Herzlich Willkommen zu Türchen Nummer 2 im Serienadventskalender von ffde.

Türchen Nr. 1 und alle weiteren Beiträge findet ihr natürlich auf fanfiktion de.


Das erste Weihnachten nicht in Köln. Weihnachten ohne Peter, dafür aber wieder mit Mama, Papa und Jochen. Das erste Weihnachten als Assistenzärztin der Chirurgie.

Und schon möchte sie ihre Gedanken eigentlich wieder verfluchen, da war er wieder Marc Meier, ihr Oberarzt und der Mann, der ihr das Leben zur Hölle machte. Der Mann der sich immer und immer wieder in ihre Träume und Gedanken schlich. Egal wie sehr sie sich einredete, dass er doch nur ein Arsch ist. Er war einfach immer da und sie konnte ihm nicht entkommen.

Gretchen zieht den Mantel etwas fester. Die Knöpfe spannen ein bisschen, aber das ist jetzt auch egal. Sie hatte sich fest vorgenommen noch einen kleinen Abstecher auf den Weihnachtsmarkt am Schloss zu machen. Schon als kleines Mädchen war sie gerne hergekommen und hatte die Stände erkundet. Der Duft von Punsch und gebrannten Mandeln steigt einem sofort in die Nase, wenn man aus dem Bus aussteigt und Richtung Schloßplatz geht. Die vielen kleinen Holzhütten sind mit Tannenreisig und Lichtern dekoriert und überall gibt es kleine Leckereien und Handwerkskunst zu bestaunen.

Sie ist gerade die ersten Schritte auf den Markt gegangen als etwas feuchtes in ihrem Gesicht landet.

Och nö, kein Regen. Bitte.

Aber als sie sich umblickt sieht sie dicke weiße Flocken vom Himmel fallen und ihre Augen beginnen augenblicklich zu leuchten. Schnee. Im Advent. Jetzt müssen es nur noch weiße Weihnachten werden und es wäre perfekt.

Langsam schlendert Gretchen weiter, bis sie an einen Stand mit noch immer handgefertigten Schwibbögen kommt. Die detailreichen, dekorativen Holzwerke hatten es ihr schon immer angetan. Und ja, in diesem Jahr wird sie ihren Eltern einen schenken. Immer mit dem Hintergedanken, dass sie ihn dann ja auch bewundern können wird.

Nach diesem doch kostenintensiven ersten Einkauf gönnt sie sich noch einen Glühwein auch um sich wieder aufzuwärmen, bevor sie mit einer Tüte gebrannte Mandeln sich auf dem Weg zum Bus und nach Hause macht.

Der Schnee hat die Wege schon ziemlich glitschig und rutschig gemacht und sie muss sich konzentrieren, um nicht zu fallen und ihren Einkauf zu zerstören. Aber sie schafft es mit ein bisschen schlittern und balancieren sicher nach Hause und kann die Tüte noch schnell in ihrem Zimmer verstauen, bevor ihre Mutter auf einem gemeinsamen Abendessen besteht.

Der gemeinsame Abend mit ihren Eltern und Jochen tut gut. Und mit der extra Tüte gemischte Lebkuchen würde sie sogar die Wochenendschichten mit Marc überleben.

Über die Nacht hatte es kräftig weitergeschneit und die Fahrt zur Klinik mit dem Fahrrad war eine einzige Rutschpartie, aber sie kam heil und ohne Stürze an.

Die weiße Fläche vor der Klinik, die sonst der Park ist sieht vollkommen unberührt aus und Gretchen muss schwer mit sich kämpfen sich nicht einfach hineinfallen zu lassen und einen Schneeengel zu malen.

„Hasenzahn, nicht von Schokolade träumen. Du bist schon wieder zu spät!" tönt es hinter ihr und mit einem letzten Seufzer und einen Klopfer auf ihre Handtasche dreht sie sich um und lächelt ihren genervten Oberarzt an. „Ich komme ja schon, Marc. Außerdem hab ich noch 3 Minuten!"

Mit einem letzten Gedanken daran, dass jetzt ein gut platzierter Schneeball prima wäre, schaltet Gretchen Haase wieder in den Arbeitsmodus und versucht die nächste Zeit voller Neckereien zu überleben.


Ich war mutig oder naiv und habe zwei Begriffe gewählt: Schneeengel und Schwibbogen sind es dann geworden. Herzlichen Dank fürs Lesen und eine schöne Adventszeit.