Disclaimer: Die Charaktere gehören J. K. Rowling, der Plot gehört mir. Ich verdiene mit dieser Fanfiction kein Geld.
Grazyna: Thanks for your review. Unfortunately I couldn´t read it, because I don´t know Czech (it´s Czech, isn´t it). So please write in German or English next time. Thank you.
gwiwileth: Danke für deine Treue. Dies ist leider das letzte Kapitel. Sollte es noch ein Sequel geben, wird es von Lucius und Severus handeln, sowie davon, warum Severus ein Todesser geworden ist.
4. Gryffindor oder Slytherin?
Als die Jungen das Abteil mit Remus verlassen hatten, öffnete Severus langsam die Augen und richtete sich auf. Durch seinen linken Arm schoss ein höllischer Schmerz. So wie es sich anfühlte, war er gebrochen. Er legte seine rechte Hand auf die schmerzende Stelle. Er konzentrierte sich, so wie sein Großvater es ihm beigebracht hatte. Seine Hand wurde warm, und er spürte wie die heilende Magie durch die Bruchstelle strömte. Nach ein paar Minuten knackte es leise, und er konnte den Arm wieder bewegen. Er war noch ein bisschen steif, aber das würde sich in ein paar Stunden geben.
Dafür war er körperlich erschöpft. Langsam zog er sich auf den Sitz. Sein Großvater hatte ihn gewarnt, dass ihn diese zauberstablose Magie, er nannte es Intentionsmagie, da sie allein dem Willen des Zauberers gehorchte, ohne eines bestimmten Zauberspruches zu bedürfen, ein Talent, das die Princes als einzige Familie weltweit besaßen, in jungen Jahren sehr schwächen würde. Erst wenn Severus älter würde, würde er diese Magie ohne großen Kraftverlust einsetzen können. Natürlich hatte er es nicht versäumt ihn eindringlich darauf hinzuweisen, dass er diese Magie niemals dazu einsetzen durfte, um anderen zu schaden.
„Die Princes haben schon zu viel Leid über die magischen Welt gebracht." Blah, blah.
Dabei war es nicht er gewesen, der ohne ersichtlichen Grund jemand anderen beleidigt und verhext hatte. Er verstand dieses Verhalten nicht. Sicher, seine Eltern gingen nicht gerade liebevoll mit ihm um, aber schließlich war es seine Schuld, dass seine Schwester von einem Werwolf angefallen und getötet worden war. Schließlich hatte er unbedingt im Wald spielen wollen.
Aber diesen Jungen hatte er auf dem Bahnsteig zum ersten Mal in seinem Leben gesehen. Er schüttelte den Kopf und sammelte das Buch ein. Es war, wie alle seine Schulsachen, gebraucht – und jetzt beschädigt. Er legte die abgetrennte Seite an die Stelle, an die sie gehörte und packte das Buch ein. Die Lust am Lesen war ihm vergangen. Er fragte sich, ob Remus noch einmal zurück kommen würde. Wahrscheinlich ließen ihn die anderen nicht. Vielleicht konnten sie ja in Hogwarts eine Freundschaft aufbauen. Wenn er noch mit ihm befreundet sein wollte, nach dieser Blamage. Severus war sich sehr mutig vorgekommen, als er sich dem anderen Jungen entgegengestellt hatte. Er ging Streitereien normalerweise aus dem Weg, aber der andere hatte ihn nicht in Ruhe gelassen und vor Remus hatte er sich nicht herumstoßen lassen wollen. Leider war die ganze Aktion nach hinten losgegangen. Remus fand ihn bestimmt nur noch peinlich. Andererseits hatte sich der dunkelblonde Junge für ihn eingesetzt.
Hätte er nicht die Konzentration seines Angreifers gestört, hätte dieser ihn wahrscheinlich den Rest der Zugfahrt an der Decke hängen lassen.
Severus hatte nie Freunde in seinem Alter gehabt. In der Nachbarschaft lebten keine Kinder in seinem Alter und darüber hinaus hatten seine Eltern ohnehin keinen Kontakt zu den wenigen Menschen, die noch in ihrer Straße lebten. In der Schule, die er bisher besucht hatte, war er durch seine schnelle Auffassungsgabe und seine stille Art schnell zum Außenseiter geworden. Er galt als seltsam. Die Zurückgezogenheit seiner Eltern hatten diesen Eindruck noch gefördert. Keiner seiner früheren Klassenkameraden hätte sich jemals mit ihm hingesetzt, Bücher gelesen und seine Lieblingstoffees gegessen. Ihnen war es entweder gleichgültig gewesen, wenn jemand Severus ärgerte, oder sie hatten sich an dem „Spaß" beteiligt. Remus hatte nichts dergleichen getan, sondern sich für ihn eingesetzt. Ein schwaches Lächeln leuchtete über Severus´ Gesicht. Remus hatte sich für ihn eingesetzt.
Er lehnte sich zurück und verbrachte den Rest der Zugfahrt damit, aus dem Fenster zu sehen. Remus kam nicht wieder.
Als es zu dunkeln begann, fuhr der Zug in einen kleinen Bahnhof ein. Severus räumte seine Sachen zusammen und stieg aus. Er hielt Ausschau nach den beiden Jungen, die ihn verhext hatten und fand sie ungefähr 20 Meter von sich entfernt. Remus war in dem Gedränge nicht zu erkennen. Severus senkte den Kopf und ließ sich von der Menge treiben. Plötzlich stieß er gegen etwas Solides.
„Hey, nicht so stürmisch", dröhnte es hoch über ihm.
Er legte den Kopf in den Nacken und sah zwei schwarze Augen, die ihn freundlich aus einem Wald von Haaren hervor anfunkelten. Severus schluckte. Er hatte noch nie einen so großen Menschen gesehen. Das muss ein Riese sein, dachte er. Eine Hand , die so groß war wie eine Schaufel, strich ihm leicht über den Kopf und eines der Augen zwinkerte ihm zu. Dann hob der Riese die Laterne, die er in der anderen Hand hielt hoch über seinen Kopf.
„Erstklässler, hierher!"
Nun sah Severus auch Remus wieder. Er stand eingezwängt zwischen den beiden anderen Jungen aus dem Zug, die Severus hämisch angrinsten. Severus wand den Blick ab. Plötzlich trat ihm jemand auf den Fuß. Er wirbelte herum und blickte in zwei strahlend grüne Augen. Sie gehörten dem rothaarigen Mädchen, das am Bahnsteig so liebevoll von seinen Eltern verabschiedet worden war.
„Tschuldigung", sagte sie leise und lächelte nervös.
Severus nickte nur.
Der Riese marschierte los und die Erstklässler folgten ihm, wie Küken einer überdimensionierten Mutter. Er führte sie zu einem See, auf dem viele kleine Boote schwammen. Zu Severus gesellten sich das rothaarige Mädchen, ein blondes Mädchen mit Brille und ein dunkelhaariger rundlicher Junge. Die Jungen aus dem Zug zerrten Remus mit in ihr Boot. Als sich alle gesetzt hatten, stießen die Boote ab und glitten lautlos über den See. Am anderen Ufer erhob sich in hell erleuchtetes Schloss über die Wasserfläche. Severus staunte. Hogwarts war noch imposanter als auf den Bildern. Hier würde er in den nächsten Jahren zur Schule gehen. Er ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Hogwarts einmal mehr als nur eine Schule sein würde, dass dieses Schloss sein Zuhause, seine Zuflucht sein und er selbst einmal über dieses Gebäude mit seinen Ländereien als Schulleiter herrschen würde. Im Moment war er nur ein elfjähriger Junge, der einfach nur beeindruckt von seiner neuen Schule war.
„Wow", wisperte der Junge neben ihm.
Severus konnte ihm nur zustimmen. Aus den Booten wurden sie zum Schloss hochgescheucht und in einen kleinen Raum geschickt. Dort erwartete sie bereits eine streng aussehende Frau. Ihr schwarzes Haar wurde in einem straffen Knoten zusammengehalten und ihre dunklen Augen bohrten sich in jeden einzelnen der Neuankömmlinge. Severus schluckte. Seine Handflächen wurden feucht und sein Atem beschleunigte sich, wie immer, wenn er nervös war.
Reiß´ dich zusammen, dachte er, reiß´ dich zusammen. Es fehlte noch, dass er begann zu hyperventilieren.
Die beiden Jungen aus dem Zug grinsten schon wieder hämisch zu ihm hinüber. Severus konzentrierte sich auf seine Atmung, die sich zu seiner großen Erleichterung langsam wieder normalisierte.
„Ich bin Professor McGonagall und heiße Sie in Hogwarts willkommen. Sie werden gleich durch diese Tür in die Große Halle gehen und euch zu euren Schulkameraden setzen. Vorher werden Sie allerdings einem Haus zugeordnet. Es gibt Hufflepuff, Ravenclaw, Slytherin und Gryffindor. In den nächsten 7 Jahren wird Ihr Haus Ihre Familie sein. Sie werden in Ihren Häusern zum Unterricht gehen, in den Gemeinschaftsräumen leben und natürlich Ihre Quidditchmannschaft unterstützen."
Ein leichtes Lächeln legte sich über ihre scharfen Züge.
„Durch gute Leistungen können Sie Punkte für Ihr Haus gewinnen, durch Fehlverhalten verlieren Sie Punkte. Am Ende des Jahres gewinnt das Haus mit den meisten Punkten den Hauspokal."
Sie blickte in die Runde. Dann wand sie sich um und führte die Erstklässler durch die Flügeltüren in die Große Halle. Dort saßen an 4 langen Tischen die restlichen Schüler in ihren schwarzen Roben und betrachteten die Neuankömmlinge aufmerksam. Professor McGonagall führte sie zu einem großen Podium, auf dem ein Hocker mit einem alten Hut stand. Auf dem Weg dahin war Severus fast in ein Mädchen hineingerannt, dass plötzlich stehen geblieben war, um die verzauberte Decke zu betrachten. Eingerichtet von Cedric Chichester im 15. Jahrhundert, erinnerte sich Severus.
Hinter dem Podest stand ein langer Tisch, in dessen Mitte ein alter Mann mit einem langen grauen Bart und langen grauen Haaren saß. Er trug eine scharlachrote Robe, auf der goldene Sterne funkelten. Er musterte jeden neuen Schüler eindringlich mit seinen blauen Augen. Als sein Blick bei Severus ankam, spürte dieser die Macht, die von dem Zauberer ausging, aber er wich nicht aus, sondern erwiderte den Blick hochaufgerichtet und mit ruhigen Atem. Die blauen Augen weiteten sich überrascht - überrascht und interessiert.
Der Hut begann zu singen. Irgendein Lied in dem er die Qualitäten der einzelnen Häuser pries: Hufflepuff – Treue, Ravenclaw – Intelligenz, Gryffindor – Mut, Slytherin – Listigkeit. Severus fand Ravenclaw sehr verlockend. Für Gryffindor fühlte er sich nicht mutig genug – und listig? Er glaubte nicht, dass er besonders listig war. Also kam Slytherin nicht in Frage. Und Hufflepuff? Er hatte das Gefühl, dass er nicht in dieses Haus kommen würde. Mal sehen.
McGonagall hatte bereits angefangen Namen vorzulesen. Bannet, Theodor wurde gerade nach Ravenclaw geschickt.
„Black, Sirius."
Der Junge, der ihn im Zug verflucht hatte, stieg die Stufen empor und setzte den Hut auf. Es dauerte ein wenig, dann öffnete sich die Hutkrempe.
„Gryffindor!"
Das Gesicht unter dem Hut wirkte wie erstarrt. Verunsichert huschten die dunkelblauen Augen von einem zum anderen. Severus sah, wie der Junge mit der Brille ihn breit angrinste. Black erwiderte das Grinsen und sprang vom Stuhl, um sich zu den jubelnden Gryffindors zu setzen. Wenn Severus nach Gryffindor kam, würde er sich mit Black auseinandersetzen müssen. Vielleicht kam er ja doch nach Ravenclaw.
McGonagall las weiter. Severus erfuhr, dass das rothaarige Mädchen Lily Evans hieß. Sie kam nach Ravenclaw, und Severus hoffte jetzt wirklich ebenfalls in dieses Haus eingeteilt zu werden.
„Longbottom, Frank"
Der dunkelhaarige Junge aus Severus´ Boot bestieg das Podest und verließ es als Hufflepuff wieder.
„Lupin, Remus"
Remus stieg langsam die Stufen hinauf und setzte sich. Severus hielt gespannt die Luft an.
„Gryffindor!"
Severus presste die Lippen aufeinander. Er wollte immer noch in das gleiche Haus kommen wie Remus, Black hin oder her. Allerdings wollte er nicht, dass Black ihn vor aller Augen lächerlich machte. Remus lächelte ihm scheu zu, als er das Podium verließ, und ein warmes Gefühl stieg in Severus auf. Wenn Remus zu ihm hielt, dann würde er auch Black überstehen. Diese Euphorie bekam einen kleinen Dämpfer, als Black besitzergreifend den Arm um Remus legte und sofort auf ihn einredete. Remus warf Severus einen hilflosen Blick zu, der auch Blacks Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Der Junge verzog das Gesicht und machte mit der Hand eine Bewegung, als würde er einen Zauberstab schwingen. Severus schwante nichts Gutes.
Er atmete tief durch und konzentrierte sich wieder auf die Verteilung.
„Pettigrew, Peter."
„Gryffindor!"
„Potter, James."
Der Junge mit der Brille stieg breit grinsend auf das Podest. Der Hut hatte kaum das wilde Haar berührt, als er auch schon verkündete, dass auch der zweite Teil von Severus´ unangenehmer Zugbekanntschaft nach Gryffindor kam. Er klatschte Black ab und setzte sich auf Remus´ andere Seite. Dann grinste er Severus hämisch an.
Dessen Mut sank. Gegen Black hätte er vielleicht noch bestehen könne, aber gegen Black und Potter? Dazu würde er Magie einsetzen müssen, etwas, was seine Mutter ihm streng verboten hatte.
„Du darfst niemals, niemals Magie gegen Menschen einsetzen", hatte sie ihm eingebleut „Wir Princes haben schließlich schon genug Leid ..." und so weiter und so weiter.
Außerdem schien Remus nicht besonders viel gegen die Gesellschaft der beiden zu haben. Wenn er in ein anderes Haus kam, konnte er den beiden eher aus dem Weg gehen, und vielleicht trotzdem mit Remus Freundschaft schließen.
„Snape, Severus."
Mit klopfendem Herzen stieg er die Stufen hinauf. Das letzte, was er sah, waren die Mienen von Potter und Black. Dann senkte sich der Hut auf ihn hinab und nahm ihm die Sicht.
„Ah, wen haben wir denn da?"
Severus fuhr zusammen. Nirgendwo stand geschrieben, dass der Hut mit dem einzuteilenden Schüler sprach, und auch seine Mutter hatte es mit keinem Wort erwähnt. Der Hut lachte leise.
„Ich sehe viel Grips in dir, viel Potential. Du könntest in jedem Haus groß werden, aber wo stecke ich dich hin?"
Nicht nach Gryffindor, dachte Severus.
„Nicht Gryffindor?"
Der Hut konnte anscheinend nicht nur sprechen, sondern auch Gedanken lesen.
„Warum nicht? Du hast alles, was man in diesem Haus braucht: Mut, Köpfchen, Herz."
Im Moment fühlte sich Severus nicht besonders mutig.
Black und Potter werden mich fertig machen.
„Ah, ich sehe, du liebst die Herausforderung."
Was?
„Nun, dann ist es ... Slytherin!"
Am Slytherintisch brach Jubel aus. Severus kletterte die Stufen hinunter und wollte sich gerade zu den anderen Erstklässlern setzen, als er bemerkte, dass er beobachtet wurde. Ein blasser Junge mit sturmgrauen Augen in einem spitzen Gesicht und weißblonden Haaren, der ein paar Jahre älter als er zu sein schien, betrachtete ihn aufmerksam. Er winkte Severus zu sich. Der Jüngere näherte sich ihm verwundert. Er bemerkte das silberne „V" auf grünem Grund und seine Verwunderung wich einer leichten Nervosität.
Was konnte der Junge von ihm wollen?
„Mach´ mal Platz, Goyle!" fuhr dieser einen massigen Jungen neben sich an.
Dann wand er sich wieder Severus zu.
„Setz´ dich."
Er wies auf den leeren Platz neben sich und Severus setzte sich.
„Deine Mutter ist eine geborene Prince, nicht wahr?"
Severus nickte zögernd. Der Blick der grauen Augen musterte ihn abermals von oben bis untern, um sich dann in Severus´ Augen zu bohren. Der Junge schien etwas zu suchen. Schließlich entspannte er sich und ein Lächeln umspielte seine sinnlichen Lippen.
„Mein Name ist Lucius Malfoy."
Severus starrte auf die elegante Hand, die sich ihm entgegen streckte. Er warf einen Blick zum Gryffindortisch hinüber, wo Remus sich gerade köstlich über etwas amüsierte, das Potter erzählte. Er drehte den Kopf und traf wieder auf die grauen Augen, die ihn gespannt betrachteten. Severus atmete tief durch und ergriff die Hand. Das Lächeln auf Lucius´ Gesicht wurde zu einem Strahlen, das sein ganzes Gesicht erhellte.
„Willkommen bei den Schlangen."
Ende (oder der Anfang?)
