Disclaimer: Wie immer... alles JKR – ich borg's mir nur aus...

Vielen Dank für die lieben Reviews! Das ist das letzte Update im „alten" Jahr – ich hoffe, ihr bleibt mir auch 2006 treu!


Wunder gibt es immer wieder

Fanfiction von Lorelei Lee

Kapitel 13 – as the pain sweeps trough

Nach dieser kräftezehrenden Unterhaltung mit den zwei stolzen Großvätern nahm Remus gerne Bill's Angebot "etwas Kräftigeres als dieses Kribbelwasser zu schlucken" gerne an. Er und Bill genehmigten sich gerade etwas abseits der großen Gesellschaft das zweite Glas, als Severus zu ihnen trat.

„Ich sollte jetzt gehen", sagte Severus mit einem entschuldigenden Seitenblick auf Bill.

„Oh, tun Sie sich keinen Zwang an", meinte Bill munter. „Ich für meinen Teil atme auch wieder auf, wenn sie alle wieder auf der anderen Seite des Kanals sind. Hat Gabrielle Sie sehr geplagt?"

„Nein, das ist es nicht", erwiderte Severus. „Ich muss noch an einer Abhandlung arbeiten, die am Montag fertig sein sollte."

Während dieses kurzen Wortwechsels sprangen Remus' Gedanken um die Wette. Severus wollte gehen – aber Sirius war noch hier!

„Severus – warum gehst du dann nicht schon vor und ich komme später nach?" schlug Remus vor, was ihm einen milde überraschten Blick seines Ehepartners eintrug. „Ich habe daheim nichts mehr zu arbeiten und würde dich doch nur stören."

Severus zögerte einen Moment mit seiner Antwort, doch dann nickte er knapp. „Einverstanden." Er berührte Remus leicht an der Wange, etwas, das er noch nie getan hatte. „Bis später."

Remus war schon drauf und dran gewesen, seine Entscheidung, zu bleiben, doch wieder rückgängig zu machen, aber er scheute die Erklärungen und dann war es zu spät, denn Severus war bereits gegangen. Er leerte daraufhin sein drittes Glas voll grimmiger Entschlossenheit und machte sich auf die Suche nach Sirius, wobei er sich einredete, dass es ihm egal war, ob Severus ahnte, warum er wirklich auf dem Fest hatte bleiben wollen.

Seine Suche nach Sirius blieb jedoch erfolglos, da – wie er von Molly erfuhr – Sirius und Harry das Fest bereits verlassen hatten. Harry hatte morgen ein Quidditch-Spiel in Südengland und Sirius hatte sich bereits vor Wochen eine Tribünenkarte für dieses Ereignis gekauft und begleitete seinen Patensohn.

Remus ging zu Bill zurück und bat um ein viertes Glas. Er fühlte sich hundsmiserabel.

OoooOoooO

Severus kam aus seinem Badezimmer. Er hatte gerade geduscht und trug nur einen Bademantel. Im Gehen trocknete er sich die noch feuchten Haare mit einem Handtuch ab, das er nach einem Blick auf die Uhr achtlos zu Boden warf.

Fast Mitternacht.

Und Remus war immer noch nicht zurück.

Severus atmete tief ein und aus. Es hatte keinen Sinn, sich weiter etwas vorzumachen. Er hatte es erlaubt und musste jetzt damit fertig werden. Remus würde in dieser Nacht garantiert nicht mehr nach Hause kommen. Es war also völlig sinnlos, weiter auf ihn zu warten – er konnte genauso gut zu Bett gehen und endlich schlafen. Er machte auch wirklich einen Schritt auf sein Bett zu, obwohl er wusste, dass dies ein sinnloses Unterfangen war und er einer weiteren schlaflosen Nacht entgegen sah.

In diesem Moment hörte er aus der Eingangshalle stolpernde Schritte, gedämpftes Fluchen und das Zuschlagen der Haustür.

Severus blieb wo er war. Remus war Zuhause.

Er lauschte weiter auf die Geräusche im Haus. Auf die polternden Schritte auf der Treppe, das Schlurfen von Schuhen auf dem Flur zwischen ihren Zimmern.

Doch Remus lenkte seine Schritte nicht zu seinem eigenen Schlafzimmer, sondern blieb stehen und nestelte einen Moment an der Klinke zu Severus' Zimmertür herum, bevor es ihm gelang, sie nieder zu drücken und die Tür weit aufschwang.

„Hallo, Schatz", nuschelte Remus und stützte sich mit einer Hand im Türrahmen ab. „Hassdu auf mich gewartet?"

Severus starrte ihn einige Sekunden sprachlos an. Remus' Jacke hing ihm unordentlich von den Schultern, seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und nach einer Weile nahm Severus' Nase deutlich die alkoholischen Ausdünstungen war, die der sonst so gepflegte Körper verströmte.

„Du bist ja betrunken", erwiderte er zwischen Ekel und Mitleid schwankend.

Remus grinste breit.

„Sssehn Punkte für Sssslytherin. Ich bin nich' nur betrunken – ich bin schternhagelvoll – sons' wär' ich sicher auch nich' hier."

Severus' Augenbrauen zogen sich zusammen.

„Wie meinst du das?"

„Wie wohl!" Remus schnaubte verächtlich und löste sich aus dem Türrahmen. „Du has' gesagt, du würdest dich mir nie ver… verw… verweigern." Remus' Augen funkelten kalt als er leicht schwankend auf Severus zutrat.

Mit unsicheren Fingern löste er den Gürtel von Severus' Bademantel und schob ihn zur Seite.

Remus betrachtete ihn mit langsam blinzelnden Augen, dann machte er einen Schritt zur Seite. „Also… was is' jetzt? Warum stehs' du noch da wie angewurzelt? Leg' dich aufs Bett und mach die Beine breit!"

Severus schlug langsam die Augen nieder.

OoooOoooO

Als Remus am nächsten Tag erwachte, kroch gerade eine matte Dezember-Sonne über einen trüben, winterlichen Horizont. Remus blinzelte träge. Nie wieder würde er so viel trinken. Sein Kopf brummte, sein Magen rebellierte und dieses Etwas in seinem Mund, das gestern noch eine gut funktionierende Zunge gewesen war, fühlte sich heute wie ein alter Socken an und schmeckte genauso.

Gott sei Dank war heute Sonntag und er hatte nichts Besonderes vor. Langsam und umständlich erhob er sich vom Bett und stolperte - mehr als dass er ging - ins Badezimmer. Dort angelangt betrachtete er missmutig sein Spiegelbild. Graue Gesichtsfarbe, blutunterlaufene Augen und er hatte es auch nicht mehr geschafft, seine Klamotten auszuziehen. Remus schüttelte über sich selbst den Kopf und ließ es sofort wieder bleiben als ihm davon noch schwindliger wurde. Er zog sein Hemd aus, an dem ein paar Knöpfe fehlten und entfernte auch seine Hose, die ihm – dank eines kaputten Reißverschlusses – sowieso nur noch lose um die Hüften hing.

Dann suchte er auf dem Waschbecken nach seiner Zahnbürste.

Sie war nicht da.

Er wollte schon zu einem Fluch auf die Hauselfen ansetzen, als er im Spiegel sah, dass hinter ihm an der Wand eine schwarze Robe hing. Sein Herzschlag setzte einen Moment aus, als er erstens begriff, dass dies nicht sein Badezimmer war und ihm zweitens wieder einfiel, mit welcher Absicht er letzte Nacht nach Hause gegangen war.

OoooOoooO

Als Remus im Bademantel und leicht grünlicher Gesichtsfarbe ins Esszimmer hastete saß Severus gerade bei seiner zweiten Portion Rührei.

Er sah kurz auf und sagte: „Dein Tee dürfte mittlerweile kalt sein, aber ich kann dir Frischen machen, wenn du dich einen Moment geduldest." Dann widmete er sich wieder seinem Frühstück.

„Severus…", krächzte Remus heiser und wusste dann nicht mehr weiter.

„Ja?" fragte Severus gelassen und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab.

„Severus… ich… ich muss wissen, was letzte Nacht vorgefallen ist", presste Remus unglücklich hervor.

Severus musterte ihn mit undurchdringlicher Miene. „Soll das heißen, du weißt es nicht mehr?"

Remus fuhr sich mit einer fahrigen Geste durch die Haare. „Nein…", erwiderte er gehemmt. „Das heißt… ich weiß noch, dass ich in dein Schlafzimmer gekommen bin und ich glaube… ich glaube, ich weiß auch noch, was ich zu dir gesagt habe…" Severus beobachtete interessiert, wie sich auf dem grünlichen Gesicht eine flammende Röte abzeichnete. „Aber von da an… weiß ich nichts mehr… nur noch, dass ich mich in dein Bett gelegt habe", schloss Remus mit allen Anzeichen von Verzweiflung und Scham.

„Ins Bett gelegt würde ich es zwar nicht nennen – du bist eher wie ein gefällter Baum darauf zusammengebrochen", erwiderte Severus und trank einen Schluck Tee. „Dann bist du eingeschlafen und hast angefangen zu schnarchen."

Remus hätte gerne erleichtert aufgeatmet, aber er wagte es noch nicht. Der Gedanke, er könnte Severus in irgendeiner Form bedrängt oder genötigt haben, war ihm unerträglich.

„Aber warum war dann meine Kleidung in Unordnung?" hakte er nach.

Severus seufzte gelangweilt. „Weil ich versucht habe, sie dir auszuziehen um es dir ein wenig bequemer zu machen. Aber da du angefangen hast, dich im Schlaf zu wehren, habe ich es eben wieder gelassen. Ich war nicht unbedingt scharf auf ein blaues Auge", schloss er trocken. „Und jetzt hör' auf hier herumzustehen wie ein Angeklagter vor Gericht, sondern setz' dich endlich."

Widerstandslos sank Remus auf den nächstbesten Stuhl. „Und du? Was ist mit dir? Wo hast du geschlafen?" murmelte er und verschränkte nervös seine Finger ineinander.

„Wo wohl – in deinem Schlafzimmer", erwiderte Severus gelassen. „Da du nicht fortzubewegen warst und ich keine Lust hatte, mir die ganze Nacht dein Geschnarche anzuhören…" Er zuckte mit den Schultern.

Remus' Gesicht wurde starr.

„Severus… ich war schon in meinem Zimmer", sagte er langsam. „Was du sagst, ist nicht wahr. Mein Bett ist unberührt."

Es kam Remus so vor, als ob Severus den Bruchteil einer Sekunde mit seiner Antwort zögerte, doch es konnte genauso gut auch Einbildung gewesen sein.

„Nicht unberührt – nur frisch gemacht", meinte Severus und schob Remus eine dampfende Tasse Tee zu.

Remus starrte in die träge wirbelnden Schwaden die aus der Tasse aufstiegen. Dann rieb er sich mit beiden Händen über das Gesicht.

„Ich wünschte, ich könnte dir glauben", erwiderte er dumpf und sah dann wieder Severus direkt in die Augen. „Severus – schwörst du mir, dass ich nichts von dem, was ich zu dir gesagt habe, in die Tat umgesetzt habe?"

Severus seufzte leise.

„Remus… letzte Nacht ist nichts passiert, wofür du dich schämen oder bei mir entschuldigen müsstest."

„Ist das auch wirklich wahr?" fragte Remus. Er wollte es ja glauben, aber ein kleiner Stachel der Ungewissheit blieb. Andererseits… wenn er wirklich das getan hätte, was er insgeheim befürchtete, würde Severus dann so ruhig am Frühstückstisch sitzen? Remus wusste es nicht. Und in diesem Moment wurde ihm bewusst, dass es sehr vieles gab, was er über seinen Ehepartner nicht wusste.

Severus erwiderte seinen drängenden Blick ruhig.

„Warum sollte ich dich anlügen?"

„Ich… ich weiß nicht", antwortete Remus verblüfft. „Es… es tut mir trotzdem leid, dass ich dich… dass ich diese Dinge zu dir gesagt habe."

Severus wandte seinen Blick ab.

„Trink das nächste Mal einfach nicht mehr soviel", meinte er.

Dieser abgewandte Blick war es, der Remus' Zweifel wieder schürte. Hatte sich wirklich alles so abgespielt, wie Severus gesagt hatte? Er nagte einen Moment an seiner Unterlippe, dann stand er auf.

Severus musterte ihn mit milder Überraschung.

„Willst du vor dem Frühstück noch duschen?" fragte er.

„Nein… Severus, egal was letzte Nacht vorgefallen ist oder auch nicht… Ich werde die nächste Zeit in Hogwarts sein", sagte Remus mit rauer Stimme. „Ich gehe jetzt nach oben und packe und… und dann gehe ich."

Severus stand nun ebenfalls auf und ging auf ihn zu.

„Das musst du nicht", sagte er leise und etwas wie Ungläubigkeit schwang in seiner Stimme mit.

„Ja, ich weiß. Aber ich… ich kann jetzt nicht hier bleiben. Versteh' mich bitte nicht falsch, aber ich möchte ein paar Tage allein sein", erwiderte Remus fest.

Severus zögerte einen Moment, dann nahm er Remus' Gesicht in beide Hände.

„Dann werde ich dich nicht aufhalten." Ein Daumen strich kurz über Remus' Wange und schon waren die Hände wieder verschwunden.

„Es tut mir leid, Severus", sagte Remus und fühlte sich plötzlich sehr allein und obwohl er doch genau das gewollt hatte, fühlte er sich zu allem Überfluss sehr unglücklich.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du dich für nichts entschuldigen musst", meinte Severus steif und verließ das Esszimmer.

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Fortsetzung folgt...(nächsten Dienstag)

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Lorelei: (verzweifelt) Man wird mich für dieses Kapitel hassen!

Severus: Aber nicht doch.

Lorelei: (hoffnungsvoll) Meinste?

Severus: (genüsslich) Eher teeren und federn…

Lorelei: Uäääähhhh! Ich wusste es!

Remus: Warum schreibst du dann so was?

Lorelei: (trotzig) Weil das Happy-End dann umso schöner ist!

Severus: Heißt das, ich lande auch am Ende dieser Story wieder glücklich verliebt in den Armen von diesem Werwolf?

Lorelei: Habe ich da gerade ein wenig Vorfreude rausgehört?

Remus: Kam mir auch so vor!

Severus: Denkt doch, was ihr wollt! Wenn ihr zwei Gehirnamputierten euch zusammentut, habe ich eh keine Chance mehr.

Remus: Sev! Wo ist denn nur dein Kampfgeist geblieben?

Severus: (mürrisch) Auf Weihnachtsurlaub…