Todesser

Der schwarze Mercedes schoss über die Autobahn. Der Mann am Steuer sah mit einem merkwürdig teilnahmslosen Blick auf die Strasse. Ihn interessierte nur der Wagen vor ihm. Er durfte ihn nicht überholen, sondern sollte ihm folgen.

Seine beiden Mitfahrer klammerten sich an den Haltegriffen fest. Der Mann auf dem Beifahrersitz hatte schon eine verräterisch grüne Gesichtsfarbe bekommen.

Auf der Rückbank umklammerte der andere Mann seinen Zauberstab und verfluchte seinen Kollegen dafür, dass er sich für diese Methode entschieden hatte.

Beide kannten sich in der Muggelwelt nicht aus.

Vor ein paar Stunden waren sie in den Mercedes gesprungen und hatten den Willen des Fahrers ausgeschaltet. Nun würde er ihnen gute Dienste leisten. Zum Glück hatte Johnson im letzten Moment noch gesehen, wie Michelle in dieses Auto gesprungen war. Danach hatten sie das Auto aus den Augen verloren, aber dank eines Suchzaubers, kamen sie ihnen schnell auf die Spur.

„Wir müssen sie so schnell wie möglich schnappen", sagte Johnson auf dem Vordersitz.

„Fahr schneller", befahl Montgomery dem Fahrer.

Dieser trat gehorsam aufs Gas und der Mercedes holte mühelos auf den Mini auf.

Natasha

Im Rückspiegel sah ich, wie die Scheinwerfer plötzlich größer wurden.

„Verdammt", fluchte ich lautstark. „Michelle, Lucius!"

„Was?" Lucius war sofort hellwach.

„Wir werden verfolgt."

„Verfolgt?"

„Ja, schau mal hinten raus. Der Wagen ist jetzt schon seit gut einer Stunde hinter uns."

„Todesser." Lucius sah sich ebenfalls um.

„Wenn es tatsächlich Todesser sind, dann haben wir ein Problem", meinte ich uns sah besorgt auf die Tankanzeige.

„Wieso? Die machen wir fertig." Lucius lächelte grimmig.

„Ich kann nicht mehr lange fahren, mein Tank ist bald leer."

„Dann müssen wir versuchen, sie vorher abzuhängen", meinte Michelle. „Konzentrier du dich aufs Fahren, wir nehmen uns die Todesser vor."

„Das heißt aber das wir zaubern müssen", meinte Lucius süffisant.

„Genau das heißt es", gab Michelle unbeeindruckt zurück. „Die wissen anscheinend doch eh wo wir sind, also können wir auch wieder zaubern."

Im Rückspiegel konnte ich nun den Wagen erkennen. Es war ein schwarzer Mercedes. Er schloss schnell zu mir auf und scherte dann auf die rechte Fahrbahn. Als er auf gleicher Höhe war, konnten wir drei Männer in dem Wagen erkennen. Zwei trugen schwarze Umhänge und hielten ihre gezückten Zauberstäbe in der Hand.

„Gib Gas!" brüllte Michelle und öffnete gleichzeitig hinten das Fenster.

Ich trat das Gaspedal bis zum Boden durch, doch der Mini hatte seine Höchstgeschwindigkeit schon längst erreicht.

Der Mercedes kam plötzlich näher.

„Er versucht uns abzudrängen", schrie ich gegen den Fahrtwind an.

„Mach das Fenster auf", wies Lucius mich an und ich betätigte den elektrischen Scheibenheber.

Er zog seinen Zauberstab aus dem Umhang.

„Stupor!" brüllte er und aus seinem Stab schoss ein roter Blitz, nur Millimeter an meiner Nase vorbei.

Die Scheibe des Mercedes zerbarst und der Todesser hielt sich den Arm vors Gesicht um sich vor den umherfliegenden Splittern zu schützen. Er hatte Glück, dass Lucius Fluch durch die Scheibe aufgehalten wurde.

Hinter mir hörte ich Michelle etwas schreien und auch die hintere Scheibe des Mercedes zerbarst.

Wieder zog der Fahrer den Mercedes links rüber. Wieder konnte ich nur knapp ausweichen, doch langsam ging mir der Platz aus. Die Leitplanke war schon gefährlich nahe. Und noch ein Versuch des Mercedes mich von der Strasse zu drängen, würde unweigerlich in der Leitplanke enden.

„Beeilt euch", flehte ich die beiden an.

„Cru..."

Bevor Lucius seinen Fluch aussprechen konnte, holte der Mercedes aus und knallte mir mit voller Wucht in die Seite. Der Aufprall ließ meinen Wagen gegen die Leitplanke prallen. Wir wurden einige Meter zwischen Mercedes und Leitplanke hergeschleift, dann trat ich auf die Bremse und riss das Lenkrad nach rechts. Der Mercedes schoss vorbei und ich kämpfte darum, den Wagen auf der Strasse zu halten. Als der Wagen eine wieder einigermaßen sichere Straßenlage hatte, bremste ich noch weiter ab. Michelle, Lucius und Draco waren leichenblass geworden.

„Wie wäre es, wenn ihr meinen Fahrkünsten etwas mehr vertraut", meinte ich gekränkt. „Ach, Draco, tut mir leid, dass ich dich so unsanft geweckt habe."

„Da vorne", rief Michelle, bevor er etwas sagen konnte.

Ich sah nach vorne und stöhnte auf. Der Mercedes hatte gedreht und kam auf uns zu.

„Haltet euch fest, Leute!" Wieder trat ich das Gaspedal durch. Der Motor heulte protestierend auf und der Wagen schoss nach vorne.

Der Mercedes kam immer näher und im letzten Moment zog ich den Mini links an ihm vorbei und jagte ihn weiter.

Doch die Todesser gaben nicht auf. Im Rückspiegel konnte ich beobachten, wie der Mercedes scharf herumgerissen wurde und wieder Fahrt aufnahm.

Schneller als mir lieb war, war der Mercedes wieder neben mir.

Die Todesser sahen uns grimmig an und zogen erneut ihre Zauberstäbe.

Doch Lucius war schneller.

„Crucio!" donnerte er.

Das Gesicht des Todessers wurde mit einem Mal ganz starr. Sein Blick wurde leer und er sackte in sich zusammen.

Im gleichen Moment brüllte der andere Todesser „Stupor!" und Lucius klappte steif auf seinem Sitz zusammen.

„Crucio!" hörte ich nun Michelle schreien und der verbleibende Todesser begann irrsinnig zu schreien. Er kippte auf die Rückbank und wand sich vor Schmerzen.

„Fahr!" feuerte mich Michelle an und ich holte alles aus meinem Auto heraus.

Als die Lichter der Tankstelle vor mir auftauchten, atmete ich erst mal durch. Rasant fuhr ich auf den Parkplatz, suchte die dunkelste Ecke und schaltete Motor und Scheinwerfer aus.

Schwer atmend ließ ich den Kopf an die Kopfstütze sinken und schloss die Augen. Mein Herz hämmerte wie wild und erst jetzt wurde mir richtig bewusst, was da gerade eben abgelaufen war.

Nach ein paar Minuten öffnete ich meine Augen.

„Michelle?"

„Ja?"

„Alles okay bei dir?"

„Ja und bei dir?"

„Geht schon. Draco?"

„Hm."

Ich drehte mich um und sah in Dracos blasses Gesicht.

„Ich muss Benzin besorgen. Aber mit dem Wagen an die Tankstelle zu fahren traue ich mich nicht. Man könnte uns sehen."

„Und es würde auch ziemlich merkwürdig aussehen, wenn du mit so einem verbeulten Wagen dort auftauchst. Die würden bestimmt sofort die Polizei rufen", gab Michelle zu bedenken.

„Ich hab noch nen Kanister im Kofferraum. Passt du dann auf Draco und Lucius auf?"

Ich sah zu Lucius hinüber, der immer noch steif wie ein Brett war und sich nicht bewegen konnte.

„Wie geht es dir?"

Er rollte mit den Augen und sah mich böse an.

„Kann ich nicht mitkommen?" fragte Draco.

„Sicher." Ich sah ihm an, dass er nicht eine Sekunde länger im Wagen bleiben wollte.

Wir beide stiegen aus und erst da sah ich das ganze Ausmaß der Verfolgungsfahrt.

Beide Außenspiegel waren abgebrochen. Der rechte hatte sich ganz verabschiedet und der linke hing nur noch lose an einigen Kabeln herunter.

Die Fahrertür war richtig eingedrückt worden, als der Mercedes mit voller Wucht dagegen gefahren war.

Und als ich um den Wagen herumging, um mir die Beifahrerseite anzusehen, stöhnte ich auf. Dort, wo der Wagen an der Leitplanke entlang geschrabbt war, war der Lack ab und die ganze Seite war zerkratzt. Das würde ne teure Reparatur werden. Wahrscheinlich war es sogar besser, wenn ich mir nen neuen Wagen kaufen würde. Dann aber einen robusteren, vielleicht einen Touareg von VW.

Seufzend öffnete ich den Kofferraum und holte zwei Kanister raus und drückte einen davon Draco in die Hand. Dann machte ich mich mit ihm auf den Weg zur Tankstelle.

„Was hat das alles zu bedeuten?" wollte er wissen.

„Ich glaube, da fragst du die falsche. Aber was auch immer da vor sich geht, es war der Grund, warum dein Vater dich mit mir weggeschickt hat."

Gedankenversunken lief Draco neben mir her.

An der Tankstelle angekommen, suchte ich eine freie Zapfsäule. Zum Glück war es schon nach zwölf und es war kein Auto weit und breit zu sehen.

Ich füllte beide Kanister mit Benzin und ging mit Draco in den Shop, um zu bezahlen.

Schnell bezahlte ich das Benzin.

„Wenn du noch etwas haben willst, such dir was aus", wandte ich mich an Draco.

Neugierig stromerte er durch den Shop. Ich folgte ihm und musste öfter Fragen über Dinge beantworten, die er offenbar nicht kannte.

Darin vertieft bemerkten wir den schwarzen Mercedes nicht, der mit ausgeschalteten Scheinwerfern langsam auf den Parkplatz rollte.

Todesser

Montgomery hatte sich von Michelles Fluch einigermaßen wieder erholt. Er hatte Glück gehabt, dass sie keinen richtigen Tötungswillen gehabt hatte, sonst wäre er nicht so glimpflich davon gekommen.

Seinem Kumpanen war es da leider nicht so gut ergangen.

Malfoy hatte ganze Arbeit geleistet. Johnson war tot.

"Dieser miese Hund", knurrte Montgomery. Er konnte nicht glauben, dass Malfoy sie verraten hatte.

Aber er hatte einen Auftrag und wenn er diesen nicht erfüllte, konnte er sich gleich zu Johnson gesellen.

Er sprach einen Suchzauber und wusste fast augenblicklich wo Michelle war. Er gab dem Fahrer den entsprechenden Befehl und hoffte, dass er es diesmal schaffen würde Michelle zurückzuholen.

Der Mercedes fuhr langsam auf die Tankstelle zu. Passierte sie und näherte sich dem Parkplatz.

Montgomery nickte zufrieden, niemand war zu sehen, das würde die Sache erleichtern.

Den Mini zu finden war nicht schwer, so zerbeult wie er war.

Der Todesser wies den Fahrer an, zu halten, dann stieg er leise aus und schlich auf den Wagen zu.

Da es dunkel war, konnte er nicht genau erkennen, wie viele Personen sich im Wagen aufhielten, aber er wusste, dass Malfoy sich auf dem Beifahrersitz befinden musste und Michelle hinter dem Fahrersitz.

Malfoy stellte keine Gefahr dar, die Auswirkungen des Schockzaubers müssten noch anhalten. Also hatte er nur Michelle als Gegner. Da sie sich anscheinend wieder einen Zauberstab besorgt hatte, war sie auch nicht zu unterschätzen.

Montgomery schlich sich an den Wagen heran und duckte sich. Leise huschte er unter das Fenster von dem er vermutete, dass sich Michelle dahinter befand. Er spähte nach oben und lächelte zufrieden. Sie hatte das Fenster offen gelassen, diese Einladung nahm er gerne an. Er zog seinen Zauberstab und zählte in Gedanken bis drei. Dann sprang er auf, richtete seinen Stab ins Wageninnere und brüllte „Stupor!".

Michelle

Ich wurde von dem Angriff total überrascht. Ehe ich überhaupt reagieren konnte, traf der Schockzauber mich mit voller Wucht. Er war so stark, dass ich kaum noch wahrnahm, wie ich auf die Rückbank fiel. Dunkelheit überkam mich, dann fiel ich in eine tiefe Bewusstlosigkeit.

Todesser

Montgomery atmete auf. Das ging leichter als er gedacht hatte. Er sah sich um. Von der anderen Frau und dem Jungen war keine Spur zu sehen. Im blieb also noch etwas Zeit.

Er ging um den Wagen herum und riss die Beifahrertür auf. Wie er vermutet hatte, konnte Malfoy noch keinen Finger rühren.

„Du hast uns verraten", zischte er. „Und du hast Johnson umgebracht. Dafür wirst du bezahlen."

Malfoy sah ihn wütend an. Sagen konnte er nichts.

„Bestell Johnson schöne Grüße von mir, Verräter!" Montgomery zog den Zauberstab und richtete ihn auf Malfoy.

Zufrieden stellte er fest, dass es Malfoy nun doch mit der Angst zu tun bekam. Aus schreckensgeweiteten Augen sah er ihn an, Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und er gab sich alle Mühe sich zu bewegen.

„Schmor in der Hölle! Cru..."

Schritte näherten sich.

„...cio!" beendete Montgomery den Fluch, zerrte Michelle aus dem Auto, warf sie sich über die Schulter und lief zurück zu dem Mercedes. Achtlos warf er Michelle auf die Rückbank, zerrte seinen toten Kollegen vom Beifahrersitz und sprang dann selbst ins Auto.

„Fahr!"

Der Fahrer trat aufs Gas und der Mercedes verschwand mit quietschenden Reifen in der Dunkelheit.

Lucius

Lucius brüllte vor Schmerz. Der Cruciatusfluch hatte den Schockzauber gebrochen. Doch Montgomery war gestört worden und hatte ihn nur halbherzig ausgesprochen.

Lucius war also noch am Leben, doch die Schmerzen machten ihn wahnsinnig.

Wimmernd sank er auf dem Sitz zusammen und versuchte gegen die höllischen Schmerzen anzukämpfen.

Natasha

Nachdem ich Draco noch mit Süßigkeiten versorgt hatte, machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto.

Plötzlich flammten vor uns die Rücklichter eines Wagens auf und eine Sekunde später war er mit quietschenden Reifen in der Nacht verschwunden.

Mich überkam eine böse Vorahnung und den letzten Rest des Weges rannten wir zurück.

Am Auto angekommen, bot sich uns ein schreckliches Bild.

Michelle war verschwunden und Lucius krümmte sich vor Schmerzen.

Sofort waren wir bei ihm.

„Was hat er?" fragte ich Draco.

„Der Cruciatusfluch", antwortete er mit belegter Stimme. „Eigentlich müsste er tot sein."

Mir wurde plötzlich ganz anders.

„Können wir irgendetwas tun?"

„Nein, wir müssen warten, bis die Wirkung nachlässt."

Wortlos zog ich Lucius in meine Arme und spürte, wie ihn die Schmerzen durchfuhren.

Draco stand eine Weile unschlüssig neben uns, dann tastete er behutsam nach der Hand seines Vaters.

Lucius Hand schloss sich um seine und Draco drückte sie.

„Wir sind bei dir Vater", sagte er leise und Tränen standen in seinen Augen.

So wütend er auf seinen Vater gewesen war, so weh tat es ihm ihn jetzt so zu sehen. Und sollte er demjenigen begegnen, der seinem Vater das angetan hatte, er würde ihn fertig machen.

Ich wusste nicht, wie lange wir so dasaßen. Doch irgendwann schienen die Schmerzen nachzulassen. Lucius wurde ruhiger und schob uns beide schließlich von sich.

„Sie haben Michelle", brachte er schwer atmend hervor.

„Wie geht es dir, Vater?" Draco sah ihn besorgt an.

„Es geht schon. Der Todesser hat den Fluch nicht richtig ausgesprochen."

„Konntest du ihn erkennen?"

Lucius nickte. „Anscheinend war er sauer, weil ich seinen Kollegen umgebracht habe." Er lächelte grimmig. „Aber anscheinend nicht sauer genug, um mich zu töten. Pah, diesem Montgomery hab ich sowieso nie was zugetraut, er hat nie eine Gefahr für mich dargestellt. Wenn ich mich bloß hätte bewegen können, dann hätte er seinem Kollegen jetzt Gesellschaft leisten können."

Draco und ich sahen uns vielsagend an. Wenn Lucius schon wieder so überheblich daherreden konnte, konnte es ihm gar nicht so schlecht gehen.

„Ich hoffe du bist jetzt nicht auch noch stolz darauf, einen von ihnen erledigt zu haben."

„Es musste sein. Besser er als wir." Lucius sah mich grimmig an.

„Und was machen wir jetzt mit ihm?" Ich deutete auf den toten Todesser, den Montgomery zurückgelassen hatte.

„Wir können ihn nicht hier liegen lassen", entschied Lucius. „Wir müssen ihn mitnehmen."

„Ich transportiere doch keine Leiche im Kofferraum", begehrte ich auf.

„Und wie willst du den Toten dann eurer Polizei erklären? Willst du ihnen sagen, dass ich ihn mit meinem Zauberstab getötet habe? Die würden uns alle doch sofort wegsperren."

Ich sah ein, dass er Recht hatte und so blieb mir nichts anderes übrig, als den Toten in den Kofferraum zu packen.

Unglücklich warf ich noch einen letzten Blick auf ihn und schlug dann die Klappe zu.

„Und jetzt?" fragte ich dumpf, als wir alle wieder im Wagen saßen.

„Nach Hogwarts."

„Du bist lustig. Mit diesem Wagen kann ich doch nicht mehr bis nach Fort William fahren, so demoliert wie der ist. Mal davon abgesehen, dass wir nur Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden."

„Dann lass dir was einfallen, wir sind schließlich in deiner Welt und wie sagtest du so schön: Überlass das Leuten die davon Ahnung haben? Ich halte mich da raus."

„Schön", fauchte ich ihn an. „Wie du meinst."

Ich startete den Motor und trat wütend aufs Gas. Der Motor heulte protestierend auf und der Wagen machte einen Satz nach vorne.

Nach ein paar Metern trat ich auf die Bremse und legte den Rückwärtsgang ein.

„Warum fährst du zurück?" wunderte sich Lucius.

„Das ist meine Angelegenheit, da hast du dich nicht einzumischen", gab ich schnippisch zurück. Dann stieg ich aus und füllte, vor mich hin schimpfend, Benzin in den Tank.

Michelle

Diesmal kam ich mit schrecklichen Kopfschmerzen zu mir. Es ging mir noch schlechter als beim ersten Mal und ich verfluchte mich selbst. Wie hatte ich mich nur so überraschen lassen können? Das war wirklich ein Anfängerfehler gewesen und jetzt würde ich wohl dafür bezahlen müssen. Außerdem hatten sie mir schon wieder meinen Zauberstab abgenommen und diesmal war es Dracos gewesen. Ich öffnete die Augen und erkannte sofort, dass drei Todesser um mich herum standen. Man hatte mich nur an eine Wand gelehnt hingesetzt und nun wurde ich grob unter den Armen gepackt und auf die Füße gerissen.

„Bringt sie her!" Hörte ich die unnachgiebige Stimme von Voldemort.

Die Todesser schleiften mich mit, da ich kaum laufen konnte und dann stand ich wieder vor dem dunklen Lord. Ich erkannte, dass ich mich in einer Art Kerker befand, da alles einem dreckigen feuchten Keller ähnelte und es den Gang entlang so etwas wie Zellen gab.

„Oh Scheiße, jetzt bin ich schon wieder hier", meinte ich erschöpft und versuchte zu grinsen.

„Allerdings", erwiderte er vorgetäuscht freundlich, „und ich habe eine nette Überraschung für dich. Komm, ich möchte dir etwas zeigen."

Ich musste ihm den Gang entlang folgen und kam mir vor wie bei einer Hausführung. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass er noch irgendetwas in der Hinterhand hatte, denn er schien ungewöhnlich gut gelaunt.

„Das hier war ursprünglich mal ein Kerker und es gibt hier nur einen Ausgang... die Treppe dort hinten. Leider wurden die Gitter der Zellen entfernt, aber die brauchen wir ja auch nicht."

Er lachte auf.

„Und hier haben wir die Überraschung für dich, Michelle."

Ich wurde in eine Zelle geführt und erstarrte. Dort waren Edward und Jason mit jeweils einer Hand und einem Fuß an die Wand festgekettet. Sie saßen auf dem Boden an die Wand gelehnt und sahen ebenfalls schon sehr mitgenommen aus. Sie waren dreckig und Jason klebte vertrocknetes Blut an der Schläfe. Als sie mich sahen, sprangen sie auf.

Erschrocken sah ich Voldemort an.

„Laß sie da raus. Sie haben damit nichts zu tun." Meine Stimme zitterte und Voldemort lachte nur.

„Nein, natürlich nicht", spottete er. Dann sah er zu seinen Todessern.

„Wisst ihr was? Lasst sie doch einfach frei..." Alle tauschten verwirrte Blicke aus und Goyle wollte sich schon auf den Weg machen.

„Wirklich Meister?"

Voldemort starrte ihn wütend an und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Eddie und Jason schüttelten nur ungläubig ihre Köpfe.

„Natürlich nicht, du Idiot!" Schnauzte Voldemort.

Dann wandte er sich wieder an mich.

„Die beiden sind Verräter. Und weißt du, was wir mit Verrätern machen?"

Ich antwortete nicht, aber konnte es mit schon denken. Voldemort zog plötzlich seinen Zauberstab und belegte beide mit dem Cruciatus-Fluch. Sie gingen sofort in die Knie und krümmten sich vor Schmerzen.

„Womit wir bei der Sache mit den Schmerzen wären", meinte Voldemort voll Genugtuung. „Genau wie ich es dir gesagt habe... ach ja, für deinen Fluchtversuch werde ich dich ebenfalls bestrafen und warum sollte ich es aufschieben? Crucio!"

Ich stürzte zu Boden und hatte das Gefühl, es würde mich innerlich zerreißen. Aber sofort wurde ich wieder hochgerissen.

„Laß sie in Ruhe, du krankes Arschloch!" Hörte ich Jason, während ich an einen massiven Holzstuhl gefesselt wurde. Voldemort brachte ihn mit einem weiteren Fluch zum Schweigen.

Ich riss an meinen Fesseln und sie schnitten mir in die Handgelenke.

„Autsch", meine ich und hielt meine Hände lieber still.

„Ach Michelle", tadelte Voldemort mich, „sag nicht, dir sind Zauberfesseln nicht bekannt. Je stärker du an ihnen reißt und dich befreien willst, desto enger ziehen sie sich um deine Handgelenke...sogar soweit, dass sie dir Gliedmaßen abtrennen können..."

Daraufhin beschloss ich meine Hände wirklich nicht mehr unnötig zu bewegen.

„Also Michelle, kommen wir noch mal auf Shakra Tahn zurück..."

„Nein", meinte ich überzeugt.

„Oh, nicht so vorschnell. Ich habe einige gute Argumente... Crucio!"

Ich zuckte zusammen, aber diesmal schrieen Edward und Jason vor Schmerzen auf.

„Nun Michelle... Ich weiß nicht, wie lange jemand diese Folter aushalten kann... aber andererseits wäre es doch sehr interessant das herauszufinden..."

Jason und Eddie kamen langsam wieder zu sich, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte.

Voldemort merkte mir meine Unentschlossenheit sofort an.

„Ich weiß, was du jetzt denkst. Die beiden kannten das Risiko, als sie mich verraten haben und für den Orden arbeiteten... aber trotzdem ist der eine dein Bruder, den du schon verloren geglaubt hattest... und der andere ist dein Geliebter oder etwas ähnliches... oh ja, Jason... dafür, dass du mit meiner Nichte geschlafen hast: Crucio!"

Jason brach zusammen und Eddie versuchte an Voldemort ranzukommen, aber ohne Erfolg.

„Ich tue es, wenn du sie gehen lässt", meinte ich leise, als Jason wieder zu sich kam.

Edward und er protestierten schwach und Voldemort fand das sehr amüsant.

„Oh nein, nein, nein...die beiden sind Verräter. Ich kann sie nicht einfach gehen lassen. Das würde doch meinem Ruf schaden. Nein, wenn du den Dämon erweckst, verspreche ich den beiden einen schnellen, schmerzlosen Tod ohne Folter."

Ich schüttelte den Kopf und Voldemort dachte nach.

„Vielleicht hast du Recht... Mir ist etwas viel amüsanteres eingefallen. Wenn du meine Forderung erfüllst, lasse ich dich gehen... und du darfst einen von ihnen mitnehmen. Aber nur einen...Der andere wird sterben. Wie findest du das? Für wen wirst du dich wohl entscheiden?"

Mir fiel nichts mehr ein. Ich musste irgendwie an meinen Zauberstab herankommen. Sonst wären wir alle verloren.

„Nein. Wenn ich es tue, lässt du beide gehen... und ich bleibe hier. Du willst doch mich, weil ich die Mächtigste bin und ich gebe dir mein Wort, ich werde alles tun, was du von mir verlangst."

Voldemort überlegte kurz, aber das Angebot war zu verlockend.

„Na gut. Tu es und die beiden dürfen gehen. Irgendwann werden wir sie uns sowieso schnappen… Ich gebe dir mein Wort."

Ich stimmte zu und wurde von den Fesseln befreit. Das Gute an den dunklen Zauberern aber war, dass man sich darauf verlassen konnte, dass sie logen und das war mir klar... Voldemort würde uns alle töten, wenn ich erst mal Shakra Tahn erweckt hatte. Aber eben noch nicht jetzt, um den Anschein zu waren, er meinte es ernst und wenn alles einigermaßen gut lief, hätte ich zu dem Zeitpunkt, wo er unsere Abmachung verraten würde, meinen Zauberstab zurück.

Eddie und Jason sagten nichts mehr. Sie waren schon zu geschwächt und sahen mir nur verzweifelt hinterher.

Man führte mich die Treppe hinauf in einen großen Saal, in dem einige Todesser anwesend waren. Ich wusste, dass zwei zurückgeblieben waren um Eddie und Jason zu bewachen, aber trotzdem waren hier immer noch so um die zwanzig versammelt, die mich misstrauisch ansahen. Die Todesser bildeten eine Art Spalier und zückten ihre Zauberstäbe, während Voldemort mich zu einem Altar brachte, der am Ende des Saales errichtet worden war.

Auf dem Altar lag die Ekalas und der Zauberspruch, den ich benutzen musste, war aufgeschlagen. Daneben befand sich ein tönerner Krug, in dem sich ein spezieller Zaubertrank befand.

Voldemort sah mich an und zog dann meinen Zauberstab aus seinem Umhang. Er reichte ihn mir ohne Umschweife und unentschlossen hielt ich ihn in meinen Händen und betrachtete ihn. Ein kleines Avada Kedavra würde ausreichen... Mir gingen tausende Gedanken durch den Kopf bis Voldemort mich ansprach.

„Oh ja... es wäre so einfach mich jetzt zu töten, nicht wahr? Natürlich würdet ihr dann alle sterben, aber die Gefahr des Dämons wäre erst mal gebannt und du würdest dich doch nur zu gerne opfern. Tu es!" Ermutigte er mich und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.

„Ich bin wehrlos. Tu es! Und du wirst dich befreit fühlen..."

Er kam immer näher und dann flüsterte er schon fast in mein Ohr.

„Nein, du tust es nicht, nicht wahr? Ich weiß, wovor du Angst hast... vor deiner dunklen Seite, die du tief in dir versteckst. Aber trotzdem... du weißt, dass sie da ist... und sie wartet nur darauf, dass du sie endlich mal benutzt."

Ich wich zurück, denn er hatte Recht. Schließlich deutete er auf den Altar.

„Fang an!" Und ich tat, was er wollte.

Kurz las ich, was dort stand und dann tauchte ich meinen Zauberstab in den Krug. Ich sprach den Zauber aus und in dem Augenblick kam mir eine Idee.

In dem Krug begann es zu brodeln und ich zog meinen Zauberstab raus. Eine merkwürdige aber bedrohlich aussehende schwarze Wolke schoss empor und ohne dies weiter zu beachten, drehte ich mich um. Voldemort und die Todesser waren kurz abgelenkt und starrten fasziniert auf den Krug. Ich wartete nicht ab, was aus dieser Wolke kam, sondern sammelte alle meine Kräfte und reckte meinen Zauberstab in die Höhe.

„Stupor!" Schrie ich und bevor jemand reagieren konnte, fielen alle Todesser einschließlich Voldemort gelähmt zu Boden.

Ich wusste, dass dieser Schockzauber mir höchstens eine Minute Vorsprung verschaffen würde, da er sich auf alle hatte verteilen müssen, aber das musste einfach reichen.

Sofort sprintete ich Richtung Treppe und runter in den Keller.

Unerkannt richtete ich meinen Zauberstab auf den ersten Bewacher.

„Stupor!" Und er fiel zu Boden. Ehe der andere reagieren konnte, hatte ich auch ihn niedergestreckt. Da ich aber keinen wirklichen Tötungswillen gehabt hatte, waren sie nur bewusstlos.

Dann lief ich zu Eddie und Jason um sie von den Fesseln zu befreien.

„Was ist passiert?" fragte Jason sofort und ich wusste es ja selbst nicht so genau.

„Ich habe Shakra Tahn erweckt. Jedenfalls denke ich das. Hab ihn nicht gesehen und dann hab ich oben alle geschockt. Deswegen müssen wir schnell hier weg. Der Zauber hat sich auf alle verteilt und die werden gleich hier sein..."

„Du hast was?" Herrschte Eddie mich an, aber jetzt war nicht die Zeit für Diskussionen.

„Darüber können wir später reden", meinte ich und suchte einen Stein, den ich sofort mit einem Portschlüsselzauber belegte, da wir zu dritt nicht apparieren konnten. Die Zauberstäbe der beiden Todesser waren auch nutzlos, da sie verzaubert waren. Jedes Mal, wenn Eddie oder Jason danach greifen wollten, rollten sie außer Reichweite.

Ich hielt den beiden den Stein hin und sie berührten ihn zusammen mit mir. Aber gerade als ich ihn aktivieren wollte, hörten wir Stimmen und schnelle Schritte den Gang auf uns zu kommen. Ich ließ los und aktivierte den Portschlüssel, in dem Moment, als die ersten Todesser die Zelle mit gezückten Zauberstäben erreichten.

Sofort sprang ich auf und stellte mich schützend vor Eddie und Jason. Bevor ich etwas aussprechen konnte, kamen schon die ersten Flüche auf mich zu und ich spürte, wie ich vor Schmerzen ohnmächtig wurde.

Jason

Jason hatte geistesgegenwärtig den Portschlüssel ebenfalls losgelassen und nur Eddie war verschwunden. Da Jason hinter Michelle stand, wurde nur sie von den Flüchen getroffen und er fing sie auf, als sie ihm praktisch in die Arme fiel. Im letzten Moment schaffte er es, ihren Zauberstab zu erreichen und apparierte sie beide außerhalb von Hogsmeade.

Atemlos stürmte er in die Küche zu Eddie und hatte Michelle im Arm. Zum Glück atmete sie noch, wenn auch schwach.

Sofort kamen Mitglieder des Ordens auf sie zu gestürzt und Sirius lief los um die Medimagiern Madame Pomfrey zu holen.

Jason und Eddie versuchten in der Zwischenzeit Michelle aufzuwecken.

„Michelle? Michelle!" Jason legte sie mit dem Kopf auf seine Beine hin, aber sie zeigte nicht die geringste Reaktion.

„Michelle, wir sind bei dir...Komm schon! Tu uns das nicht an..."

Plötzlich kamen Lucius und Natasha in die Küche und Natasha fiel neben Michelle auf die Knie.

„Oh mein Gott! Ist sie...?"

„Nein, sie lebt noch", erklärte Jason, „noch... aber sie ist bewusstlos. Kein Wunder, sie wurde von mindestens zwei Schockzaubern und einem Cruciatus-Fluch getroffen."

Er wirkte ziemlich verzweifelt, genau wie alle anderen und die Stimmung besserte sich nicht, als Madame Pomfrey feststellte, dass sie rein gar nichts tun konnte. Michelle war so tief bewusstlos, dass sie keine Möglichkeit sah, sie aufzuwecken, obwohl sie alles Mögliche probiert hatte. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als abzuwarten und Jason hasste es nichts tun zu können.

Nachdem sie sich geduscht hatten, kamen die beiden zurück in die Küche und ließen sich erschöpft und frustriert auf zwei Stühle fallen. Lucius und vor allem Natasha hätten zu gerne gehört, was passiert war, trauten sich aber nicht direkt danach zu fragen. Sie wollten lieber warten bis Eddie und Jason von alleine berichteten.

Schließlich seufzte Jason und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

„Hätte ich ihr doch nur früher die Wahrheit gesagt..." Murmelte er und nur er wusste, ob er die Sache mit dem Orden meinte oder seine Gefühle für Michelle.