Der letzte Saphir
Mando schlägt zu
Mando ging gelangweilt durch die Zimmer. Da er wusste, was ihn in Apartment 9 erwartete, wollte er so schnell wie möglich dorthin. Um die Zeit zu vertreiben, stellte er sich vor, er wäre der Zauber einer Putzfee. Die Fee zückte den Zauberstab, und er führte aus. Leise summte er vor sich hin.
„Geht das nicht auch schneller?" , meckerte ihn eine alte Hausfrau, die erbost gewesen war, eine neue Hilfe unter die Nase gestellt zu kriegen, an.
„Ja, ja, gute Frau." Freundlichkeit zählte zu seinen Tugenden. Als sie ihm jedoch den Rücken zudreht, flüsterte er: „Kannst froh sein, nicht alles alleine machen zu müssen, alte Schachtel!", und zog eine Grimasse.
Selbstgefällig wischte er weiter mit dem Staubwedel rum. Diesmal war er selber die gute Fee, das hatte er durchaus verdient! Er musste die Staubkörner nur antippen, schon lösten sie sich ins Nichts auf. Wenigstens in seiner Fantasie.
„Dumm- di, drum, die Putzfee geht herum..." sang er. Noch war es früher Morgen, und er war erst in Apartment zwei. Na, mit der Arbeit würde er sich halt beeilen. Dank seiner durchtrainierten Muskelmassen nahm er es mit jedem Fleckenzwerg auf.
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Anakin träumte vor sich hin, wie so oft auf dieser Fahrt. Amidalas Versöhnungsversuchen war er geschickt aus dem Weg gegangen. Auch wenn er, was er zugeben musste, froh war, dass sie nicht nachtragend war und schmollte, so dass er dich Sorgen machen musste, sie würde bei der kleinsten Gelegenheit zu Obi- Wan rennen.
Vorkurzem waren sie auf Naboo angekommen und er hatte Bekanntschaft mit ihrer Familie gemacht, ihrer Schwester Sola, dessen Kinder Ryoo und Pooja, und ihren Eltern Ruwee und Jobal. Sie waren alle sehr herzlich zu ihm gewesen und hatten dazu beigetragen, dass er sich wohler fühlte. Es war unvorstellbar, dass die Senatorin in diesem Umfeld nicht sicher war, dass hier überhaupt irgendjemand in Gefahr war. Er selbst konnte nicht anders, als andauernd an sein Zuhause zu denken. Bis jetzt war Heimweh noch nie ein Problem für ihn gewesen, und er wusste nun, warum es Jedi untersagte war, zu lieben. Es lenkte den Geist zu sehr ab. Allerdings liebte er auch seine Mutter und machte sich Sorgen um sie, und das war ihm nicht untersagt.
Anakin schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Er musste sich auf die Gegenwart und auf seinen Auftrag konzentrieren. Das erforderte von ihm, langsam mal mit der Senatorin zu reden, immerhin konnte er sie nicht ständig ignorieren. Er wendete sich ihr zu, die gerade mit dem Auspacken beschäftigt war.
„Was glaubt Ihr, wie lange wir hier verweilen werden?" Etwas besseres fiel ihm nicht ein, doch sobald er den Satz ausgesprochen hatte, merkte er, dass die Senatorin falsche Motive dahinter verstehen konnte.
Sie lächelte jedoch nur. „So lange wie nötig. Aber keine Angst, die Zeit wird wie im Fluge vergehen." Anakin nickte. Er zweifelte zwar daran, doch was blieb ihm anderes übrig.
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Obi- Wan hatte alle Hände voll damit zu tun, dem Attentäter der Senatorin nachzuspüren. Im Moment war er auf dem Weg zu einem angeblich verschollenen Planeten. Doch es würde noch dauern, bis er dort ankommen würde... Zeit genug, um nachzudenken. Jedoch wagte Obi- Wan es nicht, zu meditieren, denn auch wenn auf R4 und den Autopiloten Verlass war, musste er ständig ein wachsames Auge haben.
Auch wenn es im ganzen Trubel unterging, fragte Obi- Wan sich, was Dooku mit der Entführung bezweckt hatte. Er hatte eine leise Ahnung, dass dieser nicht aufgeben und noch einmal Ärger machen würde. Zusätzlich machte er sich Sorgen um alle möglichen Personen bzw die Gefühle derer. Ja, auch um seine eigenen. Doch er selber war ein erfahrener Jedi und er würde sich nicht leichtfertig hingeben. Was Anakin betraf, war er sich da nicht ganz so sicher. Im Wohnzimmer der Saphirs gestern hatte er ganz deutlich gespürt, dass da mehr war. Doch wenn Jihafu von dem Gegenteil überzeugt war, wollte er ihm glauben.
Aber auch diese Reise mit der Senatorin, da konnte einfach nichts Gutes bei rauskommen. Wie auch immer, damit konnte er sich jetzt nicht befassen. Er hatte noch jede Menge Arbeit vor sich.
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Endlich stand Mando vor Apartment 9, Saphir stand auf dem Namensschild. Zufrieden grinste er vor sich hin, bevor er anklopfte. Eine Frau in den mittleren Jahren öffnete die Tür und als sie ihn sah, stutzte sie erst einmal. Doch sofort ergriff er das Wort.
„Guten Tag, Frau Saphir! Ich heiße Mando Giro, und bin ihr neuer Putzgehilfe, da Yassi krank ist." Er lächelte sein breitestes Zahnpastalächeln.
„Ja dann, komm doch rein!", bat Marga ihn. Sie hatte er mit seinem Charme auf jeden Fall jetzt schon überzeugt. Und wie die Mutter, so die Tochter, ganz sicher.
Gemächlich fing er an, seine Sachen auszupacken. Hoffentlich war das Mädchen zuhause! Er konnte ja schon mal anfangen, die Mutter auszuquetschen.
„So, Frau Saphir, wo soll ich denn anfangen? Irgendwer hier, der besonders viel Schmutz macht?"
Marga lachte. „Oh, anscheinend kennst du Jihafu. Aber wir fangen im Wohnzimmer an, das ist am dreckigsten."
Mando fing an, den Boden zu wischen, und fragte nach einiger Zeit: „Wer ist denn dieser Jihafu, von dem Sie sprachen?"
„Mein Sohn. Ich kann von Glück reden, dass mein erstes Kind ein Mädchen war, wer weiß, wie ich das sonst überstehen würde. Sie hilft oft, im Gegensatz zu meinem Jüngsten. Aber keine Angst, ich bin sicher, du bist Schlimmeres gewohnt."
„Also haben Sie zwei Kinder?"
„Ja, und Sidja wirst du wahrscheinlich kennen lernen, aber bei Jihafu kann ich dir das nicht garantieren.."
Mando nickte und konzentrierte sich scheinbar wieder auf seine Arbeit. Innerlich jedoch grinste er. Das lief ja wie geschmiert.
Langsam machte er weiter, er wollte hier so viel Zeit wie möglich verbringen. Nach einer halben Stunde wurde sein Wunsch erfüllt, die Wohnungstür öffnete sich und ein Mädchen, dass nur Sidja sein konnte, kam herein. Als sie ihn sah, malte sich Verwunderung auf ihr Gesicht. Er tat zunächst beschäftigt und grüßte nur kurz. Sollte sie sich erst einmal an seinen Anblick gewöhnen.
Sidja ging in die Küche, zu Marga.
„Seit wann kommt denn Yassi nicht mehr?"
„Oh, sie ist krank. Aber der Neue, ist der nicht himmlisch? Ein Junge, der putzen kann... und gut aussehen tut er auch noch... so einen hätte ich gerne als Schwiegersohn!", schwärmte Marga.
Sidja war entsetzt. Nicht nur, dass sie schon verlobt war und es ihrer Mutter nicht sagen konnte, musste Marga ihrer Tochter denn den Erstbesten aussuchen, der ihr über den Weg lief? „Mama!"
„Was denn? Man wird doch noch träumen dürfen! Ich verlange ja nicht, dass du dich ihm gleich an den Hals wirfst. Aber ein bißchen unterhalten könntet ihr euch doch, oder..?"
Marga blickte hoffnungsvoll ihre Tochter an, die jedoch angewidert das Gesicht verzog.
„Sidja! Du hast immer davon geträumt, zu heiraten. Und jetzt schickt uns die Macht einen staatlichen Knaben, und was machst du? Du musst schon ein bißchen offener sein! Und ich will doch nur dein Bestes!"
Typisch, dachte Sidja. Aber was sollte sie tun, sie hatte ihrer Mutter tatsächlich immer vorgeschwärmt, einmal zu heiraten. Wenn sie sich jetzt gegenteilig verhielt, könnte sie Verdacht schöpfen. Sie beschloss, erst mal auf ihr Zimmer zu gehen. Leider musste sie dazu das Wohnzimmer durchqueren.
„Du musst Sidja sein."
Verwundert drehte Sidja sich um. „Ja, das stimmt."
„Deine Mutter hat schon von dir erzählt."
„Oh." Sidja holte tief Luft. Marga konnte man alles zutrauen. „Hör mal, Mama redet viel, wenn der Tag lang ist..."
Mando lachte. „Keine Angst, sie hat nur von deinen Haushaltseinsätzen geschwärmt. Ich bin übrigens Mando." E machte eine Pause, zog seinen Gummihandschuh aus und streckte ihr die Hand entgegen. Sidja trat auf ihn zu und ergriff die Hand, und während er fest zupackte, natürlich nicht so fest, dass es ihr weh tat, blickte er ihr tief in die Augen. „Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss hier noch..." Er ließ ihre Hand los.
„Ja, sicher." Verdattert ging Sidja endlich in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Mando musste wieder grinsen. Ja, es lief vorzüglich! Leider musste er jetzt bis morgen warten, um seinen nächsten Schachzug ansetzen zu können.
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Obi- Wan landete auf der coruscanter Flugrampe. Er hatte viel herausgefunden, doch jetzt wollte er erst einmal eine Pause machen. In letzter Zeit hatte er so viele Pausen wie in seinem ganzen Leben nicht gemacht, und er fühlte sich viel besser dadurch. Er hatte wieder Appetit. Und wo ging er hin, wenn er Hunger hatte? Richtig, zu Marga. Er redete sich ein, dass er sie nur wegen ihrem Essen besuchte, obwohl er wusste, dass das nicht stimmte. Aber was sollte er tun, er konnte nicht anders.
Sidja öffnete ihm die Tür und bat ihn herein. Sie hatte sich schon daran gewöhnt, dass er kam, wenn es ihm passte, anstatt dass Marga zu ihm ging, da er unregelmäßige Zeiten hatte.
„Hey Obi- Wan! Schon was von Anakin gehört?", kam Jihafu angestürmt. Er sah Obi- Wan schon fast als zweiten Vater an, und er war sich sicher, dass Marga das überhaupt nicht stören würde.
„Nein, und das ist ein gutes Zeichen. Er kommt bald wieder." Obi- Wan wandte sich zur Küche, während Jihafu und Sidja sich auf den Weg machten.
„Tschau Ma, wir gehen schwimmen!"
„Tschüss!" Und zu Obi- Wan sagte sie: „Setz dich doch!" Er setzte sich und Marga stellte zwei Teller auf den Tisch, dann setzte sie sich ihm gegenüber und sie aßen.
„Und, wie geht's mit den Nachforschungen voran?"
„Ganz gut. Aber Marga, lass uns nicht über die Arbeit reden. Es ist so nervenzerreißend!"
Marga war verdutzt. Juan hatte immer nur über seine Arbeit geredet, sie dachte, das machen alle Männer so. „Na gut, wie du meinst."
„Erzähl mal, wie dir so ergeht, den ganzen Tag."
„Na ja, außer kochen habe ich eigentlich nicht viel zu tun..." Erwiderte sie frustriert. Und außerdem mache ich mir die ganze Zeit Sorgen um dich, und wenn du zum Essen kommst, ist das der Höhepunkt meines Tages.
Sie seufzte und guckte ihn an, in dem Wissen, dass er nie von ihren wahren Gefühlen erfahren würde.
Obi- Wan hätte sie vielleicht erspüren können, aber dazu wollte er die Macht nicht einsetzen. Nein, er war zu sehr damit beschäftigt, seine eigenen Gefühle, die sehr ähnlich waren, zu unterdrücken.
Mechanisch führte er die Gabel zu seinem Mund, ohne darauf zu achten, was er da aß. Vielleicht sollte er diesen täglichen Besuchen ein Ende setzten, denn jedes Mal verwirrten sie ihn mehr. Doch wie sollte er das Marga klar machen? Das Schlimmste war, er selber sträubte sich gegen jede Vernunft dagegen. Schließlich waren sie das Einzige, worauf er sich noch freuen konnte, in diesen dunklen Tagen. Anakin bereitete ihm bloß Kummer, gerade dann, wenn er nicht anwesend war. Trotzdem war es Zeit, der Wahrheit ins Auge zu blicken.
„Marga", fing er an, „ich bin dir zu tiefstem Dank verpflichtet, deine Kochkünste sind wirklich die Besten..."
Marga wurde rot und stotterte ein „Dankeschön". Bevor er weiterreden konnte, fing sie an, abzuräumen. Obi- Wan erhob sich und ging ins Wohnzimmer, um sich auf die Couch zu setzen. Nach einigen Minuten kam Marga zu ihm.
„Ich nehme an, du wolltest noch etwas sagen..?", bemerkte Marga, als sie sich neben ihn setze. Obi- Wan nickte.
„Ich fürchte, ich kann in Zukunft nicht mehr kommen..."
„Das ist doch kein Problem, dann bring ich dir eben wieder etwas!"
„Nein, Marga, wir dürfen uns überhaupt nicht mehr sehen." Niemals vorher fiel es Obi- Wan so schwer, Worte auszusprechen. Und mit diesen Worten brach nicht nur sein eigenes Herz.
„Aber...warum?" Marga traten, unbewusst und unkontrollierbar, Tränen in die Augen. Obi- Wan konnte nicht anders, als ihre Hand zu ergreifen und ihr intensiv in die Augen zu blicken.
„Du weißt, warum. Ich als Jedi kann mir keine Gefühle erlauben, aber leider kann ich sie bei dir nicht unter Kontrolle halten." Jetzt fing Marga erst recht an zu schluchzen, und es war ihr egal. Sie nickte, entzog ihm ihre Hand und stand auf.
„Es war mir völlig klar, dass meine Gefühle für dich keine Zukunft haben, ob erwidert oder nicht. Aber jetzt, wo du zugibst, etwas zu empfinden, obwohl du es nicht darfst, kann ich dir nicht mehr unter die Augen treten. Zu groß sind die Schmerzen, die ich jedes Mal durchleide..." Sie ging zur Tür und öffnete sie, als Aufforderung für ihn zu gehen.
Obi- Wan stand ebenfalls auf und ging wie in Trance zur Tür, nur diesmal war es keine beabsichtigte Trance. Als er an Marga vorbeikam, ertappte er sich bei dem Gedanken, sie zum Abschied zu küssen, ein kleiner, unschuldiger Kuss auf die Stirn, oder Wange, am liebsten beides... Jetzt reiß dich zusammen, Obi- Wan!, wies er sich selbst zurecht und ging, ohne sich umzudrehen, den Gang hinunter.
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„Ihh, hör auf damit!", rief Sidja ihrem Bruder zu, der sie unentwegt nass spritzte. Das heißt, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, sich verstohlen umzublicken. Bis jetzt hatte Sidja sich jeden Kommentar dazu erspart.
„Warum?" Eine erneute Ladung Wasser landete in ihrem Gesicht, was aber nicht weiter schlimm war, da sie sich sowieso im Wasser befand. Sofort wehrte sie sich.
Nach einiger Zeit des Herumtobens legten sie sich zum Trocknen in die Sonne. Sidja döste ein, doch Jihafus Sinne waren aufmerksam. Und tatsächlich, nach ein paar Minuten kam Mann Mitte zwanzig zu ihm und ließ sich im Schneidersitz vor ihm nieder.
„Jihafu?"
„Ja, der bin ich. Und du bist...?"
„Der Bote. Mit einer Nachricht. Für dich."
„Schon klar. Dann leg mal los!"
Der Mann blickte ihn an, als hätte er etwas Schlimmes gesagt, doch nichtsdestotrotz redete er weiter: „Deine Aufnahmeprüfung: Besorge dir ein Schiff, fliege nach Alderaan. Weiteres dort."
„Hey, wo auf Alderaan? Und woran erkenne ich, wer mir was zu sagen hat? Warum sagst du mir nicht alles auf einmal?"
Anstelle einer Antwort holte der Mann einen Zettel aus seinem Bademantel und gab ihn Jihafu. Während dieser den studierte, entfernte der Mann sich. Jihafu erkannte, dass es Koordinaten waren, sonst nichts.
„Aber wer zum Teufel...", fing er an, merkte jedoch, dass niemand mehr da war. Das alles fand er ziemlich seltsam. Die machten ein ganz schönes Getue aus der Sache. Er würde ja einen Hinterhalt befürchten, aber im Orden betrügt man sich nicht gegenseitig. Oder? Und sicher waren alle ganz versessen darauf, dass er endlich eintrat. Obwohl, andererseits konnte es ihnen auch egal sein. Jihafu wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Doch eins war sicher, aufgeben würde er nicht so schnell. Sonst wäre er nicht Jihafu.
Er guckte sich weiter die Koordinaten an. Es war kein Problem, dorthin zu gelangen. Wie sollte er jedoch an einen Flieger kommen? Ohne die Einwilligung eines Meisters? Da kam ihm ein Gedanke und er musste grinsen. Ja sicher, so klappt das!
Neben ihm regte Sidja sich, und er kniff sie. Sofort saß sie kerzengerade und starrte ihn finster an. Doch Jihafu hatte einfach zu gute Laune, als sich die von seiner Schwester verderben zu lassen. Außerdem musste er sie beschäftigen, denn in Momenten, in denen sie sich unbeobachtet glaubte, schwiff ihr Blick in weite Ferne, und Jihafu wusste nur zu genau, an wen sie dachte. Meistens fingerte sie dabei noch unbewusst an ihrem Ring herum. Es war ein Wunder, dass Marga ihn noch nicht bemerkt hatte.
„Hey, Lust auf einen kleinen Ausflug?"
„Was?"
Jihafu gab ihr das Blatt. „Da soll ich hin, laut den grauen Saphiren."
„Aber du lässt dich nicht darauf ein, ist ja klar." Doch Sidja wusste nur zu genau, dass das Wunschdenken war. Was ihr Jihafus ungläubiger Blick sofort bestätigte. Sie seufzte.
„Aber das schaffst du nie ohne Hilfe, warte lieber, bis Anakin wieder da ist. Er schuldet dir noch etwas."
„Ja, genauso wie du, liebe Schwester. Du begleitest uns dann sicher, habe ich Recht?" Er schmunzelte. Zu leicht durchschaubar war sie, zumindest nach Jihafus Meinung. Aber vermutlich konnte sie ihn genauso gut durchschauen.
Sie packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg zurück.
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Am nächsten Tag öffnete Sidja Mando die Tür, welcher die Gelegenheit sofort nutze. Zu seiner Begeisterung besaß er die Fähigkeit, auf Kommando rot zu werden, was er jetzt einsetzte.
„Oh, du bist es!"
„Nun ja, ich wohne hier", antwortete Sidja, während er hereinkam. „Mama geht es seit gestern nicht so gut, deswegen überwache ich dich heute." Ein bißchen Gesellschaft kam ihr ganz recht, denn ständiges alleine- sein würde sie noch irgendwann in den Wahnsinn treiben, denn es schickte ihre Gedanken auf reisen.
Mando lachte. „Das ist zwar nicht nötig, aber es gefällt mir, keine Frage!" Er hoffte, dass es aufrichtig klang. Aber er schaffte es immer, den richtigen Ton zu wählen, schon seit dem Kindergarten hatte er Übung darin. Außerdem musste er sich hier gar nicht verstellen, denn das Mädchen gefiel ihm ehrlich. Vielleicht würde der Auftrag der Senatorin ja dazu führen, dass er sie heiraten würde...Vielleicht gebe ich Amidala dann das Geld zurück. Ach was, wird nicht nötig sein. Hoffentlich nimmt Sidja einen untreuen Ehemann in Kauf...
Stumm breitete er seine Utensilien aus. Sidja setzte sich auf die Couch und beobachtete ihn. Hier saß Anakin, als wir uns kennen gelernt haben...
„Einen schönen Ring hast du da", riss Mando sie aus ihren Gedanken.
„Was? Oh, ja. War ein Geschenk..."
Mando grinste. „Von deinem Freund?"
Sidja atmete tief ein. Jetzt musste sie Anakin verleugnen, und es würde nicht das erste Mal sein. Obwohl, wen stört es schon, wenn so ein Putzjunge die Wahrheit weiß...Nein, nein, niemand darf es wissen.
„Nein. Es war ein Verehrer, auf Naboo. Ich habe ihn nur einmal gesehen..."
„Also bist du nicht vergeben?" Mandos Tonfall war immer noch unschuldig, beinahe beiläufig stellte er die Frage.
„Nein." Sidja blickte zu Boden und sah nicht das Aufflackern seiner Augen.
Mando widmete sich dem Staubsauger und überließ sie ihren Erinnerungen. Es war ja zu einfach. Und sie stand jetzt schon auf ihn, warum sonst ließ sie ihn nicht aus den Augen? Nach ungefähr einer halben Stunde erlaubte er sich eine Pause und setzte sich neben sie.
„Puh, ich arbeite seit heute Morgen ununterbrochen", stöhnte er.
„Willst du vielleicht was trinken?"
„Oh ja, das wäre nett. Kräutertee?"
„Kein Problem." Sidja ging in die Küche, und Mando überlegte, wie er das Gespräch unauffällig auf interessante Themen lenken konnte.
„Was hat deine Mutter denn? Ich hoffe, es geht ihr bald wieder gut.", sagte er, als sie wiederkam.
Sidja seufzte. „Wenn ich das nur wüsste. Ich glaube, sie ist krank geworden, weil unser Vater sich nicht mehr blicken lässt, weißt du..."
„Das tut mir leid. Da hilft ein Mutter- Tochter- Gespräch, glaub mir."
„Mag sein." Sidja nickte. Dann guckte sie Mando an. „Hey, danke, dass du mir zuhörst. Gehört nicht gerade zu deinen Pflichten, das weiß ich."
„Kein Problem. Aber ich mach mal lieber weiter." Er fasste kurz an ihr Ohrläppchen und stand dann auf. Sidja stand ebenfalls auf und begab sich zur Schlafzimmertür ihrer Mutter. Sie klopfte an.
„Komm herein."
Sidja trat ein. Das Zimmer war abgedunkelt und Marga lag in ihrem Bett. Sidja setzte sich auf die Bettkante und versuchte, ihr Gesicht auszumachen.
„Geht es schon besser?"
„Ja, danke. Ich muss mir wohl einen Virus eingefangen haben.."
Sidja spielte mir ihren Fingern. „Mama, ich habe mir gedacht, es könnte auch der Stress gewesen sein. In letzter Zeit ging alles drunter und drüber. Meine Entführung, das mit Papa..."
Marga fing an zu schluchzen und Sidja nahm sie in die Arme. „Du hast Recht, es ist vom Stress...aber den Auslöser kennst du noch nicht..."
„Willst du es mir denn erzählen?"
„Ich weiß nicht...es ist so persönlich."
Doch dann nahm Marga sich Mut und schüttete ihr Herz aus. Sidja kam sich sehr schlecht vor, als sie alles erfuhr, und beinahe hätte sie ihr auch alles von Anakin und ihr erzählt, aber nur beinahe.
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Wiederum am nächsten Tag war Sidja schon an Mandos Anwesenheit gewohnt, während sie auf der Couch las. Marga war wieder auf den Beinen und werkelte in der Küche herum. Für heute hatte Mando sich vorgenommen, Sidja zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen will. Möglichst so, dass ihre Mutter es mitbekam, damit sie unter Druck stand.
Marga meinte aus der Küche: „Hat jemand Lust auf einen Snack? Mando, du kannst dir doch bestimmt eine kleine Pause erlauben, oder?"
Er konnte. Als sie am Esstisch saßen, kam ihm die perfekte Idee. Er konnte sich wirklich dafür auf die Schulter klopfen, und später würde er es bestimmt auch tun. Doch jetzt ging es erst mal um die Ausführung.
„Frau Saphir, kann ich Sie etwas fragen?"
„Aber immer doch, mein Junge."
„Ich wollte sie darum beten, mit ihrer Tochter ausgehen zu dürfen. Das heißt, wenn sie möchte." Beim letzten Satz blickte er Sidja an, dann wieder Marga.
Margas Gesicht erstrahlte. „Natürlich darfst du! Wie höflich, dass du erst mich fragst! Sidja ist sicher einverstanden, nicht wahr, Schatz?"
Beide Blicke waren nun auf Sidja gerichtet, die sich ziemlich überrumpelt fühlte. „Also, ich halte das für keine gute Idee..."
Mando blickte enttäuscht drein, aber Marga wollte sich damit nicht abfinden.
„Nun komm schon, was ist denn schon dabei, du wirst zu nichts gezwungen. Und du kannst gehen, wann immer du willst, nicht wahr, Mando?"
Mando nickte eifrig und blickte Sidja hoffnungsvoll an. Sie zögerte immer noch. „Also, aber nur platonisch, wenn überhaupt..." Marga fasste das als Zustimmung auf und klatschte in die Hände. „Das hätten wir. Holst du sie heute um sieben ab?"
Als Mando weg war, stürzte Sidja sich sofort auf ihre Mutter. „Was sollte das überhaupt? Ich wurde quasi übergangen!"
„Aber hallo! Du hast zugestimmt!"
„Weil du mich dazu gedrängt hast!"
„Was ist denn so schlimm daran, er ist ein netter junger Mann!"
„Ja, schon, aber..."
„Aber?" Marga verschränkte die Arme vor der Brust und blickte kritisch.
Aber ich bin verlobt und habe nicht vor, Anakin zu betrügen! „Nichts.", antwortete sie. Alles war so kompliziert. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihre Mutter einzuweihen. Wann kam Anakin endlich zurück? Wenigstens konnte sie nach diesem Scheindate ihrer Mutter erzählen, dass es mit Mando niemals klappen würde.
Pünktlich um sieben klingelte Mando an. In seiner Hand hatte er einen Strauch frischer Blumen. Er wusste schon, wie man Frauen beeindruckte.
Marga öffnete ihm und begrüßte ihn herzlich. Wenn es nach ihr ging, so hatte er das Gefühl, würde sie am liebsten schon die Hochzeit organisieren. Im Wohnzimmer saß ein Junge, der ihn misstrauisch anblickte. Marga stellte ihn als Jihafu vor.
„Na, Herzlichen Glückwunsch! Du hast den Hauptgewinn gezogen, he!", sagte er zynisch.
Mando wusste überhaupt nicht, wie er damit umgehen sollte. Ein eifersüchtiger Bruder, so kam es ihm vor. „Ja, danke.", erwiderte er naiv.
Sidja erschien, hübsch wie immer in Mandos Augen. Sie hatte sich jedoch kaum zurecht gemacht, wozu auch, sie hegte ja keine Absichten. Höchstens ihn abzustoßen. Was ja nicht klappen konnte, da er für seine Hartnäckigkeit bezahlt wurde.
„Na dann, lass es uns hinter uns bringen!"
Mando ging geschickt über die Unhöflichkeit hinweg, Marga blickte sie böse an, während sie die Blumen ins Wasser stellte und Jihafu grinste wissend. Sidja hatte ihm genau erzählt, wie es abgelaufen war, und er hielt es für eine gute Idee, wenn sie sich mit Mando traf, das würde jeden aufkommenden Verdacht absticken. Wenn es nach ihm ginge, würde die Geschichte auch mehr als nur eine einmalige Sache sein. Aber er wagte es sich gar nicht vorzustellen, wie Anakin darauf reagieren würde.
Mando führte Sidja in ein Restaurant gleich um die Ecke des Tempels. Es war schlicht gehalten, jedoch edler als einfache Imbissstuben. Er war hier mit fast jeder seiner Angebetenen hingekommen, der perfekte Ort für das erste Date. Nachdem sie bestellt hatten, prüfte Sidja die Umgebung. Sie war noch nie hier gewesen, und ihr war klar, dass sie mit Anakin nie hierhin kommen konnte. Sie durften überhaupt nichts gemeinsam in der Öffentlichkeit machen, was Sidja als sehr störend empfand. Aber sie nahm es in Kauf.
Auch Mando dachte an Anakin. Ihm ist gerade erst wieder eingefallen, dass er ja vor seinen Augen mit dem Mädel rummachen sollte. Doch hier war dieser Jedi nicht, hier war nie ein Jedi. Jedi schienen nur für ihre Arbeit zu existieren. Mando war sehr froh, dass man ihn bei der Auswahl abgelehnt hatte.
Na ja, soweit, dass er mit ihr rummachen konnte (falls das überhaupt der genaue Wortlaut gewesen war?), hatte er sie eh noch nicht.
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Zur selben Zeit auf Naboo packte Anakin seine Tasche für die Heimreise am nächsten Tag. Er war aufgeregt, und er war sicher, den letzten Abend überstand er auch noch. Padmé wollte ihn im Kreise ihrer Familie verbringen. Ja, sie hatte ihm angeboten, sie zu duzen, und er hatte angenommen. Sie kannten sie schließlich schon lange, und waren sich in den letzten Tagen näher gekommen. Jedoch nicht zu nahe, dass hatte Anakin nicht zugelassen, manchmal bewusst, meistens unbewusst. Oft spuckte Sidja in seinem Kopf herum, um ehrlich zu sein, gab es nur wenige Gelegenheiten, zu denen das nicht der Fall war.
Er ging ins das Gesellschaftszimmer. Die Kinder waren schon zu Bett geschickt worden, und nur Ruwee saß dort. „Wo ist Padmé?", wollte Anakin wissen. „Im Garten. Aber, kannst du einen Augenblick erübrigen? Meinst du, sie ist außer Gefahr, wenn ihr nach Coruscant zurückkehrt?"
„Ich denke schon. Wir machen noch einen Umweg über Tatooine, um eventuelle Verfolger abzuschütteln. Und ich werde meine Mutter wiedersehen, nach so vielen Jahren!" Ruwee lächelte und Anakin entschuldigte sich. Er hatte immer noch einen Auftrag.
Padmé saß mit Sola auf der Veranda, und als letztere ihn sah, winkte sie ihn heran. Anakin setzte sich zu ihnen.
Nach einiger Zeit, in der sie sich über Padmés Zukunftspläne unterhielten und Anakin nur halb zuhörte, fing ein Kind an zu schreien. „Wenn ihr mich entschuldigen würdet..." Mit diesen Worten sprang Sola auf und war schon auf dem halben Weg nach Innen. „Kein Problem", meinte Anakin noch höflichkeitshalber.
Padmé lachte, aus purer Fröhlichkeit. Lange hatte sie sich nicht mehr so wohl gefühlt wie in den letzten Tagen, und das wollte sie mit Anakin teilen. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
„Eigentlich schade, dass wir morgen schon abreisen, findest du nicht?"
„Ehrlich gesagt freue ich mich darauf, meine Mutter wiederzusehen."
„Ja, aber könnten wir danach nicht hierher zurück?"
Anakin schwieg. Nein, das wollte er ganz und gar nicht. „Senatorin", er redete sie mit Bedacht mit ihrem Titel an, „das Volk braucht dich. Denk an die Abstimmung, und überhaupt."
„Das tue ich ja. Aber Sola hat mir gezeigt, dass das Familienleben auch Spaß machen kann. Eines Tages, wenn mir der Richtige über den Weg läuft, will ich auch eine Familie gründen. Du tust mit leid, dass du nie in das Vergnügen kommen wirst." Sie blickte ihn forschend an.
Anakin schauderte es, wahrscheinlich sollte das eine Anspielung auf die Situation in ihrer Wohnung sein... „Ich werde nichts vermissen, glaub mir.", versicherte er ihr.
Padmé lachte wieder auf. „Irgendwann Ani, wirst auch du in das Alter kommen."
„Doch dann werde ich schon so erfahren sein, dass ich darüber stehen kann."
„Schade eigentlich, dass du ein Jedi bist..." Wieder sah sie ihn an, diesmal etwas verträumter, so, dass bei Anakin die Alarmglocken läuteten und er ein Stück wegrutschte.
„Hey, keine Angst, ich falle schon nicht über dich her", lachte Padmé. Noch nicht. Ich muss dich noch genügend darauf vorbereiten, sodass du dich nicht mehr wehren möchtest.
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Obi- Wan hatte den Attentäter ausfindig gemacht und aufgedeckt, dass eine riesige Klonarmee bestellt worden war. Morgen würde sein Padawan zurückkehren. Doch all das waren Tatsachen, die ihm zwar bewusst waren, jedoch nicht im Kopf rumspuckten. Er konnte es nicht fassen, dass er Marga so verletzt hatte. Aber er hatte keine andere Möglichkeit gehabt, nicht wahr? Was sollte er denn tun, er war Jedi, und er liebte seinen Beruf, es war sein Leben. Andere Talente hatte er auch gar nicht. Und was würden Yoda und Mace dazu sagen, würde er wegen einer Frau austreten? Nein, das ging auf gar keinen Fall. Womit sollte er sie ernähren? Und überhaupt, sie war verheiratet, dachte sie denn gar nicht an ihren Mann?
Langsam ging er zu Mace, wie immer, wenn er nicht wusste, was er tun sollte. Auch wenn er ihm das nicht direkt sagte, und auch nicht seine Gefühle mit ihm besprach. Von Jedi wird eh erwartet, dass sie so wenig haben wie möglich.
„Hey, Obi!", meinte Mace. „Hast du mal einen Appel und ein Ei? Ich würde gerne einkaufen gehen!" Er fing an zu lachen und klopfte sich auf die Schenkel. Obi- Wan grinste nur.
„Hör nicht auf mich, in meinem Wan!", kicherte er weiter. Manchmal hatte er solche Anfälle, da konnte er nicht anders, als den gutmütigen Obi- Wan zu verarschen.
„Hör bloß auf, du Windhuhn!", wehrte Obi- Wan sich. Sie lachten noch einige Zeit, bis Meister Yoda eintrat. Schlagartig wurde es still in dem Raum.
„Was ist los? Hören eurer Gegacker bis nach draußen ich kann!"
„Och", winkte Mace ab, „nur Obi- Wans übliche Witze."
„Bloß still sein er soll. Sonst nach Obi ich ihn schicke!" Und prompt lagen die drei zusammen auf dem Boden vor lachen.
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Der Abend war gar nicht so schlimm verlaufen, wie Sidja befürchtet hatte, denn Mando konnte ganz lustig sein. Auch wenn er sich manchmal ziemlich blöd anstellte, sein IQ lag wohl etwas unter dem Durchschnitt. Deswegen war er ja auch Putze geworden, und er hatte ihr gebeichtet, dass er Spaß an seinem Beruf hatte.
Jetzt brachte er sie nach Hause, darauf hatte er bestanden. Er hing sehr an seinem Charmeur- Image.
Als vor ihrer Haustür standen, bemerkte Sidja langsam, dass sie sich falsch verhalten hatte. Anstatt ihn abzuschrecken, hatte sie sich mit ihm angefreundet, wahrscheinlich machte er sich jetzt falsche Hoffnungen.
Doch er erwähnte mit keinem Wort, dass er ein zweites Treffen wünschte. Zum Abschied gab er ihr auch nur einen Kuss auf die Wange, dann ging er.
Vielleicht, dachte Sidja, merkt er ja, dass ich nur an einer Freundschaft interessiert bin.
Mando, auf dem Weg nach Hause, lachte sich jedoch ins Fäustchen. Das lief ja wie geschmiert. Am Anfang noch vornehme Zurückhaltung seinerseits, würde dem Mädchen mehr Selbstsicherheit geben. Und sie hielt ihn nicht für zu aufdringlich. Natürlich gab es Fälle, wo er schon schneller vorgegangen war, aber jetzt hatte er einen Auftrag zu erfüllen. Und er hatte vor, ihn erfolgreich abzuschließen.
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