Natasha

Als ich meinen Bericht beendet hatte, sah Lucius mich merkwürdig an und ich bekam das Gefühl, dass ich ihm nicht wirklich etwas neues erzählt hatte.

„Ich wusste, dass Dumbledore dich in Gefahr gebracht hat", knurrte er.

„Lucius, ich habe das Gefühl du weißt mehr als ich. Kannst du mir mal bitte erklären was hier los ist? Voldemort hat, bevor er uns hierher verschleppt hat irgendetwas von einer Schriftrolle gefaselt und er ist der Meinung, dass Dad wissen muss, wo sie ist. Er lässt ihn nun schon zum zweiten Mal verhören und ich habe die Befürchtung, dass Dad danach mehr tot als lebendig ist."

Lucius sah mich an und seufzte. Die ganze Situation war so kompliziert und verzwickt, dass er selbst schon nicht mehr richtig durchblickte.

„Ich werde versuchen, es dir zu erklären. Über die Anoriel weißt du Bescheid?"

„Ja, das habe ich noch mitbekommen."

„Gut. Um sie zu finden brauchen wir die Prophezeiung. Diese kann entweder nur von dem mächtigsten Zauberer oder von der Hüterfamilie geöffnet werden."

„Aber weiß die Hüterfamilie nicht sowieso schon, wo sie versteckt ist?"

„Langsam, okay? Der mächtigste Zauberer ist Michelle. Was die Hüterfamilie betrifft... sie besteht nur noch aus Muggeln."

„Hä? Was soll das denn heißen?"

„Die Hüterin der Anoriel war eine Hexe. Sie hat einen Muggel geheiratet und ihre Tochter hat ihre magischen Fähigkeiten nicht geerbt." Er sah mich abwartend an und als ich ihn nur weiter anstarrte, seufzte er.

„Ich spreche von dir. Deine Mutter war die Hüterin der Anoriel und ich bezweifle, dass sie deinem Vater etwas darüber erzählt hat."

Ungläubig starrte ich ihn an. Vor ein paar Stunden hatte ich erst erfahren, dass meine Mutter eine Hexe war und nun sollte sie auch noch die Hüterin dieser verfluchten Schriftrolle gewesen sein.

„Deswegen hat Voldemort uns entführt."

„Ja, er hofft, mit eurer Hilfe die Prophezeiung öffnen zu können. Sollte er sie denn jemals bekommen..." Ein geheimnisvolles Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Aha", machte ich und hasste es mal wieder völlig ahnungslos zu sein.

„Er wird sie nicht bekommen, denn ich hoffe, dass wir sie nun haben."

„Aber..."

„Wir habe sie gestohlen", erklärte er. „Und sind dabei hoffentlich seinen Schergen zuvor gekommen."

„Du bist ins Ministerium eingebrochen?"

„Nein, bevor es dazu kam, musste ich dich retten. Was im Grunde gar nicht so schlecht war, denn solche Arbeiten überlasse ich lieber meinem Bruder. Er ist an Drecksarbeit gewohnt."

„Aha."

„Hat V-v-v-... dich schon verhört?"

„Nein, aber ich vermute das wird er noch nachholen."

Lucius sah mich nachdenklich an.

„Das werde ich verhindern", meinte er dann und verfiel dann wieder ins Schweigen.

„Lucius?"

„Hm?"

„Ich bin froh, dass du hier bist."

Er sah mich an und zauberte ein zufriedenes Grinsen auf sein Gesicht. „Der Meinung wird mein Bruder nicht sein. Er fand das gar nicht gut, dass ich mich einfach abgesetzt habe. Aber für mich zählt sowieso nur eins. Daß es dir gut geht und damit geht es auch mir gut."

„Womit mal wieder bewiesen wäre, dass ein Malfoy nichts ohne Hintergedanken macht", schmunzelte ich.

„Beschwer dich nicht, du profitierst ja auch davon."

„Was passiert denn jetzt eigentlich weiter?"

Lucius zuckte mit den Schultern und fing an in der Zelle auf und ab zu gehen. Er steckte die Hände in seine Hosentaschen und blieb plötzlich stehen.

„Das habe ich ja total vergessen", meinte er und zog seine rechte Hand wieder hervor. „So ein Mist. Hätte ich da eher dran gedacht, hätte ich noch meinen Zauberstab und wir wären längst verschwunden."

„Was ist denn?" wollte ich wissen und Lucius zeigte mir, was er in der Hand hielt.

„Das ist ein Amulett. Ich habe es von Michelle bekommen, bevor wir zum Ministerium gegangen sind. Es ist das Amulett der Hyphen. Es schützt einen vor Zaubern aller Art. Verdammt, ich könnte mich ohrfeigen, dass ich es vergessen habe!"

„Weißt du was das heißt?" Ich sah in mit großen Augen an. „Du kannst hier herum spazieren, ohne dass dir einer was anhaben kann."

„Und wie soll ich ohne Zauberstab hier heraus kommen?" fragte er tadelnd.

„Ach ja, die Sache mit dem Zauberstab. Hatte ich vergessen."

Missmutig sah er das Amulett an, dann hängte er sich schulterzuckend um den Hals und versteckte es unter seinem Pulli.

„Jason wird sich sicher über mich lustig machen, wenn er davon erfährt", knurrte er.

„Solltest du nicht besser darüber nachdenken, was Voldemort mit dir anstellt? Montgomery wird es ihm bestimmt brühwarm erzählt haben."

„Montgomery, diese Lusche von Zauberer. Verstehe gar nicht, wie der es so hoch in die Gunst des Lords geschafft hat."

„Woher kennst du ihn eigentlich?"

„Es ist noch gar nicht so lange her, da haben wir zusammen für den dunklen Lord gearbeitet. Konnte ihn aber nie besonders leiden. War ein richtiger Schleimscheißer."

„Ach ja, ich vergesse immer, dass du ja auch ein Todesser bist."

„Warst", korrigierte er mich. „Ich war einer. Und ich verstehe immer noch nicht so ganz, wie du es geschafft hast, dass ich nun hier sitze und gegen den dunklen Lord arbeite."

„Vielleicht, weil du mich liebst?" schlug ich ihm vor.

Er musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. „Tu ich das? Ja", seufzte er dann. „Ich glaub das tue ich. Und auch das ist mir unbegreiflich. Du bist ein Muggel."

„Womit wir wieder mal beim alten Thema wären..."

„Aber du bist ja eigentlich kein wirklicher Muggel."

„Ach nein?"

„Immerhin hast du Hexenblut in deinen Adern fließen, also denke ich, ist es okay, wenn ich dich liebe."

„Ah, da bin ich ja beruhigt."

Belustigt grinste er mich an. „Tasha, natürlich liebe ich dich. Und zum ersten Mal in meinem Leben ist es mit schnurzpiepegal, dass du ein Muggel bist."

Er zog mich an sich und küsste mich sanft.

Wir wurden jäh unterbrochen, als die Tür aufflog und zwei Todesser meinen Vater hereinschleiften.

Hinter ihnen trat Montgomery in die Zelle.

„Der dunkle Lord wünscht dich zu sehen", wandte er sich an mich. „Zum Verhör", fügte er höhnisch grinsend hinzu.

„Das glaube ich nicht." Lucius baute sich drohend vor ihm auf.

„Ach, Malfoy", meinte Montgomery gelangweilt. „Das hatten wir doch schon."

Er zog seinen Zauberstab, richtete ihn auf Lucius und rief „Stupor!"

Ein blauer Blitz zuckte aus seinen Stab. Doch anstatt Lucius zu schocken, prallte er wirkungslos an ihm ab.

„Was?" keuchte Montgomery und starrte Lucius ungläubig an.

„Lern erst mal richtig zaubern, bevor du es mit mir aufnimmst", höhnte dieser und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Crucio", brüllte Montgomery wütend. Doch auch dieser Fluch prallte harmlos an Lucius ab.

Dessen Grinsen wurde noch breiter und er sah Montgomery herausfordern an.

„Oh, schafft der arme Monty es nicht an mir vorbei zu kommen? Und dabei habe ich gar nicht meinen Zauberstab bei mir."

Montgomery funkelte Lucius wütend an. „Nenn mich nie wieder so! Diese Zeiten sind vorbei!" Er ballte die Fäuste und man konnte richtig sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.

„Lakeside, Garner, packt ihn!" herrschte er dann die beiden anderen Todesser an.

Die beiden ließen meinen Vater achtlos fallen und stürzten sich so schnell auf Lucius, dass diesem kaum Gelegenheit blieb auszuweichen.

Lakeside schnappte sich seinen rechten Arm und hielt ihn in einem schraubstockartigen Griff fest. Garner machte das gleiche auf der linken Seite.

„So mein Guter!" Montgomery trat einen Schritt näher an Lucius heran. „Wenn es eben nicht mit Zaubern geht, muss ich eben zu unkonventionellen Mitteln greifen. Ich werde deine kleine Gespielin zum dunklen Lord bringen und du wirst mich nicht daran hindern!"

Seine Faust schoss vor und prallte hart gegen Lucius Kinn.

Seine Zähne schlugen klappernd aufeinander und er versuchte sich von den beiden Todessern los zu machen, doch diese hielten ihn eisern fest.

Als er Montgomery wütend ansah, tropfte Blut aus seinem Mundwinkel.

„Das gefällt dir was? Einen Wehrlosen schlagen..."

„Nein, mir gefällt es, dass endlich mal du es bist, der fertig gemacht wird. Eigentlich hast du mir sogar einen Gefallen getan, als du hier aufgetaucht bist. Denn endlich kann ich dir zeigen, was es heißt von jemandem niedergemacht zu werden und das gerade war erst der Anfang."

Montgomerys Worte verrieten mir, dass wohl mehr zwischen den beiden vorgefallen war, als der Tod des Todessers auf der Autobahn.

Hilflos musste ich mitansehen, wie Montgomery seine Wut an Lucius ausließ. Lucius stöhnte gequält auf, als Montgomerys Knie in seinem Magen landete.

Der Todesser richtete ihn so übel zu, dass das einzige was Lucius noch auf den Beinen hielt, die anderen beiden Todesser waren.

Ein Auge begann bereits zuzuschwellen und seine Lippen waren an mehreren Stellen aufgeplatzt.

Irgendwann ließ Montgomery von ihm ab und wandte sich mir wieder zu.

„Ich werde dich jetzt zum dunklen Lord bringen. Lasst ihn los!"

Lakeside und Garner ließen Lucius los und er taumelte einige Schritte bevor er keuchend auf die Knie fiel.

Montgomery packte mich grob am Arm und zog mich mit sich.

„So, so, du kanntest deine Mutter also gar nicht." Voldemort tigerte vor mir auf und ab.

„Das sagte ich doch schon."

„Aber das heißt nicht, dass dir deine Mutter nichts hinterlassen hat."

„Ich wüsste nicht was."

„Zum Beispiel, wo die Schriftrolle versteckt ist!" Er fuhr herum und funkelte mich an.

„Ich wusste doch gar nicht, dass sie eine Hexe war. Wie soll ich also etwas über die Schriftrolle wissen?"

„Das werden wir jetzt heraus finden." Er schnippte mit den Fingern und plötzlich spannten sich Fesseln um meine Handgelenke. Auch meine Beine waren plötzlich an dem Stuhl gefesselt auf dem ich saß.

„Was haben Sie mit mir vor?"

„Keine Angst mein Kind, es tut nicht weh." Er grinste mich höhnisch an und steckte eine Hand nach mir aus.

Ich hatte plötzlich das Gefühl, als würde jemand mein Gehirn durch einen Reißwolf drehen. Ein Schrei entwich meiner Kehle, denn die Schmerzen wurden immer stärker, je tiefer Voldemort grub.

Voldemort

Sie wand sich auf dem Stuhl und schrie vor Schmerzen, doch Voldemort ließ sich nicht irritieren. Er ging jede Erinnerung einzeln durch, sondierte alles ganz genau und suchte nach versteckten Hinweisen. Er sah Lucius Malfoy, Michelle und andere Erinnerungen aus Natashas Kindheit, aber keine von Agatha.

„Das kann nicht sein", murmelte er. „Sie muss etwas hinterlassen haben."

Er fing noch einmal von vorne an. Natashas Schmerzensschreie waren verstummt, sie war ohnmächtig geworden.

Immer tiefer grub er sich in ihr Bewusstsein und plötzlich war da etwas. Nur ganz kurz nahm er etwas wahr, was nicht in ihr Bewusstsein gehörte. Doch als er versuchen wollte es zu greifen, verschwand es.

Er musste noch einmal von vorne beginnen.

Jetzt wusste er wonach er suchen musste und diesmal fiel es ihm leichter es zu finden. Er sondierte es von den anderen Gedanken, dann griff er zu. Seine Finger schlossen sich zu einer Faust und als er sich sicher war, riss er seine Hand zurück.

Natasha bäumte sich auf und gab einen schrillen Schrei von sich, dann sank sie bewusstlos in sich zusammen.

Aber Voldemort hatte bekommen, was er haben wollte.

Er öffnete seine Hand. In ihr lag eine kleine silberne Kugel. Er tippte mit seinem Zauberstab dagegen und die Kugel löste sich in silberne Fäden auf. Dann tippte er sich mit dem Stab gegen die Schläfe und die Fäden fanden einen Weg in sein Bewusstsein.

Er sah den dunklen Wald von Hogwarts. Eine junge Hexe näherte sich ihm. Agatha. Sie hatte etwas unter ihrem Umhang verborgen und sah sich nervös um. Als sie sicher war, dass niemand ihr gefolgt war, betrat sie den Wald.

Sie ging tief hinein, bis sie auf einer Lichtung auf einen Zentauren traf.

„Magorian", sprach sie den Zentauren an. „Ich habe etwas für dich. Du musst es gut verstecken. Es ist die Anoriel." Sie drückte dem Zentauren die Schriftrolle in die Hand.

„Du sollst sie verstecken, damit selbst ich nicht weiß, wo sie zu finden ist. So ist es sicherer."

Der Zentaur neigte sein Haupt, nahm die Schriftrolle an sich und verschwand im Wald.

Die Erinnerung verblasste und Voldemort fand sich in seinem Zimmer wieder.

„Schafft sie weg!" Er wedelte mit einer Hand und zwei seiner Todesser nahmen Natasha zwischen sich und brachten sie zurück in ihre Zelle.

Michelle

„Sauber!" Meinte Eddie, als wir erfahren hatten, wo sich die Anoriel befand.

Ich nickte zustimmend.

„Dann ist sie also im verbotenen Wald und war die ganze Zeit vor unserer Nase."

Professor Dumbledore wirkte nachdenklich und schlug etwas vor.

„Michelle, du solltest die Schriftrolle von den Zentauren holen… allerdings werden wir alle uns ebenfalls in den verbotenen Wald begeben, denn wenn Voldemort rausfindet, dass die Anoriel hier in Hogwarts ist, wird er entweder einige seiner Todesser hierher schicken oder vielleicht sogar selbst hier erscheinen…"

„Hat eigentlich irgendjemand was von Lucius oder Natasha gehört?" fragte ich dann auf dem Weg zum Waldrand, aber alle verneinten. Stille folgte, weil wir alle wussten, dass das nur etwas Negatives bedeuten konnte.

„Wir sollten uns aufteilen", schlug Dumbledore dann vor und ich ging mit Jason und Eddie.

Nach einer Weile trafen wir auf einen schwarzen Zentauren, der uns feindselig ansah.

„Schon wieder Menschen in unserem Teil des Waldes. Ihr habt drei Sekunden hier zu verschwinden…"

„Hey Bane, reg dich ab." Rief Eddie ihm zu. „Wir suchen Magorian. Ist verdammt wichtig."

„Verdammt wichtig? Mich interessiert nicht, was euch Zauberern wichtig ist."

„Diesmal schon", ging ich dazwischen. „Diesmal ist es eine: Wir müssen die Welt retten-Geschichte."

Bane schwieg, aber sein Schweif bewegte sich ruhig hin und her. Ein Zeichen dafür, dass er sich nicht aufregte, sondern überlegte.

„Interessiert mich immer noch nicht!"

„Bane! Du strapazierst meine Geduld!" Fuhr ich ihn an. „Du weißt wer wir sind oder?" Damit bezog ich mich auf Eddie und mich.

Der schwarze Zentaur nickte nur.

„Die Erben von Salazar Slytherin, nicht wahr?"

„Genau", bestätigte ich, zog meinen Zauberstab und hielt ihn hoch.

„Und weißt du auch, was das hier ist?"

Der Zentaur nickte.

„Ein Zauberstab. Ihr Zauberer kommt ohne diese Dinger ja nicht zurecht."

„Das ist nicht irgendein Zauberstab", erklärte ich.

„Das ist der Zauberstab von Salazar Slytherin… und wenn du uns jetzt nicht sofort zu Magorian bringst, werde ich ihn für einen netten kleinen Fluch verwenden… und ich wette, du kannst erraten, wen dieser Fluch treffen wird."

Bane schien zu merken, dass ich es ernst meinte und lenkte ein.

„Na schön. Ihr zwei könnt mitkommen, aber er nicht."

Dabei deutete er auf Jason, der ihn verwundert ansah.

„Und warum darf ich nicht mitkommen, wenn ich fragen darf?"

„Vor ein paar Wochen hatten wir Zentauren eine unangenehme Begegnung mit deinem Bruder. Er war zusammen mit einem Muggel hier. Daher nehme ich mir das Recht raus, dich abzuweisen. Du siehst aus wie er und verhältst dich sicher auch wie er."

Diese Bemerkung brachte Jason in Rage.

„Sag das noch mal, du alter Gaul! Ich bin nicht wie mein Bruder!"

Bane wollte schon etwas erwidern, aber ich kam ihm zuvor.

„Bring uns jetzt zu Magorian… und zwar uns drei oder ich komme auf die Sache mit dem Fluch zurück!"

Der Zentaur murmelte noch etwas, aber gab dann nach.

Er brachte uns zu Magorian, der zum Glück sofort verstand, worum es ging und sehr hilfsbereit war. Zu Banes Ärger schickte Magorian ihn los, um die anderen zu suchen und ebenfalls zu ihm zu bringen. Dann führte er uns zu dem Baum, in dessen Stamm er die Schriftrolle versteckt hatte.

Natasha

Unsanft wurde ich in die Zelle gestoßen. Die Tür schlug zu und ich konnte erst mal aufatmen. Voldemort hatte bekommen was er wollte und ich hoffte er würde mich nun in Ruhe lassen.

Stöhnen ließ ich mich gegen die Wand sinken und schloss die Augen. In meinem Kopf pochte ein heftiger Schmerz, der mich daran erinnerte, wie rücksichtslos Voldemort vorgegangen war.

Nach einer Weile spürte ich eine leichte Berührung an meiner Wange und öffnete mühsam die Augen.

Vor mir saßen Lucius und mein Vater und sahen mich besorgt an.

„Wie geht es dir?" wollte mein Vater schließlich wissen.

„Was hat er dir angetan?" fügte Lucius hinzu.

„Ich...ich weiß nicht genau. Er ist in meinen Kopf eingedrungen. Und ich glaube er hat was er wollte."

„Was hat er getan?" drängte Lucius auf eine Antwort.

„Verdammt ich weiß es nicht", fuhr ich ihn an. „Er hat irgendwas mit meinem Gehirn angestellt, aber entschuldige, dass ich die meiste Zeit bewusstlos war."

Lucius sah mich aufgrund meines heftigen Tonfalls irritiert an.

Er wollte schon zu einer nächsten Frage ansetzen, doch Dad unterbrach ihn mit einer herrischen Geste.

„Was glaubst du, hat er mit dir angestellt?" wandte er sich dann sanft an mich.

„Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Er hat in mir herum gewühlt, wie ein Maulwurf in der Erde. Ich weiß nicht, was er sich davon versprochen hat, aber er wohl tatsächlich das gefunden was er gesucht hat. Er sah so zufrieden aus und hat mich triumphierend angegrinst, bevor sie mich weggeschafft haben. Meinst du es hat was mit Mommy zu tun?"

Dad sah mich ratlos an.

„Wenn ich auch was dazu sagen dürfte?" meldete Lucius sich zu Wort.

„Aber nur, wenn Sie sie nicht schon wieder aufregen", verlangte Dad und sah ihn böse an.

Lucius ignorierte ihn und sah mich stattdessen an.

„Ich glaube, deine Mutter hat dir was hinterlassen. Und zwar das wichtigste das sie dir hinterlassen konnte."

„Aha und was sollte das sein?"

„Ihre Erinnerung. Sie hat dir wahrscheinlich ihre Erinnerung an die Anoriel gegeben."

„Und woher willst du das wissen?"

„Warum sollte V-v-v... ach du weißt schon wen ich meine... sonst in deinen Kopf eindringen? Er weiß genau, dass du sie nicht gekannt hast und trotzdem macht er sich die Mühe dich zu sondieren? Das ist ein bisschen widersprüchlich, findest du nicht? Es sei denn, er hat sich etwas bestimmtes davon versprochen. Und du sagtest, er sah sehr zufrieden aus. Also hat er diese Erinnerung wahrscheinlich gefunden."

„Aber warum wusste ich nichts von dieser Erinnerung, wenn sie da gewesen sein sollte?"

„Sie hat sie wahrscheinlich gut versteckt und abgeschirmt. Aber anscheinend nicht gut genug."

Lucius ließ sich schwer atmend gegen die Wand sinken. Das lange Reden hatte ihn angestrengt.

Und erst jetzt sah ich, wie übel Montgomery ihn zugerichtet hatte.

Sein rechtes Auge war mittlerweile ganz zugeschwollen und begann sich schon zu verfärben. Morgen würde er mit Sicherheit ein schönes Veilchen haben.

Seine Lippen waren ebenfalls geschwollen, weswegen er Mühe hatte zu sprechen.

Und dank Montgomerys Attacken war sein ganzer Körper wahrscheinlich nur noch ein einziger blauer Fleck.

Als Lucius meinen Blick bemerkte, versuchte er ein Grinsen zustande zu bringen.

„Ist nicht so schlimm wie es aussieht. Aber Montgomery wird dafür büßen, er hat meinen Umhang ruiniert."

Sein Umhang war besudelt von seinem Blut und an einigen Stellen zerrissen.

„Was ist zwischen euch beiden vorgefallen, dass er dich so hasst?" fragte ich leise.

„Nichts von Bedeutung", wich er mir aus.

„Und deswegen prügelt er dich windelweich? Das glaube ich dir nicht."

Lucius seufzte und starrte einen Punkt hinter mir an der Wand an. Nach einer Weile klärte sich sein Blick wieder und er sah mir geradewegs in die Augen.

„Sagen wir es mal so. Ich war nicht unbedingt nett zu ihm."

„Und was heißt nicht nett?"

„Och, er hat ab und zu mal ein paar Flüche abbekommen, wenn er nicht gespurt hat. Das war zu der Zeit, als er noch ein kleiner kriechender Schleimscheißer war und ich in der Gunst des Lords über ihm stand."

Ich spürte, dass das noch nicht alles gewesen war, doch würde ich aus Lucius im Moment nicht mehr herausbekommen.

Wir konnten auch gar nicht mehr weiter reden, denn die Tür flog auf und gleich ein ganzes Dutzend Todesser kam in die Zelle.

Sie rissen mich grob auf die Füße und als Lucius sich anschickte Widerstand zu leisten, bekam er direkt eine Faust in die Magengrube.

Uns dreien wurden die Augen verbunden und man zerrte uns grob aus der Zelle.

Lucius

„Ich verstehe nicht, warum wir die drei mitnehmen sollen?" Montgomery runzelte die Stirn.

„Der Lord geht davon aus, dass sie noch nützlich sein könnten", antwortete ein anderer Todesser und verdrehte die Augen.

Montgomery konnte manchmal wirklich schwer von Begriff sein und Lakeside fragte sich, wie der Lord so einem Schlappschwanz vertrauen konnte.

„Trotzdem, sie behindern uns nur und er ist gefährlich."

Malfoy schnaubte verächtlich, denn er wusste, dass Montgomery nur ihn gemeint haben konnte.

„Oh man, Frank, du hast ihm selbst den Stab abgenommen und höchstpersönlich verprügelt. Wie sollte er uns noch gefährlich werden können, er kann sich ja kaum noch auf den Beinen halten."

Zur Bestätigung versetzte Lakeside Malfoy einen derben Stoß, so dass dieser alle Mühe aufbringen musste um nicht zu fallen.

„Du solltest Lucius Malfoy nicht unterschätzen", warnte Montgomery.

„Auch ein Lucius Malfoy kann nichts ausrichten, wenn er seinen Zauberstab nicht hat", gab Lakeside zurück und verdrehte erneut die Augen.

„Ich habe dich gewarnt, Ken."

„Ja, ja." Ken Lakeside versetzte Malfoy erneut einen Stoß. „Beweg deinen Arsch, Malfoy. Der Lord wartet nicht gerne", zischte er ihm zu.

„Wo soll die kleine Reise denn hingehen?"

„Schnauze, Malfoy!"

Malfoy grinste in sich hinein. Er hatte schon einen Plan, wie er an einen Zauberstab kommen könnte und Lakeside würde darin eine große Rolle spielen.

Voldemort

Am Apparationssammelplatz schritt Voldemort die Reihen seiner Todesser ab. Als er bei seinen Gefangenen ankam musste er lächeln.

Sie würden ihm noch gute Dienste leisten, auch wenn er Malfoy zu gerne schon jetzt getötet hätte. Immerhin hatte er ihn verraten und das war ein unverzeihliches Vergehen und duldete keine Gnade.

Wobei das Wort Gnade in Voldemorts Wortschatz ohnehin nicht vorhanden war.

Die drei waren sein Trumpf, den er zu spielen gedachte. Vor allem das Mädchen und ihr Vater.

Sollte Dumbledore auf die Idee kommen, die Anoriel durch Michelle anzuwenden, würde er sie töten.

Und das würde der alte Narr nicht zulassen.

Ja, in manchen Sachen war Dumbledore einfach zu berechenbar. Er würde nie jemanden vorsätzlich in den Tod schicken und schon gar keinen Muggelabschaum.

Voldemort würde im Tausch gegen Natasha und ihren Vater die Schriftrolle verlangen.

Lucius Malfoy allerdings... Voldemort blieb nachdenklich vor dem hochgewachsenen Zauberer stehen. Für ihn hatte er sich etwas anderes ausgedacht.

Er sollte seine Leute genauso verraten, wie er ihn verraten hatte. Er würde ihm ein Angebot machen, dem er nicht widerstehen konnte.

„Appariert nach Hogsmeade und postiert euch im Wald, wie besprochen. Ich habe noch etwas wichtiges zu erledigen."

Er bedeutete Lakeside ihm, mit Malfoy, zu folgen.

Lucius

Lucius wurde die Augenbinde abgenommen und er musste gegen das helle Licht anblinzeln.

Als sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten sah er sich um.

Er befand sich in einem kleinen, karg eingerichteten Raum, vermutlich in Voldemorts Hauptquartier.

Hinter sich gewahr er Lakeside, der ihn im Auge behielt. Ansonsten befand sich niemand im Raum.

Lucius überlegte, was das ganze sollte. Wahrscheinlich war es wieder irgendein fieses Spiel von Voldemort.

Bis vor kurzem hatte er ja noch selbst bei solchen Spielchen mitgewirkt.

„Lucius Malfoy!" Lucius fuhr herum und sah sich Voldemort gegenüber. „Hat sich mein treuester Anhänger endlich wieder bei mir eingefunden?"

Lucius antwortete nicht, sondern sah ihn nur böse an.

„Was wollen Sie von mir?" fragte er schließlich, als Voldemort ebenfalls schwieg.

„Hast du etwa schon deine guten Manieren vergessen, Lucius? Ich hatte dich respektvoller in Erinnerung."

„Pah!"

„Du weißt, dass dein Leben verwirkt ist. Du hast mich verraten."

„So würde ich es nicht unbedingt ausdrücken. Ich habe nur die Seiten gewechselt."

„Schweig!" donnerte Voldemort. „Hab ich dich zum sprechen aufgefordert? Nein, also, wenn du nicht sofort sterben willst, dann schweig!"

„Ich dachte mein Leben ist ohnehin verwirkt"; gab Lucius forsch zurück. „Was macht es da aus, wann ich sterbe?"

„Eine Menge, mein Lieber." Voldemort sah ihn lauernd an. „Du könntest zum Beispiel noch ein Leben retten."

Voldemort gab einen Wink mit seiner Hand und aus dem Schatten trat ein Todesser hervor. Und als Lucius sah, wen er dabei hatte, wich ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht.

„Also, du hast gefragt, was ich von dir will. Ich mache dir ein Angebot, wenn du es annimmst, wird er am Leben bleiben."

„Was ist das für ein Angebot?" krächzte Lucius und überlegte fieberhaft, wie er aus dieser Situation wieder herauskommen sollte.

„Besorg mir die Schriftrolle und er wird leben. Lehnst du ab, wird er sterben. Hier vor deinen Augen."

Bei diesen Worten fing Draco an zu schluchzen. Lucius suchte den Blick seines Sohnes. Er hielt ihn fest auf Draco geheftet und wich dabei langsam Schritt für Schritt zurück.

„Du verlangst also von mir, dass ich die Schriftrolle hole. Wie stellst du dir das vor?" fragte er langsam und wählte bewusst das respektlose „du".

„Sie werden sie dir geben, immerhin vertrauen sie dir jetzt." Voldemort ließ sich nichts anmerken, obwohl ihn das respektlose Verhalten seines ehemaligen Anhängers fuchsteufelswild machte.

„Und warum sollten sie das tun?"

Lucius war neben Lakeside angelangt, sah aber nun Voldemort an.

„Laß dir was einfallen. Wenn du geschickt bist, überlassen sie sie dir. Und denk an deinen Sohn."

„Gib mir einen Moment um darüber nachzudenken", versuchte Lucius etwas Zeit zu schinden.

Er warf seinem Sohn einen beschwörenden Blick zu und war erleichtert, als Draco unmerklich nickte.

„Wozu nachdenken? Du hast sowieso keine Wahl", höhnte Voldemort und rieb sich die Hände.

Lucius spannte sich und hoffte sein Plan würde klappen. Schließlich musste er sich noch nie auf seine körperlichen Kräfte verlassen.

„Man hat immer eine Wahl", gab er pathetisch zurück. „Und dir wird meine Wahl nicht gefallen."

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen sprang er Lakeside an und versetzte ihm einen Handkantenschlag gegen die Schläfe.

Lakeside war viel zu überrascht, um zu reagieren. Lucius bekam seinen Umhang zu fassen und zog den völlig verdutzten Todesser als lebendes Schild vor sich.

Er schlang einen Arm um Lakesides Hals und tastete mit der freien Hand nach dessen Zauberstab.

Er fand ihn und richtete ihn auf den Todesser, der seinen Sohn festhielt.

„Draco, pass auf! Crucio!" brüllte er und der Todesser brach getroffen zusammen.

Draco nutze die Chance und sprintete zu seinem Vater.

Dies alles passierte so schnell, dass Voldemort völlig überfahren wurde. In seiner Überheblichkeit hatte er nicht damit gerechnet, dass Lucius ihn noch mal verraten würde. Und bevor er überhaupt wusste, was geschehen war, waren Lucius und Draco verschwunden.

„Nein!" heulte Voldemort auf. „Dafür wirst du büßen, Malfoy!"

Michelle

Zusammen mit Jason, Lupin und Moody übernahm ich die erste Wache im Wald. Die Anoriel befand sich nun in unseren Händen, aber das brachte uns nicht wirklich weiter, da es uns nicht gelungen war, den Dämon zu orten. Wahrscheinlich hielt Voldemort ihn gut versteckt.

Dumbledore patrouillierte ebenfalls im Wald und hatte mit Magorian abgesprochen, dass dieser, wenn Todesser oder gar Voldemort auftauchen sollten, sie widerwillig in unsere Falle führen sollte, damit die Todesser keinen Verdacht schöpfen konnten.

Seufzend lehnte ich mich zurück und versuchte Lupin und Moody im Baum gegenüber auszumachen. Ohne Erfolg, da es langsam dunkel wurde und die zwei sich gut getarnt hatten.

Ich saß zusammen mit Jason unter meinem Tarnumhang und wartete darauf, dass endlich was passierte.

„Worüber denkst du nach?" fragte Jason und ich merkte, dass er ebenfalls ungeduldig wurde, weil er sich ständig anders hinsetzte. Das Warten zerrte an unseren Nerven und das schloss niemanden aus. Sogar die sonst so ruhige Molly hetzte im Schloss hin und her wie ein nervliches Wrack.

„Weiß nicht. Ich denke an Natasha." Es schien mir klüger Lucius nicht unbedingt zu erwähnen. „Außerdem überlege ich, ob Voldemort uns vielleicht so lange warten lässt um uns zu zermürben."

„Keine Ahnung. Ich hab seine Pläne nie verstanden. Aber er ist doch dein Onkel…"

Mir entging die Schärfe in Jasons Stimme nicht. Scheinbar erwartete er irgendein Wunder von mir.

„Soll das ein Vorwurf sein? Dann vergiss es lieber gleich wieder. Man kann sich seine Verwandten schließlich nicht aussuchen, oder?" Gab ich lahm zurück und Jason seufzte.

„Tut mir leid. So war das nicht gemeint. Ich habe nur in letzter Zeit das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst."

„Das stimmt doch gar nicht", log ich, obwohl ich wusste, dass er Recht hatte.

„Doch. Es stimmt und ich denke, dass du etwas verschweigst. So, wie du es bisher immer getan hast. Jetzt verstehe ich auch, warum Dumbledore dich nie in alles eingeweiht hat… weil du uns nämlich auch nicht alles erzählst…"

„Willst du damit etwa sagen, dass Dumbledore mir nicht vertrauen kann?" Entsetzt sah ich ihn an.

Jason schwieg erst und wählte dann seine Worte mit Bedacht.

„Nein, aber ich denke immer noch, dass du etwas verheimlichst. Warum?"

„Es ist besser, wenn ich nicht alles weiß und es ist auch besser, wenn ihr nicht alles wisst…"

Jason sah mich an.

„Nein, das ist nicht besser! Wieso sollte es besser sein?"

„Weil es gefährlich ist! Verdammt, das hier ist kein Spiel und es geht auch nicht mehr nur darum irgendjemand auszuspionieren…Es ist gefährlich und es kostet mich Kopf und Kragen!"

„Das musst du mir erklären…"

„Was glaubst du, warum in letzter Zeit keiner aus dem Orden schwer verletzt wurde oder gar getötet?"

Jason zuckte mit den Schultern.

„Glück?"

„Nein, das war kein Glück. Das war ich. Ich versuche euch ständig alle im Auge zu behalten… na ja, nicht im Auge, aber ich habe eine Verbindung zu jedem der zum Orden gehört…und wenn ihr Hilfe braucht…"

Ich sah auf den Boden.

„Allerdings seit dem wir zusammen sind, ist alles so verdammt kompliziert geworden. Voldemort weiß von dir und er wird das ausnutzen wollen, genau wie er Natasha benutzt um an Lucius ranzukommen. Wenn du mit mir zusammen bist, bist du nicht mehr sicher. Im Gegenteil. Verstehst du? Ich kann mich selbst vor Voldemort schützen, aber ich kann nicht dich oder den ganzen Orden beschützen…"

„Aber ich kann doch…"

Plötzlich apparierte Lucius zusammen mit Draco direkt vor unserem Baum. Jason und ich wechselten einen Blick und sprangen herunter und vom anderen Ende der kleinen Lichtung kamen schon Lupin und Moody angelaufen.

„Was ist passiert?" bestürmten wir alle sofort Lucius und er erklärte stockend, was er wusste. Er sah ziemlich mitgenommen aus.

„Und was ist mit dir Draco?" fragte ich dann zaghaft, denn der Junge sah total verängstigt aus.

„Ich dachte, Shacklebold würde ihn bewachen", knurrte Moody.

„Tot", meinte Draco dann leise.

„Was?"

„Wir waren nur kurz in Hogsmeade und als sie mich entführt haben, haben sie ihn umgebracht. Es waren einfach zu viele…"

„Ich dachte, ihr seid Auroren", ereiferte sich Lucius plötzlich, „wie kann es da passieren, dass sie meinen Sohn vor eurer Nase entführen?"

„Mach mal halblang, Lucius." Ging Jason dazwischen. „Shacklebold war ein guter und verlässlicher Auror, aber gegen so viele hättest selbst du wohl nichts ausrichten können…"

Wir brachten Lucius und Draco erst mal zum Schloss und sofort fand eine Krisensitzung in der Küche statt.

„Wir sollten uns mit unserer Falle vorsehen", meinte Moody. „Wenn ihr dort Wache steht, müsst ihr mit allem rechnen. Scheinbar ist dieser Ort nämlich nicht mehr auf Hogwartsgrund. Sonst hätte Lucius nämlich nicht dorthin apparieren können…"

„Das spielt jetzt auch keine Rolle, denn V-v-v ach ihr wisst schon, hat immer noch Natasha und ihren Vater. Wir müssen sie retten", drängte Lucius und setzte damit eine längere Diskussion in Gang.

„Aber wir haben die Anoriel", mischte Sirius sich triumphierend ein.

„Ja, aber nicht den Dämon, um ihn zu vernichten", bremste Tonks seinen Optimismus.

Es musste trotzdem eine Entscheidung getroffen werden und ich stand auf.

„Die Anoriel bleibt hier… aber ich werde gehen!"

Dumbledore nickte mir unmerklich zu.

„Was? Warum?" fragten alle durcheinander, aber ich fuhr unbeirrt fort.

„Weil ich etwas habe, dass Voldemort unbedingt haben will. Etwas, dem er nicht widerstehen kann."

„Und wie willst du ihn finden?" fragte Jason nur. Er sah seine Vermutung bestätigt, dass Michelle etwas verheimlichte.

„Wie du schon bereits gesagt hast: Er ist mein Onkel… und wenn ich will, kann ich eine Verbindung zu ihm herstellen. Wünscht mir Glück."

Damit konzentrierte ich mich und disapparierte zu Voldemorts Versteck… und erkannte es auch sofort wieder.

Lucius

In der Küche sahen sich alle verwirrt an.

„Ich dachte, in Hogwarts kann man nicht apparieren", fand Lucius seine Stimme als erster wieder.

„Nun, Michelle kann mit Slytherins Zauberstab einige besondere Dinge", gab Dumbledore nur geheimnisvoll zurück.

„Was ist überhaupt mit dir passiert, Brüderchen?" fragte Jason und sah seinen Bruder stirnrunzelnd an. So mitgenommen hatte er ihn noch nie gesehen und wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen sein Bruder hätte sich geprügelt.

Lucius berichtete in kurzen knappen Worten was sich bei Voldemort zugetragen hatte. Nur das kleine Detail mit seinem Zauberstab ließ er aus.

„Und dann hat V-v-v... mir ein Angebot gemacht", beendete er seinen Bericht.

„Was für ein Angebot?" wollte Moody wissen.

„Dracos Leben, wenn ich euch verrate."

„Und?"

„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich darauf eingegangen bin!" fauchte Lucius seinen Bruder an.

„Schon gut, reg dich nicht künstlich auf. Ich meine ja nur. Wie hast du es denn sonst geschafft wieder hier zu sein?"

„Oh, Vater war echt cool", mischte sich Draco ein. „Wie in den Actionfilmen, die ich bei Tasha gesehen habe."

Lucius sah seinen Sohn stirnrunzelnd an. Wovon redete der Junge da bloß? Jason grinste nur.

„Ah ja? Was hat er denn gemacht?"

„Oh, er hat Du-weißt-schon-wen solange hingehalten, bis er die Chance hatte seinem Bewacher den Zauberstab zu entreißen. Aber das hättest du mal sehen sollen, Onkel Jason! Hat sich auf ihn gestürzt, ihn mit nem gekonnten Schlag außer Gefecht gesetzt und ihn als Schild benutzt. Dann hat er ihm den Stab weggenommen und hat meinen Bewacher geschockt. Ich bin dann schnell zu ihm rüber und dann ist er schon mit mir wegappariert. Das ging so schnell, dass Du-weißt-schon-wer gar nicht wusste wie ihm geschah. Echt abgefahren!"

Draco war völlig außer Atem und strahlte seinen Vater stolz an.

„Sieh an, so was hätte ich dir gar nicht zugetraut, Brüderchen." Jason nickte anerkennend in Lucius Richtung, doch dieser sah ihn nur böse an.

„Ja, ja, mach dich nur lustig über mich."

„Und was passiert jetzt?" mischte sich Moody ein.

„Ich denke wir können nur abwarten, ob Michelle Erfolg hat", meinte Dumbledore.

„Und was ist mit Tasha? Wir können sie doch nicht im Stich lassen!" fuhr Lucius auf. „Ich werde wieder zurückgehen und sie da raus holen."

„Und dich erneut gefangen nehmen lassen, oder wie? Begreif es endlich, Brüderchen, du kannst jetzt nichts mehr tun. Tashas Schicksal liegt jetzt in Michelles Händen, was auch immer sie vorhat."

„Schöne Aussichten", brummelte Lucius, sah aber ein, dass Jason Recht hatte. „Und nenn mich..."

„... nicht Brüderchen. Ja, ja, ich weiß, Brüderchen", grinste Jason seinen Bruder an und in seinen Augen blitzte es belustigt auf.

Lucius verdrehte die Augen und beschloss seinen Bruder einfach zu ignorieren. Er legte eine Hand auf Dracos Schulter, von nun an würde er seinen Sohn nicht eine Sekunde mehr aus den Augen lassen.