Der letzte Saphir
Z'trop
Jihafu bahnte sich den Weg durch die Menge. Wo war der Mann, wo? Hatte er sich vielleicht nur eingebildet, ihn zu sehen, weil er sich so sehnlichst wünschte, endlich eine Spur zu finden? Doch, da tauchte er wieder auf, sonderte sich von der Menschenmasse ab und steuerte auf ein Gebäude zu, das noch gut in Schuss war. Um ehrlich zu sein zu gut, als das es in die Kulisse von Z'trop gepasst hätte. Es erschien irgendwie fremd.
Der Mann eilte in das Haus und Jihafu blieb unentschlossen stehen. Kurz darauf erschien Anakin neben ihm. „Was ist los, Jihafu?"
„Der Mann, er war eindeutig ein Saphir. Und er ging dahinein!" Er streckte seinen Finger aus und Anakin folgte der Richtung, in die er zeigte, mit seinem Blick. In diesem Moment kam Obi- Wan neben ihnen zum Stehen.
„Mensch, du kannst einen aber auf Trab halten!", schnaufte er. Dann bemerkte er Jihafus Geste. „Was ist denn, wir haben jetzt keine Zeit für dein mir bis jetzt entgangenes architektonisches Interesse!"
Anakin blickte ihn befremdlich an und Jihafu nahm seine Hand runter, dann holte er seine Waffe heraus, die er sich besorgt hatte und fuhr sie mit einem Knopfdruck aus. Es war zwar nur ein altmodisches Schwert aus zweischneidigem Leichtglas, das im Sonnenlicht blau funkelte, aber ihm reichte es. Obi- Wan riss die Augen auf.
„Jihafu, hast du dafür eine Genehmigung?"
„Ich darf das, ich bin im Auftrag des Kanzlers unterwegs!"
Obi- Wan schnaubte bei Palpatines Erwähnung, aber er konzentrierte sich wieder auf Marga. Sie war nun ganz nahe… Obi- Wans messerscharfer Verstand zählte eins und eins zusammen und erfasste die Situation perfekt. Er holte als Letzter von ihnen sein Lichtschwert heraus und nickte den anderen zu. Sie setzten sich in Bewegung.
„Irgendeinen Plan, oder einfach nur sinnloses Abschlachten?", fragte er noch.
„Na, was wohl!", grinste Jihafu. Obi- Wan wunderte sich, wie schnell dieser über seinen letzten Mord hinweg gekommen war, aber dann verschob er den Gedanken. Er brauchte jetzt seine ganze Konzentration. Jihafu klopfte an die Tür, worauf Anakin die Stirn runzelte. Sie standen zu dritt, tödlich bewaffnet vor der Höhle des Löwen, und Jihafu scherte sich um Manieren, brüllte tatsächlich in die Höhle, um sie anzukündigen, anstatt den Überraschungseffekt auszunutzen?
Die Tür öffnete sich und ein noch fröhlich lachender Pablo stand vor ihnen.
„Hi", sagte Jihafu mit breitem Grinsen, als käme er kurz auf eine Tasse Tee vorbei. Augenblicklich fiel das Lachen aus Pablos Gesicht, in seine Augen trat Furcht.
„Lang nicht gesehen, hm? Was ist, willst mich nicht hineinbitten?"
Anakin wusste nicht, wie Jihafu es aushielt, sich so seelenruhig zu unterhalten. Er selber brannte vor Ungeduld. Auch Obi- Wan fand Jihafus Benehmen erstaunlich, aber nicht, weil er ungeduldig war. Entsetzt stellte er fest, dass Jihafu dies hier genoss.
Da Pablo keine Reaktion zeigte, stieß Jihafu ihn an die Brust und Pablo verlor den Halt, fiel zu Boden. Er wehrte sich nicht, zeigte keine Anzeichen von Flucht oder Wut.
„Sucht die anderen und holt sie hier raus! Ich kümmere mich um den Rest!", meinte Jihafu nun und trat über Pablo, der nun eine Lippenbewegung machte, als würde er etwas sagen wollen.
„Tut mir leid, Alter, deine Zeit ist abgelaufen." Jihafu stellte seinen Fuß auf Pablos Brustkorb und stieß dann ohne Vorwarnung sein Schwert hinein. Pablo ließ noch nicht einmal einen Todesschrei lauten. Zur Sicherheit stieß Jihafu noch einmal zu, und noch einmal, bis eine klaffende Wunde entstand. Langsam zog Jihafu dann sein Schwert wieder heraus, Blut tropfte herunter, auf Pablos Leiche, auf seinen Stiefel.
„Scheiße, die waren neu", meinte er und schüttelte es ab, so gut es ging. Dann sprang er über die Leiche, suchte den Hauptraum. Er hatte nicht bemerkt, dass die anderen beiden noch vor der Tür standen, die Münder offen, ungläubig von Jihafu zur Leiche blickend und wieder zurück. Obi- Wan fasste sich als erster und räusperte sich.
„Ja. Ich werde später mit ihm darüber reden. Wir sollten jetzt…"
„Natürlich." Anakin schüttelte seinen Kopf und wollte gerade ebenfalls über die Leiche steigen, hob schon einen Fuß, als er hinter sich ein dumpfes Geräusch hörte. Als er sich umblickte, sah er nur Meister Obi- Wan bewusstlos auf dem Boden liegen, bevor ihm selber schwarz vor Augen wurde.
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Der Jedi kippte um und sank auf den Boden zu seinem Kollegen. Billy grinste. Er hatte also Recht gehabt mit seinem Verdacht, verfolgt zu werden. Leider hatte er Zeit damit vergeudet, Ian zu suchen, um ihn zu warnen. Doch hatte der alte Schwachkopf ihm geglaubt oder es auf seine üblichen Paranoia- Anfälle geschoben? Natürlich Letzteres. Pech für ihn, dass er diesmal Recht hatte. Doch was sollte er jetzt tun? Etwas unsicher blickte er sich um, dann kam ihm ein Gedankenblitz! Er musste die Geiseln wegschaffen! Er wandte sich zur Tür und wollte in den Keller rennen, doch dann erblickte er Pablo, beziehungsweise das, was von ihm übrig war. Er schrie auf und fiel neben ihn. „Pablo! Was haben sie mit dir gemacht! Das gibt Rache, das schwöre ich!" Er hielt sich die Hände vors Gesicht und ließ ein paar Tränen freien Lauf. Doch dann fasste er sich wieder und schritt auf die Kellertür zu.
Er rannte die Treppe nach unten runter, schnappte sich den Schlüssel, der an einem Nagel neben der Tür hing und fummelte eine zeitlang am Schloss herum, bevor die Tür sich öffnete. Dann hievte er unter ein paar Anstrengungen die ältere Frau über seine Schulter, die junge wollte er an der Hand hochziehen, als er bemerkte, dass sie mit Handschellen an eine Heizung gekettet war.
„Shit!" Er legte die Frau, die zum Glück nicht bei Bewusstsein war, wieder auf den Boden. Das Mädchen starrte ihn angsterfüllt an.
„Wo sind die verdammten Schlüssel?" Billy hatte keine Zeit. Er öffnete eine Kiste, in der ein alter Computer war. Verzweifelt trat er dagegen und öffnete die nächste Kiste. Wergzeuge. Damit konnte er vielleicht etwas anfangen. Er durchwühlte sie groß und zog eine Heckenschere heraus. Sie hatte Pablo gehört, der früher einmal Gärtner gewesen war, bevor er Klempner wurde. Billy schniefte und wandte sich um. Er war nicht dumm, nahm erst die ohnmächtige Frau wieder über seine Schulter, bevor er zur Heizung trat und sich die Kette der Handschellen vornahm. Das Mädchen wimmerte, als sich die Handschellen in ihre ohnehin schon blutenden Gelenke rieben, aber das störte Billy nicht. Endlich sprangen die Ketten auseinander und das Mädchen kauerte sich vor Schmerzen krümmend zusammen. Doch Mitleid war hier nicht angebracht. Mit einem Handgriff umklammerte er ihren Unterarm und riss sie nach oben, dann zerrte er sie hinter sich her, die Treppe hoch und durch die Tür. Die ganze Zeit war sie eine Last für ihn, weinte und er musste all seine Kraft aufwenden, um sie überhaupt vom Platz bewegen zu können.
Doch als er nach draußen trat und an den Jedi vorbeigehen wollte, schrie sie auf und ließ sich auf den Boden fallen, undefinierbare Geräusche von sich gebend. „Reiß dich gefälligst zusammen, wenn du weiterleben möchtest!", drohte er ihr. Seine Hand war schon blutverschmiert und seine Schulter fing an zu schmerzen.
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„Anakin!" Sidja versuchte, zu ihm zu gelangen, doch leider hinderten ihre schmerzenden Glieder und Billys Hand sie daran. Er zerrte sie immer weiter weg, weg von Anakin, weg von ihrer letzten Hoffnung. Sie ergab sich dem Schmerz und sackte zusammen.
Anakin bewegte sich ein wenig und stöhnte. Woher kam dieser stechende Kopfschmerz? Um das ganze noch schlimmer zu machen, bildete er sich ein, Sidja würde nach ihm rufen.
„Uhh.." Er fasste sich mit der Hand an den Kopf. Zum Glück lag er auf etwas Weichem. Träge öffnete ein Auge und sah, dass es sich um Obi- Wans Bauch handelte. In der Nähe donnerte die Stimme eines Mannes in sein Trommelfell und brachte seinen Kopf fast zum Explodieren. Langsam verstand er einzelne Wörter.
„Beweg dich, du kleines Miststück… Ich habe keine Zeit… Du willst doch sicher noch ein bisschen leben…" Sie entfernte sich immer weiter, was Anakin nur recht sein konnte.
„Schrei nicht so rum", meinte er, mehr zu sich selber und versuchte nun, sich aufzusetzen. Dabei verzerrte er sein Gesicht zur einer Grimasse. „Verdammter… wer auch immer! Jihafu! Obi- Wan, wacht auf, er braucht Hilfe…"
Er stemmte sich nun hoch, vorsichtig und rüttelte Obi- Wan. Der stöhnte jedoch nur und drehte sich zur Seite.
„Meister!" Anakin schüttelte ihn noch einmal und richtete sich dann auf. „Dann eben ohne ihn!", meinte er, während er sein Lichtschwert aufnahm, dass er fallen gelassen hatte und es aktivierte. Er schaute in die offen stehende Tür, konnte jedoch nichts erkennen. Er musste weiter reingehen. Er machte ein paar Schritte darauf zu und kurz bevor er eintrat, wandte er seinen Kopf aus reiner Intuition nach links. Was er da sah, schickte so heftige Blitze durch seinen Körper, als säße er auf einem elektrischen Stuhl.
„Oh, verflucht!", stieß er aus und machte auf der Stelle kehrt. Was war bloß los mit ihm, die Macht ließ ihn heute aber wirklich im Stich!
Er setzte Billy nach und mit wenigen riesigen Schritten, die man schon fast als Sprünge bezeichnen konnte, hatte er ihn eingeholt. Er hielt sich gar nicht erst mit vielen Worten auf, sondern schlug ihm sofort den Kopf ab. Dieser fiel auf den Boden und kullerte ein paar Meter weiter weg. Der Körper blieb noch sekundenlang stehen, was Anakin dazu nutze, Marga zu schnappen und sie behutsam auf den Boden zu legen. Dann galt seine Hauptsorge Sidja, die sich wie Marga nicht regte, aber im Gegensatz zu ihr voller Blut war.
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Jihafus Haare standen mehr als gewöhnlich zu allen Seiten ab, seine Wangen waren gerötet und sein Atem ging stoßweise, als er sich auf den Boden sinken ließ. Sein Schwert, welches nun völlig blutgetränkt war, ließ er achtlos fallen. Er hatte sie getötet, alle, er hatte erbarmungslos zugeschlagen, immer und immer wieder, ein Massaker veranstaltet, keine Gnade walten lassen. Ja, selbst Ian war sein Opfer geworden, nachdem er ihn auf Knien angefleht hatte, ihn zu verschonen. Doch Jihafu war blind vor Wut und Rachedurst gewesen. Seine Kleidung, die vorher schmutziges Weiß gewesen war, klebte nun rot an seinem Körper.
Matt saß er zwischen den Leichen, ohne ihnen Beachtung zu schenken. Erst langsam meldete sich seine Vernunft wieder, fragte sich, ob Obi- Wan und Anakin es geschafft hatten, Marga und Sidja in Sicherheit zu bringen. Denn für sie hatte er es ja getan, richtig? Dies waren keine grundlosen Morde, so wie bei Mando, oder?
Jihafu stand auf und blickte an sich herunter. Mit einer Hand hob er sein T- Shirt an, welches, als er es losließ, mit einem lauten Klatschen auf seiner Haut aufschlug. Ekelhaft. Er brauchte unbedingt eine Dusche. Er bahnte sich seinen Weg nach draußen und stand vor Obi- Wan.
„Meister Obi- Wan!", rief er aus und kniete sich vor ihn und schüttelte ihn.
„Auuuu! Was machst du!", murmelte Obi- Wan, der nun auch endlich aus seinem Dämmerzustand erwachte und sich auf die Ellbogen stützte. Dann fasste er sich an den Hinterkopf und fühlte eine dicke Beule. „Ah, interessant", war sein Kommentar. „Wo ist Anakin? Habt ihr die beiden befreien können?"
„Wir? Das wolltet ihr doch machen!", kreischte Jihafu. Obi- Wan legte den Kopf in den Nacken und schickte ein leises Seufzen in den Himmel. „Ja, richtig, der große Jihafu wollte es ja unbedingt alleine mit seiner Verwandtschaft aufnehmen! Und wie ich sehe, warst du wohl erfolgreich." Angewidert ließ er seinen Blick über Jihafu gleiten. Wäre er nicht so sehr in Sorge über Marga und die anderen gewesen, hätte er Jihafu jetzt erst mal einem Kreuzverhör unterzogen. Doch so stand er unter einem leisen Ächzen auf.
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Schweigend und vorsichtig nahm Anakin Sidjas Oberkörper in den Arm, mit der freien Hand nahm er ihre Hände und betrachtete sie. An den Gelenken war die Haut aufgeschunden und verunreinigt, von den Fesseln, die sich noch darum schlangen, mal ganz abgesehen. Anakin wusste, dass er diese so schnell wie möglich entfernen musste, obwohl sich die Wunden wohl so oder so entzünden würden. Ihre Augen waren rot vom Lichtentzug und vom Weinen, in ihrem Gesicht klebte das Blut von ihrer Hand, als sie sich diese vor den Mund geschlagen hatte. Sanft strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und fing an zu weinen.
Sidja kam wieder zu Bewusstsein. Zu ihrer Überraschung lag sie nicht mehr im Staub, und war auch nirgendwo angekettet. Jemand hielt sie im Arm und schluchzte leise dabei. Diesen Arm kannte sie, diesen Geruch, diese Stimme.
„Anakin?", fragte sie schwach. Sie hatte ihm so viel zu sagen, doch sie brachte kein Wort heraus.
„Wie geht es dir? Schmerzt es sehr? Ich werde dich so schnell wie möglich in ein Hospital bringen."
„Anakin!" Sidja klammerte sich mit einer Hand an seinen Arm. „Es tut mir leid."
Er schluckte. „Du brauchst ärztliche Versorgung." Zu seiner Erleichterung kamen Obi- Wan und Jihafu angerannt, Erstgenannter stürzte sich zu Marga, Letzterer schmiss sich vor Anakin und Sidja zu Boden. „Sidja! Du lebst!" Dann blickte er zu Marga und Obi- Wan. „Alles in Ordnung?", rief er.
„Ja, sie ist nur erschöpft", meinte Obi- Wan überglücklich und drückte Marga an sich. Jihafu seufzte erleichtert auf und seine Miene erhellte sich.
„Wow, hat überhaupt einer überlebt?", wollte Anakin mit Blick auf Jihafus Kleidung wissen. Jihafu schüttelte den Kopf, schaute dabei aber Sidja an.
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Kaum eine Stunde später saß Anakin im Wartesaal einer Arztpraxis und wartete auf Sidja, während seine Gedanken sich überschlugen, dauernd um sie kreisten, aus Sorge, aus Liebe, aus Hoffnung. Sie hatte gesagt, es täte ihr Leid. Doch worauf bezog sie das? Weil sie entführt worden war, oder weil sie ihn verlassen hatte? Er hoffte so sehr Letzteres, dass er nicht spürte, wie müde, hungrig und dreckig er war. Jihafu war mit Obi- Wan und Marga, die in einem kurzen Check- Up gewesen war und viel Ruhe verordnet gekriegt hatte, zu Obi- Wans Hotelzimmer verschwunden. Er brauchte am allermeisten eine gründliche Reinigung.
Endlich rief die Schwester ihn herein. „Wie geht es ihr?", fragte er sofort. Ein Doktor schüttelte ihm die Hand und deutete ihm an, sich hinzusetzen. Anakin kam der Aufforderung nach, während der Arzt wichtigtuerisch in seine Unterlagen blickte.
„Sie wird ein paar Tage Bettruhe brauchen. Ich habe ihre Wunden desinfiziert und verbunden, was sie jetzt braucht, ist Ruhe. Keine Aufregung." Anakin nickte stumm und wartete, bis der Arzt zuende gesprochen hatte.
Der Rückweg verlief ebenso schweigend, Sidja wollte nur noch schlafen. Anakin achtete auf die Häuser und suchte das Hotel „Zichtbaar", was er auch schnell fand und zu Obi- Wans Zimmer verwiesen wurde.
Marga öffnete die Tür und stürzte sich sogleich auf Sidja, zog sie zum Bett und deckte sie zu. Anakin trat ein und schloss die Tür. Jihafu saß auf einem Stuhl, sauber und in Kleidung, die er anscheinend wahllos auf dem Markt gekauft hatte und grinste ihn an. „Na, alles wieder in Ordnung?"
Anakin schüttelte müde den Kopf. „Nicht so, wie du es meinst." Er war erschöpft, aber er hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, sich hinzusetzen. Unsicher blieb er, wo er war. Die Tür des Badezimmers öffnete sich und Obi- Wan trat, mit einem Handtuch um den Hüften heraus. Mit einem anderen trocknete er sich seine Haare.
„Ah, Anakin! Alles in Ordnung?", fragte er, als er den jungen Jedi erblickte. Diesmal zuckte Anakin mit den Schultern und nuschelte ein „Alles bestens."
„Du kannst gleich duschen, ich muss nur noch einmal kurz rein." Er schnappte sich braune Stofffetzen und verschwand wieder. Jihafu stand auf und tigerte zum Bett, auf dem Sidja lag und Marga vor kniete, ihre Hand haltend.
„Ma, lass mich doch auch mal, ich bin schließlich ihr Retter!"
Widerstrebend stand Marga auf und nun ging Jihafu in die Hocke. Sidja hatte die Augen geschlossen und atmete gleichmäßig. Er strich ihr sanft über die Haare.
„Das wirst du auch noch überstehen, Schwesterlein", flüsterte er. Anakin blickte Jihafu eifersüchtig an und wollte sich gerade auf den Stuhl setzen, als er von Marga überrascht wurde, die ihn umarmte. „Danke. Bei den anderen habe ich mich auch schon bedankt, was sollte ich nur ohne euch machen…", meinte sie mit leicht schwankender Stimme. Dann zog sie ihn zum Bett.
„Du musst wissen, dass Sidja es ernst meint."
„Was genau? Das mit Mando?"
„Nein, nein! Junge! Dass es ihr leid tut! Sie wird es dir bestimmt noch ausführlicher erklären, ich mische mich da gar nicht ein. Na ja, ein bisschen vielleicht, indem ich dir sage, dass es manchmal Dinge geben sollte, bei denen man seinen Stolz vergessen muss, für die es sich zu kämpfen lohnt. Aber was erzähle ich dir das, du bist ein Jedi!" Sie kniff ihm leicht in den Arm.
„Und noch was musst du wissen: Ich habe sie gezwungen, mit Mando auszugehen. Später hat dieser Mistkerl sich dann an mich rangeschmissen", fügte sie hinzu und ging dann, um sich auf dem Stuhl niederzulassen und die Badezimmertür anzustarren. Obwohl sie noch immer etwas geschwächt war, konnte sie es kaum erwarten, mit Obi- Wan an den Strand zu gehen. Dort würde sie im Schatten sitzen und sich ausruhen.
Anakin ließ sich neben Jihafu nieder, beäugte Sidja, die ruhig schlief, und seufzte. Jihafu grinste ihn von der Seite an. Er wusste, dass sein Freund ununterbrochen an sie gedacht hatte, seit er von Alderaan zurückgekehrt war. Er rückte ein Stück zur Seite.
„Anakin…", setzte er an, wurde aber von Obi- Wan unterbrochen, der dieselben Sachen wie Jihafu trug, schon in Margas Armen lag, aber trotzdem noch laut sagte: „Anakin, das Bad ist frei! Übrigens haben wir für dich auch ein paar neue Sachen gekauft, das ist in diesem Klima besser. Unsere Roben können wir ja reinigen lassen." Jihafu schmorte, Anakin richtete sich auf. Als die Tür hinter ihm zuviel, stand Jihafu ebenfalls auf und wandte sich an Obi- Wan.
„Meister, ich wollte gerade etwas unheimlich Bedeutungsvolles sagen!", beschwerte er sich.
„Jetzt mach aber mal halblang. Mit dir habe ich sowieso noch ein Wörtchen zu reden!"
„Aber doch nicht jetzt, Obi- Wan? Wir wollten doch zum Strand!", mischte Marga sich ein.
„Äh, ja, sicher. Kommt Jihafu denn nicht mit?", richtete er sich an Marga, dann guckte er fragend Jihafu an.
„Sicher, glaubt Ihr, ich will hier rumhocken?"
„Und Anakin?"
„Ich schreibe ihm einen Zettel, dann kann er nachkommen!", meinte Jihafu und grinste innerlich. Hoffentlich würde Sidja bald aufwachen, damit die beiden endlich reden konnten.
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Eine Stunde später war Jihafu gar nicht mehr so fröhlich. Hätte ich mir ja denken können, meinte er in Gedanken. Sobald sie am Strand angekommen waren, hatten Obi- Wan und Marga sich in den Sand geschmissen und sich nicht bewegt, zumindest nicht ihre Beine. Jihafu war am Strand umher gewandert, ins Wasser gesprungen und hatte sich irgendwie die Zeit vertrieben. Bald schon schien es, als würden seine Begleiter schlafen, und er wünschte sich, Anakin und Sidja würden bei ihm sein. Vielleicht wäre es dann lustiger.
Jetzt wanderte er über den abendlichen Marktplatz und schaute sich die Stände und die Menschen an. Es sah ziemlich orientalisch aus. Die Frauen trugen Schleier und bunte Kleidung, die Männer ähnliche Kleidung wie er, in Brauntönen gehalten.
Und die Frauen waren es, die ihn in ihren Bann zogen. Bis jetzt hatte er sich nie wirklich Gedanken um Beziehungen gemacht, sah seine Zukunft immer im Jedi Orden. Doch seit dem Erlebnis mit Padmé war er sich bewusst, dass er sich nun überhaupt nicht mehr an die lächerlichen Vorschriften halten musste. Er war schließlich schon fast zwanzig, kein kleiner Junge mehr. Außerdem lenkten diese feurigen Frauen seine Gedanken von dem Gemetzel, dass er heute Mittag veranstaltet hatte, ab. Er wollte nicht darüber nachdenken, die Schreie noch mal erleben, das Entsetzen in den Augen noch mal sehen. Er wunderte sich selbst darüber, dass kein Einziger entkommen war.
Stattdessen sprach er eine Schönheit an, die ihm nett zulächelte. Vielleicht würde der Abend ja doch noch ganz interessant werden.
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Als Anakin aus dem Bad kam, war niemand mehr da, außer Sidja, die noch schlief. Er las Jihafus Zettel „Hey Ani, sind am Strand. Lass dir Zeit ;)", und musste grinsen, über seinen alten Spitznamen und über Jihafus Pläne, die offenkundig genug waren.
Er zog die Klamotten an, die Obi- Wan ihm gekauft hatte und überlegte, ob er zum Strand gehen sollte. Sidja war hier schließlich sicher, oder? Andererseits hatte er sie so lange nicht gesehen, und wer weiß, wie lange er dazu noch Gelegenheit hatte. Er zog den Stuhl vor das Bett und ließ sich nieder, guckte ihr beim Schlafen zu.
Da schlug sie die Augen auf und lächelte ihm müde zu. Anakin wäre am liebsten aufgesprungen, um sie zu küssen, ihr zu sagen, wie sehr er sie vermisst hatte. Doch er blieb wie angewurzelt sitzen, verzog keine Miene. Nur seine Augen verrieten ihn, die gefährlich aufblitzten.
Sidja sah das, und es tat ihr weh, dass sie alles zerstört hatte. Sie stützte sich auf die Ellbogen ab und strich sich übers Gesicht. Ihre Handgelenke waren verbunden, aber sie registrierte es kaum.
„Anakin", sagte sie und schluckte. Sie hatte sich so oft zurecht gelegt, was sie in diesem Augenblick sagen wollte, aber als sie nun in seine blauen Augen blickte, vergaß sie alles und stotterte nur.
„Ich... Danke für die Rettung."
„Keine Ursache", antwortete er, ohne den Blick abzuwenden. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Dann sprang er auf. „Möchtest du ein Glas Wasser? Du musst durstig sein!"
Sidja wartete, bis er ihr das Glas gereicht hatte und stürzte das Wasser herunter. Der Moment kam ihr unendlich vor, obwohl es nur wenige Sekunden waren. In diesen Sekunden fasste sie einen klaren Kopf.
„Ich hatte nur mit dir reden wollen. Alle haben mir gesagt, ich würde dein Untergang sein, und den Gedanken konnte ich nicht ertragen... Eben weil ich dich so liebe! Als du plötzlich mit Mando ankamst, war ich so verwirrt und wusste nicht mehr, was ich tat. Der Gedanke war so lächerlich. Und doch hast du es mir geglaubt. Warum eigentlich?"
Verlegen starrte Anakin auf seine Hände. „Er hat es mir oft genug unter die Nase gerieben."
„Mando hat dir gesagt, ich würde ihn lieben?"
„Ja, immer, wenn ich ihn getroffen habe, hat er mich spüren lassen, dass er dich vermisst und ihr mehr als Freunde wart."
„Das stimmt nicht", empörte Sidja sich. „Wie konnte er nur! Dem werde ich was erzählen! Das heißt, ich würde, aber ich möchte nichts mehr mit ihm zu tun haben."
„Oh, keine Angst, das wirst du nicht. Jihafu hat ihn geköpft."
„Jihafu? Er hat jemanden getötet?"
„Dein Bruder ist nicht ganz so unschuldig, wie du denkst." Von Pablo und dem restlichen Orden erwähnte Anakin vorsorglich nichts. Sie würde es noch früh genug erfahren.
Geschockt blickte Sidja einen Moment in die Luft, doch dann wendete sich wieder Anakin zu und nahm seine Hand. „Es tut mir leid. Kannst du mir verzeihen? Wir sind immer noch verheiratet...", flehte sie.
Anakin erinnerte sich an die besagte Nacht. Es stimmte, dass er zuerst vom Verlassen gesprochen hatte, von der angeblichen Liebe zu Mando.
„Aber warum bist du darauf eingegangen? Ich war so außer mir!"
Sidja traten Tränen in die Augen. „Ich weiß es nicht! Ich weiß es doch nicht!" Sie ließ sich zurücksinken und ihr fiel auf, dass die Zimmerdecke einen neuen Anstrich vertragen könnte. Sie wollte nicht an Anakin denken, obwohl er neben ihr saß, noch immer ihre Hand hielt. Sie hielt seine Finger und unmittelbar fühlte sie, dass sie das Letzte waren, was sie jemals von ihm zu spüren bekam.
Mit seiner anderen Hand fasste Anakin Sidja ans Kinn und drehte ihr Gesicht zu ihm. Ein Lächeln flog über seinen Mund, dann beugte er sich hinab und küsste sie.
Völlig überwältigt schloss Sidja die Augen und gab sich ihrer Sehnsucht hin. Ihr Geist konnte auf einmal schweben, er schwebte in den Himmel und floh vor allen Zweifeln, die sie hegte.
„Bedeutet das, ja?", fragte Sidja zwischen ihren Küssen. Anakin unterbrach seine Aktivität und schaute ihr in die Augen. „Wenn du mir versprichst, für immer bei mir zu bleiben."
Sidja nickte. „Ja. Ich verspreche es." Ein Grinsen zeichnete sich auf Anakins Gesicht ab und erneut trafen sich ihre Lippen zu einem heißen Kuss. Anakin richtete sich auf und kam zu ihr ins Bett, während er seine Hand über ihren Hals gleiten ließ, über ihre Brust, ihren Bauch, ihre Beine streichelte und zwischen ihren Schenkeln landete. Leise stöhnte Sidja auf.
„Jetzt sind wir schon so lange verheiratet und haben seitdem kein einziges Mal miteinander geschlafen", meinte Anakin leise.
„Na, dann wird es ja Zeit", grinste Sidja und küsste ihn forsch, zog ihn zu sich hinab und erkundete ebenfalls seinen Körper, der nur von leichtem Stoff bedeckt war. Sie sog seinen Duft tief ein, wie hatte sie jemals etwas anderes atmen können? Er presste sich an sie und ihr beider Verlangen steigerte sich ins Unermessliche. Schließlich vereinten sich ihre Körper und sie starben in den Armen des anderen. Danach lagen sie noch lange nebeneinander und erzählten sich alles Mögliche, bis sie einschliefen.
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Auch Jihafu hatte an diesem Abend Sex. Die dunkelhaarige Schönheit Yasmina entführte ihn in eine andere Welt, in der er seine heimlichen Gewissensbisse hinter sich lassen konnte. Doch als er am nächsten Morgen an ihrer Seite erwachte, stürzten sie wieder über ihn herein. Ich muss zu Palpatine, schoss es ihm durch den Kopf.
Er stand auf, zog sich an und verschwand, ohne sie aufzuwecken. Vermutlich erwartete sie sogar genau das von ihm.
Er ging zum Hotel und klopfte an Obi- Wans Zimmer, welcher ihm auch öffnete. Jihafu erklärte ihm und Marga, die auf dem Bett saß, seine Aufbruchspläne und Obi- Wan nickte. „Wir, das heißt, Anakin und ich, werden auch bald nach kommen. Höchstens noch einen Tag, wenn ich nicht vorher noch nach Utapau muss."
„Apropos, wo ist er denn? Ich will mich von ihm auch noch verabschieden."
Obi- Wan zuckte mit den Schultern. „Mit Sidja weg, schätze ich. Keine Ahnung, was sie machen. Oder ob sie sich endlich vertragen haben. Aber ich bin da zuversichtlich", grinste er.
„Na gut, dann muss ich wohl darauf verzichten", sagte Jihafu und wandte sich zum Gehen. Doch Obi- Wan hielt ihn auf.
„Jihafu, ich muss mit dir unter vier Augen reden", sagte er. Jihafu nickte. „Kommt mit", meinte er und führte Obi- Wan in die Hotellobby.
Obi- Wan atmete tief ein, was jetzt kam würde nicht leicht werden.
„Jihafu, mir ist aufgefallen, wie du dich bei den Saphiren verhalten hast..."
„Meint Ihr, dass ich sie vernichtet habe? Es gab keine andere Möglichkeit!"
„Nein, nicht dass du es getan hast, sondern wie! Mir kam es so vor, als hättest du unglaublichen Spaß daran."
„Nun, ich war wütend. Und das könnt Ihr mir nicht vorwerfen, ich darf Gefühle zulassen!"
„Ja, leider", seufzte Obi- Wan. Jihafu betrachtete das Gespräch als beendet und ging zu seinem Raumschiff. Am Strand traf er auf seine Schwester, in den Armen von Anakin. Er freute sich unheimlich, die beiden wieder zusammen zu sehen.
„Hey! Da seid ihr ja!", begrüßte er sie. Sidja rannte auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch.
„Hi Jihafu. Danke für die Rettung", flüsterte sie, dann drückte sie ihn weg und schaute ihn prüfend an.
„Du bist richtig erwachsen geworden", meinte sie.
„Und ihr habt euch vertragen?", fragte er fröhlich.
Er unterhielt sich noch eine Weile mit den beiden, aber dann brachte ihn ein inneres Drängen dazu, endlich loszufliegen. Er verließ den Planeten Z'trop, auf dem er seine Familie gerettet und seinen Familienorden ausgelöscht hatte.
Vielen Dank an Tenuous und Silver Snake! Hat lange gedauert, aber endlich gibt es ein neues Kapitel! Noch ein oder zwei, dann ist die Geschichte beendet.
