Weiter geht's... ...und vielen, lieben Dank noch mal, für Eure Reviews – ich hab' mich wirklich riesig darüber gefreut! Viel Spaß beim Weiterlesen und Liebe Grüße, Chrissi

Kapitel 7

Als Hermine am nächsten Tag, früh morgens die große Halle betrat, saß Direktor Dumbledore alleine am Lehrertisch. Die Gelegenheit, ein Gespräch unter vier Augen mit ihm führen zu können, war ihr äußerst willkommen.

„Guten Morgen Albus! Darf ich mich zu ihnen gesellen?", fragte sie lächelnd.

„Guten Morgen, Hermine – nichts lieber als das", entgegnete Dumbledore und klopfte einladend auf den neben ihm stehenden Stuhl.

Als sie die unvermeidliche Tasse Kaffee vor sich stehen hatte, was ihr einen tadelnden Blick des Schulleiters bescherte, beschloss sie, nicht lange um den heißen Brei herumzureden, sondern ihr Anliegen gleich zur Sprache zu bringen.

„Ich habe da ein Problem, Albus", begann sie.

„Oh, oh", schmunzelte Dumbledore, „soll ich mal raten womit, oder besser gesagt, mit wem?"

„Professor Snape benimmt sich wirklich unmöglich", sagte Hermine seufzend.

„Das war nicht anders zu erwarten", entgegnete Dumbledore. „Aber sie wissen ja aus langjähriger Erfahrung, wie er ist. Versuchen sie, seine Unhöflichkeiten nicht allzu ernst zu nehmen."

„Es sind nicht nur seine schlechten Manieren, die mir zu schaffen machen – die könnte ich gerade noch ignorieren", sagte Hermine.

„Verweigert er ihnen etwa seine fachliche Unterstützung?", fragte Dumbledore aufgebracht.

„Oh, nein", beschwichtigte ihn Hermine, „in dieser Hinsicht kann ich mich nicht beklagen. Er hat mir wirklich alles, was ich wissen muss, ausführlich erklärt und die Aufzeichnungen über die verschiedenen Zaubertrank-Klassen, die er mir freundlicherweise überlassen hat, sind mir wirklich eine wertvolle Hilfe."

„Mehr gezwungenermaßen als freundlicherweise...", bemerkte Dumbledore glucksend.

„Oh...na ja...nichtsdestotrotz", sagte Hermine, „mangelnde Unterstützung ist nicht das Problem.

„Sondern...?", fragte Dumbledore.

„Er behandelt mich unverschämterweise immer noch so, als wäre ich seine Schülerin – aber dagegen werde ich mich zu wehren wissen", sagte Hermine, „doch viel schlimmer finde ich, dass er die Schüler in Verteidigung gegen die dunklen Künste so mies behandelt, dass sie danach zu nichts mehr zu gebrauchen sind."

Sie erzählte dem Direktor ausführlich von den Vorfällen des gestrigen Tages und ereiferte sich vor allem über den üblen Angriff, dem Felicia ausgesetzt gewesen war.

„Das grenzt doch wohl an Sadismus", beendete sie aufgebracht ihren Bericht.

„Nun ja...", sagte Dumbledore und rieb sich nachdenklich seinen Bart, „dass Severus eine ungewöhnliche Art hat, seinen Unterricht zu gestalten, ist ja allgemein bekannt und gerade bei Verteidigung gegen die dunklen Künste ist es eventuell auch nicht angebracht, allzu zimperlich zu sein."

Hermine schaute ihn entrüstet an.

„Verstehen sie mich bitte nicht falsch, Hermine", sagte Dumbledore beschwichtigend, „das bedeutet nicht, dass ich so ein Verhalten grundsätzlich gutheiße. Es ist nur so, dass die langjährigen Erfahrungen, die ich mit Severus gemacht habe, mich davon abhalten, ihm zu sehr ins Handwerk zu pfuschen. Seine rabiaten Methoden haben nicht wenige seiner Schützlinge zu Höchstleistungen angespornt - schauen sie doch nur einmal sich selber an. Außerdem lernen die Schüler bei ihm auch gleich den Umgang mit Zauberern, mit denen nicht so gut Kirschenessen ist – was für ein herrlicher Muggelausdruck."

„Aber das kann doch nicht ihr Ernst sein, Direktor", sagte Hermine bestürzt. „Haben sie eigentlich eine Vorstellung davon, wie man sich als Snapes Lieblinsopfer fühlt und welche Spuren diese Grausamkeiten auf einer so jungen Seele, wie Felicias, hinterlassen können?"

„Hermine", sagte Dumbledore ernst, „ich verstehe ihre Besorgnis durchaus, aber - sind sie mir bitte nicht böse – kann es sein, dass sie einen Teil ihrer eigenen Gefühle auf Miss Marlow projizieren? Schließlich waren sie jahrelang ein – wie nannten sie es – Lieblingsopfer."

Hermine starrte in ihre Kaffeetasse und versuchte zu verbergen, wie sehr sie diese Worte getroffen hatten.

Dumbledore tätschelte ihr beruhigend die Hand und sah sie mit einem gütigen Ausdruck in seinen blauen Augen an.

„Passen sie auf, Hermine, sie behalten die kleine Marlow im Auge", schlug er vor, „und wenn sie das Gefühl haben, dass sie es gar nicht mehr packt – da vertraue ich ganz ihrem Urteil - werde ich mit Severus ein ernstes Wort reden. Versprochen!"

„Danke, Albus!", sagte sie erleichtert.

„Aber trotzdem", fügte sie nach kurzem Zögern hinzu, „die Art, wie Professor Snape mit seinen Schülern umgeht, empfinde ich als ganz und gar ungerecht."

„Ach wissen Sie, meine Liebe", sagte Dumbledore weise lächelnd, „das Leben ist überwiegend ungerecht – es ist aber auch zu Severus Snape ungerecht – und das...", er kicherte leise, „...könnte man schon fast wieder als Gerechtigkeit bezeichnen."

Hermine sah ihn schmunzelnd an.

Kurz darauf machte sie sich innerlich zum Kampf bereit, denn Snape hatte die Halle betreten. Er zögerte ein paar Sekunden, als er Hermine bei Dumbledore sitzen sah, entschloss sich dann aber doch, seinen Stammplatz einzunehmen.

„Wenn man vom Teufel spricht...", wurde er von Dumbledore grinsend begrüßt, als er sich nach einem undeutlich gemurmelten Morgengruß niederließ.

„Was gibt´s da zu sprechen", sagte er ranzig während er sich Kaffee nahm, „unser neues Zaubertrank-Genie hat sich doch nicht etwa über mich beschwert."

„Hätte sie denn Grund dazu?", fragte Dumbledore interessiert.

Snape tat so, als würde er ernsthaft über diese Frage nachdenken. „Das kommt wahrscheinlich auf den Standpunkt an", sagte er nach einer Weile und zuckte mit den Schultern. „Wer weiß schon genau, was in einem Frauenhirn vorgeht, noch dazu in einem, dass so mit Wissen vollgestopft ist, wie das unserer verehrten Miss Granger."

Dumbledore sah zuerst Snape an, wobei er missbilligend den Kopf schüttelte, und dann Hermine, der er aufmunternd zuzwinkerte.

„Danke, Professor Snape", säuselte Hermine, „schon wieder so ein hinreißendes Kompliment aus ihrem Munde. Und wissen sie was", sie sah ihn mit einem fast diabolischen Lächeln an, „nachdem sie sich partout nicht merken können, dass die korrekte Anrede PROFESSOR Granger lautet, und nicht Miss, dürfen sie mich ab sofort Hermine nennen - SEVERUS."

Dumbledores Augen nahmen einen äußerst belustigten Ausdruck an während Snape sich fast an seinem Kaffee verschluckte.

„Das ist ja wohl nicht ihr Ernst!", schnaubte er und starrte sie entrüstet an.

„Oh, doch, das ist es, Severus", entgegnete sie freundlich.

„Ich verspreche ihnen,", sagte er gepresst, „dass ich in Zukunft peinlichst darauf achten werde, sie korrekt anzusprechen, PROFESSOR Granger.

„HERMINE!", sagte Hermine lieblich lächelnd. „Den Professor können sie sich in die Haare schmieren!"

Dumbledore klatschte begeistert in die Hände. „Schon wieder so ein süßer Muggel-Spruch!", quietschte er begeistert. „Ist sie nicht hinreißend, Severus?"

Snape sah aus, als würde er innerhalb der nächsten Sekunden zum Mörder werden und Hermine zog es vor ihren Blick vorsichtshalber in der Kaffeetasse zu versenken.

„Ich muss noch etwas für den Unterricht vorbereiten", schob sie schließlich kurze Zeit später vor. Sie nickte den beiden Zauberern zu. „Albus, ...ähm,...Severus..."

Nachdem Dumbledores Mundwinkel schon wieder verdächtig in Richtung Ohren wanderten, machte sich Hermine eiligst aus dem Staub.

Als sie die Halle verlassen hatte wandte sich der Schulleiter an Snape, der immer noch gewaltig angefressen zu sein schien.

„Hermine hat mir von deinen, ...sagen wir mal – fesselnden - Unterrichtsmethoden berichtet, Severus", sagte er vorsichtig.

„Hmpf!", machte Snape verächtlich.

„Hmpf?", meinte Dumbledore fragend.

„Was hast du denn erwartet?", brauste Snape auf. „Natürlich solidarisiert sie sich mit dem Schülerpack – sie ist ja selber noch grün hinter den Ohren – und natürlich beschwert sie sich, weil ich ihre verhätschelten Schützlinge nicht in Watte packe. Soll ich mir vielleicht von einer neunmalklugen Anfängerin vorschreiben lassen, wie ich meinem Unterricht zu führen habe."

Wütend knallte er seine Tasse auf den Tisch.

„Natürlich nicht, Severus", sagte Dumbledore ruhig, „das hat ja auch niemand von dir verlangt. Ich bitte dich nur, es nicht zu übertreiben, mit deinen ...äh...Anti-Watte-Methoden - in Ordnung?"

„Ja, ja...", grummelte Snape genervt und verdrehte die Augen, während er sich Kaffee nachschenkte.

„Wie macht sich Hermine denn so - deiner Meinung nach?", fragte Dumbledore nach einer Weile beiläufig.

„Meiner Meinung nach ist sie ein impertinentes, aufsässiges Frauenzimmer – respektlos und vorlaut", sagte Snape bissig, „Warum fragst du?"

„Ich wollte eigentlich wissen", kicherte Dumbledore, „wie sie sich als Lehrerin für Zaubertränke macht."

„Woher, zum Teufel, soll ich das wissen", fauchte Snape, „ich bin nicht dabei, wenn sie unterrichtet."

Er sah den Direktor, der versuchte sein Kichern zu unterdrücken, scharf an, was diesen jedoch noch mehr zu belustigen schien.

„Frag doch ihre Schüler, oder besser noch, die Schülerinnen", schnarrte Snape, „denn nach dem, was mir auf den Gängen hin und wieder zu Ohren kommt ist Professor Granger - die bäääste Lehrerin, die wir je hatten – und – sooo furchtbar nett - und außerdem - schräääcklich einfühlsam, und seit wir sie haben ist Zaubertränke - ein gaaanz tolles Fach!"

Nachdem Snape sowohl die Gesten, als auch den Tonfall einer imaginären, eindeutig pubertären Schülerin äußerst treffend wiedergegeben hatte, und dabei aufgrund seines Ärgers nicht gerade leise zu Werke gegangen war, amüsierte sich nicht nur Dumbledore köstlich über die Darbietung, sondern auch sämtliche anderen Lehrer an dem mittlerweile zur Hälfte besetzten Tisch.

Die vereinzelten Schüler, die so früh morgens schon anwesend waren, bemühten sich trotz ihrer Verblüffung, um ein möglichst unbeteiligtes Verhalten. Sie schienen instinktiv zu wissen, dass es nicht gut für sie gewesen wäre, in diesem Moment von Snape registriert zu werden.

An diesem Nachmittag war die regelmäßig, in zweiwöchigem Abstand stattfindende Lehrerkonferenz angesetzt.

Snape traf etwas zu spät beim Lehrerzimmer ein, nachdem er sich unterwegs etwas damit aufgehalten hatte, einige Schüler zur Schnecke zu machen, die so unvorsichtig gewesen waren, ihm über den Weg zu laufen. Seine Laune hatte sich seit dem Morgen um keinen Deut gebessert.

„Schön, das sie auch schon da sind!", wurde er von McGonagall bissig begrüßt. „Wir haben schon mal angefangen und Hermine war gerade dabei, von einem sehr interessanten Projekt zu berichten, das sie plant."

„Na, wer hätte das gedacht", sagte Snape und verzog angewidert das Gesicht, während er sich in einen freien Sessel plumpsen ließ.

McGonagall sah in entrüstet an und Dumbledore warf ihm einen warnenden Blick zu.

Snape richtete sich auf und suchte mit den Augen Hermine, die abwartend da saß, die Hände locker über einigen Unterlagen verschränkt.

„Warum erzählen sie nicht einfach weiter, verehrte Frau Kollegin, wenn es doch gerade so interessant war?", fragte Snape, zog die Augenbrauen hoch und macht eine einladende Handbewegung. „Ich bin auch schon so gespannt auf ihre innovativen Ideen."

„Vielen Dank, Severus", sagte Hermine gelassen. „Wie ich den Kollegen, die pünktlich waren schon erklärt habe ist der Lehrplan für Zaubertränke ziemlich straff. Daher möchte ich den Schülern, die außerhalb des Unterrichts ein wenig üben wollen, an ein bis zwei Nachmittagen in der Woche, Zusatzstunden auf freiwilliger Basis anbieten. Dabei sollen keine hochkomplizierten Zaubertränke hergestellt werden, sondern eher nützliche Kleinigkeiten für den Hausgebrauch."

Die anderen Lehrer, nickten anerkennend, nur Snape sah sie misstrauisch an.

„Was genau verstehen sie unter nützlichen Kleinigkeiten?", fragte er.

„Ich könnte den Schülern zu Beispiel beibringen, wie man selber ein wohltuendes und entspannendes Pflegebad herstellt", sagte Hermine.

Snape fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Sie wollen sie BADEZUSÄTZE herstellen lassen?", fragte er fassungslos. „Haben sie zu tief in den Kessel geschaut und ihr Gehirn dabei verdampft?"

„Severus, also wirklich...", sagte Dumbledore tadelnd.

„Ich finde Hermines Idee hervorragend", sagte McGonagall spitz.

„Sind wir hier in einer der angesehensten Schulen für Hexerei und Zauberei weltweit, oder in einem verdammten Kosmetikinstitut, bellte Snape.

„Ich glaube nicht, das Hermine unsere Schule in ein solches umwandeln will", sagte Dumbledore beschwichtigend. „Und ein bisschen Übung, kann keinem der Schüler schaden, auch wenn dabei nichts weltbewegendes zusammengebraut wird. Meine Zustimmung hat sie jedenfalls!"

„Danke, Albus!", sagte Hermine. „Ich möchte noch anfügen, dass man auch bei der Herstellung eines brauchbaren Körperpflegeproduktes, konzentriert und äußerst sorgfältig arbeiten muss. Vielleicht macht ein Erfolgserlebnis bei einer solche Sache den Schülern Mut, sich auch an schwierigere Rezepturen beim Zaubertrankbrauen heranzuwagen. Außerdem wird es ihnen sicher Spaß machen, das Ergebnis ihrer Arbeit selbst verwenden zu können."

Snape, der sich während Hermines Vortrag mühsam zurückgehalten hatte, sah sie giftig an.

„Jetzt, wo sie es sagen, leuchtet mir das durchaus ein", sagte er ölig. „Vielleicht sollte ich in Verteidigung den lieben Kleinen zuerst einmal beibringen, Mücken mit einer Fliegenklatsche zu erschlagen. Vermutlich kriegen sie ja dann erst so richtig Lust einen Lähm-Fluch abzuwehren.

„Sie sind ein alter Miesmacher", sagte McGonagall. „Lassen sie Hermine einfach tun, was sie für richtig hält – sie werden doch gar nichts damit zu schaffen haben."

„Nun, ein wenig vielleicht doch", meinte Dumbledore schmunzelnd. „Hermine, wenn sie Fragen wegen irgendwelcher Zutaten haben, wenden sie sich ruhig an Severus – er ist schließlich der Experte."

„Das wird ja immer besser", maulte Snape und warf Hermine einen giftigen Blick zu.

„Haben sie selbst eigentlich überhaupt irgendwelche Erfahrungen mit dem, was sie da ihren Schülern beibringen wollen?", fragte er sie zweifelnd. „Wie wollen sie sicher gehen, das ihr selbst gemixtes Zeug nicht die Krätze oder noch etwas Schlimmeres auslöst?"

„Hermine hat, während ihrem Studium ein Praktikum bei einem Kosmetikhersteller absolviert", antwortete Dumbledore an ihrer Stelle. „Sie weiß, was sie tut!"

„Sie können sich trotzdem gerne als Testperson zur Verfügung stellen, Severus", sagte Hermine, ihn von oben bis unten musternd.

„Übertreiben sie es nicht", knurrte Snape.

Als Hermine am nächsten Tag die Anmeldelisten einsammelte, die sie am Abend vorher ausgehängt hatte, stellte sie erfreut fest, dass sich mehr Schüler als erwartet eingetragen hatten, außerdem etwa doppelt so viele weibliche wie männliche. Sie beschloss, die Schüler in drei Gruppen aufzuteilen - eine nur aus Jungen bestehend, eine aus älteren und eine aus jüngeren Mädchen - um besser auf die jeweiligen individuellen Bedürfnisse eingehen zu können.

Bereits zwei Tage später saß sie am Nachmittag mit der ersten Freiwilligen-Truppe, die überwiegend aus Sechst- und Siebtklässlerinnen bestand, im Zaubertränkeklassenzimmer zusammen. Die Mädchen ließen sich schnell von Hermines Begeisterung anstecken und sie erarbeiteten eifrig Pläne für die nächsten Wochen. Als sie am Ende der Stunde den Raum verließen ging es recht lebhaft zu, denn die Mädchen lachten und schwatzten, und alberten ausgelassen herum.

Daher registrierte auch kaum jemand den dumpfen Knall am anderen Ende des Korridors. Erst als Professor Snape drohend, wie eine schwarzer Racheengel auf sie zugeschwebt kam, erkannten einige die Gefahr und versuchten teilweise, sich noch hinter ihren unaufmerksameren Kameradinnen zu verstecken.

„RUHE", donnerte Snape. „Wenn sie schon in der unterrichtsfreien Zeit hier herumlungern müssen, dann halten sie gefälligst den Mund dabei."

Die Mädchen standen still und mit gesenkten Köpfen da. Jede von ihnen wusste, dass es in dieser Situation besser war, sich möglichst unterwürfig zu verhalten.

„Wo ist ihre Lehrerin", schrie Snape.

„Ich bin hier, Severus! Womit kann ich dienen?", drang eine fröhliche Stimme aus dem Unterrichtsraum.

Einige der Mädchen sprangen erschrocken auf die Seite, als Snape sich daraufhin energisch einen Weg zum Eingang bahnte.

Er konnte den frontalen Zusammenstoß mit Hermine, die gerade den Raum verlassen wollte, um ihren Schützlingen beizustehen, nur noch abmildern, indem er sich in letzter Sekunde am Türrahmen festkrallte.

Hermine, die es gerade noch geschafft hatte, die Hände abwehrend hochzureißen, hing nach dem Aufprall an seiner Brust und kam somit in den Genuss, aus nächster Nähe von sehr zornig funkelnden, schwarzen Augen angestarrt zu werden.

Um ihm nicht die Genugtuung eines Rückzugs von ihrer Seite zu gönnen, rückte sie nur wenige Zentimeter von ihm ab, so dass sie die Hände wegnehmen konnte, und sah mit unschuldiger Mine erwartungsvoll zu ihm auf.

„Wie kann ich ihnen behilflich sein", fragte sie schließlich vorsichtig, nachdem er sie weiterhin nur stumm fixierte.

„Sorgen sie gefälligst dafür, dass ihre Schäfchen hier nicht so laut herumblöken", sagte er leise, aber der gefährliche Unterton in seiner Stimme ließ Hermine die forsche Antwort hierauf, die ihr schon auf der Zunge lag hinunterschlucken.

„Entschuldigen sie bitte, dass wir sie gestört haben", sagte sie nur und trat nun doch einen Schritt zurück.

Snape warf ihr noch einen letzten unergründlichen Blick zu, drehte sich um, rauschte durch die wartenden Mädchen, die ihm sofort Platz machten, hindurch und den Korridor hinunter.

Er war schon fast beim Eingang zu seinem Quartier angekommen, als Hermines Übermut zurückgekehrte.

„Wir ziehen beim Rausgehen alle die Schuhe aus und versuchen ganz leise zu atmen, Ehrenwort!", rief sie ihm hinterher.

Als Hermine später über den Vorfall nachdachte, machte sich ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit und gleichzeitig ihr Gewissen bemerkbar. Zwar hatte sich Snape wie immer unmöglich aufgeführt, andererseits waren aber die aufgekratzten Mädchen wirklich ohrenbetäubend gewesen. Außerdem wohnte er schließlich dort unten im Kerker, und ihr Zusatzunterricht zu einer Zeit, da normalerweise Ruhe herrschte, war in gewisser Weise schon eine Beeinträchtigung seine Privatsphäre.

Als Snape sich beim Abendessen in der großen Halle nicht blicken ließ, und ihr somit verwehrt war, sich um Wiedergutmachung zu bemühen, beschloss Hermine nachher einen direkten Vorstoß in die Höhle des Löwen zu wagen.

Eine Stunde später machte sie sich, bewaffnet mit einer Flasche Rotwein, die ihr Minerva zum Einstand geschenkt hatte, und leicht zittrigen Knien auf dem Weg zu Snape. Der Gedanke, dem Schrecken ihrer Schulzeit schon wieder völlig alleine und diesmal noch dazu in seinem privaten Bereich gegenüberzutreten, machte sie nervöser als sie sich eingestehen wollte.

Vor seiner Wohnungstür angekommen, atmete sie noch einmal tief durch und klopfte dann gegen das dunkle Holz. Nachdem sich daraufhin nichts tat, klopfte sie nach einer Weile noch einmal kräftiger.

Als Snape schließlich die Tür ungehalten aufriss, lehnte Hermine im Türrahmen und schwenkte die Weinflasche vor sich hin und her.

„Waffenstillstand?", fragte sie mit treuherzigem Blick.

„Bestechungsversuch?", schnarrte er mit Blick auf die Flasche.

„Ja!", sagte Hermine lächelnd und hielt die Flasche fest, damit er nicht etwa auf die Idee kam, ihr das Ding aus der Hand zu nehmen und die Tür vor der Nase zuzumachen.

„Sie meinen also, sie brauchen bloß mit einer Flasche Wein in der Hand hier antanzen und niedlich dazu lächeln damit ich sie reinlasse?", sagte Snape und sah sie abschätzig an.

„Oh nein", meinte Hermine, „sie könnten auch Gläser holen, und wir machen es uns hier im Korridor bequem, oder wir könnten ins Klassenzimmer gehen, oder ins Labor, oder in mein Büro, oder – noch besser – wir könnten mit Albus´ magischer Schuppdiwupp-Treppe in meine Wohnung raufsausen, oder..."

„Sehen sie zu, dass sie reinkommen", unterbrach er sie barsch, und trat zurück um sie vorbeizulassen.

Hermine hatte sich immer vorgestellt, Snapes Privaträume müssten so aussehen wie sein Büro – dunkel, kalt und vollgestellt mit widerlichen Objekten, die in Einmachgläsern schwammen. Daher war sie sehr überrascht, sich in einem zwar spärlich möblierten, aber einladenden und gemütlich unaufgeräumten Wohnraum wiederzufinden, in dem neben dunklen Holzmöbeln warme Erd- und Rottöne zu finden waren, die man dem düsteren Bewohner gar nicht zugetraut hätte.

Snape dirigierte Hermine wortlos auf einen Sessel, räumte die Pergamente, die auf dem Tisch verstreut lagen zur Seite und brachte zwei Gläser. Während er immer noch schweigend, und überraschenderweise auf Muggelart, die Weinflasche öffnete versuchte sie unauffällig einen Blick auf das Himmelbett zu erhaschen, dessen dunklen Pfosten man durch die offene Türe zum angrenzenden Schlafzimmer sehen konnte. (Als die Tür, wie von Zauberhand, mit einem lauten Knall zuschlug, war ihr klar, dass sie nicht wirklich unauffällig gewesen war.)

Snape stellte ihr ein gefülltes Weinglas vor die Nase, setzte sich in den gegenüberliegenden Sessel und sah sie abwartend an.

Hermine hob ihr Glas, prostete ihm zu und nahm einen Schluck. Nach kurzem Zögern tat er es ihr gleich.

Danach füllte wieder ein unangenehmes Schweigen den Raum und Hermine kamen erste Zweifel, ob ihr Besuch wirklich so eine gute Idee gewesen war.

„Was wollen sie hier?", fragte Snape schließlich mit leiser Ungeduld in der Stimme.

„Ich wollte mich noch einmal für die Störung heute nachmittag entschuldigen", sagte Hermine.

„Das haben sie doch schon getan", sagte Snape.

„In Zukunft werde ich darauf achten, das die Mädchen leiser sind, beim Rausgehen", versprach Hermine.

„Gut", sagte Snape.

Sein ungewohnt wortkarges Verhalten und die unergründliche Art, auf die er sie ansah machten Hermine allmählich immer nervöser.

„Na ja,...und das, was ich ihnen im Korridor noch nachgerufen habe, war natürlich nicht so gemeint,...sie wissen schon,... ich hätte sie nicht ärgern sollen...", murmelte sie verlegen.

„Ach nein?", sagte Snape.

„Ich glaube, ich gehe jetzt lieber wieder", sagte Hermine und macht Anstalten aufzustehen.

„Angst vor der eigenen Courrage, HERMINE?", sagte Snape mit seiner unglaublichen Samtstimme.

„Durchaus nicht!", sagte sie trotzig und setzte sich wieder hin. Sie sah ihn herausfordernd an, schwer hoffend, dass er nicht bemerkte, wie schnell ihr Herz plötzlich klopfte.

„So ist es recht!", sagte Snape amüsiert. „Augen zu und durch – immer ganz die mutige kleine Gryffindor-Hexe!"

„Warum nur müssen sie immer auf den Gryffindors herumhacken?", fragte Hermine genervt.

„Erstens, weil mich Perfektionismus und Heldentum nun mal zum herumhacken reizen, zweites, schlechte Erfahrungen mit einigen dieser Helden und drittens, weil es die sicherste Methode ist, Minerva völlig zum ausrasten zu bringen", zählte Snape auf.

Erleichtert, dass er endlich wieder mehr Text von sich gab, sah Hermine ihn lächelnd an. „Hat ihnen schon mal jemand gesagt, dass sie unmöglich sind, Severus?", sagte sie kopfschüttelnd.

„Ich glaube schon", sagte er nachdenklich. „Vor kurzem hat sogar jemand angedeutet, ich wäre ein mieser, überheblicher, sadistischer Schweinepriester."

„Was erwarten sie denn, wenn sie mich so extrem provozieren?", sagte Hermine etwas verlegen.

„Nichts anderes", versicherte Snape, „und ich muss zugeben, bei ihnen macht das noch mehr Spaß, als bei der guten, alten Minerva."

„Hoffentlich auch mehr Spaß, als siebzehnjährige Mädchen in Angst und Schrecken zu versetzen?", giftete Hermine.

„Aber ja – das ist gar kein Vergleich, glauben sie mir", sagte Snape grinsend.

„Sie sind nicht glücklich, wenn sie niemanden ärgern können, nicht war?", sagte Hermine und grinste zurück.

„Stimmt!", meinte Snape.

„Und warum ist das so?", stichelte Hermine.

„Veranlagung!", sagte Snape achselzuckend. "Die nächste Frage bitte!"

„Geht ihnen meine Fragerei schon auf die Nerven?", sagte Hermine lächelnd.

„Nein, fragen sie ruhig weiter – schließlich habe ich gemeiner Mensch ihren Wissensdurst sieben Jahre lang unterdrückt", ermutigte Snape sie.

„Warum haben sie die Weinflasche nicht mit einem Zauberspruch geöffnet?", fragte Hermine. „Sie halten doch sonst nicht übermäßig viel von Muggelmethoden."

„Guter Wein ist sehr empfindlich. Der Kontakt mit zu viel Magie, kann den Geschmack verderben", antwortete er, überrascht vom plötzlichen Themenwechsel.

Hermine nahm einen großen Schluck Wein. „Was haben sie von mir geträumt?", fragte sie und sah ihn gespannt an.

„Nächste Frage!", sagte er bestimmt.

„Das ist gemein!", maulte Hermine. „Sie könnten mir wenigstens..."

„NEIN!", sagte er und sah sie scharf an.

„Können sie überhaupt so richtig nett sein, zu irgendjemand?", fragte Hermine beleidigt.

„Nett...?" sagte Snape stirnrunzelnd. „Klingt irgendwie langweilig."

„William, zum Beispiel, ist nett", sagte Hermine schmunzelnd.

„Der Hausmeister?", sagte Snape. „Ich wusste, es hat was mit Langeweile zu tun – und wie es aussieht, auch mit Dummheit."

„So schlimm ist William auch wieder nicht", sagte Hermine. „Er ist nur ziemlich schüchtern, aber dafür ganz schön schnuckelig", fügte sie grinsend hinzu.

„SCHNUCKELIG?", fragte Snape angewidert. „Welcher Mann möchte schon für schnuckelig gehalten werden?"

„Ich bin sicher, niemand würde es wagen, SIE als schnuckelig zu bezeichnen, Severus", lachte Hermine.

„So, so..., als was würde man mich denn bezeichnen?", fragte Snape ebenfalls lächelnd, aber in seinen Augen lag ein undefinierbarer Ausdruck.

Hermine, die etwas überrascht von dieser offenen Frage war, schaute verlegen auf ihre Hände. Sie war nicht sicher, welche Antwort er hierauf erwartete. Letztendlich entschied sie sich für das, was ihr am besten lag – die Wahrheit.

„Sie sind..." begann sie zögernd, „...ein gutaussehender Mann...", sie biss sich auf die Lippen und umklammerte ihr Weinglas „...doch aufgrund ihres rüden Benehmens halten sie die meisten Leute, die sie kennen für einen bösartigen, menschenverachtenden, verbitterten Einzelgänger."

Als Hermine vorsichtig den Blick hob um zu sehen, wie er ihre Offenheit aufnahm saß Snape mit versteinerter Miene da und schien einen imaginären Punkt über ihrem Kopf zu fixieren.

„Und was denken sie, Hermine?", sagte er leise, ohne sie anzusehen.

„Ich denke, sie sind ein ...interessanter, ...vielschichtiger Mensch...", flüsterte sie, ...und... einsam...?"

Hermine war deutlich bewusst, dass sie eine unsichtbare Grenze überschritten hatte und als Snape sie wieder ansah, wurde ihr seltsam flau im Magen.

„Hermine", seufzte er kopfschüttelnd, „sie sind eine unverbesserliche Optimistin", aber sein Gesichtsausdruck war für einen Moment nicht so verschlossen, wie gewöhnlich und Hermine glaubte Betroffenheit in seinem Blick zu erkennen.

„Ich war nur ehrlich", sagte sie leise und senkte den Kopf.

„Was auch immer sie dazu veranlassen mag - sie sollten wirklich nicht krampfhaft versuchen, etwas Gutes in mir zu entdecken", sagte Snape. „Die Einschätzung der anderen, die sie erwähnten, ist da erheblich zutreffender."

„Das nehme ich ihnen nicht ab", sagte Hermine so leise, dass er sie kaum noch verstehen konnte.

In diesem Moment sprang die Katze auf den Tisch und spazierte mit erhobenem Schwanz leise miauend auf ihren Mitbewohner zu. Snape nahm die Unterbrechung zum Anlass, das Gesprächsthema zu wechseln.

„Wie läuft ihr Zusatzunterricht?", fragte er während er das Tier streichelte, das sich auf seinem Schoß zusammengeringelt hatte.

Hermine war überrascht, dass er sich danach erkundigte, nachdem er noch vor einigen Tagen kein gutes Haar an ihrer Idee gelassen hatte.

„Oh..., danke der Nachfrage! Die Mädchen waren begeistert – aber ich glaube, dass haben sie anhand der Lautstärke mitbekommen", sagte sie schmunzelnd.

„Stimmt, das war nicht zu überhören", schnarrte er. „Und – was haben sie mit ihnen angestellt?"

Hermine erzählte ihm, wie sie das Ganze durchorganisiert hatte, von den Rezepturen, welche die Mädchen sich ausgesucht hatten und den Zutatenlisten, die noch zu erstellen waren. Seltsamerweise machte er sich, von ein paar harmloseren spöttischen Bemerkungen abgesehen, nicht über ihre Begeisterung lustig. Als sie jedoch erwähnte, das Penelope Lawrence und Felicia Marlow ein ganz besonders schwieriges Rezept ausgewählt hatten, sah er sie äußerst skeptisch an.

„Lawrence kann einen Kessel kaum von einem Blumentopf unterscheiden und Marlow schafft es mühelos, jeden Trank zu versauen, durch ihre ungenaue Arbeitsweise", bemerkte er abfällig. „Zusammen sind sie mit Sicherheit eine mittlere Katastrophe."

„Man muss die Beiden bloß ein bisschen ermutigen, dann schaffen sie das schon", sagte Hermine bestimmt.

„Was sollen die Zwei den fabrizieren?", fragte Snape.

„Ein spezielles magisches Massageöl", sagte Hermine. „Es wirkt Wunder, wenn man eine Nacht durchgearbeitet hat, oder auch durchgezecht", sagte Hermine lächelnd, „das weiß ich aus eigener Erfahrung."

Snape zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Und was genau soll daran so schwierig sein?", fragte er zweifelnd.

Hermine klärte ihn über die vielfältigen Zutaten und über die komplizierte Herstellungsweise der Rezeptur auf.

„Das schaffen die zwei Hühner nie im Leben", sagte Snape daraufhin überzeugt.

„Wollen wir wetten?", fragte Hermine herausfordernd.

„Sind sie denn ihrer Sache so sicher?", fragte er ungläubig.

„Natürlich", sagte sie lässig, „und ich gebe ihnen mein Wort, dass ich nicht nachhelfen werde."

„Worum wollen sie wetten?", fragte er interessiert.

„Wenn sie verlieren, müssen sie einen ganzen Tag lang zu jedem, den sie treffen freundlich sein", sagte Hermine und grinste über das ganze Gesicht.

„Das ist ein verdammt hoher Wetteinsatz", raunte Snape. „Was ist, wenn sie verlieren?"

„Da dürfen sie sich etwas überlegen", meinte Hermine.

„Gut – sollte ich die Wette gewinnen, und davon gehe ich aus, stehen sie mir als Versuchskaninchen..., ups,...ich meine natürlich als Duellpartnerin in Verteidigung zur Verfügung", sagte Snape hinterhältig grinsend, „dann muss die arme kleine Marlow ausnahmsweise mal nicht herhalten."

Hermine schluckte. Sie war absolut nicht erpicht darauf, sich mit Snape zu duellieren, geschweige denn sein Versuchsobjekt zu sein – andererseits konnte sie jetzt schlecht einen Rückzieher machen.

„Einverstanden!", sagte sie tapfer und hob ihr Glas.

„Sie werden ein außerordentlich nettes Kaninchen abgeben", sagte Snape amüsiert.

Sie unterhielten sich noch eine Weile über die Rezepturen, die Hermine in den zusätzlichen Stunden herstellen wollte, und Snape deutete sogar an, das einige davon nicht ganz ohne Anspruch waren, was Hermine sehr erfreute.

Er fragte sie auch nach dem Praktikum, das Dumbledore erwähnt hatte und sie erzählte ihm bereitwillig von dieser interessanten Erfahrung.

„Was haben sie eigentlich gemacht, bevor sie nach Hogwarts kamen, Severus", fragte Hermine im Laufe des Gesprächs neugierig. „Haben sie auch mal ein Praktikum oder etwas ähnliches absolviert?"

Snape sah sie scharf an und seine vorher ungewohnt entspannten Gesichtszüge verhärteten sich.

„Aber ja doch, das habe ich", sagte er verbittert. „Bei Voldemort´s – garantiert tödliche Gifte – Import und Export."

Hermine erstarrte. „Ich wollte nicht..., entschuldigen sie bitte..., ich wusste nicht...", stammelte sie verlegen.

„Das ist doch allgemein bekannt, das ich ein fieser Schurke war und der dunklen Seite verfallen, bevor ich als Lehrer hierher kam", sagte Snape kalt. „Einige sind sich heute noch nicht sicher, auf welcher Seite ich stehe."

„Das ist so ungerecht!", ereiferte sich Hermine. „Jeder weiß doch, dass sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, im Kampf gegen Voldemort."

„Die Menschen sehen in der Regel nur das, was sie sehen wollen", sagte Snape. „Ich bin, egal was ich tue, gebrandmarkt durch meine Vergangenheit und ihr Freund Potter, gibt ohnehin einen viel passableren Helden ab."

„Harry hat nie etwas erzählt, von der letzten Schlacht", sagte Hermine leise, „hat nur gesagt, er will vergessen."

„Dann sollten sie seinen Wunsch respektieren", meinte Snape.

„Aber wenn man schreckliche Dinge, die man erlebt hat, tief in seinem Inneren vergräbt und sie niemals ausspricht", sagte Hermine aufgebracht, „dann hat man auch keine Chance auf Heilung.

„Ach du liebe Zeit", sagte Snape spöttisch, „ist das der Muggel-Mist, den Dumbledore so toll findet – Psychologie?"

„Das ist kein Mist", rief Hermine entrüstet, „das ist eine durchaus seriöse Wissenschaft."

„Haben sie schon mal daran gedacht, das Potter vielleicht schlichtweg die Schnauze voll hat, von der ganzen Sache, und einfach keinerlei Bedürfnis, das Ganze noch einmal in unzähligen Gesprächen aufzuwärmen", fragte Snape ungehalten.

„Seit wann bringen ausgerechnet sie so viel Verständnis für Harry auf", fauchte Hermine.

„Auch ich bin ein Opfer ihrer Neugier", sagte Snape grinsend, „das lässt mich fast so etwas wie Solidarität mit St. Potter empfinden."

„Oh – sie können dieses Opfer-Thema ja demnächst mit ihm persönlich durchdiskutieren", giftete Hermine, „inklusive solidarischem Schulterklopfen unter Männern."

„Ich pflege keinerlei Kontakt mit Potter", sagte Snape.

„Aber ich!", sagte Hermine. „Ich habe von Albus die Erlaubnis erhalten, meinen 25. Geburtstag, nächste Woche, hier in Hogwarts zu feiern, damit ich sowohl alle meine neuen Kollegen, als auch meine alten Freunde einladen kann."

„Potter kommt hierher?", fragte Snape, und die mangelnde Begeisterung hierüber stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Nicht nur Harry, sondern auch Ron, Ginny, Neville, Remus, Tonks und ein paar meiner Kommilitonen von der Uni – teilweise bringen sie auch ihre Partner mit." Hermine strahlte ihn an. „Und wie gesagt, sind alle Kollegen eingeladen – sie natürlich auch."

„Ich glaube nicht, dass meine Anwesenheit der Stimmung bei einer solchen Feier sehr zuträglich sein wird", sagte er steif.

„Wenn sie nicht kommen, würde ich das ganz klar als Feigheit auslegen", sagte Hermine und sah ihn herausfordernd an.

„Sein sie lieber nicht zu vorlaut", zischte Snape. „Der Potter-Fan Club und Longbottom und der Wehrwolf – das sind schon harte Bedingungen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie auch noch Lockhart eingeladen hätten."

„Habe ich – aber er hat sich nicht an mich erinnert", scherzte Hermine. „Sie werden doch kommen?", sagte sie dann ernst und sah ihn erwartungsvoll an.

„Warum zum Teufel legen sie darauf soviel Wert?", fragte er genervt. „Fragen sie doch mal Minerva – sie weiß, dass ich eine Spaßbremse bin."

„Schön – es liegt natürlich bei ihnen", sagte Hermine, traurig über seinen Ablehnung, „aber sie würden mir auf jeden Fall fehlen, wenn sie nicht kommen."

Snape sah sie zweifelnd an, sagte aber nichts.

„Es ist spät geworden", meinte Hermine schließlich. „Vielen Dank für die Gastfreundschaft – es war sehr angenehm, sich mit ihnen zu unterhalten."

„Danke für den überraschenden, wider Erwarten angenehmen Besuch und für den Wein", sagte Snape samtig, „und wenn sie irgendeinem Schüler verraten, wie es in meinen Privaträumen aussieht, verhexe ich sie in etwas kleines, schleimiges, dass in einem Einmachglas steckt."

Er brachte sie zur Tür, die er mir einem gemurmelten Spruch entriegelte. Sie nickte ihm noch einmal lächelnd zu und machte sich auf den Heimweg.

„Hermine!", rief er ihr nach, als sie schon ein Stück den Korridor hinunter war.

Überrascht drehte sie sich um. „Ja, Severus?"

„Ein Waffenstillstand ist noch kein Friedensvertrag!", sagte Snape.