Ja, ich habe mal wieder ein wenig lange gezögert und euch damit gequält. Das tut mir leid und dafür gibt es heute eine etwas längere Fortsetzung.

Vielen Dank für eure lieben Reviews…sie sind der Lohn einer jeden Schreibfeder J

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Noch lange danach bebten seine Schulter unter den Tränen, die nicht versiegen wollten. Immer wieder erschien Legolas vor seinem inneren Auge...der Ausdruck in seinem Gesicht, als er ihm die Wahrheit gesagt hatte und nicht zuletzt das Bild, wie er ihn rücksichtslos genommen hatte. Verzweifelt versuchte Haldir die Fähigkeit des Denkens einzustellen, doch es hatte keinen Sinn. Eine leise Stimme in seinen Gedanken beschimpfte ihn immer wieder als kalten, herzlosen Eisklotz, der auf grausame Art mit den Gefühlen anderer spielte. Leise flüsterte Haldir den Namen des Prinzen, obwohl er wusste, dass keine Antwort kommen würde. Legolas war gegangen, verschwunden aus seinem Leben. Es hatte sich wiederholt und diesmal würde es wohl nicht mehr zu einem weiteren Aufeinandertreffen kommen. Mittelerde befand sich im Krieg und die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen sterben könnte war hoch. Vielleicht war dies die letzte Chance, die die Valar ihm gegeben hatten und Haldir hatte sie mit Füßen getreten. Wie gerne würde er die Zeit rückgängig machen und all seine Fehler ungeschehen machen. Doch das war nicht möglich und so musste er mit den Konsequenzen leben. Es würde doch nur bedeuten, dass die Mauer um sein Herz dicker werden würde und er der bleibt, der er war….ein kalter, gefühlsloser Hauptmann, der dafür geboren ist, im Kampf zu sterben. Nichts weiter.

Er war so in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie jemand seinen Talan betrat. Rumil trat leise näher und ging neben seinem Bruder in die Hocke. Sanft strich er über den zitternden Rücken und wartete auf eine Reaktion Haldirs. Dieser schien die Berührung nicht einmal zu bemerken. Seufzend ließ sich Rumil neben ihm zu Boden gleiten und zog ihn tröstend in seine Arme. „Du hast ihm die Wahrheit gesagt?" Wie erwartet, erhielt Rumil keine Antwort. „Ich habe ihn auf dem Weg hierher gesehen….verwirrt und von Tränen geblendet. So wie Du immer vor Deinen Gefühlen weggelaufen bist, hat er nun die Flucht ergriffen. Aber diesmal solltest Du ihn nicht gehen lassen Haldir, diesmal solltest Du kämpfen, auch wenn es nur für ein paar Stunden unter den Sternen der Liebe ist. Der Krieg könnte dies für immer versagen, das weißt Du." Er sah seinen Bruder noch einmal an, spürte die Schmerzen, mit denen der Hauptmann kämpfte und erhob sich dann. „Denke darüber nach Haldir, aber lass Dir nicht zuviel Zeit. Zweifel können vergehen, aber Gefühle bleiben meist." Mit diesen Worten verließ Rumil den Talan seines Bruders, denn diese Entscheidung hatte alleine der Hauptmann zu treffen.

Sekunden nachdem Rumil den Talan verlassen hatte, realisierte Haldir die Worte seines Bruders. Warum sollte er auch kämpfen. In seinen Augen war es genauso aussichtslos, wie der bevorstehende Krieg. Und trotzdem gingen ihm die Worte seines Bruders immer wieder durch den Kopf. Sollte Legolas wirklich ebenso von diesem Geständnis durcheinander und verwirrt sein, wie er selbst? Hatte er am Ende noch tiefere Gefühle für den ihn, den kalten Hauptmann? Verwirrt dachte er weiter nach, doch Haldir fand keine Antwort auf diese unausgesprochenen Fragen. Schließlich beschloss er, sich in die Stille des Waldes zurückzuziehen. Die Mellorn hatten ihm schon immer die nötige Ruhe gegeben, um schwere Entscheidungen zu treffen oder nachzudenken.

Währenddessen war Legolas ein ganzes Stück in den Wald gelaufen. Er fühlte sich, als ob jede Kraft aus seinem Körper gewichen war und ließ sich einfach auf den Waldboden sinken. Seine Gedanken kreisten um die Worte Haldirs. Konnte es wirklich sein, dass der kühle Hauptmann nicht nur mit ihm gespielt hatte? Sein Geständnis deutete darauf hin und trotzdem konnte es der Elbenprinz nicht glauben. Scheinbar empfand Haldir nicht nur körperliche Lust sondern Liebe für ihn den Prinzen aus dem Waldlandreich. Unter anderen Umständen würde sich Legolas über diese Tatsache freuen, aber er war dazu zu verwirrt, zu unsicher. Erschöpft lehnte er sich gegen einen Baum und dachte für einen Moment nach. Legolas erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Wie konnte er nur in einer solchen Situation weglaufen. Die Sehnsucht hätte ein Ende haben können, hätte er nur seine Hand ausgestreckt und nach der ihm dargebotenen Liebe gegriffen. Aber Zweifel hatten seinen Geist vernebelt. Je länger Legolas nachdachte, je mehr wurde ihm klar, dass Haldir die Wahrheit gesprochen haben musste. Der Prinz schloss seine Augen und stöhnte leise auf. Was hatte er nur getan? Er musste Haldir mit seiner Reaktion verletzt haben. Seufzend erhob sich Legolas wieder. Er hatte einen Fehler gemacht und war vor Gefühlen weggelaufen, die er selbst auch hatte. Doch Legolas würde das wieder gut machen und Haldir aufsuchen…falls er noch mit ihm sprechen wollte.

Mit gemischten Gefühlen näherte sich Legolas dem Talan Haldirs. Jetzt, wo er direkt davor stand, glaubte er das Falsche zu tun. Vielleicht wartete Haldir genau auf seine Schwäche, um ihn dann wieder zu unterwerfen. Diese Gedanken schüttelte der Prinz gleich wieder ab. Haldir war kalt, aber unter der Eisschicht pochte ein Herz. Langsam stieg er die Strickleiter hinauf, doch der Talan war verlassen. Panik stieg in Legolas auf…unbestimmt und von einer bösen Vorahnung getrieben. Er erinnerte sich wieder an die Worte des Wächters…."Mein Verhalten hat dazu geführt, dass ich alles verloren habe, was ich je besessen hatte…." Wenn er alles verloren hatte, warum sollte er dann noch Leben wollen? Der Prinz wollte sich mit dem Gedanken beruhigen, dass Haldir stark war, aber eine kleine innerliche Stimme wisperte genau das Gegenteil. Was wenn er Haldirs Herz mit diesem Weglaufen gebrochen hatte und der Hauptmann sich zum Sterben zurückgezogen hatte?
So schnell es ging verließ Legolas den Talan wieder und blieb abrupt stehen. Wo sollte er suchen? Der Wald war groß und für Haldir vertraut. Wenn er nicht gefunden werden wollte, würde jede Suche sinnlos sein. Ratlos drehte er sich um seine eigene Achse und dachte nach. „Ihr sucht Haldir, Prinz Legolas?" Erschrocken wirbelte Legolas herum und stand Rumil gegenüber, der ihn streng ansah. „Wisst ihr wo er ist?" Stille herrschte zwischen den beiden Elben und Legolas war kurz davor, den lorischen Elben am Kragen zu packen. „Rumil ich bitte euch…ich muss mit ihm reden." „Ich hoffe ihr wisst, dass Haldir mit seinem Geständnis mehr gewagt hat, als bei jedem Kampf. Er hat seine Gefühle preisgegeben, eine Tatsache, die ihn verletzlich macht. Verletzlicher, als jede Waffe es tun könnte. Ihr könnt die Wunde erneut aufreißen oder für immer schließen. Es liegt bei euch Legolas, aber überlegt gut, welche Handlung eure Nächste sein wird. Wenn ihr darüber nachgedacht habt, dann könnt ihr ihn wohl mit großer Wahrscheinlichkeit an seinem Lieblingsplatz finden." Rumil verbeugte sich und wartete gar nicht erst auf eine Antwort von Legolas, sondern verschwand wieder auf seinen Wachtposten.