Kapitel 3
Harry begann langsam seine Augen zu öffnen. Millimeter für Millimeter kam das intensive Grün der Iris des Jungen ans helle, viel zu helle Tageslicht. Mit einem kleinen Stöhnen schloss der Gryffindor sofort wieder seine Augen und beschloss, das ganze noch einmal langsamer zu versuchen.
„Er kommt langsam zu sich. Ich denke du solltest jetzt den Raum verlassen. Es ist besser, wenn er dich nicht gleich sieht. Hoffentlich kommt Severus bald." Narzissa zeigte auf die Tür und Lucius befolgte ohne darüber nachzudenken die Bitte seiner Frau. Er hatte verstanden, dass Harry sicherlich weniger Angst haben würde, wenn eine freundliche Frau bei ihm sein würde, als wenn er Lucius, seinen zweiten Erzfeind nach dem Dunklen Lord sehen würde.
Harry blinzelte inzwischen erneut.. Schemenhaft konnte er erkennen, dass er sich scheinbar nicht mehr bei den Dursleys befand. Wo aber befand er sich nun? Vorsichtig tastete er nach rechts um nach seiner Brille zu suchen.
„Hier, mein Schatz." Narzissa lächelte sanft und drückte dem verdutzten Jungen die Sehhilfe in die Hand.
Als dieser diese nun aufgesetzt hatte, blickte er in die freundlichen silberblauen Augen einer hochgewachsenen blonden Frau. Im ersten Moment dachte er, sie von irgendwo her zu kennen, doch dann machte sich die Schwäche in seinem Körper wieder bemerkbar und er fragte nur leise „ Wo bin ich hier? Wer sind sie?"
„Du bist in Sicherheit Harry. Sowohl vor dem Dunklen Lord, als auch vor Dumbledore. Bitte erschrick nicht. Wir befinden uns hier in einer versteckten Etage von Malfoy Manor und ich bin Narzissa Malfoy.
War Harry bereits von seiner Schwäche noch blasse, wurde er jetzt weiß wie der Schnee der im Winter in Massen vom Himmel fiel. „Malfoy?" stotterte er und rückte in dem Kissenstapel in dem er lag immer weiter zur Wand.
„Kein Angst Harry. Hier wird dir keiner was tun. Lucius und ich sind sogenannte Neutrale. Wir sind zwar offiziell dem Dunklen Lord zugetan, wollen so aber nur Draco schützen. Was wir wirklich von ihm halten möchte ich an dieser Stelle nicht sagen. Es ist sicher dasselbe, dass du von Dumbledore hälst."
„Und sie werden mich nicht verraten?" die leuchtenden Smaragde sahen die Frau, die neben ihm auf dem Bett saß misstrauisch an.
„Nein, weder die eine noch die andere Seite wird erfahren wo du bist, außer du möchtest es irgendwann."
Harry war in dem Moment zu verwirrt um noch irgendwas zu erwidern. Er lag jetzt hier in dem furchtbar weichen und warmen Bett. In einem traumhaft schönen Zimmer und diese Frau hier vor ihm erzählte nun, er müsse sich nie mehr Sorgen machen wegen Dumbledore oder Voldemort!
„Ich weiß, es ist sehr schwer zu verstehen. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass du wieder ganz gesund wirst. Dann sehen wir weiter. Ich bin mir sicher Severus wird auch bald wieder hier sein und dann wird er noch einmal mit dir sprechen."
Harry nickte nur mechanisch um ihr zu zeigen, dass er verstanden hatte. Das zauberte sofort ein Lächeln auf Narzissas Gesicht.
„Hab keine Angst mein Schatz, alles wird gut." Damit zog sie ihn in eine vorsichtige mütterliche Umarmung.
Zur gleichen Zeit in einem anderen Zimmer auf Malfoy Manor:
„Draco?" Lucius stand vor der Tür und klopfte schon zum dritten Mal, bevor es sein Sohn es endlich schaffte dieselbige zu öffnen.
„Was ist denn?" fragte dieser noch ganz verschlafen und deutete seinem Vater einzutreten.
„Ich habe mit dir zu reden Draco." Sagte Lucius streng und deutete auf die beiden Sessel vor dem Kamin.
„So früh? Du weißt doch, dass ich in den Ferien gern ausschlafe." Lucius musste innerlich über die Verschlafenheit seines Sohnes grinsen, nach außen jedoch zeigte er sich als strenger Vater. „Ich dachte wir hätten besprochen, dass du spätestens um 9 Uhr aufstehst und mit deinen Studien beginnst. Es ist bereits 11 Uhr, junger Mann." Die eisgrauen Augen blitzen den vor sich sitzenden Sohn herausfordernd an.
„Entschuldige Vater." sagte Draco leicht demütig und fügte dann ein leises „ Worüber wolltest du mit mir reden?" hinzu.
„Es geht um etwas sehr schwerwiegendes und ich muss mich jetzt voll auf dich verlassen können Draco." Begann er und erzählte die Geschichte, die bereits Severus ihm erzählt hatte.
„Potter bei uns?" Draco´s sonst fast allerbasterfarbene Haut färbte sich rötlich. „Das kann nicht dein Ernst sein oder? Wir sind Todfeinde. Er und ich unter einem Dach ist wie Dynamit das man entzündet. Das geht nie im Leben gut!"
„Ich habe dich dazu erzogen deine Gefühle unter Kontrolle halten zu können und genau das ist, was du jetzt zeigen musst. Das du genau das kannst!"
Draco schluckte hörbar. Wie sollte das nur gehen? Potter provozierte ihn wann immer es ging. Na ja, wenn er darüber nachdachte machte er das selbe bei ihm. Ein leichtes Grinsen überzog sein Gesicht. Ja das war wirklich eine Konstante in Hogwarts. Es konnte sich alles ändern, nur ihre Feindschaft blieb stets bestehen.
„Draco Malfoy, hörst du mir nicht zu?" Lucius hatte seine Stimme wütend erhoben, denn er hatte seinen Sohn nun schon zum zweiten Mal angesprochen, doch der schien in Tagträumen gefangen.
„Doch doch Vater. Was sagtest Du gleich?" Lucius schüttelte nur den Kopf. „Ich sagte egal was auf Hogwarts war, ich dulde unter meinem Dach keine offenen Konfrontationen! Harry geht es gesundheitlich sehr schlecht. Von seinem seelischen Zustand wahrscheinlich ganz zu schweigen. Also bemühe dich, ihm das Leben hier so angenehm wie möglich zu gestalten und wenn es dir nicht möglich ist, geh ihm aus dem Weg. Verstanden?"
Draco zog ein wenig seinen Kopf ein. Sein Vater hatte schon lange nicht mehr so streng mit ihm gesprochen und die harschen Worte die an ihn gerichtet waren, ließen keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit.
„Ich verspreche es."
Bei Harry im ZimmerNarzissa hatte gerade nach einer Hauselfe gerufen, als Harry leise sagte „Bitte, ich möchte nichts essen Mrs.Malfoy. Ich habe die ganze Zeit nur trockenes Brot zu mir nehmen dürfe.. Eine Mahlzeit wie sie bestellt haben, könnte ich unmöglich bei mir behalten."
Die blonde Frau sah den Jungen, der inzwischen recht entspannt in die Kissen gekuschelt da lag, mitleidig an. Richtig, Lucius hatte ihr erzählt, dass der Junge nahezu nichts zu Essen bekommen hatte, aber so richtig hatte sie das einfach nicht wahr haben wollen.
„Kein Problem Harry. Dann wirst du zunächst einmal eine einfach kräftige Hühnersuppe essen und dann werden wir langsam steigern." Dabei strich sie dem Schwarzhaarigen sanft über die Hand, die auf der silbernen Bettdecke lag.
„Mrs. Malfoy, auch wenn ich noch immer nicht verstehe merke ich, dass sie sich um mich bemühen, dafür möchte ich ihnen danken." Harrys Augen leuchteten sie dankbar an und Narzissa hatte nicht das Gefühl einen 16 Jährigen Jungen vor sich zu haben, sondern ein kleines Kind, dass die Liebe seiner Mutter brauchte.
Plötzlich klopfte es laut und Sekunden später stand Severus in der Tür. „Oh wie ich sehe sind sich wach Mr. Potter!" er zog zufrieden eine Augenbraue nach oben, als er sah dass Harry scheinbar die Nähe der Malfoys und sein derzeitiges Versteck akzeptierte.
„Ja, er ist vor einer Stunde aufgewacht Severus. Er ist noch sehr schwach und ich habe für ihn etwas zu Essen bei den Hauselfen bestellt. Wir müssen ihn wieder zu Kräften bringen."
Der Tränkemeister nickte ernst. „Sicher Narzissa. Mr.Potter, sie wissen inzwischen wo sie sich befinden?"
Harry schlug die Augen auf die Decke und antwortete kaum vernehmlich. „Ja weiß ich Professor. Bitte bringen sie mich nicht nach Hogwarts zurück Der Schulleiter schickt mich nur wieder zurück zu den Dursleys. Und...""damit brach er ab und erste glitzernde Tränen rollten die eingefallenen Wangen hinab.
„Pssst." Versuchte Narzissa ihn zu beruhigen und wollte ihn in ihre Arme ziehen, doch der Junge entwand sich ihrer Zuneigung. „Ganz ruhig Mr. Potter. Sie müssen nicht zurück zu Dumbledore. Sie bleiben hier, bis wir eine Lösung gefunden haben. Ich habe sie nicht umsonst aus dem Ligusterweg entführt." Die Worte die der Zaubertrankprofessor gesprochen hatte, drangen nur langsam in das Gehirn des Jungen vor. Er musste nicht zurück, der Professor hatte ihn entführt und damit gerettet? Harry blickte auf und sah den Lehrer fragend an. „Warum?"
