Kapitel 8

Am nächsten Tag hatte Hermine erneut das zweifelhafte Vergnügen, die Abschlussklasse unterrichten zu dürfen, direkt nachdem sie Snape zwei Stunden lang in den Fängen gehabt hatte.

Felicia Marlow sah wieder einmal aus, als hätte sie geweint. Penelope Lawrence, ebenfalls eine Gryffindor und Felicias beste Freundin, war weiß im Gesicht wie ein Gespenst. David Stevenson und Timothy Robins, zwei eigentlich eher vernünftige junge Männer, beide aus Hufflepuff, schienen vor Zorn zu beben und Gregory Cromwell, einem schlaksigen Ravenclaw, stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Der Rest der Klasse war entweder furchtbar nervös oder aber fast völlig apathisch, selbst die Schüler von Slytherin, die Snape normalerweise nicht ganz so schlecht behandelte, schienen ziemlich angeschlagen.

„Er hat also wieder ganze Arbeit geleistet, euer Lehrer für Verteidigung", seufzte Hermine.

„Er hat uns nacheinander mit dem Imperius-Fluch belegt und diejenigen, die sich nicht sofort wehren konnten zwang er, peinliche Dinge zu tun", wetterte Timothy.

„Er drohte mir, mich aus dem Fenster springen zu lassen, wenn ich mich nicht gleich verteidigen würde", keuchte Gregory.

„Wie kann ein Mensch nur so gemein sein", schluchzte Amanda Lewis, eine sanftmütige Hufflepuff.

„ICH HASSE IHN!", heulte Felicia los.

„Er ist ein Monster!"

„Es ist noch viel schlimmer als früher, in Zaubertränke!"

„Dauernd zieht er uns völlig ungerechtfertigt Punkte ab!"

„Mir wird jedes Mal furchtbar schlecht vor dem Verteidigungs-Unterricht!"

„Uns Mädchen macht er besonders gern fertig!"

„Ich wünsch´ ihm die Pest an den Hals!"

„Zu uns ist er noch viel fieser, als zu den unteren Klassen!"

„Dieser widerliche Despot!"

„Es macht ihm Spaß uns zu quälen!"

„Lange halte ich das nicht mehr aus!"

Die aufgestaute Wut hatte sich in lautstarke Schimpftiraden verwandelt und die Beschwerden flogen Hermine nur so um die Ohren.

„Beruhigt euch!", rief sie - allerdings ohne irgend eine Wirkung zu erzielen. Die Schüler schrieen einfach weiter.

„HALTET DIE KLAPPE!", donnerte sie schließlich, und augenblicklich war es still.

„Die Snape-Methoden sind zwar nicht immer die nettesten, aber die Wirkung ist beachtlich", murmelte sie vor sich hin.

„So – nun hört mir zu", sagte sie eindringlich, aber wieder freundlich, „ich weiß, wovon ihr sprecht – ich habe es am eigenen Leib erlebt. Ihr müsst euch unbedingt ein dickeres Fell zulegen – das ist das Allerwichtigste – lasst seine Gemeinheiten gar nicht so nah an euch herankommen. Und dann müsst ihr aufhören zu jammern und euch, verdammt noch mal, mehr anstrengen. Verteidigung ist nun mal ein anspruchsvolles Fach und Professor Snapes harte Gangart wird von der Schulleitung toleriert – ich habe deswegen schon mit Direktor Dumbledore gesprochen - ihr müsst euch einfach mehr reinhängen. Seht es als Herausforderung und bezwingt eure Ängste."

Die Schüler sahen sie verblüfft mit aufgesperrten Mündern an.

„ZEIGT ES IHM! BEWEIST IHM, WOZU IHR FÄHIG SEID!", brüllte Hermine. „Und macht es bald, sonst kommen wir hier, im Zaubertränkeunterricht, gar nicht mehr weiter", fügte sie kopfschüttelnd hinzu. „Ihr seid ja jedes Mal, wenn ihr nach Verteidigung zu mir kommt völlig durch den Wind. So kann das nicht weitergehen."

Immer noch reagierte keiner. Sprachlos saßen sie da und starrten ihre Lehrerin mit großen Augen an, bis auf einmal ganz hinten jemand anfing zu applaudieren.

Hermine hob den Kopf und erstarrte, während von ihren Schülern, die sich alle umdrehten, die meisten mit einem entsetzten Japsen reagierten.

Im Türrahmen lehnte Snape, mit einem teuflischen Ausdruck im Gesicht, und klatschte in die Hände.

„Bravo, Frau Kollegin, und meinen verbindlichen Dank", sagte er mit einer angedeuteten Verbeugung. „Ihre Ansprache war wirklich eindrucksvoll. Vielleicht könnten diese jämmerlichen Gestalten hier", er wedelte mit der Hand lässig in Richtung der paralysierten Schüler, „vor der nächsten Unterrichtsstunde in Verteidigung zu ihnen kommen, um sich, so heftig wie gerade eben, einpeitschen zu lassen – damit sie es mir so richtig zeigen können."

„Wie lange stehen sie dort schon?", sagte Hermine scharf.

„Oh..., ich kam gerade vorbei, als ich sie schreien hörte – irgendwas von Klappe halten – und ich dachte, sie brauchen vielleicht Hilfe...", sagte Snape beiläufig.

„Gehen sie jetzt bitte, Severus", sagte Hermine gepresst und ihre Augen funkelten gefährlich.

„Natürlich, Hermine", sagte Snape eine Spur zu höflich, „nur eine Frage noch - wissen sie eigentlich selber, wie man den Imperius abwehrt?"

Hermine wurde unangenehm bewusst, dass nun alle Schüler sie erwartungsvoll anstarrten. Dieser Mistkerl brachte sie in eine sehr unangenehme Situation.

„Ja, ...ich denke schon", sagte sie vage.

„Ach – denken sie?", sagte er süffisant. „Wollen sie ihren Schützlingen nicht eine kleine Kostprobe davon geben, wie man mir etwas beweisen kann?"

„Wagen sie es nicht, mich mit dem Imperius-Fluch zu belegen", fauchte Hermine.

„Feige...?", sagte Snape. „Sie erwarten von diesem Haufen halbwüchsiger Freaks also mehr Mut, als sie selber aufbringen können?"

Die Schüler sahen atemlos zwischen ihren beiden Professoren hin und her. Auch Hermine schnappte nach Luft, aufgrund dieser offenen Beleidigung.

Sie saß in der Klemme! Wenn sie sich weigerte, ihr Können zu beweisen, machte sie sich bei den Schülern unglaubwürdig. Ließ sie sich auf Snapes Vorschlag ein, und schaffte es nicht, sich gegen den Fluch zu verteidigen, bekäme er die vollkommene Kontrolle über ihre Handlungen und somit die Möglichkeit, sie gehörig lächerlich zu machen. So oder so – sie würde sich blamieren. Es gab nur eine Lösung – sie musste mitmachen und es schaffen, den Fluch abzuwehren!

„In Ordnung – ich mach´s!", sagte sie entschlossen.

Snape sah sie überrascht an. „Tatsächlich?", fragte er. „Respekt!"

Er ging auf Hermine zu, zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf sie. Voller Grauen erkannte sie, dass ihr keine Zeit bleiben würde, sich vorzubereiten.

Imperio", sagte Snape, und in ihrem Inneren breitete sich sofort ein äußerst angenehmes Gefühl aus.

Wie aus weiter Ferne nahm sie seine Stimme wahr, die ihr befahl, auf den Tisch zu klettern und ein Lied zu singen.

Sie ging zum nächstbesten Tisch und hob schon ein Bein um hinaufzusteigen, als sie in ihrem Hinterkopf eine eindringliche Stimme vernahm, die sich Snapes Anweisungen energisch widersetzte.

Klettern sie auf den Tisch! - hörte sie ihn wieder sagen.

(Nein!)

Raufklettern! Sofort!

(Nein!)

Singen sie!

(Nein, ich will nicht!)

SIE SOLLEN RAUFKLETTERN UND SINGEN!

(NEIN!)

Wie wär´s mit einem kleine Stepptanz?

(Wirklich nicht!)

Enervate", sagte Snape.

Hermine fühlte sich, als ob sie aus einer weichen Wolke auf den harten Boden fallen würde. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie wieder ganz bei sich war.

Snape sah sie aufmerksam an und sie registrierte erstaunt, dass in seinem Blick ehrliche Annerkennung lag.

„Ich hoffe, sie alle haben ganz genau zugesehen", sagte er mit verächtlichem Blick auf die Schüler, die Hermine immer noch gebannt anstarrten. „Professor Granger hat die Verteidigung gegen diesen Fluch mit Sicherheit schon lange nicht mehr anwenden müssen, vermutlich seit sie selber in der siebten Klasse war nicht mehr, und sie hat´s trotzdem auf Anhieb tadellos hingekriegt. Das sollte ihnen wirklich zu denken geben!"

Hermine konnte nicht verhindern, dass sie sich bei diesem unerwarteten Lob rosa verfärbte.

Mit den abschließenden Worten, Hermine solle ihren Schülern jetzt doch lieber etwas über Zaubertränke beibringen, verließ Snape schließlich den Unterrichtsraum.

Voller Bewunderung, manche fast ehrfürchtig, sahen die Schüler ihre Professorin für Zaubertränke an und Hermine, der das Ganze trotz ihres Erfolges etwas peinlich war, beeilte sich, zum eigentlichen Thema ihres Unterrichts zu kommen.

Als am Ende der Doppelstunde alle eine Probe des hergestellten Trankes bei ihr abgeliefert hatten, empfahl Hermine ihnen noch, sich gründlich auf das Rezept vorzubereiten, dass sie beim nächsten Mal behandeln würden und das äußerst schwierig herzustellen war, und nannte ihnen die entsprechen Seiten im Lehrbuch, sowie andere Quellen zum Nachschlagen.

„Außerdem...", fügte sie hinzu, als die Schüler schon anfingen, ihre Sachen zusammenzupacken, „außerdem werden sie sich bis zur nächsten Stunde überlegen, welche positiven Eigenschaften Professor Snape hat, als Ausgleich für ihre ziemlich heftigen Beschuldigungen von vorher. Ich erwarte von jedem von ihnen mindestens einen Punkt, inklusive einer einleuchtenden Erklärung."

Die Köpfe der Schüler schnellten in die Höhe und Hermine schaute zum wiederholten Male in perplexe Gesichter. Einige, die ihre Aufforderung offensichtlich nicht ernst nahmen, fingen an zu kichern.

„Das ist aber jetzt nicht ihr Ernst, oder?", fragte Penelope vorsichtig.

„Oh, doch!", antwortete Hermine streng. „Ich will verhindern, dass sie zu eingleisig werden in ihrer Wahrnehmung."

Als Hermine an diesem Abend die große Halle betrat, war sie erstaunt, McGonagall bei Dumbledore und Snape sitzen zu sehen. Normalerweise vermied Minerva, wenn irgend möglich, jeden überflüssigen Kontakt mit ihrem missmutigen Kollegen.

Miss Peephole, die sich gewöhnlich jeden Abend um den Platz, gegenüber von Snape riss, saß dumpf vor sich hinschmollend neben diesem.

Hermine setzte sich neben McGonagall, von der sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßt wurde.

Anfangs plätscherte die Unterhaltung über den üblichen Schulalltag, an der sich mehr oder weniger alle beteiligten, entspannt vor sich hin, aber schließlich konnte Snape es nicht lassen, von der Imperius-Sache zu erzählen.

„Irgendwie ist es schon gemein von Ihnen, Hermine, ihre Schüler um den Genuss von diesem - I will allways love you - aus dem Munde einer so begnadeten Sängerin zu bringen", beendete er spöttisch lächelnd seinen kurzen Bericht.

Dumbledore fand das scheinbar recht lustig, McGonagall sah Hermine amüsiert aber fragend an und Peephole schien nicht zu wissen, von was überhaupt die Rede war.

„Was genau ist denn ein Imperius?", fragte sie mit großen Kulleraugen.

„Wollen sie´s mal ausprobieren?", fragte Snape seidig, mit einem Seitenblick auf die Wildhüterin, der zu tief angesetzt war, um ihr Gesicht zu meinen.

„Nein, Severus, das will sie nicht!", sagte Dumbledore streng und warf Snape einen strafenden Blick zu.

„Das ist einer der verbotenen dunklen Flüche – man nennt sie auch: die Unverzeihlichen – er macht die verfluchte Person willenlos und liefert sie völlig der Willkür des Angreifers aus", erklärte Hermine.

Der Blick, den Pamela Peephole daraufhin ihrem Tischnachbarn zuwarf, machte deutlich, dass sie sein Angebot auch nach Hermines Erklärung nicht übermäßig abschreckend fand.

„Professor Snape wendet diesen Fluch nur an, um den Schülern der Abschlussklasse die Verteidigung dagegen beizubringen", fügte Hermine hinzu.

Ein Hauch von Enttäuschung macht sich auf Peepholes Gesicht breit, und sowohl McGonagall als auch Dumbledore, mussten sich das Grinsen verkneifen.

Um sich für das Ausplaudern ihrer Verteidigungs-Demonstration zu rächen, erzählte Hermine von der ungewöhnlichen Zusatz-Hausaufgabe, die sie der siebten Klasse aufgebrummt hatte.

Snape starrte sie an, als ob sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte.

Dumbledore giggelte entzückt vor sich hin während McGonagall in ihre vorgehaltene Hand prustete.

„Oh, oh..., das wird schwer – die armen Kinder", kicherte Dumbledore.

„Und da heißt es immer, nur Severus quält seine Schüler", keuchte McGonagall und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

Snape funkelte sie böse an und setzte zu einer passenden Gegenattacke an als er von Peephole unterbrochen wurde.

„Ich verstehe das nicht", sagte sie verwundert und schaute Snape kuhäugig an, „Professor Snape ist doch ein sehr netter Mann und hat bestimmt ganz viele positive Eigenschaften."

Der erneute Heiterkeitsausbruch, den sie damit bei den anderen Dreien auslöste, veranlasste Snape dazu, seinen Mund zu halten und das Gesicht in den Händen zu vergraben.

Als das Gekicher etwas abgeflaut war tauchte er wieder auf und warf der Wildhüterin, die ihn immer noch verzückt anstarrte, einen jener Blicke zu, die jeden halbwegs intelligenten Menschen zur sofortigen Fluch veranlasst hätten.

„Miss Peephole...", sagte er ölig.

„Nennen sie mich doch Pamela", unterbrach sie ihn säuselnd.

„MISS PEEPHOLE", sagte Snape, „wie wäre es, wenn sie noch etwas von diesem vorzüglichen Nachtisch zu sich nehmen, dann wären sie beschäftigt und müssten sich nicht damit strapazieren, solch haarsträubenden Blödsinn von sich zu geben."

Als Snape sich später verabschiedete und hinausging beeilte Hermine sich, um kurz darauf ebenfalls die Halle zu verlassen.

„Severus!", rief sie ihm nach, als sie seine Gestalt am Fuß der Kerkertreppe um Ecke biegen und verschwinden sah. „Warten sie bitte einen Moment."

„Sie schon wieder!", sagte er barsch, als sie ihn schließlich eingeholt hatte. „Was wollen sie?"

„Sind sie sauer auf mich?", fragte Hermine.

„Wie kommen sie denn auf die Idee?", fragte Snape sarkastisch.

„Oh..., ich hatte das Gefühl, meine Hausaufgabe für die siebte Klasse hat ihnen nicht gefallen", sagte Hermine mit harmlosem Augenaufschlag.

„Was zum Teufel hat sie veranlasst, ihren Schülern einen solchen Bockmist aufzugeben?", knurrte Snape.

„Sie!", sagte Hermine trocken.

„Hätten sie die unbeschreibliche Güte, sich etwas klarer auszudrücken", fauchte Snape.

„Wenn die Schüler nicht immer völlig durchgeknallt von ihrem Unterricht in meinen kommen würden, müsste ich mir keine besonderen Strategien ausdenken, um sie wieder einigermaßen in die Spur zu bekommen", keifte Hermine.

„Und was soll das für eine besondere Strategie sein, eine so unsinnige Aufgabe zu stellen?", raunzte Snape zurück.

„Von wegen unsinnig! Sogar so ein Widerling wie sie hat seine Vorzüge", zischte Hermine.

„Nämlich?", sagte Snape gereizt.

„Ähm..., na ja..., zum Bespiel sind sie Weltmeister im Wildhüterinnen-Beleidigen", meinte Hermine und fing an zu grinsen. „Außerdem könnten sie ja in den nächsten Tagen ganz furchtbar nett zu den Schülern der Siebten sein, damit sie den Armen die schwierige Aufgabe ein bisschen erleichtern."

„Den Teufel werde ich tun", fauchte Snape, doch sie meinte ein leichtes Lächeln auf seinen Zügen zu erkennen.

„Bitte nicht mehr böse sein", sagte Hermine herzig und lächelte ihn an.

Bitte nicht mehr böse sein", äffte Snape ihren Tonfall nach. „Sie sind ein ganz unmögliches Weib, Hermine!"

„Vielen Dank", sagte Hermine grinsend, „so ein Kompliment, ausgesprochen von einem wahren Experten für unmögliches Benehmen, macht mich wirklich glücklich."

Snape sah sie amüsiert an. „Wo ist nur das schreckhafte kleine Mäuschen geblieben, das sie früher einmal waren?", sagte er kopfschüttelnd.

„Das ist eventuell zu oft von einem großen, bösen, schwarzen Kater gefressen worden", säuselte Hermine und klimperte heftig mit den Wimpern.

„So, so, gefressen...", murmelte Snape und sah sie interessiert an.

„Es ist Zeit für mich, ins Bett zu gehen", sagte er dann abrupt, „wenn sie nichts dagegen haben, verabschiede ich mich jetzt, „es sei denn sie wollen mitkommen."

„W...was...?", Hermine, die nicht glauben konnte, was sie gerade gehört hatte sah ihn fassungslos an.

„Ein gewisser Rest vom Mäuschen scheint doch noch übrig zu sein", raunte Snape unverschämt grinsend, „und große, böse Kater können das Mausen nun mal nicht lassen."

„Gute Nacht, Hermine – und träumen sie was Schönes", verabschiedete er sich, nachdem sie ihn immer noch sprachlos anstarrte, und wandte sich ab.

„Severus..., einen Moment noch...", hielt Hermine in zurück.

„Haben sie es sich etwa anders überlegt?", fragte er belustigt.

„NEIN! Hören sie bloß auf damit!", sagte sie verlegen. „Ich wollte sie fragen, ob sie ein paar Produkte, die meine Schüler im Zusatzunterricht hergestellt haben, auf ihre Tauglichkeit testen wollen.

„Und welche wären das?", fragte er misstrauisch.

„Na ja, da wären einige Badezusätze, Öle, ein Trank gegen Menstruationsbeschwerden, etliche Hautcremes, verschiedene Sachen für die Haare und noch ein paar andere Kleinigkeiten", zählte Hermine munter auf. „Ich habe alles fein säuberlich beschriftet, mit Inhaltsangabe und erwünschter Wirkungsweise, damit man nichts durcheinander bringt", fügte sie stolz hinzu.

„Wollen sie mich verarschen?", sagte Snape drohend. „Meinen sie tatsächlich, dass ich dieses Zeug für sie ausprobiere?"

„Nein, natürlich nicht!", stöhnte Hermine gereizt. „Ich meinte testen im Sinne von UNTERSUCHEN, auf eventuell schädliche Auswirkungen. Sie hatten doch den Verdacht, meine Rezepturen könnten die Krätze auslösen. Es hätte ja auch wenig Sinn, wenn sie einen Trank gegen Menstruationsbeschwerden an sich selbst ausprobieren", fügte sie schmunzelnd hinzu.

„Schön – geben sie das Zeug schon her", sagte er gnädig. „Sollte ich einmal gar nichts anderes zu tun haben, werde ich es überprüfen."

„Das wäre zu gütig von ihnen", flötete Hermine. „Die Sachen sind in meinem Büro – ich werde sie einfach ein Stück begleiten und gebe ihnen die Kiste dann gleich mit."

„Darf ich sie noch etwas fragen?", sagte sie, nachdem sie ihm die Holzkiste, in der sich diverse Fläschchen und andere Glasgefäße befanden, schließlich überreicht hatte. „Wir haben Schwierigkeiten mit einer bestimmten Rezeptur - das Ergebnis lässt sich einfach nicht optimieren."

Sie schaute Snape nachdenklich an.

„Ich dachte, dass sie vielleicht Rat wüssten, als Mann und damit selbst Betroffener sozusagen – es geht um´s Enthaaren", fügte sie erklärend hinzu, „obwohl das für Frauen natürlich durchaus auch interessant ist."

„Tatsächlich? Wo genau wollen sie denn Haare loswerden, Hermine?", sagte Snape mit einem anzüglichen Grinsen.

Hermine, die spürte, dass sie wieder einmal rot anlief, stemmte wütend die Hände in die Hüften.

„Sie verstehen mich absichtlich falsch – ich meine in erster Linie Barthaare bei Männern, und was ich bei Frauen meine, will ich ihnen gar nicht erklären, weil sie mich dann ja doch wieder in die Pfanne hauen – auf jeden Fall nicht das, was SIE meinen", schnaubte sie.

„Die einzige, wirklich optimale Art, Barthaare loszuwerden ist Rasieren", sagte Snape immer noch grinsend. „Da kann kein Zauberspruch, keine Tinktur und auch kein Trank mithalten – bei letzterem läuft man außerdem Gefahr, nach der Anwendung kahlköpfig dazustehen - und ich gehe davon aus, dass das auch für sämtliche anderen Haare an sämtlichen anderen Stellen gilt."

„Gut, danke, ich werde das weitergeben", sagte Hermine seufzend. „Haben sie vielleicht irgendeine Idee, was ich mit den Jungs sonst noch fabrizieren könnte – das ist schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte. Die männlichen Bedürfnisse sind in den Bereich doch etwas anders gelagert."

„Tut mir leid, Hermine", sagte Snape mit seiner allersamtigsten Stimme, „das einzige, was ich ihnen über männliche Bedürfnisse erzählen könnte, würde sie umgehend wieder in ein Mäuschen verwandeln."