Michelle
„Also was ist dieser Shakra Tahn jetzt genau? Und was wird in der Schriftrolle darüber gesagt?"
Ich sah Dumbledore fragend an und er hatte wie immer einen amüsierten Gesichtsausdruck. Der Mann dachte wohl immer positiv.
Ich war in seinem Turm, indem sich sozusagen das Büro des Schulleiters befand und saß ihm gegenüber. Er hinter seinem großen reich verzierten Schreibtisch, auf dem scheinbar geordnetes Chaos herrschte und ich auf einem bequemen Sessel.
„Ah Jason, kommen sie doch rein", meinte Dumbledore aber plötzlich und als ich mich umdrehte, sah ich dass Jason das Büro betrat. Er setzte sich in den Sessel neben mir und warf mir nur einen kurzen Blick zu.
„Wir unterhalten uns gerade über Shakra Tahn", erklärte Dumbledore ihm und Jason schien ebenfalls an Informationen interessiert.
„Nun, ich weiß leider auch nicht sehr viel darüber, denn die Schriftrolle Ekalas, in der über den Dämon berichtet wird, wurde immer streng behütet. Niemand sollte sie sehen und alles was ich dazu sagen kann, stammt aus Gerüchten, Überlieferungen und dergleichen. In Ekalas ist der Zauberspruch niedergeschrieben mit dem man den Dämon erwecken kann und es wird erzählt, dass dazu nur der mächtigste Zauberer der Welt in der Lage ist…"
Einen Augenblick herrschte Stille. Dann ergriff Jason das Wort.
„Vielleicht sollten wir uns etwas Neues überlegen. Edward, Lucius und mir könnte es vielleicht gelingen Voldemort auszuschalten bevor er Shakra Tahn erweckt."
„Daran werde ich mich auf keinen Fall beteiligen. Ich schmiede doch keine Pläne für Attentate", warf ich entrüstet ein. Das ging mir zu weit.
„Und wenn wir keine andere Wahl haben?" Jason sah mich herausfordernd an.
„Er ist immer noch mein Onkel", gab ich zu bedenken.
„…und völlig durchgeknallt. Wieso nimmst du ihn in Schutz?"
„Ich nehme ihn nicht in Schutz", wehrte ich mich gegen Jasons Anschuldigung. „Ich bin absolut dafür, dass er vor Gericht gestellt und nach Askaban gebracht werden muss, aber ich bin dagegen ein Attentat zu verüben. Es wäre sowieso viel zu gefährlich…"
„Das wäre dann ja nicht dein Problem, wenn du dich sowieso raushalten willst."
„Schon mal daran gedacht, dass er den Dämon vielleicht gar nicht erwecken kann, weil er gar nicht der mächtigste ist?"
„Darauf werde ich es bestimmt nicht erst ankommen lassen…"
Ich wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als Dumbledore uns unterbrach. Unter seinem langen Bart vermutete ich ein Grinsen.
„Bitte…Beruhigen wir uns erst mal wieder. Ich weiß, dass es einen Zauber gibt, mit dem man herausfinden kann, wer er mächtigste unter den Zauberern ist. Dieser Zauber braucht etwas Vorbereitung, aber ich werde ihn durchführen. So viel zu deiner Überlegung Michelle… und ich denke auch, dass ein Attentat viel zu gefährlich und nur unsere letzte Alternative sein sollte."
Dumbledore sah uns an und ich nickte.
„Ich werde mich wie immer der Entscheidung des Ordens anschließen", meinte ich und Jason stimmte dem ebenso zu.
Damit verließen wir Dumbledores Büro und ich entschloss auf jeden Fall in die entgegengesetzte Richtung zu verschwinden, egal wohin Jason sich nun wenden würde. Als er meine Absicht erkannte, stellte er sich mir in Weg.
„Ich wollte dich noch warnen", meinte er. „Lucius ist ziemlich sauer auf dich. Er hat herausgefunden, dass du ihm hinterher spioniert hast."
Skeptisch sah ich ihn an.
„Und wie?"
„Es ist mir so rausgerutscht", gab er kleinlaut zu und ich wollte mich an ihm vorbeidrängen.
„Na danke schön", schnaubte ich. „Sonst noch was?"
„Wieso gehst du mir aus dem Weg?"
„Das tue ich nicht", gab ich genervt zurück.
„Das kommt mir aber so vor." Jason wollte nicht locker lassen.
„Du irrst dich", erwiderte ich lahm und er sah mich durchdringend an.
Es kam, was kommen musste. Er zog mich stürmisch in seine Arme und küsste mich hemmungslos. Natürlich wehrte ich mich nicht dagegen und nahm ihn diesmal mit auf mein Zimmer, aber in meinem Hinterkopf formte sich unbeabsichtigt ein Plan, wie ich mich an Jason rächen konnte dafür, dass er mich belogen hatte. Mehrmals sogar…
Voldemort
Zur gleichen Zeit hatte sich Voldemort drohend vor einem seiner untergebenen Todesser aufgebaut. Er war im Kerker seines geheimen Versteckes und trug wie immer einen langen schwarzen Umhang mit einer Kapuze, die sein Gesicht im Schatten verhüllte.
„Wieso?" Zischte er gefährlich „Ich habe alles so durchgeführt wie es in der Ekalas geschrieben steht… und nichts ist passiert. Nichts! Du hast mir die Schriftrolle gebracht, also erkläre mir, warum das so ist!"
Der Mann zitterte vor Angst und richtete seinen Blick starr nach unten. Er wagte nicht aufzusehen, aber er wusste auch, dass man dem dunklen Lord keine Antwort schuldig blieb.
„I-i-ich weiß es nicht, mein Lord."
Voldemort war nicht zufrieden mit dieser Antwort.
„Du weißt es nicht?" wiederholte er spöttisch.
Der Todesser blickte kurz auf und überlegte, ob er es wagen konnte eine andere Antwort zu geben. Da ihm nichts Besseres einfiel, traute er sich etwas ziemlich dummes.
„Nun mein Lord, vielleicht liegt es nicht an der Formel und den Zutaten… vielleicht gelingt es euch nicht, den Dämon zu erwecken, weil ihr nicht der Mächtigste unter den Zauberern seit…"
Voldemort ließ sich nichts anmerken. Er hatte natürlich selbst schon an diese Möglichkeit gedacht, aber dass einer seiner Todesser an ihm zweifelte, konnte er nicht dulden.
„Du zweifelst also an mir…"
„Nein, nein mein Lord." Der Todesser wand sich und das genoß Voldemort. Es gefiel ihm, dass die Leute ihn fürchteten und er war sich sicher, dass man nur so herrschen konnte: Über Furcht.
Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Todesser.
„Crucio!"
Der Todesser ging sofort zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Als er von dem Mann abließ wimmerte dieser und versuchte langsam wieder auf die Beine zu kommen. In diesem Augenblick trat Goyle zu seinem Herrn.
„Und?" fragte Voldemort.
„Nichts. Snape konnte entkommen und so wie es aussieht wurden Graves, Johnson und Lasalle vom Orden gefangen genommen."
„Und die anderen?"
„Edward und Jason konnten entkommen… von Lucius haben wir noch nichts gehört."
Voldemort drehte seinen Untergebenen den Rücken zu.
„Nun", meinte er dann drohend, „es scheint so, dass wohl einige meiner engsten Vertrauten mich verraten haben. Aber die werden ihre Strafe noch erhalten…"
„Ihr könnt gehen", entließ er dann die anwesenden Todesser.
Er wusste, dass es einen Zauber gab, mit dem man herausfinden konnte, wer der mächtigste Zauberer war und diesen Zauber bereitete er nun vor. Ihm war klar, dass er um den Dämon zu erwecken keine Wahl hatte: Wenn er nicht der Mächtigste war, dann brauchte er diese Person auf jeden Fall…
Michelle
Jason lag auf mir und ich genoß es ihn zu spüren.
„Hm, das fühlt sich gut an", ermutigte ich ihn weiterzumachen und er liebkoste zusätzlich meinen Hals, als plötzlich die Tür auf ging. Jason hielt inne und drehte seinen Kopf um zu sehen, wer uns störte.
Natasha stand schon halb im Zimmer, als sie Jason mit nacktem Oberkörper über Michelle wiederfand und die beiden erst ab den Hüften mit einem Bettlaken bedeckt waren.
„Oh", meinte sie nur, „ihr macht doch nicht gerade… Das wollte ich jetzt eigentlich nicht sehen, aber lasst euch nicht stören…" Damit wandte sie sich grinsend um und verließ das Zimmer wieder.
Die kleine Unterbrechung störte uns auch wirklich nicht weiter und irgendwann lagen wir erschöpft nebeneinander. Es war an der Zeit meinen Plan wieder aufzunehmen, also stand ich auf und zog mich an.
„Was tust du da?" Jason sah mich ungläubig an.
„Ich will noch kurz rausgehen und wenn ich wiederkomme, ist mein Bett hoffentlich leer."
„Heißt das, du schmeißt mich raus?"
„Oh", meinte ich ablehnend, „das hört sich so hart an. Aber was solltest du hier denn auch noch länger wollen? Wir hatten beide unseren Spaß und mehr wollten wir doch auch nicht…"
Jason sah mich böse an.
„Also ich wollte eigentlich noch mehr Zeit mit dir verbringen, aber du hast ja scheinbar ein Problem damit."
„Ha!" lachte ich auf. „Weißt du womit ich ein Problem hab? Damit dass ich dir nicht vertrauen kann. Du hast mich nur belogen. Ständig. Also warum sollte ich mehr von dir wollen?"
„Du bist unfair", meinte er daraufhin nur, aber ich ignorierte ihn und verließ das Zimmer. Obwohl ich doch sagen musste, dass es mir nicht sehr leicht viel.
Jason zog sich wütend an und als er auf dem Schreibtisch das Tintenfass stehen sah, griff er danach und warf es gegen die Wand. Die Tinte hinterließ einen großen Farbklecks, aber das störte ihn nicht weiter. Für so etwas waren die Hauselfen zuständig…
Dumbledore
Dumbledore hatte etwas gebraucht, aber nun konnte er endlich den Zauber durchführen. Er hoffte, dass der Zauber eine andere Person enthüllte, als die die er vermutete. Seine Hoffnung wurde allerdings enttäuscht. Grübelnd lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und dachte nach. Wenn Voldemort das ebenfalls rausfinden würde, war diese Person in großer Gefahr und Dumbledore beschloss sie zu warnen.
Voldemort war allerdings genauso schnell mit seinem Zauber und kam in seinem Versteck zu dem gleichen Ergebnis wie Dumbledore.
„Michelle", murmelte er und sah seine erste Vermutung bestätigt, dass sie mächtiger war als er. Ein hinterhältiges Lächeln umspielte seine Lippen und er rief einige seiner Todesser zu sich. Allerdings keinen von denen, die sich zur Zeit in Hogwarts aufhielten.
Natasha
Mit einem breiten Grinsen ging ich zurück in den Gemeinschaftsraum.
„Was hast du?" fragte Lucius, der in einem Sessel am Kamin saß und sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
„Och, ich kann nur gerade nicht in unser Zimmer."
Lucius sah mich irritiert an.
„Wolltest du mir nicht noch was erzählen?" fiel ihm dann ein. „Etwas, was mit Michelle und meinem Bruder zu tun hat?"
„Wart's ab." Ich lächelte ihn hintergründig an und ließ mich in den anderen Sessel fallen.
Wenn wir nur etwas warten würden, würde Lucius selbst drauf kommen und ich bräuchte nichts verraten.
„Was machen wir jetzt eigentlich? Jetzt, da anscheinend alle von uns wissen."
„Ich glaub das immer noch nicht", meinte er mürrisch, doch sehr überzeugt klang er nicht.
„Warum sollten sie uns anlügen? Und auch dein Sohn kam mir nicht gerade wie jemand vor der nur Theater spielt. Er war ehrlich wütend."
„Eins solltest du doch mittlerweile gelernt haben. Lüge und Wahrheit haben hier zur Zeit keine Bedeutung mehr. Und was Draco angeht, er sollte seine Zunge besser im Zaum halten."
„Du bist ihm also immer noch böse?"
„Natürlich, so respektlos, wie er sich mir gegenüber verhalten hat", knurrte Lucius und starrte in die Flammen.
„Mag sein, aber warst du nicht vielleicht ein bisschen zu hart zu ihm?"
„Willst du dich jetzt in die Erziehung meines Sohnes einmischen?"
„Nein, wie kommst du darauf? Er tat mir einfach nur leid. Immerhin warst du nicht sehr nett zu ihm."
„Er hat es nicht anders verdient. Gibt sich mit den Weasleys ab, dann verprasst er sein ganzes Geld und spioniert uns auch noch nach."
„Trotzdem hättest du ihn nicht so grob behandeln müssen. Und dass er sein ganzes Geld ausgegeben hat, lag ja wohl nicht an ihm, sondern eher daran, dass Fred und George ihm einen Wucherpreis gemacht haben."
„Stehst du jetzt auf seiner Seite?" Lucius sah mich erstaunt an.
„Ich will nur nicht, dass ihr euch meinetwegen streitet."
„Wir streiten doch gar nicht. Er hat sich nicht richtig verhalten und ich habe ihn dafür bestraft. Schließlich bin ich immer noch sein Vater!"
Ich sah ein, dass diese Diskussion zu nichts führen würde und so ging ich auch nicht weiter drauf ein.
„Okay, okay. Mal was anderes. Was passiert jetzt eigentlich weiter?"
„Gute Frage. Wir..." Lucius wurde von Michelle unterbrochen, als diese sich heimlich verdrücken wollte.
„Ah, Michelle. Mit dir hab ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Wie kommst du eigentlich dazu uns nachzuspionieren?" donnerte Lucius auch schon los.
„Ich wüsste nicht, warum ich dir gegenüber Rechenschaft ablegen sollte. Außerdem wollte ich wissen, warum Natasha mich immer mit fadenscheinigen Ausreden abgespeist hat, wenn sie verschwunden ist."
„Dann haben wir es sicher auch euch zu verdanken, dass wir in den letzten Tagen keine Minute mehr für uns haben konnten."
„Also leugnest du nicht mehr, dass ihr zusammen seid?"
Lucius sah sie wütend an, jetzt hatte er sich selbst in eine Sackgasse manövriert. Besser er sagte gar nichts mehr.
Michelle sah ihn zufrieden an und wollte schon nach draußen verschwinden.
„Moment mal", hielt ich sie zurück, als sie im Begriff war den Gemeinschaftsraum zu verlassen. „Wo ist..."
„Später!" Und schon war sie verschwunden.
„Was war denn mit der los?" wollte Lucius wissen, doch ich konnte nur mit den Schultern zucken. Etwas merkwürdig war das schon. Gerade noch hatte ich sie dabei erwischt, wie sie sich mit Jason vergnügte und jetzt dieser schnelle Abgang.
Doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Sie kam in Form von Jason in den Raum gestürmt.
„Wo ist sie?"
„Wer?" fragten Lucius und ich gleichzeitig.
„Michelle natürlich, wer sonst", gab Jason gereizt zurück.
„Jetzt setz dich doch erst mal und dann erklär uns, was passiert ist", versuchte ich ihn zu beruhigen.
„Was passiert ist?" Er raufte sich die Haare und tigerte im Raum auf und ab. „Sie hat mich eiskalt abblitzen lassen. Nachdem sie ihren Spaß hatte, wohlgemerkt."
„Sie hat was? Aber als ich vorhin... äh... na ja... es sah zumindest doch so aus, als ob es ganz gut laufen würde... ich hab jetzt nicht viel gesehen... äh... aber ist ja auch egal. Was ist denn jetzt genau passiert?"
Jason starrte mich böse an, doch dann seufzte er und ließ sich in den letzten freien Sessel fallen.
„Sie hat mich rausgeworfen, hat gesagt, ich soll verschwunden sein, wenn sie wieder zurückkommt. Und sie meinte, sie könne mir nicht mehr vertrauen."
„Wahrscheinlich ist sie einfach nur sauer, dass du ihr von dem ganzen Ordenkram nichts erzählt hast."
„Aber das ist doch kein Grund zu behaupten, sie wolle eh nur das Eine von mir. Und das wo ich dachte, wir wären schon weiter."
„Männer sollten nun mal nicht denken, schon gar nicht wenn es um Liebe und Sex geht", meinte ich trocken und grinste ihn an.
Jason sparte sich eine passende Antwort, sondern verdrehte nur die Augen.
„Wenn ich euch mal kurz unterbrechen dürfte", schaltete Lucius sich ein. „Würde es euch was ausmachen mir zu erklären, was zum Teufel hier vor sich geht."
„Nur wenn du endlich zugibst, dass ihr zwei was miteinander habt. Ansonsten erfährst du von mir gar nichts." Jason freute sich diebisch, als er sah, wie sein Bruder hin und her überlegte.
„Du weißt es doch schon, also warum fragst du noch", gab Lucius dann unwirsch zurück und ärgerte sich maßlos über seinen Bruder.
Jasons Grinsen wurde noch breiter. „Laß es dir von ihr erklären, ich hab noch was zu erledigen." Damit sprang er auf und verließ den Gemeinschaftsraum. „Jetzt versteh ich auch, warum du dich für uns entschieden hast", rief er noch, dann schwang das Bild wieder an seinen angestammten Platz.
„War ja klar, dass er mir nichts erzählen würde." Lucius sah mich missmutig an. Wieder mal hatte sein Bruder es geschafft, ihn zu überlisten. Was ihn aber noch wütender machte, war, dass er sich zweimal innerhalb von einer halben Stunde hatte überlisten lassen.
Erst von Michelle und dann von Jason.
„Also", seufzte er an mich gewandt. „Ich warte."
„Michelle und dein Bruder haben was miteinander. Und zwar auch schon etwas länger", fuhr ich fort, als er etwas sagen wollte. „Als wir die Nacht in Snapes Klassenzimmer verbracht haben, haben sie auch, du weißt schon... Und gerade habe ich sie dabei erwischt... na ja, ich hab gesehen, wie dein Bruder auf ihr lag, aber da bin ich lieber wieder abgehauen. So genau wollte ich es dann auch nicht sehen."
„Du hast meinen Bruder nackt gesehen?" Lucius sah mich ungläubig an.
„Was kann ich denn dafür, wenn sie es unbedingt in unserem Zimmer treiben müssen. Außerdem sieht er nicht viel anders aus als du, vielleicht etwas durchtrainierter...", fügte ich grinsend hinzu.
„So, findest du?"
„Ja, aber wie gesagt, so genau hab ich ihn mir dann doch nicht angesehen."
„Das will ich dir auch geraten haben", meinte er todernst.
„Jetzt sag nicht, du bist eifersüchtig." Ich sah ihn amüsiert an.
„Sollte dir ein anderer Mann jemals zu nahe kommen, dann..." Er zog seinen Zauberstab und hielt ihn mir demonstrativ unter die Nase. „Da mache ich keinen Unterschied, ob er mit mir verwandt ist oder nicht."
„Hey, jetzt mal langsam und pack das Ding weg." Der Zauberstab war mir immer noch nicht geheuer und ich war froh, als er ihn mit einem grimmigen Lächeln wieder unter seinem Umhang verstaute.
„Aber Michelle ist ein Auror", nahm er den Faden wieder auf. „Sie muss ja die ganze Zeit über gedacht haben, dass mein Bruder ein Todesser ist."
„Hat sie auch, deswegen ist sie wahrscheinlich auch sauer auf ihn. Weil er ihr nicht die Wahrheit gesagt hat. Aber, wo wir gerade bei der Wahrheit sind, warum hast du mir nicht erzählt, dass du auch für diesen Orden arbeitest?"
„Weil ich es noch nicht so lange mache und weil wir beschlossen haben, dass es sicherer ist, wenn niemand davon weiß."
„Hm, verstehe, oder auch nicht. Ich blicke bei euren ganzen Sachen gar nicht mehr durch."
Er beugte sich zu mir vor, fasste meine Hände und zog mich zu sich auf den Schoß.
„Vielleicht ist es im Moment auch besser, wenn du nicht soviel weißt. Denn wenn einer von V-v-v-voldemorts Schergen herausfindet, dass ich jetzt auf der anderen Seite stehe, bin ich geliefert. Und wenn sie erfahren, dass ich dich... mit dir zusammen bin, werden sie dir was antun, nur um mich zu quälen."
Ich war mir ziemlich sicher, dass er erst etwas anderes hatte sagen wollen, doch ich wollte ihn nicht danach fragen. Zumindest jetzt noch nicht.
„Was hat Jason eigentlich damit gemeint, als er sagte, er wüsste jetzt warum du auf die gute Seite gewechselt bist?" fragte ich ihn stattdessen.
„Weißt du das denn nicht?" Zärtlich streichelte er mein Gesicht. Ich schüttelte den Kopf und sah ihn erwartungsvoll an.
„Wegen dir, nur wegen dir." Er schlang seine Arme fester um mich und küsste mich.
„Und deswegen möchte ich, dass du von hier verschwindest."
„Was?"
„Ich möchte einfach nicht, dass dir etwas zustößt. Und so wie es aussieht, wird es in nächster Zeit zu einem heftigen Kampf kommen. Ich möchte, dass du in Sicherheit bist, wo er dich nicht finden kann. Und ich bitte dich, dass du Draco mitnimmst."
„Ich soll ihn mit zu mir nach Hause nehmen?"
„Ich möchte nicht, dass ihm etwas zustößt. Und ich möchte euch beide in Sicherheit wissen."
„Meine Güte, du wirst ja richtig sentimental. Bist du es auch wirklich?"
„Ich mach mir nur Sorgen, um die Menschen, die ich liebe. Ja, stell dir vor, auch so ein Gefühlsklotz wie ich ist zu so etwas fähig", kommentierte er mein Stirnrunzeln.
„Na schön, aber ich glaube, dein Sohn wird davon nicht gerade begeistert sein. Schließlich bin ich ein Muggel..."
„Das hat er nicht zu entscheiden, sondern ich", gab er zurück, nun wieder im altbekannten Tonfall. „Ich habe auch schon alles vorbereitet."
„So?"
„Ja. DRACO!" brüllte er und ich sprang erschrocken von seinem Schoß.
Es dauerte nicht lange und Draco kam in den Gemeinschaftsraum gestürzt und sah seinen Vater verwirrt an.
„Draco, du wirst mir jetzt zuhören. Es könnte in nächster Zeit gefährlich werden auf Hogwarts zu sein. Deswegen wirst du Natasha begleiten."
„Vater, das kannst du nicht verlangen! Ich gehe doch nicht zu nem... Muggel." Er sah mich abschätzig an.
„Was ich von dir verlangen kann und was nicht, hast du nicht zu entscheiden", schnauzte Lucius ihn an. „Du wirst tun, was ich dir sage."
Damit zog er seinen Sohn am Umhang mit sich in den Kamin und bedeutete mir, mich zu ihnen zu gesellen.
„Deine Adresse?"
Etwas verwirrt nannte ich sie ihm. Er holte aus einem kleinen Schälchen etwas Flohpulver heraus und ich stöhnte innerlich auf. Bitte nicht schon wieder.
„Halt dich an mir fest", wies er mich noch an, dann warf er das Pulver und rief meine Adresse.
Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, befanden wir uns in einem engen stickigen Raum. Es war stockfinster.
„Verdammt, wo sind wir?"
„In deinem Kamin", erklärte Lucius und an seiner Stimme konnte ich erkennen, dass irgendetwas nicht ganz so gelaufen war, wie er sich das vorgestellt hatte.
„In meinem Kamin? Aber ich habe doch keinen Kamin... Oh", fiel mir dann ein. „Ich hab doch einen, aber der ist zugemauert."
„Tolle Leistung, Vater", meldete sich Draco zu Wort.
„Sei still", wies Lucius ihn zurecht. Ich hörte ihn mit seinem Umhang rascheln und keine Sekunde später fand ich mich in meinem Wohnzimmer wieder. Im Wohnzimmer meiner Wohnung am Picadilly Circus.
„Gut", meinte Lucius zufrieden. „ich muss wieder los."
„Warte, woher sollen wir denn wissen, ob es dir gut geht oder ob er dich umgebracht hat?"
„Du wirst es wissen." Er zog seinen Zauberstab und berührte damit erst seine und dann meine Stirn. „Du wirst es wissen", wiederholte er noch einmal etwas leiser.
„Und Draco, du wirst dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht."
Lucius sah uns beide nocheinmal an, dann disapparierte er.
Lucius
Im Gemeinschaftsraum der Slytherins seufzte Lucius auf, aber jetzt war ihm um einiges leichter. Er wusste, dass die beiden gut angekommen waren.
Er machte sich auf den Weg, um seinen Bruder zu suchen.
Michelle
Ich atmete tief die belebende Luft ein, als ich nach draußen trat. Das tat so gut und ich beschloss einen Spaziergang zu machen. Es war noch bewölkt und die Luft war frisch. Es duftete nach dem Gewitter, das erst vor ein paar Minuten die Luft gereinigt hatte.
Ja, ein langer Spaziergang würde mir jetzt gut tun. Ich musste unbedingt meine Gedanken ordnen. Auf der einen Seite war ich unheimlich gerne mit Jason zusammen und es fühlte sich gut an. Zu gut. Denn eigentlich wollte ich mich sowieso nicht wieder nur auf eine kurze Affäre einlassen, weil bedingt durch meinen Job längere Beziehungen meistens eh keine Chance hatten. Aber Jason war anders. Wir waren uns ähnlich. Konnten über dieselben Dinge lachen und hatten ungefähr den gleichen Geschmack.
Außerdem gehörte er ebenfalls zum Orden, was aber auch wiederum ein Nachteil sein konnte.
Würde Voldemort rausfinden, dass wir etwas miteinander hatten, konnte er das vielleicht ausnutzen. Ja genau. Beziehungen machten alles nur kompliziert und boten dem Feind Angriffspunkte.
Ich sah es ja selbst jedes Mal bei Molly und Arthur. Molly starb fast immer schon vor Angst, wenn er für den Orden unterwegs war.
Außerdem hatte Jason mich ständig belogen. Das gab noch einen Minuspunkt. Andererseits aber hatte ich meine Rache gehabt. Er war jetzt sicher sauer auf mich und ich musste unwillkürlich grinsen. Wahrscheinlich hatten wir sowieso keine Zukunft, da wir beide wohl nicht für längere und verpflichtende Beziehungen geeignet waren.
So lief ich an den Gewächshäusern vorbei und betrat den Wald. Der Boden war hier feucht und weich, aber es war angenehm hier zu laufen.
Den Schülern war das betreten des Waldes verboten, da die merkwürdigsten Geschöpfe in diesem Wald lebten, aber ich wusste, dass ich hier nichts zu befürchten hatte. Jedenfalls dachte ich das. An einem großen umgestürzten Baum wandte ich mich nach links. In dieser Richtung lag der See und ich wollte eine kurze Pause an ihm einlegen. Als ich dort ankam, kräuselten nur leichte Wellen die Wasseroberfläche und ich lehnte mich an einen weiteren umgestürzten Baum, der in den See hineinragte.
Langsam fiel die Anspannung von mir ab und ich bemerkte erst zu spät, dass ich nicht mehr alleine dort war.
Jemand packte mich von hinten und zog mich rücklings über den Stamm. Ich schrie, aber es war aussichtslos, da ich viel zu weit vom Schloss weg war. Instinktiv griff ich nach meinem Zauberstab, aber der Mann, der mich festhielt, war nicht alleine.
„Accio Stab!" Befahl einer der anderen Todesser und mein Zauberstab verschwand in seine Richtung, bevor ich ihn nutzen konnte.
Ich wehrte mich mit allen Kräften, versuchte mich loszureißen und trat um mich.
„Schockt sie!" Rief mein Angreifer und ich erkannte schemenhaft, dass dort noch mindestens fünf weitere Todesser anwesend waren. Es handelte sich eindeutig um Anhänger meines Onkels, die mich scheinbar aber nicht umbringen wollten.
Ich sah, wie ein Zauberstab auf mich gerichtet wurde. Sofort versuchte ich meinen Angreifer irgendwie zu berühren, aber er trug schwarze Handschuhe und eine langen Umhang. Ich konnte ihm also nicht die Lebensenergie entziehen.
„Stupor!" Hörte ich jemanden rufen und sah noch einen blauen Lichtblitz. Dann spürte ich gar nichts mehr. Meine Glieder wurden taub und alles wurde schwarz. Ich war ohnmächtig.
Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich mich hundeelend. Meine Glieder schmerzten, mir war übel und in meinem Kopf saß wohl jemand und schlug mit einem Hammer gegen die Wände. Ich dachte er würde jeden Moment zerspringen. Um mich herum nahm ich erst mal gar nichts wahr, weil ich meine Augen geschlossen hielt. Aber ich saß auf irgendeinem Stuhl. So viel merkte ich dann doch.
Ich atmete tief durch, um die Übelkeit zu bekämpfen und zwang mich dann meine Augen zu öffnen und leicht den Kopf zu heben. Zuerst sah ich gar nichts, denn es war relativ dunkel in dem scheinbar ziemlich großen Saal. Meine Hände waren nicht gefesselt und ich stützte mich auf dem Tisch der vor mir stand ab. Alles war verschwommen, aber dann erkannte ich, dass es eigentlich kein Tisch war, sondern eine lange Tafel aus schweren massivem Mahagoni. Ich sah mich kurz um und der Raum kam mir merkwürdig vertraut vor. Dennoch konnte ich ihn nicht einordnen, da ich zu keinem klaren Gedanken fähig war. Links und rechts von mir nahm ich schemenhaft Gestalten in schwarz wahr, die mich anscheinend nicht aus den Augen ließen. In meinem Kopf drehte sich alles und dann ich hörte ich eine bekannte Stimme vom anderen Ende der Tafel. Es war Voldemort.
„Lasst uns allein!" Befahl er und die anderen Todesser verschwanden lautlos.
Ich blinzelte und sah eine ebenfalls ganz schwarz gekleidete Person am Ende der Tafel, die sich nun langsam erhob und auf mich zukam.
In meinem Zustand zu fliehen, war sinnlos. Ich wäre keinen Meter gekommen, also blieb ich ruhig sitzen und wartete was passieren würde. Merkwürdigerweise hatte ich keine Angst vor ihm. Jeder, der mich und meine Familiengeschichte gut genug kannte, um zu wissen, dass sich viele schwarze Magier in meiner Ahnenreihe befanden und ich genug Zeit mit ihnen verbracht hatte, um einiges von ihnen zu lernen, wusste, dass sogar der große Lord Voldemort mich unterrichtet hatte…und ich war eine ganze Zeit lang seine Lieblingsschülerin gewesen, da ich seiner Meinung nach über so viel mehr Talent als alle anderen verfügte.
Ja, er war mein Lehrmeister gewesen, bis ich seine wahren Absichten erkannt hatte und mich weigerte weiter Flüche auszuführen, die er mir beibrachte... was allerdings nicht hieß, dass ich bei ihm gar nichts gelernt hatte.
Das alles brachte mir einen Vorteil: Ich kannte die meisten schwarzen Zauber und Flüche, die solche Zauberer gerne verwendeten... und ich kannte Gegenzauber.
Ohne Zauberstab jedoch war ich ihm ausgeliefert. Ich konnte vielleicht noch meine Gedanken vor ihm verschließen, aber die Frage war, wie lange ich das durchhalten konnte.
Voldemort trat neben mich. Sein Umhang mit Kapuze war aus teurem, schweren Stoff gefertigt und ich erkannte dezente schlangenähnliche Verzierungen. Einmal Slytherin, immer Slytherin, dachte ich nur, aber sah ihn nicht direkt an. Zum Glück wurde sein Gesicht vom Tuch verhüllt, denn nach allem was man so gehört hatte, machte einen der Missbrauch von schwarzer Magie nicht gerade schöner. Früher war mein Onkel ein sehr gutaussehender Mann gewesen. Jetzt war er wahrscheinlich ein verschrumpeltes Monster.
Es hätte alles anders kommen können, wenn es ihn nicht so von innen heraus zerfressen hätte, dass er aus dem einzigen Zweig unserer Familie stammte, der nicht reinblütig war.
„Hallo Michelle", sprach er mich an und seine Stimme war einschmeichelnd und sanft. Aber ich wusste, dass er auch ganz anders sein konnte.
„Habe ich es dir nicht besser beigebracht, als unvorsichtig und unaufmerksam an einem See zu sitzen?"
Ich antwortete nicht.
„Also Michelle, deine Manieren lassen zu wünschen übrig. Wir haben uns so lange nicht gesehen, da könntest du mich doch wenigstens begrüßen."
„Ich verachte dich", meinte ich nur und er stellte sich hinter meinen Stuhl.
„Das ist keine Frage von Respekt, sondern von Höflichkeit, meine Liebe. Bringen sie euch so etwas im Ministerium nicht bei?"
Mein Atem beschleunigte sich unmerklich. Ich versuchte gelassen zu bleiben, aber er wusste über mich Bescheid und das beunruhigte mich.
„Ja", fuhr er gedehnt vor, „ich weiß, dass du ein Auror bist… und ich weiß auch, dass du zum Orden gehörst."
„Dann weißt du sicher auch, dass der Orden mich befreien wird." Stellte ich fest, aber er lachte auf. Seine Stimme klang nun verächtlich.
„Oh ja, Freundschaft, nicht wahr? Du hast vertrauen in diese Leute… deine Freunde. Das war schon immer dein wunder Punkt, Michelle. Du vertraust den falschen Leuten… Ich hingegen vertraue niemandem und so kann mich auch keiner enttäuschen. Du aber wirst jetzt lernen, was es heißt, enttäuscht zu werden, wie es sich anfühlt allein gelassen zu werden. Du glaubst, sie werden kommen? Das werden sie wahrscheinlich sogar. Aber sie werden keinen Erfolg haben… denn dafür werde ich sorgen."
Ich spürte plötzlich, wie Voldemort in meinen Geist eindringen wollte und blockte ihn ab. Es kostete mich ziemlich viel Kraft und als er locker ließ, stöhnte ich erschöpft auf.
„Was willst du von mir? Informationen? Ich weiß nicht viel. Dumbledore weiht uns immer erst kurz vorher in Pläne ein. Genau für den Fall, dass so etwas wie jetzt gerade passiert…" Keuchte ich.
Voldemort trat wieder neben mich und beugte sich ein Stück zu mir hinunter.
„Du weißt also gar nicht, warum du hier bist, ja?" Er lachte amüsiert. „Dumbledore, der alte Kauz, hat es dir gar nicht erzählt…" Er lachte noch mehr und es hätte wirklich herzlich klingen könnten, wenn es nicht diesen irren Beiklang eines Wahnsinnigen gehabt hätte.
„Nein", gab ich zurück, „aber ich nehme an, dass du das jetzt übernehmen wirst."
Voldemort hörte auf so irre zu Lachen und tat so, als wäre ich ein Spielverderber.
„Ich nehme an, du hast schon mal von Shakra Tahn gehört?"
„Böser Dämon. Hilft die Weltherrschaft zu übernehmen und alle Muggel und Schlammblüter zu töten… bla bla… Du solltest dir mal was Neues einfallen lassen. Etwas Originelleres…Damit stiehlst du uns nur unsere kostbare Zeit. Oder ist das jetzt dein neuer Plan? Ich langweile den Orden zu Tode…"
Ich wollte ihn ärgern und das gelang mir auch.
„Es gefällt mir nicht, dass du so respektlos bist."
„Nein?" Fragte ich ungläubig. „Das tut mir leid… für dich", schickte ich dann noch so sarkastisch wie möglich hinterher.
„Sie zu, dass das nicht wieder vorkommt…", zischte er. „Und um sicher zu gehen… Crucio!"
Ein unvorstellbarer Schmerz durchfuhr meinen ganzen Körper und ich krümmte mich zusammen, stöhnte und wimmerte. Als der Schmerz abrupt wieder aufhörte, versuchte ich, nicht im Stuhl ohnmächtig zu werden. Ich hatte diesen Fluch noch nie zuvor am eigenen Leib gespürt, aber jetzt konnte ich nachvollziehen, warum er zu den unverzeihlichen Flüchen gehörte.
Es war so schlimm wie alle sagten… nein, wahrscheinlich war es sogar noch schlimmer.
Ich versuchte meine nur stoßweise kommende Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen und Voldemort fuhr unbeirrt fort.
„Kommen wir zurück zu Shakra Tahn. Wie du schon vermutet hast, will ich ihn gerne erwecken und habe mir die Ekalas aus dem Ministerium besorgt. Ich habe alles so durchgeführt, wie es dort geschrieben steht und weißt du, was passiert ist? Nichts. Rein gar nichts. Ich habe nämlich das Kleingedruckte übersehen, in dem steht, dass nur der mächtigste Zauberer unserer Zeit in der Lage dazu ist, den Dämon zu erwecken…"
„Dumbledore", presste ich hervor, aber Voldemort fing wieder an zu lachen.
„Nein… nein… nicht Dumbledore, meine Liebe… nicht Dumbledore… Du…Du bist es."
Seine letzten Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich war der mächtigste Zauberer dieser Welt?
„Das glaub ich dir nicht." Ächzte ich. Meine rechte Seite schmerzte noch immer.
„Meinst du, sonst hätte ich mir die Mühe gemacht dich hierher zu bringen? Nur aus diesem Grund bist du hier."
In meinem Kopf begann sich wieder alles zu drehen. Nur ich war in der Lage diesen Dämon zu erwecken. Dann war doch alles klar. Ich mache es nicht und alle sind glücklich. Bis auf Voldemort vielleicht und vielleicht würde er mich töten, aber wenigstens wäre die Welt gerettet.
„Weißt du Michelle, da wir ja unbestreitbar miteinander verwandt sind, lass ich dir sogar die Wahl: Du kannst dich mir noch aus freien Stücken anschließen. Denk darüber nach. Du erweckst den Dämon freiwillig und unsere Familie würde die Welt beherrschen…"
„Niemals", gab ich überzeugt zurück.
„Ich verabscheue dich und deine Methoden. Deine Ansichten sind krank! Du bist krank! Aus dir hätte etwas werden können. Du hattest Talent, aber du hast es vergeigt und jetzt bist du nur noch ein armer Irrer, der mit seinen kranken Ideen diese Welt verpestet!"
Voldemort trat zurück und lachte.
„Dieser Heldenmut… köstlich! Man könnte glatt denken, du bist ein Gryffindor!
Das war übrigens die einzige Chance, die ich dir gewährt habe, dich mir freiwillig anzuschließen. Du hast aber die andere Möglichkeit gewählt. Und diese Möglichkeit bedeutet Schmerz! Nicht nur für dich, sondern auch für alle die dir nahe stehen, für alle deine so genannten Freunde und für alle die dir am Herzen liegen…So lange bist du mir diesen kleinen Gefallen tust und den Dämon für mich erweckst… und glaube mir, du wirst mich noch anflehen es tun zu dürfen."
Mit einer Handbewegung rief er ein paar Todesser zu sich, die in den Saal zurückgekehrt waren. Ich wurde umringt und sah, dass ich keine Chance hatte.
„Außerdem hat du dich wiederholt respektlos verhalten… Crucio!"
Diesmal konnte ich nicht anders und schrie laut auf, als der Schmerz meinen Körper durchströmte. Ich krümmte mich zusammen und es kam mir vor wie Stunden, obwohl ich wusste, dass es nur Sekunden waren, die der Fluch mich traf. Dann fühlten meine Glieder sich völlig taub an und ich wusste, dass ich jetzt niemals hätte aufstehen können. Mattigkeit überfiel mich, denn mir wurde klar, dass ich machtlos war.
„Packt sie!" Befahl Voldemort dann plötzlich seinen Schergen und ich wurde grob in den Stuhl gedrückt. Einer der Todesser kam mit einem Becher auf mich zu und ich ahnte, was sich darin befand.
„Bevor wir zu der Sache mit den Schmerzen kommen", erklärte Voldemort süffisant, „werde ich mir als kleine Zugabe erst mal ein paar Informationen aus deinem Gehirn holen. Da du ja nicht dazu bereit bist, sie mir freiwillig zu überlassen und mich immer abblockst, wird dieser Zaubertrank mir dabei helfen in deine Gedankenwelt einzudringen."
Einer der Todesser packte meinen Kopf und drückte gegen meine Kiefer, so dass sich mein Mund öffnete. Der andere flößte mir den übel riechenden und bitter schmeckenden Trank ein. Als sie mich losließen spuckte ich den Rest aus, aber es war sowieso zu spät. Von diesem Gedankenöffnungstrank reichten ein paar Tropfen und so viel, wie die mir eingeflößt hatten, waren meine Gedanken jetzt wahrscheinlich tagelang ein offenes Buch für jeden Zauberer.
Der Trank verfehlte seine Wirkung nicht. Eine unglaubliche Müdigkeit überkam mich und alles um mich herum verschwand schemenhaft, bis mich nur noch Dunkelheit umfing. Jetzt würde Voldemort alles erfahren. Alles über mich und Jason, über Edward, über Lucius, Natasha und den ganzen Orden und ich konnte nichts mehr dagegen tun.
