Der letzte Saphir

Intrigen nehmen ihren Anfang

Juan hatte keine Lust, nach Hause zu gehen. Sicher war seine Frau schon wieder da. Er konnte ihr nicht mehr in die Augen blicken. Als er sich umdrehte, fand er seine Nase plötzlich in strohblondem Haar begraben und er trat einen Schritt zurück. Mittlerweile wunderte er sich über gar nichts mehr.

„Und? Erfolgreich gewesen?"

„Kann man so sagen," antwortete Jihafu. „Aber ich muss mit dir reden."

„Du? Mit mir? Da bin ich ja mal gespannt."

Jihafu hielt ihm den Mikro- Chip entgegen. Juan blickte den Chip erstaunt an, nahm ihn und sah fragend in Jihafus Gesicht.

„Willst du mir nicht etwas sagen?" , kam es von diesem.

„Ich dachte, du..." versuchte Juan sich zu verteidigen. Doch halt, was machte er eigentlich? Er hatte daraufhin gearbeitet, jetzt servierte Jihafu sich sozusagen auf dem Silbertablett und er wollte die Gelegenheit verstreichen lassen? Auf keinen Fall.

„Komm mit!" Er führte Jihafu wieder in sein persönliches Hinterzimmer.

„Ich gehe davon aus, dass du alles weißt?", begann er. Jihafu nickte. „Dann weißt du ja auch, was meine Tätowierung bedeutet." Juan überlegte, wie er am besten weiterreden sollte. Jihafu war sich unsicher, sonst wäre er nicht zu ihm gekommen, oder hätte ihn mit einer eindeutigen Antwort wissen lassen, was Sache war.

„Ein grauer Saphir zu sein, bedeutet, für die zu arbeiten, hinter denen du mit deinem ganzen Herzen stehst, ohne auf Lebenszeit verpflichtet zu sein. Du kannst jederzeit deine Meinung ändern. Oder eine Familie gründen. Aber es bedeutet gelegentlich auch, und das will ich dir nicht verschweigen, mit der dunklen Seite der Macht oder anderen Feinden in Kontakt zu kommen, wenn es dir als nützlich erscheint. Ein bißchen mehr Berufsrisiko ist schon dabei. Aber du weißt, dass Jedi auch sehr viel Risiko eingehen." Er verstummte. Hatte er irgendwas vergessen?

Jihafu blickte ihn interessiert an. „Für wen arbeitest du?"

Juan schluckte. Konnte er es wagen, seinem Sohn die Wahrheit zu sagen? Er sah Jihafu in die Augen.

„Für die Separatisten."

Jihafu nickte. So etwas hatte er sich schon gedacht.

Sein Blick schwief ab. Er spürte, dass Juan sein Statement erwartete. Und eigentlich hatte er seine Entscheidung schon getroffen. Aber wenn er es jetzt zu seinem Vater sagte, wäre es so endgültig. Obwohl, war es nicht gerade die Entscheidungsfreiheit, die den Orden ausmachte?

Er nickte wieder und blickte dann seinen Vater an, der nicht verstand, was er meinte. „Was muss ich tun, um aufgenommen zu werden?"

Ein Lächeln deutet sich auf Juans Gesicht an. Er erhob sich von seiner Couch und legte eine Hand auf Jihafus Schulter. „Ich bin stolz auf dich. Ich werde es dem Orden mitteilen und du wirst bald deine Einweihungsprüfung erfahren."

Jihafu stand auf. „Sollen wir zusammen nach Hause gehen?"

Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. „Nein, ich mache heute Überstunden, hab noch sehr viel zu tun... sagst du Marga Bescheid?"

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Als Sidja aus Amidalas Zimmer trat, war niemand im Wohnzimmer. Sie blickte sich um. Eigentlich hatte sie gehofft, Anakin anzutreffen. Und einer der beiden musste auf jeden Fall in der Wohnung sein.

„Meister Kenobi?", rief sie. Aus einem Raum kamen Schritte und Anakin streckte seinen Kopf heraus. „So, du rufst also nach Obi- Wan und nicht nach mir?"

Aber dabei grinste er und kam auf sie zu. Sidja guckte sich um. „Wo ist er denn?"

„Weg." Er hatte sie erreicht und schlang seine Hände um ihre Hüften, sie legte ihre Hände auf seine Schultern und dann beugte er sich leicht herunter, um sie zu küssen. Zwischendurch sagte er: „Danach habe ich mich so gesehnt. Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, immer von Obi- Wan beobachtet zu werden..."

Sie strich durch seine Haare, über seine Wange und legte dann einen Finger auf seinen Mund. Solche Momente waren zu kostbar, um sie mit Reden zu vergeuden. Ihre Lippen trafen sich erneut zu einem Kuss.

In diesem Moment trat die Senatorin in ihrem Nachthemd in den Raum. „Sidja, bist du schon..." Dann sah sie die beiden und erstarrte.

Augenblicklich ließen die beiden voneinander ab und Sidja schaute beschämt zu Boden. Wie konnte sie nur so blöd und unvorsichtig gewesen sein. Genauso gut hätte Obi- Wan wieder kommen können. Anakin stammelte: „Senatorin Amidala, es tut uns sehr leid..." Amidalas Blick wanderte von Sidja zu Anakin und ihre Stimme zitterte leicht, als sie sagte: „Anakin, gerade von dir, dem angeblich Auserwählten, hätte ich mehr erwartet. Ich weiß nicht, was Meister Obi- Wan dazu sagen wird."

Sidja sah erschrocken die Senatorin an. „Nein, bitte, Senatorin, es war meine Schuld."

„Sehr ehrenhaft von dir, Sidja, doch ich glaube kaum, dass du ihn Mithilfe der Macht willenlos gemacht hast."

„Aber glaubt Ihr denn, es ist nötig..."

„Ich halte es für meine Pflicht."

„Und ich glaube, jeder hat eine zweite Chance verdient. Anakin hat eine große Karriere vor sich, Ihr wisst doch..."

„Ich brauche keine Belehrungen", wies die Senatorin sie scharf zurecht. Sidja verstummte und blickte sie flehend an. Amidalas Blick wich von einem zum anderen und wieder zurück, Anakin erwiderte ihn stolz. Sollte sie doch tun, was sie für nötig hielt, auf keinen Fall würde er vor ihr kriechen. Vielleicht würde sie dann endlich mal aufhören, ihn „Ani" zu nennen und als kleinen Jungen zu betrachten.

Endlich sprach Amidala wieder. „Na gut, Ani, da ich dich schon lange kenne, werde ich erst mal schweigen. Allerdings darf das nie wieder vorkommen, versteht ihr?"

Beide nickten. „Es ist außerdem von Bedeutung, dass du, Sidja, nie mehr diese Räume hier betreten wirst, geschweige denn mir unter die Augen. Nun geh!"

Sidjas Augen weiteten sich. Amidala feuerte sie! Anakin wollte protestieren, aber Sidja meinte: „Schon gut.", dann drehte sie sich um und ging. Als sie die Wohnung verlassen hatte, warf Amidala Anakin noch einen strengen Blick zu und verschwand dann ebenfalls. Anakin wagte es nicht, Sidja hinterher zu rennen, obwohl das sein erster Gedanke war. In diesem Moment trat sowieso Obi- Wan ein. „Ist etwas vorgefallen, oder warum guckst du so bedröppelt?" Anakin schüttelte den Kopf. „Ich habe nur überlegt, ob es wirklich notwendig ist, hier in der Wohnung Stellung zu nehmen."

„Du überraschst mich immer wieder, mein junger Padawan. Natürlich ist es das." Aber Obi- Wan wusste, dass das nicht Anakins Gedanken waren, und es beunruhigte ihn sehr, dass er ihm etwas verheimlichte.

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Weinend kam Sidja zuhause an. „Schatz, was ist denn los!", wollte Marga entsetzt wissen. Es dauerte lange, bis Jihafu Sidja nach dem wahren Grund ihrer Entlassung fragen konnte, denn Marga wollte sie einfach nur trösten und anscheinend nicht mehr gehen lassen. Doch irgendwann wurde Sidja müde und ging ins Bett. Nur, damit er mit ihr reden konnte, tat Jihafu ihr gleich, obwohl es bestimmt erst neun war, höchstens halb zehn.

„Was ist denn nun passiert? Du kannst mir nicht sagen, dass Amidala dich entlassen hat, weil sie um dein Leben besorgt ist. Ma schon, aber mir nicht!"

Sidja musste im Dunkeln lächeln. Warum durchschaute Jihafu immer alles? Aber genau das liebte sie an ihm.

„Sie hat mich und Anakin in einer peinlichen Situation erwischt." Sie hörte einen Klatsch und war sich sicher, dass Jihafu sich vor die Stirn geschlagen hatte, so wie er es immer tat.

„Ja, konntet ihr euch denn gar nicht zusammenreißen? In der Wohnung der Senatorin? Ihr seid einfach nur dämlich!"

Sidja ließ ihren Kopf nach unten hängen. „Du weißt doch gar nicht, was wir getan haben."

„Na was wohl, rumgeknutscht habt ihr. Dabei habe ich Anakin noch gesagt, ich werde euch Alibis verschaffen. Hättet ihr mal gewartet. Aber nein..."

„Wie bitte? Du hast Anakin gesagt...aber, hat er dir etwa alles brühwarm erzählt? Ich dachte, er wollte diskret sein."

„Also bitte, wenn ihr jemandem vertrauen könnt, dann mir. Aber jetzt ist ja eh zu spät." Sidja legte sich wieder in ihr Bett.
"Wer sagt das?"

„Du meinst also, ihr wollt munter so weitermachen, obwohl es dich schon deinen Job gekostet hat und Anakin ist ja nur ein Jedi, macht also nichts..."

„Es ist nicht so einfach wie du denkst. Ich weiß nicht, sagt dir der Begriff Liebe etwas?"

Jihafu seufzte. Also war es doch ernster als gedacht. „Na gut, ich werde sehen, was ich tun kann. Jetzt muss ich dir aber etwas erzählen, das wird dich vom Hocker hauen. Hey, vielleicht könntest du auch eintreten, immerhin hast du ja jetzt eh nichts zu tun..."

Er berichtete ihr alles über die Grauen Saphire. Sidja ließ es sich durch den Kopf gehen. „Hast du auch alles gut durchdacht? Erwarten die echt keine Gegenleistung? Einnahmen oder sonst was?"

„Ach was, das ist doch nur ein Familienclan, von welchen, die sich nicht für eine Seite entscheiden können. Und mir gefällt der Gedanke, machen zu können, was ich will."

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Anakin vermied es an diesem Abend, genauso wie in den darauffolgenden Tagen, mit der Senatorin zu reden, was ihm nur schwer gelang, da er sie beschützen sollte. Zu allem Überfluss plante der Jedi- Rat auch noch, sie wieder nach Naboo zu schicken, und zwar mit ihm als einzigen Beschützer. Anakin hätte nur zu gerne widersprochen, aber er wagte es nicht, da er der Senatorin nicht den kleinsten Anlass des Zornes geben wollte. Außerdem kam der Befehl vom Kanzler, den Anakin sehr verehrte.

Was er jedoch nicht wusste, war, dass die Senatorin den Wunsch geäußert hatte, der junge Skywalker solle sie begleiten. Seitdem Amidala ihn und Sidja überrascht hatte, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sidja und Ani, den sie nie ernst genommen hatte, und nun nahm er ihr die letzte Hoffnung auf ein bißchen Freude in ihrem Dasein. Und nie hätte sie Sidja zugetraut, so dreist zu sein, in ihrer Wohnung... Merkte sie denn nicht, dass Amidala sie sehr gerne hatte?

Doch langsam erfasste ein Plan Amidalas Geist, und sie staunte selber über sich. Nie hätte sie gedacht, dass sie so rachsüchtige Gedanken haben könnte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie anderen gedient. Doch wahrscheinlich war das der Grund, jetzt hatte sie einen Wunsch, der nur ihr alleine zugute kam, und er wurde ihr verweigert. Noch nie hatte Amidala eine so große Enttäuschung gespürt wie an diesem Abend. Deswegen beschloss sie, die beiden auseinander zu bringen. Anakin war jung und beeinflussbar. Sidja würde dieselben Schmerzen empfinden wie sie. Und nach einiger Zeit, wenn sie Anakin an sich gebunden hatte, konnte sie die reumütige spielen und dem Jedi- Rat alles beichten, damit wäre Anakin auch aus dem Schneider. Doch das war nicht genug. Sie musste auch noch jemanden beauftragen, der Sidja umwarb, vor Anakins Augen, und außerdem wollte Amidala, dass Sidja es sah, wenn Anakin sie betrog.

Amidala wusste, es war unwahrscheinlich, dass sie diesen Plan in die Tat umsetzte oder er aufgehen würde. Sie hoffte immer noch, dass alles nur ein Versehen gewesen war, ein Ausrutscher, doch wusste sie, wenn Anakin sich zu so etwas hinreißen ließ, musste da mehr sein als nur sexuelle Anziehungskraft.

Sie seufzte, als sie in den Spiegel blickte, und wieder einmal fühlte sie sich einsam.

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Juan kam nicht mehr nach Hause. Nicht nur an diesem Abend, sondern auch am darauffolgenden nicht. Und dem darauffolgenden. Marga würde sich fragen, ob er sich überhaupt noch auf Coruscant befand, wenn Jihafu nicht regelmäßig Besuche in der Bibliothek abstattete. Noch hatten sie nicht darüber geredet, noch schwiegen sie die Situation aus. Die Kinder mussten etwas bemerken, doch auch sie hielten sich zurück.

Stattdessen nahm Juan Kontakt zu seinen Ordensbrüdern auf, die sehr erfreut darüber waren, dass nun auch endlich der jüngste Spross der inzwischen sehr geschrumpften Familie eintreten wolle. Ihr Hauptsitz befand sich auf Coruscant, daher war es nicht schwer für Juan, sich immer wieder dort blicken zu lassen. Da er überlegte, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, baten sie ihm sogar eine Unterkunft an. Als Untermieter. Juan bat um Bedenkzeit. Das stand jetzt nicht im Vordergrund, außerdem war die Couch in seinem Hinterzimmer ganz bequem.

Nach einigen Tagen war es soweit, der Vorstand luden ihn und Jihafu in ihre Räumlichkeiten ein, um Jihafu seine Aufgabe zu stellen. Jihafu war sehr aufgeregt, als er sich mit seinem Vater am Eingang des Tempels traf, und hatte seine beste Jedi- Robe angelegt. Noch nahm er am Jedi- Unterricht teil, er wollte sicher gehen, alles zu können, wenn er den Jedi- Orden verließ.

Juan begrüßte ihn und gemeinsam reisten sie ein paar Ebenen tiefer. Nicht ganz nach unten, aber tief genug, dass es die Jedi nicht mehr sonderlich interessierte. Vor dem Gebäude angekommen konnte Jihafu seine Nervosität nicht mehr verbergen.

„Alles klar, Jihafu? Atme tief durch. Entspanne dich. Es hängt wirklich gar nichts hiervon ab, sie teilen dir nur die Aufgabe mit."

Jihafu nickte, doch entspannen konnte er sich nicht. Im Gebäude musste sie mit dem Lift nach oben fahren, zu einer Wohnung. Schließlich war es ein Geheimorden, mehr oder weniger. Kein offizieller jedenfalls.

Als sie in die Wohnung eintraten, blickte Jihafu sich neugierig um. Es sah alles aus wie eine ganz normale Wohnung. Im Wohnzimmer saß ein etwas älterer Herr auf der Couch, der sich bei ihrem Eintreten (ein Bediensteter führte sie herein) erhob, zu ihnen kam und die Hand ausstreckte.

„Du bist also unser berühmter letzter Saphir. Schön, dich kennen zu lernen. Ich bin Ian Saphir." Er lächelte und bot ihnen einen Platz an.

Dann führte er eine Unterhaltung mit Juan, sodass Jihafu nach einiger Zeit weghörte und sich umblickte. Die Einrichtung war geschmackvoll, und sie ließ durchblicken, dass ihr Besitzer viel Geld hatte. Fotos, auf denen Ian mit einer Frau und Kindern abgebildet waren, zierten die Schränke. Sie schienen alle glücklich, und bestätigten Jihafu in seiner Überzeugung, das Richtige zu tun.

Ian hatte nur darauf gewartet, bis Jihafus Anspannung wich. Dann nickte er Juan zu, welcher daraufhin aufstand und das Zimmer verließ, nicht ohne Jihafu Mut zuzusprechen und im zu sagen, dass er im Vorzimmer warten würde.

Als Juan ging, verspannte Jihafu sich wieder. Musste es unbedingt sein, dass sein Vater ihn verließ? Doch Ian fing sofort an zu reden und ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken mehr.

„So, Jihafu, was hat dich letztendlich überzeugt, in dir Fußstapfen deines Vaters zu treten?" Er blickte Jihafu freundlich an, und Jihafu fühlte sich sofort verstanden, obwohl er noch gar nichts gesagt hatte.

„Ich wollte dazugehören. Und meine eigenen Entscheidungen treffen, mir nicht von anderen vorschreiben lassen, wie ich zu leben habe."

Ian nickte. „So wie wir alle. Na, dann will ich dir mal deine Aufgabe mitteilen. Hör jetzt genau zu."

Jihafu schluckte, sein Hals war trocken. Er nickte.

„Gehe morgen in den Wellnessbereich und sorge dafür, dass deine Schwester mitkommt." Jihafu stutzte. Was hatte Sidja damit zu tun? „Keine Angst, ihr passiert nichts," fügte Ian hinzu, der seine Verwirrung bemerkt hatte. „Es soll nur so aussehen, als vergnügt ihr euch beim Schwimmen. Irgendwann wird ein Jedi mit dir Kontakt aufnehmen, und dir weitere Einzelheiten mitteilen."

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Am Abend vor Anakins Abreise ging dieser zu Jihafus Apartment. Marga hatte ihn zum Essen eingeladen, als sie von Jihafu erfuhr, dass der arme Junge bald ganz alleine verreisen musste. Mit Freude hatte Anakin die Einladung angenommen, schließlich würde Sidja auch da sein. Es war ganz schön schwer, sich mit ihr zu treffen, vor allem jetzt, wo sie noch vorsichtiger sein mussten.

Er klingelte und wurde eingelassen, in die Küche geführt und setzte sich Sidja gegenüber. Wie gerne würde er sie mit mehr als einem „Hallo!" begrüßen. Stattdessen beschränkt er sich nur auf Blicke.

„Und Anakin, morgen geht's wieder nach Naboo, habe ich gehört?", fragte Marga.

„Ja, Frau Saphir, ich habe die Aufgabe Amidala zu schützen."

„Ein Jammer, dass sie Sidja gefeuert hat, wirklich ein Jammer...", warf Jihafu ein und grinste schelmisch. Sidja gab ihm durch Blicke zu verstehen, dass er schweigen solle. Marga hat von all dem nichts mitgekriegt und redete munter weiter. „Das stimmt, Jihafu. Aber wir werden schon etwas Neues finden, nicht wahr, Schätzchen?"

„Ja, Mama."

„Ach, Sidja, kommt du morgen mit schwimmen? Du warst sicher noch nie im Wellnessbereich, und jetzt hast du ja Zeit, jede Menge."

„Wenn du möchtest."

Jihafu blickte seine Schwester an. Sie war ihm heute eindeutig zu einsilbig. Nach dem Essen fing Marga mit dem Abwasch an, und zu ihrer Verwunderung bot Jihafu seine Hilfe freiwillig an.

Anakin und Sidja gingen derzeit ins Wohnzimmer und während sie sich auf die Couch setzten, fragte Sidja: „Wie lange wirst du wegbleiben?" Anakin nahm ihre Hand. „Zu lange, das weiß ich jetzt schon."

Plötzlich fiel Sidja etwas ein und sie zog ihre Hand zurück. „Denk an die Kameras."

„Ach, stimmt ja." Er überlegte. „Wenn ich aus dem Jedi- Orden austrete, müssen wir uns nicht mehr verstecken."

„Was? Das kannst du nicht, auf gar keinen Fall! Du bist derjenige, der die Macht wieder ins Gleichgewicht bringen soll!"

„Das stimmt...vielleicht tue ich das, wenn ich, obwohl ich ein Jedi bin, eine Frau habe."

Er schaute ihr in die Augen, und Sidja fing an zu kichern. „Tut mir leid, aber das hat sich jetzt fast angehört wie ein Heiratsantrag."

Er blicke weg. „Du hast recht, ein lächerlicher Gedanke."

„Du meintest das ernst?"

Statt einer Antwort stand er auf und ging in Jihafus und ihr Zimmer. „Ach, kannst du mal kurz kommen?", rief er. Während Sidja sich auf den Weg machte, fragte sie: „Denkst du, das Wohnzimmer der Senatorin wird auch überwacht?"

„Ich hoffe nicht."

Als sie eintrat, schloss er die Tür hinter ihr und meinte: „Ich muss dir noch etwas ganz Wichtiges zeigen."

Er kramte in seinen Taschen herum und holte ein kleines Päckchen heraus. „Ein Abschiedsgeschenk..." Sidja war überrascht. „Sollte denn nicht derjenige, der wegfährt, eins kriegen..?"

„Vielleicht", antwortete er, grinste und gab ihr einen Kuss. „Los, mach auf!" Sidja nahm das Päckchen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie kein Geschenk hatte. Sie riss das Papier ab und hielt eine Schachtel in der Hand. Sie öffnete sie und tatsächlich, ein Ring befand sich darin. Schlicht in Silber gehalten mit einem quadratischen, blauen Stein. Sidja starrte den Ring an. „Er ist wunderschön", war das einzige, was sie herausbrachte. Sie wagte es nicht, Anakin anzugucken. Er holte den Ring raus und steckte ihn ihr an.

„Es ist ein Saphir", flüsterte er dabei und lächelte glücklich, weil ihr der Ring gefiel. „Oh, Anakin, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll!", rief sie aus und fiel ihm um den Hals. „Das musst du auch nicht," meinte er, „aber am Schönsten wäre es, wenn du „ja" sagen würdest." Sidja trat einen Schritt zurück und sah ihn verwundert an. Meinte er es jetzt doch ernst?

„Ich bin mir ganz sicher, Sidja, und wenn mich der Orden dafür ausschließen wird. Ich möchte mein Leben einfach nur mit dir verbringen, Schicksal hin oder her. Also, noch einmal offiziell: Möchtest du mich heiraten?" Er sagte das so ernst, und blickte ihr dabei so tief in die Augen, dass Sidja schlucken musste. Sie konnte doch nicht einen Jedi heiraten, dass war doch gegen das Gesetz! Allerdings wüsste sie nichts, wofür es sich mehr lohnen würde, das Gesetz zu brechen. Sie nickte und brachte dann ein „Ja!" heraus, und er strahlte sie an und nahm sie in den Arm. „Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich damit machst!", flüsterte er in ihr Ohr und dann küssten sie sich.

Jemand klopfte an die Tür. Sidja seufzte. „Nie sind wir mal ungestört," meinte sie, und dann: „Wer ist da?"

„Ich bins! Lass mich bloß rein, ich will da noch schlafen können, ohne die ganze Zeit darüber nachdenken zu müssen, was ihr getan habt!"

„Komm ruhig rein, wenn du so versessen darauf bist," meinte Anakin, und Jihafu trat ein. Er guckte die beiden, die sich noch in den Armen lagen, schief an. „Irgendwas ist doch?", stellte er fest. Sidja musste lächeln und legte ihren Kopf auf Anakins Brust. Anakin grinste Jihafu an. „Nö, wieso?"

„Das kannst du deiner Oma erzählen, aber nicht mir! Denk daran, mir habt ihr ungestörte Zeit zu verdanken!"

„Na ja, wie mans nimmt..." nuschelte Sidja und blickte Anakin an. „Ihm können wir es sagen. Ich finds sowie blöd, es verstecken zu müssen..."

„Wovon bitte redest du? Ich weiß schon längst, dass ihr zusammen seid. Der Hammer wäre höchstens, wenn ihr euch verlobt hättet, aber so blöd..." er unterbrach sich und seine Augen weiteten sich. „Oh nein, das wollt ihr mir nicht wirklich weismachen, oder?" Von seinen Gesprächspartnern kam nur ein glückliches Dauergrinsen. Jihafu schlug sich vor die Stirn, dann setzte er sich auf sein Bett. „Das muss ich erst mal verdauen. Wow... Ich glaub es einfach nicht..."

Anakin setzte sich neben ihn. „Und wie wollt ihr das auch anstellen, so, dass es keiner bemerkt? Sidja, was willst du Ma sagen? Wollt ihr zusammenziehen? Das ist doch...unmöglich!" Sidja kniete sich vor ihn. „Hey, mach dir mal keinen Kopf und lass das schön unsere Sorge sein. Okay?" Sie wuschelte ihm die Haare, doch diesmal half es nicht viel. Er schüttelte nur den Kopf, als wolle er die Gedanken loswerden, und stand auf. „Ja dann..." Sein Blick fiel auf Sidjas Ring. „Hey, wow, ein Ring! Sidja, was ist deine offizielle Erklärung dafür?"

Sidja zuckte mit den Achseln und blickte Anakin an. „Ich sag einfach, den hab ich von einem Verehrer, den ich auf Naboo kennen gelernt habe. Natürlich lebt er auch dort, so dass Mama und Papa nie fragen werden, ob sie ihn kennen lernen können."

„Nein, und Pa sowieso nicht," nuschelte Jihafu in seinen nicht vorhandenen Bart, als er aus dem Zimmer ging. Sidja und Anakin gingen hinterher. „Und jetzt fängt das Verstecken wieder an," meinte Sidja. „Nicht mal in der eigenen Wohnung ist man sicher." Sie blickte zur Decke und Jihafu wusste ganz genau, was sie meinte.

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Obi- Wan betrat die Bibliothek mit der üblichen Ehrfurcht. Er verlangte nach dem Bibliothekar, und sobald dieser auf ihn zukam, fiel Obi- Wan wieder die Sache mit der Tätowierung ein, und dass Juan Jihafus und Sidjas Vater war.

„Guten Tag, Meister Kenobi, was kann ich für Euch tun?"

„Guten Tag, Herr Saphir. Können Sie mir sagen, wo ich die Herkunft dieses Giftpfeils herausfinden kann?"

„Aber sicher doch, folgt mir."

Obi- Wan ließ sich in die Inventarräume führen und der Bibliothekar entschuldigte sich. „Ich habe noch viel Arbeit." In Wahrheit wollte er nicht noch mehr unangenehme Fragen gestellt kriegen.

Während Obi- Wan die Maschine bediente, dachte er nach. Er hatte ein schlechtes Gefühl, was Anakins neuen Auftrag betraf, weil er allein mit der Senatorin sein würde. Sicher, es war ein anderes Gefühl als das, was Anakin und Sidja betraf, aber genauso schlecht. Obi- Wan seufzte. Immer hatte er Probleme am Hals. Noch dazu kam, dass er schon seit einer Woche sein Gefühlsleben nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er, der bisher alles gemeistert hatte. Alles wegen Marga.

„Kein bekanntes Fabrikat," tönte es aus dem Computer. Obi- Wan zuckte zusammen. Verdammt, er hatte sich schon wieder zum träumen hinreißen lassen. Das musste er so schnell wie möglich unterbinden.

Zunächst stand er jedoch vor einem Rätsel. Normalerweise kannte der Computer jedes Fabrikat, also wieso nicht auch dieses? Er würde sich wohl überwinden müssen und jemanden um Hilfe bitten. In seinem jetzigen Zustand würde er eh nichts auf die Reihe kriegen.

Er ging zum Ratsaal und fand Mace dort vor, der ihn wie immer freundlich begrüßte.

„Na Obi- Wan, mal wieder auf Streife?", grinste er. Obi- Wan räusperte sich. „Na, ja, wie mans nimmt. Ich hätte da ein Problem..."

„Also doch auf Streife. Schieß los, wozu bin ich denn da?"

Er stellte sein Problem dar und Mace dachte nach. „Kannst du es mir einen Moment ausleihen? Mach doch ein bißchen Pause und entspann dich, dann ziehe ich ein paar Informationen ein..." Er zwinkerte ihm zu.

Obi- Wan nahm sein Angebot nur zu gerne an und beschloss, eine Pause zu machen. In dem er zu Marga ging. Er musste ihr sagen, dass aus dem Kochen erst mal nichts würde, denn im Moment hatte er einen zu gestressten Tagesablauf. Marga begrüßte ihn freundlich und lud ihn ein, doch bei ihr zu essen. Zu seiner Überraschung traf er seinen Padawan im Wohnzimmer an, mit den beiden Saphir- Kindern aus der Couch sitzend. Gerade wollte er einen Kommentar dazu ablassen, da bemerkte er, dass Anakins Augen ungewöhnlich strahlten. Und als dieser seinen Meister erblickte, kam er auf ihn zu und umarmte ihn. Obwohl Obi- Wan nichts mehr wollte, als jede Freude mit seinem Schüler zu teilen, konnte er es nicht. Unmut bedeckte sein Gemüt mehr als zuvor. Er musterte Anakin und sprach ihn an: „Mein sehr junger Padawan, warum so stürmisch?"

„Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr herkommt, um mir Gesellschaft zu leisten. Ich dachte, wir sehen uns erst in ein paar Stunden, bei meiner Abreise!"

Obi- Wan blickte ungeduldig zu Marga, die in der Küche verschwunden war. Sein Padawan wusste nichts von seiner Übereinkunft, aber er wollte es ihm nicht verschweigen. Allein, dass er darüber nachdachte!

„Nein, ich bin nicht wegen dir hier."

Anakin ließ den Blick sinken, seine Augen zeigten jedoch kein Bedauern, im Gegenteil, als er zu seinen Freunden blickte, flackerten sie nur noch mehr auf.

„Anakin!" sagte Obi- Wan, um seine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen. Aus Intention fügte er hinzu: „Aber wo wir uns getroffen haben, wir müssen noch die Einzelheiten besprechen. Geh schon einmal vor, zu Mace. Ich komme gleich nach." Er beobachtete seinen Padawan. Doch das war gar nicht nötig, denn er fühlte eine Welle der Enttäuschung, in der auch Zorn mitschwang, von ihm ausgehen.

„Aber Meister! Wir haben schon alles besprochen! Ihr sagtet, ich hätte bis heut Abend frei! Meine Freunde..." Er blickte zu den beiden und fing Sidjas Blick auf. Obi- Wan trat einen Schritt zurück, aus Empörung. Darin lag also des Rätsels Lösung? Hätte er so blind sein können?

„Anakin, und noch einmal Anakin! Du vergisst, dass du ein Jedi bist! Genauso wie ich, doch was ich da bei dir sehe und erfühle gefällt mir gar nicht. Ich kann nur für euch beide hoffen, dass ich mich irre!" Entsetzt starrte er Sidja an. Nun hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller im Raum. Der Saphir- Junge stöhnte, doch dann ergriff er das Wort.

„Meister Kenobi, ich weiß was sie meinen. Ich fühlte es auch schon, deswegen diese Aussprache hier. Ich fürchtete um Anakins Stellung. Doch ich kann Ihnen vergewissern, dass wir alle nur Freunde sind. Wie Geschwister, die erst vorkurzem zusammen fanden. Wir haben Anakin schon in unsere Familie aufgenommen, deswegen auch seine große Freude. Wir wollten gerade noch ein bißchen feiern"

Obi- Wan runzelte die Stirn. Er vertraute Jihafu, seit ihrem Abenteuer auf dem Neimoidianer- Schiff. Er hatte keinen Zweifel daran, dass der Junge in seinem jungen Alter schon mehr mit der Macht anfangen konnte als Obi- Wan selbst. Und Anakin...wenn man es so betrachtete, war Obi- Wan in diesem Raum eigentlich der unbegabteste Jedi. Er seufzte, was die anderen als Aufgabe ansahen. Und irgendwie stimmte das auch.

„Na gut, dann will ich mal nicht so sein. Feiert ruhig, ich gehe jetzt erst einmal essen." Damit verschwand er in der Küche.

Jihafu sendete einen Blick zu Anakin, der ihm mitteilte, was er nicht wagte auszusprechen: „Das war knapp!"

Anakin nickte ihm dankbar zu. Dann setzte er sich auf die Couch, neben Jihafu, aus reiner Vorsicht.

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„Also, hast du verstanden, was du tun sollst?" fragte Amidala noch einmal zur Sicherheit. Wahrlich, sie hatte Mando Giro nicht wegen seiner geistigen Fähigkeiten angeheuert. Aber was sollte sie tun, er war nun einmal der bestaussehendste Junge, der im Jedi- Tempel arbeitete, ohne dem Orden anzugehören. Er war eine einfach Reinigungskraft.

Im Augenblick runzelte er die Stirn. „Ich glaube schon. Ich soll mich an ne Braut ranmachen. Kein Problem."

„Und an welche?"

„Sidja... Rubin? Mensch, der Name ist doch egal! Sie wird mir nicht widerstehen können!"

„Giro! Es ist wichtig! Unter welchen Bedingungen?"

„Äh...wenn ein Jedi dabei ist." Er grinste, als hätte er gerade den Oscar erhalten. Amidala wurde jedoch langsam ungeduldig. Sie hätte es ihm gerne persönlich gezeigt, doch sie erweckte schon genug Verdacht, überhaupt mit ihm zu reden. Zum Glück waren in ihrer Wohnung keine Überwachungskameras angebracht, darauf hatte sie bestanden. Im Moment drängten sie zwar alle dazu, noch welche anbringen zu lassen, doch wer würde sie schon in ihrem Apartment anfallen?

„Welcher Jedi?"

„Skywalker, der kleine Pisser..." Sein Gesicht nahm einen wütenden Ausdruck an. Obwohl er ihn nicht persönlich kannte, hatte Amidala es geschafft, ihn gegen Anakin aufzubringen. Was nicht sehr schwer gewesen war. Außerdem hatte sie ihm Bilder gezeigt und hoffte, dass er wenigstens ein gutes visuelles Gedächtnis hatte. Ganz sicher war sie sich da allerdings nicht. Doch schickte sie ihn jetzt los. Sie hoffte nur inständig, wenigstens einmal etwas von so einer Szene mitzukriegen, zu gerne würde sie Anakins Gesicht sehen. Aber zuerst stand die Reise mit ihm an. Dass der Jedi- Rat sich auch noch damit hat einverstanden erklärt hatte, diesen Jungen als einziges Sicherheitspersonal mitzuschicken, unglaublich!

Mando salutierte und verließ das Apartment. Wie geil, für so etwas bezahlt zu werden! Nur, damit er einmal länger dran blieb als sonst. Zwischendurch fragte er sich schon, was die Senatorin damit bezweckte, aber es interessierte ihn nicht sonderlich. Es ging ihn nichts an.

Er ging in seine Wohnung. Die Senatorin hatte ihm gesagt, ab morgen hätte er eine neue Putzabteilung, und die Wohnung seiner neuen Angebeteten war darunter. Also musste er nur hoffen, dass sie zuhause war, wenn er kam. Dann konnte er loslegen, langsam und unauffällig annähern, dann würde sie schon von alleine, ohne dass er viel dazu beisteuern musste, ankommen. So war es immer bei den Mädchen.

Amidala brach wenige Minuten später auch auf, mit nur einen einzigen Koffer, ohne Dormé und inkognito. An der Flugrampe musste sie nicht warten, Anakin und Obi- Wan standen schon da. Sie verabschiedeten sich von Obi- Wan und stiegen in die Fähre. Anakin kam Amidala sehr schweigsam vor. Sie beschloss, den Anfang zu machen, um das Eis zu brechen.

„Komm, Ani, lass uns die ganze Sache vergessen. Ich bin sowieso überzeugt, dass es eine einmalige Angelegenheit war. Ist ja auch gemein, dass ihr Jedi nicht zu denselben Genüssen wie andere kommen dürft. Gerade jetzt, ich meine, du bist in der Blüte deiner Jugend..." sie grinste ihn an. Noch immer sagte Anakin nichts, doch sie war überzeugt davon, dass sie es schnell schaffen würde, sein Vertrauen zu gewinnen. Und wenn sie das erst einmal hatte...