Michelle
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, konnte ich mich kaum bewegen, geschweige denn aufstehen. Ich sah auf meinen Wecker und realisierte, dass die anderen wahrscheinlich schon beim Frühstück waren. Mühsam zog ich mich an und beschloss Professor Snape aufzusuchen.
Wenn einer etwas gegen höllische Kopf- und Gliederschmerzen zusammenbrauen konnte, dann der Zaubertränkemeister. Er erwies sich wirklich als sehr hilfsbereit und nachdem ich seinen Trank, der leider ziemlich übel schmeckte, runtergewürgt hatte, ging es mir schon etwas besser. Zumindest musste ich nicht mehr über jeden Scheiß lachen.
Ich ging zurück zum Slytheringemeinschaftsraum und blickte in die neugierigen Gesichter von Tasha, Lucius, Jason und Eddie. Ich fing an zu kichern und alle verdrehten die Augen. Dadurch musste ich noch mehr lachen. Die anderen drehten mir schon ihren Rücken zu und ich musste grinsen.
„Hey Leute, schon gut! Ich wollte euch nur ärgern, ich muss nicht mehr über alles lachen."
„Und wie geht's dir jetzt?" Tashas Besorgnis war nicht zu überhören.
„Besser. Ich hab mir von Snape einen Trank geben lassen, gegen die Schmerzen. Hätte nicht gedacht, dass lachen so anstrengend sein kann."
„Und nervig…" Ergänzte Lucius, worauf Jason ihm schon wieder einen finsteren Blick zuwarf.
„Hab ich beim Frühstück was verpasst?" fragte ich Tasha um abzulenken.
„Nee, nicht wirklich. Professor Dumbledore hat eine Rede gehalten und erklärt, warum er dafür war, das Quidditchspiel heute stattfinden zu lassen, trotz der letzten Ereignisse. Na ja, das übliche eben…"
Mittlerweile füllte sich der Gemeinschaftsraum mit Schülern, die alle in grün und Silber gekleidet waren und man konnte nicht leugnen, dass es sehr beeindruckend aussah.
Hier und da wurde über Quidditch Taktik diskutiert und man spürte die Spannung, die in der Luft lag. Heute war das entscheidende Spiel gegen Ravenclaw. Gryffindor war nach seiner unglücklichen Niederlage gegen Hufflepuff aus dem Rennen und Fred und George behaupteten immer noch, dass bei diesem Spiel der Quaffel verhext war. Nichtsdestotrotz würde aber der heutige Sieger den Pokal für sein Haus gewinnen und natürlich waren die Slytherins siegessicher. Auch Jason, Eddie und Lucius sprachen über das Spiel, bis Jason seinen Bruder auf Latein mit einem süffisanten Grinsen des intellektuellen Snobismus beschuldigte und dieser mit einem griechischen Zitat darauf antwortete. Ja, diese Atmosphäre musste man genießen. Es war typisch Slytherin und so etwas gab es nur bei uns. Als wir das Spielfeld erreichten, traute ich meinen Augen kaum. Diesmal überwogen eindeutig die Farben grün und silber. Das war sonst nie der Fall und Eddie grinste, als ihm auffiel, dass sogar nicht wenige Gryffindors unsere Farben trugen.
„Ich wette, dass machen die nur, um dich zu ehren… weil du Voldemort besiegt hast. Kann mir nämlich nicht vorstellen, dass die uns den Pokal gönnen…"
Als das Spiel allerdings beendet war, herrschte auf der Slytherintribüne schockiertes Schweigen und Ravenclaw jubelte. Sie hatten es tatsächlich geschafft uns mit dem nötigen Vorsprung zu schlagen. Es kam mir so vor, als wären Jason und Eddie den Tränen nahe, denn die beiden standen Arm in Arm da und stotterten so vor sich hin.
„Ich kann es nicht glauben", lamentierte Jason. „Das erste Mal seit Jahren können wir uns die Entscheidung ansehen, Slytherin hat es in der Hand… und was machen die? Sie verlieren einfach gegen Ravenclaw… Ravenclaw! Kannst du dir das vorstellen?"
Eddie erwiderte etwas, dass sich anhörte wie: Ravenclaw hat bestimmt den Schnatz verhext oder sonst wie manipuliert; und ich trat zu den beiden, um sie dazu zu bewegen mit uns die Tribüne zu verlassen. Lucius verzog keine Miene und sah wie versteinert aus, wohingegen Draco, den wir unten trafen, alle möglichen Emotionen ins Gesicht geschrieben standen.
Er schien sich nicht entscheiden zu können, ob er fluchen oder heulen sollte. Allerdings wurde er bald von seinen neuen Freunden aus Gryffindor getröstet und wir machten uns auf um den Gewinnern zu gratulieren.
Jason und Eddie schienen an den Worten geradezu zu ersticken und Lucius schien sich ebenfalls zu bemühen, die Fassung zu behalten.
Irgendwann hörten wir eine bekannte Stimme. Es war Jack, mein alter Bekannter aus Ravenclaw.
„Leute, Leute!" Rief er. „Seid mal kurz leise! Zur Feier des Tages… und wir haben ja nicht nur den Pokal zu feiern, sondern auch das Ende des Krieges gegen Du-weißt-schon-wer… steigt heute Abend in Ravenclaw eine Riesenparty… und zwar für alle! Hiermit laden wir auch alle aus anderen Häusern ein, heute Abend mit uns zu feiern!"
Die Menge jubelte wieder und nur die Slytherins hielten sich zurück. Wahrscheinlich würden nur wenige diese Einladung annehmen. Der Krieg war zwar gewonnen, aber die Schmach der Niederlage saß wohl tiefer.
Jack kam dann auf uns zu.
„Hey Michelle, ich hoffe doch du kommst auch! Wärst schließlich einer der Ehrengäste!"
Ich lachte nur und er verschwand um mit seinem Haus zu feiern. Wahrscheinlich würden die bis heute Abend schon mal vorfeiern.
Abends machten Tasha und ich uns fertig, um die Party zu besuchen und trafen dann im Gemeinschaftsraum auf die anderen, die uns überrascht ansahen.
„Was habt ihr denn vor?" fragte Jason und Tasha und ich antworteten fast gleichzeitig:
„Na wir gehen zu der Party, was sonst!"
„Ihr könnt doch nicht mit den Ravenclaws feiern!"
„Doch natürlich!"
Daraufhin zog Jason mich zur Seite und Lucius redete auf Tasha ein.
„Was soll das?" herrschte er mich aufgebracht an und ich versuchte ruhig zu bleiben.
„Was soll was?"
„Ich verstehe", meinte er daraufhin. „Eine Einladung von Jack kannst du wohl nicht ausschlagen, was?"
Ich verdrehte meine Augen.
„Oh bitte! Bist du etwa eifersüchtig?"
„Und wenn ich es wäre?"
„Ich hab dir doch schon mal erklärt, dass du dafür keinen Grund hast."
Das beruhigte ihn aber nicht im Geringsten.
„Ach ja? Dann bleib doch hier."
„Das werde ich ganz bestimmt nicht tun."
Jason war völlig uneinsichtig.
„Schön! Bitte, dann geh doch mit deinen Ravenclaws feiern!" Rief er nun so laut, dass alle im Gemeinschaftsraum es mitbekamen.
Mir war das Ganze zu blöd, und peinlich war es auch. Ich ging nicht davon aus, dass ich noch eine vernünftige Diskussion mit ihm führen konnte und ließ ihn daher einfach stehen.
„Bist du fertig?" fragte ich Tasha, als ich zum Portrait ging und sie ließ Lucius ebenfalls stehen.
„Klar", meinte sie und folgte mir dann.
Draußen seufzten wir beide.
„Ich kenn mich mit diesem ganzen Hauskram zwar nicht so aus, aber ich finde, man kann es auch übertreiben", stellte sie fest.
Ich nickte nur.
„Allerdings. Aber die werden sich schon wieder einkriegen und ich hab jetzt Lust auf ne Party", gab ich zurück und wir machten uns wieder besser gelaunt auf den Weg nach Ravenclaw.
Natasha
Ich konnte kaum glauben, dass jetzt alles vorbei sein sollte, aber es war tatsächlich so. In den letzten Tagen war auf Hogwarts und unter den Zauberern wieder Ruhe und so etwas wie Alltag eingekehrt. Und auch Dad und ich hatten uns einigermaßen wieder erholt.
Michelle und ich hatten die Party der Ravenclaws genossen, es war wirklich lustig gewesen. Die drauffolgenden Nörgeleien von Lucius und Jason hatten wir nur mit einem Grinsen quittiert und ihnen geraten sich nicht so anzustellen.
Im Moment lief ich durch meine Wohnung und versuchte ein wenig Ordnung in mein Chaos zu bringen. Ich musste die Wohnung unbedingt noch sauber bekommen, bevor meine Gäste eintrafen.
Draco half mir so gut es ging und wenn ich für meinen Wohnungsputz nicht einen Liter Wasser verbrauchen musste, so hatte ich das ganz allein Draco und seinem Zauberstab zu verdanken.
Auf meine Frage hin, ob er denn überhaupt zaubern dürfe, grinste er mich bloß an und meinte, das Ministerium hätte sowieso genug anderen Kram zu erledigen, als sich um einen minderjährigen Zauberer zu kümmern, der in der Muggelwelt herumzauberte.
Mit seiner Hilfe war ich sogar schneller fertig als geplant und konnte so noch überlegen, was ich meinen Gästen denn an Essen auftischen konnte.
Meine Kochkünste wollte ich ihnen nicht antun, denn diese waren, falls überhaupt vorhanden, miserabel.
Also griff ich zum Telefon und bestellte bei meinem Lieblingsitaliener ein gemischtes Buffet.
Als die ersten Gäste an der Tür klingelten, war alles fertig. Ich hatte sie extra gebeten die Tür zu benutzen und nicht den Kamin, denn meinen letzten Ausflug mit Lucius und Draco in meinen zugemauerten Kamin hatte ich noch nicht vergessen.
Ich öffnete die Tür und begrüßte Michelle und Jason. Michelle drückte mir augenzwinkernd eine Flasche Xuxu in die Hand. Wir ließen Jason und Draco allein und verzogen uns in die Küche.
„Wo hast du denn Lucius gelassen?" wollte sie wissen, während sie die Flasche öffnete.
„Der wollte zu Hause noch was vorbereiten", gab ich Auskunft und reichte ihr zwei Gläser. „Irgendeine Überraschung."
„Sagtest du eben zu hause?" argwöhnisch musterte sie mich.
„Hm...na ja... er hat mich gefragt, ob ich nicht zu ihm auf seinen Landsitz ziehen möchte."
„Ist nicht dein Ernst!"
Ich grinste sie nur an.
„Und? Machst du es?"
„Ich denke schon. Dad ist davon zwar gar nicht begeistert, aber er wird es schon überstehen. Er hatte Lucius sogar schon die Bedingung gestellt, dass ich seine Erlaubnis bekomme, wenn er ebenfalls mit einziehen darf."
„Das fand Lucius bestimmt gar nicht toll."
„Überhaupt nicht. Und er hat es ihm mehr als deutlich gemacht. Ich will jetzt nicht in Details gehen, aber du kennst doch Lucius. Wenn ihm was nicht passt, hat er ziemlich schnell seinen Zauberstab zur Hand. Er ist nicht besonders gut darin, Probleme auf normale Art und Weise zu lösen."
Ich nippte an meinem Glas und schüttelte belustigt den Kopf. „Na ja, das Ende vom Lied war ein Megakrach. Bis ich ihnen mal wieder damit gedroht habe, dass ich mit keinem von beiden jemals mehr ein Wort sprechen würde, wenn sie nicht endlich mit der dämlichen Streiterei aufhören würden. Und ob du es glaubst oder nicht, das hat echt Wunder gewirkt. Dad mischt sich nicht mehr bei mir ein, auch wenn ihm mein Einzug bei Lucius nicht gefällt. Und Lucius stichelt auch nicht mehr gegen meinen Vater. Im Moment herrscht wohl so eine Art Waffenstillstand zwischen den beiden. Aber eins sag ich dir. Mit den beiden werde ich noch richtig Spaß bekommen." Grinsend kippte ich den Rest meines Glases hinunter.
„Und was ist jetzt mit euch beiden?"
„Och, Eddie und ich werden den alten Landsitz unserer Familie etwas aufmöbeln. Wäre doch schade dort alles verkommen zu lassen. Und Jason und ich haben es endlich geschafft uns zusammenzuraufen. Aber glaube mir, ich musste mit Engelszungen auf ihn einreden, damit er nicht mehr so eifersüchtig ist. Wegen der Party, du weißt schon."
Wir sahen uns an und mussten lachen.
„Wen hast du denn noch alles eingeladen?" fragte Michelle mich dann.
„Wirst du gleich sehen, die müssten eigentlich jeden Moment auftauchen."
Eine Stunde später saßen alle versammelt in meinem Wohnzimmer. Dad hatte sich angeboten die anderen Zauberer auf Muggelart hierher zu bringen, da ich ja keinen Kamin hatte.
Auf der Couch saßen nun Sirius, Snape und Lupin. Lucius saß neben ihnen in einem Sessel, auf dessen Armlehne Draco es sich bequem gemacht hatte. Außerdem waren da noch Michelle und Jason, Eddie, Dad und selbst Dumbledore hatte es sich nicht nehmen lassen zu kommen.
Wir waren mitten beim Essen, als es an der Tür klingelte.
„Nanu, wer kann das denn jetzt sein?" ich stand auf und ging zur Tür. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass Lucius sich ebenfalls erhob und mir folgte.
Unauffällig blieb er im Türrahmen zur Küche stehen.
Ich öffnete die Tür und sah mich einem Mann gegenüber.
„Miss McDougan?" fragte er.
„Ja."
„Ich bin Detective Maurice Young von Scotland Yard. Ich hätte ein paar Fragen an Sie. Darf ich?"
Ohne eine Antwort abzuwarten drängte er sich an mir vorbei.
Ich dirigierte ihn in die Küche, wo Lucius schon auf einem Barhocker am Küchentresen saß.
„Kennen Sie dieses Auto?" Young hielt mir ein Foto unter die Nase.
„Das ist meins", antwortete ich, denn ich wusste, dass leugnen wahrscheinlich nichts nützen würde.
„Kennen Sie diesen Mann?" Mir wurde ein weiteres Foto unter die Nase gehalten und ich bekam große Augen. Das war der tote Todesser aus meinem Kofferraum, den hatte ich ja ganz vergessen.
„Nein", sagte ich und konnte ein Zittern in meiner Stimme nicht verhindern.
„Und wie können Sie es dann erklären, dass wir diesen Mann in Ihrem Kofferraum gefunden haben. Tot."
„Gar nicht", antwortete Lucius an meiner Stelle.
„Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?"
„Lucius Malfoy."
„Also, Mr. Malfoy, was wollen Sie damit sagen?"
„Ich will damit sagen, dass wir es nicht erklären können, weil der Wagen schon vor geraumer Zeit gestohlen wurde."
„Gestohlen?" Young sah ihn skeptisch an. „Warum gibt es dann keine Anzeige?"
„Weil wir noch nicht die Gelegenheit dazu hatte, Tasha und ich waren verreist."
„Verreist? Das glaube ich Ihnen nicht. Ich habe hier ein Phantombild von einem Zeugen und das sind eindeutig Sie", wandte er sich wieder an mich. „Ich denke, Sie sollten mich aufs Präsidium begleiten, Miss McDougan."
„Aber..." Ich spürte Lucius Hand auf meiner Schulter und verstummte.
„Imperius!" murmelte er leise.
„Das denke ich nicht", meinte er dann scharf. „Der Wagen wurde gestohlen und der Mann von dem Dieb umgebracht. Wir haben nichts damit zu tun. Und wo wir gleich dabei sind, wir erstatten Anzeige. Unser Auto wurde gestohlen."
Young blinzelte verwirrt, dann sah er mich schon etwas freundlicher an.
„Entschuldigen Sie die Störung. Ich wollte Ihnen keine Umstände machen." Er wandte sich zum Gehen.
Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war atmete ich auf.
„Meine Güte, der wollte mich doch glatt wegen Mordes verhaften."
„Sein Glück, dass er es sich noch mal anders überlegt hat", grinste Lucius.
„Ich hab es doch gleich gesagt, wir hätten das Auto nicht einfach so stehen lassen sollen."
„Es ging aber nicht anders." Lucius nahm mich in den Arm. „Aber du hast recht, wir hätten zumindest den Todesser mitnehmen sollen. Ich muss mit Dumbledore reden, wir müssen zusehen, dass wir die Leiche verschwinden lassen, bevor die herausfinden, dass der Typ gar nicht existiert in eurer Welt."
Wir gingen zurück ins Wohnzimmer, wo wir schon von neugierigen Blicken empfangen wurden.
Lucius sprach leise mit Dumbledore, während ich die anderen unterrichtete.
„Ich wusste es", meinte Dad und schlug sich mit der flachen Hand aufs Knie. „Der Typ macht dir nur Ärger."
„Laß gut sein, Dad, ich hab jetzt echt keine Lust wieder mit dir zu streiten."
Er wollte noch etwas sagen, hielt es dann aber doch für besser zu schweigen, als ich ihm einen bösen Blick zuwarf.
Dumbledore erhob sich und gab Lupin und Sirius einen Wink ihn zu begleiten.
„Wir kümmern uns darum", versprach er Lucius und mit einem Knall waren die drei verschwunden.
Lucius ließ sich mit einem Seufzer in den Sessel fallen und widmete sich wieder seiner Pasta. Ich bemerkte, wie Jason ihn mit einem leisen Lächeln beobachtete und als Lucius plötzlich wie von der Tarantel gestochen aufsprang und ins Bad stürzte, verbreiterte sich dieses Lächeln zu einem schadenfrohen Grinsen.
Ich lief Lucius hinterher, doch er hatte das Bad abgeschlossen.
„Lucius? Alles in Ordnung?" rief ich und als ich keine Antwort bekam horchte ich an der Tür.
Aus dem Bad konnte ich Würgegeräusche hören und als die Toilettenspülung betätigt wurde, lief ich schnell zurück ins Wohnzimmer.
Wenig später kam Lucius zurück, noch blasser als sonst.
„Alles okay?" fragte ich ihn.
Er sah mich nur an, schlug sich die Hand vor den Mund und sprintete zurück ins Bad. Die nächste Stunde blieb er verschwunden und als er endlich wiederkam sah er ziemlich wütend aus.
„Jason!" schrie er seinen Bruder an. „Es reicht, das war eindeutig zu viel!"
„Was hast du denn?" gab Jason zurück und setzte eine Unschuldsmine auf, die jedem Schauspieler das Wasser gereicht hätte.
„Du hast mir was ins Essen getan."
„Warum sollte ich so etwas tun?"
„Weil du mein Bruder bist und du in letzter Zeit keine Gelegenheit ausgelassen hast mir einen mitzugeben."
Jason grinste ihn schadenfroh an. „Anscheinend habe ich eine von Fred und Georges Kotzpastillen erwischt. Tut mir leid, Brüderchen."
„Es hat sich ausgebrudert. Mit deinen ständigen Beleidigungen und Sticheleien kann ich ja noch leben, aber mit solchen kindischen Streichen nicht. Ich dachte aus dem Alter wären wir längst raus."
„Meine Güte, es war doch nur ein Spaß."
„Gut, dann wirst du meinen Spaß gleich sicher auch verstehen."
Lucius packte seinen Bruder am Arm und apparierte mit ihm.
Ich sah Michelle an. Sie verdrehte die Augen und dachte wahrscheinlich das gleiche wie ich.
„Waren die schon immer so?" fragte ich Snape.
„Wie Feuer und Wasser", bestätigte dieser.
Lucius und Jason
Lucius war mit seinem Bruder zum Landsitz appariert.
„Was sollen wir hier?"
„Das wirst du gleich sehen."
Lucius lief nach oben in Jasons Räume und stopfte sämtliche Sachen von ihm in einen überdimensionalen Koffer.
Dann begab er sich wieder zurück ins Kaminzimmer, wo Jason ungeduldig wartete. Den Koffer ließ er vor sich herschweben.
„Was soll das? Sind das meine Sachen?"
„Ganz genau. Und das hast du dir selbst zuzuschreiben. Tasha hatte mich ja bereits so weit, dass ich dich nicht rauswerfe. Aber dein kleiner Spaß vorhin war zu viel."
„Du schmeißt mich also wirklich raus?" Jason starrte immer noch ungläubig auf den Koffer. „Mich? Deinen eigenen Bruder! Das kannst du doch nicht machen!"
„Und ob ich das kann!"
„Aber wo soll ich denn hin?"
„Frag doch Michelle, sie gewährt dir bestimmt gerne Obdach. Ich will dich hier jedenfalls nicht mehr sehen."
Natasha
„Du hast ihn rausgeworfen", stellte ich fest, als Lucius alleine wieder auftauchte.
Wir waren mit Draco alleine, da sich die anderen bereits auf den Weg nach Hause gemacht hatten.
„Er hat es nicht besser verdient." Er sah Draco und mich an. „Wir sollten auch gehen. Um den Verkauf deiner Wohnung kannst du dich auch von zu Hause aus kümmern."
„Aber den Fernseher verkaufst du nicht", flüsterte Draco mir zu. „Den müssen wir irgendwann heimlich nach Hause schaffen, damit Vater davon nichts mitbekommt. Du weißt ja, er hasst Muggelsachen."
„Was gibt es da zu flüstern?"
„Och, nichts, Vater."
„Nein, nichts."
Lucius runzelte die Stirn und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Dann disapparierten die beiden mit mir nach Malfoy Manor.
Michelle
Nachdem die Party bei Natasha zu Ende war, apparierte ich mit Eddie zu unserem Landsitz. Wir wollten uns mal ansehen, was wir dort so in der nächsten Zeit zu tun hatten. Schon in der Eingangshalle wurde uns klar, dass das einiges sein würde. Überall hingen Spinnenweben und eine dicke Staubschicht überzog einfach alles, was sich dort befand.
„Igitt", meinte Eddie, als er mit dem Finger am Brunnen entlang fuhr, der in der Mitte der Halle stand. „Hatte wir nicht mal Hauselfen, die sich darum kümmern sollten?"
Ich zuckte mit den Schultern, als mit einem plötzlichen Plopp einige Hauselfen erschienen. Also lebten sie noch und Eddie warf ihnen einen mißbilligenden Blick zu.
„Wie siehts denn hier aus? Habt ihr euch nicht um das Haus gekümmert?"
Ein Hauself trat vor. Ich glaubte mich daran zu erinnern, dass ihr Name Tinky oder so ähnlich war.
„Tinky ist untröstlich", jammerte sie und duckte sich, als befürchtete sie eine Strafe. „So lange waren Master Edward und Lady Michelle nicht hier… so lange und so lange war niemand hier um uns Befehle zu geben…"
„Schon gut", mischte ich mich ein, „allerdings sollten wir mal anfangen und hier alles auf Vordermann bringen. Edward und ich werden hier wieder einziehen."
„Oh Tinky freut sich… Tinky so glücklich. Wir werden sofort anfangen und alles in Ordnung bringen."
Damit verschwanden die Hauselfen. Alle bis auf einen, der sofort anfing in der Eingangshalle zu putzen. Edward und ich sahen uns ratlos an und beschlossen abzuwarten, ob wir schon heute Nacht hierbleiben konnten.
Wir trugen mit einigen Putzzaubern auch etwas zum großen Früjahrsputz bei, als plötzlich Jason in der Tür stand.
„Oh, wie siehts denn hier aus?" fragte er stirnrunzelnd und wir seufzten.
„Na ja, wir müssen mal ein bisschen aufräumen", erklärte Eddie und Jason deutete auf eine dicke Mauerspinne, die über den Boden krabbelte.
„Und putzen wohl auch, oder?"
Ich stimmte ihm zu.
„Allerdings. Sag mal, wo warst du überhaupt die ganze Zeit?" wollte ich dann wissen und er verzog sein Gesicht.
„Ich mußte packen. Lucius hat mich tatsächlich rausgeworfen. Nur wegen dieser kleinen Kotzpastillen Geschichte. Könnt ihr euch das vorstellen?"
Ich nickte und Eddie schüttelte den Kopf.
„Na ja", fuhr Jason dann fort, „auf jeden Fall hatte ich mich gefragt, ob ich wohl bei euch unterkommen könnte? Platz genug habt ihr ja wohl…"
Grinsend sah ich Eddie an.
„Heißt das, du willst mit mir zusammen ziehen? Das muß ich mir aber schwer überlegen…"
Um mich zu überzeugen, kam Jason auf mich zu und küsste mich stürmisch.
„Wenn dich das nicht überzeugt, dann zieh ich halt mit Eddie zusammen…"
Das typische Malfoy Grinsen kam zum Vorschein.
„Um Gottes Willen!" wehrte sich Eddie. „Da weiß ich nicht, ob mir das lieber ist oder ob du lieber mit meiner Schwester zusammen wohnen sollst…"
„Nun ich glaube, ihr habt noch ein bisschen Zeit euch darüber zu einigen", ertönte plötzlich die Stimme von Professor Dumbledore und wir zuckten zusammen.
Milde lächelnd kam er ebenfalls durch die großen Eichentüren in die Halle.
„Und warum?" fragte Eddie sofort.
„Leider gibt es eben immer noch viel zu tun für den Orden."
„Aber ich dachte, Voldemort sitzt in der Klapsmühle?" Warf ich ein und Dumbledore nickte.
„Ja, das ist wahr. Aber es gibt noch genug Dinge um die wir uns kümmern müssen. Gerade eben erreichten mich beunruhigende Gerüchte über gefährliche Werwölfe und Gargoyles in Irland… und ich wollte euch eigentlich fragen, ob ihr euch das mal ansehen könntet. Professor Snape, Moody, Tonks und Remus sind schon unterwegs, aber ich denke, etwas Verstärkung kann nicht schaden." Er zwinkerte mir zu und ebenso wie ich waren Eddie und Jason nicht abgeneigt.
„Na dann los", meinten die beiden und ich stimmte zu.
Mit Dumbledore machten wir uns auf den Weg nach draußen, da er uns noch einige Informationen geben wollte und auf dem Weg nahm Jason mich an die Hand.
„Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du dich nur ums putzen drücken willst", grinste er und ich verdrehte meine Augen.
„Oh bitte, wie kommst du denn darauf?"
„Ich stimme dir zu", mischte Eddie sich ein.
„Und ihr?" antwortete ich. „Hattet ihr denn auch noch nicht genug Abenteuer die letzten Monate?"
Die beiden wechselten vielsagende Blicke und ich mußte lachen.
Dumbledore schickte uns auf unsere neue Mission und irgendwie war es schön sich eine Zukunft mit Jason, meinem Bruder und dem Orden vorzustellen…
