Michelle

Das Quidditch Spiel war insgesamt recht kurzweilig gewesen. Es hatte zwar doch einige Stunden gedauert, aber Slytherin hatte schließlich gewonnen. Anfangs war ich nicht sehr glücklich darüber gewesen, dass ich plötzlich mit Jason alleine war. Natürlich sah ich ein, dass die Tribüne für jemand mit Höhenangst nicht gerade das richtige war. Trotzdem nörgelte ich in Gedanken darüber, dass Natasha mich unbedingt jetzt hatte verlassen müssen. Jetzt! So dass ich keine Wahl hatte, als mich mit Jason auseinander zu setzen. Vielleicht war das ja doch nicht so schlecht, aber halt: Wie konnte ich so etwas denken? Er gehörte doch zu den Leuten, die ich sonst bekämpfte und nach allem, was ich schon über ihn wusste, hätte ich ihn längst anzeigen müssen. Aber ich hatte Mad Eye noch nicht alles über die Malfoys erzählt. Warum eigentlich nicht? Fragte ich mich. Hatte es etwa doch mit meiner gut versteckten dunklen Seite zu tun? Hatte Jason etwa Recht und ich machte mir nur etwas vor? Versuchte ich etwas zu sein, was ich in Wirklichkeit nicht war?

Glücklicherweise war Jason voll auf das Spiel fixiert und ich schien für ihn nicht wirklich interessant. Das ärgerte mich irgendwie, aber es gab mir auch die Gelegenheit ihn zu beobachten. Eins musste ich ihm lassen: Er war absolut immer topgekleidet. Natürlich ebenso wie sein Bruder in dunklen Tönen, allerdings trug Jason auch mal Jeans oder grau Töne. Und er sah wirklich attraktiv aus. Durch seine kurzen dunklen Haare wirkte er nicht so abgehoben, wie sein Bruder und seine blauen Augen zeigten oft ein schelmisches Blitzen… wenn er nicht gerade absolut arrogant und eiskalt war. Was leider viel zu oft der Fall war. Ich seufzte.

Das Spiel sah ich schon gar nicht mehr. Ich beobachtete ihn die ganze Zeit und amüsierte mich köstlich. Die Spannung hielt ihn kaum auf dem Sitz und ständig sprang er auf, um entweder zu jubeln oder die Gryffindors und die Schiedsrichtern Madame Hooch mit Schimpftiraden zu belegen.

Ich schlug mir die Hand vor den Mund um mein Lachen zu ersticken, aber meiner Kehle entkamen trotzdem ein paar glucksende Laute. Darüber musste ich noch mehr Lachen und Jason, der immer noch stand, drehte sich zu mir.

„Was?" fragte er mich genervt und ich kicherte.

„Och nichts."

„Lachst du mich etwa aus, weil ich unsere Mannschaft unterstütze… und meinen Neffen?"

Ich schüttelte nur den Kopf, aber konnte nicht aufhören zu lachen. Er verhielt sich so völlig anders, eben nicht wie ein Slytherin, von denen man immer erwartete kühl und gefasst zu sein.

„Etwas mehr Loyalität würde dir auch gut tun", meinte er daraufhin nur und ignorierte mich für den Rest des Spiels. Das war mir ziemlich egal, weil ich mich trotzdem noch über ihn amüsieren konnte. Lucius war auch irgendwann wieder aufgetaucht, aber er verhielt sich ganz ruhig. Ich hoffte nur, dass er Natasha in Ruhe gelassen hatte… allerdings hatte er aber auch keinen Zauberstab, also konnte er eigentlich nicht viel anstellen.

Draco fing letztendlich den Schnatz und das brachte sogar mich zum Applaudieren. Wenigstens wahrte Slytherin so die Chance darauf, die Hausmeisterschaft zu gewinnen.

Ich war froh, als ich wieder in meinem Zimmer war, denn es waren dunkle Regenwolken aufgezogen und scheinbar würde bald ein ziemlicher Schauer auf Hogwarts niedergehen.

Nach dem Essen wollte Natasha noch mal kurz an die frische Luft und ich ließ sie alleine gehen. Schließlich konnte ich ihr ja nicht die ganze Zeit hinterher rennen und sie bemuttern wie eine Glucke. Sie war immerhin schon eine erwachsene Frau und Zaubererwelt hin oder her, sie würde schon zu Recht kommen. Erst war ich noch mal kurz auf unserem Zimmer, aber dann entschloß ich mich noch mal bei den Gryffindors vorbeizuschauen. Solche Besuche waren nicht bei allen gerne gesehen. Einige Gryffindors fanden es nicht so toll einen Slytherin in ihrer Mitte zu haben, aber störte mich das? Nein, warum auch. Also spielte ich eine Partie Snape explodiert mit Fred, George, Harry, Hermine, Ron und Neville und dann noch eine Partie Zaubererschach mit Neville, der wirklich sehr gut war. Noch nicht gut genug um mich zu schlagen, aber trotzdem ließ ich ihn manchmal gewinnen. Der arme Kerl hatte es schließlich nicht gerade einfach. Seine Eltern waren Auroren gewesen und gehörten ebenfalls zum Orden so wie ich jetzt, aber die Anhänger meines Onkels hatten erst seinen Vater ermordet und dann seine Mutter in den Wahnsinn getrieben. Hinzu kam, dass er noch viel zu ängstlich war, um gut zaubern zu können. Daß hatte Harry ihm schon voraus. Auch seine Eltern wurden von meinem Onkel umgebracht und obwohl beide wussten, wer meine Familie war, hatten sie es mir nie vorgehalten. Im Gegenteil. Sie hatten mich akzeptiert, wie ich war. Feine Kerle. Ha, dachte ich dann: Jason hat also doch Unrecht! Ich bin ein Auror!

Als alle Spiele beendet waren, ging ich zurück zu unserem Zimmer.

Suchend sah ich mich um. Keine Spur von Natasha. Ich seufzte. Wie brachte sie es nur immer fertig hier verloren zu gehen Es waren schon mindestens zwei Stunden und so machte ich mich wieder mal auf die Suche. Zuerst sah ich im Speisesaal und in den verschiedensten Gängen nach… ohne Erfolg, also entschloß ich mich mal nach draußen zu gehen.

Es war schon ziemlich stürmisch und dunkel. Man sah kaum noch etwas und vage konnte ich pechschwarze Wolken erkennen, die schnell über mir vorbeizogen. Nicht mehr lange und es würde anfangen zu regnen und so beeilte ich mich. Ich war kurz bei Hagrid, aber auch er konnte mir nicht weiterhelfen. Ich hoffte, dass Natasha ebenfalls schon wieder drinnen war und sich nicht bei so einem Wetter hier draußen rumtrieb. Es blieb mir also nichts anderes übrig als zurück zu gehen.

Auf halbem Wege wurde ich plötzlich angesprochen.

„So spät noch draußen?"

Ich drehte mich um, und erkannte Jason, der aus Richtung der Gewächshäuser zurück zum Schloß schlenderte. Er tat harmlos, wie immer.

Mir wurde es langsam zu ungemütlich draußen und ich wollte mich drinnen mal bei Dumbledore erkundigen, ob er mir weiterhelfen konnte. So sah ich Jason nur an und erwiderte nichts, sondern schlang meinen Umhang enger um mich.

„Hast du schon wieder deinen Muggel verloren?" Er grinste, auch wie immer.

„Das hatten wir doch alles schon mal… wie wäre es, wenn du mich einfach in Ruhe lässt."

„Also doch", stellte er fest, „du suchst sie schon wieder. Weißt du, was interessant ist? Lucius ist ebenfalls verschwunden. Vielleicht stellt er ja irgendwelche unanständigen Dinge mit ihr an… und ich meine unanständig nicht in sexueller Hinsicht, sondern eher etwas wie foltern und so weiter…"

„Das würdest du dir wünschen, nicht wahr?" Konterte ich und er seufzte.

„Nicht, wenn ich nicht dabei sein kann…"Grinste er und ich verdrehte meine Augen.

„Perversling."

Damit drehte ich mich schon wieder weg und wollte zurück laufen, aber ihm fiel wieder etwas neues ein um mich zu reizen.

„Hey, wer ist hier pervers? Ich hab jedenfalls nichts mit jemandem aus Ravenclaw…"

Verächtlich sah er mich an und ich fragte mich, warum er mich ständig wütend machte. Ob ihm das Spaß machte?

„Wie geht es denn deinem Lover? Hast du ihn vielleicht gerade hier irgendwo getroffen und suchst gar nicht nach deiner Muggelfreundin?"

Ich atmete tief durch und nahm mir vor mich nicht reizen zu lassen.

„Er ist nicht mein Lover."

„Nicht mehr, meinst du wohl."

„Und wenn schon. Was geht dich das an?"

Jason lehnte sich an die Mauer.

„Nichts… aber hast du mal seine Gedanken gelesen?"

Ich schüttelte unwillig den Kopf.

„Nein. Das hab ich nicht nötig."

„Wirklich nicht?" fragte er heuchlerisch. „Ich habs aber gemacht und weißt du woran er gedacht hat? Er wollte seine Frau mit dir betrügen…"

Obwohl ich schockiert war, ließ ich es mir nicht anmerken. Vielleicht bluffte Jason auch nur um mich zu verunsichern.

„Das ist mir egal. Er kann denken, was er will, weil ich mich nie darauf einlassen würde."

„Das ist bestimmt eine Enttäuschung für ihn", vermutete Jason.

„Sonst noch was?" fragte ich genervt und er zuckte nur mit den Schultern.

„Nein…aber ehrlich gesagt, hätte ich dir schon einen etwas besseren Geschmack zugetraut. Ich bitte dich. Ein Ravenclaw? Aber immer noch besser als ein Hufflepuff…"

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist eifersüchtig." Kommentierte ich trocken seine Bemerkung.

Jason schnaubte verächtlich.

„Auf jemandem aus Ravenclaw? Ach ja und was war jetzt mit Hufflepuff?"

In mir kochte es und ich erwiderte nichts. Er deutete mein Schweigen und brachte das Fass zum Überlaufen.

„Dazu sagst du nichts?" Er lachte. „Sag nicht, du hattest auch schon mal einen Hufflepuff… Du nimmst wohl jeden…"

Er hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da hatte ich auch schon ausgeholt und ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. Überrascht sah er mich an.

„Autsch", kommentierte er meine Ohrfeige, „Das hab ich ja wohl nicht verdient…"

„Oh doch", konterte ich immer noch aufgebracht.

„Und wofür?"

„Dafür, dass du so ein arroganter, unausstehlicher Mistkerl bist… und noch was: Ich nehme nicht jeden! Dich würde ich zum Beispiel nie in mein Bett lassen."

„Schade", seufzte er enttäuscht, „und ich dachte, ich hätte eine Chance für heute Nacht."

Ich holte noch mal aus, aber diesmal hielt er meine Hand fest und ließ mich auch nicht los. Natürlich versuchte ich mich loszureißen, aber leider ohne Erfolg und Jason fixierte mich mit seinem Blick. Ich konnte seinen blauen Augen einfach nicht widerstehen und gab meinen Widerstand auf. Seufzend hielt ich meine Hand still und sah ihn erwartungsvoll an… natürlich in der Hoffnung, dass er endlich losließ. Aber das tat er nicht. Im Gegenteil.

Jason

Jason konnte seinen Blick nicht von Michelle abwenden und ließ auch ihre Hand nicht los. Verständlicherweise, da seine Wange noch von der letzen Ohrfeige schmerzte. Er musste eingestehen, dass es ihm immer sehr viel Spaß machte mit ihr zu streiten, weil sie genauso schön sarkastisch war wie er und ihr immer etwas Neues einfiel. Nach der Ohrfeige wusste er, dass er wohl zu weit gegangen war und eine dünne Linie überschritten hatte. Michelles Privatleben war ihre Tabuzone, obwohl sie nicht ganz so unschuldig war, wie sie immer tat. Das machte die Sache für ihn aber nur noch interessanter. Er wollte unbedingt herausfinden, was hinter ihrer kühlen Fassade steckte.

Außerdem konnte er nicht leugnen, dass er sie sehr anziehend fand und je mehr sie ihn abwies, desto näher wollte er ihr kommen. Er sträubte sich und kämpfte gegen den inneren Drang an, sie einfach an sich zu ziehen und zu küssen. Allerdings musste er sich eingestehen, dass dieser Kampf sinnlos war. Früher oder später würde er ihn sowieso verlieren, also warum nicht lieber gleich früher, also jetzt.

Er zog Michelle immer näher an sich heran und als er merkte, dass sie nachgab, riß er sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.

Michelle

Als ich plötzlich Jasons Lippen auf meinen spürte, regte sich kurz Widerstand in mir. Aber ich musste zugeben, dass ich es genauso wollte wie er. Endlich ließ er auch meine Hand los und ich nutzte die Gelegenheit und legte meine Hand auf seinen Nacken um ihn enger an mich zu ziehen.

Ich bemerkte erst gar nicht, dass es plötzlich anfing in Strömen zu gießen. Die Leidenschaft unserer Küsse benebelte wohl unsere Sinne, aber irgendwann kam ich zu mir und protestierte kurzzeitig.

„Das dürfen wir nicht", keuchte ich völlig außer Atem.

„Ist mir egal, was wir dürfen und was nicht", murmelte Jason und liebkoste meinen Hals. Seine Küsse jagten mir wohlige Schauer den Rücken runter und das war irgendwie genau die Antwort, die ich von ihm erwartet hatte. Dann fiel mir etwas anderes ein.

„Und wenn uns jemand sieht?"

„Was ist mit dir los?" Neckte er mich dann. „Ich dachte, du lebst gerne gefährlich…"Seine Augen funkelten mich schelmisch an und ich gab nach. Seine Hände glitten unter meinen Umhang und streichelten meine Hüften, meinen Po und meinen Rücken hinauf. Mittlerweile war mir alles egal. Kurz dachte ich an Moody. Wahrscheinlich würde er völlig ausrasten, wenn er davon erfahren würde. Jasons heiße Küsse verdrängten diese Gedanken aber schnell, bis ich merkte, dass ich zu zittern begann.

Jason merkte das auch und sah mich atemlos an.

Erst jetzt fiel uns auf, dass wir schon vollkommen durchnässt waren.

„Wir sollten reingehen", schlug er vor, griff nach meiner Hand und rannte durch den Regen zur großen Eingangstür. Es war schon stockdunkel, aber dennoch befürchtete ich, dass uns jemand sehen könnte.

In der Eingangshalle teilte ich Jason meine Befürchtung mit, aber er zog mich nur in eine Ecke und sah mich durchdringend an.

„Das ist mir so was von egal", grinste er dann, trat ganz eng an mich heran, küsste meinen Hals und flüsterte mir dann ins Ohr: „Ich will dich, Michelle. Und nichts wird daran etwas ändern." Ich schloß die Augen und legte meinen Kopf in den Nacken, bis ich seine Lippen wieder auf meinen spürte. Meine Entscheidung stand fest. Scheiß drauf, dachte ich. Nach den ganzen Strapazen hatte ich mir etwas Spaß verdient.

Nach einer Weile wurde uns bewusst, dass wir uns irgendein geheimes, lauschiges Plätzchen suchen mussten und so schlichen wir tropfend hinunter zu den Kerkern.

„Zu dir?" fragte Jason leise, aber ich schüttelte den Kopf.

„Natasha." Formte ich mit meinen Lippen und deutete fragend auf ihn.

„Lucius", seufzte er und ich nickte.

„Mir fällt noch etwas anderes ein", meinte ich dann und grinste verschwörerisch. Ein Blick genügte und er wusste, was ich meinte.

In Slytherin gab es mehrere Zimmer, die extra dafür vorgesehen waren, wenn jemand mal die Nacht nicht mit seinem eigentlichen Zimmergenossen verbringen wollte. Diese Räume waren nur den älteren Schülern oder Ehemaligen bekannt und leise schlichen wir in eines dieser Zimmer, um nicht doch noch jemanden zu wecken und auf uns aufmerksam zu machen.

„Sieht noch so aus wie früher", meinte ich gedankenverloren, denn es rief einige nette Erinnerungen in mir hervor.

Jason verschloß die Tür mit einem Zauberspruch und wandte sich dann wieder mir zu. Grinsend kam er auf mich zu und zog mich in seine Arme.

„Und wie oft hast du diese Räumlichkeiten genutzt?" fragte er dann neugierig und ich musste ebenfalls grinsen.

„Wahrscheinlich zu oft, als dass man mich noch hätte als anständiges Mädchen bezeichnen können."

„Hmm", meinte er und liebkoste meinen Nacken, „ich mag unanständige Mädchen. Dann bist du doch nicht so unschuldig, wie du immer tust…"

„Willst du es herausfinden?" forderte ich ihn mit einem verführerischen Lächeln auf und zog ihn aufs Bett, dessen Bettwäsche natürlich grüner und silberner Satin war und das Slytherinabzeichen trug.

Das erste Mal liebten wir uns kurz und leidenschaftlich, aber da wir beide auf ein zweites Mal bestanden, wurde es diesmal sanft und zärtlich.

Jason hielt mich danach im Arm und kurze Zeit später erriet sein gleichmäßiges Atmen, dass er eingeschlafen war. Es war mir immer wieder ein Rätsel, wie Männer so schnell einschlafen konnten und wahrscheinlich war das das einzige, was sich nie ändern würde.

Kurz bevor ich einschlief, dachte ich darüber nach, was ich getan hatte. Das war praktisch Verbrüderung mit dem Feind und mein schlechtes Gewissen meldete sich sofort.

Ich konnte es nur beruhigen, indem ich mir selbst versicherte, dass es ja nur dieses eine Mal war und auch dabei bleiben würde. Allerdings wusste ich selbst, dass das eine Lüge war und ich ihm wahrscheinlich einfach nicht widerstehen konnte.

Jason

Mitten in der Nacht wurde Jason wach, weil ein höllischer Schmerz seinen linken Unterarm quälte. Er hatte diesen Schmerz schon seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt, aber wusste, was das bedeutete. Der dunkle Lord rief seine Todesser.

Langsam löste er sich von Michelle und hielt sich seinen Arm. Er verzog sein Gesicht und dachte darüber nach, wie dämlich die Idee mit dem Mal doch war. Warum schickte Voldemort nicht irgendeine andere Botschaft? Aber so war der dunkle Lord nun mal. Nutzte selbst jede Gelegenheit um sogar seine eigenen Anhänger zu malträtieren.

Kurz fragte er sich, ob es Michelle wohl bemerkt hatte, entschied aber, dass es sowieso keine Roll spielte, weil sie sich wahrscheinlich schon darüber ihm klaren war, dass er zu den Todessern gehörte. Er hatte es indirekt ja schon zugegeben.

Leise zog er sich an und überlegte, wie er die Situation einigermaßen retten konnte. Er wollte Michelle eine Botschaft hinterlassen, war sich aber nicht sicher, wie sie das aufnehmen würde.

Wahrscheinlich eher nicht so gut, dachte er, aber ihm blieb nichts anderes übrig. Also überlegte er, was er schreiben könnte. War er ehrlich, schrieb er von dem Todessertreffen und dass er deswegen weg musste. Dafür würde sie ihn aber wohl für immer hassen. Dann könnte er ja einfach schreiben, dass er nur weg musste und nicht wohin, aber auch das wäre wohl nicht besser.

So oder so, wurde ihm klar, würde Michelle ihn verfluchen und wütend auf ihn sein. Also entschloß er sich für die letzte Idee und legte ihr einen Zettel aufs Kopfkissen.

Gerade als er apparieren wollte, kam eine Eule durch das offene Fenster geflattert und brachte ihm eine Nachricht. Er erkannte sofort, dass sie von seinem Bruder war.

Immer noch die gleiche Sauklaue, grinste er und las:

Kannst du mich bitte beim dunklen Lord entschuldigen. Ich habe wichtigen Verpflichtungen nachzugehen. LM

Typisch Lucius, dachte Jason, diese elitäre Ausdrucksweise. Sogar gegenüber seinem Bruder.

Mich würde ja nur mal interessieren was der Kerl gerade so wichtiges treibt, denn ich könnte mir auch etwas Schöneres vorstellen als eine wundervolle Frau im Bett zurückzulassen.

Damit apparierte Jason und ihm war nicht ganz wohl dabei, als er sich vor dem dunklen Lord verneigte und seinen Bruder entschuldigte. Außerdem ließ er schnell Michelles Zauberstab in seinem Umhang verschwinden, denn Voldemort kannte den Zauberstab seiner Nichte ganz bestimmt. Als er sich dann den anderen Todessern anschloß und freudig wieder in ihren Reihen begrüßt wurde, hörte er plötzlich eine bekannte Stimme.

„Hey J., was machst du denn hier? Ich dachte du warst verschollen."

Oh nein, nicht das noch, schoß es Jason durch den Kopf. Edward DeWiltshire, Michelles Bruder und er hatte gerade ziemlich unanständige Dinge mit seiner Schwester gemacht.

Du musst deine Gedanken kontrollieren, rief sich Jason zur Vernunft, sonst sitzt du hier auf dem Präsentierteller. Kurz sah er rüber zu Voldemort und hoffte nur, dass dieser niemals rausbekam, dass er mit seiner Nichte geschlafen hatte.

Dann wandte er sich wieder Edward zu.

„Ist ne lange Geschichte, aber schön dich wieder zu sehen."

Die beiden Freunde umarmten sich und obwohl Jason sich freute, seinen besten Freund wieder zu sehen, war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, dass es sich dabei um Michelles Bruder handelte.

„Was für eine Geschichte, J.?" Edward war neugierig wie immer.

„Meine Familie hat mich in die Vergangenheit verbannt… für viele, viele unendlich viele Jahre… und Lucius hat ein schlechtes Gewissen bekommen… die Art von Geschichte…"

„Ach so", Eddie nickte verständnisvoll.

„Wo ist Lucius überhaupt?" Eddie sah sich suchend um.

„Hat irgendetwas Wichtiges zu tun… Frag mich nicht… Keine Ahnung was. Jetzt mal zu dir: Ich dachte, du warst in Askaban, Eddie."

Eddie seufzte.

„War ich auch. Bis jetzt. Der dunkle Lord hat mich dann persönlich befreit. Ich hatte all die Jahre ja gehofft, meine Schwester Michelle würde das übernehmen… aber sie war wahrscheinlich genug damit beschäftigt dem dunklen Lord zu helfen."

Jason wäre beinahe ein ungläubiges Lachen rausgerutscht. Michelle und dem dunklen Lord helfen, dachte er. Na, Eddie hat vielleicht noch Phantasien… und kam auf die unmöglichsten Sachen. Aber es mußte ja echt wirken.

Er überlegte, ob er Eddie von Michelle erzählen sollte und entschied sich dazu es zu tun. Eddie war schließlich sein bester Freund und keiner von den Todessern, die gerade so taten, als würden sie nicht lauschen, würde es wohl richtig finden, ihn mit so einer Illusion durchs Leben laufen zu lassen.

„Du Eddie, wegen Michelle… Ich muß dir da was erzählen. Michelle steht auf der anderen Seite."

Eddie sah ihn verständnislos an. Gut gespielt, dachte Jason.

„Was meinst du damit?"

„Sie ist kein Todesser, Eddie, sondern sie ist ein Auror."

„Du willst mich doch auf den Arm nehmen, J., oder?"

„Leider nein. Das ist mein voller Ernst."

Eddie tat so als konnte er es kaum glauben, akzeptierte dann aber diese unglaubliche Tatsache.

„Das lag bestimmt an unseren Eltern. Die haben sie einfach falsch erzogen… Sag mal, vorher weißt du eigentlich davon, J?"

Jason war nun gar nicht mehr wohl in seiner Haut und seine Gedanken rasten. Wieso fragte er so etwas? Er hätte sich das eigentlich denken können. Jason fluchte innerlich. Er kannte die Fähigkeiten der DeWiltshires und würde er jetzt lügen, würde Eddie das sofort merken.

„Ich bin mit ihr ausgegangen."

„Du bist mit meiner Schwester ausgegangen, obwohl sie ein Auror ist?"

„Ja", gab Jason zu, „aber nur weil ich dachte, ich könnte so an Informationen rankommen."

Puh, dachte er dann, noch mal einigermaßen gerettet.

„Und hast du die Informationen wenigstens bekommen?" Eddie sah ihn argwöhnisch an.

„Mehr oder weniger." Antwortete Jason nur und war froh, als plötzlich der dunkle Lord die Aufmerksamkeit auf sich zog und von seinem neuen Plan berichtete eine uralte, dämonische Macht zu erwecken.

Michelle

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, tastete ich nach Jason, aber er war scheinbar verschwunden. Überrascht drehte ich mich um und fand eine Nachricht auf dem Kopfkissen.

Ich konnte mir schon denken, was dort stand. Wahrscheinlich etwas wie: Reingelegt. Jetzt bist du doch mit mir im Bett gelandet.

Hallo Michelle, stand aber auf dem Papier, tut mir Leid, dass ich weg musste. Eine wichtige Verpflichtung. Ich hoffe, du kannst mir das verzeihen… J.

„Ganz bestimmt nicht", rief ich wütend und warf das zerknüllte Papier gegen die Wand. Dann sprang ich aus dem Bett, um mich anzuziehen.

Es ärgerte mich nicht, dass er einfach abgehauen war und einen Zettel hinterließ, sondern es ärgerte mich, dass diesmal nicht ich diejenige war.

Ich zog mich an und dann meldete sich auch plötzlich mein schlechtes Gewissen wieder.

Natasha. Ich hatte sie ganz vergessen und erst jetzt fiel es mir wieder siedendheiß ein.

Mir war klar, dass ich sie schleunigst finden musste, aber verzweifelte, weil ich nicht wusste wie. Dann hatte ich den Geistesblitz des Tages und machte mich auf den Weg zu Fred und George.

Zum Glück traf ich die beiden auf einem der Gänge und zog sie in eine Ecke.

„Kann ich mal kurz einen Blick auf eure Karte werfen? Es ist wichtig."

Sie wechselten vielsagende Blicke, waren sich aber wohl nicht sicher, ob sie mir trauen konnten.

„Welche Karte denn?" fragte Fred scheinheilig und ich seufzte genervt.

„Die Karte des Rumtreibers. Ich weiß, dass ihr sie habt. Die Karte, die gerade nicht aus deiner Tasche hervorlugt, George."

Damit zog ich die Karte aus seiner Tasche und schlug sie auf. Das Pergament war leer, aber ich wusste, wie man das änderte.

„Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tu-nicht-gut", sprach ich und tippte mit Lucius Zauberstab auf die Karte.

Plötzlich wurden alle Gänge Hogwarts sichtbar, sogar alle Geheimgänge und jede einzelne Person, die sich hier auf dem Gelände aufhielt war mit Namen gekennzeichnet und ebenfalls zu sehen.

Schnell fand ich Natasha und mich wunderte nur, dass sie sich in Snapes Klassenzimmer aufhielt. Wenigstens war sie aber in der Nähe der Kerker. Auch fiel mir auf, dass Lucius dort herumschlich, aber wahrscheinlich beobachtete er sie nur.

„Missetat begangen", meinte ich dann und tippte erneut auf die Karte. Alle Schriftzeichen verschwanden daraufhin und das Papier war wieder leer.

„Woher weißt du denn von der Karte?" fragte George überrascht, als ich sie ihm zurückgab und ich grinste nur.

„Ich habe sie mit entworfen. Zusammen mit meiner damals besten Freundin. Die Karte hat uns oft geholfen unentdeckt zu bleiben."

Die Zwillinge grinsten verschwörerisch und nickten.

„Laßt sie nur nicht in die falschen Hände fallen…" Ermahnte ich sie dann noch.

„Zum Beispiel Lehrerhände?"

„Genau." Und damit machte ich mich auf den Weg zu Natasha.

Unterwegs kam mir Malfoy entgegen und wir wechselten nur einen kurzen Blick. Trotzdem kam mir hier irgendetwas komisch vor.

Als ich in den Raum kam, schreckte Natasha auf und sah mich erschrocken an.

„Alles okay?" fragte ich sie und hatte immer noch ein schlechtes Gewissen.

„Ja… ja klar." Stotterte sie und sah mich merkwürdig an.

„Sag mal, warst du heute Nacht in unserem Zimmer? Denn ich…"

Natasha wollte schien verlegen und schwer nachzudenken, was sie sagen sollte, als ich sie unterbrach.

„Ehrlich gesagt: Nein. Das tut mir auch sehr Leid, aber ich hab was ziemlich Blödes gemacht."

Genau wie ich, dachte Natasha, aber wollte mehr erfahren.

„Erzähl."

„Laß uns auf unser Zimmer gehen. Snape mag es nicht, wenn jemand seinen heiligen Klassenraum für Kaffeekränzchen missbraucht."

Wieder auf unserem Zimmer rutschte mir sofort raus, dass ich die Nacht mit Jason verbracht hatte und dass er einfach abgehauen war. Ich regte mich tierisch auf und Natasha versuchte lange vergeblich mich zu beruhigen.

„Vielleicht meint er es ja gar nicht so und hatte wirklich noch etwas wichtiges vor", vermutete sie, aber ich winkte ab.

„Na klar. Mitten in der Nacht. Was soll das denn sein? Ein Todessertreffen, oder was?"

„Zum Beispiel", rutschte Natasha raus und ich sah sie skeptisch an.

„Nein, das glaub ich nicht. Er hat mich eiskalt abserviert. Glaub mir, ich weiß, was solche Zettel bedeuten. Nur war ich sonst diejenige, die sie geschrieben hat."

Natasha schüttelte ihren Kopf und grinste.

„Das hätt ich aber nicht von dir gedacht."

Jason

Nach dem Treffen kehrte Jason noch mal zurück in das Zimmer und wie er erwartet hatte, war Michelle schon weg. Er seufzte. Schade aber auch, dachte er, wie gerne hätte er die letzte Nacht noch fortgesetzt.

Dann fand er seine zerknitterte, weggeworfene Nachricht und seufzte noch mal.

Dann hat sie meine Nachricht wohl doch nicht so gut aufgenommen, wie ich vielleicht gehofft hätte.

Natasha

„Ja, damals war ich nicht so ein braves Mädchen", grinste Michelle zurück.

„Heute anscheinend ja auch nicht", schmunzelte ich. „Aber meinst du wirklich er hat dich abserviert?"

„Natürlich, oder warum sollte er sonst einfach so verschwinden? Ich kenn mich da aus, glaub mir. Aber mit dem bin ich noch nicht fertig", fügte sie mit einem grimmigen Lächeln hinzu. „Der kann sich warm anziehen."

„Oh oh, da will ich aber nicht in seiner Haut stecken."

Mein Magen knurrte auf einmal vernehmlich und erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Bauch.

„Äh, es gibt nicht zufällig bald Frühstück? Ich hab nen Bärenhunger."

„Kein Wunder, hast ja gestern Abend kaum was gegessen. Warum eigentlich nicht?"

„Och, hatte mich noch nicht besonders gut gefühlt", wich ich ihr aus. „Aber nach einer Nacht erholsamen Schlafes geht es mir doch gleich wieder besser."

„Bist du mir eigentlich böse, dass ich dich heute Nacht allein gelassen habe?" erkundigte sich Michelle besorgt.

„Nein nein, hab ja geschlafen und nichts mitbekommen." Und außerdem war ich gar nicht allein, fügte ich in Gedanken hinzu. „Aber jetzt lass uns frühstücken gehen."

Schnell zog ich sie mit nach draußen und als wir im Gemeinschaftsraum auf ein paar andere Slytherins trafen und Michelle von ihnen in Beschlag genommen wurde, atmete ich erst mal auf. Zum Glück hatte sie nicht bemerkt, dass ich immer noch die Klamotten von gestern trug.

Am Frühstückstisch konnte ich mir Grinsen nicht verkneifen, denn Lucius sah auch noch nicht ganz fit aus und sein Umhang war ganz zerknittert. Was ihm auch sofort einen spitzen Kommentar von seinem Bruder einbrachte.

„Deine Verpflichtung muss ja ungeheuer wichtig gewesen sein", raunte Jason ihm zu. „Wenn du dafür schon unseren Lord sitzen lässt."

„Halt den Mund", gab Lucius unwirsch zurück. „Das geht dich nichts an."

„Ach nein? Und warum siehst du dann so übermüdet aus? Und deine Klamotten haben auch schon mal bessere Tage gesehen."

„Nerv mich nicht. War eben die ganze Nacht unterwegs."

„Aber weißt du was komisch ist?"

„Nein, aber ich nehme an, du wirst es mir gleich sagen."

„Natasha sieht genauso schrecklich aus wie du."

„Und? Ist das mein Problem?"

„Och, dachte nur du könntest es mir erklären", meinte Jason scheinheilig und grinste breit.

„Ich hab selbst genug zu tun, da kann ich mich nicht auch noch um irgendwelche Muggel kümmern. Außerdem interessiert es mich nicht, was Muggel so treiben. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe essen."

„Schon gut, dachte nur, vielleicht hättest du sie so zugerichtet."

Lucius bekam einen Hustenanfall, weil er sich beinahe verschluckt hätte. „Wie meinst du das?" krächzte er.

„Na, mit einem schönen Fluch."

„Ach so. Tut mir leid, da muss ich dich enttäuschen. Ich hab sie gestern gar nicht mehr gesehen. Musst dir nen anderen suchen, bei dem du dich bedanken kannst."

„Man, man, Brüderchen, muss man denn alles selber machen? Ach übrigens, ich hab den guten alten Eddie getroffen."

„Edward? Ich dachte der sitzt in Askaban?"

„Tja, nicht mehr. Der Lord hat ihn höchstpersönlich herausgeholt."

„Dann wird es ja bald ne schöne Familienzusammenführung geben", grinste Lucius. „Oder weiß sie es schon?"

„Natürlich nicht, oder meinst du ich binde ihr gleich alles auf die Nase. A propos Familienzusammenführung, da kommt dein Sohn."

Draco trat zu den beiden und starrte seinen Vater böse an.

„Vater, ich muss mit dir reden."

„Muss das jetzt sein?"

„Ja, jetzt."

„Also schön. Entschuldigst du uns Jason?"

„Klar. Ich darf ja?" Ohne auf Lucius Antwort zu warten zog er sich dessen Teller heran und machte sich darüber her. Dass Sex auch immer so hungrig machen musste. Vergnügt grinste er vor sich hin. Jetzt muss ich Michelle nur noch irgendwie besänftigen, dachte er und sah gedankenverloren zu ihr hinüber.