Als sich ihre Lippen trennten, stöhnte Legolas leise auf und schloss kurz die Augen. In ihm tobte immer noch eine unbändige Wut, die sich nun langsam auch auf den Krieger richtete. Bevor Boromir wusste wie ihm geschah, legte sich ein schmerzhafter Griff an seine Kehle. "Lass Deine dreckigen Finger von mir Boromir oder Du wirst es bereuen. Du hast zwei gesunde Hände...also polier Dein Schwert selbst, solange Du noch dazu in der Lage bist." In Legolas' Augen funkelte es gefährlich, als sein Griff unbarmherzig härter wurde. Der Krieger aus Gondor wollte erschrocken nach Luft schnappen, was ihm jedoch nicht ganz gelingen wollte. Panik ergriff Besitz von ihm, denn so hatte er den Prinzen noch nie erlebt. Ohne weiter zu zögern ließ er seinen Dolch sinken und zog auch seine andere Hand zurück. "Brav Krieger aus Gondor, eine sehr gute Entscheidung. Und nun solltest Du Deine Hand zu etwas anderem nutzen....auch Du musst lernen, dass ich nicht Dein Lustobjekt bin." Mit diesen Worten stieß er Boromir zu Boden und ließ ihn allein zurück....allein mit seiner unübersehbaren Erregung.

Lange musste Legolas nicht mehr nach Haldir suchen. Er fand den lorischen Elben in seinem Fleet. Lautlos näherte er sich dem Wächter, der bewegungslos auf dem Bett lag und an die Decke starrte. Mit einem Blick hatte sich Legolas versichert, dass er unbewaffnet war und wohl in Gedanken versunken...denn es war das erste Mal, dass er sein Herannähern nicht bemerkte. 'Perfekt' dachte Legolas und lehnte sich lässig an die Wand gegenüber dem Bett. Für einen Augenblick musterte er den anderen Elben und musste schlucken. Schönheit, Mut und Intelligenz vereinigten sich in ihm und trotzdem schien sein Herz aus Eis zu sein. Das schmerzte Legolas, denn er war daran wohl nicht ganz unschuldig und seine Gefühle für Haldir bestanden immer noch. Doch das von ihm geführte Spiel ging zu weit....verletzte auch noch andere und das musste nicht sein.

"Weißt Du eigentlich, was Du Aragorn damit angetan hast?" Legolas Stimme verriet für einen Moment keine Emotionen und er wartete ruhig auf die Reaktion des lorischen Elben. Diese kam auch Sekunden später. Haldir fuhr erschrocken in die Höhe und blickte seinen unbemerkten Gast überrascht an. Er muss mit seinen Gedanken wirklich weit weg gewesen sein, denn seine Brust hob und senkte sich schnell. "Ihr seid unaufmerksam lorischer Wächter oder soll ich sagen unvorsichtig. Eure Waffen sind nicht in greifbarer Nähe und eure Aufmerksamkeit ist auf längst vergangene Stunden gerichtet. Wäre ich ein Feind, so hättet ihr mit diesen Erinnerungen den Tod gefunden." Immer noch ruhte Haldirs Blick auf Legolas, dessen Stimme gefährlich leise geworden war. Langsam trat er näher an dass Bett und somit auch an den lorischen Elben heran, der sich nun wieder etwas gefasst hatte. "Was willst Du hier Legolas? Wenn Du körperliche Befriedigung suchst....der Krieger aus Gondor wird Dir diese bestimmt geben." Haldir atmete tief durch und vertrieb die verwirrenden Gedanken, die in diesem Augenblick durch seine Gedanken schossen. Tief in ihm spürte er etwas....es war eine leise Stimme, die er so oft unterdrückt hat, aus Angst verletzt zu werden. Auch dieses Mal versuchte er die Liebe zu dem Elbenprinzen zu leugnen und versteckte sich hinter seiner Arroganz.

"Haben auch Deine Ohren nachgelassen Wächter. Ich fragte Dich, ob Du weißt, was Du Aragorn damit angetan hast." Legolas stand nun direkt vor dem anderen Elben und aus seinen Augen sprach eine gefährliche Wut. Schließlich erhob sich auch der lorische Elb und sah seinem Gegenüber in die Augen. "Angetan? Ich habe ihn zu nichts gezwungen. Wenn Du nicht weißt, wovon Du sprichst Legolas, dann zügle Deine Zunge. Deinem sauberen Menschen schien es nämlich zu gefallen....Sekunde um Sekunde." Ein spöttisches Lächeln lag bei diesen Worten auf Haldirs Lippen, das den blonden Elb noch wütender machte. "Du hast ihn in dem Glauben gelassen, ich zu sein." "Ich weiß, aber jeder andere hätte diesen Irrtum bemerkt. Nur der zukünftige König Gondors nicht. Und das soll die Hoffnung der Menschheit sein Legolas? Jemand der im Angesicht der Lust jede Fähigkeit verliert, Unterschiede festzustellen? Aber er war wirklich gut." Bei diesen Worten ballten sich Legolas' Hände zu Fäusten. War seine Wut auf Haldir schon groß genug, so hasste er ihn nun für diese Tat. Trotzdem war da immer noch das Gefühl der tiefen Liebe für den lorischen Hauptmann und Mitleid für dieses kalte Herz, dass Liebe nur erzwingen konnte. "Warum hast Du das getan?"