Lucius und Draco
Draco hatte seinen Vater hinter sich her, in den Gemeinschaftsraum der Slytherins gezogen. Da alle beim Frühstück waren, brauchte er keine Sorge haben, dass sie gestört wurden.
„Was ist denn nun, Draco?" wollte Lucius wissen.
„Was hast du mit Natasha?" fragte Draco geradeheraus.
„Wie, was hab ich mit Natasha? Was sollte ich schon mit ihr haben?"
„Das glaub ich dir nicht. Ich verlange, dass du mir die Wahrheit sagst."
„Wie redest du eigentlich mit deinem Vater?" Lucius funkelte ihn wütend an. „Habe ich dir keinen Respekt beigebracht?"
„Aber..."
„Du behauptest also, dass ich lüge?"
„Nein, aber..."
Lucius packte ihn grob am Arm und zog ihn zu sich heran.
„Verhalte dich noch einmal respektlos mir gegenüber und ich schicke dich zu deiner Mutter. Ich nehme an du weißt, dass sie mit einem Muggel zusammenlebt?"
„Nein, bitte, ich will nicht zu einem Muggel! Aber ich weiß doch was ich gesehen habe."
„Und was willst du gesehen haben?"
„Wie du mit ihr zusammen die Tribüne verlassen hast. Gestern beim Quidditch", gab Draco trotzig zurück.
Lucius lachte auf. „Und daraus schließt du also, dass ich etwas mit ihr haben muss? Es passierte doch dauernd, dass irgendjemand die Tribüne verlässt. Das ist doch normal bei einem Spiel oder willst du mir auch unterstellen, dass ich auch etwas mit Snape habe? Der ging nämlich nach mir die Treppe runter."
„Tut mir leid, Vater", murmelte Draco.
Lucius ging vor seinem Sohn auf die Knie, fasste ihn bei den Schultern und sah ihn eindringlich an.
„Wenn du Beweise hast, kannst du gerne zu mir kommen, aber nicht wenn du nur wild in der Gegend herum spekulierst. Verstanden?"
„Ja, Vater."
„Gut, dann geh wieder frühstücken."
„Und du?"
„Mir ist der Appetit vergangen und jetzt geh."
Natasha
Ich überlegte schon die ganze Zeit, wie ich unauffällig verschwinden konnte, um mich umzuziehen. Früher oder später würde Michelle merken, dass ich immer noch die selben Sachen trug.
Ich trank ein Schluck von meinem O-Saft. Als ich das Glas zurückstellen wollte, stellte ich mich dabei so ungeschickt an, dass es umkippte und der Inhalt sich über meine Hose ergoss.
„Oh Mist", fluchte ich.
„Soll ich es trocken zaubern", bot sich Michelle an.
„Danke, aber ich gehe mich lieber umziehen."
„Sicher? Zaubern geht schneller."
„Mach dir keine Umstände, wollte die Hose sowieso waschen."
Ich stand auf und machte mich schnell auf den weg nach Slytherin.
Jason
Jason sah, dass Natasha verschwand und sah seine Chance. Gemächlich erhob er sich und schlenderte hinüber zu Michelle.
Natasha
Im Gemeinschaftsraum lief ich Lucius in die Arme.
„Oh, was machst du denn hier?" fragte ich ihn überrascht.
„Ich hatte gerade eine Unterhaltung mit meinem Sohn. Aber sag mal, hab ich nicht eine angemessenere Begrüßung verdient?"
„Anspruchsvoll bist du also auch noch. Oh je, worauf habe ich mich da nur eingelassen?"
Ich ging zu ihm und ließ mich von ihm in seine Arme ziehen.
„Ich würde gestern Nacht gerne wiederholen", flüsterte er mir ins Ohr und fing an meinen Hals zu küssen.
„Hm, ich hätte nichts dagegen."
„Warum dann noch warten?" Seine Küsse wurden stürmischer.
„Aber doch nicht hier", protestierte ich.
„Warum nicht, es sind noch alle beim Frühstück."
„Trotzdem, es kann jederzeit einer kommen. Oder willst du, dass uns dein Bruder erwischt?"
„Nein. Dann nachher unten am See."
„Am See?"
„Ja, da gibt es genügend Ecken, wo wir ungestört sein können."
„Okay. In einer Stunde?"
„Ich werde auf dich warten. Aber jetzt sollte ich zurück, sonst vermisst mich Jason noch."
Aneinander gekuschelt lagen wir auf Lucius Umhang unter einem Baum. Seine Äste reichten bis auf den Boden und schützen uns vor neugierigen Blicken.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, war ich zu Michelle gegangen und hatte ihr erzählt, dass ich mir mit Hermine zusammen das Quidditchtraining anschauen würde.
Dann lief ich schnell zum See, wo Lucius schon auf mich gewartet hatte.
Ich kam mir vor wie ein verliebter Teenager, dessen Eltern nicht von dem neuen Freund erfahren durften.
Lucius hatte seinen Umhang auf dem Boden ausgebreitet, damit wir nicht auf dem Erdboden liegen mussten. Und während der Wind leise durch die Äste wehte, liebten wir uns sanft und zärtlich.
„Wo sollen wir uns morgen treffen?" fragte ich ihn und kuschelte mich enger an ihn.
„Vor Snapes Klassenzimmer. Die Gänge dort sind meistens leer."
Am nächsten Morgen war ich beim Frühstück schon total aufgekratzt. Ich schlang das Essen geradezu herunter.
Als ich Hermine nirgends entdecken konnte, nahm ich sie wieder als Vorwand, um mich davon zu machen.
Lucius wartete schon vor Snapes Klassenzimmer und begrüßte mich mit einem langen Kuss. Wir waren so mit uns beschäftigt, dass wir nicht merkten, was sich um die Ecke des Ganges abspielte.
Harry und co.
„Was ist das?" Harry beäugte das komische Gerät, was Fred und George ihm stolz präsentierten.
„Du kennst doch schon unsere Langziehohren?"
Harry nickte.
„Das ist das gleiche nur für die Augen. Wir nennen es Weitguckauge", erklärte Fred stolz.
„Pass auf, du hältst es dir ans Auge und stellst dir das Ziel vor, zum Beispiel der Gang um die Ecke und schon... nein", keuchte er plötzlich.
„Was hast du Fred?"
„Psst, seid leise, da spielt sich gerade was höchst Interessantes ab."
„Laß mich auch mal."
Fred reichte Harry das Weitguckauge.
Harry hielt es sich ans Auge und sah ebenfalls um die Ecke.
„Das ist ja... nein! Malfoy?"
„Was siehst du Harry?" drängte Ron. „Lass mich auch mal."
Harry reichte das Auge an Ron weiter und als alle einmal durchgeschaut hatten, meldete sich Harry als erster wieder zu Wort.
„Lucius Malfoy hat also was mit Natasha."
„Wie kann sie nur so blöd sein?" meinte Hermine und schüttelte den Kopf.
„Wenn Draco erfährt, dass sein Vater etwas mit einem Muggel hat..." kicherte Ron. „Das Gesicht möchte ich sehen."
Harry grinste breit. „Das wird dem Armen aber gar nicht gefallen."
„Harry Potter", vernahmen sie eine altbekannte Stimme hinter sich.
Harry drehte sich um und sah Draco. Doch diesmal kam er ihm sehr gelegen.
„Geh mir aus dem Weg, Potter."
„Bitte, aber an deiner Stelle würde ich nicht weiter gehen." Harry konnte nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken.
„Ich geh wohin ich will."
„Dann würdest du etwas sehen, was dir bestimmt nicht gefallen wird."
„Ja, nämlich, dass dein Vater gerade dabei ist einen Muggel abzuknutschen", platzte Ron heraus.
„Ja sicher, glaubt ihr damit könntet ihr mich ärgern. So was würde mein Vater niemals tun", gab Draco überzeugt zurück. „Ihr wollt doch nur den Namen meines Vaters in den Dreck ziehen."
„Wenn du uns nicht glaubst", Harry gab ihm das Weitguckauge. „Sieh selbst."
Misstrauisch nahm Draco das Auge und schaute hindurch. Erst sah er ein leicht verschwommenes Bild. Als es nach ein paar Sekunden aufklarte, starrte Draco fassungslos auf die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte. Keuchend prallte er zurück.
„Das ist ein mieser Trick von euch. Ihr habt das Ding verzaubert."
„Niemals."
„Würden wir nicht tun."
„Würde sich ja schließlich nicht gut verkaufen."
Fred und George sahen ihn unschuldig an.
„Wenn du ihnen nicht glaubst, schau doch einfach um die Ecke", schlug Harry vor. „Dann siehst du ja, ob es echt ist oder ob wir dir nur was vormachen."
„Genau das werde ich auch tun. Und ich weiß auch schon was ich sehen werde, nämlich gar nichts."
Draco spähte um die Ecke. Aber das Bild blieb unverändert. Er sah seinen Vater und Natasha, wie sie sich leidenschaftlich küssten.
Draco
Erschrocken zuckte Draco zurück und lehnte sich gegen die Wand. Sein Vater mit einem Muggel? Das war einfach unvorstellbar. Wie konnte sein Vater ihn nur so hintergehen? Als er in die spöttischen Gesichter der Gryffindors blickte, machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte davon. Das schallende Gelächter der anderen folgte Draco und er konnte es nicht fassen, dass sein eigener Vater ihn so lächerlich machte.
Dann überlegte Draco weiter. Vielleicht konnte er ja irgendwie von dieser Situation profitieren. Schließlich war er ein Malfoy und Familie hin oder her, jeder dachte doch in erster Linie an seinen eigenen Vorteil. Eventuell seinen Vater erpressen? Nein. Den Gedanken verwarf er schnell wieder, denn er wusste wie ungehalten sein Vater darauf reagieren würde. Dann dachte er daran, mit seinem Onkel über die Geschichte zu sprechen, aber auch das verwarf er schnell wieder. Ihm war klar, dass er sich was Gutes überlegen musste und beschloß die Information erst mal für sich zu behalten.
Michelle
Nichts ahnend saß ich am Tisch der Slytherins. Die Eulenpost war gerade gekommen und ich las den Tagespropheten, als Jason sich einfach zu mir setzte. Ich verdrehte meine Augen wegen so viel Dreistigkeit und wandte ihm demonstrativ den Rücken zu.
„Dann hat es dir heute Nacht wohl nicht gefallen", meinte Jason trocken. Ich drehte mich zu ihm und er grinste mich an.
„Mach dir keine Mühe", gab ich ärgerlich zurück. „Ich hab deinen Zettel schon verstanden. Hab selbst schon dutzende davon geschrieben."
Zum ersten Mal wirkte er vollkommen überrascht.
„Hey, so war das wirklich nicht gemeint. Ich hatte ehrlich etwas Wichtiges vor."
„Spar dir das. So gut war es nun auch wieder nicht", log ich, denn ich hätte es schon gerne noch einmal wiederholt.
„Das war jetzt aber gelogen", empörte er sich und ich musste schmunzeln. Typisch Jason, absolut von sich selbst überzeugt.
„Ja, das wünscht du dir", gab ich zurück, als mich plötzlich noch ein Brief erreichte. Er trug das Siegel des Ministeriums und ich öffnete ihn sofort und las.
„…Wirklich Michelle. Ich wollte nicht…" Hörte ich Jason weiterreden, ignorierte ihn aber. Ich konnte nicht fassen, was ich gerade gelesen hatte. Abwesend stand ich auf.
„Ich muß gehen", meinte ich nur und machte mich auf den Weg zu den Kerkern.
Jason
Jason starrte Michelle hinterher. Das wars also, dachte er.
Dann fiel ihm der Umschlag des Briefes auf und er erkannte das Siegel des Zaubereiministeriums. Jetzt wurde ihm klar, warum Michelle so merkwürdig reagiert hatte und einfach abgehauen war. Durch diesen Brief hatte sie es erfahren. Sie wusste, dass Eddie wieder auf freiem Fuß war. Schade, dachte er. Ich hätte es ihr auch zu gerne erzählt.
Da er nichts Besseres vorhatte, ging er ebenfalls zurück und da Lucius nicht da war, setzte er sich an den Schreibtisch und dachte nach, wie er Michelle wieder näher kommen könnte. Kurz fragte er sich, warum er eigentlich so versessen darauf war. Erklärte es aber damit, dass es ja der Sache diente. Welcher Sache wusste er eigentlich gar nicht so genau, ignorierte das aber. Ihm war klar, dass das gelogen war und er sie einfach nur anziehend fand, aber so hatte er eine gute Ausrede gefunden, um sein Vorgehen zu rechtfertigen.
Nachdenklich betrachtete er Michelles Zauberstab und ihm kam eine Idee. Etwas Besseres konnte ihm einfach nicht einfallen und Michelle würde es bestimmt beeindrucken. Er war sich ganz sicher und grinsend griff er nach Feder und Papier und schrieb etwas.
Michelle
Ich lag auf meinem Bett und starrte gedankenverloren an die Decke. Mein Bruder war also tatsächlich aus Askaban entflohen und Moody machte sich Sorgen um mich. Welch Ironie, dachte ich. Heute Nacht hatte ich noch mit einem Todesser mein Bett geteilt und jetzt machte Moody sich Sorgen um mich, weil mein Bruder abgehauen war.
Nach einer Weile hörte ich ein Picken an der Fensterscheibe und eine mir unbekannte Eule kam herein um mir ein Päckchen zu überbringen. Es war schmal und länglich, aber zuerst gab ich der Eule ein paar Streicheleinheiten und einen Eulenkeks, woraufhin sie verschwand. Dann zog ich die Karte aus dem Umschlag, der an dem Päckchen befestigt war.
Ich las: Michelle, ma belle… mein ehrlicher Beitrag zu einer Versöhnung… J.
Ungeduldig öffnete ich das Päckchen und war gespannt was mich da erwarten würde, aber dann traute ich meinen Augen kaum. Es war mein Zauberstab. Unmöglich. Ich nahm ihn in die Hand und spürte dieses besondere Kribbeln. Es war tatsächlich mein Zauberstab und nachdem ich ihn ausgiebig getestet hatte, war ich mir auch sicher, dass er sich in einem einwandfreien Zustand befand.
Irgendwann tauchte auch Natasha auf und warf mir einen merkwürdigen Blick zu, als sie mich dabei beobachtete, wie ich mit Freude die verschiedensten Dinge in unserem Zimmer verwandelte.
„Was hast du da?" fragte sie schließlich und ich sah sie glücklich an.
„Meinen Zauberstab. Jason hat ihn mir zurückgegeben… endlich… von wegen Versöhnung und so."
„Siehst du", entfuhr es Natasha überrascht über diese Geste, „dann meint er es doch ernst. Sonst hätte er ihn dir wohl kaum zurückgegeben."
„Das glaub ich nicht", gab ich skeptisch zurück, „ er ist ein Malfoy und die haben immer gewisse Hintergedanken. Manchmal erkennt man nur nicht sofort, welche das sind. Wahrscheinlich will er etwas über meinen Bruder erfahren. Edward ist nämlich aus Askaban entflohen. Moody hat mir vorhin eine Eule geschickt. Macht sich Sorgen."
„Oh weia. Meinst du er taucht hier auf um sich an dir zu rächen?"
Darauf fiel mir nichts ein und ich zuckte nur mit den Schultern.
Natasha sah mich nachdenklich an. Irgendetwas beschäftigte sie und ich hätte nur zu gerne gewusst was, hielt mich dann aber davon zurück ihre Gedanken zu lesen.
„Ich weiß nicht", meinte sie dann. Vielleicht solltest du Jason doch ne Chance geben… ach ja, was machst du jetzt eigentlich mit Lucius Zauberstab?"
Ich dachte kurz nach.
„Den werd ich ihm wohl auch zurückgeben. Brauch ihn ja jetzt nicht mehr. Mal sehen, ob ich ihn irgendwo finde. Was ist mit dir?"
„Geh ruhig alleine. Ich leg mich noch etwas hin."
Im Gemeinschaftsraum der Slytherins traf ich auch sofort auf Lucius und ging auf ihn zu. Irgendwie sah er ziemlich mitgenommen aus und ohne große Worte drückte ich ihm seinen Zauberstab in die Hand.
Erstaunt zog er eine Augenbraue hoch.
„Ich brauch ihn nicht mehr. Hab meinen eigenen zurück." Und damit verschwand ich wieder grinsend.
Lucius und Jason
Lucius verstand gar nichts mehr und als er seinen Bruder in den Raum kommen sah, zog er ihn zur Seite und stellte ihn zur Rede.
„Kannst du mir bitte mal erklären, warum Michelle mir gerade glücklich berichtet hat, dass sie ihren Zauberstab zurück hat und meinen nicht mehr braucht?"
Jason war sofort interessiert mehr zu erfahren.
„Sie war glücklich?" Er grinste. Dann hat es also funktioniert, lobte er sich selbst. „Und du hast deinen Zauberstab auch zurück? Sehr schön."
„Jason!" Ermahnte Lucius seinen Bruder. „Ich erwarte eine Erklärung."
„Das, mein lieber Bruder, wie du heute Morgen so schön selbst gesagt hast, geht dich überhaupt nichts an."
Jason und Edward
Noch in der gleichen Nacht erhielt Jason eine Eule von seinem besten Freund und schlich leise nach draußen. Als er hinter den Gewächshäusern den Wald betrat, blickte er sich unsicher um. Es war stockdunkel und er überlegte kurz, ob er es wagen konnte etwas Licht zu erzeugen. Dann fiel ihm etwas ein und er seufzte. Er hatte ja keinen Zauberstab mehr. Plötzlich hörte er ein Rascheln und drehte sich erschrocken um. Dort blickte er in das grinsende Gesicht von Edward, der mit seinem Zauberstab für ein fahles Licht sorgte.
„Mußt du mich so erschrecken?" knurrte Jason ihn an und Edward zuckte nur mit den Schultern.
„Seit wann bist du denn so schreckhaft, J?"
„Wohl seit dem hier alles drunter und drüber geht. Konnte ja auch keiner ahnen, dass mein Bruder plötzlich nach 12 Jahren doch ein schlechtes Gewissen bekommt und mich retten will. Gibt's denn was Neues? Beim letzten Treffen konnten wir schließlich nicht ungestört reden… bei so vielen lauschenden Ohren."
Edward seufzte.
„Ja, und leider sind es keine guten Nachrichten. Mein Onkel traut Snape nicht mehr. Vermutet, dass er Dumbledore schon zu nahe steht, wo er doch jetzt schon so lange in Hogwarts ist…"
Jason schnaubte verächtlich.
„Dann wird der sich wohl was neues einfallen lassen müssen."
„Scheint so. Ich werd dann mal wieder."
Edward hob die Hand zum Abschied, aber dann fiel ihm noch was ein.
„Ach du, J?"
„Ja."
„Tust du mir einen Gefallen?"
„Klar."
„Kannst du ein Auge auf meine Schwester werfen? Sie ist schließlich noch nicht so lange dabei und du weißt ja wie einige der anderen sind…"
„Natürlich", bestätigte Jason und schluckte.
Und nicht nur eins, dachte er dann, als er sich auf den Rückweg machte.
Michelle
Nichts ahnend lief ich durch die große Eingangshalle, als ich plötzlich auf Hermine traf. Komisch, dachte ich, Natasha wollte doch eigentlich mit ihr unterwegs sein, aber sie erblickte ich nirgendwo.
Doch etwas stutzig sprach ich Hermine darauf an.
„Natasha?"
Ich nickte, aber Hermine schien etwas irritiert.
„Nein, ich war nicht mit ihr verabredet."
„Okay, trotzdem danke."
Jetzt war ich ziemlich überrascht. Natasha belog mich? Warum wohl? Sie schien für irgendetwas Ausreden zu brauchen und ich beschloß herauszufinden wofür. Mein einziges Problem war: Ich musste erst mal wissen, wo Natasha sich auf hielt… und daher ging ich noch mal zu den Zwillingen.
Bereitwillig überließen sie mir die Karte des Rumtreibers mit der Begründung, sie wären gerade mit einer besonderen Erfindung beschäftigt. Weitguckirgendwas, aber mich interessierte im Moment nur, was Natasha trieb. Ich warf einen Blick auf die Karte und fand Natasha wieder einmal in dem Gang vor Snapes Klassenraum.
Unauffällig riskierte ich einen Blick um die Ecke und sie sah sich nervös um. Es kam mir so vor, als würde sie auf jemanden warten. Also wartete ich ebenfalls, bis ich plötzlich Schritte im Gang hinter mir vernahm. Schnell zog ich meinen Zauberstab und richtete ihn auf mich.
„Chamäleus", flüsterte ich und sah, wie mein Körper praktisch unsichtbar wurde. Meine Kleidung und ich nahmen das Muster der Wand hinter mir an.
Es handelte sich um einen Tarnzauber und ich lehnte mich an die Wand. Somit war ich auf den ersten Blick nicht von der Wand zu unterscheiden. Jetzt durfte ich nur nicht zu Laut atmen oder Niesen.
Als ich aber Lucius Malfoy den Gang entlang kommen sah, musste ich mich zusammenreißen. Neugierig blickte ich um die Ecke und schlug mir die Hand vor den Mund, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich konnte es kaum glauben: Natasha und Malfoy küssten sich leidenschaftlich. Geschockt lehnte ich mich wieder an die Wand und verwandelte mich zurück. Völlig unschlüssig, was ich jetzt tun sollte. Sollte ich jetzt sofort dazwischen springen oder sollte ich froh, dass Lucius seine Meinung über Muggel änderte? Die Entscheidung wurde mir aber erst mal abgenommen, als jetzt auch noch Jason den Gang entlang kam.
Wie immer sprach er mich locker an.
„Ah, Michelle, hast du mein Päckchen…?"
Er war viel zu laut und blitzschnell griff ich nach seinem T-Shirt und zog ihn an die Wand.
„Pscht!" Zischte ich. „Nicht so laut."
Skeptisch sah er mich an, aber grinste dann.
„Du hast es aber eilig mir wieder näher zu kommen."
Zum Glück sprach er leiser. Trotzdem verdrehte ich meine Augen und schob ihn ein Stück von mir weg.
„Was machst du hier überhaupt?" fragte er dann.
„Nichts… ähm… aber du solltest da jetzt nicht weitergehen."
„Und warum nicht?"
Fieberhaft überlegte ich mir eine Ausrede.
„Ähm… da sind…ähm… Schüler, ja genau, Schüler und die… ähm… spielen einem Streiche, wenn man da weitergeht."
Er schien mir nicht zu glauben und dann fiel sein Blick auf die Karte in meiner Hand.
„Was hast du denn da?"
Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er sie mir schon aus der Hand genommen und blickte interessiert darauf. Er stieß einen leisen Pfiff aus und studierte die Karte.
„Was haben wir denn da? Da sind ja alle Gänge drauf, sogar die Geheimgänge… und alle Personen?"
„Nicht alle Personen", berichtigte ich ihn flüsternd. „Im Moment habe ich die Karte auf die Wichtigsten eingeschränkt…"
Ich wollte nach der Karte greifen, aber er reagierte blitzschnell und hielt sie außerhalb meiner Reichweite.
„Das ist höchstinteressant." Fuhr er fort. „Wo hast du die her? Wenn Edward und ich so eine Karte gehabt hätten, wären wir wahrscheinlich weniger oft beim Nachsitzen gelandet…"
„Euer Pech! Ich hab sie zu unserer Schulzeit mit meiner Zimmergenossin Penelope entwickelt. Hat uns sehr geholfen." Ich grinste breit.
„Das glaub ich dir sogar sofort." Er sah noch mal auf die Karte. „Moment mal, was seh ich da? Lucius und Natasha sind einen Gang weiter?"
Er drückte mir die Karte in die Hand und wollte nachsehen, was es damit auf sich hat. Ich musste ihn irgendwie aufhalten und mir fiel nur eine Sache ein.
„Das willst du bestimmt nicht sehen."
Ich griff wieder nach seinem T-Shirt, zog ihn an mich und küsste ihn leidenschaftlich.
„Wow", meinte er danach, als er wieder zu Atem kam. „Dann willst du dich also doch mit mir versöhnen."
„Wir sollten reden", antwortete ich nur und wandte mich zum Gehen. Diesen Augenblick nutzte Jason, um noch mal um die Ecke zu schauen. Er tat nur einen Schritt in den nächsten Gang und prallte dann erschrocken zurück. Ebenso so wie ich zuvor lehnte er sich atemlos an die Wand und sah mich an.
„Lucius und Natasha?" Brachte er dann keuchend hervor. Ich nickte nur.
„Wußtest du davon?"
„Nein, habs auch gerade erst erfahren."
Ich stellte mich zu ihm und wir sahen beide noch mal kurz in den anderen Gang. An dem Bild hatte sich nichts verändert.
„Mein Bruder mit einem Muggel. Ich kann's nicht glauben. Wie kann er mir das nur verheimlichen? Na warte, Lucius, ich kenn da einen netten Fluch…"
Jason wollte nach seinem Zauberstab greifen, aber seufzend fiel ihm ein, dass er ja keinen mehr hatte.
„Suchst du den?" Meinte ich grinsend und hielt meinen hoch.
Er griff danach, aber ich zog ihn weg.
„Ach komm schon, Michelle", bettelte er. „Ich will ihn mir ja nur kurz mal ausleihen."
„Nein", gab ich bestimmend zurück, „aber wir sollten uns jetzt mal unterhalten."
„Lucius hat was mit Natasha", lamentierte Jason, als wir am See im Gras saßen.
„Das ist unglaublich", seufzend ließ er sich zurückfallen und lag mit angewinkelten Beinen da.
„Ich ärgere mich nur darüber, dass Natasha mich die ganze Zeit belogen hat", schimpfte ich und sah ihn an.
„Was soll ich denn sagen? Lucius erzählt mir scheinbar nie irgendwas."
„Nun, dass ich was mit nem Muggel hätte, würde ich dir aber auch nicht unbedingt erzählen", gab ich zu bedenken. „Aber jetzt ist es eh egal…"
Jason setzte sich wieder auf.
„Nein, es ist nicht egal… ach ist ja auch egal." Er konnte seine Gedanken sowieso nicht mit Michelle teilen, aber früher oder später würde ja auch sie die ganze Wahrheit erfahren.
Für diesen merkwürdigen Satz erntete Jason ein Stirnrunzeln von mir. Dann fiel mir etwas ein und ich vergaß, dass ich ihn danach fragen wollte.
„Trotzdem bin ich der Meinung, dass die beiden eine kleine Strafe verdient haben…" Ich grinste fies und das gefiel Jason.
„Du willst sie verfluchen? Ich bin dabei."
„Nein, viel besser. Ich hab schließlich noch die Karte und ich würde es viel amüsanter finden, wenn zufälligerweise immer mal einer von uns bei ihren geheimen Treffen dazwischen funkt. Es wird bestimmt interessant zu sehen, wie sie sich dann aus der Affäre ziehen. Die werden sich winden und wahrscheinlich die haarsträubendsten Geschichten ausdenken."
Jason gefiel die Idee.
„Alle Achtung! Das gefällt mir… vor allem können wir so viel länger mit ihnen spielen, als wenn wir sie nur verfluchen. Ich ziehe meinen Hut vor dir. Scheinbar kommt deine dunkle Seite ja doch manchmal zum Vorschein…"
„Ja… manchmal…" Ich grinste geheimnisvoll und er rutschte näher an mich heran.
„Und jetzt kommen wir zurück auf die andere Sache…So wie es aussieht muß ich unbedingt mal zu Ollivander's um mir einen neuen Zauberstab zu besorgen."
„Danke", meinte ich nur in Bezug zu meinem Zauberstab und er zog mich in seine Arme.
„Willst du mir nicht anders danken?"
Und ehe mich versah, lagen wir beide wieder nackt aneinandergekuschelt da. Ich hatte schnell ein paar Blätter zu einer Decke verwandelt und wir hatten uns ein im Schilf verstecktes Plätzchen gesucht.
Als wir so dalagen, meldete sich wieder mein schlechtes Gewissen. Ich griff nach meinen Sachen und zog mich an. Jason sah mir wortlos dabei zu, bis ich noch etwas klarstellen wollte.
„Ich muß etwas klarstellen: Das hier zwischen uns… ich glaube, wir wissen beide, dass das keine Zukunft hat. Ich meine, es gibt kein Wir oder Uns."
Jason wirkte etwas überrascht, aber schloß sich meiner Meinung an.
„Natürlich. Es gibt keine Beziehung oder so…"
„Eben", stimmte ich zu. „Denn ich bin ein… und du bist ein…"
Er nickte.
„Es geht nur um Sex. Nichts weiter…Keine Verpflichtungen… und sollten wir uns mal duellieren müssen…"
„Wird keine Rücksicht genommen. Ich muß los. Hab noch etwas zu erledigen. Ich melde mich bei dir, wenn wir unseren Plan umsetzen können…"
Damit lief ich zurück zum Schloß und atmete tief durch. Ich konnte das nicht länger. Ich mußte jemandem aus dem Orden davon erzählen, was ich getan hatte und immer noch tat, aber zu Moody wollte ich nicht unbedingt. Der würde das wahrscheinlich nicht verstehen.
Ich kam mir vor wie ein Verräter und musste mit jemandem sprechen. Mir fiel nur einer ein, der mich verstehen könnte und so machte ich mich auf den Weg zu Dumbledores Turm.
Jason
Jason blieb nachdenklich zurück. Er mußte zugeben, dass Michelles Worte ihn überrascht hatten und er ihr nicht wirklich Recht geben wollte. Allerdings fragte er sich auch warum. Warum sah er es nicht genauso und warum hatten ihre Worte ihn verletzt?
Michelle
Als ich den Turm wieder verließ, war ich ziemlich erleichtert aber auch etwas erstaunt. Dumbledore schien gar nicht überrascht gewesen zu sein, als ich ihm die Sache mit Jason gebeichtet hatte und er hatte mich auch nicht zu Recht gewiesen. Im Gegenteil. Er meinte nur, ich solle mir keine Sorgen machen. Dann hatte er mich wieder weg geschickt. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er mehr wußte als er zugegeben hatte. Da ich aber nun praktisch die Erlaubnis von Dumbledore hatte, mich weiter mit Jason zu treffen- vielleicht wollte er ihn ja umdrehen…- machte ich mich gut gelaunt auf die Suche nach ihm, um Lucius und Natasha ärgern zu gehen. Das würde sicher sehr amüsant werden…
