Michelle
Als ich wieder in unser Zimmer kam, schlief Natasha schon. Oder zumindest tat sie so. Ich legte mich ebenfalls hin und schlief tief und fest, bis es an der Tür klopfte.
Mürrisch stand ich auf und öffnete die Tür.
„Moody? Wie bist du denn hier rein gekommen? Ich dachte, du bist Gryffindor…" Fragte ich ungläubig und rieb mir die Augen.
Er hingegen schien hellwach zu sein.
„Zieh dich an. Vielleicht brauchen wir deine Hilfe", überging er meine Fragen.
„Wow", meinte ich genervt, „freut mich auch dich zu sehen… und danke, mir geht es gut."
„Beeil dich, Michelle", trieb er mich aber nur zur Eile an.
Mürrisch sah er mich dann an und mir wurde klar, dass er es ernst meinte.
„Wie wäre es mit einer Erklärung?" Fragte ich, als ich mich anzog und auch Natasha wach wurde.
„Wir haben einen Hinweis bekommen, dass Du-weißt-schon-wer unserem Spitzel Snape nicht mehr traut und er einige Todesser losgeschickt hat, um Snape zu beseitigen. Sie haben Snape schon unter einem Vorwand nach Hogsmeade gelockt und jetzt wollen wir ihnen einen Strich durch die Rechnung machen."
Ich hatte Moody noch nie Grinsen gesehen, aber falls er wirklich dazu fähig war, kam sein jetziger Gesichtsausdruck dem wohl am nächsten.
„Und was ist mit mir?" meinte Natasha plötzlich. „Ich bleib hier bestimmt nicht alleine in diesem Schlangennest, wo fast jeder zur dunklen Seite gehört… und wer weiß, vielleicht kommt ja auch noch Michelles Bruder hier vorbei und kidnappt mich… oder foltert mich… oder bringt mich um… oder…"
„Ja, ja, schon gut", unterbrach Moody sie genervt. „Dann komm halt mit. Aber beschwer dich hinterher nicht, dass es in Hogsmeade viel schlimmer war."
Natasha war froh, denn in Wirklichkeit machte sie sich nur Gedanken darüber, ob Lucius vielleicht auch dort war und in Gefahr schwebte.
Als ich nach meinem Zauberstab griff und wir Hogwarts verließen, dachte ich an Jason und hoffte inständig, dass er nicht zu den Todessern gehörte, die sich in Hogsmeade aufhielten.
Mit gezogenen Zauberstäben betraten wir den Ort des Geschehens. Eine kleine Seitengasse in Hogsmeade, die in fahles Licht von altmodischen Laternen getaucht war. Scheinbar hatten wir das Wichtigste verpasst, denn als wir dort ankamen sah ich nur noch einige Gestalten gefolgt von anderen weglaufen und in den Seitenstraßen verschwinden. Ich erkannte einige Auroren unter ihnen, aber die anderen waren wohl die Todesser, die es auf Snape abgesehen hatten
Dieser saß auf dem Boden und Molly war schon bei ihm. Ihm war wohl nichts Ernsthaftes passiert und wir liefen zu ihnen.
„Sie sind abgehauen", meinte Snape und stand langsam auf. „Es waren acht. Ich weiß, dass zumindest Not, Johnson und Graves unter ihnen waren. Die anderen hielten sich versteckt und haben das Weite gesucht, als der Orden hier aufgetaucht ist."
Er klopfte seinen schwarzen Umhang ab und ich erkannte eine Platzwunde an seiner Stirn, um die sich Molly gerade kümmerte. Das war wohl ein Gruß seiner alten Kumpel gewesen.
„Acht gegen einen?" fragte Natasha. „Das ist aber verdammt unfair."
Snape sah sie amüsiert an.
„Der dunkle Lord spielt niemals fair, meine Liebe… sonst wäre er wohl kaum der dunkle Lord. Und acht gegen einen ist in der Zaubererwelt nicht unbedingt unfair. Wenn Professor Dumbledore oder Miss DeWiltshire hier an meiner statt gestanden hätten…"
„Oh, sie schmeicheln mir, Professor", meldete ich mich zu Wort. „Heißt das, sie haben mir vergeben, dass ich ihren Zaubertränkeunterricht ab und zu geschwänzt habe?"
„Nein", gab er unwirsch zurück, „aber aus ihnen ist trotzdem eine großartige Hexe geworden… obwohl sie wahrscheinlich noch besser sein könnten."
„Hexe… das hört sich definitiv negativ an", murmelte ich vor mich hin, aber Moody rief uns zur Vernunft.
„Los", meinte der, „wir werden uns auch noch aufteilen und die anderen bei ihrer Suche unterstützen. Wenn wir Glück haben schicken wir ein paar von denen nach Askaban…"
„Aber sind die denn nicht schon wegappariert oder wie ihr das nennt?"
Moody sah Natasha mit seinen beiden Augen an.
„Kluges Kind, aber auf Hogsmeade liegt ein Antiapparationsfluch. Man muß erst die Stadt verlassen, dann kann man so abhauen."
„Deswegen mussten wir auch außerhalb der Stadtgrenzen apparieren als wir hier waren", raunte ich ihr zu. „Ach ja, noch was", rief ich ihr ihm Gehen zu, „bleib du bei Molly und Snape. Bis wir wieder zurück sind."
Eigentlich lief ich völlig planlos durch die Gegend in der Hoffnung zufällig einem der Todesser zu begegnen. Dies war wohl sehr unwahrscheinlich, weil die, wenn sie schlau waren schon längst die Stadt verlassen hatten. Aber wenn Moody der Meinung war wir sollen suchen, dann suchen wir eben. Etwas mehr Planung hätte dieser Aktion auch nicht geschadet, grummelte ich in Gedanken vor mich hin. Normalerweise handelte der Orden nie so überstürzt, aber heute war wohl eine Ausnahme.
Ich war eine einsame Straße entlang gelaufen und hatte schon fast den Waldrand erreicht, der die Stadtgrenze markierte, als ich plötzlich tatsächlich etwas im faden Mondlicht vor mir entdeckte. Da ich keine Ahnung hatte, ob es einer unserer eigenen Leute war oder ein Todesser, konnte ich ihn ja nicht einfach von hinten verfluchen. Ich entschied mich einfach erst mal zu rufen.
„Halt! Stehen bleiben!" Klar, das war nicht sehr kreativ, aber was Besseres fiel mir in dem Moment nicht ein.
Ich richtete meinen Zauberstab auf die Person vor mir, die sich langsam umdrehte und ebenfalls einen Zauberstab in der Hand hielt. Jedenfalls vermutete ich das. Vorsichtig ging ich näher heran und mein Atem stockte, als ich die Person erkannte.
Es war Jason und er stand genauso unentschlossen da wie ich. Meine Gedanken rasten. Würde ich ihn jetzt mit einem Fluch bewegungsunfähig machen, würde er nach Askaban gebracht werden. Eigentlich wollte ich das nicht, aber trotzdem war genau das meine Aufgabe. Es war soweit gekommen. Wir standen uns als Gegner gegenüber. Und hatten wir nicht beide gesagt, dass wir, sollte es jemals dazu kommen, keine Rücksicht nehmen sollten?
Ihm ging wahrscheinlich ähnliches durch den Kopf, denn er stand genauso tatenlos da wie ich. Dann wurde mir eines klar: Ich konnte es nicht. Ich konnte ihn nicht mit einem Fluch lähmen und nach Askaban bringen.
In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich wohl schon verloren hatte. Ich senkte meinen Zauberstab und hoffte, dass Jason mich lähmen würde. Auf diese Art hätte ich wenigstens eine Ausrede gehabt. Aber er tat nichts dergleichen. Im Gegenteil. Auch er senkte seinen Zauberstab. Gerade in diesem Moment hörte ich links von mir jemanden „Stupor!" rufen und Jason wurde von einem blauen Schockzauberblitz getroffen. Sofort ging er bewusstlos zu Boden und erschrocken erkannte ich, wer jetzt links von mir aus dem Wald trat.
Es war Lucius. Er hatte seinen eigenen Bruder mit einem Schockzauber niedergestreckt. Ungläubig starrte ich ihn an und richtete meinen Zauberstab auf ihn. Wer weiß, was jetzt noch alles kam, wenn er schon seinen Zwillingsbruder verfluchte.
„Lassen sie das, Michelle!" Meinte er herrisch. „Ich habe ihnen gerade das Leben gerettet. Ist das ihr Dank dafür?"
„Sie haben mich gerettet?" fragte ich ungläubig. „Ich glaube, sie haben die Situation nicht richtig erkannt…"
„Mein Bruder ist ein Todesser und hat Snape verraten", stellte er fest.
„Und sie sind jetzt wohl ein Engel oder was?" lachte ich auf, aber er sah mich nur durchdringend an.
„Wieso haben sie ihn nicht geschockt?"
„Das geht sie gar nichts an", gab ich unwirsch zurück und bevor er noch weiter danach fragen konnte, kamen die anderen zu uns. Sie hatten Graves, Johnson und noch einen weiteren Todesser gefangen genommen und brachten sie gefesselt mit. Ihr Schicksal war somit so gut wie besiegelt: Eine Gerichtsverhandlung und lebenslänglich Askaban… und für Jason sah es auch nicht besser aus. Das Zaubereiministerium ging mit Zauberern, denen nachgewiesen wurde, dass sie Todesser waren, nicht gerade zimperlich um.
„Und ist das Beweis genug für sie, dass ich die Seiten wechseln will?" Wandte sich Lucius nun an Moody, der ihn finster anstarrte. „Ich liefere ihnen meinen eigenen Bruder aus… Da ihr Auror dazu nicht in der Lage war." Dabei warf er mir einen boshaften Seitenblick zu.
Moody überging diese Bemerkung zum Glück. Er schien schwer zu überlegen, ob er Lucius trauen konnte oder nicht.
„Außerdem haben sie von mir diesen Tipp bekommen", fuhr dieser fort.
„Und sie hatten ihn von ihrem Bruder…"Scheinbar traute ihm Moody noch nicht. „Dass sie hier einmal etwas Gutes tun, beweist noch gar nichts. Professor Dumbledore wird entscheiden, ob wir ihnen vertrauen oder nicht."
Lucius nickte kaum merklich. Er mußte das wohl oder übel so hinnehmen.
Erst jetzt fiel mir auf, dass Natasha Lucius mit großen Augen anstarrte. Wahrscheinlich konnte sie das eben gehörte genauso wenig glauben wie ich.
„Gehen wir erst mal zurück zum Schloß", schlug Moody vor. „Von dort aus bringen wir die Gefangenen ins Zaubereiministerium."
Zurück in Hogwarts brachte ich Natasha auf unser Zimmer.
„Na das war ja was", entfuhr es ihr, aber ich hatte im Moment andere Sorgen.
„Ja, ja", nickte ich geistesabwesend. „Ich muß noch mal zu Professor Dumbledore. Du bleibst hier, okay. Nicht, dass ich dich nachher wieder suchen muß."
Ich traf Dumbledore auf einem der Gänge und es entzog sich völlig meinem Verständnis, wie er immer lächeln konnte. Auch diesmal schien er richtig fröhlich zu sein, aber ich überfiel ihn sofort mit meinem Problem.
„Ich werde nicht gegen Jason aussagen. Das kann ich nicht… und ich werde auch nicht zulassen, dass wieder jemand in meine Gedanken eindringt. Ganz bestimmt nicht und diesmal kann ich mich zur Wehr setzen…" Schloß ich aufgeregt meinen Bericht über die Vorfälle dieser Nacht. Ich fragte mich allerdings, ob Dumbledore nicht schon davon wusste.
„Gehen wir erst mal einen Tee trinken", schlug er ruhig vor und ich sah ihn verblüfft an. Hatte er mich nicht verstanden?
„Tee? Ich will keinen Tee trinken…"
„Aber Tee wirkt beruhigend, Michelle."
„Ich will aber nicht ruhig bleiben. Lucius wird bestimmt behaupten, dass Jason mich bedroht hat und…"
„Du gehst jetzt erst mal einen Tee trinken, Michelle." Dumbledore ignorierte meine Proteste und schob mich rätselhaft lächelnd durch eine der Türen, die zu der großen Hogwartsküche führten. Er verschwand und ich resignierte. Ich verstand diesen Mann einfach nicht.
Als ich mich aber umdrehte und sah, wer sich in der Küche aufhielt, erstarrte ich. Dort waren einige Leute, die zum Orden gehörten wie die Weasleys, Moody, Snape und Sirius Black, Harrys Onkel, der auch mal in Askaban gesessen hatte. Er war aber unschuldig gewesen und ihm war die Flucht gelungen. Und obwohl wir alle wussten, dass er kein Todesser war, hatte er es durch einige widrige Umstände nicht geschafft sich zu rehabilitieren. Seitdem arbeitete er im geheimen für den Orden. Wie gesagt, er war unschuldig gewesen… was man von den anderen zwei Zauberern, die mit an dem großen Küchentisch saßen nicht gerade behaupten konnte.
Denn es waren Jason und mein Bruder Edward.
Jason hielt sich seinen Kopf und Molly reichte ihm gerade einen Zaubertee.
„Hier Jason, dass hilft gegen die Kopfschmerzen, die so ein Schockzauber nach sich zieht."
Edward lachte nur und Jason sah ihn mürrisch an.
„Hör auf zu lachen, Eddie. Das ist nicht sehr amüsant. Mein eigener Bruder hat mich niedergestreckt. Warte, bis du auf deine Schwester triffst… vielleicht hab ich dann was zu lachen…"
„Na ja, wenigstens weißt du jetzt, dass Lucius doch kein so großer Feigling ist und auf der richtigen Seite steht… na ja, jedenfalls seit kurzem…"
Ich bemerkte wie hinter mir noch jemand den Raum betrat und dann hörte ich Lucius Stimme.
„Könnte mir mal bitte jemand erklären, was hier los ist?" Herrschte er die Leute an und zog so die Aufmerksamkeit auf uns.
Als Edward mich sah, sprang er freudestrahlend auf und kam mit offenen Armen auf mich zu.
„Oh Elle! Ich freu mich so dich wieder zu sehen!"
Aber ich zog meinen Zauberstab und hielt ihn so auf Abstand.
„Das würde mich auch mal interessieren!" Schloß ich mich Lucius an. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Natasha ebenfalls hier war und genauso verständnislos dreinblickte wie ich.
Sirius, der mir am nächsten saß, stand lachend auf und führte mit einer Hand meinen Zauberstab zur Seite.
„Bleib mal locker, Michelle." Grinste er, aber ich fand das gar nicht amüsant.
„Wir gehören zum Orden", erklärte Edward dann, „und zwar schon länger als die meisten hier."
Ich steckte meinen Zauberstab weg und setzte mich. Lucius und Natasha folgten meinem Beispiel.
Ein Hauself kam auf mich zu und fragte mich, ob ich etwas trinken wollte.
„Ich glaube, ein Butterbier wäre jetzt nicht schlecht", seufzte ich und Edward sah mich entrüstet an.
„Was? Du trinkst Alkohol? Das ist nicht gut für dich…"
„Halt die Klappe, Edward!" Fuhr ich ihn an. „Du brauchst mir gar nichts zu erzählen. Schließlich hast du mich ja anscheinend die ganze Zeit belogen."
Er zuckte zusammen und hielt lieber seinen Mund.
„Was ist hier los?" fragte Lucius noch mal und wurde langsam ungeduldig. Sein Bruder grinste ihn an.
„Na, hast du dich auch endlich für die richtige Seite entschieden, Brüderchen? Wurde ja auch langsam mal Zeit…"
Lucius war völlig verstört.
„Aber ich dachte die ganze Zeit, du bist ein überzeugter Anhänger des dunklen Lords", stammelte er und ich mußte zugeben, dass er da einen guten Punkt anbrachte.
„Ja, das sollten ja auch alle denken… aber glaubst du wirklich, dass ich so einen Spinner unterstütze?"
Jetzt mischte ich mich wieder ein.
„Aber was war mit der Muggelfamilie? Ich hab doch gesehen…"
Edward wollte scheinbar nicht daran erinnert werden.
„Das hätte nie passieren sollen", meinte er trüb. „Wir wussten vorher nichts davon und konnten nicht eingreifen. Ansonsten wäre unsere Tarnung aufgeflogen und das konnten wir nicht riskieren…"
"Aber was ist mit Snape?" Lucius hatte genau wie ich noch tausend unbeantwortete Fragen auf der Zunge liegen. „Du hast mir selbst gesagt, was der dunkle Lord mit ihm vorhat."
Jason grinste breit.
„Ja, und du hast es sofort weiter erzählt. Das war fast alles nur inszeniert. Erstens wollte Dumbledore dich testen. Zweitens konnten wir so drei unserer Todesserfreunde aus dem Verkehr ziehen und drittens traut Du-weißt-schon-wer Snape schon länger nicht mehr. Daher hat der Orden beschlossen Snape sozusagen zu opfern, damit Eddie und ich ihn verraten konnten um in der Gunst des dunklen Lords wieder ganz oben stehen… Alles perfekt geplant… Aber mußtest du mich unbedingt schocken, Brüderchen? Jetzt hab ich höllische Kopfschmerzen."
„Du hast es wirklich nicht besser verdient", grummelte Lucius. Er kam sich ziemlich fehl am Platze vor, denn es passte ihm nicht, dass er scheinbar an der Nase herumgeführt worden war.
Ich seufzte.
„Bitte mal von vorne. Da blickt ja keiner mehr durch."
Mein Bruder sah mich lächelnd an.
„Na gut. Dann eben die ganze Geschichte. J?" Jason ließ sich nicht zweimal bitten.
„Als wir in unserem vorletzten Jahr in Hogwarts waren, haben wir Profesor Dumbledore angeboten Mitglieder des Ordens zu werden. Er war davon begeistert und hatte so etwas schon vermutet, da wir ja schon als Rebellen unserer Familien bekannt waren. Die Ansichten von Eddies Onkel kamen uns von Anfang an sehr suspekt vor. Milde ausgedrückt… und nein, wir hassen keine Muggel und hatten nie ein Problem mit ihnen. Würde ich sonst solche Designeranzüge tragen?"
Ich mußte grinsen und Jason sah mich vielsagend an.
„Wir wurden also Mitglieder des Ordens und waren natürlich gleichzeitig prädestiniert dazu Todesser zu werden. Eine ganze Zeit lang ging es gut, dass wir spioniert haben. Bis Eddie nach Askaban mußte und ich verbannt wurde. Wie du siehst Lucius, war das ziemlich dämlich von euch. Dumbledore hat uns beide aber da rausgeholt und wir haben im geheimen für den Orden gearbeitet. Und dann hat dich auf einmal dein Gewissen gequält, lieber Bruder und du wolltest mich retten… und Eddie wurde ebenfalls befreit. Seit dem ging alles irgendwie drunter und drüber."
„Aha", meinte Lucius nur. „Und wirf du mir noch mal vor, ich würde dir nicht alles erzählen", stichelte er dann in Richtung seines Bruder, der aber nur grinste.
Natasha gähnte und ich kam mir irgendwie ziemlich verarscht vor. Daher hatte ich auch keine Lust mehr noch weiter zu diskutieren. Jason hatte mich belogen. Ich hatte mir solche Vorwürfe gemacht, ein schlechtes Gewissen gehabt und wofür? Völlig umsonst.
„Wir sollten ins Bett gehen", schlug ich vor und Natasha stimmte mir zu.
Wir verabschiedeten uns und Lucius kam ebenfalls mit. Scheinbar war er genauso sauer wie ich.
Jason und Edward
Als wir die Küche verlassen hatten, sah Eddie seinen besten Freund an.
„Die sind ja nicht gerade in Begeisterungsstürme ausgebrochen", meinte er nachdenklich.
Jason konnte sich schon denken, dass Michelle wieder einmal sauer auf ihn war, aber wollte Eddie beruhigen.
„Gib Michelle noch ein bißchen Zeit. Sie wird sich schon wieder abregen. Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden…"
„Wieso du?"
„Na schließlich ist sie auch schon mit mir ausgegangen."
Eddie kam das immer noch merkwürdig vor, aber er zuckte nur mit den Schultern.
Michelle
„Ich kann das nicht glauben", schimpfte ich, als wir im Bett lagen.
„Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Der Schock als ich dachte, dass Jason nach Askaban muß oder der Schock als ich ihn und Edward in der Küche vorgefunden habe."
„Was war eigentlich in Hogsmeade los?" wollte Natasha dann wissen.
Nachdenklich starrte ich an die pechschwarze Decke, denn trotz Mondlicht war es ziemlich dunkel im Zimmer.
„Jason und ich standen uns gegenüber… und ich konnte ihn nicht schocken. Ich hätte es tun sollen, es war meine Pflicht… aber ich konnte es nicht… und dann kam Lucius dazu und hat das übernommen."
„Weißt du", seufzte Natasha, „das kann nur eines bedeuten…"
„Ach ja? Und was?"
„Du hast ihn wirklich gern."
„Du spinnst wohl", fuhr ich sie an. „Zwischen uns ist nichts. Da ging es nur um Spaß. Nichts weiter."
„Das hättest du gerne so", meinte Natasha und da es dunkel war, konnte ich ihr breites Grinsen nicht sehen.
Natasha
Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Ich hatte schlecht geschlafen und dazu noch verrückt geträumt.
Von Todessern die um mich herum standen, ihre Zauberstäbe auf mich gerichtet. Gerade als sie einen Fluch auf mich jagen wollten sprang Lucius schützend vor mich und bekam statt meiner den Fluch ab. Er stürzte vor mir zu Boden und rührte sich nicht mehr. Um mich herum vernahm ich Worte wie „Verräter", „Muggelfreund" oder „Tötet ihn".
Dann wachte ich schweißgebadet auf und war froh, als ich mich in meinem Bett wieder fand.
Doch als ich wieder eingeschlafen war, überfiel mich der nächste Traum.
Lucius und ich standen am See. Wir küssten uns leidenschaftlich und gerade als wir im Begriff waren miteinander zu schlafen, traten Michelle und Jason aus den Büschen und zeigten anklagend mit dem Finger auf uns.
„Nein", donnerte Jason. „Nicht mit einem Muggel."
„Nein", rief Michelle. „Nicht mit einem Malfoy!"
„Aber wir lieben uns..." versuchten wir ihnen zu widersprechen.
„Ein Malfoy kann nicht lieben... kann nicht lieben... nicht lieben... nicht lieben... lieben..."
„Kann nicht lieben", murmelte ich und Michelles Stimme hallte noch in meinem Kopf nach.
„Natasha, he, alles in Ordnung?"
„Wie? Was?" Mühsam öffnete ich die Augen. „Michelle?"
„Wer sonst?" lachte sie.
„Man hab ich vielleicht einen Scheiß geträumt." Ich setzte mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen.
„Komm, heute gibt es das Frühstück in der Küche."
„Ahh, wieso denn das?"
„Besprechung des Ordens. Wahrscheinlich wegen gestern."
Nachdem ich schlaftrunken in den Waschsaal geschlurft war, um mich zu waschen, trieb mich Michelle zur Eile. Sie wollte auf keinen Fall den Anfang der Besprechung verpassen.
Rasch zog ich mich an und beeilte mich hinter Michelle her zu kommen. Unterwegs fiel mir auf, dass ich den Umhang vergessen hatte, den ich von Michelle bekommen hatte, damit ich unter den Schülern nicht weiter auffiel.
Als wir in die Küche kamen waren alle schon anwesend. Wir setzten uns auf die letzten freien Plätze und ich musste neugierige Blicke über mich ergehen lassen.
„Wer ist das?" fragte ich Michelle leise und deutete auf einen Mann der mir gegenüber saß.
„Das ist Sirius Black. Harrys Pate."
„Aha. Warum sieht er so schlecht aus?"
„Er war lange zeit in Askaban. Unschuldig wohlgemerkt."
„Ach so."
Blacks schwarzes Haar fiel im unordentlich ins Gesicht. Früher musste er wohl sehr attraktiv gewesen sein, doch nun war sein Gesicht ausgemergelt und von Askaban gezeichnet.
„Und wer ist das neben Black?"
„Das ist Lupin. Er ist ein Werwolf."
„Oh."
„Nun da wir alle beisammen sind kann die Besprechung ja beginnen", ertönte Dumbledores Stimme vom Kopfende des Tisches.
„Aber zuerst einmal möchte ich feststellen, dass wir einen Gast in unserer Mitte haben." Er sah mich freundlich an.
„Michelle würdest du uns deine Freundin vorstellen?"
Alle Blicke richteten sich nun auf mich und am liebsten hätte ich mich unterm Tisch verkrochen.
„Das ist Natasha McDougan. Und wie ihr sicher schon alle wisst ist sie kein Zauberer. Ich habe sie eigentlich auch nur hier hergebracht um sie zu schützen. Zumindest dachte ich damals, dass ich sie vor ihm", Michelle deutete auf Jason, „schützen müsste."
„Natasha", sprach Dumbledore mich an. „Michelle hat dir sicher schon vom Orden des Phönix erzählt."
„Schon möglich. Sie hat mir in letzter Zeit so vieles erzählt und langsam blick ich gar nicht mehr durch."
„Für einen Muggel ist es auch alles etwas schwer nachzuvollziehen", meinte er nachsichtig.
„Ich geb mir Mühe", seufzte ich. „Aber ständig kommen neue Sachen dazu, die ich erst mal begreifen muss."
„Vielleicht werden wir sogar deine Hilfe gebrauchen können." Er zwinkerte mir zu und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich nur mit einbeziehen wollte, damit ich mir nicht ganz so verloren in dieser Runde vorkam.
„Jason, würden Sie uns jetzt bitte erläutern, was Sie herausgefunden haben."
„Sicher. Also, es geht um folgendes. Wir haben schon die ganze Zeit vermutet, dass Voldemort", einige fuhren beim Klang des Namens sichtlich zusammen. „etwas zu planen scheint. Er war die ganze letzte Zeit unverhältnismäßig gut gelaunt und hat sich noch mehr zurück gezogen. Der Orden vermutet also mit Recht, dass er etwas im Verborgenen plant.
Details hat er uns natürlich nicht anvertraut, diese hat er nur seinen treuesten Ergebenen offenbart.
Wir wissen nur so viel, dass er anscheinend etwas gefunden hat, deren Macht er sich bedienen kann, um sein Ziel endlich zu erreichen.
Ich nehme an, euch sagt allen der Name Shakra Tahn etwas?"
Bis auf Jason, Eddie und Lucius stöhnten alle erschrocken aus. Selbst Dumbledore verlor etwas Farbe im Gesicht.
„Wir sind verloren", rief eine Hexe mit knallpinken Haare schrill.
„Wir müssen ihn aufhalten", ließ sich ein glatzköpfiger Zauberer mit einer tiefen Stimme vernehmen.
„Sie sind irre Shacklebold, ihn kann niemand mehr aufhalten", fuhr Black ihn an.
Dumbledore räusperte sich vernehmlich und nach und nach beruhigten sich die Anwesenden wieder.
„Äh...", meinte ich in die Stille hinein. „Könnte mir mal jemand verraten wer oder was dieses Shakalakadingsbums schon wieder ist?"
Jason grinste. Jetzt brauchte er sich nicht mehr verstellen.
„Das ist gar keine so dumme Frage, Natasha", sagte er deshalb und ich sah ihn erstaunt an. Ich hatte immer noch nicht richtig begriffen, dass er mich anscheinend doch nicht so hasste, wie er bislang immer getan hatte.
„Und diese Frage kann uns mein Bruder glaube ich am besten beantworten. Nicht wahr, Lucius?"
Alle Blicke richteten sich auf Lucius und sahen ihn abwartend an.
„Na ja, also... ich..." Er stockte und fühlte sich mit einem mal gar nicht mehr so wohl in seiner Haut. Immerhin musste er jetzt zugeben, dass er einer der engsten Vertrauten des Lords gewesen war und das vor einem Dutzend Mitglieder des Ordens. Vor ein paar Tagen noch hätten sie ihn dafür nach Askaban geschickt.
„Wie Sie sicher alle schon vermutet haben", begann er dann noch mal mit fester Stimme. „bin ich... war ich einer der engsten Vertrauten von dem dessen Name nicht genannt werden darf.
Auf der entscheidenden Versammlung der Todesser war ich zwar nicht anwesend, weil ich verhindert war", er warf mir einen flüchtigen Blick zu und um seine Mundwinkel zuckte es verdächtig. „Aber mein Bruder hat mich auf den neuesten Stand gesetzt. Lord V-v-v... Der dunkle Lord hatte schon länger den Plan sich der Macht des Dämons Shakra Tahn zu bedienen, um sein Ziel endlich zu erreichen. Potter zu vernichten und mit ihm sämtliche Halbblüter. Bislang hatte er jedoch noch keinen Weg gefunden, um den Dämon beschwören zu können.
Anscheinend ist ihm dies jetzt gelungen. Auf welche Art, das entzieht sich auch meiner Kenntnis, da ich mich nicht mehr in seine Nähe wagen konnte. Er hätte sofort herausgefunden, dass ich nun nicht mehr für sondern gegen ihn kämpfe.
Aber wir haben ja noch die drei gefangenen Todesser. Und Graves könnte Ihnen sicher noch mehr Auskünfte geben als ich, da er dem Dunklen Lord noch etwas näher stand als ich."
Lucius machte eine kurze Pause und sah in die Runde. Als keiner etwas sagte, nahm er das als Aufforderung weiter zu sprechen.
„Nun zu dir, Tasha." Er erntete einige erstaunte Blicke, aufgrund des vertrauten Tons, mit dem er mich anredete, aber er ignorierte sie. „Du hast gefragt, wer oder was Shakra Tahn eigentlich ist. Die Frage ist begründet, weil eigentlich niemand so genau weiß, was er ist. Klar ist, dass er ein Dämon ist, ein sehr gefährlicher noch dazu. Wir wissen auch, dass er über eine Macht verfügt, die unserer Magie um Längen überlegen ist."
„Das ist ja wie bei Buffy und Angel", flüsterte ich Michelle zu und fing mir einen strafenden Blick von Lucius ein.
„Dieser Dämon stellt also eine Bedrohung für uns dar, wahrscheinlich eine noch größere als V-v-v... der dunkle Lord."
Ich konnte sehen wie schwer es ihm fiel überhaupt zu versuchen den Namen Voldemorts auszusprechen.
„Vor vielen Jahrhunderten war es guten Zauberern gelungen den Dämon zu verbannen. Heraufbeschwören lässt er sich nur von einem Zauberer der dunklen Seite, der genügend Macht hat. Und V-v-voldemort hat diese Macht erlangt. Und er hat es geschafft sich die Beschwörungsformel zu beschaffen. Meines Wissens lag sie bislang gut bewacht im Ministerium.
Mehr kann ich ihnen dazu auch nicht sagen." Er verstummte und legte seine gefalteten Hände vor sich auf den Tisch.
„Gut gesprochen, Brüderchen", raunte ihm Jason zu. „Aber du hast immer noch nicht erwähnt, warum du eigentlich zu uns übergelaufen bist."
„Du hast mich eben überzeugt."
„Das glaub ich dir nicht. Seit wann hörst du auf das was ich dir sage? Nein, das hat einen ganz anderen Grund. Du warst nämlich schon bereit dazu, bevor ich zu dir kam."
„Glaub, was du willst", gab Lucius unwirsch zurück.
Jason lachte leise in sich hinein. Er hatte schon eine ganz bestimmt Vorstellung, warum Lucius sich für die gute Seite entschieden hatte. Aber das würde er Lucius noch nicht auf die Nase binden.
Dass er dazu auch gar nicht kommen sollte, ahnte er in diesem Moment nicht.
Draco
Kurz nach dem Aufstehen hatte Draco seinen Vater beobachtet, wie er und Jason in Richtung Küche unterwegs waren.
Es dauerte nicht lange, da folgten ihnen Michelle und Natasha.
Draco machte sich so seine eigenen Vorstellungen darüber, was die vier wohl vorhatten. Wahrscheinlich würden sein Vater und Natasha wieder irgendeine fadenscheinige Ausrede finden um miteinander rumzumachen.
Aber diesmal hatten sie die Rechnung ohne Draco gemacht. Draco grinste. Er würde ihnen das Treffen ordentlich versauen.
„Gehen wir frühstücken, hab nen Mordshunger." Crabbe und Goyle waren hinter ihm aufgetaucht und sahen ihn abwartend an.
„Ihr könnt ja schon gehen. Ich hab noch was wichtiges zu erledigen. Und so verfressen wie ihr seid, könntet ihr es bis zu meiner Rückkehr ohnehin nicht aushalten." Draco sah seine Kumpane abschätzig an.
Crabbe grinste blöd vor sich hin und Goyle sah ihn aus seinen kleinen Schweinsäugelein ergeben an.
„Ja, Boss."
„Klar, Boss."
„Dann verschwindet endlich", fuhr Draco sie an, als sie sich immer noch nicht bewegten.
Crabbe und Goyle verschwanden und Draco folgte ihnen ein paar Minuten später.
Statt jedoch in die große Halle zu gehen, lief er rüber zum Gryffindor-Turm.
Das, was er jetzt vorhatte, schmeckte ihm zwar gar nicht, aber er musste es tun, sollte sein Plan gelingen.
Vor dem Porträt der fetten Dame legte er sich auf die Lauer und wartete.
Seine Geduld wurde auf keine harte Probe gestellt. Es dauerte nicht lange, da schwang das Porträt zur Seite und zwei rote Haarschöpfe erschienen.
„Hey, Weasleys!" Draco vertrat den Weasley-Zwillingen den Weg.
„Was willst du Malfoy?"
„Ich will euer Weitguckauge." Fordernd sah er sie an.
„Oh, dass ich das noch erleben darf..." tat Fred erstaunt.
„Ja, er will unser Auge kaufen", grinste George.
„Ich will es nicht kaufen, ich will es nur einmal haben."
„Entweder du kaufst es oder du bekommst es nicht", gab Fred abweisend zurück.
„Genau, wir machen dir auch einen fairen Preis. Hast Glück, dass wir gerade damit in Produktion gegangen sind." George rieb sich die Hände.
Draco sah ein, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als es den Zwillingen abzukaufen. Eine längere Diskussion wollte er nicht riskieren, schließlich sollte ihn niemand mit einem Weasley zusammen sehen.
„Na schön, wie viel?"
Fred und George grinsten sich an.
„Fünf Galleonen", meinte George dann endlich.
„Fünf Galleonen", ächzte Draco. „Das ist Wucher!"
„Nö, Sonderpreis für Slytherins", grinste Fred ihn an.
„Aber soviel hab ich nicht", versuchte Draco den Preis zu drücken.
„Oh, hält dich dein geliebter Vater so kurz?"
„Man, George, bist du blöd, der braucht doch sein ganzes Geld für seine neue Flamme, da muss der Sohn eben mal zurückstecken. Stimmts Malfoy?" Freds Grinsen wurde noch breiter.
Draco lief rot an und war schon im Begriff seinen Zauberstab zu ziehen, um den beiden einen ordentlichen Fluch aufzuhalsen. Im letzten Moment besann er sich jedoch, denn ohne Fred und George konnte er seinen Plan vergessen.
„Ausbeuter", murrte er und fischte aus einem kleinen Beutel fünf Galleonen hervor. Die beiden Weasleys grinsten mittlerweile bis über beide Ohren und gaben Malfoy eins von ihren Weitguckaugen.
„War schön mit dir Geschäfte zu machen, Malfoy", rief Fred noch über die Schulter, als er mit seinem Bruder zum Frühstück ging.
Wütend sah Draco den beiden hinterher. Er hatte sich von ihnen einfach ausnehmen lassen. Seufzend verstaute er den Beutel wieder unter seinem Umhang. So wie es aussah war er für diesen Monat pleite. Und sein Vater würde ihm garantiert kein Geld mehr geben, wenn er seine Aktion gestartet hatte.
„Na wartet, Weasleys, das werdet ihr mir heimzahlen", knurrte er und machte sich auf Richtung Küche.
Die Tür zur Küche war zu und Draco konnte auch nicht hören, ob jemand drin war. Aber das brauchte er auch nicht. Sachte stieß er die Tür einen Spalt breit auf und verkroch sich dann hinter der nächsten Ecke.
Er zog das Auge aus dem Umhang, hielt es um die Ecke und stellte sich die Küche vor. Dann presste er es sich ans Auge.
Zunächst war das Bild verschwommen, doch dann klärten sich die Schemen. Draco erkannte seinen Vater ganz deutlich. Er schien mit jemandem zu sprechen. Neben ihm saß Jason, dann kamen Michelle und Natasha.
Am Kopfende konnte er Dumbledore erkennen. Zu dessen Rechten saßen Sirius Black, Remus Lupin, Mad-Eye Moody, die Eltern von Fred und George und außerdem noch ein paar andere Zauberer, die er nicht kannte.
Er beobachtete seinen Vater weiter und änderte dabei seinen Plan. Seinem Geschmack nach war der neue Plan sogar noch besser.
Sein Vater hatte zu reden aufgehört. Er sah, wie er mit Jason sprach und danach zu Natasha hinübersah.
In Draco begann es zu brodeln, als er sah, wie sein Vater Natasha ansah.
„Du hast es nicht anders verdient", murmelte er. „Niemand belügt einen Draco Malfoy, auch nicht du, Vater." Wütend sprang er auf und stürmte in die Küche.
Natasha
Lupin setzte gerade dazu an etwas zu sagen, als die Küchentür aufflog und Lucius Sohn mit hochrotem Kopf hereingestürmt kam.
Er baute sich vor seinem Vater auf, die Fäuste in die Hüften gestemmt, und funkelte ihn böse an.
„Du elender Lügner!" schrie er ihn an.
„Draco, was ist in dich gefahren?" Lucius sah seinen Sohn verwirrt an und brauchte eine Weile, bis er sich auf die neue Situation eingestellt hatte.
„Du hast mich angelogen! Du hast gesagt, du hättest nichts mit ihr, aber das war gelogen!"
„Draco, wie kannst du nur so respektlos deinem Vater gegenüber sein", sagte Lucius scharf. Mittlerweile hatte er seine Fassung wieder gewonnen und sah seinen Sohn wütend an.
„Vor einem Lügner habe ich keinen Respekt."
Lucius war aufgestanden, hatte Draco am Umhang gepackt und zog ihn mit sich nach draußen.
„Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen", wandte er sich an die Anwesenden. „Ich muss meinem Sohn anscheinend noch einige Manieren beibringen."
Bevor die Tür ins Schloss fallen konnte waren Michelle, Jason und ich aufgesprungen und liefen den beiden hinterher.
Draußen fanden wir Lucius vor, wie er sich drohend vor seinem Sohn aufgebaut hatte.
„Du nennst mich einen Lügner", donnerte er und Draco wurde ganz klein.
„Ja, das tu ich", sagte er dennoch und sah seinem Vater kühn in die Augen.
„Dann sag mir doch, wann ich dich denn angeblich angelogen haben soll", sagte Lucius gezwungen ruhig.
„Als ich dich damals gefragt habe, ob du was mit diesem Muggel hast." Draco deutete auf mich und Lucius sog scharf die Luft ein. „Da hast du gesagt, nein."
„Erstens, hab ich weder ja noch nein gesagt und zweitens nenn sie nicht Muggel, sie hat einen Namen." Lucius wurde wieder lauter, die letzten Worte hatte er geradezu geschrieen.
„Lucius!" Jason legte ihm die Hand auf die Schulter. „Findest du nicht, gerade dein Sohn hat ein Recht auf die Wahrheit?"
„Komm du mir nicht mit Wahrheit", fauchte Lucius. „Wer hat mir denn die ganze Zeit nicht erzählt, dass er im Orden ist?"
„Okay. Punkt für dich. Aber du erzählst mir ja auch nicht alles."
„Ach ja?"
„Ja." Jason deutete auf mich.
„Seid ihr jetzt alle verrückt geworden? Wir haben nichts miteinander!"
„G-genau", bekräftigte ich, als Lucius mir einen schrägen Blick zuwarf.
„Ach kommt schon ihr zwei", mischte sich nun auch Michelle ein. „Ihr braucht es doch gar nicht mehr leugnen. Schließlich haben wir euch gesehen."
„Was?" keuchte ich.
„Ich glaub euch kein Wort", meinte Lucius.
„Aber die beiden haben doch Recht", meldete Draco sich wieder zu Wort. „Ich habe euch auch gesehen!"
Michelle
„Ja", rief ich wohl etwas zu enthusiastisch, „alle haben euch gesehen… na ja, zumindest wir und noch ein paar Gryffindors…" Relativierte ich dann meine Aussage.
Lucius und Natasha sahen sich bestürzt an. Sollten sie es noch weiter leugnen oder es einfach zugeben?
Die Besprechung schien erst mal beendet, denn auch Arthur und Molly kamen nun aus der Küche und blieben interessiert bei uns stehen.
Lucius ignorierte daher die Diskussion um seine Affäre mit Tasha und knöpfte sich noch mal seinen Sohn vor.
„Woher weißt du überhaupt, dass wir hier sind? Hast du uns etwa nachspioniert?"
Er funkelte Draco böse an, der sich unter dem festen Griff seines Vaters wand.
Draco versuchte wirklich standhaft zu bleiben, aber man merkte ihm seine Angst an.
Daher nickte er nur.
„Und was hast du da in der Hand?" Lucius nahm Draco das Weitguckauge aus der Hand und inspizierte es.
„Oh, ein Weitguckauge", meinte ich begeistert. „Haben sie es endlich geschafft mehr davon zu bauen?"
„Ein Was?" fragten alle außer Jason und ich erklärte kurz, was man damit machen konnte.
„Und wo hast du das her?" fragte Lucius seinen Sohn.
Draco dachte kurz nach. Da die Eltern der Weasleys anwesend waren, bekam er nun doch noch seine Chance, sich dafür zu rächen, dass sie ihn so ausgenommen hatten. Er grinste kurz
in sich hinein. Wenigstens würde er jetzt nicht der einzige sein, der ein Donnerwetter über sich ergehen lassen mußte.
„Von Fred und George Weasley… und die haben mir wirklich keinen fairen Preis gemacht", gab Draco dann kleinlaut zu und Molly schnappte nach Luft.
Draco war davon ausgegangen, dass die alten Weasley ihm wahrscheinlich erst mal gar nicht glauben würden und bestreiten würden, dass ihr Söhne so etwas tun. Aber Molly sah nur entrüstet zu Arthur und fuhr ihn an.
„Deine Söhne!" Fauchte sie nur. „Die haben nur Mist im Kopf. Wie können sie nur solche Dinge hier in Hogwarts verkaufen? Na die beiden können was erleben…"
Damit stürmte sie davon und Arthur blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das verging ihm aber schnell wieder, als er den unerbittlichen Blick seines Vaters bemerkte.
„Geh auf dein Zimmer!" Kommandierte Lucius und Draco wagte kurz zu widersprechen.
„Aber Vater, ich habe doch Unterricht…"
„Muß ich dir alles zweimal sagen?" Herrschte er Draco an und dieser machte sich dann auf den Weg ohne ein weiteres Widerwort.
Kluger Junge, dachte ich und dachte darüber nach, wie ich mich davonstehlen konnte ohne ebenfalls von Lucius angegangen zu werden.
Lucius war wirklich außer sich und ich hatte keine Lust ihm auch noch erklären zu müssen, woher Jason und ich von seiner Affäre wussten. Und Gott behüte, dass die beiden darauf kamen, dass wir sie die letzten Tage vorsätzlich gestört hatten, um sie zu ärgern und an der Nase herumzuführen.
„Ja Leute", meinte ich locker und entfernte mich langsam, „ich hab noch was Wichtiges zu erledigen." Und damit drehte ich mich um und verließ die angespannte Situation.
Zum Glück versuchte keiner mich zurückzuhalten und als ich um die Ecke bog, atmete ich erst mal tief durch.
Jason und Lucius
Jason sah Michelle hinterher und fluchte innerlich. Sie hatte sich einfach relativ elegant aus dem Staub gemacht und ihn hier mit seinem aufgebrachten Bruder und dessen Affäre zurückgelassen. Lucius richtete seine Wut nun auf seinen Zwillingsbruder, der sich aber vornahm ihn gekonnt zu ignorieren.
„Kannst du mir erklären, woher ihr alle diese Behauptungen habt?"
Jason winkte ab.
„Reg dich ab, Brüderchen. Wenn du dich wieder unter Kontrolle hast, können wir reden. Aber ich laß mich nicht von dir zusammenstauchen, nur weil du dich ertappt fühlst."
Lucius schnappte empört nach Luft.
„Ich fühle mich nicht ertappt!"
„Gut", meinte trocken Jason, „dann fühl dich nicht ertappt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir euch beobachtet haben."
Lucius wurde klar, dass er so nicht weiterkam, aber eins interessierte ihn noch:
„Und wie bist du auf die Idee, mir nachzuspionieren?"
Jason dachte nicht wirklich über seine Antwort nach.
„Ich hab Michelle dabei getroffen. Sie hatte wohl irgendeinen Verdacht…"
„Aha", meinte Lucius plötzlich beunruhigend gefasst und Jason wurde klar, dass er das besser nicht gesagt hätte.
Lucius würde sich jetzt wahrscheinlich Michelle vorknöpfen wollen und die würde ihn dafür verantwortlich machen. Das wäre dann schon der zweite Grund, warum sie sauer auf ihn wäre und er seufzte bei dem Gedanken daran, sie wieder zu beruhigen.
Schnell überlegte er, sie lieber vorzuwarnen, aber dafür mußte er erst mal aus dieser Situation entkommen… und sein Bruder würde ihn bestimmt nicht so ohne weiteres gehen lassen.
Jasons Rettung kam aus der Küche in Form seines besten Freundes Eddie.
„Ach Eddie", sprach Jason ihn sofort an, „wir wollten uns doch das Quidditchtraining ansehen. Das hätte ich beinahe vergessen…"
Dabei warf er Eddie einen verschwörerischen Blick zu, der erst etwas verwirrt wirkte, aber dann zu verstehen schien, als er den wütenden Lucius sah.
„Quidditch? Ach so… ja klar… Quidditch…"
Jason verschwand mit Eddie, der natürlich wissen wollte was los war.
„Frag nicht", antwortete Jason seufzend, „das ist dermaßen kompliziert, dass ich dir das nur in einer ruhigen Minute erklären kann. Jetzt muß ich erst mal deine Schwester vorwarnen. Lucius ist ziemlich wütend auf sie und daran bin ich nicht ganz unschuldig."
Damit wandte sich Jason in die andere Richtung und sprintete die Treppen zu den Kerkern hinunter.
Lucius blieb empört zurück. Wie konnten sie ihn einfach alle so stehen lassen? Entrüstet sah er zu Tasha, die nur mit den Schultern zuckte. Sie schien auch keine Ahnung zu haben, wie jetzt alles weitergehen sollte.
