Hallo ihr lieben Weiterleser !

Also um es schon mal vorweg zu sagen: Die Personen in unserer Geschichte werden sich alle etwas merkwürdig verhalten... oder nicht so, wie man es vielleicht vermuten würde. Also wundert euch bitte nicht, wir haben unserer Fantasie einfach freien lauf gelassen...

Trotzdem wünschen wir auch weiterhin viel Spaß !


Natasha

Ich spürte, wie meine Lippe aufhörte zu pochen. Der Schmerz ließ augenblicklich nach und kurze Zeit später schien auch die Schwellung völlig verschwunden zu sein.
Als sie ihre Hand wieder wegnahm, tastete ich sofort ihren Mund ab. Meine Wunde war verschwunden.

„Das ist unmöglich", stammelte ich. „Da ist nichts mehr. Als wenn ich nie geschlagen worden wäre..."

Michelle lächelte mich an. „Wenigstens etwas, was ich für dich tun kann, wenn ich es schon nicht geschafft habe dich zu befreien."

„Was geht hier eigentlich vor?" wollte ich wissen.

„Ich habe gesehen, wie Malfoy dich entführt hat. Und da bin ich hierher und wollte dich befreien. Aber du hast ja gesehen, wie gut das geklappt hat. So ein Anfängerfehler aber auch. Dafür könnte ich mich ohrfeigen."

„Wieso?"

„Ohne Zauberstab können wir unsere Kräfte nicht nutzen."

„Aha." Stirnrunzelnd sah ich sie an. Wieso hatte sie mich dann heilen können? Allerdings hatte ich im Moment keine Lust sie danach zu fragen. Wer weiß, vielleicht wurde sie ja auch sauer, wenn ich ständig Fragen stellte.

„Du glaubst mir nicht", stellte sie fest.

„Na ja, zugegeben, es klingt alles ein wenig wie aus einem schlechten Roman. Ich meine Zauberer und Hexen... ich bitte dich."

„Hast du denn nicht schon genug erlebt, um das zu glauben?"

„Trotzdem..."

„Na schön, dann werde ich dich wohl über uns aufklären müssen. Es gibt tatsächlich Zauberer. Manche von uns leben wie ganz normale Menschen. Es gibt sogar welche, die mit Muggeln zusammenleben. Wir haben eine eigene Schule, Hogwarts, wo unsere Kinder zu Zauberern ausgebildet werden. Es kann unter Umständen auch vorkommen, dass Kinder mit Muggeleltern auch magische Fähigkeiten haben können. Die meisten stammen jedoch aus reinen Zaubererfamilien. Das Zaubereiministerium überwacht uns quasi. Es gibt bestimmte Sachen, die wir nicht tun sollen, weil sie zu gefährlich sind."

„Und du gehörst zu diesem Ministerium?"

„Ja." Seufzend lehnte sich Michelle an die Wand und schloss die Augen.

„Worüber denkst du nach?" fragte ich sie nach einer Weile.

„Darüber, wie wir hier wieder weg kommen. Aber ohne Zauberstab ist es praktisch unmöglich."

„Sagtest du nicht gerade, dass ihr ohne die Stäbe eurer Kräfte beraubt seid?"

„Ja, leider", seufzte sie.

„Aber warum kannst du dann noch zaubern? Ich meine dein Stab ist weg und du konntest mich trotzdem heilen", wollte ich wissen.

Sie sah mich mit einem Blick an, den ich nicht zu deuten wusste.

„Manche Zauberer können es eben und manche nicht", wich sie mir aus.

Ich kannte mich zwar nicht mit solchen Sachen aus, aber irgendwie spürte ich, dass sie in diesem Punkt nicht die Wahrheit sagte. Aber eigentlich wusste ich ja auch überhaupt nichts über sie.

„Kannst du deinen Zauberstab nicht wieder zurück klauen?"

„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie uns die Gelegenheit dazu geben? Erst mal müssen wir aus dieser Zelle hier raus."

Lucius und Jason

Im Kaminzimmer lief Jason unruhig auf und ab. Es musste doch eine Möglichkeit geben, seinen Bruder dazu zu bringen, die beiden Frauen dort unten nicht versauern zu lassen. Einerseits durfte er sich seinem Bruder nicht zu erkennen geben, andererseits wollte er auch nicht, dass die beiden Frauen weiter dort unten im Keller hockten.

„Kannst du dich nicht hinsetzen?" nörgelte Lucius. „Du nervst."

„Wir können sie nicht ewig da unten eingesperrt lassen", überging Jason den Kommentar seines Bruders.

„Irgendwann wird das Ministerium aufmerksam werden und das können wir uns gar nicht leisten. Vor allem du kannst es dir nicht leisten, Bruder. Sie haben dich sowieso schon im Verdacht ein Todesser zu sein."

„Woher willst du das wissen?"

„Äh... war eigentlich nur ne Vermutung."

Jason drehte sich schnell um, damit Lucius seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Mist, fast hätte er sich verplappert.

„Na ja, was ich eigentlich sagen will ist, dass wir es uns nicht erlauben können, sie da unten fest zu halten. Wenn das jemand herausfindet, stehst du ganz schlecht da, Bruder."

„Dann darf es eben niemand heraus finden, wäre ja nicht das erste Mal...", brummte Lucius, war mit seinen Gedanken aber ganz woanders.

„Du willst sie doch nicht umbringen?"

„Hättest du denn was dagegen?"

„Im Prinzip nicht", meinte Jason langsam. „Nur wäre das keine gute Idee. Die eine ist ein Muggel und die andere ein Auror."

„Woher weißt du, dass sie ein Auror ist?"

„Wie wäre sie sonst hier herein gekommen?"

„Hm, und was machen wir dann mit ihnen?"

„Sieh es doch mal so. Wir haben den Zauberstab." Grinsend hielt Jason Michelles Zauberstab in die Höhe. „Ohne Stab kann sie nicht mehr hier weg. Und die andere sowieso nicht. Und... ich brauche mir keine Umstände machen, um mir einen neuen Stab zu besorgen."

„Du meinst also, wir sollen sie hier frei herum laufen lassen? Das gefällt mir gar nicht."

„Wenn wir es nicht tun, wirst du höchstwahrscheinlich bald in Askaban landen und ich gleich mit. Willst du das?"

„Nein, natürlich nicht."

„Siehst du? Sie können ohnehin nichts anstellen... he... hallo... hörst du mir überhaupt zu?"

„Ja, ja. Wie konnte sie nur meine Abwehrzauber überwinden?"

Jason seufzte. Wie er seinen Bruder kannte, würde er den ganzen Abend noch darüber nachgrübeln.

Michelle

„Weißt du", meinte ich seufzend zu Natasha. „Vielleicht sollten wir versuchen es uns irgendwie so bequem wie möglich zu machen. Scheint so, als müssten wir ne Weile hier ausharren."

Natasha wirkte nicht gerade begeistert.

„Was glaubst du, haben sie mit uns vor? Wollen die uns umbringen? Oder vielleicht als Sexsklaven behalten?"

Bei Natashas letzter Vermutung musste ich lachen.

„Was ist daran bitte komisch?"

Ich schmunzelte immer noch.

„Glaub mir, vergewaltigen werden die uns nicht."

„Und was macht dich da so sicher?" Natasha fand das immer noch nicht lustig.

„Weil das absolut nicht dem Verhalten von Zauberern entspricht. Sicher, gedanklich würden sie einen missbrauchen, dadurch, dass sie in deine Gedanken eindringen, wie Malfoy es schon bei dir gemacht hat. Aber nicht körperlich. Außerdem haben wir es hier mit Malfoys zu tun… und auch wenn sie zur dunklen Seite gehören und Mistkerle sind, legen die Malfoys trotzdem Wert auf Ehre und Benehmen. Nenn es einen Widerspruch, aber das ist so."

„Dunkle Seite? Was hat es denn damit auf sich?"

„Die Zaubererwelt steht kurz vor einem Krieg, Natasha. Du kennst doch Star Wars, oder?"

Sie nickte.

„Dann stell es dir so ähnlich vor. Gut gegen böse eben."

„Und die Malfoys gehören zu den Bösen?"

„Ja, genau. Leider konnte das Ministerium sie bisher nicht überführen. Aber deine Entführung stellt einen groben Verstoß gegen unsere Gesetze dar… und wäre daher eine ausgezeichnete Möglichkeit Malfoys Landsitz zu durchsuchen und ihn nach Askaban zu schicken."

Natasha fragte sich zwar, was Askaban war, verkniff sich aber diese Frage, da ihr etwas anderes aufgefallen war.

„Also bist du nicht nur hierher gekommen um mich zu retten. Ihr wollt Malfoy nur etwas nachweisen und mich dafür benutzen."

Irgendwo hatte Natasha Recht, aber das wollte ich natürlich nicht zugeben.

„Also so kannst du das nun auch nicht hinstellen. Ich bin immerhin deine beste Möglichkeit hier rauszukommen."

„Ich würde nur gerne die Wahrheit hören."

„Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters, Natasha."

„Blödsinn! Ich lass mich nicht mehr mit solchen Floskeln abspeisen! Zauberer, Hexen, Flüche! So etwas gibt es doch gar nicht. Vielleicht steckt ihr ja alle unter einer Decke und habt mich zusammen entführt um meinen Vater zu erpressen."

Ich lehnte mich seufzend an die Wand.

„Natasha, glaub mir. So etwas liegt Zauberern nicht, okay? Und ich habe auch keine Ahnung, wer du bist, also lass deine Wut auf Malfoy nicht an mir aus. Ich wollte nur helfen."

„Ja", ereiferte sie sich weiter, „aber nur aus eigennützigen Motiven. Ich will jetzt die Wahrheit hören!"

Langsam ging Natasha mir auf die Nerven.

„Die Wahrheit? Du möchtest die Wahrheit hören? Na gut…" Ich tat als hätte ich einen Haufen Kinder vor mir. „Die Wahrheit ist: Es gibt gute und böse Zauberer…"

„Ich glaub das immer noch nicht! Es gibt keine…" Warf Natasha ein, aber ich brachte sie mit einem strengen Blick zum Schweigen.

„Doch gibt es! Die guten Zauberer", fuhr ich fort, „nutzen ihre Kräfte nur in der vor Muggeln verborgenen Zaubererwelt, aber die bösen Zauberer halten sich nicht an Regeln oder Gesetze. Sie machen einfach, was sie wollen und benutzen auch schwarze Magie. Schon mal davon gehört? Bestimmt, nehme ich an. Da den bösen Zauberern alles egal ist und die meisten oder eher gesagt alle von ihnen Reinblüter sind, töten sie hier und da mal ein paar Muggel, nicht reinblütige Zauberer oder andere Leute die ihren Plänen im Weg stehen. Da sie so unglaublich mächtig sind, streben sie nach der Weltherrschaft… bla bla bla… und so weiter… das kanns du dir ja selbst denken und meine Familie ist die älteste Zaubererfamilie dieser Welt. Zufrieden? Noch Fragen?"

Natasha starrte mich nur an.

„Gut. Dann friss es oder nicht, aber wir sitzen hier fest und sollten uns etwas ausruhen."

Damit legte ich mich hin und versuchte einzuschlafen.

Um mich herum war es kalt und dunkel. Ich fühlte mich verloren. So als ob noch nie das helle Licht der Sonnenstrahlen über mein Gesicht gestreichelt hätte. Alle warmen Erinnerungen schienen verschwunden. Ich fühlte mich leer.

Hilflos tastete ich nach irgendetwas greifbaren und fand nur feuchte, kahle Steinwände. Vor meinen Augen lag ein Schleier und verschwommen erkannte ich ein paar Fackeln an der Wand, deren schwaches Licht förmlich von den Wänden aufgesaugt wurde. Dann hörte ich seine Stimme. Schwach und traurig.

Michelle! Michelle! Hilf mir! Sie sind bald hier!"

Ich erschrak. Das kann nicht sein, dachte ich, aber jeder klare Gedanke wurde sofort von der düsteren Atmosphäre verdrängt.

Edward?" rief ich schwach den Gang entlang. „Edward? Wo bist du? Ich kann dich nicht sehen."

Elle… komm zu mir. Du kannst mich retten. Nur du kannst es…"

Ich folgte seiner Stimme und tastete mich Schritt für Schritt vorwärts. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und die Angst schnürte meine Kehle zu. Ein Schauer lief meinen Rücken herunter, weil ich nicht wusste, was vor mir lag. Aber ich spürte, dass ich es jeden Moment entdecken würde.

Dann griff ich in ein Spinnennetz und schüttelte mich. Zitternd ging ich weiter und es schien heller zu werden. Der Schleier vor meinen Augen lüftete sich langsam und dann sah ich ihn.

Mein Bruder Edward saß in einer dunklen, feuchten Gefängniszelle und ich wusste, wo ich war. Ich war in Askaban. Dem wohl schrecklichsten Ort der Welt. Dem Zauberergefängnis, dass von Kreaturen der Dunkelheit bewacht wurde. Ein Ort an dem es keine Hoffnung gab. Für niemanden.

Michelle… ich wusste, dass du kommen würdest. Du kannst mich befreien. Du kannst mich retten…" Edward's Stimme klang nicht mehr verzweifelt, sondern einschmeichelnd.

Ich zitterte und meine Stimme war tränenerstickt.

Ich kann dir nicht helfen, Edward. Du hast schlimme Dinge getan… du hast sie ermordet…"

Aber Elle… ich wollte doch nur das Beste für uns… für alle reinblütigen Zauberer… Er hat mich dazu überredet. Er sagte, es wäre richtig. Überleg es dir Elle… Wir könnten die Welt beherrschen…"

Ich musste mich zusammenreißen, um nicht davon zu rennen. Irgendetwas hielt mich an diesem Ort fest und ich wusste nicht was. In meinem Inneren kämpfte ich dagegen an. Ich wollte weg. Weg von diesem unsagbar dunklen, kalten Ort. Aber ich konnte nicht. Ich war wie gelähmt.

Es tut mir leid, Edward…" Meine Stimme war nur ein schwaches, ersticktes Flüstern.

Mir auch."

Seine Stimme machte mir Angst. Er klang plötzlich stark und verächtlich.

Ich wollte weglaufen, aber meine Beine bewegten sich einfach nicht und dann spürte ich es.

Ein kalter, tödlicher Hauch, der sich von hinten näherte. Es war ein Dementor. Einer der Wachen von Askaban. Eine Kreatur der Finsternis, die niemals das Licht der Sonne erblickte… mit der Fähigkeit jeden verzweifeln zu lassen, indem ihm jegliche schöne Erinnerung und Emotion entzogen wurde.

Als der Dementor sich näherte, war ich wie erstarrt. Ich spürte seine Kälte. Es kam mir vor, als würde ich in einen Strudel gezogen und wie ein Ertrinkender schnappte ich nach Luft. Es war grauenvoll. Mein Herz raste und ich konnte keine klaren Gedanken fassen. Mir war bewusst, dass die Dementoren niemandem etwas anhaben konnten, der reinen Herzens war. Aber war ich das? Die Angst davor, dass die Antwort nein lautete, machte mich wahnsinnig.

Ich fühlte wie der Dementor seine Hand nach mir ausstreckte und ich wand mich, versuchte mich ihm zu entziehen, aber es war erfolglos. Dann spürte ich seine kalte Hand auf meiner Schulter. Wie die Kälte sich immer weiter ausbreitete… und ich schrie…

Lucius und Jason

„Ich traue Michelle nicht über den Weg. Wir sollten rausfinden, was sie vor uns verbirgt."

Lucius hatte es aufgeben, darüber nachzudenken, wie Michelle in seinen Landsitz eindringen konnte. Vielleicht bot sich ja die Gelegenheit es auf andere Art herauszufinden.

„Das kann ich ja machen", meinte Jason etwas schnell und erntete ein Stirnrunzeln von Lucius.

Jason zuckte nur mit den Schultern, er wusste selber nicht, warum er sich so schnell angeboten hatte. Das heißt, eigentlich wusste er das schon, nur würde er das niemals vor seinem Bruder zugeben.

„Meinetwegen, dann muss ich mich wohl um Tasha kümmern", meinte Lucius. „Mir gefällt es nicht, dass sie mit Michelle alleine ist."

„Ich dachte, du machst dir die Hände nicht an Muggeln schmutzig", stichelte Jason.

„Einer muss sich ja darum kümmern. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich sie nicht dir überlassen. Sie könnte uns vielleicht noch nützlich sein und vielleicht gelingt es mir ja, ihr Vertrauen zu gewinnen."

„Ha, wers glaubt. Diese Michelle wird sie schon umgeimpft haben."

„Dann lass uns keine Zeit verlieren."

Michelle

Erschrocken riss ich meine Augen auf und griff nach der Hand auf meiner Schulter. Plötzlich schrie noch jemand und es war Lucius Malfoy. Hastig entriss er mir seine Hand.

„Sind sie wahnsinnig?" Herrschte er mich an und rieb sich seine Hand.

„Was ist passiert?" fragte ich verwirrt.

„Du hattest einen Albtraum und hast geschrieen", meinte Natasha. „Malfoy wollte dich nur aufwecken."

Ich bemerkte, dass ich schweißgebadet war und fuhr mir mit der Hand durch meine Haare. Malfoy starrte mich einfach nur an.

„Was ist denn?" fragte Natasha ihn nun und er antwortete nur widerwillig.

„Als sie nach meiner Hand gegriffen hat, hatte ich das Gefühl mein Arm würde abfallen… oder eher gesagt abfrieren. Sie sind uns eine Erklärung schuldig…", meinte er dann zu mir. „Oder zumindest ich will jetzt wissen, was es damit auf sich hat!"

„Es tut mir leid", entschuldigte ich mich. „Ich hatte wohl wirklich einen Albtraum… und wenn ich mich bedroht fühle, kann es vorkommen, dass meine magische Kraft das Gegenteil von Regeneration hervorruft."

„Du meinst, du entsaugst einem Energie?" Natasha sah mich ungläubig an.

Ich nickte nur. Geschockt über mich selbst.

„Wovon hast du eigentlich geträumt? Immerhin hast du geschrieen…", bohrte Natasha weiter.

„Ich hab es vergessen", log ich und ich merkte, dass Natasha mir nicht zu glauben schien.

Bevor sie aber noch etwas erwidern konnte, betrat Jason ebenfalls die Zelle.

„Ist was?" fragte er und Lucius starrte ihn finster an.

„Michelle verfügt scheinbar über Kräfte, die wir nicht unterschätzen sollten. Also sieh dich vor, Jason."

Dieser grinste nur und sah mich herausfordernd an.

„Was ist hier eigentlich los?" Wollte ich wissen.

Jason erklärte es auch sofort.

„Wir haben beschlossen, dass ihr euch hier auf dem Landsitz einigermaßen frei bewegen dürft. Wir denken, dass ihr hier nichts anrichten und auch nicht fliehen könnt. Allerdings werden wir euch im Auge behalten. Mein lieber Bruder Lucius wird sich um dich, Natasha, kümmern und ich…"

Er sah mich grinsend an und ich verdrehte meine Augen. Na toll, also würde er mich überwachen. Der konnte sich schon mal auf was gefasst machen.

Natasha

Grummelnd saß ich im Kaminzimmer und starrte vor mich hin. Von den anderen war keiner zu sehen und das war auch gut so. Im Moment war ich froh, wenn mich keiner nervte. Pah, von wegen Zauberer! Ich konnte immer noch nicht wirklich glauben, was Michelle mir da erzählt hat. Zwar fand ich für manche Dinge keine Erklärung, zum Beispiel wie Malfoy mich hier hergebracht hatte. Aber an Zauberei glaubte ich nicht. Wahrscheinlich hatte er mir irgendein Mittel gespritzt, als er mich am Arm gepackt hatte. Ich fragte mich zwar, wo dann der Einstich abgeblieben war, aber ich würde sowieso keine Antwort darauf finden. Trotzdem war ich noch nicht bereit an Zauberei zu glauben, auch wenn ich tief im Inneren wusste, dass alles was ich bis jetzt erfahren hatte wahr war.

„Hier bist du." Ich schrak auf und sah Malfoy in der Tür stehen.

„Laß mich in Ruhe."

„Da muss ich dich enttäuschen. Du befindest dich auf meinem Landsitz, also werde ich dich ganz sicher nicht in Ruhe lassen." „

Was willst du von mir? Willst du von meinem Vater Geld erpressen? Hast du mich deshalb entführt?"

„Ich glaube Geld hab ich genug", meinte er überheblich. „Außerdem was würde es mir nützen deinen Vater zu erpressen? Er wäre wahrscheinlich der letzte, der für dich bezahlt."

„Wie kommst du darauf?" fragte ich ihn und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme leicht zitterte. Er antwortete nicht, sondern sah mich nur an.

„Du hast meine Gedanken gelesen, oder? Als du in meinen Geist eingedrungen bist."

Er nickte langsam.

Ich sah ihn entsetzt an. Dieser Mann, von dem ich bisher so gut wie gar nichts wusste, kannte mich wahrscheinlich besser, als ich mich selbst kannte. Er hatte Einblick in meine geheimsten Gedanken gehabt. Ich fühlte mich plötzlich vor ihm bloßgestellt. Wie hatte er mir so etwas antun können.

„Was zwischen mir und meinem Vater ist, geht dich gar nichts an. Nur weil du meinst, mein Leben zu kennen, brauchst du nicht denken, dass du mich kennst", sagte ich leise.

„Tasha, ich habe selbst einen Sohn. Es ist wichtig eine gute Beziehung zu seinen Eltern zu haben. Gerade für dich. Dein Vater ist schließlich alles, was du an Familie noch hast."

„Erzähl du mir nichts über Beziehungen. Und schon gar nicht über meine Familie. Davon hast du überhaupt keine Ahnung. Du glaubst mich zu kennen? Schön, das mag sein. Aber du kennst meinen Vater nicht. Du weißt nicht, wie schwer es ist seine Tochter zu sein. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er viel lieber einen Sohn gehabt hätte, der seinen blöden Fußballverein irgendwann übernehmen kann. Stattdessen hat er eine Tochter bekommen, die keinen Gedanken an Fußball verschwendet Er war nie mit mir zufrieden, egal was ich getan habe. Mittlerweile ist er schon so weit, sich den passenden Schwiegersohn selbst auszusuchen. Was ich will, ist ihm doch völlig egal. Hauptsache er kann sich damit brüsten, dass der beste Torwart Englands bald sein Schwiegersohn ist. Dass ich diesen Typen einfach nur zum Kotzen finde, stört ihn gar nicht Also, erzähle du mir nichts von Familie. Außerdem, wie kommst du dazu mir Ratschläge zu geben was meine Familie anbelangt? Das geht dich einen Scheißdreck an. Und nenn mich nicht Tasha!"

Ich hatte mich in Rage geredet und mir traten Tränen in die Augen. Malfoy hatte es geschafft, mir mit wenigen Worten mein verkorkstes Leben vor Augen zu führen.

Malfoy sah Natasha hilflos an. Mit so einem heftigen Ausbruch hatte er nicht gerechnet.

Ihm ging die Familie über alles. Er hätte nicht gewusst, was er hätte tun sollen, wenn Draco ihn dermaßen abgelehnt hätte.

Und eine heulende Natasha konnte er jetzt auch nicht gebrauchen. Warum heulten Frauen auch gleich bei jeder Gelegenheit los?

„Äh... es tut mir leid", meinte er dann vorsichtig.

„Ach ja? Das kann ich gar nicht glauben." Ich holte ein Taschentuch aus meiner Hosentasche und wischte mir die Tränen weg. Ich hasste es zu heulen, vor allem wenn es um meinen Vater ging. Das hatte er gar nicht verdient. Eine Weile schwiegen wir beide.

„Wir sollten, solange ihr hier sein einen Waffenstillstand schließen und wie vernünftige Menschen miteinander umgehen", schlug Malfoy vor.

„Das sagt der Richtige." Malfoy überging den Kommentar und sah mich stattdessen merkwürdig an.

„Is was?"

„Allerdings. Warum sieht deine Lippe unversehrt aus?" „Ach, du willst wissen, warum man nicht mehr sieht, dass du mich geschlagen hast? Michelle war so nett und hat es geheilt."

„Michelle also, so so..."