Und noch eine Songfic…Dieses Mal zu „Don´t close your heart" von HIM, meiner absoluten Lieblingsband g

Wie immer gehört mir hier rein gar nichts außer der Idee, alles aus dem Potter-Universum gehört JKR, das Lied gehört Ville Valo von HIM... schmacht

Über Reviews freue ich mich immer sehr... lieb schau

Übrigens ignorier ich den fünften Band einfach mal, für mich ist Sirius nämlich noch am Leben.

Ach ja, noch eine Warnung: es stirbt zwar niemand, aber es ist schon ziemlich grausam und wer das nicht lesen möchte, sollte jetzt aufhören...

Okay, das war´s dann von mir, Viel Spaß beim Lesen!

Müde beobachtete Sirius aus dem Fenster der kleinen Muggelgartenlaube den Sonnenaufgang. Die Nacht war... nicht gut verlaufen, um es mal positiv auszudrücken.

Er war auf der Flucht vor ein paar Auroren gewesen, die ihn durch Zufall in einer alten Lagerhalle erwischt hatten. Sie hatten eigentlich nur den Auftrag gehabt, in der Umgebung zu patrouillieren, doch dummerweise hatten einige Ratten im hinteren Teil der Lagerhalle ihre Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt. Er vermutete, dass eine der Ratten Pettigrew gewesen war, es wäre genau sein Stil gewesen, andere die Drecksarbeit erledigen zu lassen.

Jedenfalls war er den Auroren mit knapper Not in einem kleinen Wald entkommen, nur um festzustellen, dass sich eine ganze Menge Zauberer auf einer kleinen Lichtung versammelt hatten.

Schnell hatte er sich im Dickicht versteckt, schließlich hatte jeder Zauberer in ganz Großbrittanien seine Beschreibung samt dem Zusatz, dass er lebendig oder tot zu fangen sei.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ihm klar wurde, dass er ein Todessertreffen beobachtete –um ehrlich zu sein, er bemerkte es erst, als die Zauberer ihre Kapuzen aufsetzten und

Du-Weißt-Schon-Wer erschien.

Sofort hatte er sich noch tiefer im Dickicht verkrochen, den Auroren in die Hände zu fallen, wäre schon schlimm für ihn gewesen, die Aufmerksamkeit der Todesser auf sich zu ziehen, hätte für ihn einen SEHR langsamen Tod für ihn bedeutet. Und er hing an seinem Leben, auch wenn er sich zur Zeit auf der Flucht befand.

Ein leises Stöhnen hinter ihm rief ihn aus seinen Erinnerungen zurück. Mit einem leisen Seufzen wandte Sirius dem wunderschönen Sonnenaufgang den Rücken zu und ging zu der bleichen, verschwitzten Gestalt auf der schmalen Liege.

Sanft legte er einen feuchten Lappen auf die fieberheiße Stirn. Mitleidig betrachtete er die vernichtete Person auf der Liege.

Ein Muggellied kroch aus den Tiefen seines Geistes hervor, eine tiefe Männerstimme sang leise vor sich hin. Sirius war zu müde, um die Stimme wieder dorthin zu verscheuchen, wo sie hergekommen war, also lauschte er.

Für Severus Snape konnte er sowieso nichts mehr tun.

I know how it feels to be on your own

Ja, er wusste es. Auf seiner Flucht war er immer allein gewesen, immer wachsam, immer voll Furcht vor Entdeckung. Niemand hatte sich für ihn als Mensch interessiert.

So wie der Mann auf der schmalen Liege niemanden interessierte.

Niemanden –außer Albus Dumbledore.

Doch auch Dumbledore hatte Snape auf der Lichtung letzte Nacht nicht beschützen können. Er hatte nicht verhindern können, dass Snape –

Mit einem leisen Stöhnen verdrängte Sirius die Erinnerung.

Der Mann sang weiter, anklagend, leise.

In this cruel world where hearts
are bound to turn to stone

Ja, die Zauberwelt war hart geworden durch den Krieg gegen Du-We... Voldemort. Mitleid oder gar Gnade konnte sich niemand mehr leisten, wenn immer die Gefahr des Verrates bestand. Entweder man schaffte es, sein Leben allein in die Hand zu nehmen, oder man ging unter. Mehr Alternativen gab es nicht.

Snape hatte dies schon sehr früh festgestellt und war ein harter, gefühlskalter Mann mit eiserner Selbstbeherrschung geworden.

Sirius hatte seine Lektion erst nach Lilys und James´ Tod gelernt.

Aber er hatte sie gelernt.

Where you are alone
And tired of breathing
It's all going wrong
And you just can't stand the pain any more

Er war nach seiner Verhaftung immer allein gewesen. Genau wie Snape. Doch im Gegensatz zu ihm hatte Snape es geschafft, irgendwo ganz tief in sich drin Gefühle zu vergraben.

Gefühle wie Mitleid, Anstand, Gerechtigkeit.

Gefühle, die aus einem einst starken Mann dieses Häufchen Elend gemacht hatten.

Und doch wusste Sirius, dass Snape das Richtige getan hatte. Er versuchte, ihn dafür zu hassen, doch er konnte es nicht. Nicht nach letzter Nacht.

Die Erinnerungen kamen zurück, wollten akzeptiert werden.

Die Todesser knieten nieder, kaum dass Voldemort erschienen war. Doch Voldemort war nicht allein erschienen. Mit festem Griff zwang er einen kleinen Jungen auf die Knie nieder, zwang ihn vor den Todessern mit dem Gesicht in den Dreck.

Sirius konnte den Jungen nicht erkennen, jedoch kam er ihm vage bekannt vor. Er hatte schwarzes Haar und trug einen dunklen Umhang. Voldemort sagte etwas zu dem Jungen, was Sirius nicht verstand. Offenbar erhielt er keine Antwort, doch Sirius war sich nicht ganz sicher, da der Junge noch immer mit dem Gesicht am Boden kniete.

Er war einfach zu weit weg. Doch viel näher konnte er sich nicht heran wagen, dass Risiko wäre zu groß gewesen.

Leise schlich er ein paar Meter näher, bevor ihn die Angst zurückhielt. Wie hielten die Todesser es nur in Voldemorts Nähe aus?

Der Dunkle Lord sah unzufrieden und wütend aus, mit einem Schlenker seines Zauberstabes belegte er den zitternden Jungen mit dem Cruciatus-Fluch.

Die Schreie wehten direkt in Sirius´ Richtung, sie klangen so schmerzerfüllt, einsam und... endgültig. Der Junge würde die Nacht nicht überleben. Stumme Tränen rannen über sein Gesicht.

Nach einer halben Ewigkeit hob der Dunkle Lord den Fluch auf, drehte sich um und sagte etwas zu einem der Todesser. Der Junge lag unbeachtet zitternd auf dem Boden.

Der Todesser nickte, zog sich die Kapuze vom Kopf und untersuchte den Jungen.

Was er dann tat, konnte Sirius nicht erkennen. Was er jedoch genauestens erkennen konnte, waren die geschmeidigen Bewegungen des Todessers, die langen schwarzen Haare, die gebogene Nase. Der Todesser war Severus Snape.

Voll Hass atmete Sirius ein. Er hatte es gewusst, Snivellus war ein Todesser. Dieser miese Verräter, Dumbledore hatte für ihn ausgesagt und dieser...

Nur mit Mühe konnte Sirius sich wieder beruhigen, nur mit Mühe vermochte er das Geschehen weiter ruhig beobachten. Der Todesser –SNIVELLUS- holte etwas aus den Tiefen seines Umhangs hervor und...

Nein, an das Folgende wollte er sich nicht erinnern. Er wollte das, was er gesehen hatte verdrängen, wollte sich nicht erinnern, wollte nicht daran glauben...

Währenddessen sang der Mann mit seiner sanften Stimme weiter, ohne Anklage, voll Mitleid...

You're too numb to believe in…
In anything

Wie sollte er noch an etwas glauben, nach dem was geschehen war? Sein gesamtes Weltbild war erschüttert worden...

Snivellus... Snape war nicht der, für den er ihn gehalten hatte. Er war gezwungen gewesen, sein ganzes Leben zu überdenken, sein Verhalten zu überdenken.

Er war genau wie Snape innerlich vollkommen erstarrt, hatte seine Gefühle einfrieren und erstarren lassen. Doch Snape hatte sie wieder auftauen lassen...

Verzweifelt vergrub Sirius seine Finger in seinem Haar...

Just don't close your heart
Just don't close your heart

Just don't close your heart

Doch Sirius wollte seine Fehler wieder gut machen. Er wollte Snape am Leben erhalten, einfach weil dieser es VERDIENT hatte. Aber er konnte nichts tun. Snape hatte hohes Fieber, litt an zahllosen Fluchnachwirkungen und war seit... seit dem Ende der Folter noch nicht einmal wieder aufgewacht.

Der Lappen auf Snapes Stirn war getrocknet, mit einem bekümmerten Seufzen tauschte Sirius ihn aus.

Und diese verfluchten Erinnerungen...

Snape holte eine kleine Phiole aus den tiefen Taschen seines Umhangs. Offenbar wollte Voldemort dem Jungen, bevor er ihn tötete, noch etwas einflößen; entweder ein grausames Gift oder... Veritaserum. Sirius vermutete letzteres, da der Todesser penibel drei Tropfen der Flüssigkeit abmaß.

Geschmeidig ging Snape in die Knie, legte eine Hand auf den Mund des Jungen und...

Sirius schloss die Augen, er wollte nicht mit ansehen, wie Snape dem Jungen den Kiefer brach, damit er ihm die Tropfen einflößen konnte.

Ein wuterfüllter Schrei ließ ihn die Augen wieder öffnen. Der Dunkle Lord hatte seine Finger in Snapes schwarzen Haaren vergraben, riss den hochgewachsenen Mann hin und her wie ein Puppe.

Der Junge war verschwunden.

Atemlos beobachtete Sirius, wie Snape gegen einen Baum geschleudert wurde und zusammengesunken liegen blieb. Voldemort trat auf ihn zu und versenkte seine Schuhspitzen heftig in Snapes Rippen.

„Steh auf, du mieser Verräter. Dich werde ich Loyalität lehren."

Er brüllte so laut, dass sogar Sirius ihn verstehen konnte. Nur Snapes Antwort konnte er nicht hören.

Dabei hätte er zu gern gewusst, was eigentlich geschehen war. Wo war der Junge? Offensichtlich hatte Snape irgendwas zu dessen Rettung getan, sonst wäre der Dunkle Lord nicht so außer sich gewesen...

Snape versuchte schwach, sich zu erheben, doch seine Arme knickten immer wieder unter ihm weg.

Der Dunkle Lord hob den Zauberstab...

Nein... Bitte nicht..."

Die Erinnerungen folgten seiner verzweifelten Bitte und zogen sich zurück.

Dafür sang der Mann weiter. Leise, bittend.

Don't let me down

I know how easy it is to let go
Surrender to despair lurking at your door
To lose your soul and all your feelings
Strenght all gone

Snape warf sich auf der schmalen Liege herum, Schweißperlen traten auf seine Stirn, sein Gesicht verzog sich in schierem Horror. Auch seine Erinnerungen ließen ihn nicht in Ruhe, quälten ihn, raubten ihm Kraft, die er eigentlich zum Leben benötigen würde...

Schnell hielt Sirius ihn fest, in seinem verzweifelten Bemühen seinem inneren Dämon zu entkommen wäre Snape fast von der Liege gefallen. Er hielt Snape wie ein kleines Kind fest in seinen Armen, gab ihm Kraft und Trost.

Langsam beruhigte Snape sich, sein Atem normalisierte sich wieder. Aber er war noch immer nicht erwacht.

Sanft ließ Sirius den bewusstlosen Körper zurück auf die Liege gleiten.

Warum hatte ihm Voldemort mit seiner Seele nicht auch gleich seine Erinnerungen nehmen können? Jetzt war Snape in einer immerwährenden Hölle gefangen, gezwungen sich wieder und wieder an die letzte Nacht zu erinnern...

And so many things left unsaid
And deeds undone

Es gab so vieles, was Sirius Snape nach dem, was er letzte Nacht gesehen hatte, gerne noch gesagt hätte... Doch nun war es zu spät, niemand würde jemals wieder mit Severus Snape reden. Snape würde es nicht einmal bemerken.

Dafür kamen die Erinnerungen wieder... Und er wollte es doch nicht...

„Mobilicorpus!"

Snape begann zu schweben, er versuchte sich dagegen zu wehren, doch er schaffte es nicht. Er schwebte höher und höher, seine Gesten wurden panisch.

Sirius erinnerte sich ans eine Schulzeit, als er Snape mal mit einem Mobilicorpus´ durch die Schule hatte schweben lassen. Wie hatte er das Winseln genossen, die Bitten endlich heruntergelassen zu werden. Bevor Snape vor lauter Panik damals das Bewusstsein verloren hatte –Sirius hatte ihn über den Treppenrand schweben lassen, Snape schwebte zehn Meter über dem Boden- hatte ihn die ganze Schule gesehen. Und alle hatten über die Panik des unbeliebten Schülers gelacht. Es war doch nur ein Mobilicorpus´ gewesen, hieß es später, nichts Gefährliches. Und die Lehrer hatten ihm recht gegeben. Er hatte nicht einmal eine Strafe bekommen...

Heute wusste Sirius, dass Snape unter extremer Höhenangst litt, die durch seine Aktion damals noch verschlimmert worden war. Was Voldemort dort getan hatte, war für Snape die schlimmste Folter überhaupt gewesen. Den Boden unter den Füßen zu verlieren... für ihn der absolute Horror.

Die Todesser waren so gebannt von dem panischen Snape, dass Sirius es wagte, bis an den Rand der Lichtung vorzudringen. Er wünschte sich bald, er wäre an seinem alten Platz geblieben. Er hörte mit grausamer Klarheit das amüsierte Lachen der Todesser, hörte Voldemorts eiskalte Stimme, die wieder und wieder neue Flüche auf den schwebenden Snape losließ, hörte Snapes angsterfülltes Schluchzen...

Irgendwann wurden die Schmerzen stärker als die Angst und Snape begann zu schreien. Hohe, spitze Schreie, unterbrochen von Wimmern...

Sirius zog sich in sich selbst zurück, er wollte das nicht hören, wollte Snape nicht gebrochen sehen. Außerdem, was konnte er schon tun?

An die folgenden Minuten (Stunden?) konnte er sich nicht erinnern. Er hatte sich vollständig aus der Realität zurückgezogen, ein Trick, der ihm die Zeit in Askaban sehr erleichtert hatte. Nicht einmal die Dementoren konnten einem viel anhaben, wenn man nicht anwesend war...

Wenn er doch bloß früher eingegriffen hätte...

You've stopped caring
Cause it's all in vain

Der Mann hatte eindeutig anklagend gesungen... Oder war es sein eigenes schlechtes Gewissen? Ja, er hatte aufgehört sich einzumischen, er hatte sich nur noch um sein eigenes Wohl gekümmert, hatte sich geweigert, etwas zu riskieren...

Wenn er doch bloß früher eingegriffen hätte...

Irgendwann kehrte Sirius aus sich selbst zurück. Die Schreie waren verstummt, lediglich ein fast unhörbares Wimmern kam von dem zusammengerollten Menschen unter dem Baum. Snape hatte sich fest in seine Roben eingewickelt, hatte die Knie an die Brust gezogen, die Arme um die Beine geschlungen und die Augen geschlossen.

Er schien seine Umwelt ausblenden zu wollen... Doch Voldemort ließ dies nicht zu, mit einem Schwall kalten Wassers aus der Spitze seines Zauberstabes holte er Snape zurück.

Die Augen grauenerfüllt geöffnet, starrte Snape Voldemort an. Dieser lächelte Snape freundlich an, schien ihm damit aber nur noch mehr Angst zu machen.

Von dem selbstbewussten, sarkastischen Ekel, das Sirius kannte, schien nicht mehr allzu viel übrig zu sein.

„Warum hast du das getan, Severus? Warum hast du Potter entkommen lassen? Wir hätten diesen Krieg mit seinen Informationen und seinem Tod beenden können. Die Toten, die jetzt folgen sind ganz allein deine Schuld, verstehst du, Severus?"

Voldemorts Stimme klang so trügerisch sanft wie eine schlafende Klapperschlange.

Snape sank noch mehr in sich zusammen, schien dem Blick seines Herrn entfliehen zu wollen.

„Nein… Nein… ich bin... nicht... schuld. Konnte… ihn nicht... sterben lassen... Versprechen…"

Snapes Stimme hatte ihren gewohnten schneidenden Tonfall verloren, sie klang verzweifelt und ängstlich.

Sirius versuchte sich einzureden, dass Snape das alles verdient hätte, doch er war erfolglos. Dass Snape seinem Patensohn das Leben gerettet hatte... Er hätte das niemals geglaubt, wenn ihm das jemand erzählt hätte. Nicht bei Snape.

Sirius richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Lichtung. Voldemort hatte sich erhoben, begab sich schnellen Schrittes zum Waldesrand auf der anderen Seite der Lichtung. Er verschwand im Wald und kehrte kurze Zeit später zurück. An seiner Seite schwebte ein...

„NEIN."

Hörten diese Erinnerungen denn niemals auf? Er wollte nur noch vergessen, wollte vergessen, dass er zumindest einen Teil der Schuld an Snapes Zustand trug.

Der Mann in seinem Kopf schien seine Verzweiflung zu spüren, er sang wieder...

Voll Mitleid, vergebend...

Just don't close your heart
Just don't close your heart
Just don't close your heart

Don't let me down

You are so alone
And tired of breathing
It's all going wrong
And you just can't stand the pain

Ja, er war allein gewesen. Mehr als zwölf Jahre lang. Aber Snape war sein ganzes Leben lang allein gewesen und doch hatte ER sein Leben für ein Kind gegeben, dass ihn hasste, dass er hasste. Er wusste von Snapes und Harrys... Differenzen, sein Patensohn hatte ihm oft genug sein Leid geklagt und doch hatte Snape nicht gezögert. Hatte getan, was er für seine Pflicht hielt. Und war dafür mit etwas Schlimmeren als dem Tod belohnt worden.

Er hatte den Kuss des Dementors erhalten.

Und er, Sirius, hatte sich im Gebüsch versteckt und zugesehen...

An seiner Seite schwebte ein Dementor. Die schwarzen Roben bewegten sich, als ob ein starker Wind über die kleine Lichtung blasen würde. Doch es war vollkommen windstill!

Sirius spürte die nur zu gut gekannte Hoffnungslosigkeit über sich hinweg spülen, spürte, wie er sämtlichen Lebensmut verlor und einfach nur noch sterben wollte.

Auch Snape spürte die Auswirkungen des Dementors. Er sackte noch mehr zusammen, bedeckte die Augen mit seinen langen eleganten Fingern. Der Dementor schwebte auf Snape zu, hob die Hand, bewegte die Finger nach oben.

Snape erhob sich wie von einem Puppenspieler gelenkt. Gegen die unnatürliche Magie der Dementoren konnte man sich nicht wehren. Wenn sie wollten, dass man sich erhob, erhob man sich. Sirius kannte das aus eigener Erfahrung. Eigener Wille spielte da überhaupt keine Rolle mehr.

Snape hob vom Boden ab, schwebte bis auf Kopfhöhe mit dem Monster. Der Dementor stand mit dem Rücken zu Sirius, er war erleichtert als ihm klar wurde, dass er den Kuss nicht direkt mit ansehen musste. Er fühlte Mitleid mit Snape, doch bedauerlicherweise konnte er nichts tun.

Der Dementor senkte den Kopf, legte seinen Mund auf Snapes und...

Ein grässlicher Schrei flog über die Lichtung, schien doppelt und dreifach reflektiert zu werden. Snape hörte nicht auf zu schreien, obwohl er keine Seele mehr hatte, schien er noch immer in Angst und Entsetzen gefangen zu sein. Seine Augen waren weit aufgerissen, Schweiß stand auf seiner Stirn, sein Blick flackerte über die Lichtung als ob er einen Ausweg aus dem nur für ihn sichtbaren Grauen suchen würde.

Voldemort begann zu lachen, ein triumphierendes, freudiges Lachen schallte durch den Wald.

Sirius liefen Schauer über den Rücken. Der Dunkle Lord hatte gerade einem lebenden Menschen etwas Schlimmeres als den Tod angetan und LACHTE!

Snape war bei Voldemorts Heiterkeitsausbruch zurückgewichen, die Angst in seinen Augen hatte wenn möglich noch zugenommen.

Er rannte über die Lichtung, immer auf der Suche nach einem Ausweg. Er kam Sirius immer näher...

Und Sirius beschloss, dem Mann, den er seitdem er ihn das erste Mal gesehen hatte hasste wie niemanden sonst, zu helfen.

Egal was früher zwischen ihnen gewesen war, egal welcher Verbrechen Snape sich schuldig gemacht hatte, er war genug bestraft worden. Er hatte endlich Frieden verdient.

Entschlossen griff er nach dem gestohlenen Zauberstab, den er einer alten Oma in London abgenommen hatte und machte sich bereit.

Er wartete auf den Moment, in dem Snape wieder an seinem Versteck vorbeikommen würde. Dann wollte er zusammen mit Snape irgendwohin apparieren, irgendwohin, Hauptsache fort von hier.

Freudlos lachte Sirius auf. Er war erfolgreich gewesen, er war mit Snape im Arm unter Voldemorts Nase in diese leerstehende Hütte appariert. Doch das war schon einige Stunden her. Und Snapes Zustand hatte sich nicht gebessert.

Die Sonne war inzwischen aufgegangen, doch Sirius spürte die wärmende Strahlung nicht, obwohl er am Fenster stand. Er glaubte noch immer die Kälte der Nacht zu spüren. Vielleicht würde sie nie wieder vergehen...

Just don't close your heart
Just don't close your heart
Just don't close your heart

Schon wieder diese sanfte Männerstimme… Sie sprach ihm Vergebung aus, doch das war Sirius egal. Er wollte nur Verständnis für sein Handeln von einer bestimmten Person... und die lag hinter ihm auf der Liege.

Don't let me down
Don't let me down
Don't let me down

"Was tust du hier?"

Eine leise krächzende Stimme, vom vielen Schreien heiser geworden, getränkt mit Misstrauen.

Sirius wirbelte herum, die Augen weit aufgerissen vor Schreck. Das konnte nicht sein! Das war absolut unmöglich! Snape hatte den Kuss des Dementors erhalten, er besaß keine Seele mehr, er KONNTE gar nicht mit ihm reden.

Und doch sah Sirius Snape wach auf der Liege, den Körper angestrengt auf einem Arm aufgestützt. Snape sah erschöpft aus, ein Schatten des durchstandenen Horrors lag noch immer auf seinem Gesicht.

Schnellen Schrittes stürmte Sirius auf Snape zu und umarmte ihn stürmisch.

Snape versteifte sich, argwöhnte einen neuen Streich seines alten Feindes.

Mit stockender Stimme berichtete Sirius von der vergangenen Nacht, von den Schuldgefühlen, der Angst um ihn, Snape.

Aber wie konntest du das überleben? Ich habe gesehen, wie der Dementor... und dein Schrei und..."

Verwirrt brach Sirius ab. Die Erleichterung, die Angst, alles stürzte auf einmal auf ihn ein, begrub ihn unter sich. Schnell drehte er sich zum Fenster, damit Snape seine Tränen nicht sehen konnte. Es war trotz allem immer noch Snape.

Es war kein Dementor. Es war nur ein Irrwicht, der Dunkle Lord hat einen Weg gefunden, ihnen eine bestimmte Gestalt zu befehlen. Der Kuss von einem Irrwicht tötet nicht, er sorgt nur-" Snapes Stimme klang bitter „- dafür, dass man sämtliche schrecklichen Erlebnisse seines Lebens noch einmal durchlebt. Bei mir hat es halt eine Weile gedauert, bis ich einmal durch war. Wenn man… wenn man alles hinter sich hat, gibt der... ich nenn es mal Zauber, einen wieder frei und man ist bereit für neue Folter. Du hast doch wohl nicht wirklich geglaubt, der Dunkle Lord ließe einen Verräter einfach so gehen?"

Sirius suchte nach Spott in Snapes Gesicht, doch er fand nichts. Snape meinte seine Frage ernst. Sirius nickte nur langsam.

Snape wurde blass.

"Ich habe dich gesehen, die ganze Zeit über. Du warst wie ein Schatten hinter all den schrecklichen... Erinnerungen. Ich konnte dir die Schuld an allem geben, was geschehen war, schließlich... konnte ich dich sehen. Du hast mich vermutlich vor dem Wahnsinn bewahrt..."

Snape sah Sirius ernst an. Sirius zuckte mit den Schultern.

Vermutlich bin ich für eine ganze Menge schlechte Erinnerungen verantwortlich, nicht wahr?"

Diesmal war es an Snape langsam zu nicken.

Ruh dich aus, ich denk mal, die Hütte hier ist sicher. Wenn du dich dann besser fühlst, kannst du ja nach Hogwarts zurückkehren. Dumbledore wird dich beschützen... vor Du- We... Voldemort. Und, Snape?"

Snapes Gesicht wurde misstrauisch. Er kannte diese Frage noch aus seiner Schulzeit, Sirius hatte sie ihm immer dann gestellt, wenn er wieder einen besonders gemeinen Zauberspruch wie den Mobilicorpus´ an ihm ausprobieren wollte.

Danke, dass du Harry gerettet hast."

Just don't let me down

Die Männerstimme hörte sich zufrieden an.

Und Snapes Lächeln ließ Sirius die Wärme der Sonne wieder spüren...

Ich hoffe, irgendjemand hat bis hierher durchgehalten, wenn ja, da ist noch so ein einsamer kleiner Knopf...