Sonntag, 4. Dezember (der zweite Advent)
Sara war schon früh munter. Sie stellte wie immer zuerst die Kaffeemaschine an, bevor sie unter die Dusche ging. Als sie fertig war, machte sie wieder den CD Player an. Sie musste unweigerlich an Grissom denken. Ihr Herz schlug immer schneller, wenn sie an ihn dachte.
Plötzlich klingelte es an der Tür. „Wer ist das denn um die Uhrzeit", dachte Sara und ging zur Tür. Sie öffnete und traute ihren Augen kaum.
Ein voll beladener Gil Grissom stand vor ihr.
„Morgen Sara, kannst du mir bitte das oberste Packet abnehmen?" Verwirrt nahm sie das Packet und trug es ins Wohnzimmer.
„Was machst du hier Grissom?" fragte sie. Grissom lächelte und sagte „Ich bringe Weihnachten zu dir, Sara Sidle. Warte ich habe noch mehr im Auto"
Er ging raus und kam kurz danach mit einem Baum zurück.
Sara kam aus dem Staunen nicht mehr raus. „Gut, der Kaffee ist wohl schon fertig, ich habe den Rest, den man zum Adventsfrühstück braucht, Zimtschnecken, Baumkuchen und Marzipankartoffeln. Und natürlich einen Adventskranz." Grissom stellte den Adventskranz auf Saras Wohnzimmertisch und zündete die Kerzen an. Er war richtig ins Weihnachtsfieber gekommen.
Saras Augen füllten sich mit Tränen. Sie wusste nicht wie ihr zumute war. Grissom ging zu ihr rüber und diesmal traute er sich, Sara in seine Arme zu nehmen. Sie standen eine ganze Weile Arm in Arm und keiner von beiden sagte auch nur einen Ton.
„Alles wird gut, glaub mir." flüsterte Grissom in Saras Ohr. „Gott, sie ist so schön", bemerkte Grissom, „selbst wenn sie verweinte Augen hat ist sie wunderschön".
„Ich habe jetzt hunger" sagte Sara und gab Grissom ein besonderes Lächeln, was er bis jetzt nur sehr selten gesehen hatte. Sie ging in die Küche und holte ein Tablett mit Tassen, Tellern und was man sonst noch so zum Frühstück braucht.
Es war ein wundervoller Tag. Nach dem Frühstück packte Grissom die Pakete nacheinander aus. Alles was man brauchte um eine Wohnung weihnachtlich zu schmücken war da.
Sogar Schnee aus der Dose um die Fenster anzusprühen hatte er besorgt. Grissom hängte den Elch an die Eingangstür, den Greg ihm letztes Jahr geschenkt hatte.
Sara stand vor dem Baum und starrte ihn an. Sie hatte den goldenen Engel für die Baumspitze in der Hand.
„Alles ok Sara?" fragte Grissom.
„Ja, es ist alles besser als nur ok!" sagte Sara und lächelte.
Es klingelte wieder an der Tür und Sara schaute Grissom fragend an, der zuckte aber nur mit den Schultern.
Es war Jim Brass, „Hey ihr zwei, ich habe Gils Auto vor der Tür gesehen und da wollte ich mal schauen, ob alles in Ordnung ist. Ich habe auch Eierpunsch dabei" sagte Jim und lächelte Gil an.
Während Sara in der Küche war um Gläser zu holen, fragte Brass nur „Und, alter Freund?"
„Es wird schon" sagte Grissom und lächelte.
„Was wird schon?" fragte Sara, die gerade wieder ins Wohnzimmer kam.
„Äähh, das Schmücken deiner Wohnung" sagte Grissom und wurde ein bisschen rot. Der Eierpunsch schmeckte den Dreien. Sara und Grissom hatten sogar schon einen kleinen Rausch. Brass verabschiedete sich, „Weiterhin gutes gelingen" sagte er und zwinkerte Grissom zu. Sara wunderte sich. Warum hatte Jim Grissom gerade zugezwinkert?
Meinte er etwa nicht das fertig schmücken der Wohnung?
„Geschafft" sagte Sara und ließ sich neben Grissom aufs Sofa fallen und schob sich eine Marzipankartoffel in den Mund.
Beide schauten zufrieden durch das Wohnzimmer. Jetzt war es auch in Sara Sidles Wohnung zu merken, dass es auf Weihnachten zuging.
Grissom legte seinen Arm um Sara. Der Alkohol lockerte ihn wohl ein wenig auf, nüchtern hätte er sich das nie getraut. Er merkte, dass es ihr gefiel. Sara lehnte sich gegen ihn und entspannte sich, was auch Grissom dazu veranlasste sich zu entspannen.
Beide schliefen ein, der Eierpunsch und das Schmücken hatten sie müde gemacht.
Sara wachte zuerst auf. Es war so doch recht unbequem, auch wenn sie die Nähe und den Duft von Grissom genoss.
Auch Grissom öffnete langsam seine Augen. Er brauchte einen Moment um zu realisieren, wo er war. „Ihre Haare duften so gut" dachte er. Er schaute Sara an, „Wie lange bist du schon wach?" fragte er.
„Noch nicht lang, oh man, mein Rücken " sagte Sara und streckte sich.
„Da bin ich aber froh. Ich habe schon gedacht, es liegt an meinem Alter, dass mein Rücken so weh tut." sagte Grissom und streckte sich. „Wir brauchen, glaube ich noch ein wenig erholsameren Schlaf bevor wir an die Arbeit gehen."
Sara stimmte Grissom zu. An der Haustür angekommen, drehte sich Grissom zu Sara um. Sie legte ihre Arme um ihn und flüsterte „Danke für den wunderschönen Tag Gil".
Er lächelte und küsste sie auf die Stirn, „Das habe ich sehr gern gemacht, Sara Sidle. Alles wird gut, das habe ich dir doch versprochen."
Montag, 5. Dezember
Weder Sara noch Grissom konnten wirklich schlafen. Sie musste andauernd an ihn, und er musste andauernd an sie denken. Er liebte es, wenn Sara ihn Gil nannte.
„Ich brauche dringend eine kalte Dusche vor der Schicht", dachte Grissom, „sonst kann ich für nichts garantieren. Und ich war der Meinung, meine Hormone sind eingeschlafen". Er musste lächeln. Dieses Lächeln konnte er auch nicht mehr abschalten.
Selbst als er im Labor ankam, hatte er noch das Lächeln im Gesicht. Mia kam ihm entgegen, „Hey Dr.Grissom, ist bei ihnen alles in Ordnung?" Er drehte sich zu Mia um. „Ja, danke, warum?" Erst jetzt bemerkte er, dass er schon mindestens eine halbe Stunde lächelnd vor dem Weihnachtsbaum stand.
Mia lächelte ihn an und ging zurück an die Arbeit. Grissom ging in sein Büro und ließ sich seufzend auf dem Stuhl nieder. Er konnte sich nicht konzentrieren. Es klopfte an der Tür,
„Gil, alter Freund, was ist los?"
„Sara" sagte Grissom nur, „Ich bekomme sie nicht aus meinem Kopf."
Jim Brass musste lachen. „Das sind neue Gefühle für dich, oder?" Grissom nickte nur. „Was mögen Frauen Jim? Ich meine, wie zeige ich Sara was ich empfinde?"
Jim setzte sich und kratzte sich am Kinn. „Ich bin da glaube ich nicht der richtige Ansprechpartner Gil. Aber, ich wüsste da jemanden. Catherine ist die Richtige für diese Frage!"
Grissom schüttelte den Kopf. „Das ist nicht dein ernst Jim. Ich kann Catherine doch nicht so eine Frage stellen."
„Sag mir einen Grund, warum das nicht geht Gil. Catherine ist eine Frau! Ergo, weiß sie was Frauen mögen. Außerdem ist sie Saras Freundin, und nebenbei bemerkt, deine Freundin ist sie auch."
Grissom wusste, Jim hatte Recht. Er seufzte, und murmelte ein „schon gut" in Jims Richtung.
Grissom nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte Catherines Nummer. Besetzt, so ein Mist, dachte er sich.
Zur gleichen Zeit, saß Sara ein paar Räume weiter am Telefon.
„Cath, ich danke dir, ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte" sagte Sara. „Kein Problem, Sar. Ich helfe gerne, wenn ich kann" sagte Catherine und legte auf.
Sara ließ sich ihr Telefonat mit Catherine noch mal durch den Kopf gehen. Ein Abendessen am Freitag im Hause Willows, mit auserwählten Gästen.
Aber wie will Cath es schaffen, dass Grissom und ich…. Sara wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Greg singend den Raum betrat. Sara musste lachen.
Grissom wählte erneut Catherines Nummer. Diesmal hörte er das Freizeichen.
„Willows"
„Catherine? Grissom hier, ich habe ein Problem"
„Och, da bist du nicht der Einzige" sagte Cath lachend. „Schieß los, ich bin ganz Ohr". Grissom erzählte Catherine von seinen Gefühlen für Sara. Er wusste nicht, dass sie am anderen Ende der Leitung grinste, wie ein Honigkuchenpferd.
So ist das Amor spielen leicht, dachte Catherine.
„Gilbert Grissom, ich kenne dich nun schon so lange und du schaffst es immer wieder, mich zu überraschen. Aber, mach dir mal keine Sorgen, ich helfe dir. Es ist schon seit Jahren ein offenes Geheimnis für mich, dass du was für Sara empfindest. Wie wäre es…" und Catherine machte Grissom den gleichen Vorschlag wie Sara.
„Gut Grissom, dann sehen wir uns Freitag" sagte Catherine und legte auf.
Freitag, der Tag, an dem sowohl Sara, als auch Grissom frei hatten. „Aber wer noch" fragte Grissom sich. Catherine sprach von „auserwählten" Gästen. Aber würde er noch bis Freitag aushalten?
Er hatte plötzlich das Bedürfnis Sara zu sehen. Er wusste, dass sie Papierkram zu erledigen hatte.
„O Gott, Grissom, wie lange stehst du schon da?" fragte Sara, die sich erschrocken hatte, weil Grissom lautlos in der Tür stand als sie hoch schaute.
„Noch nicht lange" antwortete Grissom und lächelte. Da war es wieder. Das Lächeln. Grissom drehte sich um, „bevor ich mich noch lächerlich mache, gehe ich lieber", beschloss er und ging.
Den Rest des Tages sahen sie sich nicht mehr. Grissom war mit dem Doc in eine Autopsie vertieft und Sara kämpfte mit den Akten.
