Natasha

Ich sah Michelle hinterher, bis sie im Wald verschwunden war. Erst als ein Fluch auf mich zugeschossen war und ich unsanft zurückgerissen wurde, konzentrierte ich mich wieder auf das unmittelbare Geschehen.

Die verbliebenen Todesser versuchten ebenfalls in den Wald zu kommen, wurden jedoch von Jason, Lucius und Sirius zurückgedrängt.

Als sie merkten, dass sie keine Chance mehr hatten zu entkommen, kapitulierten sie.

„Alles okay bei Ihnen?"

Ich drehte mich um und gewahr Snape hinter mir. Er war es also gewesen, der mich vor dem Fluch gerettet hatte.

„Ja und danke."

„Setzen Sie sich besser. Sie sehen ziemlich mitgenommen aus."

Snape hatte Recht. Ich sah nicht nur so aus, ich fühlte mich auch so. Langsam ließ ich mich zu Boden sinken und lehnte den Kopf an den Stützbalken.

„Kann ich Sie alleine lassen?" Snape sah mich besorgt an.

„Ja, gehen Sie ruhig."

Snape entfernte sich, um den anderen mit den Todessern zu helfen.

Chuck

„Wir haben es tatsächlich geschafft!" jubelte Chuck und hielt Gorion die Hand hin. „Give me five, boy!"

Gorion starrte Chuck etwas befremdlich an. Chuck grinste und schlug Gorion kameradschaftlich auf die Schulter.

„Bist gar nicht so übel, für nen Zentauren. Aber jetzt muss ich meine Tochter suchen."

Er lief zu einer Gruppe Zauberer hinüber, unter denen er ein paar Mitglieder des Ordens erkannte. Unter anderem auch Lucius Malfoy.

Als er dort ankam sah er sich suchend nach Natasha um, doch er konnte sie nirgends entdecken. Und das konnte eigentlich nur eins bedeuten, Malfoy hatte nicht genug auf sie aufgepasst.

„Malfoy", knurrte er und packte den völlig überraschten Lucius am Kragen. „Wo ist sie?"

„Wo ist wer?" fragte Lucius und wunderte sich, warum Chuck so aufgebracht war.

„Tasha, wer sonst? Wo ist sie, verdammt noch mal!"

„Tasha? Aber sie war doch gerade noch..." Endlich verstand Lucius und fegte ärgerlich Chucks Hände von seinem Umhang. „Jetzt hör mal zu, du Supervater. Tasha geht es gut. Du brauchst mich gar nicht so anzugreifen, nur weil dein geliebtes Töchterchen nicht an meinem Rockzipfel hängt. Sie ist eine erwachsene Frau und kann gehen wohin sie will."

„Ich habe dir gesagt, du sollst auf sie aufpassen. Und wo ist sie jetzt?"

„Und ich habe auch ganz genau das getan. Auf sie aufgepasst. Und auch wenn du es nur ungern hörst, es war auch nicht in meinem Interesse, dass sie vom Dämon gefressen wird. Und um deine Frage zu beantworten, wahrscheinlich hat sie sich ne Auszeit genommen. Was wir im Schloss erlebt haben war nicht gerade schön."

„Das glaube ich dir nicht, Malfoy." Chuck richtete sich zu seiner vollen Größe auf und überragte Lucius damit um einen halben Kopf. „Ihr ist etwas zugestoßen. Und weil du es nicht zugeben willst, lügst du mich an. Einmal Malfoy, immer Malfoy! Du lügst doch wenn du nur den Mund aufmachst!"

„Also..." Lucius schnappte nach Luft. „Das muss ich mir nicht bieten lassen und schon gar nicht von dir!"

Gorion, der Chuck gefolgt war, hatte den Streit mit wachsendem Interesse verfolgt. Aber er glaubte nicht, dass Tasha etwas zugestoßen war. Denn auch wenn er Malfoy nicht besonders mochte, glaubte er seinen Worten.

Chuck ballte die Fäuste und starrte Lucius wütend an. Mittlerweile hatten sich die anderen Zauberer um sie geschart, das wollten sie auf gar keinen Fall verpassen.

Natasha

Ich schrak auf, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich musste wohl eingeschlafen sein.

Als ich die Augen öffnete sah ich einen Zentauren vor mir stehen.

„Gorion?" gähnte ich. „Was gibt's?"

„Du solltest besser mitkommen", sagte er und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

„Und wieso? Hab gerade so schön geschlafen."

„Na ja, wenn du nicht willst, dass dein Vater deinen Freund umbringt, solltest du dein Nickerchen etwas verschieben."

„Was!" Jetzt war ich hellwach. Schnell sprang ich auf und folgte Gorion.

Ich kam gerade rechtzeitig, um zu sehen wie Dads Faust in Lucius Gesicht landete.

„Oh nein", stöhnte ich auf.

Ich drängte mich durch die Zauberer durch und fiel Lucius in den Arm. Sein Fluch traf wirkungslos die Erde.

„Was sollte das?" fuhr ich meinen Vater an.

„Tasha?" Ungläubig sah Dad mich an.

„Vorhin war ich es noch", gab ich bissig zurück.

„Aber ich dachte..."

„Kannst du mir vielleicht mal erklären, warum du ihn geschlagen hast?" unterbrach ich ihn wütend.

„Ja genau, das würde mich auch interessieren", fügte Lucius hinzu und betastete vorsichtig seine Lippen. „Schließlich hab ich dir nichts getan und auf Tasha hab ich auch aufgepasst."

„Und du, halt dich geschlossen", giftete ich Lucius an.

„Aber..."

„Soll ich euch mal was sagen? Ich will gar nicht wissen, was passiert ist, kann es mir sowieso schon denken. Du, Dad, hast wahrscheinlich gedacht, dass mir was zugestoßen ist und ihn deshalb beschuldigt. Und du, Lucius, hast ihn wahrscheinlich noch provoziert."

„Aber...", wollte Lucius sich verteidigen.

„Stopp! Kein aber! Ich kenne dich doch. Könnt ihr nicht einfach wie normale Menschen miteinander reden?"

„Tasha, Liebes, er ist ein Malfoy!"

Ich musste kurz die Augen schließen, das durfte doch alles nicht wahr sein.

„Ich denke, es ist meine Entscheidung, mit wem ich zusammen bin", meinte ich dann gezwungen ruhig. „Und du kennst ihn überhaupt nicht!"

Lucius grinste Dad siegessicher an.

„Und du könntest dein Verhalten auch ruhig noch mal überdenken", wandte ich mich an ihn und das Grinsen verschwand. „Nur weil du meinst, bei mir in einer sicheren Position zu stehen, musst du ihn noch lange nicht provozieren. Und jetzt hab ich genug von euch! Kommt meinetwegen wieder zu mir, wenn ihr euer Problem geklärt habt. Komm Draco, wir gehen!"

Ich drehte mich um, packte einen völlig verdutzten Draco am Arm und zog ihn mit mir Richtung Schloss.

„Wow", meinte Draco, als wir außer Hörweite waren. „Den beiden hast du es aber ordentlich gezeigt. So klein hab ich Vater noch nie gesehen."

„Geschieht ihnen recht, was verhalten die beiden sich auch so kindisch."

Draco grinste, doch als wir an einer Gruppe gefangener Todesser vorbei kamen, erlosch sein Grinsen.

„Warte mal kurz", sagte er und ließ mich stehen.

„Draco, warte, was hast du vor?" Ich lief hinter ihm her.

„Die haben noch etwas, was mir gehört. Ah... da ist er ja!"

Er trat vor einen Todesser und hob etwas auf, was vor ihm lag. „Mein Zauberstab!" Triumphierend hielt er ihn hoch.

„Hey, Junge!" Sofort kam einer der beiden Zauberer angerannt, die die Todesser bewachten. „Den kannst du nicht mitnehmen, der ist beschlagnahmt!"

„Aber das ist meiner!"

„Und wenn es der von Dumbledore persönlich wäre... du kannst ihn nicht haben."

„Ich lasse mir doch nicht mein Eigentum wegnehmen", beschwerte Draco sich. „Ich bin Draco Malfoy, wenn Sie sich unbedingt beschweren wollen, dann tun sie das bei meinem Vater." Damit schob er seinen Stab in den Ärmel und rannte davon.

„Hey!" Der Zauberer sah ihm verärgert nach. „Ungezogener Bengel!" Wütend schwang er seinen Zauberstab und hatte daraufhin ein grünes Formular in der Hand.

„Füllen Sie das aus und entrichten Sie untenstehenden Betrag."

„Wieso ich, ich hab damit nichts zu tun", wehrte ich ab. „Übrigens, sein Vater steht da hinten. Lucius Malfoy, kennen Sie doch sicher, oder?" Mit einem breiten Grinsen ließ ich ihn stehen und lief hinter Draco her.

Lucius und Jason

„Oh, Brüderchen, das hast du ja mal wieder fein hinbekommen." Jason war neben seinen Bruder getreten und grinste von einem Ohr zum anderen.

Lucius sah zornig zu seinem Bruder. „Wenn du auch einen Fluch abhaben willst, dann rede ruhig weiter. Und ich verspreche dir, dass ich diesmal treffen werde."

„Und damit wären deine Probleme gelöst?"

„Jason, ich hab dich gewarnt..."

„Nur zu, Brüderchen, jag mir einen schönen kleinen Fluch auf den Hals. Aber ich verspreche dir, dass es dir danach bestimmt nicht besser geht."

„Du bist unmöglich! Und so was schimpft sich Bruder!"

Bevor Lucius jedoch sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, kam einer der Auroren zu ihm.

„Mr. Malfoy?"

„Ja, der bin ich."

„Ihr Sohn hat gerade wichtiges Beweismaterial geklaut. Wenn ich Sie bitten dürfte dieses Formular auszufüllen und mir den angegeben Betrag zu bezahlen?"

„Wie bitte? Ich glaube, ich habe mich gerade verhört."

„Nein. Draco ist doch ihr Sohn?"

„Nicht mehr lange, wenn ich ihn in die Finger bekomme", grollte Lucius. Mit zusammengekniffenen Augen studierte er das Formular.

„Was?" rief er dann. „Ich soll 100 Galleonen bezahlen? Sie haben ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank!"

„Plus 50 Galleonen wegen Beamtenbeleidigung", fügte der Zauberer mit unbewegter Mine hinzu.

„Das ist nicht ihr Ernst!"

„Doch mein voller und wenn Sie nicht sofort bezahlen, kommen noch mal 20 Galleonen Verzugsstrafe hinzu."

Hinter sich vernahm Lucius ein unterdrücktes Lachen.

„Und natürlich 30 Galleonen Bearbeitungsgebühr für Ihre Mahnung, die ich hiermit ausgesprochen habe. Das macht dann jetzt zusammen 180 Galleonen, bitte."

„Und was berechnen Sie mir, wenn ich Sie höchstpersönlich in die Hölle schicke?"

„Kommt auf die Reisekosten an..."

Wütend knüllte Lucius das Formular zusammen und warf es dem Zauberer vor die Füße.

„Oh, Zerstörung von Ministeriumseigentum, das macht dann noch..."

„Imperius!" brüllte Lucius und sah zufrieden, wie der Zauberer stocksteif wurde.

„So, du gehst jetzt zurück und hast den Namen Draco Malfoy noch nie zuvor gehört. Außerdem hat Draco keine Beweismittel geklaut und ich muss keine Strafe zahlen. Verstanden?"

Der Zauberer nickte abgehackt und marschierte mechanisch zurück auf seinen Posten.

Als Lucius sich zu seinem Bruder umdrehte, war dieser puterrot angelaufen.

„Du solltest das Atmen nicht vergessen, wenn du mich schon auslachst", meinte er bissig und stolzierte davon.

Michelle

Meinen Zauberstab fest umklammert lief ich in den Wald. Schon bald musste ich mein Tempo bremsen, weil ich dichtes Geäst erreichte. So leise wie möglich schlich ich vorwärts und hielt nach Voldemort Ausschau… oder zumindest nach irgendetwas, was sich bewegte, da es immer noch dunkel war. Nur der Mond erhellte den Wald mit seinem fahlen Licht, das zwischen den Bäumen hindurch fiel und ich wollte nicht riskieren mit meinem Zauberstab für Licht zu sorgen. Das wäre fiel zu auffällig gewesen. Ich war schon kurz davor aufzugeben, als ich etwa fünfzig Meter vor mir eine Bewegung wahrnahm. Eine schwarze Gestalt schlich vor mir durch den Wald und schien in Eile zu sein. Das war eindeutig Voldemort.

Ich hob meinen Zauberstab und sofort schoss ein blauer Lichtblitz auf ihn zu. Da ich den Fluch nicht laut ausgesprochen hatte um mich nicht zu verraten, bemerkte Voldemort erst mal nichts davon. Leider verschwand er aber gerade hinter einem Baum, so dass mein Schockzauber nur den Baum streifte und Voldemort sich ruckartig umdrehte und in Deckung ging. Als er mich sah, rannte er los. Ich musste ihm folgen, da ich keinen Fluch auf ihn abgeben konnte. Erstens waren zu viele Bäume und Büsche im Weg und zweitens war er in Bewegung. Ich holte schnell auf, obwohl es gar nicht so einfach war sich durch das Unterholz zu kämpfen. Gerade als ich über ein paar Baumstämme klettern musste, drehte Voldemort sich um und hob seinen Zauberstab.

„Riderus!" Ein Lichtblitz schoss auf mich zu und vor Schreck verlor ich das Gleichgewicht. Der Fluch traf mich wohl, aber viel schlimmer war, dass ich ausrutschte und hart auf den anderen Stamm knallte. Der Schmerz durchfuhr meinen Körper und ich blieb schwer atmend auf dem Rücken liegen. Ich hatte das Gefühl, Sterne vor mir tanzen zu sehen und mir fiel auf, dass ich meinen Zauberstab verloren hatte, aber irgendwie erschien mir das plötzlich völlig belanglos.

Zauberstab? Wozu? Die ganze Situation kam mir auf einmal furchtbar komisch vor. Ich dachte an meinen Sturz. Wie lustig das wohl ausgesehen hatte? Also richtete ich mich auf und fing herzhaft an zu lachen.

Voldemort

Voldemort war sich nicht sicher, ob sein Fluch getroffen hatte, als er aber das Lachen hörte, war ihm klar, dass er Erfolg gehabt hatte. Langsam ging er auf Michelle zu und traute seinen Augen kaum, als er Slytherins Zauberstab entdeckte. Sofort nahm er ihn an sich und trat auf Michelle zu.

Michelle

Hilfe! Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu kichern, obwohl tief in mir eine Stimme zu schreien schien: Das ist nicht witzig, du schwebst in Lebensgefahr! Ich bemühte mich aufzuhören, aber dann sah ich den Mond und fing wieder an zu lachen. So saß ich auf dem Boden und spürte den kalten Waldboden unter meinen Händen. Plötzlich stand jemand vor mir und ich hörte eine kalte Stimme.

„Was ist denn so lustig, Michelle?"

Also deutete ich nach oben zum Mond und kicherte.

„Der Mond hat gar kein Mondgesicht!" Wieder gluckste ich vor lachen.

„Ja, das ist wirklich witzig, Michelle." Die Stimme klang aber nicht amüsiert.

Ich versuchte mich dazu zu zwingen, ernst zu bleiben. Prustete aber immer wieder los.

Als ich Voldemort ansah, musste ich noch mehr lachen. Der aber lachte nicht und hob nur Slytherins Zauberstab.

„Wirklich zu schade, dass ich dich nun töten muss, Michelle… und auch noch mit deinem Zauberstab, mit Slytherins Zauberstab."

Das Wort töten ließ einige Alarmglocken in meinem Kopf läuten.

„Avada Kedavra!"

Ein grüner Lichtblitz schoss auf mich zu, aber ich hatte mich schon instinktiv zur Seite geworfen und er schlug in den Baumstamm ein. Schnell ging ich hinter dem Stamm in Deckung und langsam wurde mir der Ernst der Lage wieder bewusst. Der Fluch verlor langsam seine Wirkung, aber obwohl ich mich sehr bemühte, konnte ich mein gelegentliches Kichern nicht unterdrücken. Mir war klar, dass ich so gut wie keine Chance hatte und wartete auf den nächsten Angriff von Voldemort.

Aber es passierte nichts. Ich wartete noch etwas länger und hörte plötzlich merkwürdige Geräusche von der anderen Seite des Stammes. Es hörte sich an, als würde etwas über den Boden schleifen. Da ich wieder kichern musste, schlug ich mir die Hand vor den Mund und riskierte einen Blick.

Was ich sah, ließ mich erstarren. Voldemort kroch über den Boden und schien etwas einsammeln zu wollen. Dabei summte er. Als er mich erblickte, wollte ich schon wieder in Deckung gehen, aber er dachte gar nicht daran, seinen Zauberstab zu benutzen. Stattdessen sah es so aus, als würde er tatsächlich lächeln.

„Sieh mal, Michelle, all die schönen Blumen! Ich sammel einen schönen Strauß und dann können wir ein Eis essen gehen."

Völlig irritiert starrte ich ihn an. Da waren doch gar keine Blumen. Dann musste ich plötzlich laut loslachen und Voldemort tat etwas vollkommen Unerwartetes: Er lachte ebenfalls, nur klang es wie von einem Irren.

Als ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte, suchte ich nach einer Erklärung und fand nur eine: Slytherins Zauberstab. Er hatte ihn benutzt und war nun total durchgeknallt. Um zu sehen, ob es auch keine Falle war, sprach ich ihn an.

„Ja, das mit den Blumen ist ganz toll", meinte ich vorsichtig. „Aber bevor wir Eis essen gehen, magst du mir nicht die beiden Stöcke geben, die du da in der Hand hast?"

Voldemort sah auf die Zauberstäbe in seiner Hand… und reichte sie mir dann ohne ein Widerwort. Ich war völlig platt. Er war tatsächlich durchgedreht, weil er Salazar Slytherins Zauberstab benutzt hatte.

Kurz überlegte ich, ob ich ihn schocken sollte. Dann kicherte ich wieder los und beschloss, nachdem ich mich beruhigt hatte, dass er in seinem Zustand und ohne Zauberstab keine Gefahr darstellen würde.

Jetzt musste ich ihn nur noch zurückbringen, was sich aber als gar nicht so leicht herausstellte, da er rege mit seinen imaginären Blumen beschäftigt war.

„Aber ich bin doch noch nicht fertig", weigerte er sich mitzukommen und ich versuchte ihn, wie ein Kind zu überreden.

„Du kannst nachher weiterpflücken, Voldemort. Aber jetzt wollen wir doch erst mal ein Eis essen gehen, oder?"

Voldemort sah mich verwirrt an.

„Wer ist Voldemort?"

„Ähh, ich meinte Tom. Du bist doch Tom, oder?"

Er nickte.

„Die Eisdiele ist dahinten und du darfst dir aussuchen, was du willst."

„Wirklich?"

Das schien ihn zu überzeugen und damit er sich nicht wieder auf den Boden werfen konnte, um Blumen zu pflücken, nahm ich ihn beim Arm und zog ihn mit mir. Unterwegs musste ich ständig auf ihn einreden, damit er keine Dummheiten machte. Wie ein Kind, dachte ich und seufzte.

Als ich endlich mit ihm bei den anderen ankam, starrten die uns verwundert an. Ich machte eine eindeutige Geste, die ihnen zeigen sollte, dass er durchgeknallt war und deutete dann auf Voldemort.

„Krieg ich jetzt mein Eis?" fragte dieser dann und ich nickte.

„Der Mann hier, bringt dir eins", erklärte ich und überließ ihn dann den Auroren.

Jason, Eddie und Snape wirkten verblüfft und unter meinem ständigen Kichern erklärte ich ihnen und den anderen, was im Wald passiert war.

„Er hat Slytherins Zauberstab benutzt und danach wurde er ganz komisch." Ich kicherte wieder. „Hatte Probleme ihn überhaupt mit hierher zu kriegen, aber als ich ihm eine großes Eis versprochen habe, ist er mitgekommen."

Ich prustete los und Snape sah mich schief an.

„Geht es ihnen gut, Miss DeWiltshire?"

Er wirkte so ernst und ich musste wieder lachen.

„Ja, natürlich. Aber er hat mich mit dem Riderus-Fluch getroffen und die Wirkung lässt nur langsam nach… Ach ist das alles witzig hier!"

Die anderen wechselten vielsagende Blicke und brachten mich zum Schloss. Unterwegs fielen mir lauter lustige Sachen auf und ich merkte gar nicht, dass die anderen genervt die Augen verdrehten, wenn ich wieder einen Lachanfall bekam.

Im Schloss trafen wir auf Tasha und Lucius. Natürlich lief ich sofort zu ihnen… und kicherte vor mich hin.

„Leute", gluckste ich dann los. „Ich muss euch was erzählen: Voldemort hat Slytherins Zauberstab benutzt und ist total durchgeknallt!" Bei meinen letzten Worten fing ich wieder an unkontrolliert zu lachen.

Tasha und Lucius legten ihre Köpfe schief und Tasha sah zu Jason und Eddie.

„Was ist mit ihr?" fragte sie dann leise und die beiden verdrehten nur die Augen.

„Ist sie auch durchgeknallt?" Schloss Lucius sich an.

Jason sah ihn böse an.

„Nein, aber Voldemort hat sie verflucht…" Meinte er dann seufzend.

„Mann o mann." Tasha sah mich mit großen Augen an und ich kicherte wieder.

„Ich hoffe, ihr kriegt das mit dem Gekicher in den Griff. Das ist ja nicht auszuhalten", meckerte Lucius in Richtung Eddie und Jason, der seinem Bruder keine Antwort schuldig blieb.

„Ach, halt doch die Klappe, Lucius! Immerhin hat sie uns allen, einschließlich dir, das Leben gerettet!"

„Du nennst mich Lucius? Was ist denn mit dir los, Brüderchen?" Lucius sah Jason triumphierend an. Endlich hatte er es geschafft, seinen Bruder zu reizen, so wie dieser es sonst mit ihm machte. So so, dachte Lucius dann insgeheim, Michelle ist also dein wunder Punkt…

„Laß sie einfach in Ruhe. Uns fällt schon was ein, um den Fluch loszuwerden…"

Lucius Grinsen wurde immer breiter.

„Kann es sein, dass mein so geschätzter Bruder also doch eine Schwäche hat? Aber nein… oder doch? Kann es sein, dass mein Bruder vielleicht verliebt ist?"

Jason starrte Lucius finster an und wollte schon auf ihn losgehen. Eddie hielt ihn aber zum Glück zurück.

Ich hingegen bekam so gut wie gar nichts davon mit und kicherte einfach weiter vor mich hin.

Natasha

Stirnrunzelnd sah ich Michelle an.

„Und das ist wirklich ein Fluch?" wandte ich mich an Lucius und lenkte ihn so von seinem Bruder ab.

„Ja. Der Riderus-Fluch. Wirst du von ihm getroffen, empfindest du alles, was um dich herum passiert als urkomisch und bekommst einen Lachanfall nach dem anderen. Auch wenn du es mir nicht glaubst, aber das ist nicht gerade schön. Nicht nur, dass du deinen Mitmenschen gehörig auf die Nerven gehst. Nein, wenn der Fluch vorbei ist tut dir alles weh vom lachen."

„Das klingt so, als hättest du diese Erfahrung schon mal gemacht."

„Oh ja, mein feiner Herr Bruder hat mir zu dieser Erfahrung verholfen. Damals waren wir noch in der Schule und er musste seine Zauberkünste ausgerechnet an mir ausprobieren."

„Ihr mochtet euch noch nie, stimmts?"

Lucius antwortete nicht. Nachdenklich sah er zu seinem Bruder hinüber, dann stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht.

Er ging zu Michelle und flüsterte ihr etwas ins Ohr, daraufhin bekam Michelle wieder einen Lachanfall und ihr traten die Tränen in die Augen.

„Was hast du ihr gesagt?" wollte ich wissen.

„Nichts."

„Nichts? Dann muss dieses Nichts aber wahnsinnig komisch gewesen sein. Sieh sie dir an. Sie heult ja schon vor lachen."

Lucius zuckte nur mit den Schultern und wollte sich schon zum gehen wenden, doch ich hielt ihn an seinem Umhang fest.

„Nicht so schnell. Du kommst hier nicht eher weg, bis du mir gesagt hast, was Michelle so witzig findet."

Er wich meinem Blick aus und sah statt dessen zu Jason.

„Verstehe, du hast ihr irgendetwas über Jason erzählt. Schön, ich will lieber gar nicht wissen was. War bestimmt nichts nettes."

„Genau und deswegen sollte ich jetzt schnell verschwinden, bevor Jason das herausfindet."

Lucius nahm meine Hand und zog mich einfach mit sich.

„Ich wollte noch etwas mit dir besprechen", meinte er dann, als wir im Gemeinschaftsraum von Slytherin waren. „Hast du schon eine Vorstellung, wie es jetzt, wo das ganze vorbei ist, mit uns weitergeht?"

Das war allerdings eine gute Frage. Wirklich Gedanken hatte ich mir darüber noch nicht gemacht.

„Na ja...", meinte ich gedehnt. „Wenn ich ehrlich bin, hatte ich noch nicht die Zeit mir darüber Gedanken zu machen."

„Gut."

„Gut?"

„Ja, dann lehnst du meinen Vorschlag wenigstens nicht von vornherein ab."

Stirnrunzelnd sah ich ihn an. Worauf wollte er bloß hinaus?

„Du kennst doch meinen Landsitz?"

„Ja, besonders der Keller hat es mir angetan, das war so schön gemütlich da unten mit all den Spinnen."

„Kannst du das nicht einfach vergessen? Ich meine, du kennst mich doch jetzt."

Ich musste grinsen, denn ihm war dieses Thema sichtlich unangenehm.

„Ja, langsam kenne ich dich wirklich ganz gut. Also, was ist jetzt mit deinem Landsitz?"

„Na ja, der ist ziemlich groß und alleine dort zu wohnen macht irgendwie keinen Spaß."

„Aber du hast doch Jason und Draco." Langsam ahnte ich, was er wollte, doch sollte er ruhig noch ein wenig zappeln.

„Pah, Jason soll sich gefälligst was eigenes suchen. Seine Tage auf dem Landsitz sind gezählt. Und Draco ist ja nur in den Ferien da..."

„Du schmeißt deinen eigenen Bruder raus?"

„Allerdings. Soll er doch jemand anderem auf die Nerven gehen."

„Und was hast du vor? Willst du dir einen Hund anschaffen, damit du nicht mehr so alleine bist?"

„Wieso Hund? Meine Güte, so einsam bin ich nun auch wieder nicht, außerdem stinken die aus dem Maul." Lucius verzog angewidert das Gesicht. „Wenn schon Haustier, dann Katze. Die passt besser zu einem Zauberer. Aber mal im Ernst. Ich hatte gedacht, dass du..." Er ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen und sah mich abwartend an.

„Du willst, dass ich bei dir einziehe?"

„Was ist denn daran so abwegig?"

„Und was sagt Draco dazu?"

„Draco hat dazu nichts zu sagen. Es ist mein Haus und ich bestimme wer dort wohnt."

„Ah ja."

„Also?"

Ich grinste ihn nur an und küsste ihn.

„Ich fasse das mal als Ja auf", meinte er dann selbstsicher. „Aber wo wir gerade von Draco gesprochen haben... Wo ist dieser Bursche?"

„Keine Ahnung, wahrscheinlich versteckt er sich vor dir."

„Wenn ich den in die Finger kriege", knurrte Lucius. „Dann kann er sich auf was gefasst machen. Ministeriumseigentum klauen. Das hat er nicht von mir gelernt. Wahrscheinlich hat er schon viel zu viel Zeit mit Jason verbracht."

„Schieb doch nicht immer alles deinem Bruder in die Schuhe. Draco ist sechzehn, da macht man schon mal solche Sachen. Außerdem wollte er doch nur seinen Zauberstab wiederhaben."

„Jetzt sag nicht, du wusstest davon!"

Ich zog es vor nicht darauf zu antworten. Lucius musste ja nicht unbedingt wissen, dass ich dabei gewesen war.

„Ist ja auch egal. Spätestens morgen erwische ich ihn."

„Was ist denn morgen?"

„Morgen ist das Turnier um den Hauspokal."

„Quidditch?"

„Natürlich, was denn sonst?" Er verdrehte die Augen und handelte sich dafür einen Boxer in den Bauch ein.

„Ach ja", fiel mir wieder ein. „Deswegen sind Michelle und ich ja eigentlich hierher gekommen."

Ein aufgebrachter Jason unterbrach uns und stampfte wütend in den Gemeinschaftsraum.

„Lucius!" rief er und packte seinen Bruder am Umhang. „Was hast du ihr erzählt!"

„Was hab ich wem erzählt?" gab Lucius scheinheilig zurück und machte sich von seinem Bruder los.

„Du hast Michelle etwas über mich erzählt."

„Dann frag sie doch."

„Würd ich ja, aber sie bekommt vor lachen keinen Ton raus. Also, was hast du erzählt?"

„Keine Sorge, ich hab keine Geheimnisse ausgeplaudert. Zum Beispiel, als du damals in den See gefallen bist..."

„Ja ja, schon gut", unterbrach Jason ihn und warf mir einen Seitenblick zu.

„Er hat geschrieen wie am Spieß, weil ich ihm vorher erzählt habe, dass es dort unten nur so von Haien wimmelt", erzählte Lucius seelenruhig weiter. „Aber keine Sorge Jason, das Detail mit der Hose hab ich weggelassen. Das kannst du Michelle dann selbst erzählen."

„Was war denn mit deiner Hose?" fragte ich neugierig.

„Lucius wird es dir ja sowieso erzählen", seufzte Jason und warf seinem Bruder einen giftigen Blick zu. „Er hat sie mir weggezaubert, als ich versucht habe ans Ufer zu schwimmen. Und dann ist er einfach verschwunden und ich durfte den ganze Weg zurück zur Schule ohne Hose gehen. Kannst du dir vorstellen, wie peinlich das war? Aber ich habe es ihm heimgezahlt. Wir hatten gerade den Riderus-Fluch gelernt und Lucius war somit ein willkommenes Opfer für mich. Nicht wahr, Brüderchen, das war doch ganz lustig."

„Könnt ihr eigentlich auch noch etwas anderes außer streiten?"

„Nein", kam es von beiden gleichzeitig.

„Na wenigstens da seid ihr einer Meinung", seufzte ich kopfschüttelnd. „Hoffentlich ist Michelle bis morgen wieder fit. Wäre ja nicht sehr schön, wenn Slytherin verliert und Michelle lacht sich darüber kaputt."

„Wir verlieren schon nicht. Schließlich ist mein Sohn in der Mannschaft", brüstete sich Lucius und Jason stimmte ihm da ausnahmsweise zu.

„Ja, stell dir vor Ravenclaw oder Hufflepuff würden den Hauspokal gewinnen. Nicht auszudenken. Das sind doch keine richtigen Gegner für uns."

„Und was ist mir Gryffindor?" wollte ich wissen.

„Wer ist Gryffindor?"

„Ha ha, das ist gut! Wer ist Gryffindor! Ha ha!" wurden wir von Michelle unterbrochen.

„Michelle? Geht's dir gut?" ich lief zu ihr und musterte sie besorgt.

„Ja ja", keuchte sie. Doch als sie Jason ansah, brach sie wieder in schallendes Gelächter aus.

„Danke, Bruder", knurrte dieser.

„Ich bring sie besser auf unser Zimmer."

„Ja, mach das und ich besorg ihr ein Schlafmittel. Dann ist sie bis morgen hoffentlich wieder fit."