Freitag, 9. Dezember

Gegen zehn war Sara gekommen gestern Abend gekommen. Eine Stunde später waren sie auf dem Sofa eingeschlafen.
Jetzt war es kurz nach acht. „Neun Stunden, solange habe ich schon ewig nicht mehr geschlafen" stellte Sara fest. Auch Grissom erwachte langsam aus dem Schlummerland. Er hatte Sara im Schlaf in den Arm genommen, und es fühlte sich verdammt gut an.
„Hey, wo willst du hin" fragte Grissom.
„Sorry Gil, ich wollte dich nicht wecken" sagte Sara. „Ich wollte schon mal Kaffee kochen, bevor du aufwachst und…" sie zögerte einen Moment „…und ich muss mal für kleine Mädchen."
Grissom lächelte, „Ok, dann sei dir verziehen das du mich allein gelassen hast."
Als Sara im Bad war dachte sie über das nach, was Grissom gerade gesagt hatte. Hatte er die Nacht etwa auch so sehr genossen wie sie? Morgens, oder in der Regel ja mittags, aufwachen in den Armen von Gil Grissom.
Jahre lang war das nur ein Traum. Und nun war dieser Traum wahr geworden.
Grissom hatte die Kaffeetassen schon ins Wohnzimmer geholt und es sich wieder auf dem Sofa bequem gemacht als Sara aus dem Bad kam.
Grissom wusste nicht so recht, wie er das Gespräch anfangen sollte. Beide waren etwas verlegen. Aber er hatte das Bedürfnis Sara zu sagen, dass er die Nacht genossen hatte und wie schön es war neben ihr aufzuwachen. „Sara, ich bin nicht sehr gut in diesen Sachen" fing Grissom leise an. „Ich habe heute Nacht sehr gut geschlafen. So gut wie schon ewig nicht mehr!" Fügte er fast noch leiser hinzu. Sara lächelte etwas verlegen „Es geht mir genau so Gil. Ich habe mich so…, so geborgen und sicher gefühlt. Normaler weise schlafe ich keine Nacht mehr als vier Stunden. Dann wache ich schweißgebadet von Alpträumen auf"
Den letzten Teil flüsterte sie nur noch. Grissom verstand trotzdem sehr gut, was Sara sagte. Er rutschte neben sie und nahm sie in den Arm. Das war nicht typisch für ihn, aber manchmal konnte er sich nicht kontrollieren, wenn es um Sara ging. Er bedauerte richtig, dass sie durch so schwere Zeiten gegangen war…
Der Kaffee war inzwischen kalt, aber das störte die Beiden nicht. Grissom wollte Sara einfach nur festhalten.
Sara merkte nicht, wie schnell die Zeit verging. Als sie auf die Uhr schaute, erschreckte sie sich. Es ging schon auf elf zu. Sie löste sich aus Grissoms Umarmung.
„Wenn wir pünktlich zu dem Konzert wollen, muss ich bald nach Hause Gil", sagte Sara lächelnd. „Du weißt doch, Frauen brauchen ewig um sich anzuziehen und um sich schön zu machen".
„Du könntest in einem Kartoffelsack ausgehen und du wärst immer noch wunderschön". Grissom biss sich auf die Lippe, hatte er das jetzt wirklich gesagt? Er wurde ein bisschen rot.
Sara grinste ihn an. „Gilbert Grissom du bist zum anbeißen, wenn …", unterbrach sie sich selber und stand auf.
Grissom brachte Sara zur Tür. „Ich hole dich gegen Zwei ab wenn das ok ist, schaffst du es in nur knapp drei Stunden dich noch schöner zu machen?" sagte er lachend.
„Es wird verdammt eng, aber ich gebe mir Mühe" erwiderte Sara. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging.
Grissom stand da wie eine Litfasssäule. Er bewegte seine Hand in Zeitlupe an die Stelle seiner Wange, wo ihn Sara gerade hingeküsst hatte. „Ich brauche eine kalte Dusche, dringend!" stellte er fest und ging rein.

Zuhause angekommen, schmiss Sara ihre Klamotten in die Wäschetonne und sprang unter die Dusche. Da war es wieder „Adeste fideles"

Es war kurz vor Zwei als Grissom an Saras Tür klingelte. Er sah gut aus, ein dunkelgrauer Anzug, weißes Hemd und ein blauer Schlips, der sehr gut zu seinen Augen passte.
Sara öffnete die Tür und Grissom verschlug es den Atem. Er brachte keinen Ton raus, so überwältigt war er von ihrem Anblick. „Alles in Ordnung?" fragte Sara lächelnd nach einem Moment.
„Ähm, äh… Du siehst wunderschön aus Sara!" stammelte Grissom und wurde rot. „Gott, ist das peinlich! Ich benehme mich schlimmer als ein Teenager" schoss es ihm durch den Kopf.

Sara bemerkte Grissoms Verlegenheit, „Komm erst mal rein, wir haben noch ein bisschen Zeit. Möchtest du was trinken?" Grissom war immer noch nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen und schüttelte den Kopf.
Er setzte sich auf das Sofa während Sara noch mal kurz verschwand.
Grissom nutzte den Moment und versuchte sich zu sammeln. „Du bist ein erwachsener Mann Gilbert Grissom, benimm dich auch wie einer!"
„Kannst du mir mal bitte helfen Gil?" fragte Sara als sie wieder ins Wohnzimmer kam. „Die Kette ist schön, aber ich kann sie nicht alleine zumachen!"
Grissom stand auf und ging zu ihr. „Ich benehme mich wie ein Depp, oder?" fragte er während er die Kette zumachte. Sara drehte sich rum und lächelte ihn an.
„Nur ein bisschen, aber ich finde es sehr schön, uhm, niedlich!" sagte sie und streichelte ihm die Wange.
Das war für Grissom zuviel. Unüberlegt, nahm er Sara in die Arme und küsste sie. Wie lange hatte er sich das schon gewünscht.
„Wenn du mich noch fester drückst Gil, brichst du mir die Rippen" sagte Sara lachend und noch etwas atemlos von diesem Kuss.
Grissom ließ Sara sofort los und machte einen Schritt zurück. „O Gott, es tut mir so Leid Sara! Ich weiß nicht was über mich gekommen ist, ich…"
Den Schritt, den Grissom zurück gemacht hatte, machte Sara nun vorwärts. Nun war sie es, die die Initiative ergriff. Sie umarmte Grissom und küsste ihn.
Als sich die Beiden voneinander gelöst hatten sagte Sara „Du hast keine Ahnung, wie oft ich das schon geträumt habe…" hauchte sie und lächelte ihn verlegen an.
„O Sara, was machst du mit mir?" flüsterte Grissom in Saras Ohr und nahm ihre Hand. „Wir müssen jetzt los, wenn wir nicht zu spät ins Konzert kommen wollen. Bist du fertig?"

Grissom hatte Schmetterlinge im Bauch. Er genoss jeden Meter, den sie Hand in Hand zur Kirche gingen. Dort angekommen, fanden sie schnell ihre Plätze. Westempore - erste Reihe, die besten Karten. Nur um ihre Mäntel auszuziehen ließen sie kurz ihre Hände los. Sie setzten sich und das Konzert ging los.
„Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan" legte der Chor los. Es war grandios! Gänsehautstimmung vom ersten bis zum letzten Ton. Sara musste sich zwischendurch zusammenreißen, sonst hätte sie mitgesungen. Besonders bei ihrem Lieblingschoral „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesulein, mein Leben" brauchte sie einige Kraft um nicht mitzusingen. Sara konnte singen, keine Frage, aber es wäre eine andere Situation, wenn aus dem Publikum auf einmal eine Sopranstimme tönte. Grissom merke es und drückte lächelnd ihre Hand etwas fester.

Der letzte Ton war verhallt. Im ersten Moment hätte eine Stecknadel fallen können, und man hätte es gehört. Dann, tosender Applaus.

Grissom und Sara gehörten zu den letzten, die aus der Kirche gingen.
Sara blieb auf den Kirchenstufen stehen und zog Grissom zu sich. „Danke!" flüsterte sie ihm ins Ohr und küsste ihn auf die Wange. „Es war wunderschön!"
Grissom nahm Sara in die Arme und küsste sie mit einer Leidenschaft, von der er nicht mal in seinen kühnsten Träumen geträumt hatte.
„Entschuldigung, ich will ja nicht stören aber ich müsste hier mal durch" murmelte hinter ihnen ein älterer Herr.
„Oh ja, natürlich" antwortete Grissom und ging mit Sara zur Seite.
„Ich glaube wir müssen uns langsam in Richtung Casa Willows´ begeben, wenn wir nicht zu spät zu Catherines Party kommen wollen" stellte Sara fest, als sie auf die Uhr schaute.
„Ich wäre jetzt lieber mit dir allein" flüsterte Grissom und grinste Sara an.
„Das glaube ich dir gern, Gil Grissom! Aber Cath hat sich bestimmt viel Mühe gemacht mit der Party. Wenn wir da nicht hingehen, redet sie kein Wort mehr mit uns!" Grissom seufzte. Er wusste, dass Sara Recht hatte.

Bei Catherine angekommen wunderten sich die Beiden, dass noch keine anderen Autos da standen. Grissom klingelte und es ging sofort die Tür auf. „Hallo, da sind ja meine beiden Ehrengäste, kommt rein. Ich hab euch schon auf der Straße gesehen" sagte Cath und lachte. „Hängt eure Mäntel auf und geht schon mal ins Esszimmer"
Sara war zuerst im Esszimmer. „Gil?" fragte Sara während sie sich zu Grissom umdrehte, „Was ist hier los? Es ist nur für zwei gedeckt!" Auch Grissom war verwirrt. „Ich habe keine Ahnung, Sara. So war das nicht abgesprochen!"
„Abgesprochen?" fragte Sara. In dem Moment kam ein Kellner rein und die Haustür fiel zu.
„Guten Abend Miss Sidle, Guten Abend Mister Dr.Grissom! Mein Name ist Paul, ich werde ihnen heute Abend jeden Wunsch erfüllen" begann der Kellner. „Möchten sie einen Apperetive vor dem Essen?"
Grissom und Sara schauten sich verwundert an. Was war hier los? Paul bemerkte ihre Ratlosigkeit und klärte die beiden auf. „Miss Willows hat für sie beiden ein romantisches Abendessen arrangiert, nur für sie allein!"
Sara fing an zu lachen. „Das meinte Cath also mit auserwählten Gästen" Grissom runzelte die Stirn. „Woher weißt du davon? Hat Catherine dir von unserem Telefonat erzählt?"
„Wie, euer Telefonat? Ich hatte Cath angerufen und sie um Hilfe gebeten" sagte Sara und wurde etwas rot.
Nun war es Grissom der lachte. „Zwei Doofe, ein Gedanke! Ich habe Catherine auch um Hilfe gebeten!" Er erzählte Sara von dem Gespräch mit Brass und Catherine.

Das Essen war Sterneverdächtig. Paul las den Beiden jeden Wunsch von den Augen ab, Vegetarisch für Sara und Fisch für Grissom. Nachdem Paul den Nachtisch serviert hatte sagte er „Meine Arbeit ist nun erledigt, ich wünsche ihnen noch einen wunderschönen Abend"
Sara und Grissom bedankten sich bei Paul und er ging.
„So Miss Sidle, was machen wir nun mit dem angefangenen Abend?" fragte Grissom lächelnd während er aufstand und zu Sara auf die andere Seite des Tisches ging.
Sara stand auf und legte ihre Arme um Grissom „Ich würde gern mit ihnen im Park spazieren gehen Dr.Grissom" flüsterte sie ihm ins Ohr.
„Ein kleiner Verdauungsspaziergang würde in der Tat gut tun" sagte Grissom und küsste Sara auf die Stirn.
Die Beiden zogen ihre Mäntel an und gingen in den Park. Es war ein wundervoller Abend. Der Himmel war klar und es war mild. An einer Lichtung blieb Grissom stehen. Er zog Sara dicht zu sich, schaute ihr tief in ihre braunen Augen und küsste sie.

Nach dem sie ihren Spaziergang beendet hatten, fuhr Grissom Sara nach Hause.
„Möchtest du noch mit reinkommen Gil?" fragte Sara, als Grissom ihr die Autotür öffnete. „Ich würde nichts lieber tun als das! Aber ich habe morgen früh einen Termin. Wenn ich mit dir reinkommen würde, würde ich den Termin bestimmt verpassen!"
„Einen Termin?" fragte Sara. „Das wird eine Überraschung" sagte Grissom lächelnd und küsste Sara zum Abschied.
„Träum was süßes" sagte Sara als Grissom dabei war zum Auto zu gehen. Er drehte sich rum und strahlte über das ganze Gesicht. „Du auch!"