Disclaimer: Wie immer... alles JKR – ich borg's mir nur aus...

Wunder gibt es immer wieder

Fanfiction von Lorelei Lee

Kapitel 17 – But I'll be there for you

Ende Februar erkrankte Severus. Was er zuerst als harmlose Grippe ausgegeben hatte, musste etwas Ernsteres sein. Nachdem der von Remus besorgte Heiltrank nicht wirkte und Severus sich auch nicht besser fühlte, wurde Remus misstrauisch.

Nach längerem, intensiven Nachfragen, das eher einem Verhör glich – rückte Severus schließlich damit heraus, dass er versehentlich die Dämpfe eines missglückten Zaubertrank-Experimentes inhaliert hatte.

Remus beruhigte sich erst wieder, als sein Ehepartner ihm eine Abschrift des Experiments aushändigte, mit dem er bei einem bestimmten Apotheker in der Winkelgasse ein Heilmittel erhalten würde.

„Warum hast du mir das nicht schon viel früher gesagt!", tobte Remus.

Ein langer Blick aus schwarzen Augen traf ihn.

„Weil ich nicht wollte, dass du dich aufregst und weil ich geglaubt habe, es würde von selbst wieder verschwinden", antwortete Severus nicht ganz wahrheitsgemäß.

In Wirklichkeit hatte er nichts gesagt, weil er befürchtet hatte, dass sich Remus eben überhaupt nicht aufregen würde, sondern sich zeigen könnte, dass ihm der Gesundheitszustand seines Ehepartners herzlich gleichgültig wäre.

Nun war Remus' offen zur Schau getragene Besorgnis Balsam für seine Seele. Es störte ihn auch überhaupt nicht, dass Remus im Moment wirklich wütend auf ihn war und ihn wie einen ungehorsamen Erstklässler abkanzelte.

„Danke für deine Rücksichtnahme", fauchte Remus. „Und was haben wir jetzt davon? Du bist noch viel kränker als es notwendig gewesen wäre und ich rege mich mehr auf, als…", Remus schüttelte unwillig den Kopf, als seine Standpauke keine sichtbare Wirkung bei Severus zeigte. „Das nächste Mal sagst du gleich, wenn dir was fehlt!", schimpfte er mit sorgenvoll gefurchter Stirn. „Ich gehe sofort in die Winkelgasse und besorge diese Medizin für dich." Er blieb dennoch etwas unschlüssig stehen. „Kann ich dich überhaupt allein lassen?"

Severus schlug seine Augen nieder, um zu verbergen, wie sehr ihn diese Aussage bewegte. „Ich bin kein kleines Kind mehr und ich liege auch nicht im sterben. Natürlich kannst du mich allein lassen… mit zwei Hauselfen, die ganz begeistert sind, wenn sie mich zu Tode hätscheln können", erwiderte er schroff.

„Mal den Teufel nicht an die Wand", sagte Remus dumpf. „Du legst dich jetzt sofort ins Bett, anstatt hier auf dem Sofa vor dich hinzuhusten", herrschte er Severus an, der ungewohnt folgsam reagierte und sich sogar von dem überbesorgten Remus die Treppe hoch helfen ließ.

OoooOoooO

Als Remus die Apotheke in der Winkelgasse mit Severus' Medizin verließ, traf er auf Molly Weasley, die ihn freudig begrüßte.

„Guten Tag, Remus. Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen! Wie geht es dir? Ich habe dich aus der Apotheke kommen sehen – es ist doch hoffentlich niemand krank?"

Molly's direkte, mütterliche Art empfand Remus nicht als aufdringlich und so berichtete er bereitwillig von Severus' Unwohlsein.

„Er hat sich seit einer Woche zwischen Sofa und Bett hin und her geschleppt und sich dabei die Seele aus dem Leib gehustet, ohne mir zu sagen, was tatsächlich mit ihm los war", beendete er seinen Bericht. „Ist das zu fassen? Ich hätte ihn nicht für so unvernünftig gehalten."

Molly schnalzte mitfühlend mit der Zunge. „Männer…", äußerte sie viel sagend. „Aber es überrascht mich nicht besonders. Gerade Severus kam mir immer wie jemand vor, der es hasst, wenn zu viel Getue um ihn gemacht wird."

Remus dachte an Severus' Bemerkung über seine Hauselfen und nickte verstehend.

„Ich hoffe nur, dass dieses Zeug auch wirkt", meinte Remus zweifelnd und zeigte Molly die Medizin, die der Apotheker nach Severus' Angaben hin zusammen gemischt hatte.

„Oh, da bin ich mir sicher", erklärte Molly sofort. „Diese Apotheke ist sehr gut, wenn es um die Heilung der Nachwirkungen von missglückten Tränken geht. Es hat eine Zeit gegeben, als ich dort Stammkunde war", schloss sie mit einem wehmütigen Seufzen. „Fred und George… du weißt ja…", fügte sie erklärend hinzu.

Remus grinste. „Diese beiden heil und unbeschadet aufzuziehen ist eine wahre Meisterleistung von dir gewesen, Molly. Du hast dafür wirklich meine ganze Hochachtung."

Sie lachte. „Manchmal war es wirklich nicht einfach… aber egal wie gut oder schlecht diese Medizin ist, das Wichtigste ist, dass du ihn jetzt ein bisschen verhätschelst."

Remus zwinkerte verblüfft. „Aber du hast doch gerade gesagt, dass er dieses Getue hasst und das stimmt auch, ich…"

„Natürlich sagt er das", unterbrach Molly ihn ungeduldig über soviel Begriffsstutzigkeit. „Und er wird dir vermutlich auch ein paar sehr unschöne Worte an den Kopf werfen, wenn du dich um ihn kümmerst. Aber ganz tief drinnen wird er es genießen und das wird ihm mehr helfen, als alle Tränke der Welt. Zugeben wird er es natürlich nie", meinte sie trocken. „Aber damit der Husten schneller weggeht kannst du ihm noch ein altes Hausmittelchen von mir geben… warte…", sie kramte in ihrer Handtasche nach einem Zettel und einem Stift. Als sie beides gefunden hatte, notierte sie einige Zeilen und drückte Remus den Zettel dann in die Hand. „Bei Ron hat das immer Wunder gewirkt."

Remus wollte sich gerade bedanken und von ihr verabschieden, als aus der Menge der Passanten Sirius Black auf sie zutrat. Er kam rasch auf sie zu, streckte Remus die Hand entgegen und rief freudig überrascht aus: „So was – Remus!" Molly begrüßte er mit einem flüchtigen Nicken.

Remus ergriff Sirius' Hand, aber auch wenn er lächelte und die Begrüßung erwiderte, waren seine Gedanken weit fort und er wandte sich beinahe unverzüglich wieder Molly zu.

„Ich danke dir für deinen Rat, Molly. Ich bin mir sicher, dass es helfen wird", sagte er. „Aber jetzt muss ich mich wirklich verabschieden. Ich möchte meine restlichen Besorgungen so schnell wie möglich erledigen." Er schwenkte Mollys Notizzettel bevor er ihn in seine Tasche steckte.

„Was gibt es?", erkundigte sich Sirius und sah Remus fragend an. „Du hast Sorgen?"

„Ich bin etwas wegen Severus beunruhigt, aber es wird schon alles gut gehen", erwiderte Remus lächelnd. „Auf Wiedersehen Molly, auf Wiedersehen Sirius."

Ein kurzes Händeschütteln, dann war er fort und überließ es Sirius ihm verständnislos nachzusehen. „Wie sonderbar er sich benommen hat… wegen Severus beunruhigt? Molly – was ist mit Severus? Ist er krank oder was?"

„Ach nein - nichts Ernstes. Remus hat gerade seine Medizin gekauft und ich habe ihm noch eines meiner Hausmittelchen aufgeschrieben. Ich bin mir sicher, Severus ist in Nullkommanichts wieder auf den Beinen. Bei dir hat mein Mittelchen gegen dieses lästige Verschlucken und Husten ja auch geholfen, nicht wahr?"

„Jaja", blockte Sirius hastig weitere Nachfragen ab. „Alles bestens. Aber warum war Remus dann nur so… eigenartig, wenn es doch nichts Ernstes ist? Er hatte nur Severus im Kopf."

„Aber das ist doch nur natürlich", erwiderte Molly. „Die beiden sind schließlich verheiratet – es ist doch das Normalste von der Welt, dass man sich Sorgen um seine Lieben macht."

„Um seine Lieben?", wiederholte Sirius mit merkwürdig hohler Stimme. „Das ist doch nicht…", begann Sirius, fing sich jedoch wieder und fuhr dann mit sichtlicher Überwindung fort: „Da hast du natürlich völlig Recht, Molly – das Normalste von der Welt… doch jetzt entschuldige mich bitte… ich komme sonst noch zu spät zu meiner Verabredung mit Lucius."

OoooOoooO

Eine Woche später übergab Lucius Malfoy seiner Eule einen Brief, den diese zum Tagespropheten befördern sollte. Dieser Brief enthielt eine Anzeige, durch die die Verlobung von Sirius Black und Lucius Malfoy in der morgigen Abendausgabe bekannt gegeben werden sollte.

In Gedanken versunken sah Lucius der Eule nach, wie sie sich in die kalte Märzluft hinaus schwang. Vor sieben Tagen war Sirius völlig unverhofft bei ihm hereingeplatzt und hatte mit einem seltsamen Blick ein Glas Whiskey verlangt.

Lucius hatte ihm diesen Wunsch gewährt und ihm ohne eine Bemerkung oder Frage einen großzügiges Quantum des 10jährigen Laphroig eingeschenkt. Sirius hatte es auf einen Zug ausgetrunken, sich geschüttelt und ihn böse angeschaut.

„Das ist nicht der Whiskey, den ich sonst von dir bekomme", hatte er sich beschwert. „Das Zeug schmeckt wie Medizin."

„Das ist Medizin", hatte Lucius ruhig gesagt. „Den Anderen bekommst du wieder, wenn du ihn auch zu würdigen weißt."

Sirius hatte ihn angesehen, als ob er etwas hatte sagen wollte, doch dann hatte er nur gelacht. „Lass uns ausgehen", hatte er mit einem etwas gehetzten Gesichtsausdruck vorgeschlagen und Lucius war auch darauf eingegangen.

Sie hatten in den folgenden sechs Tagen mehr Zeit miteinander verbracht, als jemals zuvor. Lucius hatte nicht gefragt, welchem Geschehnis er dies zu verdanken hatte, doch er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, seit er über Draco erfahren hatte, dass Severus krank geworden war und offensichtlich hingebungsvoll von Remus gepflegt wurde.

Gestern Nacht dann hatten Lucius und Sirius zum ersten Mal miteinander geschlafen und Lucius wusste selbst nicht wie, aber noch während beide in einem post-orgiastischen Nebel geschwebt waren, hatte Lucius Sirius gefragt, ob er ihn heiraten wolle und Sirius hatte ja gesagt.

Ein versonnenes Lächeln huschte über Lucius' Lippen. Egal, was er vor ein paar Wochen zu Severus gesagt hatte, er wollte Sirius heiraten, weil er ihn liebte – und nicht nur zum Spaß. Doch das ging außer ihn und vielleicht noch Sirius niemanden etwas an. Sollten die Leute doch glauben, was sie wollten. Seine Gefühle waren immer noch seine Privatangelegenheit.

Sicher, zuerst hatte sie nur die Tatsache verbunden, dass Lucius Sirius in dieser letzten Schlacht das Leben gerettet hatte, doch dann waren sie sich – besonders nach Remus' Verlobung und Heirat mit Severus - immer näher gekommen und Lucius hatte gemerkt, dass er anfing, Gefühle für den Animagus zu entwickeln.

An diesem Stadium angelangt, hatte es für Lucius zwei Möglichkeiten gegeben. Weitermachen oder aufhören.

Er hatte sich – Merlin mochte wissen warum – für weitermachen entschieden. Und wenn ein Malfoy sich einmal dafür entschied, gab es außer dem Erfolg keinen anderen akzeptablen Ausgang für eine solche Angelegenheit.

Der Erfolg hatte sich nun eingestellt. Sirius hatte seinen Antrag angenommen und würde ihn heiraten. Lucius' Lächeln vertiefte sich. Er wusste, dass Sirius ihn noch nicht wirklich liebte – aber er war zuversichtlich, dass sich das bald ändern würde.

OoooOoooO

Zur gleichen Zeit ging Severus' schlechte Laune mit ihm durch.

„Remus – ich huste seit vier Tagen nicht mehr und ich habe es satt, im Bett herumzuliegen und diese Spellman meine Kurse verhunzen zu lassen!", begehrte er auf. „Ich bin gesund und ich stehe jetzt auf und werde wieder in Hogwarts unterrichten!" Doch ein mild amüsierter Blick von Remus brachte ihn zum verstummen.

„Dieser Ausbruch zeigt mir, dass du noch weit davon entfernt bist, wieder auf Schüler losgelassen zu werden", sagte Remus todernst, doch seine Augen lachten.

Severus senkte den Blick und rieb sich mit einer Hand die Wange.

„Ich bin wirklich unausstehlich", murmelte er verdrossen.

„Oh nein – nur noch nicht völlig gesund", sagte Remus begütigend. „Und ein kleines bisschen quengelig."

Ein widerwilliges Lachen entschlüpfte Severus' Kehle und er sah Remus wieder an. „Es ist nur so… ich fühle mich eigentlich wieder gut und ich hasse es, untätig zu sein", gab er zu.

„Möchtest du vielleicht etwas Vanille-Eis?", fragte Remus lächelnd.

„Ich bin kein kleines Kind mehr", murrte Severus.

Doch Remus schüttelte nur den Kopf. „Wie dumm von mir. Du magst ja gar kein Vanille-Eis. Ich sage den Hauselfen, sie sollen dir Pistazien-Eis bringen", sagte er gutgelaunt.

„Danke", seufzte Severus leise.

„Und ich glaube, ich werde dir erlauben, morgen wieder aufzustehen", sagte Remus leichthin. „Aber vor Montag gehst du mir nicht in die Schule!", fügte er streng hinzu, als er das kurze Aufleuchten in Severus' Augen bemerkt hatte. „Aber damit du dich nicht zu sehr langweilst, werde ich für morgen Abend Minerva zum Essen einladen. Dann kannst du dich persönlich bei ihr überzeugen, dass ich dich nicht angeschwindelt habe, als ich dir gesagt habe, es würde auch ohne dich in Hogwarts ziemlich gut laufen."

„Es ist ja nur…", begehrte Severus heftig auf, wurde aber gleich wieder von Remus unterbrochen.

„Ja, ich weiß", sagte er beschwichtigend. „Du machst dir Sorgen wegen deiner Kurse und der anstehenden Prüfungen. Wäre es dir lieber, wenn ich dir sagen würde, dass bei Professor Spellmans Vertretung alles drunter und drüber geht?"

Severus erbleichte. „Tut es das?", fragte er ahnungsvoll.

Remus verdrehte die Augen. „Nein, du Dummkopf", sagte er fast liebevoll. „Ich habe nur einen Scherz gemacht. Ich glaube, du solltest jetzt noch ein wenig schlafen. Ich bringe dir dann später dein Pistazien-Eis."

Als Severus wieder allein in seinem Zimmer war, merkte er, dass er tatsächlich sehr müde war. Langes Reden strengte ihn noch zu sehr an, seine Stimmbänder waren durch die Dämpfe des missglückten Trankes doch mehr beansprucht worden, als er zuerst geglaubt hatte. Doch nun – auch dank Remus' fast schon starrsinniger Pflege – war er wieder vollständig genesen.

Diese eine Woche seiner Krankheit erschien ihm bei näherer Betrachtung wie ein Traum. Die Tatsache, dass er seine Unpässlichkeit selbstverschuldet hatte, hatte ihn reizbar gemacht. Doch dennoch hatte sich Remus noch nie so liebevoll besorgt um ihn gezeigt wie jetzt, auch wenn er oft mit ihm gezankt hatte, so hatte er dies doch stets mit einem nachsichtigen Lächeln getan. Er war jeden Tag sofort nach dem Ende seines Unterrichts nach Hause gekommen und hatte sich um Severus gekümmert. Er hatte ihn gezwungen zu essen, auch wenn er durch seine Medizin am Anfang kaum etwas geschmeckt hatte, er hatte ihm persönlich seine Medizin eingeflösst, ihm die Kissen aufgeschüttelt und ihm vorgelesen – wie damals während ihrer Flitterwochen.

Severus fiel es mittlerweile immer schwerer, seine selbst auferlegte Zurückhaltung zu bewahren und nicht einfach Remus' Hände festzuhalten, wenn sie ihm die Bettdecke zurecht zogen und ihn zu sich hinunterzuziehen… Aber er hatte sich geschworen, er würde sich Remus nie aufdrängen – er wusste nämlich nicht, wie gut er eine etwaige Zurückweisung verkraften würde…

Außerdem stand zu befürchten, dass trotz aller gezeigten Zuneigung es dennoch ein leerer Akt sein würde, bei dem Remus' Herz immer noch unbeteiligt war.

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Fortsetzung folgt... (wie immer dienstags)

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Lorelei: (beunruhigt) Remus? Warum schleicht Severus eigentlich seit gestern so verstört durch die Gegend.

Remus: (gelassen) Ich nehme an, er hat wieder in meiner Unterwäscheschublade gewühlt.

Lorelei: (neugierig) Und? Was ist da drin, was so auf Severus wirkt?

Remus: Spitzenhöschen und Seidenstrümpfe.

Lorelei: WAS?

Remus: Hör sofort auf zu sabbern! Die sind nicht für mich!

Lorelei: Für SEVERUS? Ich sabbere nicht! (wischt sich unauffällig den Sabber ab)

Remus: (trocken grinsend) Nein… die habe ich nur gekauft, um ihn ein wenig zu schocken… und um ihm das Herumschnüffeln ein bisschen abzugewöhnen.