anu: Danke für dein Review! Es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt.

stille Leser, falls es welche gibt: Bitte schreibt Reviews. Das spornt immer zum Weiterschreiben an und scheut euch nicht, alle Kritik, die euch einfällt, an mir herauszulassen, sonst kann ich mich nicht verbessern. Ich beiße auch nicht. Versprochen. ;)


Kapitel 2: Sesshoumarus Reue

'Wo ist sie?' Sesshoumaru stand im Mondschein auf einem Hügel und blickte gedankenversunken in ein großes Tal. 'Wenn Naraku meine Schwachstelle entdeckt, gibt es laut Chiyo keine Rettung mehr. Tensaiga schützt mich nur vor dem Tod. Was ist meine Schwäche?' Er hörte hinter sich das laute Stampfen von Ah-Uhn, der die schlafende Rin trug. 'Wie sieht das Mädchen, das ich finden soll, aus? Wie erkenne ich sie? Ich werde es wissen, wenn ich sie sehe. Ein Mensch... Wie soll mir ein niederes Wesen helfen? Was ist an ihr so ungewöhnlich?'

Jaken trat zu ihm und fragte: "Hast du eine Spur, Meister?"

"Ja", sagte Sesshoumaru plötzlich, obwohl es ihm vorkam, als würde nicht er sprechen, "dort unten." Er zeigte ins Tal. "Wartet hier."

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Die Freunde hatten kein Dorf gefunden, in dem sie die Nacht verbringen konnten, also mussten sie auf einer Lichtung im Wald übernachten. Sie waren gerade mit dem Essen fertig, als in den Bäumen plötzlich eine helle Gestalt erschien und Inuyasha ein nur viel zu bekannter Geruch in die Nase schlug. "Sesshoumaru!"

Sein älterer Bruder trat wortlos aus dem Schatten der Bäume und sah jeden der Gefährten durchdringend an, bis sein Blick auf Amaya haften blieb. Für einige Momente herrschte Stille. Dann -

'Das ist sie!' Mit einem Sprung war Sesshoumaru bei Amaya, die er sehr unsanft packte, und verschwunden, geräuschlos, wie er gekommen war.

Weder Inuyasha, noch Kagome, noch sonst jemand brachte vor Verwunderung einen Laut hervor. Kagome besann sich als erste und rief: "Amaya!" Doch sie wusste, dass es bereits zu spät war.

"Kommt, wir verfolgen seine Spur!", sagte Inuyasha.

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Amaya musste die recht unangenehme Erfahrung machen, von einem Dämon getragen zu werden, der sie sich wie einen Mehlsack um die Schulter geschwungen hatte. Sesshoumarus weißes Haar verschleierte ihr die Sicht. Sie wusste, dass er sehr mächtig war und sie gegen ihn keine Chance hatte, auch wenn sie Hotarus Kräfte einsetzte. Doch sie wollte ihre Freiheit nicht kampflos aufgeben.

"Lass' mich los, du aufgeblasener Flohfänger!"

Im nächsten Moment fühlte Sesshoumaru in der Magengegend einen kräftigen Tritt, doch das war es nicht, was ihn zum Erstarren gebracht hatte. Es war ein brennender Schmerz, der ihn zum Zittern zwang. Er stand wie angewurzelt da und Amaya war von seiner Schulter gestürzt. Eine Flucht war zwecklos, also richtete sie sich kampfbereit auf, ihre Finger gespreizt, bereit Blitze zu schlagen. Ihrem Gegner hatte sie nur einen harmlosen Schockblitz verpasst.

"Du scheinst sehr mutig zu sein", bemerkte Sesshoumaru, "aber auch sehr töricht. Es wäre besser für dich, wenn du dich nicht wehren würdest."

"Ach ja? Blitz des Todes!"

Sesshoumaru sprang geschickt zur Seite und wirkte geradezu vergnügt, als Amaya auf ihn erneut Blitze schoss. 'Was will der nur von mir? Warum greift er nicht an?'

"Hör' besser auf, sonst werde ich dich angreifen müssen!"

"Sehe ich blöd aus?", schrie Amaya und wollte gerade einen weiteren Blitz erzeugen, als Inuyasha scheinbar aus heiterem Himmel geflogen kam und Tessaiga gegen seinen Bruder richtete.

"Geh' zur Seite, Inuyasha, ich bin nicht hinter Tessaiga her", sagte Sesshoumaru, eine Spur verärgert.

"Glaubst du, du kannst einfach ungestraft meine Freunde entführen? Was willst du überhaupt von ihr?"

"Das geht dich nichts an. Also geh' zur Seite, ich habe nicht ewig Zeit."

"Dann verschwinde!"

"Du lässt mir keine andere Wahl!" Sesshoumaru zog Toukijin und versuchte, mit Gewalt an Inuyasha vorbeizukommen, doch der Halbdämon wehrte seinen Agriff ab. Amaya dachte immer noch nicht an die Flucht, sondern sah nur entsetzt dem Kampf der Brüder zu. Bald gelang es Sesshoumaru, Inuyasha mit einem schlauen Trick abzulenken und Amaya wieder in seine Gewalt zu bringen. Er raste davon, diesmal ohne Verzögerung, denn, wie unbequem es auch war, war Amaya schließlich eingeschlafen, da sie von dem langen Marsch mit ihren neuen Freunden und ihrem kurzen Kampf mit Sesshoumaru sehr erschöpft war. Im Kopf des Dämons schwirrten viele Gedanken herum. Ihm war ihre Schönheit nicht entgangen, doch viel aufregender fand er ihre Kräfte.

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Rin und Jaken schliefen beide, ganz fest an Ah-Uhn gekuschelt, als Sesshoumaru auf dem Hügel auftauchte und Amaya neben einem Baum ablegte, diesmal sanft, damit sie nicht aufwachte und ihn wieder mit ihren Blitzen beschloss. Er beschloss, über die Nacht auf dem Hügel zu bleiben, denn er wollte die Zeit, in der alle schliefen, zum Nachdenken nutzen. Er setzte sich nicht weit von Amaya hin, sodass er einen guten Blick auf sie hatte und musterte sie ganz scharf, auf der Suche nach weiteren merkwürdigen Dingen an ihr. Doch ihm fiel nichts besonders Wichtiges auf, außer ihrem Geruch, der ihm zugegeben irgendwie gefiel. Schließlich gab er die Hoffnung auf und verbrachte die Zeit damit, sich ihren Duft in die Nase steigen zu lassen, bis etwas in ihm plötzlich Alarm auslöste. Er trat leise zu ihr und starrte sie eine Weile an. 'Hab' ich's mir doch gedacht... Eine Dämonenaura... Interessant...'

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Als Amaya am nächsten Morgen aufwachte, brauchte sie erstmal einige Augenblicke, um zu verstehen, wo sie war und wo Inuyasha und die anderen geblieben waren. Erst als die Erinnerung an die letzte Nacht sich bis zu ihrem verschlafenen Gehirn durchgekämpft hatte, fielen ihr ein kleines Mädchen und ein kleiner Krötendämon ins Auge, die nicht weit von ihr hockten. Ganz in der Nähe lag ein zweiköpfiger Drache und weiter entfernt stand eine einsame Gestalt, der sie ihre Gefangenschaft verdankte. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen. Das Mädchen bemerkte dies und lief zu ihr.

"Hallo, ich bin Rin", sagte die Kleine und reichte Amaya ein Stück Melone. "Hast du Hunger?"

"Danke", erwiderte Amaya, die keine Freundlichkeit erwartet hatte. "Ich heiße Amaya."

Rin lächelte und stellte den Rest der Gruppe vor: "Das sind Meister Jaken, Ah-Uhn und -"

"Sesshoumaru", zischte Amaya mit einem wütenden Blick zu der Gestalt.

Der Hundedämon wandte sich jetzt um und ging zu seinen Gefährten.

"Es wird Zeit", verkündete er.

Rin setzte sich auf Ah-Uhn und Sesshoumaru beugte sich zu Amaya, um sie wieder hochzuheben. Doch sie wich zurück und rief: "Pfoten weg, du stinkender Köter! Ich kann selber gehen!"

"Du könntest fliehen."

"Wenn du mich vernünftig behandelst, laufe ich auch nicht weg."

Sesshoumaru nickte nur. Sie stand auf und stolzierte voraus.

"Falsche Richtung!", sagte der Dämon mit einem schliefen Grinsen. "Mir nach."

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Sesshoumaru erwies sich als gnadenloser als Inuyasha, der so wild darauf brannte, Naraku zu finden, dass er gegen fast jede Pause protestierte. Doch Sesshoumaru tat anscheinend so, als würde er Amayas Keuchen nicht hören. Schließlich setzte sie sich zu Rin auf Ah-Uhn, doch auch so wurde ihre Reise nicht viel angenehmer.

"Können wir bitte Pause machen?", fragte sie, als sie es nicht mehr aushielt.

Sesshoumaru zeigte keine Reaktion.

"KÖNNEN WIR BITTE PAUSE MACHEN?", bat sie nun um einiges lauter.

"Du brauchst nicht zu schreien", sagte Sesshoumaru, "ich höre dich ganz gut."

"Können wir nun anhalten?"

"Nein."

"Warum?"

"Darum."

"Aber ich bin müde!"

"Dann setz' dich auf Ah-Uhn."

"Ich sitze auf ihm, du alte Blindschleiche!"

"Dann musst du dich auch nicht beschweren."

"Aber mein Hintern tut mir schon vom Sitzen weh!"

Sesshoumaru seufzte, ging zu Ah-Uhn und schwang sich Amaya wieder mehlsackartig über die Schulter.

"Hey, so hab' ich's nicht gemeint!", kreischte sie.

Sesshoumaru fuhr zornig seine Krallen aus.

"Jetzt halt' endlich die Klappe!"

"Erst, wenn wir eine Pause machen!", antwortete Amaya stur und hielt sich Sesshoumarus langen Haare aus dem Gesicht, damit sie ihr beim Sprechen nicht in den Mund gelangten.

Der Dämon antwortete nicht, sondern ballte seine Hand zur Faust und biss die Zähne zusammen. Ein jäher Schmerz entflammte in seinem Rücken und ihn überkam erneut das Zittern, verursacht durch einen neuen Schockblitz von Amaya, die unsanft auf dem Boden landete, als Sesshoumaru sie unter Schock losließ.

"Hör' gefälligst auf damit!", fuhr er sie an.

"Nur, wenn wir anhalten!" Amaya pflanzte sich wutentbrannt vor ihm auf. Sie reichte ihm zwar nur bis zur Schulter, doch sie starrte ihn wie einen frechen, kleinen Bengel an.

"Wir gehen weiter", knurrte Sesshoumaru und beugte sich über sie, um ihr zu zeigen, wer hier das Sagen hatte.

"Nein, wir machen Pause!", beharrte Amaya und versuchte dasselbe, was ihr natürlich nicht gelang.

Sesshoumaru brummte etwas von wegen "aber nur ganz kurz" und wandte sich ab.

-

Es wurde Abend und schon bald begann Amaya wieder zu stöhnen. Sie verlangte, ein Nachtlager aufzuschlagen, was Sesshoumaru strickt ablehnte. Naraku würde ja schließlich nicht tatenlos dasitzen, während er so viel Zeit wegen Amaya vergeudete.

"Wir marschieren die Nacht durch und das ist mein letztes Wort", sagte er, doch Amaya pflanzte sich trotzig ins Gras. "Steh' auf, wir gehen weiter."

"Nein."

Wie kann einer, ob Mensch oder Dämon, gegen eine solche Hartnäckigkeit ankämpfen? Sesshoumaru beschloss nachzugeben. Am liebsten hätte er sie schon längst in Stücke gerissen, wenn da nicht Chiyos Warnung mit der Schwäche gewesen wäre. Und auch Amayas wunderbarer Geruch... Wenn es nach ihm ginge, könnte er sie Tag und Nacht beschnüffeln, nur um ihren Geruch zu genießen, aber er hielt sich selbstverständlich davor zurück.

"Weißt du was?", hörte er sie zu ihm sprechen. "Du bist wirklich ein ungezogener Rüpel." Sie warf ihm einen sehr giftigen Blick zu und kuschelte sich in ihren Umhang. "Gute Nacht und schlechte Träume", wünschte sie ihm noch und drehte sich mit dem Gesicht zu einem Baumstamm.

Jaken sah besorgt zu seinem Meister hinüber, der ziemlich erschöpft und sogar etwas grünlich im Gesicht wirkte.

"Ich verfluche den Tag, an dem ich diese Göre zu mir geholt habe", seufzte Sesshoumaru und seine Stimme klang eher wie ein schwaches Jaulen. Amaya richtete bei ihm viel mehr Schaden an, als die meisten Dämonen zusammengenommen.