Samstag, 17. Dezember

Als Sara aufwachte schaute sie rüber zu Grissom und lächelte. Heute war sie zuerst aufgewacht. Er lag ganz friedlich und entspannt da, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sara kam es vor, als würde sie ihn von Tag zu Tag mehr lieben. Das Kuscheln vorm schlafen, das nebeneinander aufwachen, das Lachen, die Blicke, die sie sich gegenseitig zuwarfen, das alles waren Dinge, die sie nie wieder missen wollte. Sara wollte den Rest ihres Lebens mit Gil Grissom verbringen, dessen war sie sich sicher!
Sie dachte über Rom nach. Wie hatte Grissom raus gefunden, dass sie schon immer nach Rom wollte? Sicher, sie war katholisch, aber nicht jeder Katholik wollte nach Rom. Sara gehörte auch nicht zu jenen, die jeden Sonntag in die Kirche gingen, was aber zum Großteil an dem Pater lag. Sie mochte seine Art nicht, wie er predigte.
Ihr Magen knurrte, „Zeit um Frühstück zu bestellen!" stellte sie fest.

Als der Page das Frühstück brachte, wachte Grissom auf. Es war halb Zehn, heute wollten sie sich Viareggio anschauen, da drängte die Beiden nichts.
Sara strahlte Grissom an, „Guten Morgen du Schlafmütze" sagte sie und gab ihm einen Kuss.
„Wäre ich ein Kater, würde ich jetzt schnurren" erwiderte Grissom. „Du bist für mich das perfekte Schlafmittel!" Er merkte, dass seine Aussage Doppeldeutig war. „Ich meine, wenn du neben mir liegst…" er überlegte kurz, „… Ich habe noch nie so gut geschlafen Sara!" er lächelte etwas verlegen.
„Ich weiß, was du meinst Gil! Ich habe auch noch nie so gut geschlafen!" antwortete Sara schnell, weil sie bemerkte, wie verlegen er war.

„Ich sage es immer und immer wieder, der italienische Kaffee ist unschlagbar!" sagte Sara, als sie die ersten Schlucke getrunken hatte.
„Das Frühstücken im Bett mit dir gehört zu den Dingen, die ich am meisten liebe Sara!" flüsterte Grissom und drehte seinen Kopf, damit er Sara in die Augen schauen konnte.
Sara sagte nichts. Sie lächelte nur und küsste ihn. Aus dem Kuss wurde mehr, nachdem sie das Geschirr vom Bett geräumt hatten.

Es war bereits Mittag, als beide endlich geduscht und angezogen waren. Aber es drängte sie ja nichts.
„Oh Mist!" schoss es plötzlich aus Sara raus. Grissom war erschrocken und verwundert. „Wir haben total das Konzert morgen vergessen Gil!" sagte sie.
Grissom lächelte und nahm Sara in die Arme, „Haben wir nicht! Ich habe Al die Karten gegeben als wir unseren Urlaub eingereicht haben!"
Sara war erleichtert. Es wäre schade gewesen, wenn die Karten verfallen wären.
„Du bist unglaublich Gil!" sagte Sara lachend, „Du denkst an alles!"
Grissom schmunzelte und gab Sara einen Kuss. „Du bist es Sara, die mich zu dem macht, was ich bin! Dank dir bin ich wieder ein menschliches Wesen mit Emotionen! Das ist einer der vielen Gründe, warum ich dich so Liebe!"
Saras Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie Wackelpudding in den Beinen. Das war eine Liebeserklärung der ganz besonderen Art.
„Ich hoffe, das sind Freudentränen" flüsterte Grissom und wischte die Tränen sanft mit seinem Daumen ab. Sara nickte nur, sie hatte einen Klos im Hals und konnte nichts sagen. Sie legte ihre Arme um Grissom und drücke sich ganz fest an ihn.
„Ich liebe dich Gil!" sagte Sara, nachdem sich ihr Stimme wieder etwas gefestigt hatte. „Ich liebe dich mehr, als alles andere auf der Welt! Ich kann ohne dich nicht mehr leben!"
Jetzt war es Grissom, der den Wackelpudding in seinen Beinen spürte. Er hatte den drang an seinen Koffer zu gehen und…
„Nein Gil!" sagte er zu sich selbst, „du hast die Überraschung für Rom geplant. Es soll schließlich unvergesslich werden für Sara!"

Sara und Grissom beschlossen vor der Stadtbesichtigung erst Mittag zu essen. Restaurants gab es genug und so entschieden sie sich für eins, was sie noch nicht kannten.
„Das Essen war gut, aber nicht so gut wie in dem kleinen Restaurant am Meer" stellte Grissom fest und Sara stimmte ihm zu.
Der Kellner gab ihnen noch einen Tipp, was sie sich in der näheren Umgebung anschauen könnten.
Metato, ein kleines, sehr kleines Bergdorf in den Bergen der Toskana. Von dort aus hatte man einen unglaublichen Blick auf Camaiore, Viareggio und das Meer.
„Diese Spitzkehren sind die Hölle!" sagte Grissom, als sie in Metato ankamen.
„Aber der Blick ist der helle Wahnsinn!" entgegnete ihm Sara.
Sie beschlossen, das Bergdorf etwas genauer anzuschauen. Unten, am Fuße des Dorfes war ein Parkplatz, dort mussten sie ihr Auto stehen lassen, weil das Dorf nur zu Fuß begehbar war.
„Was bitte ist, wenn hier jemand dringend ins Krankenhaus muss?" fragte Grissom,
„Der Mensch ist doch schon so gut wie Tod!" Sara stimmte ihm zu, „es wäre unmöglich mit einem Krankenwagen oder einem Rettungshubschrauber in das Dorf zu kommen!"
„Wasser gibt es auch nur bis Abends um Acht!" kam eine Stimme von hinten.
Sara und Grissom drehten sich um. Es war eine junge deutsche Touristin, die das Gespräch zwischen den Beiden mitbekommen hatte.
„Entschuldigen sie, dass ich ihr Gespräch belauscht habe. Hier mache ich immer eine Pause, um wieder Luft zu bekommen. Der Weg ist die Hölle!"
Grissom und Sara nickten verständnisvoll, „Können wir ihnen tragen helfen?" fragte Sara und deutete auf die Einkaufstüten.
„Nein danke, ich habe es gleich geschafft" antwortete die junge Frau. „Sie sollten zusehen, dass sie den Berg wieder runter kommen. Gleich kommt der Tanklaster und bringt das Wasser. Dann ist der Weg blockiert und sie kommen für mindestens eine Stunde nicht aus dem Dorf raus."
Die Beiden bedankten sich und gingen zurück zum Auto. Die junge Frau packte ihre Tüten und ging weiter.
Als Grissom und Sara die Spitzkehren hinter sich hatten, kam auch schon der Tanklaster um die Ecke.
„Puh, da haben wir aber Glück gehabt." sagte Grissom „Das wäre wirklich sehr eng geworden!"

Den Rest des Tages verbrachten die Beiden aneinander gekuschelt und Video schauend im Hotelzimmer. Das Abendessen bestellten sie wieder aufs Zimmer, sodass sie nicht mehr vor die Tür mussten.

Sonntag, 18. Dezember (der 4. Advent)

Es war erst Sieben als Grissom wach wurde. Das lag wohl an der Nervosität, die von Tag zu Tag größer wurde.
„Sechs noch bis Heilig Abend", dachte er sich.
Er ging seinen Plan immer und immer wieder durch, damit auch nichts schief gehen konnte.
Heilig Abend, 24 Uhr, vor der Weihnachtsmesse im Petersdom des Vatikans. Es waren ein paar einfache Sätze, die Grissom sich schon vor Tagen überlegt hatte.
Der Plan war eigentlich nicht wirklich kompliziert und schief gehen konnte nur eins!
Eine falsche Antwort.

Sara wurde wach, weil Grissom sich unruhig hin und her rollte. Sie drehte sich zu ihm um und nahm ihn von hinten in den Arm.
„Guten Morgen!" flüsterte Sara und gab Grissom einen Kuss auf den Rücken.
Er drehte sich zu ihr um und küsste sie. „Guten Morgen Sara! Hast du gut geschlafen?" sagte er sanft.
Sara lächelte und nickte. „Wenn ich weiß, dass du neben mir liegst, schlafe ich immer gut!"
Das Lächeln, verbunden mit dieser Aussage, beflügelte Grissom Sara überall zu küssen.
(Anmerkung der Autorin: Hier klinken wir uns wieder aus)

Es war bereits halb Eins.
Die Beiden beschlossen heute das Frühstück zu überspringen. Sie wollten wieder in das kleine Restaurant am Strand gehen.
Sara bestellte einen Kartoffelauflauf mit Tomate und Morzarella und Grissom bestellte sich eine Pizza Mare.
Das Essen war wieder lecker.
Sara merkte allerdings, dass sie absoluten Koffeinmangel hatte. Grissom bestellte noch zwei Espresso, doppelte versteht sich.
Als Beide fertig waren machten sie sich auf zu einem Spaziergang durch Viareggio.
An einer Kapelle machten sie halt und Grissom schaute auf die Uhr.
„Der Gottesdienst geht gleich los. Wollen wir rein gehen?" fragte er Sara.
„Bist du dir sicher, dass du das willst? Ich dachte du bist nicht gläubig und ich will nicht, dass du dich langweilst!" antwortete sie.
„Wer sagt, dass ich nicht gläubig bin? Ich gehe nur nicht mehr in die Kirche!"
Sara lächelte und sie gingen in die kleine Kapelle.

Als der Gottesdienst vorbei war, stelle Sara fest, dass es fast egal war, wo man als Katholik in die Kirche ging.
Man wusste immer, was gerade passiert.
Es war bereits dunkel in Viareggio. Grissom schaute auf die Uhr, es war Sieben.
Hunger hatten beide noch nicht, also machten sie sich auf den Weg zum Hotel.
Sie legten sich wieder aneinander gekuschelt ins Bett und schauten Fern bis sie einschliefen.

Montag, 19. Dezember

Die Frage, wer an diesem Morgen zuerst wach wurde, stellte sich heute nicht.
Grissom hatte die ganze Nacht kaum geschlafen. Er nickte immer nur kurz ein, dann kreisten seine Gedanken wieder um Heilig Abend.
„Warum bin ich so nervös?" fragte er sich immer wieder selber. Er war sich eigentlich sicher, dass Sara den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte. Das hatte sie ja schon gesagt und das auch mehr als einmal.
Er beschloss einen Moment auf den Balkon des Zimmers zu gehen, dem weder er noch Sara bis jetzt Beachtung geschenkt hatten.
„Es ist eine herrliche Aussicht" dachte er sich. Er genoss die kühle Dezemberluft. „Es fühlt sich fast so an, als ob es bald Schneien würde". Grissom merkte nicht, dass Sara wach wurde.
Sie schaute sich verwundert um, weil das Bett neben ihr leer war.
Nach einem Moment bemerkte sie, dass Grissom auf dem Balkon war. Sie zog sich den Bademantel über und stellte sich in den Türrahmen.
„Was machst du hier Gil?" fragte sie mit sanfter Stimme, damit sich Grissom nicht erschreckte.
Er erschreckte sich trotzdem, er hatte nicht damit gerechnet, dass Sara so schnell aufwachte.
„Komm her" sagte Grissom. Sara ging zu ihm und Grissom legte seine Arme um Sara und fragte „Ist das nicht ein traumhafter Ausblick?"
Sara schaute sich um. Der Strand und das Meer waren fast direkt vor dem Balkon.
„Ja Gil, es ist ein Traum! Wie…" sie überlegte kurz, „wie auf einer Postkarte. Nein, schöner noch!"
Grissom küsste Sara auf die Stirn und flüsterte „Ein traumhafter Ausblick und eine traumhafte Frau!"
Sara küsste Grissom und erwiderte „Ein traumhafter Ausblick und ein traumhafter Mann!"
Grissom nahm Sara auf den Arm und trug sie in das Zimmer zurück.
„Ich will nicht, dass sich meine Traumfrau erkältet, und schon gar nicht so kurz vor Weihnachten."
Sara ahnte, dass Grissom noch mehr als die Überraschung mit Rom und der Weihnachtsmesse im Petersdom im Ärmel hatte. Aber sie wurde nicht so richtig schlau aus seinem Verhalten. Also sagte sie zu sich selbst „lass die Dinge auf dich zukommen Sara Sidle!"

Eigentlich wollten sie heute noch mal nach Carrara fahren, um sich die Marmorsteinbrüche anzuschauen.
Aber der Portier hatte gesagt, dass es dort zu dieser Jahreszeit nicht viel zu sehen gäbe.
So fingen sie nach dem Frühstück schon mal an einige Sachen in die Koffer zu packen.
Es war heute Markt in Viareggio. Hauptsächlich für die Touristen, aber das waren sie ja. Sara entdeckte schnell einen Stand mit Handtaschen und Grissom rollte mit den Augen.
„Was finden Frauen immer an Handtaschen? Du hast mindestens vier oder fünf!" sagte Grissom lachend.
„Äh… um genau zu sein sind es sieben, mit der hier acht!" sagte Sara. „Und schau, für Lindsay habe ich auch noch eine gefunden. Dahinten hängt eine Tasche, die wäre das Richtige für Ecklie, Giftgrün mit einem Kamel darauf. Schön scheußlich!"
Beide mussten lachen als sie vor der grünen Tasche standen.
Grissom wollte die beiden Taschen bezahlen. Aber Sara war der Meinung selber bezahlen zu müssen.
„Ich möchte dir eine Freude machen Sara, lass mich die beiden Taschen bezahlen!" sagte Grissom in einem strengen Ton.
„Meinst du nicht, dass du mir schon genug Freude bereitet hast? Wir sind zusammen, und in Italien. Wir fahren nach Rom und zur Weihnachtsmesse in den Petersdom und…" weiter kam Sara nicht mehr, weil Grissom sie unterbrach.
„Bitte Sara!" kam kurz und knapp, gepaart mit einem Blick, dem Sara nicht widerstehen konnte.
Sie nahm ihn in die Arme und küsste ihn „Danke Gil!" hauchte sie in sein Ohr.

Nachdem Grissom die Taschen bezahlt hatte, schlenderten sie noch eine Weile über den Markt. An einem kleinen Stand fanden sie noch Espressokannen, wovon sie gleich drei kauften. Falls sie jemand bei den Geschenken vergessen hatten, hatten sie somit noch was in der Hinterhand. Es sollte ja keiner leer ausgehen.
Beladen mit ihren Tüten machten sie sich auf den Weg zurück zum Hotel.
An der Bar genehmigten sie sich noch einen Espresso, bevor sie auf ihr Zimmer gingen.
Sie beschlossen, die ganzen Geschenke und alles, was sie nicht mehr brauchten, schon mal im Auto zu verstauen.
Auf ihrem Weg vom Markt zum Hotel hatten sie ein Restaurant gesehen, wo sie essen gehen wollten.
Sie duschten sich und zogen sich um, bevor sie losgingen.
Es war ein etwas edleres Restaurant. Sara überzeugte Grissom, dass sie das Essen zahlen wollte. Widerwillig willigte er ein.
Das Essen war jeden Euro wert! Als Vorspeise eine Minestrone, als Hauptgang Gemüse der Saison auf einem Kartoffelbett mit Käse überbacken. Für Grissom lagen noch ein paar Schweinelendchen im Gemüse. Zum Nachtisch gab es Tiramisu.
Sara und Grissom konnten sich nach dem Essen kaum noch bewegen.
Der Kellner brachte ihnen zur Verdauung noch einen Grappa, was auch notwendig war.

Sie beschlossen, zum Abschied von Viareggio, noch ein paar Meter am Meer entlang zu gehen. Die frische Meeresluft tat den Beiden gut.
Als sie wieder in ihrem Zimmer waren, dauerte es auch nicht lange, bis sie müde wurden und einschliefen.