KAPITEL 2.
Fiona dachte an Sirius Black, diesen faszinierenden Fremden, der sie so heldenhaft gerettet hatte, den sie einfach so geküßt hatte. Sie sah seine grauen Augen vor sich.. den tiefen, brennenden Blick, der Sehnsüchte in ihr wachrief, die sie lange nicht gehabt hatte. Sie seufzte.
Vielleicht war es nicht so klug gewesen, Jay ein Glas Bier über den Kopf zu kippen. Jay hatte sie in seiner Lieblingskneipe entdeckt und darauf gedrängt, das sie mit ihn tanzte. Nachdem sie immer abgelehnt hatte war es sogar so weit gegangen, sie von Stuhl zu zerren und mit sich zur Tanzfläche zuziehen. Fiona war furchtbar wütend geworden und hatte sich einfach nicht beherrschen können. Da hatte sie ihn kurzerhand ein wenig abgekühlt. Sicher wurde er von seinen Brüdern dafür verhöhnt und es geschah ihm ganz recht. Und diesen Ekel hatte sich Sirius einfach entgegen gestellt. Noch immer spürte sie seinen kräftigen und elektrisierenden Händedruck und noch immer brannte sein hungriger Kuß auf ihren Lippen. Unwillkürlich fragte sie sich, wie leidenschaftlich er werden würde, wenn... Sie räusperte sich.. ,Er ist nur auf der Durchreise.. ´ hämmerte sie sich ein. Aber ist mußte auch zugeben, das sie gerne mit ihm geflirtet hatte.. Früher, da hätte sie sich leicht verlieben können in einen großen, gutaussehenden Fremden mit magischen Augen und einen so traurigen Blick. Wild schüttelte sie den Kopf. "Oh nein.. vergiss es doch endlich.. es war nur ein Kuß!" sagte sie sich laut. Sie mußte sich zusammenreissen.
"Sprichst du wieder mit dir selbst?" Faith stand plötzlich hinter ihr und Fiona fuhr erschrocken zusammen.
"Verdammt, Faith! Mußt du dich so anschleichen?" Faith sah ihre Mutter verständnislos an. "Ich hab mich nicht angeschlichen! Ich bin ganz normal durch die Tür gekommen! Aber du warst ja wieder in deinen Tagträumen! Der Typ hat es dir ja wohl echt angetan!" Fiona sah ihre Tochter erstaunt an. Sie beängstigend so ihre Tochter reden zu hören. "Nein Faith.. hat er mich nicht!" Faith grinste und lehnte sich an die Spüle. "Wer ist den nun der Typ, der heute kommt, Mom? Dein Freund?" fragte sie neugierig. "Nein, Liebes.. er ist nicht mein Freund! Ich habe ihn in der Stadt kennen gelernt. Er hat mich vor Jay beschützt!" erklärte Fiona leicht verträumt. Faith rümpfte die Nase. "Tucker´s Vater? Der mir ständig in die Wange kneift, als wäre ich ein Stück Obst?" Fiona lachte leise auf. "Genau, Schatz! Jay Butler! Du hast eine sehr bildhafte Art dich auszudrücken!"
"Und warum hat Butler dich bedroht?" fragte Faith auf den Weg ins Esszimmer, wo sie den Tisch deckte.
"Sagen wir mal so, ich war vor 2 Tagen in einer Bar nicht besonders nett zu ihm!" sagte sie ironisch und schaute in den Backofen und lehnte sich dann an den Küchentresen. Faith sah ihre Mutter tadelnd an, als sie wieder in die Küche kam.
"Mom, bist du nicht immer diejenige, die mir erklärt, daß ich meine Wutausbrüche unter Kontrolle halten soll?" Fiona lächelte, als sie die vorwurfsvolle Stimme ihrer Tochter hörte.
"Wenn ich einen Wutausbruch habe, fliegen wenigstens keine Gegenstände herum oder es geht was kaputt.." sagte sie mit einen vielsagenden Blick zu Faith, die daraufhin die Augen verdrehte. "Aber ja, ich hatte einen Wutausbruch! Ich hab mich auch gleich entschuldigt, aber es war schon zu spät!" Faith warf ihrer Mutter einen vorwurfsvollen Blick zu. "Du weißt genau, das ich das nicht kontrollieren kann!" sagte sie und nahm das Besteck. Fiona seufzte. "Ja, ich weiß.. Tut mir leid, süße.." Faith konnte wirklich nicht dafür. Immer wenn ihre Tochter in Wut geriet oder sie ihren willen nicht bekam, passierten komische Dinge.
Glas zersprang einfach so, Sachen flogen durch die Luft. Das war auch schon so oft in der Öffentlichkeit passiert, darum waren die beiden nicht allzu beliebt in der Stadt. Die Leute behaupteten sie wären Hexen. Faith fand das nicht schlimm, das sie für eine Hexe gehalten wurde, doch ihre Mutter tat ihr leid. Das war auch der Grund warum sie keine Freundinnen hatte und auch einer der Gründe warum die Ranch zurzeit nicht lief. Aber am schlimmsten fand sie, das die Männer von Silver Creek ihre Mutter zwar attraktiv fanden, aber einen großen Bogen um sie machten. Fiona ging nur in die Stadt, wenn sie Vorräte kaufen mußte und das war schon schlimm genug.
"Also.. Magst du ihn? Und mag er dich?" bohrte sie beim Thema weiter, wo sie gerade aufgehört hatten. "wer, Liebes? Jay?"
"Quatsch.. dieser Typ, der heute zum Abendessen kommt. Für den du dich so schick angezogen hast und der den Apfelkuchen bekommt. Hoffentlich ist er es wert!" sagte Faith nüchtern. "Fai, bitte.. laß deine Sprüche!" Sie strich sich unsicher über die weiße Bluse. "Findest du, das ich übertreiben habe?" Fiona sah zu ihrer Tochter, die nur den Kopf schüttelte.
"Du bist wunderschön, Mom! Wie sieht er den aus?"
"Geheimnisvoll und Verwegen..." rutschte es ihr sofort heraus. Faith grinste. "Du scheinst ja echt in diesen Typ verknallt zu sein!" Fiona sah sie groß an. "Bin ich nicht! Ich bin kein Teenager mehr.. Nimmst du bitte die Gläser!" sagte Fiona schnell und trug das Tablett mit den Salat in das Esszimmer. Faith grinste ihrer Mutter noch hinterher. Dann sah sie zu den Gläsern und konzentrierte sich und plötzlich hoben sich die 3 Gläser wie von Geisterhand in die Luft und folgten Faith ins Esszimmer. Als Fiona sich zu ihr umdrehte erschrak sie. "FAITH! Du weißt das sollst du lassen!" rief sie böse. Faith verlor die Kontrolle über sie Gläser und sie fielen zu Boden, wo sie zerbrachen. Fiona seufzte genervt. "Faith.." Sie bückte sich und hob die Scherben auf. "Bitte mach das nicht vor unsern Besuch." Faith nickte. Sie wußte das, was sie manchmal machte, ihrer Mutter Angst einjagte.
"Und hol bitte 3 neue Gläser. Aber bitte mit den Händen." fügte sie noch schnell hinzu. Plötzlich hörten sie draußen ein Motorrad knattern. Fiona´s Herz setzte einen Schlag aus und begann dann zu rasen. Bis jetzt hatte sie nicht daran geglaubt, das Sirius Black tatsächlich kommen würde.
Den ganzen Nachmittag hatte sie immer wieder an den Kuß denken müssen. das schlimmste daran war eigentlich, das sie sich seit der Scheidung nicht mehr so treiben lassen. Demnoch mußte sie sich eingestehen, das sie einsam war, sehr einsam sogar. Seit der Trennung von ihren Mann hatte sie sich nie wider mit einen anderen Mann eingelassen.
"Mom, er fährt ein Motorrad!" rief Faith voller Entrüstung und holte sie so aus den Gedanken. "Fai, du brauchst dich nicht aufführen, als seist du meine Mutter! Er ist nur ein Freund!" seufzte sie und hob schnell die letzten Scherben auf.
"Jaaah, klar.. Freund!" warf Fai ironisch ein und schaute weiter aus den Fenster und beobachtete den Mann weiter neugierig.
"Ach du meine Güte! Mom, er hat lange Haare" Fiona lief aufgeregt in die Küche und warf die Scherben in den Müll.
"Faith.. Hör bitte auf, dich wie deine
Großmutter zu benehmen und deck den Tisch zu ende!" Faith
grinste zu ihrer Mutter rüber.
"Okay, aber nur noch eine
Sache.." Fiona wandte sich vom Herd zu ihr um und seufzte
hilflos. "Was?"
"Der ist total sexy!"
"Faith!" Sie sah ihre Tochter erstaunt an. Faith schenkte ihrer Mutter ein honigsüßes lächeln und drehte sich wieder zum Fenster um Sirius Black weiter zu beobachten.
"Ich bring dich um, wenn du das in seiner Gegenwart sagst! Und hör auf, ihn durch die Gardinen anzustarren!" sagte sie und schaute auch aus den Fenster. Plötzlich fiel ihr auf wie sehr Faith sich zu verändert hatte. Was war nur aus ihren kleinen Mädchen geworden? wann war das überhaupt passiert? Auf einmal war ihre Tochter kein kleines Mädchen mehr.
"Bitte blamier mich nicht!" sagte sie sanft und zog ihr dabei zärtlich an den Zopf. Faith löste ihren Blick von dem Mann und folgte ihrer Mutter zum Tresen und nahm die Gläser, dann stieß sie ihr leicht in die Seite. "Einverstanden! Aber dafür will ich eine Gehaltserhöhung!" grinste Faith.
Ehe Fiona antworten konnte, klopfte es an der Tür. Faith zog vielsagend die Augenbrauen hoch und verschwand dann im Esszimmer. Fiona ging zur Tür und öffnete sie. Augenblicklich spürte sie, wie ihr leichte Hitze ins Gesicht stieg. Ihr Herz hämmerte wie wild. Sie dachte daran wie sich Sirius Haar angefühlt hatte, wie weich seine Lippen gewesen waren und wie knapp seine Jeans an bestimmten Stellen gesessen hatten. Sirius nahm den Hut ab. "Hast du es dir noch mal anders überlegt?"
fragte er amüsiert, weil sie ihn so lange vor der Tür stehen ließ. Er hatte sie instinktiv geduzt und irgendwie schien es Fiona das natürlichste von der Welt zu sein. Sie trat einen schritt zurück und wurde rot, weil er sie ertappt hatte, das sie ihn anstarrte. "Nein, natürlich nicht! Komm doch rein!" sagte sie schnell und lächelte verlegen. Faith kam aus den Esszimmer und grinste. Fiona warf ihr einen warnenden Blick zu. "Faith, das ist Sirius Black!" Faith lächelte breit. "Sehr angenehm!" erwiderte das Mädchen. "Ganz meinerseits!" sagte Sirius und deutete eine leichte Verbeugung an. Faith wurde rot. Kein wunder das er ihrer Mutter gefiel. "Was für eine Maschine fahren Sie den da? Ich habe ihr Motorrad gehört, als Sie vorgefahren sind!" fragte sie neugierig und ging zum Fenster und bewundert seine glänzende Maschine. "Das ist meine Harley!" sagte er sanft als er ebenfalls seine Maschine betrachtete. Man konnte den stolz in seiner Stimme genau hören. "Mein Baby!" Er lächelte Faith an. /Typisch.. warum nannten die Männer ihre Maschinen immer Baby/ dachte Fiona. "Cool! Könnten Sie mich vielleicht einmal mitnehmen?" fragte nun das Mädchen begeistert.
"Fai.. Laß unsern Gast doch erstmal ins Haus kommen!" unterbrach Fiona sie lachend. "Wir haben ziemlich selten Besuch." erklärte sie Sirius. "Ich nehme deinen Mantel und den Hut! Was möchtest du trinken?" Sirius gab ihr den Mantel und den Hut. "Ähm.. was du da hast! Ich bin nicht sehr wählerisch!" erwiderte er und blickte sie lange an. "Also.." begann Faith wieder, als sie beobachtete, weil sich ihre Mutter und Sirius ansahen. "Darf ich irgendwann mal auf Ihren Motorrad mitfahren?" Sirius zwang sich den Blick von Fiona zu wenden und sah dann wieder zu ihrer Tochter. "Das wird wohl nicht gehen. Ich reise morgen wieder ab." Faith sah ihn etwas enttäuscht an. Ihre grünen Augen, die denen ihrer Mutter so ähnlich waren und von Intelligenz und Jugendlicher Neugier sprühten, beunruhigten ihn. "Dann müssen Sie wohl heute abend noch eine Runde mit mir drehen!" sagte Faith bestimmend und schenkte ihn ein süßes lächeln. Sirius mußte ebenfalls lächeln und sah Fiona an. "Nur wenn deine Mutter auch eine Runde mit mir dreht!" sagte er und ließ Fiona nicht aus den Augen. "Moooooooom? Bitte!" fragte Faith flehend
Fiona sah Sirius noch ein paar Sekunden an und dann wandte sie ihren Blick zu Faith und seufzte. "Faith.. ich weiß nicht.."
Sirius betrachtete Mutter und Tochter. Er konnte sich vorstellen, wie schwer es Fiona als Alleinerziehende Mutter mit einer so aufgeweckten Tochter haben mußte. Er fragte sich erneut wo Faith´s Vater war. /Verdammt.. was geht dich das eigentlich an../ ermahnte er sich selber. "Ja, los, Mom!" ahmte er Faith nach und lächelte Fiona an, so das sie dachte sie müsse dahin schmelzen. SIe konnte diesen lächeln nicht widerstehen. "Na schön, aber erst nach den Abendessen!"
"Jaaah!" freute sich das Mädchen und nahm Sirius Hand und zog ihn mit ins Esszimmer. Dort setzte er sich an den Tisch und war nun Faith´s ununterbrochene scharfe Musterung ausgesetzt.
"Nun.. was ist den dein Lieblingsfach in der Schule?" fragte er nach einer Weile, als er anfing sich unwohl zu fühlen.
"Große Pause" gab sie schlagfertig zurück. Sirius lachte leise. "Ich bin nicht mehr in der Schule!"
"Heißt das, die Schule ist wirklich irgendwann vorbei?" fragte sie ironisch. Sirius schaute hilflos zu Fiona rüber.
"Frühreif war stark untertrieben!" Fiona schenkte ihm ein Lächeln. Faith beugte sich vor und musterte Sirius abermals.
"Sie sehen tatsächlich etwas Verwegen aus! Vielleicht machst das der Dreitagebart!"
Sirius sah das Mädchen erstaunt an und dann hörten sie, wie der Kochlöffel, mit dem Fiona noch grad ihre Soße umgerührt hatte, mit einen lauten scheppern zu Boden fiel. Sie wirbelte herum und stemmte die Hände in die Hüften und sah Faith böse an. "Faith!" Sirius lachte leise und sah den leichten Rotschimmer in Fiona´s Gesicht.
Cleveres Mädchen, dachte Sirius nur. Dabei war er Faith fast dankbar für die freche Bemerkung. Fiona sah hinreißend aus, wenn sie so aufgebracht war. Ihre Augen schienen zu glühen und ihre geröteten Wangen waren so frisch und anmutig. Sie wollte schnell etwas sagen, doch er kam ihr zuvor. "So, so.. Verwegen! Soll ich das nun als Kompliment auffassen oder nicht?" fragte er mit betont verführerischer Stimme.
"Faith, würdest du jetzt bitte freundlicherweise den Tisch zu ende decken!"
"Ja, Mom" gab das Mädchen gereizt zurück und verdrehte die Augen.
"Ich sag nur: Stubenarrest bis zum Abitur! Alles Klar?" erwiderte Fiona trocken.
Faith sprang auf, aber bevor sie in die Küche verschwand, zwinkerte sie Sirius noch verschwörerisch zu und grinste. er mußte ebenfalls grinsen, ob er es wollte oder nicht. Das Mädchen war einfach entzückend.
Fiona ließ verzweifelt die Hände sinken. Sie ging zum Tisch hinüber und setzte sich auf Faith´s Stuhl.
"Siehst du jetzt, welche Kämpfe ich hier auszustehen habe?" Sirius grinste bei Fiona´s versuch das Thema zu wechseln.
"Bleiben wir doch bitte beim Thema. Ich hatte eine Frage gestellt!" Sie blickte zur Seite.
"Naja .. du hast eben so etwas Verwegenes." gab sie zu.
"Ist das nun ein Kompliment oder nicht?" beharrte er und hob erwartungsvoll die dunklen Augenbrauen. Fiona lächelte verlegen. "Faith hat es schon ganz richtig gesehen, Das liegt wahrscheinlich am Dreitagebart!"
Unwillkürlich strich sich Sirius übers Kinn. "Er gefällt dir nicht?"
"Doch! er macht dich so unglaublich sexy.." sagte sie spontan und im nächsten Moment schlug sie sich die Hand vor dem Mund.
Sirius lächelte. "Dann soll das wohl eher ein Kompliment sein! Danke sehr! Ich find dich übrigens auch unheimlich sexy!"
Fiona wußte, das sie dieses Thema jetzt sofort beenden mußte. Schnell stand sie auf. "Das essen ist fertig!"
"Feigling!"
Und wenn schon! In diesen Fall war Fiona gern ein Feigling. Den Sirius sah nicht nur gefährlich gut aus, er konnte ihr auch wirklich gefährlich werden. Sie merkte schon jetzt, welche Sehnsucht in den letzten Stunden in ihr erwacht war. Sehnsucht nach etwas, was sie nicht haben konnte. Sehnsucht nach einem Mann, der nicht bleiben würde. Sirius strahlte einfach zu viel Erotik aus. Es war so leicht, sich von ihm verführen zu lassen.
"Nein, nicht feige," sagte sie schließlich. "Nur klug!" Sie lächelte, um der Antwort die schärfe zu nehmen.
Dennoch hatte sie ihn damit getroffen. "Ja genau..", gab Sirius ernüchtert zurück. "Sehr klug!"
Schnell stand sie auf und lief in die Küche um das essen zu servieren. Sie spürte, wie er sie beim Umfüllen des Essens beobachtete.
"Hoffentlich hat du Hunger. Ich glaube, ich habe für eine ganze Fußballmannschaft gekocht!" Sie wandte sich mit der Schüssel in der Hand um und blickte direkt in seine grauen Augen, aus denen er sie voller Begehren ansah. Augenblicklich stockte ihr der Atem. Sirius stand auf und nahm ihr die große Schüssel ab.
Ihre Finger berührten sich und Fiona zog erschrocken die Hand zurück.
„Ich bringe das Gemüse mit!" sagte sie eilig. Sirius verschwand mit der Schüssel wieder ins Esszimmer.
Fiona lehnte sich in der Küche an den Kühlschrank und atmete ein paarmal tief durch. Nur ein Freund ..Nur auf der Durchreise, sagte sie sich immer wieder.
Sie hörte, wie er drüben mit Faith sprach. Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, dann ging sie mit beiden Schüsseln uns Esszimmer. Sirius stand auf und nahm ihr die Schüsseln ab und stellte sie auf den Tisch zur anderen und rückte Fiona den Stuhl zurecht und lächelte sie an. Sie war überrascht und geschmeichelt.
Während Fiona essen auf die Teller verteilte, sah Faith wieder musternd zu Sirius.
„Nun, was halten Sie von meiner Mutter? Möchten Sie gern öfter mit ihr ausgehen?"
„Faith.." Fiona blickte über die Schulter und sah Sirius an. Sie wurde rot bis an die Haarwurzeln.
„Ein Mann müßte ein Vollidiot sein, um nicht mit deiner Mutter ausgehen zu wollen. Ich bin kein Idiot. Aber ich glaube nicht, daß ich ihr Typ bin." Er schob Fiona vorsichtig den Stuhl hin und sie ließ darauf sinken.
Dabei raunte er ihr leise ins Ohr: „Du siehst übrigens wunderschön aus, Fiona!" Sein warmer Atem streifte ihr Ohr und sandte eine Gänsehaut über ihren Körper. Dann ging er um den Tisch herum und nahm ebenfalls Platz.
„Mir hat er auch den Stuhl zurechtgerückt, Mom!" strahlte Faith. „Ist das nicht süß?"
Fiona lächelte ihrer Tochter zu. „Es ist überraschend, soviel kann man sagen!" erwiderte sie und versuchte den durchdringend Blick von Sirius standzuhalten. Sie blickte auf ihren Teller und konzentrierte sich aufs essen.
Das ist nichts als Leidenschaft, schoß es ihr durch den Kopf. Die heftigste Leidenschaft, die sie je erlebt hatte. Aber sie war keine abenteuerlustige Frau mehr. Sie hatte ihre eigene Spontaneität schon vor Jahren abgelegt.
Fiona war während des Essens ziemlich schweigsam. Sie hörte gern zu, wie sich Faith und Sirius unterhielten.
Normalerweise war Faith recht schüchtern gegenüber fremden Männern, aber mit Sirius Verstrickte sie sich sofort in eine heftige Diskussion über den geeigneten Streich für den Lehrer. Faith lachte und schäkerte mit ihm und er schäkerte zurück.
Zum ersten Mal seit dreizehn Jahren fühlte sich Fiona verletzlich und das machte ihr Angst. Sie wußte nicht genau, ob es gut oder schlecht war, aber sie würde ohnehin nicht die Chance bekommen, das herauszufinden.
Schließlich mußte sie damit abfinden, das Sirius nach dem Abendessen aus ihrem Leben verschwand und sie ihn nicht wiedersehen würde.
Sie hätte klüger sein sollen und ihn gar nicht erst zum Essen einladen dürfen. Dann müßte sie hinterher nicht mit der Erinnerung an diesen Abend leben.
Sirius wandte sich an Fiona, als Faith aufstand und ins Bad gehen wollte.
„Du bist so still! Deine Tochter fragt mich richtig aus."
Fiona hob die Achseln und stocherte mit der Gabel in ihrem Stück Kuchen herum.
„Warum soll ich dich ausfragen? Du verläßt doch morgen die Stadt." Augenblicklich bereute sie, was sie gesagt hatte. Sie hatte sich von ihrer Enttäuschung hinreißen lassen.
„Ich habe es dir von Anfang an gesagt, Fiona!"
Das klang entschuldigend und Fiona schämte sich, weil sie ihm ein schlechtes Gewissen machte.
„Tut mir leid!" sagte sie leise. Sirius seufzte und fuhr sich durch Haar. Genau das wollte er verhindern.
Er stand auf und ging zum Fenster.
„Ich versteh dich. Glaub mir, wenn ich nicht.. " Er brach an, als Faith zurück kam. Faith sah zu ihrer Mutter, die sie gequält gekünstelt anlächelte. Sie sah traurig aus. Sie konnte sich auch denken warum. Ihr Blick ging zu Sirius, der am Fenster stand.
„Ähm.. ich räume dann schnell den Tisch ab! " warf sie in der gespannten Situation ein und sammelte die Teller ein. Sirius drehte sich wieder um und setzte sich wieder auf seinen Platz und beobachtete Faith beim abräumen. Faith ging mit den Tellern und Schüsseln in die Küche, als plötzlich die letzte Schüssel sich in die Höhe erhob und dem Mädchen folgte. Sirius sah entgeistert auf die Schüssel und als Fiona seinen Blick sah und folgte, sprang sie entsetzt auf und griff nach der Schüssel.
In diesen Moment kam auch Faith wieder in die Küche und sah noch eben wie die Schüssel zu ihr rüber geflogen wollte und ihre Mutter hastig nach der Schüssel griff und nun panisch zu Sirius schaute. Faith schaute auch zu Sirius, der immer noch überrascht abwechselnd auf die Schüssel und ihrer Mutter schaute.
„Das ist nicht was du denkst.. ich kann das erklären.." sagte Fiona hastig. Plötzlich lächelte Sirius.
„Doch, ich glaube es ist genau das was ich denke!" sagte er und stand auf. Fiona´s Augen weiteten sich.
Jetzt wird er seine Sachen nehmen und gehen, dachte sie traurig und schaute zu Faith, die den Tränen nahe war. Sie ergriff den Arm ihrer Tochter und zog sie in ihren Arm.
„Wir verstehen, wenn du jetzt gehen willst.." fing sie an. Jetzt lachte Sirius auf. Fiona und Faith sahen ihn überrascht an. „Gehen? Wieso? Nur weil deine Tochter eine Hexe ist?" fragte er amüsiert.
Fiona wurde böse. „Meine Tochter ist keine Hexe!"
Sirius lächelte. Es mußte schwer für einen Muggel sein, dessen Tochter ihre Zauberkraft entdeckte.
„Doch, das ist sie!" Er sah das Fiona noch wütender wurde, doch Faith schien begeistert.
„Und du findest es nicht schlimm?" stieß das Mädchen hervor. Sirius lächeln wurde sanfter.
„Nein, ich weiß ja was du gerade durchmachst!"
„Was?" riefen die beiden gleichzeitig überrascht. Er seufzte. Das war klar.. das kann nur mir passieren, dachte er nüchtern. Ich versuche der Zauberwelt zu entkommen und dann treffe ich eine Muggelfrau, eine Bildschöne, dessen Tochter Zauberkräfte hatte.
„Mach dir keine Sorgen, Faith, das macht jeder durch, der seine Kräfte entdeckt!"
Fiona schien jetzt verängstigt und drückte ihre Tochter enger an sich.
„Was meinst du damit?" fragte Faith, die sich von der engen Umarmung ihrer Mutter befreien versuchte.
„Bist du auch eine Hexe?" Wieder lachte Sirius.
„Eher ein Zauberer! Ja, das war ich mal!" Er war selbst überrascht, wie bitter seine Worte klangen.
„Aber wie.." Fiona hatte wieder das Wort ergriffen. Sirius lächelte sanft in ihre Richtung.
„Das ist eine lange Geschichte.." fing er an. Faith schaffte es endlich sich aus der Umarmung ihrer Mutter zu befreien und ging zu Sirius. „Erzählst du es mir?"
Sirius sah zu Fiona, die immer noch nicht wußte was sie davon halten sollte. Sirius kämpfte mit sich. Sollte er dem Mädchen jetzt von Hogwarts oder der Zauberwelt erzählen? Ihr ein Floh ins Ohr setzen, obwohl er morgen wieder weiterzog? Immer mehr wünschte er sich, das er lieber nicht gekommen wäre.
Er seufzte. Eigentlich hatte sie ein recht darauf das zu erfahren.
Er setzte sich wieder hin und bat Fiona und Faith sich zu setzten. Faith setzte sich neben Sirius und strahlte ihn an. Fiona setzte sich mit einen sehr misstrauischen Blick ihm gegenüber.
Sirius fing an zu erzählen. Von der Zauberwelt, die gut von den Muggeln behütet wurde. Von Hogwarts, wo junge Hexen und Zauberer ausgebildet wurden. Faith Augen wurden immer größer, wo man genau die Begeisterung sehen konnte. Sirius Blick huschte zu Fiona, deren Blick nicht so vor Begeisterung sprühte.
„Wow.. könnte ich auch auf die Schule?" fragte Faith begeistert. Fiona schloß die Augen. Sie wußte nicht wie sie grade mit der Situation umgehen sollte.
„Nein, kannst du nicht! Du bist schon auf einer Schule"
Sirius schaute zu Fiona, die, die Arme auf den Tisch gestützt hatte und ihr Gesicht in ihre Hände versteckte.
„Aber Mom.."
Verdammt noch mal.. fluchte Sirius, was hab ich schon wieder da angerichtet. Am liebsten wäre er jetzt zu Fiona rüber gegangen und hätte sie in den Arm gezogen.
Sirius stand auf und nahm ihre Hand.
„Was ist jetzt mit den kleinen Motorradausflug, den ich dir unbedingt versprechen mußte?"
Faith sah zu ihrer Mutter rüber und der traurige Blick zwischen ihnen tat Sirius weh.
Fiona riß sich zusammen und lächelte . „Das klingt doch super, oder, Schatz?" Faith strahlte erst ihre Mutter und dann Sirius. „Ja! Los geht´s !" Sie drückte Sirius Hand.
Wenige Minuten später stand Fiona in ihrer Einfahrt und beobachtete, wie Sirius das Motorrad wendete.
Faith stand aufgeregt daneben und stieg dann hinter Sirius auf´s Motorrad.
„Halt dich gut an mir feste, Fai" hörte sie Sirius tiefe Stimme und drückte sich dann fest an den Mann und schlang ihre Arme um seinen Bauch. Sirius ließ seine Maschine an und sie heulte und schoß vorwärts und dann erhob sie sich plötzlich in die Luft. Fiona hielt erschrocken die Hand vor dem Mund. Das hatte sie noch nie gesehen. Ein fliegendes Motorrad. Sie hörte sie ihre Tochter vor vergnügen quietschte und lachte.
Er hatte nicht gelogen! Er war ein Zauberer. Wie konnte sie sich zu so einen Mann hingezogen fühlen, der alles verkörperte, was sie ablehnte? Womit sie nichts mehr zu tun haben wollte? Sie konnte nichts dagegen tun. Ihr Körper reagierte auf ihn, sobald sie ihn auch nur sah.
Wenn er in ihrer Nähe kam, zog er sie an wie ein Magnet.
Sie verdrängte diesen Gedanken, als sie sah, das Motorrad wieder zur Landung ansetzte. Sie hielten vor Fiona und Faith sprang begeistert ab.
„Hast du gesehen, Mom? Wir sind geflogen! Das war so cool.." Fiona lächelte und strich das zerzauste Haar ihrer Tochter wieder glatt.
„Jetzt bist du dran, Mom!" sagte Faith und schubst sie zum Motorrad. Sirius lächelte sie an.
„Nur nicht so schüchtern!"
Sie spürte förmlich schon seine Präsenz. Ihr Herz begann zu rasen beim bloßen Gedanken daran, wie nah sie ihm auf dem Motorrad kommen mußte, um sich an ihm festzuhalten. Doch dann ging einfach die Abenteuerlust mit ihr durch und ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, saß sie auch schon auf den Sozius.
„Rutsch mehr nach vorn und schling die Arme um meinen Bauch."
Fiona schluckte. Eine heftige Sehnsucht ergriff sie, als sie sich fest an seinen Rücken schmiegte und ihre Oberschenkel seine berührten.
„Du mußt deine Beine fest an meine drücken" erklärte er.
Sie zögerte, dann preßte sie die Schenkel fester an seine. Sie spürte, wie ein Zucken durch Sirius Körper ging. Das war wohl keine gute Idee gewesen.
Die Harley heulte wieder auf und schoß abermals vorwärts durch den warmen Nachtwind.
Fiona lachte hell auf. Sie schaute nach unten und sah ihre Tochter wild winken. Sie fühlte sich so lebendig wie noch nie.
Sie genoß das Gefühl, endlich wieder einmal einem Mann nahe zu sein. Es war so lange her, zu lange. Doch gleichzeitig verfluchte sie dieses Hochgefühl. Es erinnerte sich an die verrückte, verliebte Zeit mit Jason Braxton. In dem Sommer hatte sie sich in einen Hals über Kopf in einen begabten, jungen, draufgängerischen Rodeoreiter names Jason verliebt.
Jason fiel es leicht, Fiona zu erobern, er heiratete sie und kurz darauf war sie auch schon mit Faith schwanger.
Als sie eines Tages in den Wohnwagen kam, wo sie lebten, fand sie Jason im Bett mit ihrer damals besten Freundin.
Von da an ging alles schnell. Sie kehrte zu ihren Eltern zurück, brachte Faith zur Welt und baute sich schließlich ihre Ranch auf.
Und Jetzt? Wieder war sie fast soweit sich Hals über Kopf zu verlieben. In einen Mann, der sie auch wieder verlassen würde. Sie aber hatte sich geschworen, sich nie wieder ,mit so einen Mann einzulassen.
Sie würde sich nicht mehr von einem verwegenen Blick verführen lassen.
Augenblicklich richtete sich auf.
„Ich glaub, das reicht jetzt" rief sie Sirius zu.
Fiona´s Nähe löste in Sirius Körper ein heilloses Durcheinander aus. Er spürte sie an seinem Rücken und es war himmlisch und höllisch zugleich. Er fühlte ihre weichen Brüste, die arme, die sie um ihn geschlungen hatte, spürte ihre Schenkel, die direkt an seinen lagen.
Dann merkte er, wie sie sich aufrichtete. Sofort wurde ihm klar, daß der Ausflug damit beendet sein würde. Er wendete und flog den Rückweg an.
Hilflosigkeit überkam ihn. Wie sollte es weitergehen? Er konnte doch von ihr nicht erwarten, das sie ernsthaft mit einem gespaltenen Menschen wie ihm eine Beziehung einging.
Wie konnte er außerdem seinen Lebensweg jetzt noch ändern? Wie sollte aus ihm der Mann werden, den Fiona eigentlich brauchte?
Die Antwort auf alle diese Fragen war einfach: Unmöglich!
Als sie wieder vor dem Haus landeten, wurden sie auch schon von Faith erwartet.
Sie kehrten wieder ins Esszimmer zurück und unterhielten sich. Sirius erzählte Faith etwas über seine Zeit in Hogwarts und mit Fiona über unverfängliche Themen, das Wetter, die Ranch. Alles persönliche wurde vermieden. Faith die erst interessiert zugehört hatte, war dann auf der Couch eingeschlafen.
Sirius schaute auf die Uhr und Fiona fühlte sich ziemlich unbehaglich. Sicher würde er sich jetzt auch verabschieden.
„Es ist bereits Mitternacht! Ich sollte langsam aufbrechen!" Sein Blick fiel auf Faith.
„Soll ich sie vielleicht für dich hochtragen?"
„Das wäre sehr nett. Danke. Sie wird mir langsam wirklich zu schwer!" sagte sie liebevoll und strich der schlafenden Faith sanft zärtlich durchs Haar.
Sirius spürte einen stechenden Schmerz. Was würde er dafür geben, das Fiona ihn so zärtlich anblickte und ihm so übers Haar strich. Er stand auf und hob das Mädchen vorsichtig hoch. Sie kam ihm leicht wie eine Feder vor. Sie murmelte leise vor sich hin und schlang wie selbstverständlich die Arme um seinen Hals.
Diese kleine Geste des Vertrauens brachte Sirius fast um den Verstand.
Die Sehnsucht nach einen Leben, das für ihn nie erreichbar sein würde, drohte ihn zu überwältigen.
Fiona ging vorweg die Treppe hinauf. Er beobachtete dabei den sanften Schwung ihrer Hüften und hatte Gelegenheit, sich im Haus umzusehen.
Alles war ausgesprochen geschmackvoll eingerichtet. Indianische Webteppiche im leuchtenden Farben bedeckten den Boden, auf den schwere Eichentischen standen heimische Töpferarbeiten.
Faith Zimmer war typisch für ein Mädchen in ihrem Alter. Auf dem Bett lag eine Decke mit Pferdemotiven, die Vorhänge waren aus den gleichen Stoff.
Sirius legte Faith vorsichtig auf das Bett, nachdem Fiona die Decke zurückgeschlagen hatte. Dann zog sie Faith die stiefel aus und deckte sie behutsam zu.
Sirius beobachtete, wie liebevoll sie sich um das Mädchen kümmerte. Sie zog ihr langsam die Spangen aus den Haaren und löste die langen Zöpfe.
Plötzlich fühlte er einen Schmerz in der Brust. Der Schmerz war so heftig, das er sich abwenden mußte.
Er ging die Treppe hinunter und nahm seinen Mantel und Hut von Haken.
Dann verließ er das Haus.
Die frische Abendluft verschaffte ihm kaum Erleichterung. Er spürte Fiona´s Anwesenheit bereits, bevor er ihre Berührung an seinen Arm fühlte. Die Geste elektrisierte ihn, und er zuckte zusammen.
Fiona machte einen kleinen Schritt zurück, als sei er ein wildes Tier, vor dem am auf der Hut sein mußte.
Nun, vielleicht war es das auch!
