zu, „Das scheint ja in der Familie zu liegen. Die Ehrenhaftigkeit, meine ich" Sie lächelte und Sidja lächelte zurück, obwohl sie nicht wusste, worauf die Senatorin anspielte.

Dann verfielen Obi- Wan, Amidala, Anakin und Typho in ein Gespräch über Sicherheitsvorkehrungen, sodass Sidja die Gelegenheit nutzte, zu Dormé zu gehen und ihr ihr Mitgefühl auszusprechen.

„Es tut mir so leid für Hilma."

Dormé senkte den Blick. Hilma war ihre beste Freundin gewesen, und Sidja hatte sich immer etwas ausgeschlossen gefühlt, wenn sie zu dritt Dienst hatten.

„Ja," flüsterte sie, „ich hätte lieber darin sitzen sollen."

„Schon gut," flüsterte Sidja zurück, um die anderen nicht zu stören und weil in dem Augenblick passend erschien, umarmte sie Dormé tröstend. Diese erwiderte die Umarmung dankbar, und als sie sich nach einiger Zeit voneinander trennten, fragte Sidja: „Soll ich heute Abend hier bleiben? Du kannst sicher etwas Ruhe gebrauchen."

Dormé schüttelte den Kopf. „Du hattest auch einen harten Tag."

Da hatte sie allerdings Recht. „Noch lange nicht so hart wie du. Und ich hatte zwischendurch die Möglichkeit zu schlafen."

Das stimmte, einmal dank Drogen und auf dem Rückweg. Außerdem wusste Sidja, dass Anakin hier bleiben würde, kein unbedeutender Grund. Dormé schaute sie an.

„Das würdest du für mich tun?" fragte sie, ehrlich überrascht. Sidja nickte. „Ist doch nicht mehr lange. Der Tag neigt sich dem Ende zu." Dormé nickte, gab nach. Als Amidala kam, ergriff Sidja das Wort.

„Wenn Ihr erlaubt, Senatorin, übernehme ich die letzte Stunde Dienst und Dormé kann sich zurückziehen."

„Einverstanden. Es wird auch nur noch eine halbe Stunde sein. Wir alle hatten einen schweren Tag."

Dormé ging aus der Wohnung, und Amidala und Sidja gingen in einen anderen Raum.

Sobald auch Typho die Wohnung verlassen hatte, erkundigten Obi- Wan und Anakin dieselbe. Jar Jar drückte noch einmal seine Freude aus, sie wiederzusehen und verließ sie dann auch.

>>>> Fortsetzung folgt