SO! Es ist vollbracht! Ein gutes Gefühl, glaubt mir! An dieser Stelle vielen Dank an SilverSnake, die immer dann, wenn ich mal daran gedacht habe, die Betafunktion übernommen hat! Ich bin so froh, wir haben uns über diese Geschichte kennen gelernt, weißt du noch? Und an Tenuous, die meine zweite treue Reviewerin ist! Kannst du dich mit diesem Kapitel anfreunden? Übrigens war ich auf deiner Homepage; du hast an dem selben Tag und sogar im selben Jahr Geburtstag wie meine Schwester! Nur mal so nebenbei...
Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, auch für die der Schwarzleser :-P
Der letzte Saphir
Jihafus letzte Reise
Jihafu saß zusammengekrümmt auf dem Boden. Seinen Kopf in den Armen vergraben ließ er die vergangenen Ereignisse vorüberziehen. Er hatte unzählige Menschen getötet, darunter Kinder! Und nicht zu vergessen, fast auch Anakin. Ja, einen Moment war er voller Zorn und Hass gewesen und nur eine Nanosekunde, bevor er zugestoßen hätte, war er zur Vernunft gekommen. Es beängstigte ihn, dass er so leicht die guten Gefühle unterdrücken und dem Zorn die Oberhand überlassen konnte. Aber wenn er genauer darüber nachdachte, hatte er in den letzten Monaten, als er im Auftrag des Kanzlers unterwegs gewesen war, nichts anderes getan.
Jihafu kannte Anakin zu genau, er wusste, dass er ihm auflauern würde. Doch Jihafu wollte ihn nicht mehr sehen, er konnte für nichts garantieren. Er wollte jetzt nur noch die letzte Aufgabe, die letzten Separatisten auf Mustafa zu vernichten, erledigen und dann sich zurückziehen. Der Krieg wäre dann vorbei, Palpatine hatte zwar versprochen, dass Jihafu dann große Macht und gewaltige Aufgaben bekam, aber darin sah Jihafu keine Verlockungen mehr.
Langsam stand er auf und umging die Leichen, die im Weg lagen. Er war erschöpft und schleppte sich mehr, als das er ging, zu seinem und Anakins Apartment. Und wieder durchfuhr es ihn mit einem heißen Glühen: Anakin war nun ein Todfeind, den er bei der nächsten Begegnung töten musste.
Jihafu schniefte und beschleunigte seinen Schritt.
Als er unter der Dusche stand, das Blut und den Schmutz von sich wusch, konnte er nicht mehr an sich halten und ein paar Tränen lösten sich aus seinen Augen. Der Verlust von Obi- Wan schmerzte ihn sehr. Er war so was wie ein zweiter Vater gewesen! Und jetzt war er tot, und Anakin vermutlich auch bald. War der Frieden das wirklich wert? Aber andererseits hätten sie auch so im Krieg sterben können.
Jihafu atmete tief ein, löste alle Trauergedanken so gut es ging von seinem Geist und zog sich saubere Kleidung an. Eine schwarze Lederhose, ein blaues Hemd und darüber ein schwarzer Umhang müssten genügen. Er blickte in den Spiegel und überlegte, ob er sich noch die Mühe machen sollte, sich die kurzen Bartstoppeln zu rasieren. Aber er konnte sich nicht dazu aufringen, es erschien ihm bedeutungslos.
Er fuhr sich nur einmal kurz durch die nackenlangen, mit dunklen Strähnen durchzogenen blonden Haare, die er schon seit seiner Rückkehr von Alderaan nicht mehr stylte, und verließ dann das Apartment.
Er wusste genau, dass Anakin auf der Flugrampe warten würde. Aber Jihafu hatte nicht vor, zur Flugrampe zu gehen, er verließ den Tempel durch den Vordereingang.
Eine Viertelstunde später betrat Jihafu das dämmrige Wohnzimmer, in dem er in längst vergangenen Zeiten gesessen und voller Enthusiasmus den Worten Ian Saphirs gelauscht hatte. Er sah sich um. Der Orden existierte nun schon über ein halbes Jahr nicht mehr, und so sah es hier auch aus.
Jihafu nahm eins der Familienbilder und fuhr mit dem Finger darüber. Er hinterließ eine Spur in der dicken Staubschicht und Jihafu fragte sich, was aus Frau und Kind, die neben Ian in die Kamera lächelten, geworden war. Denn die hatte er definitiv nicht umgebracht. Sie mussten irgendwo leben und den Namen Saphir weiterführen, oder ihn abgelegt haben, um nicht an die Vergangenheit erinnert zu werden.
Jihafu stellte das Bild zurück und sah sich um. Er wusste nicht, was er hier suchte. Er hatte sich gewaltsam Zugang zur Wohnung verschaffen müssen. Doch dann wurde es ihm klar: der Speicherchip mit den Daten. Er war wichtig. Er stand stellvertretend für seine Familie, und er wollte die Tagebucheinträge weiterführen.
Wahllos durchsuchte er einige Schränke. Bald fand er einen, der seiner Meinung nach seinem Vater gehört haben könnte: dort tummelten sich Klamotten, die ihm bekannt vorkamen, und ein paar Kisten, die er sofort öffnete.
Dann fiel Jihafu ein Bild in die Hände. Marga und Juan standen dort, sich umarmend, glücklich lachend, und im Vordergrund grinste ihn Sidja mit einer Puppe in der Hand an, er selber streckte der Kamera die Zunge heraus. Er musste ungefähr fünf gewesen sein. Jihafu schmunzelte und löste das Bild aus dem Rahmen, steckte es sich dann in die Tasche. Nach einiger Zeit fand er einen Schlüssel, der zu einem Schließfach passen könnte und auch ein paar Speicherchips, die er alle einsteckte.
Auf dem Weg nach Mustafa konnte er sie sich durchlesen.
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Anakin saß hinter dem Steuer des Raumschiffes, in dem er darauf wartete, dass Jihafu aus dem Tempel kam, und war tiefer in Trance, als er es in den letzten Monaten jemals gewesen war. Er hatte nicht viel Zeit zum Meditieren gehabt, und jetzt verfluchte er, aus der Übung zu sein. Doch er fand die Verbindung zu Jihafu. Er fühlte sie schwach, die Entschlossenheit, alles zu Ende zu bringen, aber er hatte wenigstens Kontakt. Nach einiger Zeit hatte er auch herausgefunden, was sein Ziel war: Mustafa.
Langsam tauchte er aus der Trance auf und kontaktierte Obi- Wan. Seine kleine, bläulich schimmernde Gestalt erschien auf dem Holoprojektor.
„Meister, ich wusste, dass ihr nicht tot seid! Was ist geschehen?"
„Anakin, auch ich bin froh, dass du überlebt hast! Ich bin nur knapp entkommen, Senator Organa war meine Rettung. Wir waren gerade im Tempel, das heißt, Yoda und Organa sind immer noch dort. Ich habe die Überwachungsvideos in der Elektrozentrale gesehen, geht es dir gut, Anakin? Unglaublich, wer hätte gedacht, dass dieser Saphir so weit gehen würde!"
„Dieser Saphir? Obi- Wan, es ist immer noch Jihafu, ein verwirrter und in die falschen Hände geratener Jihafu."
„Nein, Anakin, er hätte selber denken und sich wehren können. Er hat dich angegriffen, und du verteidigst ihn noch?"
„Nun... er hat mich gehen lassen." Anakin verschwieg lieber das gefährliche Blitzen in Jihafus Augen und die Tatsache, dass er ihm gedroht hatte, beim nächsten Kampf nicht so gnädig zu sein. Er wusste, was Jihafu getan hatte, war unverzeihlich.
Obi- Wan lachte kurz trocken auf. „Ich bitte dich! Sieh, was er mit den anderen getan hat! Hat er kein Gewissen mehr? Erst das auf Z'trop und jetzt das, er hat regelrecht gewütet, ohne Gnade! Sogar die Jünglinge sind tot, Anakin. Er ist verrückt geworden, es gibt keine andere Erklärung. Er ist nur noch darauf aus, zu töten, und glaubt dabei noch, etwas Gutes zu tun. Er muss aufgehalten werden, bevor noch weiteres Unglück geschieht!"
Anakin seufzte. „Ihr habt ja Recht. Ich kümmere mich darum."
„Du weißt, wo er ist, Anakin? Sag es mir!"
„Ihr seid nicht in der richtigen Verfassung, um zu kämpfen. Ihr seid wütend."
„Anakin! Nimm Vernunft an! Ich bin nicht wütend. Enttäuscht, ja, und auch fassungslos, aber ich habe noch alle meine Sinne beisammen, im Gegensatz zu Jihafu."
„Ja, ich weiß. Also gut, er ist auf dem Weg nach Mustafa. Ich mache mich sofort auf den Weg."
„Und ich bringe erst noch Amidala in Sicherheit. Wir sehen uns dann dort."
Neben Obi- Wans Gestalt erschien nun eine weitere Person, eine schwangere Frau.
„Ich werde mitkommen", sagte sie.
Anakin runzelte die Stirn. „Padmé, was machst du denn da? Du kannst nicht mit, nicht in deinem Zustand!"
„Ich muss – ich muss mit Jihafu reden. Er wird auf mich hören, da bin ich sicher."
„Was macht Euch so sicher?", fragte Obi- Wan.
Anakin schüttelte den Kopf. „Wird er nicht. Er ist völlig verrückt geworden. Er ist wahnsinnig. Er ist –"
„Ja, wir haben es verstanden, Anakin!", sagte Obi- Wan.
„Ihr werdet ihn doch nicht töten, oder?", fragte Amidala. Ein betretenes Schweigen folgte.
„Nicht, wenn wir es vermeiden können", sagte Obi- Wan.
Anakin schloss kurz die Augen. Es würde kaum zu vermeiden sein, dass sie wieder miteinander kämpften. Und wäre ihm sein Leben lieb, würde er Jihafu töten müssen.
„Nein, Ihr müsst mich mit ihm reden lassen! Ihr könnt mich nicht davon abhalten!"
Obi- Wan seufzte.
„Ach, ich weiß nicht", meinte Anakin. „Padmé, er hätte mich beinahe umgebracht. Er greift zu sehr drastischen Mitteln und warum sollte er ausgerechnet dich verschonen?"
„Ich trage im Moment sein Kind aus."
„Wie bitte?", meinte Obi- Wan. „Ich habe mich da wohl verhört."
Amidala schüttelte den Kopf. „Es stimmt. Er weiß nichts davon. Aber nach allem, was ich nun erfahren habe, muss ich es ihm sagen."
„Aber das wird ihm egal sein!", rief Anakin aus.
Obi- Wan hob eine Hand. „Ich regle das hier, Anakin. Mach dich auf den Weg."
Anakin nickte und schaltete seinen Projektor aus. Eine Sekunde lang starrte er in die Luft, dann drehte er den Zündschlüssel und startete das Raumschiff.
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Es war schnell und erschreckend einfach vonstatten gegangen. Innerhalb einer Viertelstunde hatte Jihafu die restlichen Separatisten ausgelöscht, war durch den Stützpunkt gefegt und hatte einen nach dem anderen den Kopf abgeschlagen.
Immer wieder musste er sich selber daran erinnern, dass Töten, auch wenn es einem guten Zweck diente, an sich nicht gut war. Er wusste das jetzt. Auf dem Weg hierher, nach Mustafa, hatte er gründlich die Vergangenheit aufgearbeitet. Er hatte noch einmal die alten
Tagebucheinträge gelesen, was die Saphirs bis jetzt getan hatten, und seine eigene Geschichte niedergeschrieben. In die alten Zeiten abzutauchen, an den Anfang zurückzukehren und alles mit Abstand zu betrachten, war erfrischend gewesen. Er hatte dabei eingesehen, dass etwas falsch gelaufen war, wenn er auch nicht wusste, was. Aber dass er hatte mit Anakin kämpfen müssen, war falsch. Und dass er so leicht Leben auslöschen konnte, auch.
Nun wieder schmutzig und mit grünem Blut durchtränkt, lief er über eine Brücke, unter der roten Magmamassen herströmten, her. Sein Raumschiff stand auf der Landeplattform. Als er aufschaute, sah er dort ein zweites Raumschiff stehen und runzelte die Stirn. Wer könnte es sein, ein weiterer Feind? Dabei wollte Jihafu nur noch nach Alderaan und sich dort verstecken, seinen eigenen Tod vortäuschen, damit Lord Sidious ihn nicht fand. Sidja würde ihm dabei bestimmt helfen.
Jihafu kam näher, dabei zog und aktivierte er sein Lichtschwert. Er kannte das Raumschiff nicht. In diesem Augenblick öffnete sich die Klappe langsam mit einem Zischgeräusch. Misstrauisch blieb Jihafu stehen.
Eine Figur zeichnete sich ab, und bald schon erkannte Jihafu sie.
„Obi- Wan!", rief er und ließ das Lichtschwert sinken. Er war also doch nicht tot, was für ein Glück!
„Ja, Saphir. Oder sollte ich lieber sagen: Darth Vader?"
Obi- Wan kam langsam hinunter, mit gezückten Laserschwert, und sah Jihafu scharf an. Besagter schluckte. Ob- Wan wusste also von allem. Kein Wunder, dass er wütend aussah. Der Klang des neuen Namens, auf den Jihafu die meiste Zeit stolz gewesen war, ließ kurz eine Welle der Schuld durch ihn fließen.
„Nehmt das Schwert herunter, Obi- Wan", forderte Jihafu.
„Nein. Ich werde dich mitnehmen und vor Gericht stellen, so, wie du es verdient hast."
Obi- Wan sprang auf Jihafu zu, der allein schon aus Reflex sein eigenes erhob und es gegen Obi- Wans stieß. Während des Kampfes konzentrierte er sich darauf, jeden Fuß richtig zu setzen, Schläge abzuwehren und auszuteilen, doch von tief innen bahnte es sich an die Oberfläche: Obi- Wan wollte ihn vor Gericht stellen, und bei dem, was er getan hatte, drohte ihm die Todesstrafe.
„Meister Kenobi!", ertönte ein Ruf.
„Zurück in das Schiff, Amidala, dies ist nichts für Euch, das habe ich schon – "
„Bitte, lasst mich mit ihm reden!"
Jihafu sah sich nicht um, aber er erkannte die Stimme: Padmé. Was tat sie denn hier? Wie lange hatte er sie nicht mehr gesehen? Das letzte Mal hatte er mit ihr geredet, als er ihr eine Abfuhr verpasst hatte.
Sie drehten sich im Kampf, und als Obi- Wan mit dem Rücken zu seinem Schiff stand, trat er flugs ein paar Schritte zurück und eilte zu Amidala, die auf der Rampe stand. Jihafu wischte sich Strähnen aus der Stirn und blickte dann keuchend zu ihr.
Padmé kam mit langsamen Schritten nach unten. Vor sich trug sie einen gewölbten Bauch; Jihafu hatte nicht gewusst, dass sie nun verheiratet und schwanger war.
Sie sah ihn mit flehendem Blick an. „Jihafu. Warum hast du das getan?"
Jihafu trat einen Schritt zurück, damit sie nicht zu nahe kam. „Ich hatte keine andere Wahl, Padmé. Willst du mir etwas bestimmtes sagen?"
„Ja", hauchte sie. Sie strich leicht über ihren Bauch, vielleicht unbewusst. „Ich wollte dich darum bitten, zur guten Seite zurückzukehren. Wenn du dich stellst, dann sind die Richter sicher nicht zu streng."
Jihafu schüttelte den Kopf. „Das glaube ich kaum."
„Stell dir vor, wir könnten zusammen leben und alles wäre wundervoll."
Jihafu blickte sie misstrauisch an. „Du bist verrückt."
Sie schüttelte den Kopf. „Jihafu... dies hier ist dein Kind."
Jihafu öffnete den Mund. Sein Kind...? Wie konnte das sein, so war das nicht geplant gewesen. Theoretisch käme es hin, aber er hatte nie beabsichtigt, Vater zu werden. Was sollte er bloß tun? Dachte Padmé, wegen dieser Tatsache würde er sich stellen und in den Tod laufen? Die Chance, die einzigen Menschen, die ihn noch unbefangen aufnehmen würden, Sidja und Marga, wiederzusehen, zu verpassen?
Eine Hand legte sich auf Amidalas Schulter und dirigierte sie sanft zurück, während sie Jihafu mit wässrigen Augen anblickte. Er schüttelte stumm den Kopf und hob demonstrativ sein Lichtschwert. Wenn schon sterben, dann wenigstens im Kampf.
„Es tut mir leid, Padmé. Das ist einfach nicht mein Schicksal."
Jihafu ging einen Schritt rückwärts, wenn er Glück hatte, würde er unbehelligt sein Raumschiff erreichen. Doch bevor er sich umdrehen konnte, erschien ein blaues Lichtschwert in seinem Sichtfeld. Reflexartig hob er sein eigenes und stoppte es, bevor es seinen Hals durchtrennen konnte. Im nächsten Moment sprang Anakin vor seine Füße, das Gesicht vor Wut verzerrt.
„Anakin, kannst du nicht einmal auf mich hören!", stieß Jihafu durch die Zähne, die Arme mit dem Schwert erhoben.
„Nein, Darth Vader", erwiderte Anakin. Jihafu wusste nicht warum, aber plötzlich durchfuhren ihn Wogen des Zorns. Grimmig wehrte er Anakins Schlag ab und teilte eigene aus. Nur nebenbei realisierte er, dass Obi- Wan Padmé ins Raumschiff zerrte.
Jihafu und Anakin kämpften erneut, hier ein Hieb und dort ein abgewehrter Schlag. Zwei gleichwertige Gegner, zwei, dessen Ansporn Zorn und Wut war.
Sie näherten sich Jihafus Raumschiff, als er Obi- Wan hinter Anakin auftauchen sah. Bevor Obi- Wan sie erreichen konnte, holte Jihafu aus, drehte sich geschwinde um sich selbst, gab Anakin einen unerwarteten Tritt auf die Brust und schnitt, während Anakin zurücktaumelte, dessen Hand mit dem Schwert ab. Er schrie auf und kauerte sich zusammen.
Jihafu nutzte die Gelegenheit, drehte sich um und raste in sein Raumschiff. So schnell er konnte startete er es und hob ab, hoch genug, dass niemand mehr herein springen konnte. Er schloss die Eingangsklappe und warf einen Blick nach unten.
Obi- Wan hatte über Anakin gekniet und sprang gerade auf die Füße, nach oben blickend. Er stieß eine Faust hoch, aber Jihafu hatte genug gesehen und verließ diesen Feuerplaneten.
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Sidja hatte Emily zu Bett gebracht und saß nun im Wohnzimmer mit Kinkunda und ihrem Gatten Mirko. Seit neuestem strickte sie, da sie so ganz leicht an Klamotten für ihren Säugling kam und es ein guter Zeitvertreib war. Auch an diesem Abend hatte sie die Stricknadeln in der Hand und klimperte herum, als ein Pochen an der Tür sie alle aufschrecken ließ.
„Wer kann das denn sein?" Mirko warf seiner Frau einen beunruhigten Blick zu, da auf Alderaan, und besonders in den ländlichen Gegenden keiner mehr nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs war, und ging zur Tür. Ein paar Sekunden später kam er wieder ins Wohnzimmer, gefolgt von einem wild aussehenden Mann. Die beiden Frauen waren sofort auf den Füßen, und Sidja flog eilends zu ihm.
„Was ist mit dir passiert, Jihafu?", fragte sie, während sie ihn stützte. Erschöpft lehnte er sich gegen sie.
„Kampf... Anakin... Mustafa...", brachte er hervor. Kinkunda musterte ihn.
„Wann hast du zum letzten Mal gegessen?"
Er zuckte mit den Schultern. „Vor ein paar Tagen vielleicht."
Kinkunda schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Ach du je, ich hol dir etwas! Sidja, bring ihn in ein Bett, er braucht eindeutig Schlaf."
Sidja nickte. Unter größten Anstrengungen beförderte sie ihren Bruder, der fast auf der Stelle einschlief, nach oben und in ihr Zimmer. Mirko half ihr, und brachte ihm dann neue Kleidung. Kurz darauf kam auch Kinkunda mit einem dampfenden Teller Suppe. Halb aß Jihafu sie, halb flößten sie ihm die Suppe ein, dann legte er sich Schlafen. Sidja schaute noch kurz nach Emily, die selig schlief, und kehrte dann mit den anderen zurück nach unten.
„Was wohl mit ihm geschehen ist?", fragte sie, während sie ihr Strickzeug wieder aufnahm. Kinkunda zuckte mit den Schultern und schlang die Hände um ihre Tasse Tee.
„Er hat von einem Kampf geredet."
„Ja, und von Anakin. Vermutlich waren sie in einen Kampf verwickelt, aber wo ist Anakin dann? Ihm ist doch hoffentlich nichts passiert?" Plötzlich machte Sidja sich Sorgen. Als sie gestern mit Anakin gesprochen hatte, hatte er ihr gesagt, dass er sich um Jihafu sorgte. Und sie hatte es einfach abgetan, obwohl sie nicht gewusst hatte, worum es sich handelte. Hätte sie ihn vielleicht davon abraten sollen, mit Jihafu darüber zu sprechen? Immerhin konnte dieser schon alleine auf sich aufpassen.
„Das denke ich nicht", antwortete Kinkunda. Sie erschien immer viel optimistischer als Sidja. Sie saßen ungefähr eine Stunde noch im Wohnzimmer, als Sidja Müdigkeit verspürte. Sie überlegte, wo sie heute schlafen sollte, vielleicht auf der Couch?
Mirko brummte vor sich hin und blickte gedankenversunken in das Kaminfeuer, welches die Stube erwärmte.
Erneutes Pochen an der Tür ließ ihn zusammenzucken.
„Verdammt, was ist denn heute los?", fragte er.
„Ich geh schon", sagte Sidja und sprang auf. Sie hatte so eine Ahnung, wer da vor der Tür stand. Und richtig, als sie sie öffnete, stand dort Anakin, nicht halb so verschmutzt wie Jihafu. Sidja warf sich ihm um den Hals und küsste ihn, bevor er etwas sagen konnte.
„Komm rein, komm rein!"
Sidja zerrte ihn in die Wohnstube.
„Na so was, noch mehr erfreulicher Besuch", sagte Kinkunda.
„Ist Jihafu hier?", fragte Anakin ohne Umschweife. Sidja blickte ihn verwundert an.
„Was ist passiert? Er konnte vor lauter Erschöpfung nicht mal reden!"
„Also ist er hier!", rief Anakin aus und sprang zur Treppe. Sidja reagierte schnell und hielt ihn am Ärmel fest.
„Lass ihn, er braucht Ruhe! Setz dich und erzähle. Bitte", fügte sie mit eindringlichem Blick hinzu.
„Er bekommt bald genug Ruhe, weil ich ihn umbringen werde. Lass mich los, Sidja."
Sidja riss die Augen auf. „Habt ihr euch gestritten? Das kannst du doch auch morgen klären! Sag mir endlich, was los ist!"
Anakin seufzte. Er sackte förmlich zusammen und ließ sich von Sidja zur Couch führen. Sie setzte sich dort neben ihn, nahm seine linke Hand und blickte ihn erwartungsvoll an. Auch Kinkunda und Mirko sahen neugierig auf.
Anakin sah die beiden unbehaglich an, dann fing er an zu sprechen: „Es wird euch nicht gefallen, und es tut mir leid, den Krieg zu euch gebracht zu haben; aber eigentlich ist es Jihafus Schuld, wie so vieles. Er hat... in den letzten Monaten war er oft unterwegs, sagte immer, für den Kanzler, und ich glaube, dass er viel getötet hat. Seit der Sache auf Z'trop hat er nicht mehr damit aufgehört."
„Im Krieg bringt doch jeder mal jemanden um, Anakin, auch du!", saget Sidja. Anakin nickte.
„Ja, sicher. Aber er wurde immer skrupelloser, und das Schlimmste war, dass er sich mir nicht mehr anvertraut hat. Er hatte den Kanzler, der mich nur noch selten zu brauchen schien. Den knüpf ich mir auch noch vor. Aber – gestern, nachdem ich mit dir geredet hatte, Sidja, bin ich raus und..."
Er stockte, und Sidja drückte ihm ermutigend die Hand. Anakin holte tief Luft.
„Er hat den Tempel überfallen, während überall in der Republik Angriffe auf Jedi stattfanden. Obi- Wan, Yoda und ich sind die einzigen Überlebenden. Er hat alle Jedi im Tempel getötet, auch die schlafenden Padawan. Das ist eindeutig Verrat, Sidja, dafür gibt es keinen akzeptablen Grund. Und er hat mich angegriffen. Dann, auf Mustafa, hat er die wehrlosen Separatisten abgeschlachtet. Wir haben gekämpft, er hat mir die Hand abgeschlagen."
Er hielt die rechte Hand hoch und Sidja sah, dass es nicht mehr seine normale Hand war, sondern eine Metallhand. Sie zog die Luft ein.
„Aber... Ich kann das alles nicht fassen! Jihafu soll so brutal geworden sein? Und wie hast du so schnell eine Ersatzhand bekommen?"
„Die ist provisorisch, Obi- Wan hat sich als Arzt betätigt und mir Unmengen von Schmerztabletten gegeben. Aber ich wusste, wo Jihafu hinwollte, und ich musste ihm hinterher, bevor er sich irgendwo verstecken konnte. Wer weiß, was dieser Verrückter sonst noch angestellt hätte."
Sidja starrte in die Luft, während ihr klar wurde, dass Anakin wirklich wütend auf Jihafu sein musste. Dennoch konnte sie sich nur schwer vorstellen, dass er Jihafu umbringen wollte. Nein, sicher nur ins Gefängnis werfen. Aber hatte Jihafu das denn verdient, hatte er wirklich all diese Grausamkeiten begangen? Ja sicher, er konnte extrem werden, aber so gefühlskalt?
„Und wohin wirst du ihn jetzt bringen, was wirst du mit ihm machen? Doch sicher erst morgen früh, oder?"
„Der Jedi- Orden kann ihn nicht mehr verurteilen." Anakin senkte den Blick und in seinen flackerte Schmerz auf. Dann sah er Sidja an.
„Ich weiß nicht, was auf Coruscant vor sich geht, aber Jihafu ist ein Sith. Er darf nicht weiterleben."
„Anakin, das meinst du nicht ernst!" Sidja ließ ihn los. Jihafu war doch kein Sith! Und Anakin, Anakin konnte nicht wahrhaftig darüber nachdenken, ihren Bruder umzubringen, egal, wie überlegungslos der mal wieder gehandelt hatte!
Anakin lochte trocken auf. „Sidja, so sagt es das Gesetzt. Er würde mich umbringen, wenn er könnte, glaub mir! Vielleicht müssen wir restlichen Jedi uns verstecken, aber wir können nicht zulassen, dass die Sith wieder Überhand nehmen!"
Sidja sprang auf. „Anakin, er kann kein Sith sein, das würde Jihafu niemals tun!"
„Wann hast du zum letzten Mal mit ihm geredet? Er hat sich verändert, ist noch verantwortungsloser geworden."
„Nein! Du kannst ihn nicht umbringen, das lasse ich nicht zu! Geh und komm erst wieder, wenn du zur Besinnung gekommen bist!" Sidjas Stimme war schrill geworden. Kinkunda und Mirko standen unentschlossen auf, und auch Anakin erhob sich.
„Ich bin bei Besinnung, im Gegensatz zu dir. Glaub mir doch, warum sollte ich lügen?"
„Du könntest dich irren", warf ihm Sidja an den Kopf. Kinkunda verschränkte die Arme und Mirko stellte sich an ihre Seite.
„Herr Skywalker, ich weiß nicht so recht, was ich glauben soll. Der junge Mann hat lange Zeit bei uns gewohnt, und ich kenne ihn besser als Sie, daher neige ich dazu, ihn in Schutz zu nehmen", sagte Kinkunda.
Anakin lief vor Zorn rot an, aber er redete in einem gefassten Ton weiter. „Ist meine Hand denn nicht Beweis genug? Oder sein Zustand, es befand sich doch noch Blut auf seiner Kleidung! Von dem vielen Kämpfen war er so müde, es macht doch alles einen Sinn."
„Das mag sein, aber du kannst ihn nicht umbringen, ohne dass ich ihn – nein, du kannst ihn nicht umbringen! Was fällt dir ein, die Möglichkeit überhaupt in Betracht zu ziehen!", rief Sidja. Anakin trat einen Schritt auf sie zu und packte sie an den Schultern.
„Hörst du mir denn nicht zu, er ist verrückt, vielleicht würde er sogar dich umbringen! Du solltest mir vertrauen und mir zur Seite stehen, ich bin schließlich dein Mann!"
Sidja riss sich von ihm los und taumelte rückwärts auf die Treppe zu, wobei sie ihn ungläubig anstarrte. Kinkunda stellte sich Anakin in den Weg, als Sidja rief: „Ja, du bist mein Mann, und deswegen dachte ich, du liebst meine Familie ebenso wie mich. Wenn du das jetzt wirklich ernst meinst, dann – dann..."
Tränen füllten sich in ihren Augen, und sie sah, wie Mirko zu Anakin sprang, als er sich in Bewegung setzte. Sidja drehte sich um und sprintete die Treppe hinauf, bis zur ihrer Tür. Als sie in ihrem Zimmer war, lehnte sie sich gegen die Tür und blickte Jihafu an. Er sah so unschuldig aus, wie er dort lag und schlief, in den Bauernsachen von Mirko.
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Obi- Wan erreichte Tatooine nicht sehr viel später als Anakin Alderaan. Er landete gar nicht erst in der Stadt, sonder sofort in der Nähe von Margas Hütte. Amidala ging er nicht gut, seit ihrem Zusammentreffen mit Jihafu hatte sie sich erst in Weinkrämpfe gestürzt, die in ein Wimmern übergegangen waren. Obi- Wan befürchtete, dass, wenn ihre schlechte nervliche Verfassung anhalten würde, es eine Frühgeburt geben konnte.
Marga öffnete die Tür nicht, deswegen brachte Obi- Wan Amidala zu Cliegg, wo er auch Marga vorfand. Sie sprang auf, als er von Beru ins Wohnzimmer geführt wurde.
„Obi- Wan! Warum hast du dich denn nicht angekündigt!", rief sie aus. Sie half Amidala, sich zu setzen und fiel dann in Obi- Wans Arme. Danach ließen sie und die Skywalkers sich seine Geschichte erzählen. Als er geendet hatte, herrschte erschrockenes Schweigen.
„Jihafu... ganz sicher, Obi- Wan?", fragte Marga leise. Obi- Wan nickte und legte einen Arm um sie.
„Er wollte Frieden bringen, aber er ist auf Abwege geraten. Es tut mir leid, Marga."
Sie schluchzte und kuschelte sich in seine Arme. Noch jemand schluchzte, es war Amidala. Obi- Wan hatte nicht bedacht, dass die noch gar nicht Jihafus ganze Geschichte kannte. Beunruhigt blickte er sie an.
Dann schrie sie auf und legte ihre Hände auf den Bauch. Obi- Wan sprang sofort auf.
„Wir müssen sie zu einem Arzt bringen, ich befürchte, dass sie bald gebären wird."
Beru war sofort zur Stelle. Sie half Amidala hoch. „Ich bin geübt in der Kunst der Hebammen, das ist kein Problem. Außerdem ist es schwer, jetzt noch einen dienstbereiten Arzt zu finden."
Obi- Wan stimmte zu, vor allem, da Amidala immer wieder laut aufschrie. Zusammen mit Beru und Owen verfrachtete er sie ins Schlafzimmer, dann kehrte er zu Marga zurück, um mit ihr ein wenig Zeit, so sorgenvoll und ungewiss die Zukunft auch war, zu verbringen.
Doch nach einiger Zeit stürmte Beru ins Zimmer.
„Zu welchem Arzt wolltet Ihr sie bringen? Es geht ihr sehr schlecht!"
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„Wach auf, Jihafu, bitte, wach auf", sagte Sidja und rüttelte ihren Bruder immer wieder. Er war sehr schwer wach zu kriegen, daran jedenfalls hatte sich nichts geändert. Er wendete sich, schlug um sich und murmelte: „Noch ein paar Minuten..."
„Bitte, Jihafu! Anakin ist hier und will dich töten, ich weiß nicht, ob er es tun würde, aber nachdem, was ich so über dich gehört habe..."
Jihafu schlug die Augen auf, sah sich suchend um, und als er Sidja erblickte, setzte er sich hin.
„Anakin ist hier? Oh Nein! Nein, nein, nein! So ein Mist!"
„Jihafu! Stimmt das, was er erzählt? Hast du ihm die Hand abgetrennt?"
„Ja, aber – das ist eine lange Geschichte. Ich hab viele schlimme Sachen getan, jetzt ist es nur wichtig, dass ich mich irgendwo verstecken kann!"
Sidja ergriff die Panik. Wenn Jihafu sich schon verstecken wollte, dann musste es ziemlich schlimm stehen. Sie sah sich um.
„Du könntest aus dem Fenster springen und weglaufen, das verschafft dir Zeit! Aber bitte, lass dich nicht umbringen!"
Jihafu stand auf und sah nur kurz verwundert an sich herunter, als er die neue Kleidung bemerkte. Er lief zum Fenster, öffnete es und steckte den Kopf hinaus. Draußen auf dem Flur ertönten Kampfgeräusche, anscheinend versuchte Anakin, sich mit Gewalt Zutritt zu verschaffen. Jihafu stellte ein Fuß auf die Fensterbank und blickte zu Sidja. Sidja sah ihn mit Tränen in den Augen an. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.
„Leb wohl", flüsterte sie, weil das alles war, was ihr über die Lippen kommen wollte. Jihafu nahm seinen Fuß zurück, war mit drei Schritten bei ihr und umarmte sie.
„Du warst immer meine Lieblingsschwester", sagte er leise.
Eine Träne lief Sidja die Wange herunter, und sie klammerte sich an Jihafu fest. „Und du mein Lieblingsbruder. Geh endlich, er kann jederzeit kommen."
Sie zog die Nase hoch. Er drückte sie noch einmal an sich, küsste sie auf die Wange und trat dann zurück. Sidja sah, dass auch seine Augen glitzerten.
„Geh", wisperte sie. Er nickte und wandte sich zum Fenster um.
Die Tür flog krachend auf. Sidja entwich ein Schrei, als Anakin hinein gestürmt kam. Er hatte sein Lichtschwert in der Hand und sah sie zuerst. Dann blickte er sich um.
Jihafu hatte sich bei dem Lärm umgedreht, starrte Anakin erschrocken an und hob die Hände. Sein Blick fiel auf Anakins Metallhand.
„Anakin...", sagte er.
„Jihafu, du bist eindeutig zu weit gegangen", knurrte Anakin. Er ließ das Lichtschwert über seinem Kopf kreisen und sprang auf Jihafu zu. Sidja hängte sich an seinen Arm, aber es war zu spät. Jihafus Blick wurde leer, und nach einer Zeitspanne, die Sidja wie Stunden vorkam und in der Stille herrschte, löste sich sein Kopf von seinem Körper und fiel mit einem überlauten Aufprall auf den Boden. Sein Körper brach zusammen.
Sidja ließ Anakin wie von der Tarantel gestochen los. Wie betäubt schaute sie auf das Häufchen, das einst ihr Bruder gewesen war, dann blickte sie fassungslos Anakin an. Das Surren des Lichtschwertes schwebte durch den Raum, und erst, als es aufhörte, bemerkte Sidja, wie laut es gewesen war.
Wie in Zeitlupe drehte Anakin sich zu ihr herum.
„Es... tut mir so unendlich leid, Sidja. Es ist mir nicht leicht gefallen. Er stellte eine Gefahr – "
Er verstummte unwillkürlich. Sidja starrte ihn noch immer unbeirrt an und mied den Blick auf Jihafus Kopf oder Körper.
Urplötzlich drehte sie sich um, ging rasch zu Emily und nahm das schlafende Baby an sich. Sie wollte nur noch eins: weg. Den Blick stur geradeaus gerichtet lief sie aus dem Zimmer. Sie war an der Treppe, als Anakin ihren Namen rief. Sidja beschleunigt die Schritte. Am Ende der Treppe stieg sie über den am Boden kauernden Mirko; Kinkunda hockte bei ihm und redete auf ihn ein.
Sidja schenkte ihnen keine Beachtung, sie nahm sie noch nicht einmal richtig wahr. Alles, was sie denken konnte, war: Jihafu ist tot. Ermordet von Anakin. Draußen schlug ihr die kühle Nachtluft entgegen, und nur die spärliche Lampe über der Tür spendete Licht. Sie konnte zwei Raumschiffe ausmachen und fing nun an zu rennen, wobei sie Emily dicht an sich presste.
„SIDJA!"
„Lass mich in Ruhe", rief Sidja, ohne sich umzudrehen. Sie erreichte ein Raumschiff, ließ sich in den Steuersessel fallen und betätigte den Knopf, um die Türe zu schließen. Keine Minute später hämmerte jemand dagegen.
Sidja keuchte. Das Baby an ihrer Brust versuchte sie, zu durchschauen, wie man ein Raumschiff flog. Oft genug gesehen hatte sie es, aber ob das half?
„Sidja, bitte, lass mich mit dir reden!", drang Anakins Stimme durch die Tür.
„Lass mich in Ruhe, du Mörder!"
„Sidja, lass mich rein! Sidja!"
Emily wachte auf und fing an zu schreien. „Sch, Sch", machte Sidja. Sie wiegte Emily sanft hin und her.
„Bitte, Sidja. Bitte." Anakin sprach nun leiser, flehte schon. Tränen flossen nun ungehemmt über Sidjas Wangen.
Jihafu, ihr über alles geliebter Bruder, war tot. Nicht mehr da, für immer fort. Nie wieder würde er lachen, sich vor den Kopf schlagen oder verzweifelt dreinblicken; er würde überhaupt gar nichts mehr machen. Sie weder necken, nerven oder um Rat fragen, wie er es früher oft getan hatte. Schon seit Sidja denken konnte, gab es Jihafu, und die meiste Zeit hatten sie sich außerordentlich gut verstanden. Und jetzt sollte er nicht mehr da sein, einfach so? Aus ihrem Leben fortgerissen?
Und Anakin, was war er schon? Im Gegensatz zu Jihafu kannte sie ihn sehr nur kurz, und alles, was sie ihm im Moment entgegenbrachte, war Wut. Wie hatte er es wagen können, vor ihren Augen ihren Bruder zu töten!
„Bitte, Sidja! Ich werde dich nicht alleine da drin lassen, und wenn es nötig ist, dann komme ich mit der Macht herein. Bitte, lass es nicht so weit kommen."
Sidja wünschte, sie könnte das Raumschiff steuern. Warum hatte sie sich nie darum gekümmert, das zu lernen? Sie wusste, dass Anakin schon längst drinnen sein könnte, wenn er wollte. Erneut überrollte eine Welle des Schmerzes Sidja. Wenn Jihafu doch nur hier wäre! Er hatte immer für alles eine Lösung parat.
Sie schniefte, presste das schreiende Kind an sich, und drückte auf den Knopf, der die Türe öffnete.
Einen Moment später umschlangen zwei warme Arme sie, und gegen ihren Willen fühlte sie sich nicht mehr ganz so verloren.
„Es tut mir leid", hauchte Anakin in ihr Ohr. Sidja schluchzte auf. Nach ein paar Minuten, in denen sie sich nur erlaubt hatte, den Anakin von vor ein paar Tagen zu sehen, machte sie sich los. Mit einer Hand wischte sie die Tränen weg.
„Flieg mich bitte nach Tatooine."
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„Ist alles vorbereitet? Wir sind in gut zehn Minuten da, es ist wirklich dringend, Yoda!", sagte Obi- Wan zu dem Hologramm.
„Alles vorbereitet ist. Zufrieden, du sein wirst. Aber vorsichtig du sein musst, Palpatine nun Imperator sich nennt."
Obi- Wan nickte. „Neue Ausmaße des Wahnsinns." Er seufzte. „Nun, wir sehen uns gleich."
Er schaltete den Projektor aus und blickte über die Schulter.
„Alles in Ordnung? Nicht mehr lange, dann erreichen wir das Medical- Care- Raumschiff."
Beru nickte anstelle von Amidala, sie mit zusammen gekniffenen Augen dasaß. Owen an ihrer anderen Seite betrachtete sie sorgenvoll.
Schnell erreichten sie besagtes Raumschiff und brachten Amidala sicher unter. Die Wehen wurden immer schlimmer. Die Roboterärzte sagten, dass es jederzeit so weit sein würde.
Während sie darauf im Wartezimmer saßen und darauf warteten, dass die Geburt vollendet und Senator Organa eintreffen würde, spürte Obi- Wan plötzlich eine starke Erschütterung der Macht. Er fasste sich an den Kopf und versuchte, in Trance zu versinken. Und dann erfassten seine Sinne unglaubliches.
„Er ist tot", sagte Obi- Wan leise zu sich selbst.
„Wer?", fragte Owen.
Obi- Wan kehrte in die Gegenwart zurück. All seine Wut auf Jihafu war verflogen. Er war doch ein netter Kerl gewesen, wenn man mal von den letzten Wochen absah.
„Jihafu Saphir. Der letzte Saphir, wenn man es genau nimmt."
Beru runzelte die Stirn. „Saphir? Marga hieß früher Saphir."
„Ja, es war ihr Sohn. Einmal war er auf Tatooine, auch bei euch. Blond, jungenhaftes Gesicht, und zu unschuldig, als dass er wirklich unschuldig hätte sein können."
„Ich erinnere mich an ihn. Aber wieso ist er tot?", fragte Owen.
„Er ist auf den falschen Weg gekommen. Ich muss zu Marga." Obi- Wan stand auf.
„So wartet doch! Sie wird es noch früh genug erfahren. Senator Organa will noch mit Euch sprechen, schon vergessen?"
„Ja, das heißt, nein, natürlich nicht. Aber Anakin braucht jetzt jede Hilfe, die er kriegen kann."
„Anakin? Ihr meint meinen Halbbruder?"
„Ja." Obi- Wan nickte und fing an, auf und ab zu wandern. „Wo bleibt Organa nur?"
Just in diesem Moment glitt die Tür lautlos auf und eine Roboterdame kam hereingefahren.
„Obi- Wan Kenobi?", fragte sie. Obi- Wan drehte sich zu ihr um.
„Ja?"
„Ein Herr möchte mit Ihnen reden. Aber vorher muss ich mit Ihnen über die Frau, die Sie gebracht haben, reden."
„Was ist mit ihr?"
„Kommen Sie." Der Roboter fuhr hinaus, Obi- Wan, Beru und Owen folgten. Sie kamen an ein Sichtfenster. Amidala lag auf einem OP- Tisch, ein Roboter deckte sie gerade mit einer Decke ab.
„Den Babys geht es gut. Doch die Mutter hat nicht überlebt. Mit einem Male hat sie sich aufgerichtet, „Nein!" geschrieen und ist dann tot zurückgesunken. Es tut mir sehr leid, Meister Kenobi."
Obi- Wan fasste sich an die Stirn und schloss die Augen. Zwei geliebte Menschen an einem Tag, womöglich sogar im selben Moment, zu verlieren, war nicht einfach zu ertragen. Wie konnte das Leben so ungerecht sein? Seine Augen füllten sich mit Tränen, und er machte sich nicht die Mühe, sie zu unterdrücken. Für einen kurzen Moment ließ er die Hoffnungslosigkeit, die sein Herz erfasst hatte, zu.
„Meister Kenobi?"
Owen legte eine Hand auf seine Schulter. Obi- Wan atmete tief durch und nickte.
„Ich komme gleich."
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Anakin starrte in die Sternengalaxie, die sich vor ihm auftat. Als Ziel hatte er Tatooines Koordinaten eingegeben, und der Autopilot steuerte es zuverlässig an. Er hätte zu Sidja gekonnt, die nach hinten verschwunden war, doch anderes beschäftigte ihn.
Hier flog er, ausgerechnet mit Jihafus Raumschiff. Der Platz, auf dem er nun saß, auf dem hatte Jihafu vor wenigen Stunden gesessen.
Wovon hatte er sich nur leiten lassen? Ja, Jihafu hatte es verdient und es war das Beste gewesen, ihn zu töten. Trotzdem beschlich Anakin das leise Gefühl, ob ein Strafverfahren nicht angebracht gewesen wäre? Anakin hatte sich von seiner Wut leiten lassen, etwas, was ihm schon lange nicht mehr passiert war. Aber dass Sidja sich auf Jihafus Seite geschlagen hatte, hatte ihm den Rest gegeben. Für einen Moment war er doch tatsächlich eifersüchtig gewesen. Dazu kamen all die Morde, die Jihafu begangen hatte. Vor seinen Augen hatte Anakin immer und immer wieder das Bild der blutüberströmten Padawan in ihren Betten gesehen.
Hätte Jihafu ihm sich nur mehr anvertraut! Anakin hätte ihn vor solch dummen Taten bewahren können. Aber nein, er schwieg sich lieber aus, gab mysteriöse Warnungen von sich und griff ihn letzten Endes auch noch an. Unausweichlich waren sie in dem Moment, in dem Jihafu Anakin hatte töten wollen, Feinde geworden.
Anakin hätte ihn schon auf Mustafa getötet, hätte er die Gelegenheit gehabt. Aber so, vor Sidjas Augen!
Anakin konnte ihr nicht mehr unter die Augen treten, was er getan hatte, war unverzeihlich. Richtig, aber unverzeihlich. In ihren Augen war er nun ein Mörder, einer, der ihre Familie vernichtet hatte. Und so fühlte er sich auch, wenn sie ihn anblickte.
Bilder flackerten auf, Erinnerungen. Jihafu, jung und unbekümmert, der ihm den Weg zur Elektrozentrale zeigte. Jihafu, der ihn bei seinem Streit mit Sidja zur Seite gestanden hatte, Jihafu, der verloren im Apartment der Senatorin stand, nachdem Obi- Wan ihn vergessen hatte. Sogar da hatte er Anakin leid getan, obwohl sie nicht miteinander geredet hatten. Und als Jihafu für tot gehalten wurde, wie lange hatte Anakin ihn da vermisst? Die ganze Zeit über, so wie Sidja.
Jihafu, der verwildert und dreckig plötzlich in der Eingangshalle des Tempels aufgetaucht war. Anakins unbeschreibbare Freude in diesem Augenblick.
Anakin schniefte, kauerte sich in dem Sitz zusammen und ließ den Tränen freien Lauf.
Er würde Sidja bei ihrer Mutter abliefern und dann nach Coruscant fliegen. Er konnte ihr nicht unter die Augen treten, und Marga erst recht nicht. Er konnte sich noch nicht einmal im Spiegel ansehen. Er würde den Krieg beenden, so, wie Jihafu es die ganze Zeit wollte, nur auf eine andere Weise. Erst dann hatte er seine Schuld beglichen.
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Obi- Wan blickte nachdenklich in die Luft. Sein Schaukelstuhl quietschte, wenn er langsam vor und zurück schaukelte. Marga war ausgegangen, in die Stadt. Sie meinte, sie bräuchte unbedingt Pilze, und eine Wanderung täte ihr gut. Cliegg hatte sich nicht davon abhalten lassen, sie zu begleiten, und Obi- Wan wäre alleine aus Eifersuchtsgründen ebenfalls mitgegangen, wäre Sidja nicht im Hause.
Sidja schlief im Moment im Bett, und Emily in der Wiege.
Es waren drei Wochen seit Jihafus Tod vergangen. Anakin schien sich nicht mehr um seine Frau kümmern zu wollen, während er auf Obi- Wans Fragen immer nur antwortete: „Bald komme ich wieder, gebt mit Zeit."
Aber auch diese Antworten wurden immer spärlicher und blieben schließlich ganz aus. Obi- Wan wusste, dass Anakin von seinem Gewissen erdrückt wurde, und er wunderte sich, was er überhaupt tat. Die Jedi waren alle tot, perfekt, um sich zurück zu ziehen. Leider hegte Obi- Wan den Verdacht, dass Anakin sich doch noch dem Kanzler, der sich jetzt Imperator nannten und ganz eindeutig mehr zur dunklen Seite neigte, gezeigt hatte. Hoffentlich arbeitete er auch nicht noch für ihn.
Allerdings war es Sidja, die Obi- Wan im Moment mehr Sorgen bereitete. In dieser Hinsicht war er froh, dass Marga einmal ausging und sich ablenkte, denn auch sie verging vor Kummer um ihre Tochter.
Sidja hatte seit ihrer Ankunft nichts zu sich genommen, sie war auf der Schwelle zusammen gebrochen. Wasser flößten sie ihr zwangvoll ein, und dann und wann auch Suppe. Emily teilte sich nun mit einem Lamm die Milch der Schafsmutter, denn Sidja gab keine Milch mehr für ihr Kind.
Obi- Wan wusste nicht, wie er Sidja dazu überreden konnte, mehr zu essen. Ein erster Schritt wäre gewesen, wenn sie aufwachen würde. Verlassen von ihrem Bruder und ihrem Mann, der sich nicht mehr hertraute, lag sie da und hatte wahrscheinlich ihren Lebenswillen verloren.
Obi- Wan stand auf und tigerte umher. Er brachte es nicht einmal über sich, das Haus zu verlassen, um die Skywalkers zu besuchen. Sie hatten den kleinen Luke aufgenommen und kümmerten sich um ihn. Luke war der männliche Zwilling, den Amidala geboren hatte. Das Mädchen hatte Senator Organa an sich genommen, und es Leia getauft.
Sidja hustete, und ihr Husten steigerte sich, bis Obi- Wan in das Schlafzimmer ging, um ihr Wasser einzuflößen. So durfte das nicht weitergehen. Sorgenvoll fühlte er ihre glühende Stirn. Der Doktor hatte gesagt, außer Bettruhe und viel Wasser konnte man nichts tun. Nur abwarten.
Er setzte sich an den Bettrand. Wäre Jihafu hier, würde er sie wach kriegen, dessen war Obi- Wan gewiss.
Aber wäre Jihafu hier, dachte Obi- Wan bitter, wäre auch Anakin hier.
Sidja hustete wieder, und Obi- Wan gab ihr mehr Wasser. Doch Sidja spukte es wieder aus. In diesem Moment öffnete sie ihre Augen. Unter den halbverschlossenen Lidern konnte Obi- Wan kein Leuchten mehr erblicken, wie er es von der einst lebensfrohen Sidja kannte.
„Obi- Wan... verzeih mir... sag Ma und Anakin... dass ich sie liebe... aber..."
Hustenanfall. Obi- Wan hob Sidja vorsichtig an und klopfte ihr auf den Rücken. Dann blickte sie ihn an und lächelte. Etwas in diesem Lächeln ließ Obi- Wan erschaudern.
„Jihafu... da bist du ja wieder..."
Mit einem Male hörte sie auf zu Atmen. Im ersten Moment begriff Obi- Wan nicht. Er blickte auf die reglose Sidja und wartete, dass sie weitersprach. Doch ihre Augen blieben starr, ihr Mund zu einem Lächeln verzogen. Sie sah nun, am Ende ihres Lebens, wieder glücklich aus.
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Anakin wusste es. In dem Moment, da er Obi- Wan sah, wusste er es. Er hatte es geahnt, aber unterdrückt.
„Es dauert noch einige Zeit, der Krieg ist noch – "
„Anakin. Es geht um Sidja."
Anakin nickte dem verbotenen Hologramm zu. Warum hatte er sich erbarmt, auf diese Nachricht zu antworten?
„Ist sie – will sie mich sprechen?" Warum klang seine Stimme so brüchig und strafte sich selber Lügen?
„Nein, Anakin. Sie ist tot."
Wiederum nickte Anakin. „Es bestätigt meinen Verdacht."
„Anakin, was ist los mit dir? Du hast dich, soweit ich das beurteilen kann, sehr verändert."
„Die Kämpfe sind hart, Meister. Ich bin kein Jedi mehr, sonst würde ich nicht leben. Palpatine hat sich für mich eingesetzt."
„Was ist, kümmerst du dich nicht um Sidjas Tod?"
„Doch – sie, der Gedanke an sie war es, der mich angetrieben hat. Was soll ich denn jetzt tun?"
Anakin wusste nicht, warum er Obi- Wan dies fragte. Schon lange war seine Vertrauensperson jemand anders. Jemand, den er später fragen würde.
„Komm her und lass alles hinter dir."
Anakin lachte auf. „Niemals. Herkommen – an den Ort, an dem Sidja gestorben ist? Rumsitzen, und Tag und Nacht von ihr verfolgt werden?"
„Du klingst verbittert. Der Krieg ist nichts für dich. Komm her, unterstütze und trauere mit uns, und kümmere dich um deine Tochter, Anakin."
Anakin schüttelte den Kopf. „Auch sie erinnert mich an Sidja, und an Jihafu. Ich möchte nicht an sie erinnert werden. Ich stürze mich in Kämpfe und hoffe, dass ich irgendwann einmal verlieren werde."
Obi- Wan wollte etwas erwidern, natürlich, aber Anakin schaltete den Holoprojektor aus. Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab und ließ den Kopf sinken.
Er hatte gefühlt, dass es Sidja nicht gut ging, hatte gefühlt, dass sie ihn brauchte. Und er hatte es ignoriert. Sich eingeredet, er könnte nicht weg, und der Imperator hatte ihn auch immer schön auf Trab gehalten. Nun war sie tot, und es war seine Schuld.
Schuld an dem Tod der beiden Menschen, die er am meisten geliebt hatte, wie konnte er jetzt noch weiterleben?
Anakin schüttelte seinen Kopf. Er würde tun, was er gesagt hatte: Hoffen, im Kampf zu sterben. Und als einer, der nichts zu verlieren hatte, würde er ein furchtloser Kämpfer werden. Die Gegner würden schon bei seinem bloßen Namen schlotternde Knie bekommen.
Seine Füße trugen ihn zu den Büroräumen des Imperators, in denen er immer willkommen war.
„Ihr habt mir doch angeboten, mich mit noch mehr Macht auszustatten. Tut es."
Palpatine blickte auf, ein kleines Funkeln trat in seine Augen.
„Du willst dich also bereit erklären, auf meine Seite zu treten, ganz und gar? Dir ist klar, dass die früheren Jedi sie die ‚Dunkle Seite' nennen würden?"
„Es gibt keine Jedi mehr, Meister."
„Und wie willst du heißen?"
Anakin überlegte nicht lange. „Benennt mich nach eurem früheren Schüler, Herr, ich möchte ihn ehren. Sein Name war Darth Vader."
#Ende#
Es ist mir schwer gefallen, meine beiden OCs umzubringen... °schnief° Aber es musste sein...
