Michelle
Dumbledore erklärte uns seinen Plan und alle stimmten ihm zu, dass wir nichts anderes machen konnten. Wir mussten uns die Prophezeiung holen. Ins Ministerium reinzukommen war kein Problem, denn dort herrschte immer Hochbetrieb. Auch nachts war dort noch einiges los, da in den wichtigen Abteilungen in Schichten gearbeitet wurde. Als Auror war es für mich kein Problem ins Ministerium zu gelangen auch nicht gegen Abend, wo weniger zu tun war. Lucius und Jason hielten sich ja auch öfter dort auf und würden nicht weiter auffallen. Das einzige Problem war Eddie, denn er sollte uns bei der Suche nach der Prophezeiung helfen. Alle Prophezeiungen wurden in einem speziellen Raum aufbewahrt und dieser Raum war riesig. Daher konnte es einige Zeit dauern diese eine besagte Prophezeiung zu finden. Eddie sollte ja eigentlich in Askaban sitzen und deswegen konnte er nicht einfach so ins Zaubereiministerium spazieren. Ein Tarnumhang wäre gut, aber jegliche Flüche, Zaubertranke oder Umhänge, die jemand benutzen könnte um sich ins Ministerium zu schleichen wurde gleich überall an den Eingängen detektiert. Apparieren, Portschlüssel oder Reisen mit Flohpulver waren ebenso wenig möglich. Nach einiger Zeit hatten wir uns einen Plan zurechtgelegt, der hoffentlich funktionieren würde. Ich würde versuchen Eddie mit einzuschleusen, Moody, Sirius, Tonks, Arthur und Lupin würden auch ins Ministerium kommen, aber in unserer Abteilung als Rückendeckung warten, ob alles glatt ging und Jason und Lucius sollten Eddie und mich in der Etage treffen, wo sich der Raum der Prophezeiungen befand.
Alle sollten sich noch eine Stunde Zeit nehmen, um Vorbereitungen zu treffen und ich saß mit Jason im Gemeinschaftsraum der Slytherins.
„Mir ist aufgefallen, dass du scheinbar nicht gerade gut auf deinen Bruder zu sprechen bist", meinte ich zu ihm und er warf mir einen finsteren Blick zu.
„Denkst du nicht, es wäre besser euren Streit beizulegen? Vor allem in Gedanken an die Mission, die vor uns liegt."
„Er hat sich unmöglich verhalten", kam eine missmutige Antwort.
„Aber…"
Jason winkte sofort ab, um auszudrücken, dass er nicht weiter darüber reden will.
„Vergiss es."
In dem Augenblick kam Eddie durch das Portrait und stellte sich neben den Sessel, in dem ich saß.
„Ich habe gerade mit Dumbledore gesprochen und er ist genau wie ich der Meinung, dass wir, bevor wir zum Ministerium aufbrechen, noch ein paar alte Erbstücke einsammeln sollten. Du weißt, was ich meine?"
Etwas erstaunt sah ich ihn an.
„Das könnte aber gefährlich werden. Ihr wisst doch wohl am besten, wie verrückt Voldemort danach ist und wenn die Sachen in die falschen Hände geraten…"
„Das werden sie nicht", meinte Eddie zuversichtlich, „wenn du ihn benutzt… außerdem bist du sowieso die einzige, die wirklich vernünftig damit zaubern kann…"
Ich nickte nachdenklich.
Jason sah abwechselnd von mir zu Eddie und wieder zurück.
„Hättet ihr vielleicht die Güte mir zu erklären, worum es hier eigentlich geht?"
„Das würde mich auch interessieren", stimmte Lucius zu, der nun ebenfalls zu uns gestoßen war und den letzten Teil der Unterhaltung mitgehört hatte.
„Nun, wie ihr ja schon wisst, sind Eddie und ich die wahren reinblütigen Erben von Salazar Slytherin. Voldemort wünscht nur er wäre es, aber er ist unser Onkel und stammt aus dem nicht-reinblütigen Teil unserer Familie." Mir fiel auf, dass ich das Gleiche schon zu Draco gesagt hatte.
„Moment mal", meinte Lucius, „davon war nie die Rede. Ich dachte, V-v-v der dunkle Lord…"
„Nein", erklärte Eddie, „er wäre es gerne, aber er ist es nicht."
„Aber ihr heißt doch DeWiltshire", stellte Jason fest. Er schien wenig überrascht, weil Dumbledore schon mal Andeutungen in die Richtung gemacht hatte und Jason sich so etwas in der Art gedacht hatte.
„Unsere Familie hat den Nachnamen Slytherin schon vor Generationen abgelegt. Sorgte für zuviel Aufsehen, wie ihr euch vielleicht denken könnt. Du hast die Sachen doch noch, oder?" Fragte Eddie dann an mich gewandt. Ich nickte nur und er fuhr mit seiner Erklärung fort.
„Es gibt noch einige Erbstücke von Salazar Slytherin, die in unserer Familie weitervererbt werden. Ab der Volljährigkeit ist jeweils das jüngste, weibliche Mitglied unserer Familie für die Sicherheit dieser Dinge zuständig, weil die jüngste Hexe immer die mächtigste ist." Er deutete auf mich.
„Okay", meinte ich und erhob mich. „Dann müssen wir wohl noch mal „zu Hause" vorbeischauen…Moment mal! Wie seht ihr denn aus?" Erst jetzt war mir aufgefallen, dass Lucius, Eddie und auch Jason fast identisch angezogen waren…und zwar total in schwarz und Lucius trug nicht mal seinen Umhang…
Irritiert sahen sie von einem zum anderen.
„Was stimmt denn daran nicht?" fragte Jason.
„Nichts", meinte ich grinsend, „nur dass ihr ausseht wie Einbrecher aus irgendeiner schlechten Krimiserie. Schwarz zu tragen ist total klischeehaft und viel zu auffällig. Wenn euch jemand so durchs Ministerium schleichen sieht, dann weiß er doch sofort, dass ihr was vorhabt und hält euch für Todesser… mmh… was ja auch eigentlich stimmt… aber egal…Ihr müsst euch umziehen!"
Lucius protestierte.
„Ich trage immer schwarz."
„Na gut, aber sonst trägst du wenigstens noch nen Umhang. Seit wann trägst du eigentlich Muggel-Sachen?" fragte ich dann amüsiert in Bezug auf seinen schwarzen Rollkragenpullover.
Pikiert stürmte er davon, um seinen Umhang zu holen. Jason hatte ebenfalls eingesehen, dass umziehen besser war, obwohl man sich in schwarz besser in dunklen Ecken verstecken konnte. Als Eddie mit ihm verschwinden wollte, hielt ich meinen Bruder aber zurück.
„Du brauchst dich nicht umziehen. Du gehst doch sowieso unter dem Tarnumhang."
„Stimmt", meinte er grinsend und wartete mit mir. Ich war die einzige, die sowieso normal gekleidet war mit Jeans und Pulli.
Als Jason und Lucius zurück waren, gingen wir noch mal in die Küche, um die anderen über unseren kleinen Umweg in Kenntnis zu setzen. Von Sirius erfuhren wir, dass Tonks und Lupin schon im Ministerium waren und er, Arthur und Moody ihnen bald folgen würden.
In einer Ecke entdeckte ich plötzlich einen Karton: „Weasleys zauberhafte Zauberscherze" stand darauf und ich sah dass er eine ganze Menge an Weitguckaugen, Langziehohren und Tüten mit Nasch- und Schwänzleckereien enthielt.
„Was ist das denn?" fragte ich Molly und sie seufzte ärgerlich.
„Das hab ich alles von Fred und George konfisziert! Kannst du dir das vorstellen? Anstatt hier zu lernen, vergeuden sie ihre Zeit damit, solche Dinge herzustellen…"
Ich wollte Molly in ihrem Ärger aber nicht zustimmen.
„Also wirklich Molly…das zeigt doch nur, dass die beiden höhere Magie beherrschen… und das ist doch toll."
„Ja ganz toll!" Fuhr sie mich an. „Ich hab gehört, dass die beiden davon träumen, einen Laden für Scherzartikel zu eröffnen. So ein Unsinn! Zum Glück haben die beiden nicht genug Geld und von uns bekommen sie sicher nichts zur Unterstützung."
„Ach Molly… du darfst das nicht so eng sehen. Einige von uns setzen ihre Kräfte ein, um der guten Seite zu helfen, andere um der dunklen Seite zu dienen…" Dabei warf ich Lucius einen Seitenblick zu. „… und deine Söhne eben, um Scherzartikel zu erfinden… und dabei sind sie sogar sehr talentiert. Jetzt mal ehrlich: Sollte es zu einem Krieg kommen, können wir alle hin und wieder ein paar gute Lacher gebrauchen… Kann ich mir eigentlich mal so ein Weitguckauge ausleihen? Das könnte ganz nützlich sein…"
„Bedien dich", forderte Molly mich auf. Ich nahm mir von allem etwas und verstaute es zusammen mit meinem Tarnumhang in meinem Rucksack.
Beim Rausgehen drehte ich mich noch mal um.
„Ach Molly, sag doch bitte Fred und George, dass ich später dafür bezahle…"
Entrüstet sah sie mich an und stemmte ihre Hände in die Hüften.
„Du willst doch wohl nicht auch noch dafür bezahlen!"
Aber ich grinste nur und folgte den anderen.
Dann verließen wir Hogwarts und apparierten zu dem verlassenen Landsitz meiner Familie. Es begann zu dämmern und das große Herrenhaus lag dunkel und ausgestorben vor uns. Die Gartenanlage war verwildert und im Vergleich zu früher, wirkte die ganze Umgebung wenig einladend.
Eddie sah mich an.
„Scheint so, als wärst du auch schon lange nicht mehr hier gewesen."
„In der großen Eiche", meinte ich daraufhin nur und deutete auf einen riesigen Baum.
Wir gingen darauf zu. Kurz blieb ich vor dem mächtigen Stamm stehen, aber dann ging ich einfach in den Baum hinein.
Jason und Lucius staunten nicht schlecht, als Michelle verschwunden war und Eddie grinste nur. Er setzte dazu an seine Schwester zu folgen.
„Und was ist mit uns?" protestierten die beiden.
„Tut mir leid", erklärte Eddie, „aber nur reinblütige Slytherins können den Baum betreten und Dinge reinbringen oder mit hinaus nehmen. Deswegen sind die Dinge da drin auch vor Voldemort und allen anderen sicher."
Dann war Eddie ebenfalls verschwunden.
In dem Baum stand ich in einem riesigen runden und angenehm beleuchteten Raum, dessen Wände, Tische und Regale völlig aus Holz bestanden. Das Holz der Eiche eben. Eine große Wendeltreppe in der Mitte führte sowohl nach oben als auch nach unten zu andren identischen Räumen, in denen die verschiedensten Dinge gelagert wurden. Das meiste hier waren Zutaten für Zaubertränke, Bücher, seltene Medaillons und andere wichtige Dinge, die man für Zaubersprüche brauchen könnte. Außerdem lagerten hier alle Sachen unserer Familie, die sich mit schwarzer Magie beschäftigten. Eddie trat neben mich und kurz sahen wir uns um.
Dann ging ich geradewegs auf ein Regal zu und nahm eine längliche Holzschachtel von dort herunter. Ich drehte mich um und sah Eddie ebenfalls mit ein paar Dingen zurückkommen.
Über seinen Arm hatte er seinen Tarnumhang gelegt, so dass sein Unterarm nicht sichtbar war. In der aber noch sichtbaren Hand hielt er ein Amulett und grinste.
„Das Amulett der Hyphen", meinte ich anerkennend. „Schützt vor allen möglichen Zaubern und Flüchen… außer gegen Avada Kedavra." Ich musste ebenfalls grinsen.
„Und es wirkt nur gegen fünf Flüche an einem Tag", ergänzte Eddie. „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie bitte den Magier ihres Vertrauens…"
„Da fällt mir was ein." Ich ging noch mal zurück und nahm eine schrumpelige Knolle aus dem Regal.
Eddie musste lachen.
„Ach ja. Eine Heilungsknolle. Wenn man sie in der Hand hält, lässt die Wirkung von Flüchen innerhalb von fünf Minuten nach."
So bewaffnet traten wir wieder nach draußen. Lucius und Jason sahen wieder so aus, als wären sie kurz davor sich zu prügeln. Erzählen was vorgefallen war, wollten sie aber auch nicht und so bekam Jason die Knolle und Lucius das Amulett samt einer Erklärung in die Hand gedrückt.
„Von so einer Knolle hab ich noch nie gehört", stellte Jason fest. „Falls also einer von uns verflucht wird, muss ich sie ihm in die Hand drücken, ja?"
Eddie und ich nickten.
„Und das Amulett?" fragte Jason dann und deutete auf Lucius, der es still in seiner Hand hielt und bewunderte.
„Davon hab ich auch noch nie etwas gehört."
„Das glaub ich dir sogar", meinte Lucius daraufhin überheblich. „Denn dieses Amulett ist nur in einschlägigen Kreisen bekannt."
„In denen du natürlich verkehrst, nicht wahr, Lucius?" Gab Jason schneidend zurück, aber Lucius schnaubte nur verächtlich und dann fiel sein Blick auf die Holzschachtel in meiner Hand.
„Was ist in der Schachtel?" Wollte er dann wissen und ich öffnete sie langsam.
„Das", meinte ich vor Aufregung atemlos, „ist Salazar Slytherins Zauberstab."
Sprachlos kamen Jason und Lucius näher und warfen einen ungläubigen Blick in die Schachtel. In ihr lag ein 13,5 Zoll langer Zauberstab aus hellem Holz.
Ich nahm ihn heraus und sofort spürte ich dieses ganz spezielle Kribbeln in meiner rechten Hand.
„Merkt euch das", meinte Eddie. „Michelle ist die einzige, die damit zaubern kann. Wenn ein anderer es versucht, passiert ihm etwas Schlimmes…"
„Was?" fragten Lucius und Jason gleichzeitig.
Eddie verzog sein Gesicht.
„Na ja, also ehrlich gesagt, weiß das niemand so genau. Die meisten Leute, die unberechtigterweise mit diesem Zauberstab gezaubert haben, sind entweder nach ein paar Tagen verschwunden, mysteriös gestorben, durchgedreht oder völlig teilnahmslos geworden, so dass sie nur noch vor sich hin vegetieren."
Jason und Lucius zuckten zurück.
„Weißt du Michelle", meinte Jason dann „den Zauberstab werde ich mir von dir garantiert nicht ausleihen. Wissen die anderen aus dem Orden davon?"
Eddie nickte.
„Dumbledore hat ihnen vorhin eingetrichtert, dass sie, egal was passiert, nicht mit Michelles Zauberstab zaubern dürfen."
„Wir sollten uns auf den Weg machen", schlug Lucius vor und ich verstaute die Schachtel, in der sich nun mein alter Zauberstab befand ebenfalls in meinem Rucksack. Dann disapparierten wir.
„Jetzt verstehe ich auch, warum Voldemort so scharf auf diese Dinge ist", kam von Jason, als wir uns vor dem Zaubereiministerium zwischen ein paar Gebüschen versteckten und vorbereiteten. Jason beobachtete den Eingang und Eddie verschwand unter dem Tarnumhang, so dass er unsichtbar wurde.
„Eddie, hör auf mir an den Hintern zu grapschen! Das ist nicht witzig!" Meinte Jason plötzlich genervt und von irgendwo hörte man Eddie, der ein Lachen unterdrückte. Sehen konnte man ihn nicht.
„Woher willst du wissen, dass ich das war, J, und nicht Michelle?"
„Ich kenne den Unterschied", gab Jason ärgerlich zurück, aber dann grinste er mich anzüglich an und ich musste schmunzeln.
Plötzlich zuckte Lucius zurück und schlug um sich, als würde er einen Schwarm Bienen vertreiben wollen. Eddie hatte sich jetzt wohl an ihm vergriffen und Lucius war darüber ebenso wenig amüsiert.
„Tut mir leid", hörte man plötzlich Eddie, „aber ich liebe die Sache mit diesen Tarnumhang und kann einfach nicht widerstehen." Dann lachte er unterdrückt und Lucius verdrehte die Augen.
„Schnapp dir deinen Bruder und dann los", meinte er unfreundlich. Er hasste es, wenn jemand unter einem Tarnumhang um ihn herumschlich und wollte Eddie jetzt schnell loswerden.
„Eddie?" fragte ich ebenfalls etwas irritiert in die Runde, weil man ja nicht wusste wo er war.
„Ja?"
„Bleib dicht bei mir und mach ja keine lauten Geräusche. Verstanden?"
„Ja. Aber ich glaube, J möchte gerne dicht bei dir bleiben…"
Jason und ich sahen uns an und verdrehten nun auch die Augen.
„Halt die Klappe und komm jetzt", meinte ich dann, aber Jason hielt uns noch mal auf.
„Und unterhaltet euch ja nicht unterwegs! Sonst sieht es so aus, als würde Michelle Selbstgespräche führen und langsam durchdrehen."
Ich nickte und dann machte ich mich auf den Weg zum Haupteingang des Zauberereiministeriums.
Natasha
Die Zelle war dunkel und feucht. Vor ein paar Minuten hatten die Todesser meinen Vater erneut geholt. Ich konnte mir nicht vorstellen, was Voldemort sich davon erhoffte. Er hatte ihn schon einmal verhört und das anscheinend erfolglos.
Ich lehnte die Stirn gegen die kühle Wand und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Die letzten Stunden hatten mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt und vor allem meine Vergangenheit. Meine Mutter war also tatsächlich eine Hexe gewesen und so wie es aussah hatte sie etwas was Voldemort unbedingt haben wollte.
Die Zellentür wurde leise geöffnet und wieder geschlossen. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss herum.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und riss mich herum.
Vor mir stand ein Todesser, in einen langen schwarzen Umhang gehüllt. Er kam mir vage bekannt vor und ich überlegte woher.
„Was wollen Sie von mir? Ich weiß bestimmt nichts. Ich kannte meine Mutter ja gar nicht."
„Ich bin auch nicht deswegen hier." Der Todesser musterte mich von oben bis unten und das auf eine Art, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
„Ich habe noch eine kleine Rechnung offen und die gedenke ich jetzt zu begleichen."
„Ich verstehe nicht..."
„Erkennst du mich gar nicht wieder, meine Süße? Dein feiner Freund hat meinen Kollegen umgebracht."
„Oh nein", stöhnte ich, denn jetzt wusste ich wieder woher ich den Mann kannte. Er war einer der beiden Todesser gewesen, die sich die wilde Verfolgungsjagd mit uns geleistet hatten.
„Eins muss man dem guten Lucius ja lassen, er hat Geschmack."
Montgomery kam näher. Ich wollte zurückweichen, doch nach einem Schritt spürte ich die Wand in meinem Rücken.
„Was haben Sie vor?" Angstvoll sah ich ihn an und meine Stimme klang schriller als mir lieb war.
„Wie gesagt, ich habe noch eine Rechnung zu begleichen..."
Er packte mich grob bei den Schultern und nagelte mich gegen die Wand. Er rückte noch näher an mich heran und ich konnte seinen heißen Atem an meinem Hals spüren.
Ich versuchte ihn von mir wegzuschieben, doch er lachte nur höhnisch und zog seinen Zauberstab.
„Willst du, dass ich den hier benutze? Dürfte für dich nicht unbedingt angenehm sein."
„Sie wollen es wirklich tun." Entsetzt sah ich ihn an.
„Natürlich", gab er kalt zurück. „Malfoy soll bluten."
„Aber was haben Sie denn davon, wenn Sie mich... na ja... Sie wissen schon." Ich hatte irgendwo mal gelesen, dass man in so einer Situation am besten versuchte ein Gespräch in Gang zu setzen.
„Ich? Ne ganze Menge. Zum einen habe ich meinen Spaß und zum anderen ist es ein gutes Gefühl zu wissen Malfoy einen mitzugeben. Oder was glaubst du, was er dazu sagen wird, wenn er hört dass sein Muggel ihn betrogen hat?"
„Oh, das kann ich Ihnen sagen. Er wird Sie genauso dem Erdboden gleich machen wie Ihren Kollegen."
Montgomery runzelte die Stirn. „Das soll er wagen..."
„Probieren Sie es doch aus", sagte ich, mutiger als ich eigentlich war. „Sollten Sie mich auch nur einmal anfassen, wird Lucius Sie fertig machen."
Er kniff die Augen zusammen und sah mich misstrauisch an. Dann fing er herzhaft an zu lachen.
„Fast hättest du mir Angst gemacht, aber nur fast. Malfoy hat doch keine Ahnung wo du bist, er kann dir nicht helfen."
Er kam wieder näher und diesmal bekam ich wirklich Angst. Und ich konnte nur hoffen, dass Lucius meine Angst spüren konnte.
Michelle
„Wartet!" Lucius blieb stehen und fasste sich an den Kopf.
„Mensch, Lucius, lass deine Sperenzien und komm endlich", zischte Jason ihm wütend zu. „Wir sind gerade dabei ins Ministerium einzubrechen. Schon vergessen?"
„Nein, aber... ich kann nicht mitkommen."
„Was! Spinnst du jetzt vollkommen? Aber es war ja klar, dass du den Schwanz einziehst, wenn es ernst wird." Jason ballte die Fäuste. Lucius hatte es mal wieder geschafft ihn auf die Palme zu bringen.
„Ich ziehe nicht den Schwanz ein..."
„Könnt ihr beide mal endlich aufhören", fauchte ich. „Das ist ja nicht mehr zum Aushalten! Lucius, kannst du mir mal bitte erklären, was mit dir los ist?"
„Tasha ist in Gefahr."
„Woher willst du das wissen?"
„Als ich Tasha und Draco damals fortgeschickt habe, habe ich ein Seelenband zwischen ihr und mir gespannt. Wenn ihre Gefühle stark genug sind, kann ich das spüren. Und im Moment scheinen sie so stark zu sein, dass ich davon Kopfschmerzen bekomme. Und das kann nur eins heißen, sie hat Angst."
„Nicht nur Angst ruft starke Gefühle hervor, Bruderherz."
Lucius ignorierte seinen Bruder, obwohl es ihm schwer fiel.
„Dann geh und sei vorsichtig, vielleicht ist es eine Falle von Voldemort."
„Das glaub ich nicht. V-v-v... Du-weißt-schon-wer weiß nichts von dieser Verbindung", widersprach Lucius.
„Da wär ich mir nicht so sicher", meinte ich zweifelnd.
„Ich muss trotzdem zu ihr!"
Ich wollte noch etwas sagen, doch Lucius schnitt mir das Wort ab, indem er einfach apparierte.
Jason starrte sprachlos auf die Stelle, wo noch kurz zuvor sein Bruder gestanden hatte.
„Das kann er doch nicht einfach machen! Aber war ja klar, dass er wieder nur an sich denkt."
„Wir können es nun auch nicht mehr ändern", seufzte ich. Auch mir gefiel es nicht, dass wir nun einer weniger waren. „Aber wir müssen uns beeilen."
Lucius
Lucius wusste eigentlich gar nicht wo er überhaupt hin apparieren sollte. Sein einziger Anhaltspunkt waren Tashas Gefühle.
Als er wieder materialisierte konnte er im ersten Moment nichts sehen. Um ihn herum war es dunkel und feucht.
Durch ein kleines vergittertes Fenster fiel schummriges Licht in den Raum und als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er, dass er sich in einer Zelle befinden musste.
Doch von Tasha keine Spur.
Er horchte in sich hinein. Sie musste ganz in der Nähe sein.
Natasha
„Nein!" Ich schlug nach Montgomery, doch er fing meine Hand ab und hielt sie fest.
„Aber, aber, wir wollen doch nicht gewalttätig werden. Ts ts ts ts ts."
Ich funkelte ihn an und wollte nach ihm treten, doch er drohte mir mit seinem Zauberstab, so dass ich es mir schnell anders überlegte.
„Hilfe!" versuchte ich es anders.
„Hier hört dich keiner, schrei soviel du willst." Montgomery lachte spöttisch und fing auch meine andere Hand ab. Dann drehte er mir die Arme auf den Rücken und zog mich an sich.
„Lassen Sie mich los, Sie Würstchen!"
„Apropos Würstchen..." Er grinste anzüglich und drängte sich so an mich, dass ich in den zweifelhaften Genuss kam, seine Erektion an meinem Bein zu spüren.
„Sie sind widerlich."
„Ich dachte du stehst auf widerliche Typen? Oder warum hast du dich mit Malfoy eingelassen?"
„Er hat wesentlich mehr Stil als Sie und sieht zudem besser aus."
„Ah ja?"
„Ja, und er hat mehr in der Hose." Ich wusste, dass diese Worte ein Fehler waren, doch nun war es zu spät. Montgomery wurde nun wirklich wütend.
„Wir haben sowieso schon viel zuviel Zeit mit reden vergeudet." Er presste mich gegen die Wand, hielt meinen Kopf mit einer Hand fest und brachte sein Gesicht ganz nah an meines heran.
„Nein!" rief ich und versuchte mich zu befreien. Doch er war einfach zu stark.
Lucius
Hatte da nicht jemand geschrieen? Lucius lauschte angestrengt. Da war es wieder und diesmal erkannte er auch die Stimme. Es war Tasha.
Lucius zog seinen Zauberstab und apparierte.
Er landete in einer anderen Zelle, doch war diese nicht leer. Er sah, wie Tasha von einem Todesser bedrängt wurde und langsam wurde ihr Widerstand schwächer.
Natasha
„Nein!" donnerte Lucius und richtete seinen Zauberstab auf den Todesser.
„Was?" Montgomery ließ von mir ab und wandte sich Lucius zu.
„Malfoy. Was für eine Überraschung."
„Montgomery", knurrte Lucius. „Ich wusste, ich hätte dich auch töten sollen."
„Dann versuch es doch jetzt."
„Worauf du dich verlassen kannst."
Er funkelte Montgomery böse an.
„Cru..."
„Expelliarmus!"
Lucius Zauberstab flog davon.
„Aber, aber", meinte Montgomery, als Lucius schon auf dem Weg war sich seinen Zauberstab zurückzuholen. „Der bleibt schön da liegen." Er hielt seinen Stab auf Lucius gerichtet, hob dessen Stab auf und steckte ihn ein.
„Der dunkle Lord wird sicher begeistert sein, wenn er erfährt, dass er einen weiteren Gast hat."
Montgomery grinste Lucius fies an und verließ die Zelle.
„Lucius!" Ich lief zu ihm und er schloss mich in die Arme.
„Hat er dir was getan?"
„Nein. Du bist gerade rechtzeitig gekommen."
„Wenigstens etwas. Aber ich hatte mir meine Rettungsaktion etwas anders vorgestellt. Wie bist du überhaupt hierher gekommen?"
„Das ist eine lange Geschichte..."
Michelle
„Das gefällt mir nicht", meinte Jason und Eddie kam wieder unter seinem Umhang hervor.
„Mir auch nicht", stimmte er zu. „Wir sollten zumindest immer zu zweit unterwegs sein. Aber wenn J jetzt mit uns mitkommt, wäre das wohl zu auffällig, oder? Ich meine, warum solltest du mit ihm zusammen ins Ministerium gehen?"
Jason und ich nickten nachdenklich, aber dann hatte er eine Idee.
„Mir fällt da jemand ein, den wir mitnehmen können und der mindestens genauso gut zaubern kann wie Lucius… und er ist mit uns befreundet. Was ihm mindestens einen Pluspunkt gegenüber Lucius einbringt." Jasons Groll auf Lucius war nicht zu überhören. „Wartet kurz hier, dann hol ich ihn."
Jason disapparierte und Eddie und ich sahen uns fragend an. Dann grinste er plötzlich, da er wohl einen Verdacht hatte. Sagte mir aber nichts davon.
Nach ein paar Minuten tauchte Jason wieder aus dem Nichts auf und er hatte jemanden mitgebracht.
„Snape?" fragte ich ungläubig und Jason grinste breit. Er wusste, dass ich mit meinem ehemaligen Zaubertränkelehrer nicht gerade gut auskam. Milde ausgedrückt und das obwohl er genau wie ich ein Slytherin war.
„Für sie immer noch Professor Snape oder Sir, Miss DeWiltshire", gab er boshaft zurück und ich hätte schwören können, er versuchte zu grinsen.
„Natürlich, Sir", gab ich mit so viel Spott in der Stimme zurück, wie ich aufbringen konnte.
Ich hatte zu den ersten Schuljahren gehört, die er unterrichtet hatte und damals war er noch jung, motiviert und sehr streng gewesen. Was heißt gewesen, dachte ich dann. Bei dem was die anderen so erzählten, war er das immer noch. Und obwohl ich seine Anforderungen immer mehr als erfüllt hatte, bekam ich von ihm ständig Nachsitzen und Strafarbeiten aufgebrummt nur weil ich mich angeblich respektlos verhielt und im Unterricht den ein oder anderen Briefwechsel mit meinen Freundinnen betrieben habe. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, dass ich einmal eine ganze Woche lang die Eulerei sauber machen musste. „Wir sind hier nicht auf dem Postamt, Miss DeWiltshire!" Hatte er mich angefaucht und dann aus dem Klassenraum geworfen.
Finster sah ich ihn, aber ich musste eingestehen, dass wir seine Hilfe wirklich brauchten.
Eddie riss mich aus meinen Gedanken und warf sich den Umhang über. Er war genau wie Jason mit Snape zusammen in Slytherin gewesen und die drei waren immer noch befreundet. Allerdings wusste ich auch, dass Snape eher der Zurückhaltende der drei gewesen war und deswegen wohl auch nur halb so oft hatte Nachsitzen müssen wie Jason und Eddie.
„Dann können wir ja loslegen, oder?" Meinte Eddie dann.
Ich nickte nur und ging voran.
Obwohl ich ihn nicht sehen konnte, wusste ich, dass Eddie irgendwo neben mir war und als wir das Gebäude betraten, wurde ich auch sofort von einem Zauberer, der Wache stand angehalten.
„Moment mal! Hier wurde ein Tarnumhang detektiert."
„Oh ja", meinte ich entschuldigend und holte meinen Tarnumhang aus meinem Rucksack hervor.
„Tut mir leid, ich hatte ganz vergessen, dass ich ihn bei mir habe."
Der Zauberer musterte mich kritisch, aber er kannte mich und wusste dass ich ein Auror war und in der Abteilung für Muggelschutz und Verbotene schwarze Magie arbeitete… und nur Auroren war es erlaubt Tarnumhänge oder ähnliches mit ins Ministerium zu bringen. Sollte ein anderer das versuchen oder wenn ich nicht da gewesen wäre um die Situation zu erklären, wäre sofort das ganze Gebäude abgeriegelt und durchsucht worden.
„Na gut", meinte er dann freundlicher, da er meiner Ausrede glauben schenkte. „Heute Abend noch so spät zu tun?" fragte er dann, um etwas Smalltalk zu betreiben und ich nickte.
„Bin oben mit Moody und Tonks verabredet."
Er nickte mir ebenfalls zu und schenkte meiner Geschichte nun noch mehr Glauben.
„Ich glaube, die sind schon oben. Schönen Abend noch!" Und damit machte ich mich wieder auf den Weg.
Ein magisches Kabinett brachte mich und Eddie in die sechste Etage. Das war die Etage, in der sich der Raum mit den Prophezeiungen befand. Eine darunter befanden sich Moody, Tonks und die anderen in unserer Abteilung um uns falls nötig zu helfen. Die Gänge waren zum Glück verlassen und so warteten wir auf Jason und Snape.
Jason und Snape
Jason beobachtete den Eingang und drehte sich dann zu Snape um.
„Okay, ich glaube, sie sind drin. Wir können ihnen folgen."
Die beiden betraten ebenfalls das Zaubereiministerium, aber wurden nicht weiter aufgehalten, da sie nichts bei sich hatten, was Schaden anrichten könnte.
Snape sah sich dennoch nervös um. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass sie vielleicht zufällig ein paar ehemaligen Todesser Kollegen über den Weg laufen konnten, denn die waren im Moment ja nicht sehr gut auf ihn oder Jason zu sprechen.
„Hör auf damit!" Fuhr Jason ihn leise an.
„Womit?"
„Dich ständig umzusehen. Die Leute schöpfen noch Verdacht."
„Und was ist, wenn wir ein paar ehemaligen Freunden begegnen?"
Daran hatte Jason noch gar nicht gedacht, aber darüber wollte er sich auch jetzt keine Gedanken machen.
„Werden wir schon nicht, Sev. Und jetzt komm!" Er konnte nicht verstehen, dass Severus so nervös war und sich wie ein Anfänger verhielt. Schließlich hatte er doch jahrelang für Dumbledore spioniert. Andererseits, dachte Jason, war ein Einbruch ins Ministerium doch etwas sehr gewagtes. Im sechsten Stock trafen sie auf Michelle und Eddie, der seinen Umhang abgelegt hatte.
Michelle
Als Jason und Snape zu uns kamen, gab ich Jason meinen Tarnumhang aus dem Rucksack.
„Falls jemand kommt, verschwindet ihr beiden darunter und ich gesell mich zu Eddie unter seinen Umhang."
Zum Glück waren solche Tarnumhänge immer übergroß geschneidert, so dass bequem zwei bis drei Leute darunter passten. Bei noch mehr Leuten gab es nur beim Laufen das Problem, dass die Füße der Leute unten rausguckten. Die Erfinder dieser Umhänge hatten sich schon was dabei gedacht, als sie sie so riesig entworfen haben, dachte ich und musste grinsen. Denn oft kam es vor, dass man sich zumindest zu zweit verstecken musste.
„Okay", meinte ich dann, als wir weitergingen. „Im nächsten Gang links befindet sich der Raum in dem die Prophezeiungen liegen."
Wir schlichen uns an die Ecke heran und Eddie wollte schon einen Blick riskieren, aber ich hielt ihn zurück. Wortlos holte ich das Weitguckauge aus dem Rucksack, blickte hinein und reichte es dann den anderen.
„Zwei Wachen stehen vor der Tür", meinte Jason daraufhin leise und Eddie sah uns an.
„Glaubt ihr, wir können uns mit den Umhängen an ihnen vorbei schleichen oder sie bewegungsunfähig machen?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein", flüsterte ich, „wenn hier im Ministerium etwas bewacht wird dann gründlich. Die beiden haben wahrscheinlich einen Schutz- und Sicherheitszauber vor die Tür gespannt, mit dem sie in Kontakt stehen. Wie ein unsichtbares Spinnennetz. Wenn jemand versucht zwischen ihnen durchzuschleichen, bleibt er im Netz hängen und sie merken das. Wenn man sie schockt, bricht das Netz zusammen, was von der Sicherheitsabteilung registriert wird. Nein, wir brauchen ein Ablenkungsmanöver, um sie kurz von der Tür wegzulocken… und da fällt mir auch gerade was ein… Dafür brauche ich aber meinen Tarnumhang. Denkt ihr, ihr passt auch zu dritt unter den anderen?"
Da alle drei ziemlich schlank und ungefähr gleich groß waren, nickten sie zuversichtlich. Ich kramte in meinem Rucksack und als ich gefunden hatte, wonach ich suchte, holte ich einen kleinen Karton hervor, auf dem Schilf und ähnliches abgebildet war.
„Was ist das?" Wollte Eddie wissen und ich musste grinsen.
„Ein tragbarer Sumpf." Dann las ich die kurze Gebrauchsanweisung vor. „Stell den Karton irgendwo hin… am besten direkt vor das Zimmer eines Lehrers, öffne ihn und entferne dich schnell. Schnell vor allem, damit dich nicht Snape oder Filch erwischen. Innerhalb von 10 Sekunden entsteht ein prachtvoller, nasser und matschiger Sumpf. Viel Vergnügen! P.S.: Für eventuelle Strafen wie Nachsitzen mit Snape oder Strafarbeiten übernehmen wir keine Verantwortung."
Ich musste leise lachen, aber Snape verzog düster sein Gesicht.
„Erstens heißt es immer noch Professor Snape und zweitens, wo haben sie das her?"
„Das werde ich ihnen bestimmt nicht auf die Nase binden." Am liebsten hätte ich noch große Hakennase hinzugefügt, aber stattdessen sah ich ihn herausfordernd an und Jason ging dazwischen.
„Laß es, er findet es doch sowieso raus. Der ganze Kram steht doch in der Küche… Die Sachen sind von Fred und George, Sev", seufzte er und ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Wie konnte Jason nur Fred und George verraten?
„Weasley?" fragte Snape nur und Jason bestätigte das.
„Dann wollten die das also in der Schule verkaufen? Na denen werd ich erst mal mindestens 50 Punkte für Gryffindor abziehen und…"
„Jetzt mach mal halblang, Sev", unterbrach ich ihn und verschwand unter dem Umhang. „Die wurden schon von Molly genug bestraft…"
Snapes Blick, als ich ihn mit seinem Spitznamen angesprochen hatte, war einfach göttlich gewesen. So finster sah er sonst nur aus, wenn er niemanden aus Gryffindor zum Bestrafen fand.
Leise schlich ich den Gang entlang und an den Wachtposten vorbei. Etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt, stellte ich dann den Karton auf den Boden und öffnete ihn. Ich entfernte mich bis ich einen meiner Meinung nach einigermaßen sicheren Abstand erreicht hatte und zum Glück bemerkten die Wachen, die jetzt fast vor mir standen, den Karton auf dem Boden nicht. Plötzlich gab es einen Knall und an der Stelle, wo so eben noch der Karton gestanden hatte, breitete sich ein dunkelgrüner, matschiger Sumpf aus. Komplett mit Pflanzen und kleinem Tümpel. Wirklich bemerkenswert was Fred und George da auf die Beine gestellt hatten und vor allem wirkte es als Ablenkung.
Die beiden Wachen tauschten irritierte Blicke aus und beschlossen dann nachzusehen, wo das wohl herkam. Das war unsere Chance. Jetzt war die Tür unbewacht und schnell schlich ich mich in den Raum. Ich hoffte, dass die anderen diese Chance ebenfalls genutzt hatten, denn die ganze Situation war schon etwas verwirrend, da ich die anderen wenn ja nicht sehen konnte. Plötzlich hörte ich etwas neben mir und die drei kamen unter dem Umhang hervor.
„Michelle?" Meinte Eddie leise und ich zeigte mich ebenfalls.
„Bin hier."
„Das war ja irre", lachte er leise. Nur Snape sah nicht sehr begeistert.
„Ich hoffe, ihr habt auch ne Idee, wie wir hier nachher wieder rauskommen", meinte er und ich zuckte nur mit den Schultern.
„Da soll sich jetzt mal jemand anderer was einfallen lassen. Ich hab uns schließlich reingebracht."
Jason ignorierte das und sah sich um.
„Ich schlage vor, wir fangen jetzt mal an zu suchen." Und mir wurde klar, was er damit meinte. Der Raum in dem wir uns befanden war riesig, so etwa hundert mal hundert Meter und einigermaßen gut beleuchtet. In dem ganzen Raum standen aber meterhohe Regale aneinandergereiht und diese waren auch noch voll mit den Glassphären, die die Prophezeiungen enthielten.
„Okay, und wo fangen wir an?" fragte Eddie und klang etwas entmutigt.
„Wir teilen uns einfach auf", schlug Snape vor, „und vielleicht fällt einem ja noch etwas besseres ein."
Jeder verschwand also in einen anderen Teil des Raumes und ich dachte nach als ich die endlosen Reihen von Sphären betrachtete. Wahrscheinlich hatte ich irgendeine Verbindung zu dieser Prophezeiung, die ich für irgendeinen Zauber nutzen konnte. Ich stellte mich also hin, konzentrierte mich auf diese spezielle Prophezeiung und probierte einige Zaubersprüche.
Natürlich funktionierte keiner von den einfachen Sprüchen und nach einer ganzen Zeit fiel mir kaum noch ein neuer Spruch ein. Ich seufzte. So hatte ich doch schon fast alles probiert.
Dann fiel mir doch noch ein Zauber ein und ich rechnete schon gar nicht mehr damit, dass er funktionierte, doch plötzlich hielt ich eine Glassphäre in der linken ausgestreckten Hand. Vorsichtig betrachtete ich sie. Lilafarbener Qualm waberte in der Sphäre umher und an einer Seite stand in das Glas geätzt: Prophezeiung über die Anoriel. Datum etc. war auch alles angegeben, aber das interessierte mich jetzt nicht weiter.
„Hey Leute!" rief ich in den Raum. „Ich hab sie. Lasst uns verschwinden und…"
In dem Augenblick hörte man draußen einen ohrenbetäubenden Knall. Scheinbar versuchte noch jemand in den Raum zu gelangen und traf dabei auf Widerstand. Vorsichtig blickte ich um das Regal herum, an dem ich stand und sah Eddie, Jason und Snape schon mit gezückten Zauberstäben in sicherem Abstand vor der Tür stehen. Diese wurde plötzlich aufgeschlagen und sechs Todesser strömten in den Raum.
„Wie nett", polterte der eine dann los, als er Jason, Eddie und Snape erkannte. „Ist das hier ein Treffen der Verräter?"
„Ehrlich gesagt: Nein!" Gab Jason zurück. „Aber ich freue mich, dass ich endlich die Chance bekomme ein paar Rechnungen zu begleichen."
In dem Augenblick schossen auch schon die ersten Flüche durch die Gegend und man wusste eigentlich gar nicht mehr so genau, welcher Fluch von wem ausging. Die meisten Zauberer sprangen hinter die Regale und suchten Deckung und durch die umherfliegenden Flüche wurden etliche Glassphären zerstört. Es herrschte das pure Chaos und behutsam nahm ich die Sphäre in meiner Hand, wickelte sie in meinen Tarnumhang und verstaute sie vorsichtig in meinem Rucksack. Den Umhang würde ich sowieso nicht mehr brauchen und mir war klar, dass es in Sekunden hier nur so vor Auroren und Sicherheitsmagiern wimmeln würde.
Kurz überlegte ich und zog dann meinen neuen Zauberstab. Jetzt konnte Salazar Slytherins Zauberstab mal zeigen, was in ihm steckte. Sorgfältig konzentrierte ich mich auf die Todesser und dachte meinen Fluch. Auch so konnte man jemanden verfluchen: Indem man sich den Fluch nur dachte und nicht laut aussprach. Das hatte einige Vorteile, denn der Betroffene wusste nicht was kam und konnte daher keinen Schutzzauber sprechen und man konnte auch aus dem Hinterhalt angreifen, ohne gleich durch das Rufen entdeckt zu werden.
Scheinbar funktionierte es, denn die Todesser fielen bewegungsunfähig um. Ich rannte zu den anderen und Eddie sah mich erstaunt an.
„Wow, was war das denn?"
Ich hielt nur meinen fast weißen Zauberstab hoch.
„Salazar Slytherins Zauberstab", war mein einziger Kommentar und dann trieb ich die anderen zur Eile an.
„Ich hab die Sphäre und wir müssen hier schnell verschwinden. Geht ihr unter den Umhang und schleicht euch davon. Für dich, Jason, und Severus ist es ja kein Problem unten einfach rauszugehen und du Eddie musst nur etwas warten bis die beiden weg sind und rennst dann einfach raus in der Hoffnung, dass dich keiner erwischt. Das sollte funktionieren. Ich werde die anderen informieren, dass sie die Kerle hier abholen und versuchen das Ganze etwas zu erklären. Und jetzt los!"
„Warte", meinte Jason, als er schon halb unter dem Umhang war, „dann gib uns lieber die Sphäre."
„Geht jetzt nicht, die ist schon sicher verstaut."
Die drei verschwanden und ich wartete kurz bis ich weit entfernte Schritte auf dem Gang hörte. Ich trat nach draußen und lief den Gang zurück, den wir gekommen waren und plötzlich stand ich dem Zaubereiminister Cornelius Fudge und drei seiner Mitarbeiter gegenüber. Scheinbar wurde noch gar kein Alarm ausgelöst. Die Todesser hatten wohl ganze Arbeit geleistet und jetzt war das Risiko hoch, dass sie wieder entkommen würden. Also sammelte ich mich und lief zum Minister.
„Herr Minister", keuchte ich atemlos, „jemand versucht eine Prophezeiung zu stehlen. Ich kam gerade an dem Raum vorbei und dort herrscht Chaos…"
Sofort kam Leben in die Gruppe, denn die drei Mitarbeiter schienen zu den Sicherheitszauberern zu gehören.
„Es wurde aber noch kein Alarm ausgelöst", meinte der eine. „Ich werde deswegen Verstärkung holen."
Die anderen beiden liefen den Gang entlang, um nachzusehen, was dort passier war, aber der eine drehte sich noch mal um.
„Sie sind doch Auror, nicht wahr?"
Ich nickte.
„Dann passen sie auf den Minister auf."
Mist, fluchte ich innerlich, nickte trotzdem abermals. Eigentlich hatte ich mich jetzt davonstehlen wollen. Fieberhaft überlegte ich und dann zog ich eine Tüte Bonbons aus meinem Rucksack.
Fudge war ein nervliches Wrack, sah sich nervös um und fing an zu schwitzen. Er ahnte wohl worum es ging und fürchtete, dass die Prophezeiung in falsche Hände geraten war.
„Bonbon?" Bot ich ihm an und er sah mich nur völlig verwirrt an. „Das hilft gegen die Nervosität." Ich fuchtelte mit der Tüte vor seiner Nase rum und da das noch mehr seine Nerven strapazierte, nahm er eins wohl nur aus purer Höflichkeit. Es dauerte nicht lange, da verzog sich plötzlich sein Gesicht.
„Oh, mir ist nicht gut", meinte er. „Ich glaube, mir wird schlecht."
Damit rannte er plötzlich los, da er sich anscheinend übergeben musste und die Toilette suchte.
„Das macht bestimmt die Aufregung", rief ich ihm hinterher und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich mich in die andere Richtung davonstahl. Scheinbar hatte er eine der Kotzpastillen erwischt.
Schnell suchte ich Moody auf und erklärte den anderen die Situation.
„Wir haben die Prophezeiung, aber wir sind dabei auf ein paar Todesser getroffen." Ich sah in besorgte Gesichter, die ich aber schnell wieder beruhigen konnte.
„Keine Panik. Uns ist nichts passiert, aber die Todesser liegen noch betäubt oben. Wäre gut, wenn ein paar von euch sich darum kümmern würden." Moody und Tonks machten sich sofort auf den Weg und die anderen verließen zusammen mit mir das Ministerium.
In Hogwarts warteten Eddie, Jason und Snape schon in der Küche. Professor Dumbledore war ebenfalls dort. Mir fiel allerdings auf, dass Lucius und Natasha fehlten. Sie hätten schon längst wieder da sein müssen und an Dumbledores besorgten Gesichtsausdruck erkannte ich, dass ihm wohl ähnliches durch den Kopf ging. Vorsichtig packte ich die Sphäre aus und legte sie in die Mitte des Tisches.
„Das ist sie", meinte ich nur und Dumbledore nickte.
„Dann sollten wir wohl mal hören, was sie uns zu sagen hat."
