Nachdem Angie mit dem Essen fertig war, machte sie sich auf den Weg zurück in ihre Räume, jedoch fand sie nicht den richtigen Weg. Stattdessen fand sie die Bücherei und war nicht gerade unglücklich über diesen Zufall. Sie betrat die Bücherei und war wirklich erstaunt über die Vielfalt der Bücher, die sich in den schier unzähligen Regalen befand. Sie nahm sich ein Buch, was äußerst interessant auf sie wirkte – Hogwarts: A History. ‚Das zu lesen, ist bestimmt nicht schlecht. Vielleicht befindet sich ja auch ein Lageplan in diesem dicken Wälzer.' Angie war so vertieft die Bücher der weiteren Regale, dass sie gar nicht bemerkte, dass plötzlich jemand neben ihr stand. Als sie es doch bemerkte, fiel sie vor Schreck fast in Ohnmacht. „Professor Snape! Haben Sie mich erschreckt!" „Oh, das war nicht meine Absicht. Ich wollte nur sehen, welche Art der Literatur Sie so in ihren Bann zieht." „Sie können ja auch nett sein!" Angie schämte sich für ihre Worte, denn Severus ging von ihr weg und stellte sich vor ein weiteres Regal. „Das tut mir leid. Ich wollte Sie nicht beleidigen." „Ist schon in Ordnung. Aber finden Sie nicht, Sie sollten langsam schlafen gehen? Morgen am Abend kommen die Schüler, und das wird bestimmt anstrengend." „Wieso anstrengend?" „Die Feier dauert immer ziemlich lang, ich schätze, vor drei werden Sie nicht ins Bett kommen und übermorgen beginnt auch schon der Unterricht. Also bitte begeben Sie sich jetzt zur Ruhe, nicht dass Sie ihre erste Unterrichtsstunde schlafend abhalten!" Angie musste lachen, als sie das hörte. ‚Dieser Snape kann ja wirklich ganz amüsant sein...' „Professor Snape?" „Ja?" „Würden Sie mir bitte einen Gefallen tun?" „Wie kommen Sie darauf, dass ich das tun würde?" „Bitte!" „Ist ja schon gut. Also welchen?" „Ich kenn mich hier noch nicht so gut aus. Besser gesagt überhaupt nicht – wie sie ja vorhin schon bemerkt haben, als ich mich zu Ihnen hinunter verirrte." „Reden Sie nicht solange um den heißen Brei herum – Sie wollen, dass ich Sie zu Ihren Räumen begleite, damit Sie sich nicht wieder verirren, oder?" „Ja, genau. Würden Sie mich denn begleiten?"

Severus tat es und Angie kam unversehrt in ihre Räume zurück. Am nächsten Tag schaffte sie es sogar, ohne Umwege in die Große Halle zu gelangen. Als sie diese betrat, saß Severus schon an seinem Platz. ‚Er sieht so einsam aus... Kein Wunder, bei der Arroganz... aber irgendwie ist er auch total süß... Angie!' Angie konnte nicht fassen, was sie da gerade über Severus gedacht hatte. Immerhin war er am Vortag ja ziemlich fies zu ihr. ‚Aber am Abend war er total nett...' Inzwischen war Angie beim Tisch angekommen und begrüßte ihre neuen Kollegen. Auch sie wurde wieder herzlich in Empfang genommen und Angie setzte sich daraufhin gut gelaunt an ihren Platz neben Severus. „Guten Morgen, Professor Snape!" Als Antwort bekam sie nur etwas, das sich anhörte wie ein „Ja ja." „Sie scheinen ja nicht gerade der gesprächigste Mensch zu sein, oder? Also gestern am Abend waren Sie ganz anders." „Und Sie scheinen eine richtige Nervensäge zu sein. Also bitte lassen Sie mich in Ruhe frühstücken. Das geht ab morgen ja ganze zehn Monate nicht mehr." „Ich bin ja schon still. Darf ich wenigstens fragen, warum Ihre Laune so... so..." „SO WAS?" Alle sahen zu Severus, als dieser ‚etwas' lauter wurde und alle hatten einen entsetzten Gesichtsausdruck. Albus fand als erster zu Worten. „Severus, was ist den los? Könnten Sie nicht wenigstens versuchen, nett zu Professor Peterson zu sein?" Daraufhin begann Angie zu kichern, was Severus' Laune nicht unbedingt hob. Die anderen Lehrer wandten sich wieder von den beiden ab und widmeten sich ihrem Frühstück. „Scheint Sie wohl sehr zu amüsieren, oder?" „In der Tat, Professor Snape. Ich glaube, Sie sind gar nicht das Ekel, wofür sie jeder hält. Ansonsten hätte der Direktor bestimmt schon aufgegeben, Sie zur Vernunft zu überreden." „Vernunft... pah! Als ob Sie wüssten, was das ist!" „Ich weiß sehr wohl, was Vernunft ist! Zum Beispiel, nett zu seinen Kollegen zu sein. Immerhin muss man mit eben diesen einen Großteil seines Lebens verbringen!" „Aha. Schön. Also ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Ich muss jetzt nämlich vernünftig sein und arbeiten." „Den schönen Tag wünsche ich Ihnen auch. Und bleiben Sie nicht zu lange in Ihrem Kerker und lassen es dabei, von schlechter Laune umgeben zu sein. Davon bekommt man nur Falten." Sie sagte das mit Absicht ein wenig lauter und nun begannen auch alle anderen am Tisch zu kichern. So hatte Severus noch niemand die Stirn geboten. „Das werden Sie mir büßen!", zischte Severus, bevor er verschwand.

Als Severus im Kerker war, wusste er auch schon, wie er sich an Angie rächen konnte. ‚Oh ja, du wirst es nicht mehr wagen, alleine im Schloss umherzuwandern. Ich werde dir einen solchen Schrecken einjagen, dass du dir wünscht, nie geboren worden zu sein!' Ein diabolisches Grinsen umspielte Severus' Lippen, als er sich seinen Schlachtplan ausgedacht hatte.