Die Statue
x
I have carved you on the palm of my hand,
I will never forget you;
I will not leave you orphaned,
I will never forget my own.
Hymne, Carey Landry, auf Isaiah basierend
x
Als es vorbei war, drehte er sich in der Dunkelheit zu mir um und ich konnte sein anzügliches Grinsen spüren. Er war betrunken von mir, betrunken von meiner Macht, meiner Schönheit, meinem Vertrauen. Er hatte Feuer nie zuvor so hell in seinem Körper lodern fühlen, das Fleisch war von verunreinigten Schlangenbissen verletzt, die ich ihm zugefügt hatte. Er flehte mich an, ihn heftiger anzuzünden.
Unser beider Male waren die Verbindung, sie schlossen unser Fleisch so straff aneinander wie die Zähne eines Reißverschlusses, sie waren der Ausgleich zwischen Anziehung und Abstoßung, ein Paar leidenschaftlicher, brünstiger Hunde. Ich spürte, wie sich meine Haut verdrehte und sich auf sein Mal legte wie ein teuflischer Mund. Ich war ein Vampir. Ich lockte seine Gedanken und Gefühle und all seine Erinnerungen an wie einen Blutschwall. Ich peitschte sie auf und machte sie zu meinen eigenen, ich riss sie auseinander und hielt sie in einer grotesken Darbietung aufrecht, meine Augen flatterten nie oder verließen die meines Meisters, als wir einander durch die Streifen von Fleisch, die mein Verkaufsmann mit seinen Händen in die Höhe hielt, ansahen.
Rodolphus war ein Mittel zum Zweck. Er war die unwissende Notwendigkeit, um mich und den Dunklen Lord in einen wahrhaftigen Bund zu bringen, eine kleine, körperliche Belästigung, die unbedeutend neben mir herzockelte. Mein wirklicher Partner war eng in meinen Körper gewickelt, eine Schlange, die Knochen und Organe verband und sich um mein Hirn herum aufwickelte, in einem herrlichen Gewühl. Ich konnte alles Unwesentliche in den Befehlen des Dunklen Lords in einem Erguss von giftigem Saft aus meinen Gedanken pressen. Ausgetrocknet zurückgelassen war der Leichnam der Wahrheit alles, was zurückblieb. Von da an waren meine einzigen Gedanken auf das gerichtet. Es war nichts anderes übrig, um darüber nachzudenken.
Ich beobachtete sie, wie sie am Flussufer schliefen: große, weiße, strahlende Körper, die dort ineinander verknäult lagen und auf deren Haut verstreut gefallenes Laub wie Sterne klebte. Einige Zeit zuvor hatte ich meinen Zauberstab zurück in die Tasche gleiten und alle bösartigen Gedanken schlängeln lassen, anstatt sie zu einer Tat zusammenzufassen. Die Szene, die sich dort vor meinen Augen abspielte, war zu seltsam, als dass ich sie unterbrechen könnte.
Das Mädchen, mit diesen dunklen Haaren und den glitzernden Augen, dieses durchtriebene Mädchen durchbohrte mich. Jemand so junges mit so arrangierten Plänen war ein seltenes, unmögliches Geschenk, dem ich nicht schaden konnte. Obwohl der Junge offensichtlich nicht von ihrem Vorhaben wusste, sah ich es so klar wie einen Geruch. Ich sah zu, wie sie ihn dazu brachte zu denken, er hätte ihren Liebesakt manipuliert, dass dieser ein wilder Segen war über den sie in einem abgelegenen Garten Eden gestolpert waren, dass die Größe seiner Anziehungskraft auf sie ein Zufall war, so dass er die Gelegenheit bekäme, daran zu arbeiten. Ja, ich beobachtete und ich staunte und ich bewunderte. Als sie einschliefen und so dort lagen, so dass ihre Zehen das kühle Wasser berührten und Lichtstreifen ihre Körper sprenkelten, zog ich es in Betracht, das Mädchen zu packen und sie als mein eigenes Kind zu erziehen. Ich würde ihre Gerissenheit nähren, ihr die Tiefen einer Dunkelheit zeigen, auf der sie bisher nur gesessen und ihre Spiegelung darin beobachtet hatte. Doch dann fiel mir ein Zitat aus einem Buch ein, das in den dunklen Tiefen meiner eigenen Gedanken versenkt gewesen war, und das mich in meiner Kindheit gelehrt (und dort zurückgelassen) worden war.
Lasse zu, dass die Kinder zu Dir kommen; behindere sie nicht; zu dem Königreich von Gott gehört so etwas dazu.
Sie würde sich wehren. Sie war in einem unberechenbaren, egoistischem Alter. Nach einer Weile würde sie meine Pflege zurückweisen und auf die Suche nach ihrer eigenen Macht gehen. Sie würde eine Rivalin werden... sie würde eine Ebenbürtige werden, die zuerst blieb, um meine Geheimnisse zu lernen und mich dann verließ, um sie gegen mich zu verwenden. Das konnte ich nicht tolerieren. Ich würde sie gehen und Lebenserfahrung machen lassen müssen, es würde sie abschleifen und ihre Kraft aufzehren bis sie spürte, dass sie einen Herren brauchte. Das Todessersein besteht nicht gänzlich aus Macht und Loyalität, es hat auch etwas mit dem Wohlgefühl und der Abschirmung der Außenwelt zu tun, indem man sich vollkommen den Anweisungen hingibt und das alles kann man daran erkennen, ob man Sünden begeht. Was kann dir noch weh tun, wenn du schon deine schlimmsten Taten begangen hast? Die schwächsten Charaktere werden Anhänger. Die stärksten werden Rivalen. Bellatrix Black, anders als alle anderen Todesser, war zum Rivalen geboren. Und wenn sie jemals lernte, die Macht zurückzuerlangen, die sie in ihrer Kindheit hatte, dann werde ich mir ihr mehr zu tun haben als mit allen Dumbledores und Potters zusammen.
Als ich 18 war gab es Narzissa, Sirius war eine vergessene Erinnerung, die staubwirbelnd in einem leeren Keller vergraben war, ein Teil meines Lebens, den ich hinter einer Türe zurückgelassen hatte, welche von mir eigenhändig verschlossen wurde. Und, als ob ich von den Flügeln wegtreten wäre, wurde das gleichgültige Mädchen, das in einem Zimmer über mir gewohnt hatte und mich nur beobachtete, meine Schwester.Wir waren die Crème de la crème Londons, Parties begannen erst wirklich, wenn wir die Stufen herunterstiegen, umgeben von einer Wolke zuvorkommender und fieberhaft um uns bemühter Männern. Sie, die kühle, arrogante Prinzessin, mit mir, ihrer wilden und schmutzigen Partnerin; zusammen wickelten wir sie um den kleinen Finger, verdaut und ausrangiert. Es fühlte sich an wie leben
Es war eine neue Art von Verdorbenheit, ein neuer Quell der Unterhaltung, der Täuschung und der Verruchtheit. Ich wollte nicht mehr länger ein Teil des Königreiches werden. Ich fühlte mich nicht länger sauber und rein, wenn ich im Sonnenlicht stand oder wenn ich an einer Flussbiegung entlang wanderte. Stattdessen blühte ich unter Neonröhren und säuregefärbtem Alkohol auf, ich durchlöcherte bonbonfarbenes Parkett mit tödlichen Absätzen und ich tanzte zu den Geräuschen der Schreie, high von illegalen Zaubern.
Und alles zusammen mit Narzissa, die Verbindung zwischen uns war unzerbrechlich.
Das Riddle Haus ist nie ein Obdach für Krankenpflege gewesen. Mit all seinen riesigen, sich der Länge nach hinstreckenden Räumen, seinem geheimen im Untergrund versteckten Luxus (das Badezimmer, unter anderem), nie war irgendein Wert auf selbstloses Handeln gelegt worden. Ich war angewidert von Wurmschwanz plumper Erscheinung, Hände, die schon große Fehler gemacht hatten, erneuerten die schönste meiner Schöpfungen und es erfüllte mich mit Zorn, dass ich ihm befohlen hatte, es zu tun. Doch es muss getan werden, eine in Mitleidenschaft gezogene Mutter ist kein guter Umgang für das Kind. Nicht für ein so lebendiges Kind.
Er verschwindet, als er meine Gestalt im Türrahmen sieht, und eilt hinter mich, ungeschickt und schwitzend. Verächtlich schlage ich die Tür zu, so dass sie ihm den Weg nach draußen abschneidet, und höre mit Belustigung wie er versucht seine Schluchzer zu dämpfen, als er vor meiner zornigen Gestalt zurückweicht. Es betrübte mich, dass der unfähigste meiner Anhänger der einzige war, der mich wiederherstellen konnte.
Dort liegt sie. Hautfetzen sind abgerissen wie weiße Blütenblätter, doch sie verheilen wieder, geschwollene Kirschlippen, an denen getrocknetes Blut klebt. Wurmschwanz bekommt das mit dem Schnitt in ihrer Lippe nicht hin, als er ihn abtupft, wird die Blutung stärker. Er sagt, wir können nur abwarten. Es wird Wochen dauern, bis sie wieder sprechen kann, bis sie es ertragen kann, den schmerzenden Grind über ihrem Mund zu durchbrechen. Wortlos stehe ich über ihr.
Auf die gleiche Art erlaubt einem Legilimentik in die Gedanken von anderen einzudringen, wie ich auch die Macht besitze die Körpersprache von anderen zu lesen. Die Vielschichtigkeit des Gedankenlesens erfordert dieses Geschick, es ist natürlich und einfach und erlaubt mir mehr über die Beschaffenheit meiner Anhänger und Feine zu wissen, so wie sie es tun. Ich finde mich oft umgeben von Krankheit, Viren, Abnormität, magischen Infektionen und Krebsgeschwüren. Nichts ist rein, Verfall regiert alles. Hoher Verfall regiert in Bella. Ich muss meine Augen kaum über ihren Körper fahren lassen, um zu wissen, dass darin ein Kind heranwächst. Gesegnet ist die Frucht meiner Lenden.
Für mich besteht keine Notwendigkeit mehr zu bleiben, ich weiß nun das, wofür ich herkam um es herauszufinden. Doch sie liegt dort, schlafend und vergessend, keine großen, anklagenden Augen, die meine Fußtritte verfolgen wie tote, rollende Murmeln. Ich bin wie eingefroren und stelle mir mich selbst als Statue vor, und sie, wie sie vor meinen Füßen zusammengekrümmt liegt. Meine Hände, tropfende Eiszapfen, tropfen schnell auf ihre Wange. So sanft, so kalt. Zerschmettert wie eine Wasserlache. Doch ich wünsche mir nur etwas zu fühlen.
Stein, Metall... alles Massive bewegt sich, obwohl ich kein Fieber habe. Beweget sich wie durch Wunder.
Ich war, wie immer, mit Narzissa zusammen, als es passierte. Wir hatten unsere Arme beieinander eingehängt wie die Teile eines Puzzels und spazierten durch unseren vermischten Atem, der in Wolken vor unseren Gesichtern hing.
Es war ein kalter Tag, dort im St. James Park. Eine dicke Schneeschicht bedeckte den Boden wie heller, himmlischer Zuckerguss und die Himmelskuppel war von einem elektrischen Weiß, so als ob jeden Moment Blitze darüber zucken könnten. Violette Wolken schleppten sich langsam und mürrisch über sie wie daumenlutschende Kinder, die Luft strömte dünn und pfeifend über die Welt. Und inmitten dieser eingefrorenen Zeit gingen zwei Gestalten, die alles zerschmetterten, was ihnen in den Weg kam.
Narzissa war immer größer und beinahe übermäßig dünn. Sie hatte lange Glieder und hohe, zerbrechliche Wangenknochen, die in der Kälte ihr reines Weiß verloren und die Farbe von Glasäpfeln annahmen. In ihr Haar waren feine Tröpfchen der feuchten Luft eingewebt, das ihr leuchtendes Gesicht mit bleichen, engelsgleichen Wellen einrahmte. Mein eigenes Haar fiel glänzend und schwarz wie Öl meinen Rücken hinunter und schimmerte wie der Regenbogen. Als ich in ihre Augen sah, bemerkte ich, dass in ihnen ein anderer Himmel schimmerte. Ich war Mitternacht, sie ein Januarmittag; eisblau mit grauen Sprenkeln. Ihre rauen und von der Kälte spröden Lippen fühlten sich trocken an auf meinen, doch es kümmerte mich nicht.
Und so standen wir dort, eine unsichtbare Frostschicht schloss uns in den Rest der stillen, aufgelösten Welt ein. Lucius und Rodolphus, diese hübschen Männer, die unsere Eltern ausgewählt hatten, waren vage Schatten in unserem Unterbewusstsein, so wie sie es immer waren, wenn das hier geschah. Ich hatte kein sexuelles Verlangen nach Narzissa. Ich – wir empfanden diese Küsse und Berührungen einfach als Ausweitung unserer Zuneigung. Es war unser Bund, der uns zusammenzog. In diesen Momenten, wenn nichts anderes zählte, wenn ich in die natürliche Struktur meiner Umgebung hinüberzugleiten schien, war die Erinnerung an Sirius sehr lebendig.
Ich umfasste ihn dort in Gedanken, konnte beinahe seine Lippen schmecken, als etwas passierte. Es war wie ein Schock, der durch unsere eigene, angenehme Welt fuhr und die Ankunft von Gefahr und Unnatürlichkeit ankündigte. Wir sprangen auseinander, umfassten uns aber noch, meine Finger waren auf halben Weg durch ihr Haar gestoppt. Man konnte niemanden um uns herum ausmachen, doch da war definitiv etwas, so wie wenn wir den Rauch eines weit entfernten Feuers einatmen würden. Narzissa kam näher zu mir, sie sah sich mit großen Augen um. Sie war eingebildet und arrogant und hielt eine starke Fassade aufrecht, doch unter der Oberfläche brodelte immer eine Angst, die jederzeit bei dem kleinsten Ereignis durchbrechen konnte. Ich verstand es nicht. Ich war nie ängstlich gewesen.
Es tauchte als Fleck am Horizont auf und warf ein schwaches, rotes Flackern über den Schnee wie eine aufgehende Sonne. Ein kühler Wind trug seinen Geruch zu uns heran, den Geruch von verkohlter Haut und Zerstörung. Der Fleck näherte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit und schnell genug konnten wir ihn in all seiner grausamen Herrlichkeit erkennen. Es war mindestens zehn Fuß hoch, eine flammende, gallopierende Feuersäule mit tiefen, dunklen Augen wie verbrannte Kohlen, aus denen der Hass starrte ohne zu blinzeln. Es pflügte eine angeschwärzte, rauchende Schneise durch den Schnee, der nicht nur wegen der tödlichen Hitze, sondern auch aus reiner Panik schmolz. Narzissa, die ihre schlanken Hände um mein Fleisch geklammert hatte, schien das selbe zu tun.
Ich hatte bisher nur unscharfe Photos von diesen Kreaturen gesehen, hatte nur Bruchstücke des Geschwätzes des billigen, dünnen Papiers des Klitteres gelesen und nichts davon geglaubt, geschweige denn mich darum gesorgt. Ich sorgte mich jetzt. Dieses Ding war ein Heliopath, ein Feuergeist, eine mystische Kreatur, die weder Schmerz, noch Ärger oder Freude verspürte. Es fühlte nur das Verlangen zu brennen und Verwüstung und Tod über alles zu bringen, was seinen Weg kreuzte. Narzissa und ich waren ihm sehr nahe und es gab nichts, was wir tun konnten, um es zu stoppen, es war keine Zeit die Beine in die Hände zu nehmen und zu rennen. Ich presste mein Gesicht an ihres und fühlte, wie sich unsere Knochen aneinander schmiegten, wie unsere Augenlider an der Haut des anderen flatterte. Flüsternd und dringlich kollidierten unsere Stimmen und versuchten unsinnig aber verzweifelt, letzte Worte der Wahrheit und Liebe zu formulieren. Wir warteten auf den Anfang des Feuers, das uns verbrennen würde.
Es kam nie. Der Heliopath kam nah genug um mein Haar anzusengen und Asche auf meine Roben zu peitschen, doch er schwenkte in letzter Minute ab. Als ich aufsah, war er fort und hatte einen zerstörten Pfad voller Schneematsch und meinen Kopf voller Erleichterung und Fragen zurückgelassen.
