Michelle
Als Natasha neben mir erstarrte und ich in die gleiche Richtung blickte, war ich ebenfalls wie gelähmt. Ich sah mein dunkles Ich auf dem Treppenabsatz stehen. Sie lachte höhnisch, schon fast wie irre und hielt in ihrer linken Hand eine Weltkugel. Diese war von Flammen umgeben und was das bedeuten sollte, war wohl unmissverständlich. Ich wusste, dass das nicht real sein konnte und plötzlich stand auf dem Treppenabsatz nicht mehr mein anderes Ich sondern Jason, der verdammt tot aussah und dann wurde Jason plötzlich zu Eddie.
Ich sah zu Tasha und sie stammelte etwas über ihren Vater. Da wurde mir klar, dass es sich hier um den Dämon handeln musste und dass er für jeden eine andere Gestalt annahm um ihn zu erschrecken und praktisch zu lähmen.
Ich griff nach ihrem Arm und zog sie mit mir. So konnte ich den Dämon nicht vernichten. In der Anoriel stand, dass man ihn nur verbannen konnte, wenn er seine ursprüngliche Gestalt annahm. Das würde also noch verdammt kompliziert werden.
„Was hast du gesehen?" fragte Tasha mich im Laufen.
„Möchte ich ehrlich gesagt nicht drüber reden."
Sie nickte.
„Verstehe. Fands auch ziemlich unangenehm."
Wir warfen beide noch mal einen Blick zurück, um zu sehen, ob der Dämon uns verfolgte.
„Ach du Scheiße!" fluchte ich.
„Michelle, was ist das?" Tasha sah mich verängstigt an und ich erzitterte ebenfalls.
Der Dämon hatte sich in eine Art vierbeiniges Monster mit riesigen, metallenen Klauen und einem furchterregenden Maul verwandelt und setzte uns nach. Dabei tropfte ihm Speichel aus dem Maul, als ob er sich schon darauf freute uns verspeisen zu können.
Sofort richtete ich meinen Zauberstab auf das tierähnliche Wesen und beschoss es mit Flüchen. Ohne Erfolg.
Tasha sah mich an und war schon auf dem Sprung.
„Was siehst du diesmal?"
„Ein sabberndes, ekelhaftes, riesiges Monstervieh?"
Sie nickte.
„Ich auch. Was machen wir jetzt?"
Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich glaube, rennen wäre eine gute Idee."
Wir rannten los, den langen Gang entlang, aber das Vieh holte immer mehr auf. Plötzlich stolperte Tasha und ich half ihr auf die Beine, bis ich sah, worüber sie gefallen war. Tasha stieß einen leisen Schrei aus und ich untersuchte den leblosen Körper auf dem Boden.
„Mein Gott!" Murmelte ich. „Professor Trelawney… Komm… weiter…"
Ich zog Tasha weg, die immer noch auf den toten Körper starrte.
„Denkst du das war der Dämon?" fragte sie dann.
„Nein. Ich denke, das waren Todesser."
„Aber sie sah so unverletzt aus…"
Ich schob Tasha durch eine große Tür und verriegelte sie, als unvermittelt ein Fluch neben uns in die Tür schlug.
Erschrocken drehten wir uns um und sahen einen vermummten Todesser mit seinem Zauberstab auf uns zielen. Sofort stieß ich Tasha zur Seite, als auch schon der nächste Fluch ankam.
Ohne nachzudenken zielte ich mit meinem Stab auf ihn.
„Avada Kedavra!" Ein grüner Lichtblitz traf ihn und er ging sofort zu Boden. Er war ohne Zweifel tot.
Ich half Tasha auf und zerrte sie an ihm vorbei.
„Was war das eben für ein Fluch?" Sie zitterte und starrte auf den toten Todesser. „Er sieht so unverletzt aus wie Trelawney…"
Ich schluckte.
„Das war einer der unverzeihlichen Flüche. Avada Kedavra… Der Todesfluch."
„T-t-todesfluch?" stotterte sie entsetzt. „Gibt es keinen Gegenzauber?"
Ich schüttelte nur den Kopf.
„Nein… und ich setze ihn selbst im Notfall nur ungern ein, aber ich hatte keine Wahl."
Mir war selbst nicht wohl in meiner Haut, aber dann hörten wir ein heftiges Poltern an der verriegelten Tür.
„Es versucht durchzubrechen!" Rief ich und wir liefen zur nächsten Tür. Ich drehte mich noch kurz um und sprach einen Verstärkungszauber für den anderen Durchgang. Vielleicht würde er so länger standhalten und uns einen Vorsprung vor dem Monster beschaffen. Dann folgte ich Tasha durch die Tür und erschrak, als ich gegen jemanden prallte, der eindeutig nicht Tasha war. Ich wollte ihn schon ebenfalls verfluchen, aber dann erkannte ich Lucius Stimme.
„Lumos!" Rief er und es wurde heller in dem Raum, in den wir uns geflüchtet hatten. Lucius hatte Tasha an der Hand gefasst und jetzt erkannte ich auch mit wem ich zusammengestoßen war: Jason.
Er grinste wie immer, aber sah schon etwas mitgenommen aus. Schweißperlen rannen seine Stirn runter und er wirkte schmutzig. Wahrscheinlich waren er und Lucius schon einigen ehemaligen Todesserkollegen begegnet und hatten sich um Flüchen auszuweichen auf den Boden geworfen.
„Immer schön langsam, Ladies", meinte er und ließ mich dann los.
„Langsam?" fragten Tasha und ich beide ungläubig.
„Ich weiß ja nicht, was ihr vorhabt, aber in die Richtung würde ich nicht gehen."
Ich deutete auf die Tür, durch die wir in den Raum gelangt waren. „Ich würde eher sagen wir sollten rennen… und zwar in die andere Richtung."
„Und wieso?" Lucius wirkte überrascht und Tasha half mir.
„D-d-der Dämon… ein irres Monster…", stammelte sie.
„Wovon redet sie?" fragte Jason irritiert und ich suchte nach einer schnellen Erklärung.
„Wir sind auf den Dämon getroffen und ich konnte ihn nicht verbannen. Das geht nur, wenn er seine Ursprungsgestalt annimmt. Leider verwandelt das Biest sich ständig in die Dinge, die man am meisten fürchtet."
„Und zur Zeit ist er ein grauenvolles Monster!" Fügte Tasha noch hinzu.
Lucius und Jason sahen uns immer noch verwirrt an.
„Und wer von euch hat bitte schön Angst vor einem Monster? Ihr seid doch keine kleinen Kinder mehr."
Tasha und ich zuckten mit den Schultern, aber mir fiel eine Erklärung ein.
„Wahrscheinlich hat der Dämon unsere Ängste zusammengefasst und da ist dieses Monster entstanden."
Nun sah Tasha mich merkwürdig an.
„Und warum hat das Vieh Klauen aus Metall? Die Angst ist, glaub ich, nämlich nicht von mir."
Etwas verlegen druckste ich herum.
„Na ja, ich fand die Nightmare on Elmstreet Filme mit Freddy Krüger schon immer total grauenvoll…"
„Oh", meinte Tasha nur, aber Jason und Lucius wollten uns nicht glauben.
„So ein Blödsinn", bemerkte Jason und öffnete die Tür. Zusammen mit Lucius betraten sie den anderen Raum, kamen aber schnell wieder zurück. Schwer atmend lehnten sie sich gegen die Tür.
„Scheiße, ihr hattet Recht!" Entfuhr es Lucius. „Das Vieh frisst gerade irgendetwas auf dem Boden."
Tasha und ich wechselten nur einen Blick und sie wurde blass. Wir dachten wohl beide an den Todesser, den ich umgebracht hatte.
„Laß mal sehen", verlangte ich mutiger, als ich mich eigentlich fühlte und riskierte einen Blick durch die Tür. Das Monster fraß wohl wirklich gerade den toten Todesser, aber zum Glück war es in dem Raum so dunkel, dass mir nähere Details erspart blieben. Dennoch fiel mir auf, dass das Monster sich etwas verändert hatte. Statt einem peitschenden Schwanz hatte es nun ein Hinterteil, das wie ein riesiger Bienenstachel aussah und statt dem Maul mit Reißzähnen hatte es nun einen enormen Fischkopf der einem weißen Hai ähnelte. Ich traute meinen Augen kaum und schloss die Tür schnell wieder, bevor es uns entdeckte. Scheinbar hatte es unbewusst seine Gestalt verändert.
Ich sah die beiden Brüder an und ahmte Lucius spöttelnden Ton nach.
„Und wer bitte schön hat von euch Angst vor Bienen?"
Lucius trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
„Ich hasse es, wenn die um einen herumschwirren und bin eben nicht scharf darauf gestochen zu werden."
Jason feixte leise und grinste breit. Das brachte ihm einen boshaften Blick von Lucius ein.
„Na ja, wenigstens wissen wir jetzt auch alle, warum du so ungern im Meer schwimmen gehst…"
„Hey", versuchte Jason sich zu verteidigen, „Haie sind ja wohl auch gruselig, oder?"
„Auf jeden Fall können wir nicht in die Richtung. Wir sollten dahin gehen, von wo ihr beide gekommen seit und uns etwas überlegen, um den Dämon in seine ursprüngliche Gestalt zu verwandeln."
„Können wir ihn nicht verhexen?"
„Hab ich schon probiert. Funktioniert nicht."
„Na gut", meinte Jason dann, „wenn es euch nicht stört, dass es da, wo wir herkommen, wahrscheinlich von Todessern nur so wimmelt…"
Ich wollte schon etwas erwidern, aber ein lautes Krachen gegen die Tür, ließ uns alle zusammenzucken.
„Scheint so, als haben wir keine andere Wahl. Lieber die Todesser, als das Monster…" Meinte ich dann und wir setzten uns in Bewegung.
Chuck
Eine unheimliche Stille empfing Chuck und die Zentauren, als sie die Grenze zum Wald überschritten.
Die Zentauren wurden langsamer, als sie durch das dichte Unterholz brachen. Chuck musste aufpassen, dass er nicht durch herunterhängende Äste von Gorions Rücken gefegt wurde. Sein Gesicht war schon ganz zerkratzt und jedes Mal, wenn ihn ein Ast berührte, fröstelte es ihn.
Auf einer kleinen Lichtung blieben sie stehen und Chuck sprang von Gorions Rücken. Er hatte gehofft, dass es auf der Lichtung etwas heller sein würde, doch dem war nicht so. Selbst hier umhüllte ihn das graue Zwielicht des Waldes.
„Bleib in meiner Nähe", raunte Gorion ihm zu. „Fremde sind hier nicht willkommen."
Das ließ sich Chuck nicht zweimal sagen. Er blieb dicht neben dem weißen Zentauren stehen und harrte der Dinge die da kommen würde.
Bane trabte in die Mitte der Lichtung und stieß einen schrillen Pfiff aus. Der schwarze Zentaur war in dem halbdunkel kaum auszumachen.
Es dauerte nicht lange und rings um die Lichtung herum tauchten weitere Zentauren auf. Vollkommen lautlos traten sie auf die Lichtung und sammelten sich um Bane.
Chuck trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Für seinen Geschmack dauerte das alles viel zu lange. Er machte sich große Sorgen um Tasha. Hätte er sich doch bloß mitgenommen.
Gorion schien seine Sorgen zu spüren und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn aufmunternd an.
Dankbar erwiderte Chuck das Lächeln und staunte darüber, wie unterschiedlich Bane und Gorion doch waren und das nicht nur was ihre Fellfarbe betraf.
Mittlerweile drängten sich an die fünfzig Zentauren auf der Lichtung zusammen.
„Sind das alle?" fragte Chuck flüsternd. Er wusste nicht, wieso er die Stimme senkte, doch irgendwie schien es ihm angebracht.
„Leider", nickte Gorion. „Es gibt nicht mehr viele von uns. Und ich schätze, nach diesem Kampf werden es noch weniger sein."
Als keine weiteren Zentauren mehr erschienen stampfte Bane mit seinem rechten Vorderhuf auf den Boden und erhob sich kurz auf seine Hinterläufe.
Das aufgeregte Gemurmel verstummte augenblicklich und alle sahen gespannt zu ihrem neuen Anführer.
„Zentauren", erhob Bane seine Stimme. „Es herrscht Krieg zwischen den Zauberern. Ihr fragt euch jetzt sicher, was uns das angeht. Und ihr fragt euch zu Recht. Normalerweise würde ich euch antworten: Nichts. Es geht uns gar nichts an und es interessiert uns auch nicht. Doch vor langer Zeit ist etwas passiert, dass uns Zentauren in diesen Krieg unweigerlich hineingezogen hat. Damals als Magorian – möge er in Frieden ruhen – die Entscheidung traf, einer jungen Hexe zu helfen, ihre Last zu tragen. Und diese Entscheidung kostete ihn jetzt, so viel Zeit danach, das Leben.
Und aus diesem Grunde müssen wir uns an diesem Krieg beteiligen. Auch wenn die Zauberer und wir verschiedene Motive haben, so haben wir doch denselben Feind. Voldemort. Er hat das Grauen heraufbeschworen, welches uns so viel Leid gebracht hat. Ich weiß, wir können den Dämon nicht vernichten, aber ich weiß auch, dass wir viele Todesser ins Grab schicken werden." Bane machte eine wohl einkalkulierte Pause und sah seine Leute an.
„Zentauren, seid ihr bereit in den Krieg zu ziehen?" rief er dann.
Ein vielstimmiger Kampfschrei antwortete ihm. Chuck überlief es eiskalt. Banes Rede war so ergreifend gewesen, dass er unwillkürlich in den Schrei einstimmte. Und eine Faust gen Himmel stieß.
Als wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt war, winkte Bane Chuck und Gorion zu sich. Der weiße Zentaur bahnte für Chuck einen Weg durch die Menge und Chuck musste sowohl finstere als auch neugierige Blicke über sich ergehen lassen.
Als Chuck vor Bane angekommen war, musterte diese ihn von oben bis unten.
„Hast du schon einmal gekämpft, Zweibeiner?"
„Nein", antwortete Chuck wahrheitsgemäß.
„Wirst du mit uns kämpfen?"
Es wurde totenstill auf der Lichtung. Alle wussten, dass Chuck, sollte er die falsche Antwort geben, nie wieder kämpfen würde. Denn Bane hielt nicht viel von Feiglingen.
„Ja." Chuck gab seiner Stimme einen festen Klang und sah Bane in die Augen.
„Warum?" fragte Bane, nun schon etwas sanfter. „Warum willst du dein Leben opfern, für etwas, was nicht deine Sache ist?"
„Du irrst dich, Bane. Dieser Kampf ist durchaus meine Sache. Er ist es geworden, als Voldemort mir meine Frau genommen hat. Und mittlerweile ist mir klar geworden, dass sie es war, die euch um Hilfe gebeten hat.
Aber nicht nur deswegen ist dieser Kampf meine Sache. Irgendwo dort im Schloss ist meine Tochter. Und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich nicht wenigsten versucht hätte zu verhindern, dass Voldemort sie mir auch noch nimmt. Deswegen, werde ich tun, was du mir sagst, Bane."
Bane legte Chuck beide Hände auf die Schultern. „Du beweist Mut und Tapferkeit, Zweibeiner... Chuck. Du hast meinen Respekt."
Er reichte Chuck seinen Bogen. „Kannst du damit umgehen?"
„Nein, aber ich werde schon damit klar kommen."
„Gut." Bane reichte ihm auch noch den Köcher mit den Pfeilen, dann wandte er sich wieder den anderen zu.
„Auf dem Weg hierher haben wir gesehen, dass sich nicht alle Todesser im Schloss befinden. Ein paar sind in der Nähe des Sees, wahrscheinlich dienen sie als Rückendeckung. Was haltet ihr davon, wenn wir ihnen eine unangenehme Überraschung bereiten?"
Die Zentauren johlten und schwangen ihr Bögen und Armbrüste.
„Dann los!"
Chuck schwang sich wieder auf Gorions Rücken und sein Adrenalinspiegel schoss in die Höhe. Er schnallte sich den Köcher auf den Rücken. Mit der linken Hand hielt er den Bogen, den rechten Arm schlang er um Gorions menschlichen Oberkörper um nicht herunterzufallen.
Dann setzte sich die Herde in Bewegung.
Kurz bevor sie den See erreichten, gab Bane der Herde einen Wink. Sie blieben stehen und warteten auf seine Anweisungen.
„Zentauren, verteilt euch. Seht zu, dass ihr sie zuerst bemerkt und nicht umgekehrt. Nehmt euch vor ihrer Magie in Acht."
Die Zentauren verschwanden lautlos zwischen den Bäumen. Es dauerte nicht lange, da standen nur noch Bane, Gorion und Chuck beisammen.
Bane maß Chuck noch einmal mit einem prüfenden Blick, dann verschwand auch er im Dunkel des Waldes.
„Bleib in meiner Nähe", wies Gorion ihn an. Chuck nickte und schwang sich vom Rücken des Zentauren.
Die beiden schlichen Richtung See, wobei Chuck weniger Mühe hatte sich durch das Unterholz zu winden, als Gorion.
Irgendwann bedeutete Gorion ihm stehen zu bleiben und Chuck presste sich mir den Rücken an einen Baum.
Vorsichtig lugte er um den Baum herum. Der See lag friedlich da, kein Lüftchen regte sich, doch es lag eine fast greifbare Spannung in der Luft.
Auf einem umgestürzten Baumstamm konnte Chuck zwei Gestalten ausmachen.
Er sah zu Gorion hinüber. Der Zentaur hob eine Hand und zusätzlich noch zwei Finger der anderen. Seine wesentlich schärferen Augen hatten noch mehr Todesser ausgemacht.
Sieben also, dachte Chuck grimmig. Na, mir soll's recht sein.
„Und jetzt?" wisperte er.
„Wir warten auf Banes Zeichen, dann schieß."
Es dauerte nicht lange, da ertönte ein schriller Pfiff und die Luft wurde erfüllt vom Sirren der Pfeile.
Die beiden Todesser, die auf dem Baumstamm gesessen hatten gingen sofort zu Boden. Chuck fragte sich, ob sie wohl tot waren. Jedoch wollte er sich nicht darauf verlassen. Auch verletzt waren sie immer noch gefährlich.
Als die Todesser sich von ihrer ersten Überraschung erholt hatten, begannen sie die ersten Schockzauber abzufeuern. Direkt vor Chucks Füßen spritzte die Erde hoch, als ein blauer Blitz einschlug.
Erschrocken tat er einen Schritt nach hinten. Sein Fuß verfing sich in einer Wurzel und er stürzte der Länge nach zu Boden.
„Verdammt!" fluchte er lautstark. Er wollte sich gerade aufrappeln, als er eine Gestalt vor sich auftauchen sah.
Schnell rollte er auf die Seite, riss einen Pfeil aus dem Köcher und feuerte im Liegen ab.
Die Gestalt gab einen Schmerzenslaut von sich und sank auf die Knie, dann zog sie ihren Zauberstab und richtete ihn auf Chuck.
„Avada Kedavra", rief sie und Chuck konnte sich gerade noch zur Seite werfen. Der Todesser stand mühsam auf und zog sich den Pfeil aus dem Oberschenkel. Dann kam er auf Chuck zugehumpelt, erneut den Stab auf ihn gerichtet.
„Avada Keda... ughh." Wie von einem Baum gefällt, stürzte der Todesser nach vorne und blieb reglos liegen. Ein Pfeil ragte aus seinem Rücken.
Durch die Bäume sah Chuck etwas weißes schimmern, dann trat Gorion zu ihm.
„Für den Anfang nicht schlecht", grinste er und half Chuck auf die Beine.
„Danke."
Chuck klopfte sich das Laub von den Kleidern, dann sah er Gorion stirnrunzelnd an.
„Warum ist es so still?"
„Wir haben ne Pattsituation", erklärte der Zentaur. „Die können uns nicht sehen und wir können die nicht sehen. Ihre Flüche treffen nur die Bäume und unsere Pfeile und Bolzen fliegen auch daneben. Also belauern wir uns jetzt gegenseitig, bis irgendeiner einen Fehler macht."
„Gab es Verluste?"
„Hm." Gorion senkte den Kopf. „Ein paar Flüche haben ihr Ziel getroffen. Aber auch ein paar Pfeile", fügte er grimmig hinzu und stieß den leblosen Körper des Todessers mit einem Fuß an.
„Und jetzt?"
„Warten. Oder wie sagt man so schön bei euch Zweibeinern? Psychologische Kriegsführung?"
„Ich hasse warten", murrte Chuck. „War noch nie meine Stärke." Er lehnte sich gegen einen Baum. Gorion trat neben ihn und beide beobachteten sie den See.
Irgendwann wurde Chuck es leid zu warten. Er kickte einen Stein davon und hatte plötzlich eine Idee. Wie er darauf kam, wusste er hinterher selbst nicht mehr.
Er hob einen weiteren Stein auf und warf ihn mit aller Kraft in den See. Als Antwort erhielt er einen schlecht platzierten Fluch, der ihn um Meter verfehlte.
„Chuck!" ermahnte Gorion ihn.
„Tschuldigung", murmelte er.
Wieder starrte er auf den See und es dauerte eine Weile, bis er die Veränderung bemerkte. Die Oberfläche kräuselte sich leicht. Sanfte Wellen schlugen ans Ufer. Und plötzlich durchstieß ein riesiger Berg die Wasseroberfläche.
Mit großen Augen starrte Chuck auf den Berg.
„Was zum Teufel ist das?"
„Gorbulas", seufzte Gorion. „ Du hast ihn mit Steinen beworfen, das mag er gar nicht gerne."
„Ach tatsächlich?" Chuck grinste und er hatte schon wieder eine neue Idee.
„Wer wagt es mich mit Steinen zu bewerfen?" donnerte der riesige Krake und hatte seinen Körper fast zu Gänze aus dem Wasser erhoben.
Staunend betrachtete Chuck die vielen Tentakel.
Einer der Todesser war so unvorsichtig und verließ vor Schreck seine Deckung.
„Das war er!" brüllte Chuck geistesgegenwärtig und fuchtelte mit den Armen in Richtung des Todessers.
„Tatsächlich? Und dann auch noch ein Todesser?" Ein Tentakel schoss vor und schon fand sich der Todesser ein paar Meter über dem Boden wieder. „Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich Todesser nicht ausstehen kann?"
Chuck hätte schwören können, dass der Krake übers ganze Gesicht grinste.
Der Todesser kreischte vor Angst und versuchte sich dem Griff des Kraken zu entwinden. Gorbulas schnaubte und schleuderte den Todesser von sich.
„So", meinte er zufrieden. „Ich hoffe, ich habe jetzt meine Ruhe."
Langsam begann er wieder im See zu versinken. Doch die Todesser waren schneller und wollten ihren verletzten Kollegen rächen. Fünf Blitze schossen gleichzeitig auf den Kraken. Doch Gorbulas sank unbeirrt weiter. Die Flüche konnten ihm nichts mehr anhaben, seit vor zwanzig Jahren ein paar vorwitzige Schüler ihr Können an ihm erprobt hatten. Daraufhin hatte er Dumbledore gebeten ihn vor jeglicher Magie zu schützen.
Als die Todesser bemerkten, dass ihre Magie nichts nutzte, war es schon fast zu spät. Denn die Zentauren hatten diesen kurzen Moment gut genutzt. Sie überrannten die Todesser einfach und keiner von ihnen konnte noch einen Fluch abgeben.
„Das hätten wir." Gorion rieb sich die Hände. „Auf zum Schloss!" Er wartete, bis Chuck wieder auf seinem Rücken saß, dann preschte er los.
Natasha
Ich wusste nicht, wie lange wir schon gerannt waren. Ich wusste nur, dass Lucius irgendwann meine Hand ergriffen hatte und mich einfach hinter sich herzog.
Hinter uns konnten wir das Brüllen des Monsters hören.
„Merkwürdig." Jason blieb plötzlich stehen.
„Nicht stehen bleiben", drängte Michelle und prallte gegen ihn, da sie nicht rechtzeitig abbremsen konnte.
„Vorhin wimmelte es hier doch nur von Todessern." Jason sah sich suchend um.
„Sei... doch... froh... dass... sie... weg... sind", keuchte ich und rang nach Luft. „Ich kann nicht mehr."
„Aber wo sind sie dann hin?"
„Vielleicht gibt es ja eine größere Bedrohung als uns", vermutete Lucius. „Im Schloss scheinen ja nur noch wir vier zu sein."
„Und der Dämon", erinnerte Michelle ihn. Und wie zur Bestätigung ertönte hinter uns wieder das ohrenbetäubende Brüllen.
„Weiter", drängte ich. Das Brüllen war schon ziemlich nah.
„Am besten raus aus dem Schloss", meinte Jason, packte Michelle am Handgelenk und rannte wieder los. Lucius sah mich auffordernd an, doch ich schüttelte den Kopf.
„Ich kann echt nicht mehr, beim besten Willen nicht."
Lucius zögerte nicht lange, sondern packte meine Hand und zog mich einfach weiter, ohne auf meine Proteste einzugehen.
Als wir den großen Hof erreichten, blieb Jason erneut stehen. Er stützte die Hände auf die Oberschenkel und holte tief Luft.
„Sie sind alle auf dem Quidditchfeld", meinte er dann und deutete nach vorne.
Jason hatte Recht, auf dem Quidditchfeld blitzte es in allen möglichen Farben auf.
„Dann los", rief Michelle und sprintete voran.
Als ich mich endlich in Bewegung setzte, oder besser gesagt, von Lucius in Bewegung gesetzt wurde, kam ich mir vor, als würde ich meinen letzten Gang tun.
Der große Showdown stand kurz bevor, das spürte ich.
Chuck
Als die Zentauren das Quidditchfeld passieren wollten, blieben sie so abrupt stehen, dass Chuck von Gorions Rücken purzelte.
Als er wieder auf seinen Füßen stand, sah er auch wieso sie gestoppt hatten. Auf dem Feld war eine Schlacht zu Gange, die nicht das geringste mit Quidditch zu tun hatte.
Die Herde stoppte nur kurz, dann stürzte sie sich mit einem Kampfschrei ins Getümmel. Als Chuck ihnen hinterher rannte, sah er, wie sich vier Gestalten von der anderen Seite her näherten.
Er erkannte Lucius Malfoy sofort. Und zu seiner Erleichterung sah er, wie Malfoy Tasha hinter sich herzog.
Michelle
Ich sprintete nach rechts und suchte Deckung zwischen den Holzpfosten einer Quidditchtribüne. Das Quidditchfeld war leer, aber trotzdem sah es aus wie bei einem Feuerwerk. Blitze in allen möglichen Farben wurden hin und her geschossen, obwohl man kaum erkennen konnte, wer zu welcher Seite gehörte. Nur die Herkunft der Flüche zeigte, wo sich jeweils eine Gruppe von Zauberern Deckung gesucht hatte. Jason lehnte schwer atmend an dem Pfosten neben mir und sah sich ebenfalls das Schauspiel an. Plötzlich fluchte er los.
„Lucius, dieser Idiot!"
Schemenhaft konnte ich in der Richtung, in die er sah, Tasha und Lucius ausmachen, die wohl in die andere Richtung gelaufen waren und bei einer anderen Tribüne Schutz suchten.
„Wir wollten doch zusammenbleiben", schimpfte Jason weiter, „aber das wieder typisch für meinen Bruder."
Lucius
Unter der anderen Tribüne sah Lucius rüber zu seinem Bruder, als ihm aufgefallen war, dass Jason und Michelle fehlten.
„Das ist wieder typisch für meinen Bruder", schnauzte er los. „Der braucht mal wieder ne Extrawurst und läuft in die andere Richtung."
Michelle
Zusammen mit Jason schlich ich zwischen den Holzpfosten hindurch, um sicher zu gehen, dass sich hier nicht auch Todesser versteckten. Dann hörte ich unerwartet bekannte Stimmen und wir näherten uns der Quelle.
Zwischen einigen Holzpfählen verborgen hockten Fred, George, Ron Hermine, Harry und sogar Draco zusammen mit noch ein paar anderen Schülern.
Wir näherten uns vorsichtig um sie nicht zu erschrecken. Als ich rief, fuhren sie herum.
„Hey Leute", meinte ich und trat aus dem Schatten hervor. Sofort sah ich in ihre Zauberstäbe.
„Ich bin froh, dass es euch gut geht."
George sah mich skeptisch an.
„Vielleicht stehst du unter dem Imperius-Fluch."
Ich schnaubte nur. Dieser Fluch brachte einen dazu, das zu machen, was derjenige, der ihn ausgesprochen hat, wollte.
„Imperius funktioniert bei mir nicht. Aber ich belege euch gleich alle mit Imperius, wenn ihr nicht eure Zauberstäbe runternehmt."
Die Schüler gehorchten immer noch etwas widerwillig, waren aber wohl überzeugt, dass ich auch ich selbst war.
„B-bi-bist du alleine?" stotterte Neville.
„Nein, ist sie nicht", meinte nun Jason und kam ebenfalls hinter einem Pfosten hervor.
Die Schüler fuhren erschrocken zusammen, als sie plötzlich seine Stimme gehört hatten und ich sah, dass einige und nicht wenige von ihnen zitterten. Die ganze Situation machte ihnen schwer zu schaffen.
„Und wieso hast du dich versteckt?" fragte nun Draco immer noch skeptisch.
„Ich wollte erst mal sehen, ob ihr Michelle nicht verhext", meinte er dann grinsend
Einige der Schüler beruhigten sich etwas und zitterten schon nicht mehr allzu stark. Scheinbar waren sie froh endlich erwachsene Zauberer um sich zu haben. Obwohl konnte man bei Jason von erwachsen reden? Ich schüttelte den Gedanken ab, als Fred und George ein paar Schockzauber nach rechts abfeuerten.
„Da rechts unter der nächsten Tribüne haben sich noch mindestens vier Todesser verschanzt", erklärte Hermine.
„So wird das nichts. Vielleicht sollten wir uns darum kümmern", schlug Jason vor, aber ich lehnte ab.
„Wir können die Kids doch nicht hier alleine lassen", erwiderte ich und er nickte, als er sich die verängstigten Gesichter ansah.
„Allerdings", fuhr er fort, „bringen hier Schockzauber nicht sehr viel. Selbst wenn ihr sie schockt, sind sie in ein paar Minuten wieder auf den Beinen."
Fred und George sahen ihn böse an.
„Was soll das denn heißen?"
„Er hat Recht", ging ich dazwischen, als Jason schon etwas erwidern wollte, „er meint nur, dass ihr eure Ausbildung noch nicht mal abgeschlossen habt und die Todesser entweder Schutzzauber verwenden und ihnen eure Flüche kaum etwas ausmachen… falls ihr überhaupt treffen solltet."
„Was heißt: Falls wir überhaupt treffen?" Empörte sich Fred.
„Habt ihr euch den schon mal ernsthaft duelliert?" fragte Jason nun und die beiden schüttelten ihren Kopf, etwas beschämt. „Das hab ich mir gedacht. Es ist nämlich gar nicht so einfach, jemand mit einem Fluch zu treffen. Jedenfalls nicht so einfach, wie ihr euch das vorstellt. Ihr verratet hier nur eure Position, wenn ihr wirkungslose Flüche durch die Gegend schießt."
„Besser hätte ich es auch nicht sagen können", stimmte ich Jason zu, der aber noch nicht fertig war.
„Hat einer von euch schon mal einen unverzeihlichen Fluch verwendet?"
Entsetzt sah ich ihn an, als die meisten den Kopf schüttelten.
„Aber ihr kennt die Flüche und Worte?"
Die meisten nickten.
„Jason, du willst ihnen doch wohl nicht vorschlagen die Unverzeihlichen einzusetzen! Wir reden hier schließlich nicht nur von einem harmlosen Imperius…"
„So wie es aussieht ist das hier und heute aber die Entscheidung darüber, wer den Krieg gewinnt und ich denke, da wäre es gut, nicht allzu zimperlich zu sein."
Ich sah ihn böse an, als Harry sich einmischte.
„Ich hab schon mal Crucio versucht." Scheinbar war es ihm unangenehm. „Hat aber nicht funktioniert."
„Und das ist auch gut so", bestätigte ich. „Die Unverzeihlichen funktionieren nur, wenn du wirklich den Willen hast zu foltern oder zu töten."
„Aber hier wimmelt es nur so von Todessern und die werden garantiert keine Rücksicht nehmen", argumentierte Jason.
„Du musst es ja wissen", gab ich schnippisch zurück und fing mir einen verächtlichen Blick ein.
„Und das Monster hab ich noch nicht mal erwähnt", fügte er dann hinzu. Die Kinder zuckten zusammen, aber in Dracos Gesicht konnte ich auch Neugier lesen. Klar, dachte ich, die Malfoys haben wohl alle diese komische Ader…
„Was für ein Monster?" fragte Ron ganz blass im Gesicht.
„Darüber macht ihr euch mal keine Sorgen", versuchte ich sie zu beruhigen. „Und ich will keinen von euch dabei erwischen, wie er einen unverzeihlichen Fluch benutzt! Egal ob er funktioniert oder nicht. Ist das klar?"
Die Schüler nickten und Jason verdrehte die Augen. Er sah in die Richtung, wo Tasha und Lucius sich versteckten.
Aus den Augenwinkeln nahm ich eine schattenhafte Bewegung hinter Hermine war und zog meinen Zauberstab.
„In Deckung Hermine!" Brüllte ich. Sie warf sich auf den Boden und hinter ihr erkannte ich eine Gestalt, die ihren Stab auf sie gerichtet hatte. Der Todesser sah zu mir und ich zögerte nicht.
„Avada Kedavra!" Ein grüner Lichtblitz schoss aus meinem Zauberstab, direkt auf den Todesser zu und der Fluch riss ihn von den Füßen. Er blieb völlig regungslos liegen und die Schüler waren wie erstarrt. In ihren Gesichtern konnte ich lesen, dass sie sich fragten, ob wohl so das Ende aussah. Ein grüner Lichtblitz, der einen traf und dann nichts mehr. Nicht die Schmerzen, die Cruciatus verursachen würde und keine sichtbaren Verletzungen. Ich atmete tief ein und Jason war sofort alarmiert an meiner Seite. Tröstend legte er eine Hand auf meine Schulter und drückte sie leicht. Selbst Zauberer die sich duellierten benutzten den Todesfluch nur im äußersten Notfall, denn er erforderte ein großes Maß an Konzentration und Magie. Das war erstens anstrengend und zweitens gab es noch viele andere Flüche um einen Kontrahenten außer Gefecht zu setzen. Manche davon waren sogar sehr amüsant. So zum Beispiel der Riderusfluch, der dem Gegner unkontrollierte Lachanfälle bescherte.
„Oh man", murmelten Fred und George nur.
Mir war klar, dass ich nicht länger darüber nachdenken durfte.
„Ich musste es tun", erklärte ich kurz angebunden. „Wir haben die Order von Dumbledore jeden zu töten, der die Schüler oder Muggel bedroht."
Jason murmelte nur etwas Zustimmendes und blickte in die andere Richtung. Etwas schien seine Aufmerksamkeit abzulenken.
„Oh shit, nein!" Rief er dann und ich sah, was er meinte.
Lucius ging von einem Schockzauber getroffen zu Boden und Tasha schaffte es gerade so den auf sie abgefeuerten Flüchen auszuweichen.
„Mein Bruder ist so ein Idiot! Was machen wir jetzt?"
„Kommt mit", befahl ich der Gruppe und alle folgten uns geduckt. Vorsichtig näherten wir uns dem Ende unserer Holztribüne. Wollten wir oder einer von uns nun rüber zu Lucius und Tasha wäre derjenige völlig schutzlos.
Zwei Todesser näherten sich vorsichtig Tasha und Lucius. Sie waren sich wohl nicht sicher, ob Tasha auch zaubern konnte, schockten sie aber nicht.
„Los!" Rief ich Jason zu und wir sprinteten auf die andere Tribüne zu.
„Tasha, runter!" Schrie ich ihr im Laufen zu und sie warf sich flach neben Lucius zu Boden.
Die Schüler unter der Tribüne gaben Jason und mir Deckung in alle Richtungen und schossen auf gut Glück Flüche durch die Gegend, um Zauber abzulenken, die eventuell auf uns gerichtet waren.
„Stupor!" Riefen Jason und ich fast gleichzeitig mit erhobenen Zauberstäben und die beiden Todesser fielen bewegungslos um. Tasha rappelte sich auf und untersuchte Lucius.
„Er lebt", stellte sie erleichtert fest, als wir bei ihr ankamen.
„Wir müssen sie mitnehmen", meinte Jason. „Hier sitzen wir auf dem Präsentierteller."
„Warte", stoppte ich ihn. „Die Knolle…"
Er verstand sofort, holte die Heilungsknolle aus seiner Tasche hervor und drückte sie Lucius in die verkrampfte Hand. Der schien sich etwas zu entspannen und Jason riss ihn auf die Beine. Ich griff nach dem Ärmel einer etwas verwirrten Tasha und zog sie mit.
Wieder unter der anderen Tribüne bei den Schülern atmeten wir erst mal durch.
Lucius konnte sich immer noch kaum bewegen, aber die Knolle hob langsam die Wirkung des Fluches auf.
„Scheint so, als hätte ich deinen Hintern gerettet, Brüderchen", meinte Jason grinsend, als er vor Lucius hockte und da Lucius noch nicht wieder sprechen konnte, verdrehte er nur seine Augen.
Plötzlich hörte ich Fred und George, die das Quidditchfeld beobachteten, aufstöhnen.
„Oh… mein… Gott…!"
„Ach… du… scheiße!"
Jason und ich traten sofort zu ihnen und sie deuteten auf eine schwarze Gestalt auf der anderen Seite des Feldes.
„D-d-d-das ist doch V-v-v Du-weißt-schon-wer, oder?"
Den beiden stand der Horror ins Gesicht geschrieben.
„Ja, das ist er", meinte ich nur.
„Der hat aber ganz schön Nerven hier einfach so aufzutauchen", kommentierte Jason. „Scheinbar ist er sich siegessicher."
„Aber er hat ja auch den Dämon", gab Hermine zu bedenken, die nun mit Harry und Ron zu uns kam.
„Ja, und er hat einen irren Schutzschirm", fügte Ron bewundernd hinzu. Ich musste ihm zustimmen. Voldemort hatte einen starken Schutzzauber um sich herum gespannt, so dass es aussah, als ob ein weißer schimmernder Schleier ihn umhüllte. Alle Flüche, die auf ihn abgefeuert wurden, prallten daran ab und von Dumbledore war nichts zu sehen. Allerdings sah es auch so aus, als ob Voldemort durch seinen Schutzschild von innen heraus keine Flüche auf jemanden abgeben konnte.
Plötzlich hörten wir ein Getose und Brüllen an unserer Tribüne vorbeirauschen. Tasha und ich wechselten einen vielsagenden Blick.
„Das Monster", flüsterte sie dann erstickt, als ob sie bloß nicht dessen Aufmerksamkeit, auf uns ziehen wollte.
Als die anderen das Vieh erblickten, zuckten sie erschrocken zusammen und Hermine neben mir erschauderte.
„Was machen wir jetzt?"
Das Monster donnerte auf Voldemort zu, blieb kurz vor ihm stehen und nahm plötzlich seine ursprüngliche Gestalt an.
„Das ist die Gelegenheit", meinte ich und umklammerte die Anoriel in meiner Tasche, um sicher zu gehen, dass sie auch da war. Ich musste sie bei mir tragen, um den Dämon zu verbannen.
„Moment mal", unterbrach mich Tasha, „heißt das, Voldemort hat vor gar nichts Angst?"
„Keine Ahnung", gab ich zurück, „aber er ist ja auch ein kranker Irrer."
Ich blickte in die Runde.
„Gebt mir Deckung, okay? Um ihn zu verbannen, muss ich näher ran."
„Bist du wahnsinnig?" Herrschte Jason mich an.
„Nein. Aber es endet hier und heute und ich werde dafür sorgen. Wünsch mir Glück."
„Warte." Er hielte mich am Arm zurück. „Pass auf dich auf… ich meine, ich… sei vorsichtig, okay?"
Ich nickte und schlich mich über das Feld. Zum Glück schien keiner mich zu bemerken und Voldemort und der Dämon besprachen scheinbar, wie er am besten alle Gegner vernichten konnte.
Vorsichtig zog ich meinen Zauberstab, richtete ihn auf Shakra Tahn und begann die Beschwörungsformel zu murmeln. Der Dämon schien etwas zu spüren, denn mit einem Brüllen wandte er sich plötzlich zu mir um. Ein Sturm kam auf und umfing den Dämon.
Voldemort
Voldemort stand da und zögerte. Er konnte sein Schutzschild nicht fallen lassen um Michelle zu verhexen, denn er wusste, dass irgendwo links von ihm noch Auroren oder Ordensmitglieder lauerten, die nur auf diesen Moment warteten. Blätter, Äste und Gras wirbelte durch die Gegend und durch dieses Chaos, das der plötzlich aufgekommene Sturm auf dem Feld verursachte, waren aber seine Todesser auch zu weit weg von Michelle um sie außer Gefecht zu setzen.
Voldemort wurde klar, dass er besiegt war. Er konnte den Dämon nicht retten und entschloss sich sein Heil in der Flucht zu suchen. Das war zwar extrem unter seiner Würde, aber er hatte keine Wahl. Das Beste für ihn war, sich erst einmal wieder zu verstecken und neue Kräfte zu sammeln. Dann würde er erneut angreifen… und erfolgreich sein. Schließlich fiel ihm immer etwas ein…
Michelle
Der Dämon brüllte, aber er griff mich nicht an. Stattdessen schien sich seine schwarze, wolkenähnliche Gestalt aufzulösen. Sie wurde heller und dann stellte ein leuchtender Strahl eine Verbindung zwischen ihr und meinem Zauberstab her. Mein Zauberstab schien die helle Wolke praktisch aufzusaugen und als sie verschwunden war, legte sich auch der Sturm. Der Spuk war scheinbar vorbei. In einiger Entfernung hörte ich ersticktes Jubeln der Auroren… oder waren es Ordensmitglieder?
Egal, denn plötzlich fiel mir auf, dass ich ja völlig schutzlos auf dem Feld stand und hier immer noch Todesser lauerten… und nicht zu vergessen Voldemort.
Ich sprintete zurück zur Tribüne und spürte, dass mir Flüche hinterhergeschickt wurden. Die Zauberer unter der Tribüne gaben mir Deckung, und als ich sie atemlos erreichte, erkannte ich Dumbledore. Er war ebenfalls dort und zwinkerte mir.
„Gute Arbeit, Michelle… aber…"
„Bitte kein Aber", seufzte ich und er sah mich nachgiebig an.
„Aber Michelle, du kannst deinen Zauberstab nicht mehr benutzen. Der Dämon ist in ihm."
Seufzend reichte ich Dumbledore meinen Zauberstab und holte Salazar Slytherins Stab hervor.
„Macht nichts. Ich habe ja noch den hier… Hey, was soll das!" rief ich dann, als ich links von uns eine dunkle Gestalt im Wald verschwinden sah. Ich wusste, dass das Voldemort war.
„Voldemort wird uns nicht noch einmal entkommen!" Fest umklammerte ich meinen Zauberstab.
„Was hast du vor?" fragte Jason, obwohl er es in seinem Inneren schon wusste.
„Wie gesagt: Es endet heute!" Damit lief ich Voldemort hinterher.
„Warte!" Riefen Jason und Lucius. „Wir kommen mit."
Als sie mir jedoch folgen wollten, wurden sie von ein paar Todessern ins Visier genommen und beschlossen, dass es wohl besser war, mir den Rücken frei zu halten.
