Lucius und Jason
Lucius fand Jason frustriert am See.
„Und?" fragte er und setzte sich neben ihn auf den umgestürzten Stamm.
„Keine Spur von ihr."
„Ich könnte mich nicht erinnern, dass dich eine Frauengeschichte jemals so mitgenommen und beschäftigt hat… und da waren einige, so weit ich mich erinnern kann", grinste Lucius und Jason warf ihm einen ärgerlichen Blick zu.
„Mit Michelle ist es anders. Sie versteht mich… jedenfalls denke ich das."
Lucius Grinsen wurde immer breiter.
„Das sagst du jedes Mal… J." Er benutzte Jasons Spitznamen so gut wie nie. Nur in den seltenen Fällen, wo er ihn wirklich ärgern wollte.
Jason stand auf und baute sich mit verschränkten Armen vor seinem Bruder auf.
„Und das von dir! Jemand der die ganze Zeit Muggel hasst und sich dann in einen verliebt."
Lucius zuckte zusammen und jetzt konnte Jason sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Jedenfalls habe ich nicht behauptet Todesser zu sein, um dann etwas mit einem Auror anzufangen."
Jason ignorierte das völlig. Er war auf etwas ganz anderes aus.
„Also streitest du nicht ab, in Natasha verliebt zu sein?"
„Was? Wer sagt denn so was? Ich bin nicht verliebt."
Aber Jason kannte seinen Bruder besser und wusste genau, was es bedeutete, wenn Lucius nervös seine Handflächen aneinander rieb… und er tat das jetzt nicht, weil ihm kalt war.
„Doch. Bist du. Sonst hättest du niemals die Seiten gewechselt", stellte er überzeugt fest.
„Wenn du sowieso immer alles besser weißt, wieso fragst du dann noch?" Meinte Lucius frustriert und seufzte. Gegen seinen Bruder kam er einfach nicht an.
Jason wollte schon etwas erwidern, als Professor Dumbledore zu ihnen kam.
Er schien etwas besorgt und in Eile.
„Habt ihr Michelle irgendwo gesehen? Ich muss dringend mit ihr sprechen."
Lucius schüttelte den Kopf und verneinte.
„Ich hab sie vor zwei Stunden zuletzt gesehen", bestätigte Jason, hob einen Stein auf und warf ihn frustriert in den See.
„Nackt", murmelte Lucius unter einem Husten versteckt, aber Jason hatte es verstanden und sah ihn böse an.
„Wie meinen?" Fragte Dumbledore und Lucius hätte schwören können, ein Grinsen unter Dumbledores Bart entdeckt zu haben.
In dem Moment fing die Wasseroberfläche des Sees an zu brodeln und es sah so aus, als wenn sich ein großer Hügel aus der Mitte des Sees emporheben würde. Dann konnte man aber erkennen, dass dieser dunkelgrüne Berg Augen und riesige Tentakeln hatte, die nun ebenfalls aus dem Wasser ragten.
„Na, na ,na… welcher Schüler bewirft mich hier wieder einmal mit Steinen?" Ertönte eine dumpfe, tiefe Stimme und Jason stolperte erschrocken einige Schritte zurück.
Lucius sprang ebenfalls auf und entsetzt starrten die beiden auf den riesigen Kraken, der sie in der Mitte des Sees thronend ansah.
„Äh… Professor", stammelte Jason, „ich dachte immer, die Geschichte mit dem Riesenkraken im See war nur erfunden, um die Schüler zu erschrecken und sie davon abzuhalten zu weit rauszuschwimmen."
Lucius nickte nur zustimmend, aber Dumbledore lachte leise.
„Es hat doch nie jemand bestätigt, dass es erfunden ist, oder?"
Der Krake kam näher ans Ufer und Jason und Lucius wichen instinktiv zurück.
„Tut mir leid… das mit dem Stein", rief Jason dem riesigen Tier entgegen und war sich nicht sicher, ob er nicht lieber davonrennen wollte.
„Ah, Gorbulas", rief Dumbledore erfreut, „was bringt dich dazu, deine Tiefen zu verlassen und dich uns zu zeigen?"
„Ich hörte, dass ihr jemanden sucht und vielleicht kann ich euch weiterhelfen", donnerte der Krake und Lucius und Jason wechselten vielsagende Blicke.
„Ich hoffe, es hat Michelle nicht aufgefressen", raunte Jason seinem Bruder zu, aber behielt dabei den Kraken genau im Auge.
„Und ich frage mich gerade, ob die Geschichte mit den Riesenspinnen hier im Wald auch wahr ist", erwiderte Lucius.
„Leider wäre es keine erfreuliche Hilfe", fuhr der Krake fort.
„Ich wusste es. Es hat sie gefressen", meinte Jason zu seinem Bruder, der ihm aber nur einen skeptischen Blick zuwarf.
„Vor etwa einer Stunde war eine junge Frau hier am See…"
„… und ich hatte Hunger und hab sie mit meinen Tentakeln gegriffen", vervollständigte Jason den Satz leise, so dass nur sein Bruder ihn hören konnte.
„Hör auf damit, Jason. Das ist doch Blödsinn", fuhr Lucius ihn aber an. Er wollte hören, was der Krake zu berichten hatte und Jason hielt seinen Mund.
„Ich war leider zu weit entfernt um ihr zu helfen und kam zu spät. Ich konnte nur noch sehen, wie sie von den Anhängern von Du-weißt-schon-wem entführt wurde."
Die drei Männer erstarrten und vor allem Jason machte sich Vorwürfe. Hätte ich sie nur nicht einfach gehen lassen.
„Genau das hatte ich befürchtet", meinte Dumbledore.
„Wieso sollte V-v… Du-weißt-schon-wer Michelle entführen?" fragte Lucius entgeistert.
„Er braucht sie um Shakra Tahn zu erwecken."
„Dazu braucht er Michelle?" Auch Jason verstand das nicht, aber Dumbledore erklärte es.
„Er braucht dazu den mächtigsten Zauberer…oder auch Hexe unter uns. Nur der Mächtigste kann den Dämon erwecken und ein Zauber hat mir und wahrscheinlich auch Du-weißt-schon-wem enthüllt, dass das Michelle ist."
„Dann müssen wir sie da rausholen", schlug Jason entschlossen vor.
„Voldemort wird sicher bald ein Todessertreffen einberufen und die Gelegenheit werden Lucius, Edward und ich nutzen um sie zu befreien."
Dumbledore war nicht wohl bei dem Gedanken. Er kannte die Gefahr, die darin lauerte, dass Voldemort vielleicht schon alles über den Orden wusste, obwohl er sicher war, dass Michelle diese Informationen nie freiwillig herausgeben würde.
Er entschied erst mal ein Treffen des Ordens einzuberufen um diese neue Situation ausreichend zu bedenken und zu diskutieren.
Der Orden
Das Treffen fand diesmal im „Wilden Eber" in Hogsmeade statt. Dumbledore hatte beschlossen nicht alle Mitglieder des Ordens herbeizurufen. Die Gefahr, dass Voldemort schon zu viel wusste war groß.
Zusammen mit den Malfoy-Brüdern, Eddie, Sirius und Moody saß er in der dunkelsten Ecke der verrufenen Kneipe.
Er hatte gerade seinen Bericht beendet und die Stimmung war dementsprechend gedrückt.
„Wir müssen also davon ausgehen, dass Du-weißt-schon-wer über unsere Pläne Bescheid weiß?" wollte Moody wissen.
„Das müssen wir. Voldemort hat seine eigenen Mittel, die Informationen zu bekommen, die er haben will. Selbst eine so mächtige Hexe wie Michelle kann ihm nichts entgegensetzen, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat", seufzte Dumbledore und sah ratlos in die Runde.
Zum ersten Mal wusste er nicht, wie es weiter gehen sollte.
„Aber wir müssen zu dem nächsten Treffen", ließ sich Jason energisch vernehmen. „Wir haben so gesehen auch keine Wahl. Weiß er noch nichts und wir gehen nicht hin, wird er misstrauisch. Weiß er Bescheid, ist es egal ob wir uns blicken lassen oder nicht, früher oder später stehen wir ihm sowieso gegenüber. Ich persönlich finde, besser früher als später."
Beifallheischend sah er in die Runde.
Eddie lächelte grimmig und nickte zustimmend. Lucius war da etwas verhaltener.
„Was, wenn er uns in eine Falle laufen lässt? Gegen seine Todesser haben selbst wir keine Chance. Die sind uns zahlenmäßig weit überlegen", gab er zu Bedenken.
„Aber wir müssen Michelle befreien. Und wir würden ja nicht ahnungslos in seine Falle tappen."
„Jason, denk doch mal nach. Schalte nur einmal dein Gehirn ein. Was nützt du ihr, wenn du tot bist?" Lucius sah seinen Bruder eindringlich an.
„Ihr Bruder hat gar nicht mal so unrecht", schaltete sich Sirius ein.
„Was ist denn mit Ihnen los, Black? Gerade von Ihnen hab ich mehr Unterstützung erwartet. Sie sind doch sonst auch immer der erste, wenn es ums handeln geht, gerade wenn es gefährlich wird."
„Schon, aber bei Du-weißt-schon-wem handelt es sich nicht um einen Schulstreich. Hier ist ein gut überlegtes Vorgehen gefragt."
„Da muss auch ich leider zustimmen, J", meldete sich Edward zu Wort. „Es wird nicht viel bringen, wenn wir da rein marschieren, ihm unsere Zauberstäbe unter die Nase halten und Michelle herausverlangen. Wir sind schneller tot, als wir Quidditch sagen können."
„Wir bräuchten jemanden, der euch Rückendeckung geben könnte", sinnierte Sirius. „Jemanden, der ihn und seine Schergen ablenken könnte, damit ihr euch einschleichen könnt."
„Und wer sollte das machen?" fragte Jason spitz. „Wenn er schon Bescheid weiß, dann gibt es keinen, der sich noch unerkannt in seine Nähe begeben könnte."
Dumbledore hatte der Diskussion bislang schweigend zugehört, doch bei Sirius Worten war ihm eine Idee gekommen.
„Vielleicht gibt es doch jemanden", sagte er und die anderen verstummten und sahen ihn erwartungsvoll an.
Doch Dumbledore sagte nichts mehr, stattdessen sah er Lucius durchdringend an.
„Nein!" Lucius Faust donnerte auf den Tisch, als er begriff auf was Dumbledore hinaus wollte. „Das lass ich ganz sicher nicht zu."
Die anderen sahen ihn verwirrt an, denn bis auf Jason konnte sich keiner einen Reim auf dieses Verhalten machen.
„Ich weiß, dass Sie sich um sie sorgen", meinte Dumbledore sanft. „Aber..."
„Kein aber! Sie bleibt wo sie ist und ich werde sie ganz bestimmt nicht in den sicheren Tod schicken."
„Früher hast du dir über so was noch keine Gedanken gemacht, Brüderchen", stichelte Jason grinsend.
„Ach halt doch die Klappe", fuhr Lucius ihn wütend an.
„Könnte uns vielleicht mal jemand aufklären?" verlangte Moody leicht genervt.
„Es gibt jemanden, der mit dem Orden nichts zu tun hat und nichts über unsere Tätigkeiten weiß", erklärte Dumbledore. „Sie kennt sich ein wenig mit der Zaubererwelt aus, aber nicht so gut, als dass sie Voldemort wichtige Informationen geben könnte."
„Entnehme ich da Ihren Worten, dass es sich um einen Muggel handelt?" Moody sah Dumbledore stirnrunzelnd an.
„Ja, sie ist ein Muggel. Aber der Name ihrer Mutter wird euch bekannt vorkommen. Agatha McDoughan ehemals Bluefether."
"Natashas Mutter ist eine Hexe?" Lucius sah Dumbledore entgeistert an. „Warum hat sie mir nie was davon erzählt?"
„Weil sie es gar nicht weiß", erklärte dieser ihm. „Die arme Agatha lebt nicht mehr, sie wurde ein Opfer von Voldemort. Als sie starb, war Natasha nur wenige Tage alt. Und ihr magisches Erbe hat sie an ihre Tochter leider nicht weitergegeben. Wahrscheinlich hat ihr Vater es deshalb auch nicht für nötig gehalten, sie darüber aufzuklären."
Fünf Augenpaare hingen begierig an seinen Lippen.
„Ich kannte ihre Mutter gut, deswegen habe ich sie auch nicht fortgeschickt, als Michelle sie mitgebracht hat. Ich habe in Natasha sofort ihre Mutter erkannt."
„Aber V-v-v... wird doch auch schon über sie Bescheid wissen", protestierte Lucius schwach.
„Ja, er wird das wissen, was Michelle über sie weiß. Und Michelle weiß nicht viel über sie, eigentlich weiß sie gar nichts über sie", hielt Dumbledore dagegen.
„Nur, dass sie was mit dir hat, Brüderchen", grinste Jason.
„Ja", erwiderte Lucius heftig. „Und das kann er sehr gut gegen uns oder vielmehr gegen mich verwenden."
„Wieso? Es war doch nur ne Affäre..."
„Als ob du das nicht besser wüsstest", schnaubte Lucius.
„Ja, ich, aber das weiß er doch nicht. Also kann er das Risiko nicht abschätzen, sollte er Natasha als Druckmittel gegen uns verwenden wollen. Er weiß nicht, wie wir reagieren, wie du reagierst."
„Vielleicht sollten wir sie besser erst fragen, bevor wir irgendwelche Pläne schmieden", meinte Sirius und auch ihm war die Skepsis deutlich anzusehen.
„Sie wissen wo sie ist", wandte Dumbledore sich wieder Lucius zu. „Holen Sie sie her."
Natasha
„Das werde ich ihm nie verzeihen", meinte Draco nun schon zum hundertsten Mal. Ich seufzte. Langsam wurde es langweilig.
„Er wollte doch nur sicher gehen, dass Voldemort dir nichts antun kann", erwiderte ich zum ebenfalls hundertsten Mal.
„Klar, da kennst du meinen Vater aber schlecht. Als ob der sich Sorgen um mich macht. Wenn der mich nicht zusammenstauchen kann oder mir einen mitgeben kann, ist er doch nicht glücklich." Draco schnaubte verächtlich.
„Das ist doch gar nicht wahr."
„So? Und woher willst du das wissen?"
„Ich habe deinen Vater von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Außerdem hat er es mir gesagt."
Draco sah mich skeptisch an. „Ach, was weißt du schon von unserer Familie."
„Nichts", meinte ich sanft. „Aber ich weiß, was du jetzt durchmachen musst."
„Gar nichts weißt du!" gab er heftig zurück. „Woher auch. Du hast doch sicher eine Mutter, die deinen Vater nicht verlassen hat, nur weil er sich mehr für irgendwelche Zauber interessiert hat als für sie."
„Nein", meinte ich leise und spürte einen Kloß im Hals. „Aber du hast wenigstens eine."
„Wie meinst du das?" verwirrt sah er mich an.
„Ich habe meine Mutter nie kennengelernt. Sie ist bei meiner Geburt gestorben."
„Oh. Aber du hast doch dann bestimmt einen Vater, der..."
„Erwähne in diesem Raum nie wieder meinen Vater", unterbrach ich ihn scharf.
„Wenn du fernsehen willst..." Ich warf ihm die Fernbedienung zu und verließ fluchtartig das Wohnzimmer.
In der Küche machte ich mir einen starken Kaffee und setzte mich damit an den Küchentisch.
Das Gespräch mit Draco hatte mich mehr aufgewühlt, als ich gedacht hatte. Warum wollte ich eigentlich, dass er sich besser mit seinem Vater verstehen sollte? Wahrscheinlich, weil ich mich mit meinem Vater noch nie gut verstanden hatte.
„Tasha?"
Ich sah auf und sah Draco in der Tür stehen.
„Hab ich was Falsches gesagt?" Er sah mich stirnrunzelnd an und erinnerte mich in diesem Moment so stark an Lucius, dass ich lächeln musste.
„Vergiss es, okay?"
„Aber..."
„Ich will nicht darüber reden."
Draco
Draco sah sie an und musste sich eingestehen, dass sie ihm etwas sympathischer wurde. Wahrscheinlich lag es an der Tatsache, dass auch sie aus einer kaputten Familie kam.
Und vielleicht konnte sie ihm bei seinem Vater helfen. Sie könnte ihn dazu bringen, dass er ihn nicht mehr so oft anschrie und ausschimpfte. Ja, wenn er sie an der Seite seines Vaters akzeptierte, dann würde sie ihm bestimmt das Leben um einiges erleichtern.
Draco grinste zufrieden, froh darüber etwas gefunden zu haben, woraus auch er seinen Vorteil ziehen konnte.
Und vielleicht, aber nur ganz vielleicht, war Tasha ja doch nicht so übel... für einen Muggel.
Natasha
„Wollen wir uns einen Film ansehen?" fragte ich Draco. Nicht, weil ich wirklich Lust dazu hatte, sondern vielmehr, weil ich mich von den Gedanken an meinen Vater ablenken wollte.
„Was denn für einen?"
„Mir egal, such dir einen aus. Die DVDs stehen dort drüben."
„Die was?"
„Jetzt sag nicht, du weißt nicht was DVDs sind?"
Draco schüttelte den Kopf.
„Aber du weißt was ein Film ist?"
„Jaah."
„Such dir einfach einen aus, dann wirst du schon sehen was eine DVD ist."
Draco ging vor dem Regal in die Knie und begutachtete alle Filme eingehend. Schließlich zog er einen raus und gab ihn mir.
Es war „The Ring".
„Gute Wahl."
Wir gingen ins Wohnzimmer und ich legte den Film ein.
Nach der Hälfte des Films spürte ich, wie Dracos Kopf auf meine Schulter fiel. Als er auch noch leise anfing zu schnarchen, musste ich grinsen.
Ich legte ein Kissen auf meinen Schoß und bettete seinen Kopf darauf, dann zog ich die Decke vom Sessel und breitete sie über ihn aus.
Als der Film zu Ende war, schaltete ich auf das normale Programm um. Ich wollte mir die Spätnachrichten ansehen.
Lucius verließ den „Wilden Eber" und suchte sich eine stille Ecke. Apparieren konnte er hier nicht. Also blieb ihm nichts anderes übrig, wieder einen Portschlüssel zu machen.
Er nahm sich den erstbesten Stein, den er finden konnte und belegte ihn mit dem passenden Zauber.
„Eins... Zwei... Drei..."
Die Welt verschwand und er wurde durch die Dunkelheit gewirbelt. Als er wieder sehen konnte, fand er sich in einer Küche wieder.
Aus dem Nebenzimmer drangen Stimmen zu ihm und er hoffte, dass er in Tashas Wohnung gelandet war.
Leise verließ er die Küche und verharrte vor der Tür zum Wohnzimmer.
Gespannt verfolgte ich die Nachrichten und merkte nicht, wie die Tür leise aufgestoßen wurde.
Es war nichts Spannendes während meiner Abwesenheit passiert. Und als die Sportnachrichten kamen, musste ich grinsen. Der Fußballverein meines Vaters hatte sich gegen den Tabellenletzten eine ordentliche Klatsche eingefangen. 6:0 verloren.
Plötzlich hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich sah zur Tür und starrte die Gestalt an, die dort stand.
Einbrecher! Fuhr es mir durch den Kopf. Da bewegte sich die Gestalt und trat ins Licht.
„Lucius?" Ungläubig sah ich ihn an.
Michelle
Als ich diesmal zu mir kam, lag ich in einem großen Bett. Mir war schon wieder speiübel und in meinem Kopf drehte sich alles. Langsam und stöhnend richtete ich mich auf und sah mich um. Ich befand mich in einem großen altmodischen Schlafzimmer. Also hatte ich Recht, dachte ich. Voldemorts Versteck war wohl ein alter Landsitz und wahrscheinlich irgendwo im nirgendwo. Jetzt oder nie. Wenn ich über eine Flucht nachdenken wollte, dann musste ich es jetzt tun, wo Voldemort nicht da war um meine Gedanken zu lesen. Also zwang ich mich aufzustehen und ging zum Fenster. Dort öffnete ich die Vorhänge und sah… gar nichts. Draußen war es stockdunkel und das Haus war auch nicht wirklich beleuchtet. Den Boden konnte ich in gut zehn Meter tiefe ausmachen, so dass ich nicht einfach aus dem Fenster springen konnte und vor der Tür stand sicher mindestens ein Todesser als Wache. Außerdem war das Fenster verschlossen und ich konnte es nicht öffnen. Allerdings sah ich, dass links direkt neben dem Fenster Rosen an einer Rankhilfe hinaufwuchsen und vielleicht konnte ich ja daran hinunterklettern.
Aber erst mal das Fenster öffnen… Ich grübelte vor mich hin. Höchstwahrscheinlich lagen auf dem ganzen Anwesen Antiapparationsflüche. Aber apparieren konnte ich ja ohne Zauberstab eh nicht, daher würde es mir sowieso nicht weiterhelfen. So wie es aber gerade aussah, war das jetzt meine einzige und vielleicht letzte Gelegenheit zu flüchten und die anderen zu warnen. Ich fluchte leise und entschloss mich es einfach zu versuchen. Meine große Hoffnung war, dass Voldemort nur daran gedacht hatte, alles gegen eine magische Flucht zu tun, aber außer Acht gelassen hatte, dass man auch einfach aus dem Fenster klettern konnte.
So leise wie möglich schob ich einige größere Gegenstände wie Sessel und eine kleine Kommode vor die Tür. Dann schnappte ich mir einen Stuhl und warf ihn mit aller Kraft, die ich aufwenden konnte gegen das Fenster. Es gab einen großen Knall, die Scheibe zersplitterte und der Stuhl flog nach draußen.
Sofort rüttelte jemand an der Tür, aber meine kleine Blockade hielt zum Glück noch stand.
Eilig kletterte ich aus dem Fenster und suchte halt an der Rankhilfe. Als ich ihn gefunden hatte, hangelte ich mich schnell nach unten. Mein Herz raste, denn ich wusste, dass mir nicht viel Zeit blieb. Die letzten Meter nach unten sprang ich und als ich wieder festen Boden unter den Füßen spürte, rannte ich einfach drauf los.
„Da ist sie!" Hörte ich jemand hinter mir rufen.
„Los schockt sie!"
Aus den Augenwinkeln sah ich einige Gestalten aus dem Haus kommen und schon schossen die ersten Flüche an mir vorbei. Ich schlug einige Haken um ihnen zu entgehen und dann erreichte ich den Waldrand.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich rannte einfach weiter. Ich lief und lief und lief und zum Glück konnten die anderen Todesser wohl wirklich nicht apparieren und waren eine Verfolgung zu Fuß nicht gewohnt.
Im Wald war es stockfinster und ich stolperte einige Male, stand aber sofort wieder auf und rannte weiter. Ich weiß nicht, wie lange ich gelaufen bin, als ich plötzlich eine Straße erreichte. Beinahe lief ich vor ein Auto und konnte nur im letzten Moment zur Seite springen, da ich einfach auf die Straße gerannt war. Der Fahrer machte eine Vollbremsung. Dann öffnete er seine Tür und sah mich besorgt an.
„Alles in Ordnung, Miss?"
„Ja… ja", stotterte ich etwas verwirrt. „Können sie mich vielleicht in die nächste Stadt mitnehmen?"
Er bedeutete mir einzusteigen und ich dachte mir etwas aus von wegen Auto liegen geblieben, dass ich durch den Wald geirrt wäre auf der Suche nach einer Stadt, weil ich mein Handy vergessen hatte und dass ich dann Angst bekommen hätte.
Glücklicherweise stellte sich heraus, dass der Mann, der mich mitnahm bis nach London fuhr und so ließ ich mich mit einer fadenscheinigen Ausrede von ihm am Trafalgar Square absetzen.
Es wurde langsam hell und die ersten Leute waren schon auf dem Weg zur Arbeit. Umso besser für mich, dachte ich. Sollte ich hier auf einen Todesser treffen, was an sich unwahrscheinlich war, da sie sich im Muggel-London so gut wie gar nicht auskannten, dann würde er trotzdem zögern mir etwas vor so vielen Leuten anzutun… denn es könnte ja auch die Aufmerksamkeit des Ministeriums auf sich ziehen. Dort gab es nämlich eine eigene Abteilung, die sich mit Zaubern in der Muggelwelt beschäftigte.
In der Muggelwelt war ich wohl erst mal am sichersten, aber ich wollte zurück nach Hogwarts oder zumindest irgendwie Kontakt mit den anderen aufnehmen. Hektisch durchsuchte ich meine Taschen, denn was mir hier fehlte war Muggelgeld.
Dann zog ich mit einem Grinsen meine Karte der RBS aus der hinteren Tasche meiner Jeans und nahm Kurs auf die nächste U-Bahn Station. Dort gab es immer auch Geldautomaten.
Ein Glück, dass die Todesser mich nicht hatten ausrauben sondern nur quälen wollen und noch mal Glück, dass ich die Karte nach meinem letzten Einkauf in dieser Jeans vergessen hatte.
Wenigstens ein bisschen Glück, dachte ich, als ich in eine U-Bahn stieg, die sich von Haltestelle zu Haltestelle zu füllen begann. Der Berufsverkehr setzte ein.
In der Nähe der Kneipe Zur Eulenpost stieg ich wieder aus. Dort befand sich ein Durchgang von der Muggelwelt zur Winkelgasse, den fast alle benutzten, die nicht apparieren konnten oder wollten und auch kein Talent oder keine Erlaubnis für Portschlüssel hatten… und das waren nicht wenige. Ich bog gerade in die Straße ein, wo die Eulenpost sich befand, als ich vor der Tür schon zwei Todesser erkannte. Sie taten so als würden sie sich belanglos unterhalten, aber ich wusste, dass die zwei mich schon heute Nacht verfolgt hatten.
Schnell machte ich kehrt, lief zurück zur U-Bahn Station und stieg erst am Tower Hill wieder aus. Das könnte noch zu einer amüsanten Hetzjagd durch halb London werden, ging mir durch den Kopf und vor dem Tower setzte ich mich auf eine Bank.
Du bist gearscht Michelle, dachte ich nur und überlegte. Ich hatte zwar Geld, aber keinen Zauberstab und überall, wo die Muggelwelt Kontakt zur Zaubererwelt hatte, lungerten wahrscheinlich schon Todesser rum. Ich seufzte frustriert. Wie sollte ich die anderen warnen?
Außerdem war ich noch völlig fertig und sah wohl auch ganz bestimmt danach aus, da mir die Blicke nicht entgingen, die einige Leute mir im vorbeigehen zuwarfen.
Dann sah ich eine Frau mit einem Handy und mir kam eine Idee. Ich hatte zwar mein Handy in meiner Wohnung gelassen, da Zauberer sonst nur über Eulenpost kommunizierten, aber es dauerte nicht lange, da hatte ich in der U-Bahn Station einen Münzfernsprecher gefunden.
Ich wusste, dass Tasha zwischendurch von Hogsmeade aus ihren Anrufbeantworter abhörte und vielleicht konnte ich ihr zumindest so eine Nachricht hinterlassen. Nach etwas überlegen fiel mir auch ihre Nummer wieder ein und ich wählte.
Tatsächlich meldete sich ihre Bandansage und nach dem Piepton sprach ich:
„Natasha? Hör zu, ich bins Michelle. Du musst die anderen warnen…"
Natasha
Als ich in meiner Wohnung hörte, wer mir aufs Band sprach, ließ ich Lucius stehen und sprintete zum Telefon.
„Michelle?"
Michelle
„Natasha? Bist du das? Bist du zu Hause?"
„Ja, Lucius hat mich hergeschickt, weil es hier sicherer ist. Wo bist du denn?"
„Ich bin am Tower. Bist du alleine?" Ich hoffte nicht, denn ihre Wohnung war ganz bestimmt nicht mehr sicher.
„Nein. Im Moment sind Lucius und Draco hier."
„Gut. Hör mir jetzt gut zu: Ihr müsst sofort aus deiner Wohnung verschwinden. Voldemort weiß alles. Er hat mich entführt, aber ich konnte heute Nacht fliehen. Trotzdem kennt er alle meine Gedanken und er weiß von dir. In der Stadt wimmelt es schon von Todessern und deswegen müsst ihr da abhauen. Hast du ein Auto?"
„Ja, klar."
„Gut. Dann gib mir jetzt mal Lucius."
Natasha reichte Lucius den Telefonhörer, aber er sah das Ding nur verwirrt an.
„Michelle ist am anderen Ende. Sie konnte fliehen, aber… du musst da hören und da reinsprechen", erklärte sie dann und Lucius ahmte ihre Haltung des Hörers nach.
„Lucius!" Bellte ich ins Telefon.
Er zuckte erschrocken zusammen.
„Ja? Michelle?"
„Ja, ich bins", meinte ich genervt, das dauerte alles viel zu lange.
„Hör zu Lucius: Ihr müsst da weg. Voldemort ist in meine Gedanken eingedrungen und weiß alles. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern und die ersten Todesser, von dir mal abgesehen, werden bei Tasha vor der Tür stehen. Ich hab keinen Zauberstab mehr und kann nicht apparieren und an der Eulenpost warten schon Todesser um mich abzufangen. Dort war ich schon. Im Moment bin ich am Tower Hill. Könnt ihr mich hier abholen?"
Lucius war immer noch etwas verwirrt, aber verstand.
„Ich könnte einen nach dem anderen zu dir apparieren und dann verschwinden wir vom Tower aus…"
„Nein, nein, nein, das geht nicht. Du weißt doch wohl am besten, dass Voldemort Kontakte im Ministerium hat und wenn er über die erfährt, dass Lucius Malfoy im Muggel-London rumzaubert und appariert und er dann auch noch erfährt wo, sind wir erst Recht geliefert… und zwar alle. Das Gleiche gilt für Portschlüsselzauber. Wir dürfen nur so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen und deswegen: Nehmt einfach Tashas Auto und holt mich hier ab. Dann können wir nach Hogwarts zurückfahren. Gib mir noch mal Natasha."
Lucius reichte den Hörer an Natasha zurück.
„Natasha? Nehmt dein Auto und holt mich hier ab. Ich warte unten an der Kreuzung an der Tower Bridge. Auf der Themse-Seite des Towers. Alles klar?"
„Ja", meinte Natasha entschlossen. „Aber bei dem im Moment herrschenden Berufsverkehr könnte es etwas dauern."
„Ja, schon gut", gab ich in einem Anflug von Sarkasmus zurück, „hab gerade sowieso nichts besseres vor als zu warten."
Wir legten auf und ich wartete noch etwas in der U-Bahn Station. Dann ging ich zum abgemachten Treffpunkt.
Natasha
Wir machten sich sofort auf den Weg in die Tiefgarage. Nicht dass Lucius oder Draco wirklich wussten, was das war oder dass es so was überhaupt gibt, aber ihnen blieb jetzt nichts anderes übrig als auf mich zu hören.
Auf dem Weg sprach Lucius seinen Sohn an.
„Falls irgendetwas Unvorhergesehenes passiert oder uns irgendwelche Leute auch nur schief angucken: Schock sie! Vor allem wenn es sch dabei um alte Freunde deines Vaters handeln sollte…"
Draco verstand nicht so ganz.
„Aber Vater das zaubern Minderjähriger in der Muggelwelt ist doch verboten…"
„Nun ich erlaube es dir hiermit aber ausdrücklich und niemand wird etwas dagegen haben, in Ordnung?"
Draco nickte nur. Er ahnte wohl, dass hier irgendetwas Großes vor sich ging, traute sich aber im Moment nicht danach zu fragen.
Michelle
Ungeduldig lief ich an der Kreuzung auf und ab. Ich kam mir schon vor, als würde ich hier auf dem Präsentierteller sitzen und ich machte mir Sorgen, ob nicht doch etwas passiert war, als ich Natasha am Steuer eines neuen Minis sah.
Sofort stieg ich hinten ein und nahm bei Draco auf dem Rücksitz Platz. Ich ließ mich in den weichen Ledersitz sinken und schloss für ein paar Sekunden erleichtert die Augen.
„Mein Gott, wie siehst du denn aus?" Holte Natasha mich zurück in die Realität. Sie hatte sich, da die Ampel rot war, umgedreht und sah mich entsetzt an.
Ich seufzte, als ich auch Lucius und Dracos Blicke bemerkte.
„Dann hatten die Leute, die mich ständig angestarrt haben wohl doch Recht: Ich seh beschissen aus."
„Was hat Voldemort mit dir gemacht?" Fragte Natasha und Draco und Lucius zuckten bei der Erwähnung des Namens zusammen.
„Geplaudert, gequält, gefoltert… die ganze Palette eben. Übrigens Lucius ich wäre dir dankbar, wenn du meine Gedanken in nächster Zeit nicht zu lesen versuchen würdest. Die haben mir einen Gedankenöffnungstrank verabreicht… und davon so viel, dass ich wahrscheinlich für mehrere Tage wie ein offenes Buch bin."
Lucius grinste nur. Da sie es sowieso nicht merken würde, konnte er sich noch gut überlegen, ob er ihrer Bitte entsprechen würde. Zumal sie ihm ja sowieso noch etwas schuldig war, nach dieser Spionagegeschichte. Auf jeden Fall reizte es ihn rauszufinden, was zwischen ihr und seinem Bruder wirklich ablief und daher versuchte er es einfach. Sie schien wirklich nichts zu merken, denn nach ein paar Sekunden hatte er schon die gewünschten Informationen und beschloss sie ab jetzt aber in Ruhe zu lassen.
„Wohin fahren wir jetzt überhaupt?" Wollte Natasha wissen.
„Wir müssen nach Schottland. Hogwarts liegt bei Fort William."
„Schottland?" fragten Draco und Natasha entgeistert und Lucius und ich nickten nur.
„Das wird aber ne etwas längere Fahrt", murmelte Natasha nur.
Ich lehnte mich zurück und schloss meine Augen, um mich etwas auszuruhen.
Jason und Edward
In Hogwarts bemerkten Jason und Eddie, dass ihr Mal anfing zu brennen. Voldemort rief zu einer Versammlung und Jason suchte sofort Eddie. Dieser saß in der Küche. Zum Glück allein und Jason setzte sich zu ihm.
„Was machen wir?" fragte er geradeheraus und Eddie wirkte unentschlossen.
„Vielleicht sollten wir Dumbledore herholen."
Aber Jason stand entschlossen auf.
„Ich weiß nicht, was du machst… aber ich bin kein Feigling. Ich werde zumindest nicht tatenlos hier rumsitzen und nichts tun… ich werde versuchen Michelle zu retten."
Eddie wurde klar, dass mehr dahinter steckte. Jason war zwar schon immer ein Draufgänger gewesen, aber er war sicher nicht lebensmüde… Er musste irgendeinen besonderen Grund haben Michelle retten zu wollen und Eddie konnte sich seinen Teil schon denken.
Michelle war attraktiv und Eddie kannte Jason lang genug. Er war ein Frauenheld und Eddie hatte es nie erlebt, dass Jason sein Ziel nicht erreicht hätte.
„Wenn du Michelle nur retten willst, um mit ihr ins Bett zu gehen, J, werde ich dich dabei bestimmt nicht unterstützen! Ich bin ihr Bruder!"
Jason ließ sich wieder auf einen Stuhl fallen. Es war wohl Zeit Eddie die Wahrheit zu beichten.
„Ja, reg dich ab, Bruder… das ist es nicht."
Eddie beruhigte sich wieder, aber nur bis Jason weiter sprach.
„Michelle und ich… na ja… also wir haben etwas miteinander. Ich weiß zwar nicht genau was, aber ich hoffe ehrlich gesagt, dass es über eine Bettgeschichte hinausgeht."
Eddie schnappte empört nach Luft.
„Du gehst mit meiner Schwester ins Bett?" Rief er aufgebracht.
„Meine Schwester? Die Schwester deines besten Freundes? Dir ist ja wohl klar, dass wenn du ihr wehtust und sie auch nur ein kleines bisschen enttäuschst, ich mir dich vorknöpfen muss. Meinen besten Freund! Wie kannst du mir das antun?"
Jason seufzte und sah Eddie nicht an.
„Ich glaube, dass ich mich in sie verliebt habe…"
„Wie bitte?"
Nun sprang auch Jason auf.
„Ich liebe deine Schwester, du Holzkopf! Hast du es jetzt verstanden? Und es ist mir egal, was du darüber denkst… Allerdings fände ich es nett, wenn ich deine Erlaubnis hätte."
Eddie dachte kurz nach, aber da er Jason noch nie so entschlossen für eine Frau hat sprechen gesehen, gab er nach.
„Na ja, wenn ich es mir Recht überlege, ist mir mein bester Freund lieber als irgendjemand den ich gar nicht kenne… und du bist ein Slytherin. Also besser du, als irgendein Gryffindor, Ravenclaw oder Hufflepuff… Gott bewahre!"
Na, wenn du wüsstest, dachte Jason nur und ein heimliches Grinsen umspielte seine Lippen.
„Und? Retten wir jetzt deine Schwester oder was?" Sagte er stattdessen und Eddie stimmte ihm zu.
Ohne zu ahnen, dass es völlig umsonst sein würde, machten sie auf den Weg in die Höhle des Löwen.
Natasha
„Warum verlässt du London nicht?" fragte Michelle verwundert, als ich scheinbar ziellos durch die Stadt fuhr.
„Es ist besser, wenn wir bis heute Abend warten", gab ich zurück. „Im Dunkeln haben wir sicher ne bessere Chance ungesehen zu entkommen."
„Aber jetzt können die uns doch noch leichter finden", protestierte Lucius.
„Was meinst du, was die jetzt wohl denken? Sie werden davon ausgehen, dass wir sofort die Stadt verlassen, also werden wir es nicht tun. Und ich kenne ein paar gute Orte hier in London, wo sie uns garantiert nicht aufspüren können. Vertraut mir einfach."
Als es endlich Abend wurde, konnte ich endlich den Wagen auf eine der Hauptstrassen steuern, um die Stadt zu verlassen.
Der Berufsverkehr zu dieser Zeit war mörderisch. Hinzu kam auch noch die aufkommende Dunkelheit, was die ganze Sache nicht gerade erleichterte.
Scheinbar hoffnungslos hingen wir auf der rechten Spur fest. Die Wagen vor uns bewegten sich im Schneckentempo und auf der linken Spur sah es auch nicht besser aus. Zu dumm, denn wenn ich meine altbekannten Schleichwege fahren wollte, musste ich auf die linke Spur wechseln.
Unablässig beobachtete ich den Verkehr im Außenspiegel und wartete auf eine kleine Lücke in die ich meinen Mini hineinzwängen konnte.
Lucius und Michelle wurde langsam ungeduldig und Draco starrte mit großen Augen aus dem Fenster.
„Warum geht es nicht schneller?" murrte Lucius.
„Berufsverkehr", lautete meine knappe Antwort.
„Ich könnte ja..."
„Nichts wirst du. Wir sind hier in der Muggelwelt, also verhalten wir uns auch wie Muggel. Oder hast du vergessen, dass London nur so von Todessern wimmelt?" fuhr Michelle ihn an.
„Schon gut", brummelte er. „Aber... verdammt, willst du uns umbringen!"
Ich hatte eine Lücke entdeckt und hatte mich mit einem gekonnten Ausbremsmanöver hineingezwängt. Hinter mit ertönte ein Hupkonzert und im Rückspiegel konnte ich sehen, wie der Fahrer eines Mercedes mir den Stinkefinger zeigte. Ich grinste nur, solche Reaktionen waren für mich nichts neues.
„So werden wir nie in Hogwarts ankommen", maulte Lucius weiter.
„Wie wäre es, wenn du das Leuten überlässt, die davon Ahnung haben. Oder willst du lieber fahren?"
Lucius gab ein Schnauben von sich und sah vor sich hinbrummelnd aus dem Fenster. Er hasste es wenn er nichts tun konnte außer warten.
Der Verkehr kam langsam wieder ins Rollen. Ich nutze die Gelegenheit schnell in eine kleine Strasse abzubiegen, wo der Verkehr zum Glück nicht ganz so stark war.
„Reichst du mir mal bitte die blaue CD nach vorne?" bat ich Michelle. „Die müsste irgendwo bei euch hinten liegen."
Mein Auto war nicht wirklich aufgeräumt. CDs die ich gerade nicht hörte landeten auf der Rückbank und das waren nicht gerade wenige.
Michelle fand sie dennoch und reichte sie mir nach vorne.
Ich legte die Cd auf meinen Schoß und versuchte sie mit einer Hand aus ihrer Hülle zu befreien. Dabei gab ich mir Mühe die Strasse nicht aus den Augen zu verlieren.
„Du bringst uns noch alle um." Vorwurfsvoll sah Lucius mir dabei zu wie ich mich mit der Cd beschäftigte.
„Reg dich ab, das mach ich jeden Tag. Außerdem kann ich mit Musik besser fahren."
Ich hatte es geschafft die CD aus ihrer Hülle zu befreien und schob sie in den Player. Sofort ertönte Good Charlotte mit „I just wanna live" aus den Lautsprechern. Zufrieden warf ich die Hülle wieder nach hinten.
„Autsch!" Michelle rieb sich die Stirn.
„Tschuldigung. Macht der Gewohnheit. So oft habe ich hinten keine Leute sitzen."
Dank der neuesten Charthits besserte sich auch meine Laune wieder. Dennoch brauchte ich gut eine Stunde um den Wagen durch halb London zu fahren. Als wir schließlich auf der Autobahn waren, atmete ich erst mal durch.
„Habt ihr schon mal daran gedacht, dass wir mehrere Tage da hoch brauchen?"
„Das überlassen wir ganz dir, du kennst dich hier am besten aus." Michelle gähnte herzhaft.
„Na schön. Also, willkommen bei Tasha Tours. Schnallen Sie sich an, lehnen Sie sich zurück und genießen Sie dir Fahrt."
Michelle und Draco nahmen mich beim Wort. Es dauerte nicht lange und die beiden schliefen tief und fest.
Als ich einen kurzen Blick zu Lucius warf, musste ich lächeln. Seine Hand krampfte sich so stark um den Haltegriff an der Tür, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Sein Gesicht war noch blasser als sonst und er sah stur geradeaus.
„Alles in Ordnung mit dir? Oder fahre ich zu schnell?"
Als er nicht antwortete, sondern nur weiter in dieser verkrampften Haltung dasaß, drosselte ich das Tempo ein wenig. Er atmete auf und sah mich nun an.
„Wie lange werden wir brauchen?"
„Keine Ahnung. Zwei, vielleicht drei Tage. Wir fahren jetzt erst mal nach Newcastle. Wenn ich die Nacht durchfahre, könnten wir morgen früh da sein. Dort übernachten wir und überlegen wie es weitergeht."
„Du willst wirklich die Nacht durchfahren?"
„Hast du ne bessere Idee? Von euch kann doch keiner das Auto fahren."
„Aber..."
„Lucius, bitte. Du musst mir schon vertrauen. Ich werde euch auf dem schnellsten Weg nach Fort William bringen, aber auf meine Art."
Lucius schüttelte den Kopf, sagte aber nichts mehr.
„Gut." Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder der Strasse.
Nach einer Weile zeigte mit ein Schnarchen, das vom Beifahrersitz kam, dass Lucius auch endlich eingeschlafen war.
Behutsam gab ich mehr Gas und beschleunigte den Wagen auf gute 150 km/h. ich wollte so schnell wie möglich den Abstand nach London vergrößern. Wenn es nicht schon längst zu spät war.
Ich sah in den Rückspiegel. Noch immer waren die Scheinwerfer eines anderen Wagens hinter uns. Er war vor einer Weile aufgetaucht und soweit ich es in der Dunkelheit erkennen konnte fuhr er seitdem im gleichen Abstand hinter uns her. Natürlich konnte ich mich irren, aber etwas merkwürdig war es schon.
Zudem wanderte die Tanknadel immer mehr in den roten Bereich. Ich war also gezwungen an der nächsten Tankstelle anzuhalten.
Das nächste Schild zeigte mir aber, dass es bis dahin noch ca. 50 km waren.
Ich gab noch etwas mehr Gas und flog geradezu die, mittlerweile leere Autobahn entlang. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass der andere Wagen ebenfalls Geschwindigkeit aufgenommen hatte.
Ich überlegte, ob ich die anderen wecken sollte, ließ es dann aber bleiben. Am Rastplatz würden sich meine Vermutungen entweder bestätigen oder nicht, dann konnte ich sie immer noch wecken.
