Der letzte Saphir
Bis der Tod euch scheidet
Anakin hätte sich Ohrfeigen können! Es war seine Schuld, dass Sidja Dookus Gefangene war. Wie schon zuvor plagte ihn der Gedanke und ließ ihn nicht mehr los. Selbst nicht, als er die Strecke zwischen dem Hotel und Dookus Schiff im Dauerlauf zurücklegte. Er spürte seine Beine kaum. Er erinnerte sich daran, was Dooku Sidja bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte antun wollen, und das spornte ihn nur noch mehr an.
Obi- Wan an seiner Seite wunderte sich, dass sein Padawan so schnell rennen konnte. Oder wurde er langsam alt? Sicher, Anakin war schon immer schneller gewesen als er, aber heute war es extrem.
Als sie an dem Schiff ankamen, waren sie ziemlich außer Atem. Doch Anakin gönnte sich keine Pause, nahm es mit den beiden Wachen alleine auf. Danach erwartete sie keine Hindernisse mehr, was Obi- Wan sehr verdächtig vorkam. Sie rannten einfach den Hauptgang des mittelgroßen Schiffes entlang, bis sie zu einem Saal kamen, in dem sich alle versammelt hatten. Noch hatte niemand sie bemerkt, also konnten sie daraus einen Vorteil ziehen.
Doch plötzlich war Obi- Wan wie gelähmt. Er sah sie ganz deutlich, neben Dooku und von zwei Neimoidianern im Zaum gehalten: Marga! Was hatte Dooku denn mit ihr vor?
Anakin schien sie nicht bemerkt zu haben, und wenn, hielt er sich nicht an diesem Detail auf. Er aktivierte sein Lichtschwert und angesichts seiner großen Eile wunderte es Obi- Wan, dass er sich noch die Zeit nahm, um zu gucken, ob er bereit war. Obi- Wan nickte und sie schlichen sich an die ersten Neimoidianer, die ihnen den Rücken kehrten, an, schlugen ihnen die Köpfe ab. Doch Dooku sah sofort was Sache war und setzte weitere Neimoidianer auf sie an.
Während sie sich verzweifelt wehrten, schaute Dooku zu und lachte. „Obi- Wan, alter Freund, du siehst doch, du bist in der Unterzahl. Außerdem kann ich dir jederzeit damit drohen, eine der Geiseln umzubringen, wenn du nicht aufhörst!"
Obi- Wan zögerte, und das wurde ihm zum Verhängnis. Der Neimoidianer schlug ihm sein Schwert aus der Hand und drehte ihm die Arme auf den Rücken.
„Meister!", rief Anakin verzweifelt, die Zahl seiner Gegner steigend und seine Hoffnung schrumpfend. Er wurde überwältigt, von einem Neimoidianer, der sich von hinten anschlich, während er gegen drei andere kämpfte.
Als er sich im Würgegriff sah, ließ er sein Schwert fallen und blickte entschuldigend zu Sidja. Ich habe alles versucht, es tut mir so leid, war in seinem Blick zu lesen.
Sidja fing seinen Blick auf und wäre am liebsten zu ihm gerannt, um ihn zu trösten. Alles wird wieder gut, wollte sie ihm versichern.
„Nun, da wir alle versammelt sind, kann unsere kleine Show ja beginnen. Ich leugne nicht, dass mein Herz sehr danach gesehnt hat", begann Dooku. Kurz zuvor hatte sein Meister ihm versichert, wie wichtig es war, Obi- Wan und Anakin lebend aus der Sache kommen zu lassen, sehr zu Dookus Bedauern. Aber er verstand die Tricks seines Meisters, Feinde vor den Augen ihrer Freunde umzubringen konnte auch sehr genüsslich sein, wenn man es richtig anstellte. Zwar wusste er noch nicht, was er mit Marga anstellen sollte, aber das würde sich schon ergeben.
Er blickte alle der Reihe nach an. Still standen sie da, entweder starrten sie ihn wütend an oder warfen sich untereinander Blicke zu. Es konnte ganz amüsant sein, diese Blicke zu beobachten, denn sie waren oft aufschlussreicher als Worte. Und wie dieser Junge seinen Vater anfunkelte, köstlich!
„Genug! Ich habe ganz einfach genug davon, immer wieder von dir unterbrochen zu werden, mein lieber Obi- Wan!"
„Ich habe doch jetzt gar nichts gesagt!", empörte dieser sich, doch dann hielt er lieber den Mund. Wenn er nur Marga retten konnte, egal, ob er selber dabei umkam. Das war wahrscheinlich sowieso das Beste.
„Warum tut Ihr das?", schrie Anakin Dooku an. Dieser musste schmunzeln. „Du hast Temperament Junge, vielleicht verschone ich dich. Warum ich das tue?" Er schien nachzudenken. „Ich dachte, das habe ich gerade gesagt?"
„Wenn es nur um mich geht, dann lass die anderen gehen!"
„Obi- Wan, du musst noch viel lernen! Welcher Schurke lässt schon freiwillig potenzielle Opfer gehen? Oder potenzielle zukünfitge Mitarbeiter?" Bei den letzten Worten trat er zu Jihafu, der ihm auf die Füße spuckte. Dooku trat zurück.
„Oha, ich dachte, du bist ein Saphir? Also spricht nichts dagegen, für mich zu arbeiten, oder? Aber ganz wie du willst. Dein Vater war nicht so wählerisch."
Wieder warf Jihafu Juan böse Blicke zu. Dooku wollte ihn darauf aufmerksam machen, dass er auf seinen Vater wütend war, nicht auf ihn. Wie auch immer. Er wandte sich Sidja zu.
„So sieht man sich wieder. Ich habe unsere letzte Begegnung noch gut im Gedächtnis, du nicht auch?" Sidja antwortete ihm nicht. Was sollte sie auch tun, um ihr Leben flehen? Sie hatte so ein Gefühl, dass das bei diesem Mann nichts nützen würde.
Langsam wurde es Dooku zu langweilig, nur zu reden. Und dann erhielt er noch nicht einmal würdige Antworten. Er überlegte, wen er zuerst töten sollte. Zur Einstimmung holte er schon einmal sein Lichtschwert raus. Irgendwie war es ja doch langweilig, Personen zu töten, die sich nicht wehren konnten.
„Los, schickt mir das Mädchen mit einem Lichtschwert zu mir. Sie soll eine faire Chance kriegen", forderte er Jango auf, der alles schweigend mit ansah.
Juan atmete tief ein. Jetzt war der Zeitpunkt des Handelns gekommen, doch im entscheidenden Augenblick fiel im einfach nichts ein. Was würde Dooku aufhalten, was..?
„Count Dooku, wenn ich auch etwas vorschlagen dürfte?" Juan trat einen Schritt nach vorne. Er hatte keine Ahnung, was er redete. Dooku hielt inne und sah ihn verwundert an. „Ja? Ich höre?"
„Ich persönlicher finde es amüsanter, die Opfer in freier Wildbahn zu jagen. Ihre Todesangst zu spüren, bevor sie..." ...dir entkommen können.
Er vollendete seinen Satz nicht, aber er sah, dass Dooku begriff. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Ja, Saphir, hervorragende Idee. Erinnere mich daran, dich besser zu bezahlen."
Juan mied es, Jihafu oder irgendjemanden sonst aus seiner Familie anzusehen, als sich die Truppe auf den Weg nach draußen machte.
Es bot sich ein Bild des Friedens auf Alderaan, wie immer. Das Gelände erstreckte sich bis zum Horizont, und Wälder und Berge zierten die Landschaft. Doch Anakin wusste jetzt schon, dass er Alderaan für immer hassen würde. Nie mehr würde er auch nur einen Fuß darauf setzen, sollte er entkommen.
Dooku führte sich weiterhin auf wie ein entlaufener Psychopath. „So, jetzt darf ich aber loslegen, ja? Oder will noch irgendjemand etwas sagen? Na gut, dann schweigt euch aus. Jango, leihst du mir deine Schusswaffe?"
Jango überreichte sie ihm. „Danke! Und jetzt, lasst das erste Karnickel frei!"
Die Neimoidianer guckten sie verdutzt an, aber Sidjas Herzschlag beschleunigte sich auf mindestens 200. Was sollte sie tun, wenn sie sie losließen? Sich auf Dooku stürzen? Aber das erschien ihr wie der sichere Tod. Sie blickte sich um. Bäume standen in ein paar hundert Meter Entfernung, wenn sie im Zickzack laufen würde, um den Schüssen auszuweichen, könnte sie die vielleicht erreichen...
Jango gab den Neimoidianern zu verstehen, was ihr Chef wollte, bevor dieser noch wütender wurde. Und tatsächlich, sie ließen Sidja los und traten einen Schritt zurück. Hilflos blickte Sidja ein letztes Mal zu Anakin, welcher den Kopf schüttelte und anfing, Dooku anzuschreien.
„Wie schön, wenn meine Zuschauer aufgeregt sind! Ich bin immer für gute Unterhaltung. Und jetzt, Mädel, renn!"
Nur eine Sekunde zögerte Sidja, in der Dooku seine Waffe auf sie richtete. Der Mann meinte es ernst. Ohne sich noch einmal umzublicken drehte Sidja sich zu dem Wald und nahm ihre Beine in die Hand.
Sie lief im Zickzack, und Anakin sah, was sie vorhatte. Doch er konzentrierte sich darauf, Dooku alleine durch sein Schreien aufzuhalten. Doch Dooku ballerte drauf los, so dass seine Schreie untergingen. Er hatte sowieso keinen Atem mehr, als er Sidja hinterher blickte. Kurz bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, schrie sie auf und fiel zu Boden.
Nur Show, dachte Anakin, alles nur Show, damit er sie in Ruhe lässt. Doch Dooku lachte. „Herrlich! Saphir mein Guter, ich wusste gar nicht, dass das soviel Spaß macht! Jango, geh überprüfen, ob sie noch Puls hat."
Jango machte sich auf und Juan schaute ihm fassungslos hinterher. Das konnte doch nicht wahr sein, so hatte er sich das nicht vorgestellt. Wie konnte er diesen Verrückten bloß davon abbringen, dasselbe seinem Sohn anzutun? Langsam musste er sich etwas einfallen lassen, vielleicht sollte er ihn einfach darum bitten? Wie einfallslos!
„Ich bitte Euch", trat Juan vor, und Dooku ließ ihn in seiner guten Laune gewähren.
„Verschont meinen Sohn. Nehmt mich stattdessen, aber er, er ist doch nur ein Junge!" Tränen traten in seine Augen.
Jihafu sah das. Er wusste nicht, was er darüber denken sollte. Aber er wusste, dass Juan wohl davon überzeugt sein musste, dass Sidja tot war, etwas, was er bis gerade versucht hatte zu verdrängen. Er fing an zu schluchzen, und zwar nicht, wie Juan glaubte, aus Rührung. Marga bekam von diesem Angebot Juans gar nichts mit, denn auch sie weinte. Obi- Wan sah sie schluchzen und fand auf einmal nicht mehr die Kraft, alle Gefühle zu unterdrücken. Sidja war ihm trotz seines Verdachtes sehr nahe und immerhin Margas Tochter gewesen. Jedi dürfen Trauer empfinden, beschloss er, blickte zu Boden und vergoss stille Tränen. Was musste Anakin wohl denken? Jetzt war eh alles zu spät. Er schaute seinen Padawan an und sah, dass dieser zu Jango schaute, der gerade zurückkam. Er würde sich doch nicht an diesen letzten Strohhalm klammern?
Dookus Aufmerksamkeit war auf Juan gerichtet. Was für ein dreister Vorschlag!
„Trete zurück! Erst machst du mir eine Freude, und jetzt willst du dich aufopfern! Ich muss schon sagen, ich bin sehr enttäuscht!" Jango kam zurück und schüttelte unmerklich den Kopf. Dooku nickte. „Okay, wer will der nächste sein?", fragte er in die Runde, Juan ignorierend.
„Ihr könnt doch euer Schauspiel nicht wirklich weiter durchziehen wollen", versuchte es dieser noch einmal, wurde jedoch von Anakin unterbrochen, der seine Sprache wiedergefunden hatte.
„Mörder! Das werdet Ihr noch büßen!"
Jihafu beschlich ein eiskaltes Gefühl. Er würde der nächste sein, ob es Pa gefiel oder nicht. Aber er musste einfach überleben, er musste Sidjas Tod rächen! Wenn er es schaffte, in den Wald zu fliehen, würde Dooku ihn dann suchen lassen? Oder einfach eines Hungertods sterben lassen? Er konnte es schaffen, er war schneller als Sidja.
Als Dooku ihn fixierte, wurde sein Hals staubtrocken. Er konnte an nichts anderes mehr denken als ans Laufen. Sobald die Neimoidianer ihn losließen, war er schon Meter von der Gruppe entfernt. Und noch ein paar, als er Dooku losballern hörte. Er rannte im Zickzack, wie seine Schwester zuvor, jedoch nicht so weitläufig. Er hörte und fühlte gar nichts mehr. Er erreichte Sidjas leblosen Körper, registrierte Unmengen von Blut, und war auch schon vorbei. Der Wald kam immer näher, aber er wagte noch nicht zu hoffen. Erst als er in den Wald eintrat ließ er den Gedanken zu, es schaffen zu können. Nach Hunderte von Metern, als die Bäume immer dichter standen, hielt er endlich an und keuchte sich die Lunge aus dem Leib. Seine Beine brannten und seine Kehle brauchte Wasser, aber er war am Leben. Glaubte er. Er tastete seinen Körper ab, kniff sich, und dachte, falls er tot war, war er in der Hölle. Dann brach er erschöpft zusammen.
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Als Jihafu loslief, war Juan fassungslos. Er war sich so sicher gewesen, ihn retten zu können, und nun lief er in seinen sicheren Tod hinein. Das würde er nicht verkraften. Er stürzte sich auf Dooku und lenkte seine Schüsse in eine andere Richtung.
Dieser drehte sich wutentbrannt um und feuerte auf Juan, da Jihafu mittlerweile im Wald verschwunden war. Aus dieser kurzen Entfernung getroffen, sank Juan zu Boden und war sofort tot. Marga schrie auf und verlor dann das Bewusstsein. Ihre ganze Familie, ausgelöscht innerhalb weniger Sekunden! Obi- Wans Wut auf Dooku wurde immer größer, und Anakin schien gar nichts mehr zu fühlen, jedenfalls war er seit Jihafus Lauf in eine apathische Stille verfallen.
„Jango! Suche den Jungen und sorg dafür, dass er nicht mehr aus dem Wald austritt! Und nun zu euch!", wandte sich Dooku mit einem Glitzern in den Augen an Obi- Wan. Dann sah er jedoch Marga und grinste.
„Die letzte Überlebende. Leider, leider nicht mehr lange."
„Das wagst du nicht!", schrie Obi- Wan entsetzt auf. Dookus Grinsen wurde breiter, nun befand er sich ganz in Mordlaune, niemand würde ihn mehr aufhalten können, niemand! Er setzte seine Waffe an und vergaß alles um sich herum.
Doch in genau diesem Augenblick, sein wachsamer Kopfgeldjäger im Wald verschwunden und nur noch Neimoidianer als Wachen, kamen die Jedi von Alderaan zur Hilfe, mit der erwarteten Verstärkung von Coruscant. Glücklicherweise hatten sich ihre Truppen schon nahe Geonosis aufgehalten, auf der Suche nach Obi- Wan. Er und Anakin wurden befreit, alle Neimoidianer niedergemetzelt und mit einem Sprung stand Obi- Wan, ein neues Lichtschwert in der Hand, vor Dooku und schlug ihm die Hände ab.
Unglaubliches Erstaunen malte sich auf dessen Gesicht. Die Jedi führten ihn ab und Obi- Wan kniete vor Marga nieder, nahm sie liebvoll in die Arme. So saß er da, zwischen den ganzen Leichen, Neimoidianer und ein Mensch, und den Jedi um ihn herum, die versuchten, aufzuräumen, die das Schiff in Beschlag nahmen, die einfach überall waren. So saß er da und ließ seinen Tränen und allen unterdrückten Gefühlen freien Lauf, und bemerkte nicht das kleine Häufchen Elend, nicht weit von ihm. Befreit von den Neimoidianern war es sofort zusammengesunken und hatte sich seitdem nicht mehr gerührt.
Erst ein viele Minuten später, als Obi- Wans Tränen langsam versiegten, rührte es sich. Langsam stand es auf, und siehe da, es war ein Mensch. Als er sich von dem Platz entfernte, hob Obi- Wan den Kopf.
„Anakin!", rief er. Doch Anakin hörte nichts und Obi- Wan erkannte, was er vorhatte. Er rief einen weiteren Jedi und befahl ihm, sich gut um Marga zu kümmern, dann rannte er zu Anakin und schlang seine Arme von hinten um ihn, damit er nicht weiterging.
„Nein, Anakin, das hat doch keinen Sinn! Bleib stehen!"
„Lasst mich, Meister! Lasst mich gehen! Bitte!" Anakin wehrte sich, und Obi- Wan brachte seine ganze Kraft auf, ihn zurückzuzehren. „Wenn du sie dir anguckst, fällst du erst recht in einen Schockzustand. Sie ist tot!"
„Nein!" Langsam gab Anakin auf und Obi- Wan packte ihn fest an den Schultern. Er sagte es nicht gerne, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Tatsachen ins Auge zu sehen. „Anakin! Sie ist tot. Okay? Akzeptierst du das?"
„Nein! Nein, das tue ich nicht!", antwortete er wieder, doch diesmal klang er kraftlos, er hatte sich der Trauer ergeben. Er sank in Obi- Wans Arme und fing an zu weinen.
Plötzlich jedoch ertönten Schüsse aus der Luft und Obi- Wan sah, dass mehrere Speeder durch die Luft flogen und die Jedi angriffen. Er zog Anakin zu dem Raumschiff und sie betraten es als die Letzten. Alle anderen Jedi hatten sich schon hier rein geflüchtet und versuchten jetzt, das Raumschiff zu starten. Dann flogen sie, immer noch von den Speedern verfolgt, Richtung Alderaaner Hafen. Auf halber Strecke kamen ihnen weitere Speeder entgegen, diesmal jedoch mit Jedi und den guten alten Captain Typho innen drin. Erfolgreich schlugen sie die anderen in die Flucht.
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Jango hörte Schüsse aus der Luft und machte auf der Stelle kehrt. Als er den Waldrand erreichte, sah er das Raumschiff wegfliegen, auf der Flucht vor den Speedern. Er hatte keine Ahnung, wer hier wen angriff, aber er sah seine Mitarbeit als beendet an. Den Jungen hatte er sowieso nicht finden können. Sollten doch die wilden Tiere ihn fressen. Würde er Dooku jemals wiedersehen, würde er ihm sagen, er habe ihn getötet. Aber das erschien Jango als unwahrscheinlich. Jetzt war es für ihn an der Zeit, seinen Sohn von Kamino zu holen und erst einmal unterzutauchen.
Er kam zu der Leiche des Mädchens und zog sie ein Stück in den Wald hinein. Wahrlich kein schöner Anblick, aber er war tote Körper gewohnt, es war sein Beruf, dafür zu sorgen, dass so mancher das Ende seines Lebens schneller erreichte als ihm lieb war.
Dann machte er sich auf den Weg zum Flugplatz. Mit weiteren Störungen rechnete er nicht, zumal er ein einzelner Fußgänger war, auch der Suche nach einem Schiff.
Doch er hatte sich geirrt. Er erreichte zwar unbehelligt den Hafen, doch ein schwarzhäutiger, riesiger Jedi stellte sich ihm in den Weg.
„Kann ich bitte Ihren Ausweis sehen? Es handelt sich um eine reine Sicherheitskontrolle."
„Ja sicher, einen Augenblick bitte..." Jango suchte in seinen Taschen ehrlich nach seinem Ausweis. Waffen führte er im Moment nicht bei sich, und wenn, hätte er sie ganz bestimmt nicht hier benutzt. Er war zu gut in seinem Beruf, um sich Dummheiten erlauben zu können.
„Ich finde ihn in Moment nicht, aber können Sie nicht eine Ausnahme machen? Ich möchte wirklich nur zu meinem Sohn fliegen." Das war nicht gelogen. Vielleicht hätte der Jedi sich auch erweichen lassen, hätte er Alltagskleidung angehabt.
„Warum haben sie eine imperiale Uniform an?", fragte er stattdessen.
Darauf wusste Jango keine Antwort und er folgte der Bitte des Mannes, ihn kurz zu begleiten. Leider trafen sie in der Jedi- Zentrale auf einen gewissen anderen Jedi, der gerade im Begriff war, zu gehen. Zuerst bemerkte er Jango nicht und wandte sich an seinen Begleiter.
„Bis Morgen dann, Mace, ich brauche jetzt echt eine Pause.."
Dann fiel sein Blick auf Jango und seinen Worten zum Trotz packte er diesem am Kragen.
„Was hast du mit Jihafu angestellt?"
Jango grinste und machte mit seiner Hand eine Bewegung über seinen Hals, die nur eins bedeuten konnte. Dazu machte er ein passendes Geräusch. „Keine Angst, ich habe die Leichen auch schön vergraben."
Obi- Wan blickte angeekelt und übergab Jango an Mace. „Pass bloß auf, dass der sein Leben lang nicht mehr aus dem Knast kommt. Wirklich zu schade, dass die Todesstrafe abgeschafft wurde."
„Aber Obi!" Vor lauter Entsetzen merkte Mace nicht, wie er Obi- Wan mit diesem Namen verärgerte.
„Es gibt für alles eine richtige und eine falsche Zeit, Mace. Für Scherzchen ist dies hier die definitiv Falsche." Und damit ging er, zum Flughafen, denn Anakin und auch Marga wollten diesen Planeten schnellstmöglichst verlassen. Die Leiche von Margas Mann und die ihrer Kinder, wenn man die fand, würden nach Coruscant geschickt und dort begraben bzw eingeäschert werden.
Am Abflugplatz herrschte das übliche Getümmel, doch Obi- Wan achtete nicht darauf. Anakin und Marga saßen schon in einer Fähre, die in zehn Minuten abfahren würde. Er setzte sich neben Marga und nahm sie in den Arm, sie brauchte jetzt allen Trost, den sie kriegen konnte. Anakin eigentlich auch, doch er zeigte es nicht. Einmal ging er hin und her, unruhig und verwirrt, ein andermal setzte er sich einfach auf die Bank und starrte ins Leere.
Er hatte Sidja verloren, das war alles, woran er denken konnte. Zwischendurch kamen Bilder von Jihafu an die Oberfläche, und er war sich sicher, auch ihn verloren zu haben, was ihn nur noch deprimierter werden ließ. Und das Allerschlimmste war, er war daran Schuld. Er war an Sidjas Tod Schuld, daran herrschte kein Zweifel. Er wusste damit ebenso wenig umzugehen wie mit dem Tod seiner Mutter, der noch allgegenwärtig war. Die beiden Menschen, die er am meisten liebte und brauchte, hatte er in den Tod gerissen oder zumindest nicht retten können. Zu dem Schmerz kamen noch die Selbstvorwürfe, die er sich machte. Wenn Obi- Wan ihn ansprach, registrierte er das kaum. Anstatt sich auf die Lebenden zu konzentrieren, waren seine Gedanken bei den Toten. Doch wer konnte ihm das verübeln.
Gegen Ende des Fluges, der immerhin einige Stunden gedauert hatte, war er wenigstens wieder ansprechbar. Als Marga die beiden in ihr Apartment brachte, um dort zu übernachten, wehrte er sich nicht. Die PZ würde er jetzt nicht ertragen können. Stattdessen saßen die drei im Wohnzimmer und versuchten, sich gegenseitig zu trösten. Hätte Anakin alle seine Sinne beisammen, würde er bemerken, dass Marga extrem oft Schutz in Obi- Wans Armen suchte, aber er war zu sehr mit eigenen Dingen beschäftigt, als das zu sehen.
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Jihafu erwachte von Vogelgesang in seiner Nähe. Er hatte geträumt, er erinnerte sich nicht mehr, was, nur dass es wunderschön gewesen war. Er richtete sich auf und merkte, dass er sich im Wald befand. Sofort holte ihn der ganze Horror wieder ein. Ob es den anderen gut ging? Oder hatte sie dasselbe Schicksal ereilt wie Sidja? Sidja...was sollte er bloß ohne sie anstellen? Sie war doch seine große Schwester! Bilder ihres blutüberströmten Körpers tauchten vor seinem inneren Auge auf und er musste sich übergeben.
Er musste sich damit abfinden, dass er der einzige Überlebende war. Aber warum hatte Dooku nicht nach ihm gesucht? War der Wald hier so gefährlich? Jihafu blickte sich um und bemerkte jetzt erst, dass es dunkel geworden war, der Mond gab ein schwaches Licht ab. Der Vogel, den er hörte, war eine Nachtigall, ein äußerst seltener Vogel, von einer fremden Welt, die vor Hunderte von Jahren existiert hatte, importiert.
Plötzlich hörte er Geräusche, jemand näherte sich. Er verhielt sich so still er nur konnte, hielt sogar den Atem an. Trotz allem hörte er eine Stimme fragen: „Wer ist da?" Er bewegte sich immer noch nicht, aber aus der Stimme hatte er erkannt, dass es sich um eine alte Frau handeln musste.
„Ich frage noch einmal, wer da ist. Ich fühle doch, dass hier etwas Lebendes ist, und du bist kein Tier."
War es vielleicht ein Jedi? Jihafu beschloss, dass er nichts zu verlieren hatte und stand auf. „Ich bin ein junger Mann, ich habe keine bösen Absichten. Bitte tun Sie mir nichts!"
Die Frau lachte, aber es klang freundlich, und trat einen Schritt auf ihn zu. „Ich tue dir schon nichts. Aber was hast du hier zu suchen?"
Er sah ihre langen Haare, die im Mondlicht silbern erschienen. Sie beugte sich auf einen Stock und hatte einfache Kleidung aus Baumwolle an.
„Ein wahnsinniger Mörder hat mich hierein gejagt, ich musste hierher fliehen, sonst wäre ich jetzt tot, wie meine Schwester, die vor dem Wald liegt. Es tut mir leid!"
Sie Frau machte ein nachdenkliches Geräusch, bevor sie ihn zurechtwies. „Es hat dir nicht leid zu tun, wenn du gejagt wirst! Nicht sehr weit von hier habe ich eine Hütte, in der ich seit Jahren in aller Einsamkeit lebe und der einzige Kontakt, den ich habe, ist zur Tierwelt. Die Nachtigall sagt mir, dass du ein guter Junge bist und ich dir vertrauen kann. Warte hier auf mich, ich hole deine Schwester. Den Toten soll man immer eine letzte Ehre erweisen. Dir erlaube ich, in meiner Hütte zu schlafen und zu essen."
Mit diesen Worten verschwand sie wieder im Dunkeln, und nach einigen Minuten fragte Jihafu sich, ob sie nicht nur eine Erscheinung, eine Ausgeburt seiner Fantasie war. Doch dann erschien sie wieder, ein Bündel über den Schultern. Jihafu erschauderte und guckte weg. Noch war alles zu frisch, als das er darüber weinen konnte. Er heftete sich einfach an ihre Fersen, immer tiefer in den Wald.
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Anakin erwachte aus seinem unruhigen Schlaf, den er erst in den frühen Morgenstunden gefunden hatte. Es war nun schon Mittag, und er lag in Sidjas Bett. Natürlich ohne sie, denn sie war ja tot, stellte er frustriert fest. Nein, er stellte es nicht fest, er wiederholte es. Denn es hatte ihn durch seine Träume gejagt und nicht einmal losgelassen.
Er kuschelte sich in ihre Bettdecke und fing wieder an zu weinen.
Im Nebenzimmer kuschelten sich ebenfalls zwei Menschen in ihre Bettdecken und aneinander. Plötzlich jedoch schreckte Obi- Wan aus einem Traum auf. Dann erst wurde ihm klar, wo er sich befand, und vor lauter Entsetzen sprang er aus dem Bett. Natürlich war nichts passiert, aber er hatte es trotzdem eindeutig zu weit kommen lassen. In seiner ganzen Trauer und Sorge um Marga und Anakin sollte er doch nicht seine Moralvorstellungen und seinen Schwur dem Orden gegenüber nicht vergessen. Er legte seine komplette Jedi- Robe an, bevor er Marga sanft weckte.
„Ich werde mal Frühstück machen", meinte er zu ihr. Sie würde zwar keinen Hunger haben, aber sie hatten schon gestern Abend nichts gegessen. Und wenn jemand um die Bedeutung regelmäßiger Mahlzeiten wusste, dann er.
Nachdem er serviert hatte, ging er in das Zimmer, in dem Anakin schlief. Er fand ihn mit ganz roten Augen vor und versuchte, auch ihn zu trösten. Er war schon ansprechbarer als gestern.
„Anakin! Hast du Hunger?"
Anakin schüttelte den Kopf.
„Hör mal, ich weiß, dass die beiden gute Freunde von dir waren, mir erging es doch genauso. Aber nach einer bestimmten Zeit der Trauer müssen wir uns zusammenreißen..."
Anakin schüttelte den Kopf. „Meister, sie waren mehr als gute Freunde. Sie waren schon eine Familie für mich."
Obi- Wan seufzte. Natürlich hatte Anakin mehr Zeit mit ihnen verbracht und engere Beziehungen geknüpft. Er hätte jedoch nie gedacht, dass sie so eng gewesen waren.
„Ist Jihafu denn ganz sicher auch..?"
Obi- Wan nickte. „Ja, wenn Jango etwas anfasst, bringt er es auch zuende, das weiß ich leider. Und ich befürchte, dass die Leichen nicht gefunden werden können, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf."
„Die Leichen..." Anakin starrte in die Luft. Wie schrecklich das klang, wenn man wusste, dass über Freunde geredet wurde. Vielleicht sollte er sich wirklich mehr zusammenreißen.
Doch sobald Obi- Wan ihn verlassen hatte, tauchte wieder Sidjas Bild vor seinen Augen auf und er wusste, dass er sich nie zusammenreißen können würde. Wie denn auch, wenn sie nicht bei ihm war? Ihn für immer verlassen hatte? Er erinnerte sich nur zu gut an den letzten Blick, den sie ihm zugeworfen hatte, in dem Panik mitschwang, und er den Kopf geschüttelt hatte. Er hatte sich nicht verabschieden wollen, was sie mit diesem Blick wohl beabsichtigt hatte.
Er quälte sich zum Frühstückstisch und zwang sich, Nahrung zu sich zu nehmen. Allerdings sah er den Sinn des Weiterlebens nicht ganz.
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Im Morgengrauen erst kamen sie bei der Hütte an. Sie war wirklich klein und primitiv. Es gab kein fließendes Wasser, geschweige denn ein Bad. Vor wie viel Millionen Jahren war sie gebaut worden? Doch Jihafu war das mittlerweile so was von egal, er wollte einfach nur noch schlafen. Nicht eine Rast hatten sie eingelegt, und er fragte sich, wie die Frau das aushielt, da sie auch noch Sidjas Körper tragen musste. Wofür er ihr aber dankbar war, denn er wollte schon dafür sorgen, dass sie ein anständiges Begräbnis bekam.
Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum, der von innen größer wirkte als von außen. Ein Bett, eine Feuerstelle mit einem Kessel darüber und viele Regale mit Büchern, Kräutern, Salben und anderem Zeugs. Dunkel erinnerte Jihafu sich daran, dass man ihm im Geschichtsunterricht etwas von Hexen erzählt hatte, weisen alten Frauen, die mit Magie umgehen konnten. Magie war dasselbe wie die Macht, hatte Jihafu sich zusammengereimt, und daher waren die Hexen einfach nur eine Vorstufe der heutigen Jedi- Ritter.
Jetzt, wo er die Einrichtung sah, zusammen mit der Frau, war er zwar überzeugt davon, eine Hexe vor sich zu haben, aber er war sich im Unklaren, ob sie die Vorreiterin eines Jedi darstellte.
Jedenfalls war sie verrückt, denn sie legte Sidjas Körper auf das Bett und deutet ihm, auf dem Boden zu schlafen. Den Toten alle Ehren, aber soweit kam es noch, dass sie ihm seine verdiente Nachtruhe stahlen.
„Hören Sie mal, ich bin sicher, Sidja hätte es gewollt, dass ich im Bett schlafe...",versuchte er es kleinlaut.
„Papperlapapp! Du bist kerngesund, du könntest sogar draußen schlafen!"
„Ja, sehen Sie, das ist der Punkt, Sie reden im Konjunktiv. Doch wozu, wenn es nicht nötig ist? Wir wollen uns doch nicht unnötig quälen, oder?"
„Das stimmt, also höre auf mich! Morgen werde ich dir auf dem Boden ein weiches Bett einrichten, aber heute musst du dich mit dem Bettvorleger zufrieden geben!"
An ihrem Standpunkt war nicht zu rütteln, also gab Jihafu nach. Obwohl er sicher war, nicht einschlafen zu können auf dem Boden, war er sofort weg und verschlief nicht nur den restlichen Tag, sondern auch die ganze Nacht. Er wachte erst zur Morgendämmerung des nächsten Tages auf und ging raus, um sich den Sonnenaufgang anzuschauen.
Zu seiner Überraschung fand er die alte Frau draußen vor, im Moos schlafend. Also hatte sie Sidja nicht einmal für sich selber weggeräumt, darauf hatte er vorhin nicht geachtet. Er fragte sich, ob sie einem Totenverehrungskult angehörte und gleichzeitig kam die ganze Trauer, gemischt mit Wut, in ihm hoch und er weinte, ließ alles raus und weinte, bis die Sonne am Himmel stand und die alte Frau schon längst aufgestanden war.
Sie ließ ihn in Ruhe, bis er sich langsam beruhigte. Dann setzte sie sich zu ihm.
„Na, alles raus? Alles rausweinen, das ist gut, ja."
Jihafu schniefte und nickte. „Fast. Aber ich glaube, die Trauer wird nie ganz weggehen. Darf ich sie etwas fragen? Lagen auf der Wiese viele andere Leichen?"
Die alte Frau ließ ein Lachen vernehmen, was Jihafu sehr ärgerlich machte. „Nein, keine Leichen", sagte sie.
„Das ist gut, aber trotzdem nicht zum Lachen!", empörte er sich. Doch statt einer Antwort stand die Frau auf und packte ihn an der Hand. Sie zog ihn hoch und führte ihn in die Hütte.
Da erst sah er, was sie mit Sidja gemacht hatte: sie gewaschen und ihr einen Verband um die rechte Schulter gelegt. „Keine Leichen", wiederholte sie noch einmal und endlich begriff Jihafu.
„Wollen Sie damit sagen, Sidja ist nicht tot?" Die Frau nickte und er führte einen Freudentanz auf. „Sidja lebt! Sie lebt!" Doch dann stutze er. „Und die anderen?" Die Frau zuckte mit den Schultern. „Keine anderen. Es war weit und breit alles so wie immer."
Rätselhaft, doch Jihafu wollte nicht nachdenken. Das Einzige, was jetzt zählte, war, dass Sidja wieder gesund wurde.
„Wie geht es ihr?", fragte er die alte Frau.
„Sie hat sehr viel Blut verloren, aber ich habe sie mit Salben versorgt. Wir müssen uns gut um sie kümmern, viele Tees muss sie trinken, und viel essen, damit sie zu Kräften kommt. Wir können von Glück reden, wenn sie ihren Gesundheitszustand wieder ganz herstellen kann. Und von Magie, wenn sie dann noch in der Lage ist, ihr Baby gesund und munter auszutragen."
„Oh, da müssen Sie sich irren, sie hat kein Baby."
„Nein." Die alte Frau lächelte. „Noch nicht."
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