Weiter gehts! An dieser Stelle möchte ich mich bei allen treuen Lesern (Silver Snake und Tenuous) bedanken! Für euch habe ich jetzt sogar dieses Kapitel zum zweiten Mal geschrieben, aber ich finde eh, es ist besser als die erste Version. Da hab ich alles überstürtzt, wollte ans Ende kommen. So ist es jetzt besser. Und mindestens ein Kapitel folgt ja noch! °ggg° Viel Spaß beim Lesen und Reviewen!

Der letzte Saphir

Endgültiger Verrat

Jihafu erreichte Palpatines Büro noch am selben Tag und wurde sofort eingelassen.

„Jihafu! Alles zu deiner Zufriedenstellung verlaufen?", fragte der Kanzler. Jihafu nickte. „Ja, ich konnte meine Mutter und meine Schwester retten. Leider war es nötig... na ja..."

„Du kannst mir alles erzählen, Jihafu. Denn wenn du mir nicht vertrauen kannst, wem sonst?"

Jihafu nickte langsam. Ja, der Kanzler hatte ihm immer beigestanden. Und ihm keine Standpauken gehalten, weil er gegen den Jedi- Kodex, an den Jihafu sich überhaupt nicht halten musste, verstieß. Also begann er, zu erzählen. Mit der Zeit steigerte er sich immer mehr hinein, ließ nichts aus, und ihm wurde bewusst, was er getan hatte. Er hatte Dutzende vielleicht sogar Hunderte von Leben ausgelöscht!

„Es war falsch, Kanzler. Ich hätte sie nicht abschlachten sollen... Ma und Sidja schnappen und dann abhauen..." Er schluckte, um den Knoten in seinem Hals los zu werden.

Palpatine stand auf und ging um seinen Schreibtisch herum. Er legte eine Hand auf Jihafus Schulter.

„Nein, du hast getan, was unvermeidlich war. Der Orden stellte eine Gefahr für den Frieden dar, nach dem wir uns so verzweifelt sehnen. Und du hattest keine andere Möglichkeit, deine Verwandten zu retten. Der grausame Orden der Saphire hätte nie niemals ohne Kampf entkommen lassen."

Wieder nickte Jihafu. „Sicher, aber... sie waren auch Menschen... vielleicht hätten wir sie bekehren können..."

Palpatine verzog ärgerlich die Stirn. „Nein. Ihr ganzes Handeln beschränkte sich darauf, gegen mich zu agieren, schon seit Jahren. Sie haben sich nach dem Wind gerichtet, waren unbeständig und stellten eine andauernde Gefahr dar. Nein, Jihafu, ich bin sogar sehr stolz auf dich. Du hast uns einen Schritt weiter gebracht. Ich möchte, dass du verstehst, dass es kein schwarz und weiß gibt, so, wie die Jedi es uns weismachen wollen. Die Linie zwischen der hellen und der dunklen Seiten ist verwischt. Sie manchmal zu übertreten, ist nötig, um das Gleichgewicht wieder herzustellen."

„Was meint Ihr damit?"

Palpatine seufzte auf und setzte sich auf seinen Schreibtisch. Er deutete Jihafu, sich ebenfalls hinzusetzen.

„Es wird Zeit, dass du ein paar Sachen erfährst. Dinge, die ich dem Jedi- Orden nie sagen würde, denn ich kenne ihre engstirnige Einstellung. Sie würden empört aufschreien und mich einen Verräter nennen. Aber du, Jihafu, du kennst Hintergründe und Fakten, die dir erlauben, richtig zu urteilen. Also hör zu, erinnerst du dich noch an den Sith Lord, den ich einmal erwähnte?"

Jihafu nickte und lauschte interessiert den Ausführungen des Kanzlers. Im Laufe des Vormittages erfuhr er so manches, was seiner Sicht der Dinge eine völlig neue Richtung gab.

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„Anakin, wir müssen langsam los", sprach Obi- Wan.

Anakin, der in dem kühlen Schatten am Strand eingedöst war, schreckte auf. „Was? Aber... ich kann Sidja doch nicht alleine lassen, noch nicht", sagte er. Er strich seiner Frau, die schlafend neben ihm lag, über die Wange. Obi- Wan seufzte und schüttelte den Kopf.

„Natürlich kannst du. Denkst du, mir fällt es leicht, Marga zu verlassen? Du meine Güte, schau dir uns an, zwei Jedi, die an ihren Frauen festhalten. Uns ist es nicht erlaubt..." Er seufzte erneut und Anakin grinste ihn an.

„So, so. Ich hätte nie gedacht, Euch mal beim Brechen einer Regel zu erleben. Aber Ihr habt Recht. Der Krieg ist im Gange und wir tun nichts, gar nichts, sogar Jihafu ist schon aufgebrochen." Er sprang auf und klopfte sich den Sand von seiner Kleidung.

„Außerdem brauche ich wieder normale Kleidung. Diese Stofffetzen sind ja nicht auszuhalten", sagte er dabei.

Obi- Wan stand ebenfalls auf und blickte sich um. „Marga wollte nur was zu trinken holen."

„Ach, und als sie weg war, habt Ihr bemerkt, dass ich auch noch da bin?" Anakin grinste schelmisch, aber Obi- Wan blickte ihn streng an.

„So war das ganz und gar nicht. Ich mache mir schon seit heute Morgen Gedanken über unsere Heimreise. Ehrlich gesagt mache ich mir auch noch Sorgen um Jihafu. Er schien nicht von Gewissensbissen geklagt, nein, er war vollkommen von der Richtigkeit seiner Taten überzeugt."

„Aber was hätte er denn tun sollen?"

Obi- Wan zuckte mit den Schultern. „Sie alle fesseln und in Gefangenschaft nehmen?"

„Er hat sich mitreißen lassen, das war falsch. Aber es ist nun mal passiert." Anakin kniete sich vor Sidja und rüttelte sie sanft, bis sie die Augen aufschlug.

„Was ist los?", murmelte sie.

„Ich kehre nach Coruscant zurück, ich werde dort vor Ende des Krieges gebraucht. Es dauert nicht mehr lange, das spüre ich. Bis dahin..." Er beugte sich zu ihr und küsste sie. „...musst du es ohne mich aushalten. Bestell Emily schöne Grüße von mir. Ich werde euch bald besuchen, auf Alderaan. Du fliegst doch wieder nach Alderaan?"

Sidja nickte. Marga kam angestapft, eine Flasche Wasser in der Hand und reichte sie Obi- Wan, der reichlich daraus trank.

„Ist es nun so weit?", fragte Marga. Anakin stand auf und nickte. Sein Blick schweifte über das nahegelegene Meer. Obi- Wan drückte ihm die Flasche in die Hand und umarmte dann Marga.

„Ich habe noch einen Auftrag zu erledigen. Ich habe noch eine offene Rechnung mit General Grievous. Ist er erst einmal beseitigt, werden die Separatisten keinen Widerstand mehr leisten, hoffe ich, und das ist der Anfang vom Ende des Krieges. Jihafu... wir werden ihm schon einbläuen, dass er sich nicht für zu wichtig halten soll. Ich komme zu dir, sobald ich kann. Ein paar Monate noch, höchstens."

Marga nickte und küsste Obi- Wan. „Du weißt ja, wo du mich findest", sagte sie dann. Obi- Wan nickte.

„Seid Ihr fertig?", fragte Anakin ungeduldig. Marga löste sich aus Obi- Wans Armen und setzte sich neben ihre Tochter. „Wir bleiben noch ein paar Tage hier, Sidja braucht Ruhe. Und dann werden sich auch unsere Wege trennen", seufzte sie und drückte Sidja.

Mit einem letzten wehmütigen Blick auf die Frauen steuerten Anakin und Obi- Wan dann ihr Raumschiff, welches in der Reparaturwerkstatt lag (und unerklärlicherweise konnte kein Schaden gefunden werden), an.

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Abends trafen Anakin und Jihafu sich in ihrem Apartment wieder. Anakin saß auf der Couch und blätterte eine Zeitung durch, als Jihafu eintrat und sich stöhnend neben ihm auf die Couch fallen ließ.

„Das war mal ne Besprechung", sagte er. Anakin ließ seine Zeitung sinken.

„Warst du beim Kanzler?"

Jihafu nickte. „Ja. Hm, kannst du etwas für dich behalten? Ohne es dem Orden zu melden?"

„Wenn es kein dunkles Geheimnis ist", scherzte Anakin.

Jihafu blieb ernst. „Und wenn doch?"

Anakin runzelte die Stirn. „Was hat er dir erzählt?"

„Also, zuerst einmal", Jihafu begann, seine Schuhe auszuziehen, „Was denkst du über Palpatine? Ich meine, verdächtigt der Jedi- Orden ihn für etwas? Arbeitet ihr gegen ihn?"

Anakin legte die Zeitung auf den Couchtisch. „Haben wir denn einen Grund?"

„Anakin, das will ich von dir wissen! Der Kanzler setzt sich für den Frieden ein, doch stimmen seine Überzeugungen nicht immer mit denen des Ordens überein. Also, was sagt ihr dazu?"

„Ich weiß zwar nicht, von welchen Überzeugungen du redest... aber in gewisser Weise hast du Recht. Manche misstrauen ihm, keine Ahnung, ob es Beweise gibt, aber ich wurde beauftragt, Verdächtiges zu melden. Was hat er denn gesagt?"

„Du sollst ihn ausspionieren?", fragte Jihafu ungläubig.

„Nun, wenn du es so nennen willst. Also?"

„Nichts hat er gesagt! Wie kommst du darauf?"

„Du willst mir doch die ganze Zeit etwas mitteilen, was ihn betrifft! Was hat er zu deinen Eskapaden auf Z'trop gesagt?"

„Er meinte, ich hätte richtig gehandelt!"

„Und er war nicht enttäuscht, keine Gefangene zu haben, die er verhören könnte?"

„Wozu denn? Die grauen Saphire waren ihm ein Dorn im Auge, sie sabotierten den Frieden. Jetzt mal ehrlich, wir alle wollen den Frieden herstellen, also wo ist das Problem?"

„Natürlich wollen wir den Frieden herstellen, Jihafu, aber mit allen Mitteln? Ihn herbeizwingen? Das hört sich für mich schon wie eine Diktatur an."

„Jetzt mach aber mal halblang!", rief Jihafu aus. Er sprang auf. „Es sind vielleicht nicht alle Wege makellos, aber wenn sie doch nützlich sind! Wenn sie den Krieg beenden!"

Anakin schüttelte den Kopf. „Aber um welchen Preis, Jihafu. Du bist jetzt ein Mörder."

Jihafu klappte der Mund auf. Nach ein paar Sekunden fasste er sich wieder. „Das sagt du mir? Du hast schon mehr Leute auf dem Gewissen, als ich!"

„Ja, aber ich habe sie im Gegensatz zu dir in einem fairen Kampf überwältigt, und sie nicht sinnlos niedergemeuchelt!"

Jihafu war rot vor Zorn geworden. „Wenn du dich wieder eingekriegt hast, sag mir Bescheid", zischte er, schnappte sich seine Schuhe und verließ das Wohnzimmer. Kurz danach hörte Anakin die Tür ins Schloss fallen. Er seufzte und ließ sich nach vorne fallen, stützte sein Gesicht mit seinen Händen ab. Dann schüttelte er den Kopf und stand auf.

„Das ist doch unglaublich", murmelte er. „Unglaublich."

Und die Tür fiel auch hinter ihm ins Schloss.

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Obi- Wan trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Mace und Yoda arbeiteten konzentriert an den Computern. Auf Mace' Stirn war seit Obi- Wans Rückkehr von Z'trop ein nachdenkliches Runzeln, wie er es noch nie zuvor bei dem Jedi- Meister gesehen hatte, aufgetreten.

„Wann ist damit zu rechnen, wieder ein Zeichen von ihm zu erblicken?", fragte Obi- Wan. Nach ein paar Minuten erst bekam er seine Antwort.

„Schwer zu sagen. So eine Chance erhält man nicht so schnell wieder", sagte Mace und blickte ihn vorwurfsvoll an.

„Hey, kann ich etwas dazu, wenn mein Raumschiff kaputt geht?"

„Noch nicht sehr alt, es war", warf Yoda ein.

„Geschehen ist geschehen. Trotzdem hätte ich es gut gefunden, diesen alten Knacker endlich los zu sein", murmelte Mace, auf den Bildschirm starrend. Obi- Wan nickte bedenklich. „Aber ich bin schon seit zwei Monaten wieder hier, und langsam werde ich ungeduldig. Ich meine, dieser Krieg zerrt an meinen Nerven", bemerkte er.

„Ungeduldig du nicht sein sollst. Den Krieg beenden, wir alle wollen."

„Natürlich. Manche greifen dabei nur zu etwas drastischeren Mitteln als andere", sagte Obi- Wan, mehr zu sich selbst, während er an Jihafu dachte.

„Gewalt keine Lösung ist", sagte Yoda. Obi- Wan blickte ihn fragend an.

„Yoda, Gewalt ist sehr wohl eine Lösung. Ich meine, wie willst du Feinden, die dir den Hals umdrehen wollen, denn sonst begegnen?", fragte Mace.

„Ich weiß schon, wie er das meint. Wir alle hier stimmen überein, dass Grievous so schnell wie möglich beseitigt werden muss", sagte Obi- Wan. Mace nickte und Yoda wiegte den Kopf. Doch bevor er etwas sagen konnte, hob Obi- Wan eine Hand.

„Ich lehne überflüssige Gewalt ab, das weißt du. Was der junge Saphir auf Z'trop getan hat, war meines Erachtens nicht richtig. Aber er ist nicht mein Schützling. Er steht unter Palpatines Aufsicht, und der macht mir auch immer mehr Bedenken. Irgendetwas ist da im Busch. Anakin vertraut er sich nicht mehr an, so wie früher. Ein Jammer. Und Jihafu ist nicht gewillt, die Geheimnisse seines Vorbildes preiszugeben. Ich sage euch, vor Ende des Krieges wird der Kanzler uns noch einmal Probleme machen."

„Das mag ja sein, aber er steht auf unserer Seite, nicht wahr? Was auch immer er verbirgt oder Saphir einzuflüstern versucht, wenn er gewinnt, bedeutet das auch unseren Sieg."

Obi- Wan nickte. „Natürlich. Wenn er uns nicht verraten wird."

„Wie sollte er das schon tun! An wen überhaupt? An die Separatisten wohl kaum", meinte Mace spöttisch.

Obi- Wan zuckte mit den Schultern. „Ich habe ein ungutes Gefühl. Ich werde noch einmal mit Jihafu reden."

„Wenn du meinst, es bringt dir etwas", sagte Mace.

Obi- Wan erhob sich. „Es soll ihm und dem Orden etwas bringen, Meister Windu. Und der Galaxie", murmelte er noch im Hinausgehen.

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Anakin war jeden Tag unterwegs, kämpfte im Auftrag des Orden gegen Angreifer und Störer des Friedens. Meistens mit Obi- Wan, und Jihafu sah er nur noch selten. Auch er war unterwegs, an anderen Orten, für einen anderen Auftragsgeber. Auch wenn er Anakin immer wieder daran erinnerte, dass sie auf derselben Seite standen.

„Ich weiß, Jihafu", sagte Anakin dann immer. Und wenn Anakin das Thema „Kanzler" anschnitt, stieß er nur auf Zurückweisung. Das machte ihm Sorgen, und gelegentlich Aussagen von Jihafu auch. Sie waren klein und unbedeutend, doch fielen zwischendurch, sodass Anakin sich Gedanken machte.

Weitere vier Monate waren vergangen, und die Situation schien sich nicht zu bessern.

An diesem Abend, der ihn mehr beunruhigen würde, als alles andere zuvor, kam Anakin nach Hause und fand Jihafu in der Küche am Essplatz sitzend vor. Er starrte aus dem Fenster.

„Soll ich kochen?", fragte Anakin. Jihafu zuckte mit den Schultern.

„Hast du schon gegessen?"

„Nein, verdammt. Ich habe andere Probleme."

„Ach. Und die wären?" Anakin begann, wahllos ein paar Sachen aus dem Kühlschrank zu nehmen und überlegte, ob man daraus etwas zusammenstellen konnte.

„Nicht so wichtig."

Anakin schaute Jihafu nachdenklich an. Dann legte er die Karotten und den Grünkohl beiseite und setzte sich zu ihm an den Tisch.

„Es ist wichtig, wenn es dir Sorgen bereitet. Also?"

Jihafu sah ihn an, und trotzdem hatte Anakin das Gefühl, als würde er ihn nicht wahrnehmen.

„Wie geht es Sidja?"

„Gut. Machst du dir Sorgen, dass der Krieg bis nach Alderaan vordringen könnte?"

„Nein. Ich denke, du solltest zu ihr gehen und dich aus dem weiteren Geschehen heraushalten."

„Jihafu, das kann ich nicht. Nicht, solange der Krieg läuft und ich gebraucht werde."

„Sidja und Emily brauchen dir mehr, als dieser dumme Orden! Außerdem wird der Krieg bald vorbei sein."

„Was macht dich da so sicher?"

„Der Kanzler hat sich mir anvertraut. Mehr noch, er wird mir bald mehr Macht verleihen als ein Jedi jemals haben kann. Ich kann dir nicht mehr sagen, aber von nun an wird sich alles ändern. Ein paar Befreiungsschläge und dann ist endlich Ruhe. Ich möchte nur, dass du bei Sidja in Sicherheit bist."

„Warum sollte ich hier nicht in Sicherheit sein? Jihafu?" Anakin runzelte die Stirn. „Was plant ihr?"

Doch Jihafu schüttelte den Kopf und stand auf. „Anakin, bitte hör auf mich und geh. Ich will nicht... dich nicht verlieren. Du bist mein bester Freund."

Und das war die Aussage, die Anakin am meisten von allen beunruhigt. Er setzte sich noch am selben Abend mit Sidja in Verbindung, doch bei ihr war alles in Ordnung. Bei Marga auch. Dann machte er sich auf die Suche nach Obi- Wan, denn wenn ihm einer helfen konnte, dann er.

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Obi- Wan Kenobi saß sichtlich angespannt in seinem Raumschiff. Die Armaturenanzeige sagte ihm, dass er sein Ziel in zwei Stunden erreichen würde. Er war, nachdem die Nachricht von Grievous Sichtung auf Utapau eingetroffen war, sofort losgeflogen, hatte keine Zeit verloren.

Er konnte nicht anders, aber die bevorstehen Aufgabe erfüllte ihn mit Nervosität. So wichtig war sie, so vieles hing von ihr ab. Dementsprechend würde es nicht leicht werden, den Anführer der Separatisten zu erledigen. Eine Gefangenname würde unmöglich sein, das wusste Obi- Wan. Jetzt hieß es: Grievous oder er.

Senator Organa hatte ihm seine Hilfe angeboten, aber Obi- Wan hatte dankend abgelehnt. Es war seine Aufgabe, schon seit einem halben Jahr war er dahinter her, wenn nicht noch länger. Er würde keine Ruhe geben, bis er sie erledigt hatte. Und wenn es das letzte war, das er tat.

Natürlich hoffte er, als Sieger von Utapau wegfliegen zu können, und dann wäre es nur noch eine Frage von Wochen, bis die Separatisten kapitulierten und immer mehr Feinde aufgaben.

Er hatte ja keine Ahnung, wie nah das Ende des Krieges bevorstand und zu welchem Preis es erreicht werden würde.

Obi- Wan landete auf Utapau und erhielt Botschaft, dass Grievous sich noch hier aufhielt. Unauffällig verschwand er dann in den Schatten, lieh sich ein Drachenross aus und erkundete die Umgebung. Bis er endlich in den Hauptsitz eindrang und unter sich Grievous mit seinen Leuten stehen sah.

Einen wagemutigen Sprung und einen langen Kampf später stieß er erschöpft einen Triumphschrei aus. Mit letzter Kraft hatte er Grievous besiegt, ihn und seinen Metallkörper in die unendlichen Weiten des Universums katapultiert.

Verstärkung kam, wie immer, erst nach dem Kampf an. Obi- Wan war jedoch froh darüber, Grievous eigenhändig erledigt zu haben. Er informierte Captain Typho über alles und überließ ihm und seinem Team an Klonkriegern die restliche Arbeit. Für heute war er zu erschöpft und wollte einfach nur nach Hause.

Also schwang er sich auf sein Drachenross und begann, den Berg hoch zu reiten. Doch genau auf der Hälfte des Weges bäumte sich sein Reittier auf, stieß einen Schmerzensschrei aus und stürzte danach den Abgrund hinunter. Obi- Wan konnte sich nicht halten und fiel mit ihm.

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„Was soll das heißen, er ist weggeflogen? Hatte er es nicht nötig, sich zu verabschieden?"

Mace zuckte mit den Schultern. „Hör mal, Skywalker, er will das so schnell wie möglich hinter sich bringen. Du siehst ihn Morgen wieder. Wo ist das Problem?"

„Das Problem ist, dass ich Grund zu der Annahme habe, der Kanzler und sein Verbündeter haben etwas im Sinn, das uns gar nicht in den Kram passen würde!"

Mace verdrehte die Augen. „Sonst noch was?"

Anakin unterdrückte seinen aufkommenden Zorn. „Meister Windu, bitte, es ist von äußerster Dringlichkeit!"

„Okay. Ich kümmere mich darum. Zufrieden?"

Anakin nickte. Auch wenn er ganz und gar nicht zufrieden war. Mehr konnte er im Moment wohl nicht tun.

Auf dem Rückweg zu seinem Apartment beschloss er, Jihafu ein bisschen mehr auszuquetschen. Es konnte doch nicht sein, dass er ihm solche Hinweise gab, und dann mit leeren Hände stehen ließ.

„Jihafu?", rief Anakin, und schmiss die Tür hinter sich zu. Doch die Wohnung war leer.

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„Wir sehen uns dann nächste Woche. Viel Spaß bei deinem Ausflug nach Dagobah", sagte Mace.

„Nicht zum Spaß ich dorthin fliege", antwortete Yoda. Mace winkte ab und verließ die Ratsräume.

Er eilte den Weg zum Büro des Kanzlers. Eigentlich hatte er besseres zu tun, als jemanden, den sie schon seit Monaten, ach was, Jahren erfolglos verdächtigten, zu belästigen. Aber er hatte es Skywalker versprochen. Und Mace hielt seine Versprechen.

Im Vorzimmer des Kanzlerbüros war niemand, aber Mace hörte eine dunkle Stimme aus dem Büro selber sprechen. Sollte Skywalker einmal Recht behalten? Er fuhr sein Lichtschwert aus und stürmte in den Raum.

„Waffe runter", rief er. Dort stand Palpatine in einer Kutte, die sonst nur Sith Lords tragen. Er hielt ein Eisenschwert in der Hand, Saphir kniete vor ihm. Und sprang auf, als er Mace hereinstürmen sah.

„Meister Windu! Wie könnt Ihr es wagen –", setzte Palpatine an. Mace sprang zu ihm und hielt ihm das Schwert unter die Nase.

„Ich sagte: Waffe runter!"

Palpatine nickte ergeben und ließ das Schwert fallen.

„Nein! Ihr versteht das vollkommen falsch!", rief Saphir.

„Ihr seid ein Sith Lord", stellte Mace grimmig fest. Palpatine nickte mit einem Grinsen. „Und niemand kann mich mehr aufhalten", sagte er. Mace wurde zornig, doch er unterdrückte es gekonnt.

„Lasst ihn in Ruhe!"

Mace ignorierte die Zwischenrufe des jungen Saphir und drängte Palpatine in Richtung Fenster.

„Ich werde Euch in Gewahrsam nehmen", sagte er betont langsam. Plötzlich summte ein Laserschwert hinter Mace auf und er blickte sich erstaunt um, was ein Fehler war, denn Palpatine schleuderte augenblicklich blaue Energiestrahlen auf ihn.

„ARGH! Saphir... hilf mir... er ist böse...", stotterte Mace.

„Böse? Was wisst Ihr schon davon! Ihr seht alles schwarzweiß, und ignoriert dabei seine Maßnahmen, den Frieden herzustellen! Die erfolgreicher waren als Eure!"

Mace sah ein, dass er von dem verwirrten jungen Mann keine Hilfe erwarten konnte. Mit letzter Kraft kämpfte er gegen die Energie an, versuchte, sie mit seinem Laserschwert abzuwehren. Im Eifer des Gefechts schlug er um sich, traf das Fenster, welches zerklirrte, und schaffte es tatsächlich, den alten Mann zurückzudrängen. Dieser saß nun auf dem Boden und wurde immer schwächer. Mace hatte die Strahlen geschickt umgelenkt, wollte fast schon triumphieren, als Saphir plötzlich mit einem Aufschrei vorsprang und seinen Schwertarm abschlug.

Zuerst sah Mace nur seinen Arm und seine Waffe dutzende Stockwerke nach unten fliegen, dann spürte er den Schmerz und schrie, ungläubig, dass Saphir das getan haben sollte.

Palpatine lachte auf und gewann wieder die Oberhand. Mace spürte die Energie, die ihn erfasste und nach draußen schleuderte. Dann spürte er nur noch zugigen Wind und das letzte, was er sah, blieb das riesige Gebäude in all seiner Pracht.

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Jihafu brach keuchend auf dem Boden zusammen. „Meister Windu...", flüsterte er. Ein paar Meter entfernt saß Lord Sidious, von der Anstrengung und dem Machtmissbrauch völlig erschöpft und zerschrumpelt. Unter lautem Ächzen erhob er sich und kam auf Jihafu zu.

„Gut gemacht... du bist es wirklich und wahrhaftig würdig, mein Schüler zu werden. Auserwählt dazu, den Frieden herzustellen. Komm her."

Jihafu blickte auf. Sidious hatte ein Schwert wieder aufgenommen und hielt es an Jihafus Schulter.

Die Zeremonie dauerte nicht lange. Nach ein paar Worten, gesprochen mit einer Stimme, die Jihafu erschaudern ließ, erhielt er den Namen Darth Vader. Und den Auftrag, den Jedi- Orden vollständig zu vernichten. Jihafu schluckte. Er hoffte nur, dass Anakin sich an seine Warnung gehalten hatte.

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Anakin trommelte unruhig mit seinem Fuß auf den Boden. Er konnte sich nicht auf die Wohnungssuche konzentrieren, dabei war dies sein erster freier Abend seit langem. Doch statt die Zeit jetzt zu nutzen, saß er hier und machte sich Gedanken über Jihafu. Eine innere Unruhe hatte ihn erfasst. Etwas stimmte nicht.

Es ließ ihn nicht mehr los und nach einiger Zeit gab er es auf. Anakin legte die Zeitung beiseite und setzte sich mit Sidja in Verbindung, nachdem seine Kontaktanfrage bei Obi- Wan zurückgewiesen worden war.

„Sidja, ich mache mir Sorgen um deinen Bruder", eröffnete er sogleich das Gespräch. Sidja und Emily, die in Anakins Augen ziemlich gewachsen war, erschienen auf der Bildfläche und lächelten ihn an.

„Das tust du immer, Anakin."

„Ja, ich weiß..." Anakin starrte gedankenvoll in die Luft und seufzte dann. „Diesmal ist es anders. Es ist etwas geschehen."

Sidja lächelte immer noch. „Dann sprich mit ihm. Wie geht's dir, außer deinen Bedenken? Wann kommst du her?"

„Weißt du, was auch immer Jihafu zugestoßen ist, es geht uns alle etwas an. Ich habe so ein Gefühl, dass ich schon sehr bald wieder zu dir kommen kann", sagte Anakin. Er verabschiedete sich bei ihr und seiner Tochter. Dann stand er auf und verließ die Wohnung.

Schon auf dem Gang schlug ihm Stille entgegen. Zwar war es im Tempel um diese Uhrzeit immer still, doch da lag noch etwas anderes in der Luft.

Von einem unerklärlichen Entsetzen gefasst verfiel Anakin in einen Trabschritt, als er sich zu den PZ's begab. Er ließ sich von der Macht leiten. Dort angekommen klopfte er an, doch alles blieb still. Nach einem kurzen Zögern drückte er die Klinke hinunter.

Im Raum war es dunkel, und die Jungs lagen in ihren Betten. Gerade wollte Anakin die Tür zuziehen, als er etwas hörte. Die Abwesenheit leiser Atem- und Schnarchgeräusche. Panisch stieß er die Tür ganz auf, ließ Licht hinein fallen und eilte zu dem ersten Bett.

Dort lag ein Junge drin. Sein Körper war blutüberströmt, aber ansonsten sah er aus, als schliefe er. Anakin rannte von Bett zu Bett, doch überall bot sich ihm das gleiche Bild. Auch in den anderen Räumen. Sie waren alle tot.

Draußen lehnte Anakin sich an die Wand und fasste sich an den Kopf. Ein einziger Gedanke raste durch sein Gehirn.

„Jihafu."

Ohne lange darüber nachzudenken, lief Anakin so schnell er konnte zu den Ratsräumen, im Laufen zog er sein Laserschwert und aktivierte es. Er war bereit, mehr als bereit, Jihafu aufzuhalten und zu retten, wer noch zu retten war.

Auch in den Ratsräumen war es still. Anakin öffnete die Tür und trat vorsichtig ein. Hier und da lag ein Körper auf dem Boden, den er umgehen musste. Jihafu hockte in der Mitte des Raumes. Er beugte sich über einen Körper und hatte seinen Daumen auf dessen Hals gelegt.

„Jihafu", sagte Anakin. Behutsam ging er auf ihn zu.

Jihafu sprang augenblicklich auf, sein Laserschwert erhoben, die Haare unordentlich und starrte Anakin an.

„Was machst du noch hier?", krächzte er.

„Ich bringe dich zur Vernunft, Jihafu."

„Nein, geh! Ich will dich nicht töten müssen."

Anakin schüttelte den Kopf. „Das wirst du nicht. Du standest jetzt lange genug unter Palpatines Einfluss. Entscheide dich, Jihafu, der Kanzler oder dein Freund? Dein Bruder?"

Anakin sah, dass Tränen in Jihafus Augen schossen. „Zwinge mich nicht dazu, Anakin. Der Kanzler und ich, wie stellen den Frieden wieder her. Da muss man Opfer bringen."

„Du meinst Morden durch Morde stoppen zu können? Siehst du denn nicht, wie paradox das ist, Jihafu?"

Jihafu hob sein Schwert. „Nenn mich nicht so. Ich heiße jetzt Darth Vader."

„Was hat er bloß mit dir gemacht?", fragte Anakin. Wie ein dunkler Schleier senkte sich die Tatsache über seinen Kopf, dass Jihafu nicht aufgeben würde. Dass er gegen ihn kämpfen und einer von ihnen vielleicht sogar sterben müsste.

Anakin hob sein Schwert und begann, Jihafu zu umkreisen. „Jihafu, noch kannst du zurück", sagte er leise.

„Nein, Anakin, du kannst zurück! Geh zu Sidja, geh zu deiner Tochter und kehre niemals mehr nach Coruscant zurück. Der Kanzler darf nicht erfahren, dass du noch lebst."

„Aber würdest du ihn dann nicht betrügen, Jihafu? Gegen seinen Willen handeln?"

„Ich tue es für dich", sagte Jihafu mit brüchiger Stimme.

„Dann lass es sein, für mich. Lass alles stehen und liegen und komm mit mir. Obi- Wan kann –"

„Obi- Wan ist tot, Anakin. Alle Jedi sind tot. Dir wird es nicht besser ergehen, wenn du nicht sofort flüchtest."

„Was macht dich so sicher, zu gewinnen?", fragte Anakin, während er seine Gefühle auf Obi- Wan ausrichtete. War er wirklich tot? Das hätte er doch gefühlt, so wie er Jihafus Verrat gefühlt hatte?

Jihafu schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Anakin", sagte er, und dann griff er Anakin an. Anakin wehrte sich nach Kräften, und ein heftiger Kampf entstand. Keiner der beiden war gewillt, aufzugeben. Mal drängte Anakin Jihafu zurück, mal Jihafu Anakin. Sie wirbelten im Raum umher, sprangen über Leichen und zerschlugen die letzten heilgebliebenen Tische.

Anakin setzte die Macht ein und schleuderte Jihafu gegen eine Wand. Jihafu knallte schmerzhaft dagegen und rutschte in die Knie, den Kopf auf den Boden gerichtet und Blut tropfte aus seiner Nase. Langsam hob er den Kopf und sein Gesichtsausdruck versetzte Anakin in Panik.

Mit einem Aufschrei sprang Jihafu vor und Anakin wurde von der Macht ergriffen und durch den Raum gewirbelt. Sein Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen. Als er stöhnend auf dem Boden aufschlug, stellte Jihafu sich über ihn. Das Laserschwert hielt er kurz über Anakins Brust, die sich rasch hob und senkte.

„Ich bin dazu imstande, Anakin", sagte Jihafu mit zorniger Miene. Anakin starrte ihn an.

„Du bist nicht mehr der Jihafu, den ich kennen gelernt habe", stellte er fest, „Na los, dann tu es doch. Bring es hinter dich."

Jihafu starrte ihn noch einen Moment lang an, dann trat er zurück. „Jetzt lauf schon endlich. Zu Sidja. Und komm mir nie wieder unter die Augen, denn noch einmal lasse ich dich nicht gehen."

Mit einem Handgriff flog Anakins Waffe, die frei im Raum lag, in Jihafus Hand. Anakin rappelte sich hoch.

„Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, Jihafu."

„Ich heiße Darth Vader."

Anakin nahm all seine Kraft zusammen und riss sich von Jihafus Anblick los. Er drehte sich um und rannte hinaus. Durch den stillen Tempel, hier und da lag ein Körper im Gang, der er ohne Beachtung übersprang. An der Flugrampe angekommen sauste er in ein Raumschiff. Jetzt galt es, Obi- Wan zu finden. Doch kurz vor seinem Start zögerte Anakin.

Er schaltete alle Lichter aus und verhielt sich still. Irgendwann würde Jihafu Coruscant verlassen wollen. Und wie Anakin gesagt hatte, das letzte Wort in dieser Angelegenheit war noch lange nicht gesprochen.

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Obi- Wan schüttelte sich. Ihm war kalt, und er war nass. Doch jetzt gab es wichtigeres als sein Wohlergehen. Er hatte Glück, überhaupt noch Kälte und Nässe empfinden zu können, denn wie er von Senator Organa und Yoda erfahren hatte, war der gesamte Jedi- Orden ausgelöscht worden.

„Ein Glück, dass ihr den Tempel kurz zuvor verlassen habt", sagte Obi- Wan. Yoda nickte nachdenklich. Sie saßen in Senator Organas Raumschiff.

„Es ist Glück, dass Ihr überlebt habt, Meister Kenobi. Und dass ich euren Hilferuf empfangen habe, und nicht... nun ja, die Verantwortlichen."

Obi- Wan nickte. „Palpatine?"

„Der junge Skywalker uns gewarnt hat", sagte Yoda.

„Anakin. Ist er auch...?" Obi- Wan schluckte. Die Fähigkeit, keine Gefühle zu empfinden oder sie wenigstens zu unterdrücken war in letzter Zeit immer schwächer geworden. Dadurch war er sich nicht sicher, ob die Macht ihm nun zeigte, dass Anakin noch lebte, oder ob es reines Wunschdenken war.

Organa legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Schwere Zeiten stehen uns bevor. Der Kanzler hat einen Rat einberufen."

„Es könnte eine Falle sein."

„Das erfahre ich nur, wenn ich hingehe."

„Und der Notruf ausgeschaltet werden muss."

„Ja", meinte Obi- Wan. „Das übernehmen Yoda und ich. Und ich muss auch wissen, ob es der Kanzler persönlich war..."

Er wusste genau, wer Palpatines Gehilfe und rechte Hand gewesen war. Kein Jedi. Ein aufbrausender und nur zu leicht zu manipulierender junger Mann. Der letzte Sprössling einer Familie, die sich nie für eine Seite entscheiden konnte.

Die anderen beiden wussten es auch. Doch niemand erwähnte Jihafus Namen auf ihrem Flug nach Coruscant.