Hallo Ihr Lieben – weiter geht's!
Und nicht, dass Ihr meint, nach dem Picknick im Wald hält nun die Harmonie Einzug... g
Kapitel 17Wenn Hermine gehofft hatte, dass die entspannte Stimmung von ihrem Abstecher in den Wald bei Snape anhalten würde, so musste sie sich bereits am nächsten Tag eingestehen, dass sie damit gründlich auf dem Holzweg gewesen war.
Snape war nicht nur so mies gelaunt wie gewöhnlich – nein, er übertraf sich sogar noch selbst in punkto Bissigkeit – und die Klagen der Schüler mehrten sich genauso, wie die der anderen Lehrer.
Als Hermine am Nachmittag ihren Unterrichtsraum verließ, kam sie dazu, wie Snape einige Erstklässler, die noch auf dem Korridor herumstanden und schwatzten, und ihm nicht gleich Platz gemacht hatten - vermutlich, weil sie ihn gar nicht bemerkt hatten - derart grob zusammenpfiff, dass sie entsetzt zur Seite sprangen und sich ängstlich aneinander klammerten.
„Ist schon gut – ihr habt nichts falsch gemacht", sagte Hermine zu den verstörten Kindern. „Geht jetzt bitte alle hinauf."
Sie starrte ihren aggressiven Kollegen böse an, wartete aber, bis der letzte Schüler die Treppe hinaufgestiegen, und damit außer Hörweite war. Dann baute sie sich angriffslustig vor Snape auf, der zu ihrer Verwunderung nicht einmal den Versuch gemacht hatte, zu verschwinden, sondern dem drohenden Blick nach zu urteilen, mit dem er sie anfunkelte, ebenfalls auf eine Auseinandersetzung erpicht war.
„Was fällt ihnen ein, meine Autorität zu untergraben", bellte er. „Ihr habt nichts falsch gemacht...", säuselte er, übertrieben ihren besänftigenden Tonfall nachahmend, „was soll der Mist?", fügte er giftig hinzu. „Sorgen sie gefälligst dafür, dass die kleinen Kröten nach ihrem Unterricht den Kerker umgehend verlassen, dann kriegen sie auch keinen Ärger mit mir."
„Was, zur Hölle, ist eigentlich mit ihnen los?", konterte Hermine bissig. „Gibt es einen Wettbewerb – Bösartigster Lehrer des Jahres – von dem ich nichts weiß?"
„Gesetzt den Fall, es gäbe einen – sie als pädagogisches Weichei hätten ohnehin keine Chance auf den Sieg", giftete er zurück.
„Wenigstens lasse ich meine eigenen Probleme nicht in Form von so üblen Attacken an den armen Schülern aus", stichelte Hermine, „das würde ich nämlich als höchst unprofessionell empfinden."
Snape sah sie so zornig an, dass sie schon fast damit rechnete, ihm würde gleich, wie bei einer Comicfigur, der Dampf aus den Ohren schießen. Dieser absurde Gedanke ließ ihre Mundwinkel leicht zucken, was Snape nicht entging, und seine Wut noch zu steigern schien.
„Schön, dass sie das wenigstens kapiert haben", sagte er leise und bedrohlich.
„Dass ich was kapiert habe", fragte Hermine.
„Dass die Probleme, die SIE mir bereiten, sich unmittelbar auf die lieben Kleinen auswirken", sagte Snape gehässig. „So können sie sich jedes Mal, wenn sie an einem Paar tieftrauriger und gedemütigter Kinderaugen vorbeikommen, sagen – ICH, HERMINE GRANGER BIN SCHULD DARAN!"
„Hat ihnen schon mal jemand gesagt, dass sie ziemlich abartig sind", fauchte Hermine.
„Kommt mir bekannt vor", sagte er kühl, „und jetzt befolgen bitte auch sie den Rat, den ich ihren Küken gerade in etwas verschärfter Form gegeben habe, und gehen sie mir aus dem Weg."
„Ich habe genauso viel Recht, hier unten zu sein wie sie, und wenn ich ihnen im Weg stehe, werden sie eben um mich herumgehen müssen", sagte Hermine und funkelte ihn mit wütend zusammengekniffenen Augen an.
„So – muss ich das?", zischte Snape, schob sie unsanft zur Seite und rauschte den Flur hinunter.
„Sie benehmen sich wirklich unmöglich", rief Hermine ihm erbost nach.
„Ich habe nie etwas anderes behauptet", rief Snape zurück und knallte seine Wohnungstür hinter sich zu.
Zu Hermines Erstaunen und zum Entsetzen der meisten anderen erschien Snape trotz seiner miserablen Laune zu jeder Mahlzeit in der großen Halle, was völlig unüblich für ihn war, und zu einigen Spekulationen Anlass gab.
Einzig Dumbledore quittierte seine regelmäßige Anwesenheit mit einem verständnisvollen Lächeln und nahm die launischen Anwandlungen seines jüngeren Freundes mit stoischer Gelassenheit hin.
Minerva McGonagall brachte schließlich während des Abendessens die Frage, die auch die meisten ihrer Kollegen beschäftigte, auf den Punkt.
„Warum, zum Geier, hängen sie ständig hier rum, Severus, wenn sie so übel drauf sind", fragte sie gerade heraus, „ist das nur, weil sie uns alle ein bisschen leiden sehen wollen, oder hat das einen besonderen Grund."
„Dafür ist ihre junge Kollegin hier verantwortlich", sagte Snape und machte eine Kopfbewegung zu Hermine. „Sie hat behauptet, ich würde ihr aus dem Weg gehen – und so was kann ich doch unmöglich auf mir sitzen lassen", fügte er hinzu und betrachtete genießerisch die empörten Blicke, welche die anderen der Frau zuwarfen, die ihnen das offenbar eingebrockt hatte.
„Außerdem hat sie, aus mir unverständlichen Gründen beschlossen, dass ich eigentlich gar nicht so schlimm bin, wie immer alle behaupten", fuhr Snape fort.
Die Blicke, die Hermine daraufhin zugeworfen wurden umfassten eine Spannbreite von missbilligender Ungläubigkeit bis hin zu deutlichem Mitleid.
Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, ohne Dinge preiszugeben, die sie zu diesem Zeitpunkt auf keinen Fall preisgeben wollte, und es war ihr sichtlich unangenehm, auf diese Art im Mittelpunkt zu stehen. Ein kurzer Blick auf Snape bestätigte ihr, dass er es genau darauf angelegt hatte.
„Hermine, deine soziale Einstellung in allen Ehren", sagte Poppy Pomfrey sanft, „aber du bist noch nicht lange hier – als Lehrerin meine ich - du wirst schon noch dahinterkommen, dass man nicht mit jedem auskommen kann."
„Vielleicht sieht Hermine ja mehr, als wir alle miteinander", wandte Dumbledore ein, und schenkte Hermine ein anerkennendes Lächeln.
„Ich halte das für eine glasklare Illusion!", sagte McGonagall kühl, und sah Snape skeptisch an.
„Und das Reich der Illusionen haben sie in ihrem ... ähm..., gesetzten Alter natürlich schon längst verlassen, Minerva", sagte Snape abschätzig und eröffnete damit eine neue Runde im Austausch kleiner und größerer Bosheiten, die erst mit dem Ende der Mahlzeit ausklang.
Auch am nächsten Tag war auf Snapes Stimmungsbarometer kein Aufwärtstrend festzustellen.
Hermine allerdings war am nächsten Nachmittag in ausgesprochener Hochstimmung.
Felicia Marlow und Penelope Lawrence hatten heute das Öl fertiggestellt, weswegen sie mit Snape gewettet hatte, und es war ihnen tatsächlich gelungen, trotz der äußerst komplizierten Herstellungsweise, keinen einzigen Fehler zu machen.
Gleich nach dem Ende des Zusatzkurses machte sie sich, mit einer Probe der Rezeptur in der Hand, auf den Weg zu Snapes Büro, wo er um diese Tageszeit wohl am ehesten anzutreffen war.
Sie behielt recht – er saß Schüleraufsätze korrigierend hinter seinem Schreibtisch und sah sie, bei ihrem Eintreten an, als wäre es ein fürchterlicher Frevel, ihn dabei zu stören.
„Jetzt sind sie dran, Severus!", sagte Hermine mit einem strahlenden Siegerlächeln und stellte die Ölflasche schwungvoll vor ihm auf dem Tisch ab.
Er sah das Fläschchen misstrauisch an, als befürchtete er, es könne explodieren. Als nichts dergleichen geschah, nahm er es in die Hand, hielt es prüfend gegen das Licht, das durchs Fenster hereinfiel und ließ den Inhalt leicht kreisen, während er ihn skeptisch musterte.
„Ich nehme an, das ist ihr berühmtes magisches Massageöl", sagte er schließlich, „und ich vermute stark, sie wollen mir mit ihrem unverschämten Grinsen signalisieren, dass das Zeug perfekt ist, und ich die Wette, die ich in einem Anfall geistiger Umnachtung mit ihnen abschloss, verloren habe."
„So ist es!", sagte Hermine fröhlich und setzte sich, die Beine übereinanderschlagend auf den Rand seines Schreibtisches.
Snape reagierte sofort. „Was tun sie auf meinem Tisch?", fragte er streng.
„Nachdem sie es unhöflicherweise wieder unterlassen haben, mir einen Stuhl anzubieten", sagte Hermine gelassen, „habe ich mir eben selbst einen Sitzplatz ausgesucht."
„Dort steht ein Stuhl!", sagte Snape gereizt und deutete auf den Sessel, in dem sie vor ein paar Tagen schon gesessen hatte.
„Den mag ich nicht!", sagte Hermine und blieb sitzen.
„Weiber!", murmelte Snape kopfschüttelnd, und wandte sich wieder der Flasche in seiner Hand zu.
„Und wer sagt mir, dass das Ergebnis tatsächlich der Rezeptur entspricht?", sagte Snape zweifelnd. „Es würde mit Sicherheit einige Zeit in Anspruch nehmen, das nachzuprüfen."
„Ich versichere ihnen, dass es völlig in Ordnung ist", sagte Hermine, „ich gebe ihnen sogar mein Wort darauf, wenn sie das für nötig halten – und ich habe sie noch nie angelogen."
Snape sah sie abschätzend an.
„Wenn sie wollen, können sie ja auch die Wirkung testen", sagte Hermine und grinste anzüglich. „Sie wirken ohnehin ziemlich verspannt - soll ich sie massieren?"
„Nein danke! Nicht nötig!", sagte Snape pikiert. „Sie sind auch so sehr überzeugend."
„Sie, als exzellenter Zaubertrankmeister, haben doch aufgrund der Zutatenliste auch eine Vorstellung davon, wie das Ganze riechen müsste, wenn die Mengenangaben bei der Herstellung eingehalten wurden", sagte Hermine. „Schnuppern sie doch mal!"
„Daran habe ich auch schon gedacht, Miss Schlaumeier", sagte Snape und sah sie strafend an, „aber ihre Zusicherung genügt mir wirklich vollauf."
„Dann sind wir uns also einig, dass ich die Wette gewonnen habe?", frohlockte Hermine.
„Sieht ganz so aus", sagte Snape.
„Und sie wissen auch noch, was ihr Wetteinsatz war?", sagte Hermine grinsend.
„Aber ja doch – sie konnten es sich ja nicht verkneifen, mich daran zu erinnern", sagte Snape und verzog angewidert das Gesicht.
„Ich finde, morgen ist der ideale Tag, um ihre Schulden einzulösen", sagte Hermine.
„Morgen schon?", sagte Snape entrüstet. „Können sie nicht noch eine Woche warten?"
„Ich könnte schon – aber ich will nicht!", entgegnete Hermine mit Nachdruck. „Sie haben sich die letzten zwei Tage so übel aufgeführt – da kommt das gerade richtig."
„Was sind sie nur für eine herzlose, nachtragende Frau", sagte Snape kopfschüttelnd und zog die Augenbrauen hoch.
„Sie wollen sich doch nicht etwa drücken?", fragte Hermine misstrauisch.
„Nein!", versicherte Snape. „Ich werde morgen zu jedem, den ich treffe nett sein."
„Den ganzen Tag – und sie dürfen sich nicht in ihrem Kerker verkriechen, um niemanden über den Weg zu laufen, oder ähnliches", sagte Hermine streng.
„Ich verkrieche mich nie!", fauchte Snape.
„Sie wissen schon, was ich meine", sagte Hermine ungeduldig, „keine Tricks, versprochen?"
„Ja – schon gut", sagte Snape genervt. „Können wir uns darauf einigen, dass der Tag nach Sonnenuntergang vorbei ist?"
„Ja – ich denke das reicht", sagte Hermine gnädig.
„Sehr großzügig von ihnen!", schnarrte Snape. „Noch eine Bedingung..."
„Wer sagt, dass sie Bedingungen stellen können?", sagte Hermine spitz.
„Na schön, sie hartherzige Hexe", seufzte Snape, „dann eben eine Bitte – würde es ihnen etwas ausmachen, den anderen Bewohnern des Schlosses erst nachher zu erzählen, dass ich eine Wettschuld eingelöst habe?"
„Sagen wir – frühestens, wenn die Sonne morgen untergeht", sagte Hermine bereitwillig.
„Verbindlichen Dank!", sagte Snape. „Und jetzt machen sie, dass sie von meinem Tisch runter kommen – und zwar sofort!"
„Ich freue mich wirklich sehr auf morgen", sagte Hermine lächelnd, und schwang sich elegant von dem Schreibtisch herunter. „Sehe ich sie beim Abendessen?"
„Selbstverständlich", sagte Snape, „ich muss doch dafür Sorge tragen, dass man morgen einen deutlichen Unterschied bemerkt."
„Das wird man - ohne Frage", sagte Hermine lachend.
Am nächsten Morgen, beeilte sich Hermine sehr, um ja nicht Snapes Ankunft beim Frühstück zu verpassen. Er hatte am Vorabend, wie angekündigt, seinem schlechten Ruf alle Ehre gemacht und kaum einer der Anwesenden, war vor seinen bissigen Bemerkungen verschont geblieben.
Als Snape nun an diesem Morgen die Halle betrat, ging ein kollektives Stöhnen durch die Reihen der Kollegen am Lehrertisch.
Als er am Tisch angelangt war, hatten schon alle in weiser Voraussicht die Köpfe unmerklich eingezogen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und eventuell eine Zielscheibe für neuerliche Bosheiten abzugeben.
Madame Pomfrey, die auch gerade erst gekommen war, zuckte erschrocken zusammen, als Snape stehen blieb und ihr den Stuhl zurechtrückte.
Als er ihnen allen dann noch laut und deutlich, mit freundlicher Stimme einen guten Morgen wünschte, bevor er sich setzte, trafen ihn viele fassungslose Blicke - selbst Dumbledore sah ihn äußerst erstaunt an.
Nur Hermine erwiderte seinen Gruß herzlich und lächelnd.
„Na, Frau Nachwuchs-Giftmischerin – wie geht es ihnen denn heute?", frage Snape fröhlich.
„Oh – danke, bestens!", sagte Hermine schmunzelnd.
„Miss Peephole – Pamela – wären sie bitte so nett, mir die Kaffeekanne zu reichen?", sagte Snape. „Vielen Dank!"
Peephole reichte ihm mit glasigen Augen die Kanne und starrte ihn verzückt an.
„Haben sie irgend etwas mit ihren Haaren gemacht, Minerva?", sagte Snape. „Was auch immer – es steht ihnen ausgezeichnet."
„Haben sie Drogen genommen, Severus?", fragte McGonagall, als sie sich von dem ersten Schock erholt hatte.
„Aber nein – wo denken sie hin, meine Liebe!", sagte Snape und sah sie treuherzig an, was allerdings absolut nicht dazu beitrug, ihre Zweifel zu zerstreuen, denn sie fixierte ihn weiter misstrauisch, mit zusammengekniffenen Augen.
„Darf ich ihnen auch Kaffee nachschenken, Hermine?", fragte Snape höflich.
„Ja, danke! Wirklich sehr aufmerksam von ihnen", sagte Hermine, die sich kaum noch das Lachen verkneifen konnte.
„Wie läuft denn eigentlich ihr freiwilliges Nachmittagsprojekt?", erkundigte sich Snape interessiert. „Gibt es irgendwelche neuen revolutionären Erkenntnisse über das Lackieren von Zehennägeln?"
„Nicht das ich wüsste", antwortete Hermine grinsend, „aber wenn sich da etwas ergeben sollte, halte ich sie gerne auf dem Laufenden, Severus."
„Ja bitte – tun sie das! Man lernt ja bekanntlich nie aus", sagte Snape begeistert.
„Und was steht bei ihnen heute so auf dem Programm, William", sagte Snape zu dem Hausmeister, der ihn völlig verwirrt ansah, „Pokale polieren und Rüstungen nachzählen – oder war das eher umgekehrt...?"
„Äh ..., ich weiß nicht...", sagte Wishmope.
„Sie gehen schon, meine Liebe", sagte Snape zu Professor Sprout, die aufgestanden war. „Einen schönen Gruß an ihre Alraunen!"
„Ich werd´s ausrichten", murmelte Sprout und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Wie läuft´s auf der Krankenstation, Poppy", fragte Snape freundlich, „brauchen sie neue medizinische Vorräte – kann ich ihnen irgendwie behilflich sein –natürlich nur, wenn es unserer neuen Fachfrau für Zaubertränke recht ist", fügte er mit einem entschuldigenden Seitenblick auf Hermine hinzu.
Madame Pomfrey schaute ihn sprachlos an.
„Hübsches Kleid, das sie da anhaben, Poppy!", setzte Snape noch einen drauf.
Ein tonloses Danke war alles, was der erstaunten Krankenschwester über die Lippen kam.
„Hast du eigentlich auch schon meinen neuen Hut bemerkt, Severus?", fragte Dumbledore leicht vorwurfsvoll.
„Aber sicher doch Albus!", rief Snape begeistert. „Tolle Farbe – und die Sternchen glitzern so fantastisch."
„Was ist mit dir los?", flüsterte Dumbledore.
„Ich bin aufmerksam, freundlich, höflich und ausgesprochen nett – das wüschst du dir doch seit über zwanzig Jahren", sagte Snape lächelnd.
„Du bist mir unheimlich, Severus!", sagte Dumbledore.
„Albus!", raunte McGonagall hinter vorgehaltener Hand. „Hältst du es für möglich, dass ihn jemand ausgetauscht hat? Du weißt schon, was ich meine – der echte Snape liegt bewusstlos im Keller, und was hier sitzt ist nur eine Attrappe, ein Zombie oder irgend so was."
Dumbledore runzelte nachdenklich die Stirn, als würde er diese Möglichkeit tatsächlich in Erwägung ziehen.
„Ich versichere euch, das ist Severus", flüsterte Hermine beschwichtigend. „Wenn du mir nicht glaubst, Minerva, dann stell ihm eine Frage, die nur er beantworten kann."
„Okay – lass mich überlegen", sagte McGonagall nachdenklich. „Ah ja – jetzt weiß ich was!"
Sie wandte sich dem gegenüber sitzenden Snape zu und sah ihn lauernd an.
„Severus – was haben sie neulich Tim Caracciola angetan, als er bei ihnen zur Strafarbeit antreten musste", fragte sie scharf. „Mir sind da einige haarsträubende Dinge zu Ohren gekommen."
„Oh – ich habe den armen Jungen ein paar Verteidigungsübungen machen lassen, während er meinen Boden geschrubbt hat", sagte Snape schuldbewusst. „Wahrscheinlich habe ich ihn ein bisschen zu hart angefasst." Er schüttelte den Kopf und seufzte leise. „Ich werde mir wohl etwas einfallen lassen müssen, um das wieder gut zu machen."
„Da habt ihr´s! Das ist definitiv nicht Snape!", rief McGonagall, und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn.
„Aber Minerva", sagte Snape sanft, „sie sollten sich nicht so aufregen – das ist furchtbar ungesund."
„Und weiter?", fauchte McGonagall. „Keine Anspielung auf mein hohes Alter, oder meine geistige Zurechnungsfähigkeit?"
„Aber nein, meine Teuerste – wo denken sie hin", sagte Snape und sah sie erstaunt an.
„Was meint ihr – hält das an, oder macht es auf einmal PLOP, und der alte Giftzahn ist wieder da?", sagte McGonagall zu Hermine und Dumbledore.
„Ich befürchte, dieser Zustand wird nicht allzu lange anhalten", prognostizierte Hermine grinsend. „Also genieße ihn, solange er dauert."
„Ich weiß nicht, ob ich dass genießen kann, wenn mein Lieblingsfeind auf einmal so unnatürlich nett ist", murmelte McGonagall kopfschüttelnd.
„Ich werde jetzt mal lieber gehen", sagte Snape aufgeräumt, „sonst müssen die lieben Kleinen am Ende noch unnötigerweise vor dem Klassenzimmer warten. Einen schönen Tag noch."
Die am Tisch Verbliebenen schauten ihm gesammelt mit äußerster Verwunderung nach, und sobald er außer Hörweite war ging das Getuschel über sein verändertes Benehmen los.
Hermine hörte sich eine Weile die verschiedenen Spekulationen an, ohne jedoch selbst etwas beizutragen, bevor sie beschloss, Snape nachzugehen, und ihn beim ersten Aufeinandertreffen mit den Erstklässlern, die gleich bei ihm Unterricht hatten, zu beobachten.
Sie fand, dass sie bei so einer Gelegenheit die Schüler, die sie in der ersten Stunde zu unterrichten hatte, ruhig einmal ein bisschen warten lassen konnte.
Sie kam gerade rechtzeitig, um das Schauspiel genießen zu können.
Als sie die Treppe hinaufgestiegen war, sah sie Snape auf eine Gruppe von Schülern zutreten, die schon vor seinem Unterrichtsraum warteten.
„Guten Morgen!", sagte er ruhig. „Lasst mich bitte mal durch."
Die Kinder, die immerhin schon seit einigen Wochen Erfahrung mit seinen Launen hatten, sprangen eilig auf die Seite, und zogen in Erwartung der nun gewöhnlich folgenden Gemeinheit die Köpfe zwischen die Schultern, und reckten sie anschließend verwundert, als nichts dergleichen passierte, während Snape aufsperrte.
„So – jetzt kommt rein", sagte er freundlich, und hielt ihnen fürsorglich die Tür auf.
Hermine war irgendwie gerührt, obwohl sie wusste, das sein Verhalten nicht echt war.
Die Schüler der Abschlussklasse, die eine Stunde später Snapes Klassenzimmer betraten, wussten noch nichts, von den veränderten Ausgangsvoraussetzungen, unter denen der Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste heute stattfinden würde. Sie nahmen daher wie immer schweigend und möglichst flott ihre Plätze ein, da sie ihrem äußerst reizbaren Lehrer nicht schon vor Unterrichtsbeginn einen Grund geben wollten, sie niederzumachen.
Snape wartete geduldig bis alle saßen, bevor er das Wort an sie richtete.
„Ich habe beschlossen, den Unterricht heute einmal anders zu gestalten", sagte er. „Bei jedem von ihnen haben sich in den vergangenen Jahren, insbesondere in den zwei letzten, aufgrund der Qualitäten mancher meiner Vorgänger, sicher einige Wissenslücken angesammelt, die sie bis heute mit sich herumschleppen - ich denke, das dürfte auch jedem von ihnen klar sein."
Er blickte prüfend in die Gesichter seiner Schüler, und blieb bei Felicia Marlow hängen.
„Heute keine Einwände, Miss Marlow?", fragte er lächelnd.
Felicia sah ihn sprachlos an, und wartete auf den niederschmetternde Zynismus, der gewöhnlich jeder, auch nur andeutungsweise freundlichen Geste von ihm folgte.
Snape verließ den Platz hinter dem Lehrerpult und kam durch die Bankreihen auf Felicia zu, die ihm nun ziemlich ängstlich entgegenstarrte. Er ging jedoch zunächst an ihr vorbei und griff sich einen freien Stuhl, von weiter hinten, kam wieder zu ihr zurück, wo er den Stuhl einen halben Meter vor ihrer Bank abstellte und sich darauf niederließ. Bequem zurück gelehnt, mit übereinandergeschlagenen Beinen und verschränkten Armen saß er nun da, und sah sie erwartungsvoll, aber keineswegs böse an.
Als ungefähr zwei Minuten verstrichen waren, und Snape immer noch schweigend vor ihr saß, wurde Felicia merklich unruhig und fing an nervös auf ihrem Platz herumzurutschen.
„Was tun sie da, Professor Snape?", fragte sie schließlich mit zitternder Stimme.
„Ich warte auf ihre Antwort – aber ich will sie keinesfalls hetzen", sagte Snape ruhig, und auf seinem Gesicht war immer noch nicht die leiseste Spur von Missbilligung zu erkennen.
„Ich habe heute keine Einwände, Professor Snape", sagte Felicia leise.
„Danke, Miss Marlow - das freut mich zu hören,", sagte Snape, stand auf, brachte den Stuhl zurück, und begab sich anschließend wieder nach vorne.
„Ich denke, jeder von ihnen weiß selbst am Besten, in welchem Bereich er noch Defizite hat", fuhr Snape fort, „deshalb schlage ich vor, sie stellen mir in der heutigen Stunde einfach ihre Fragen. Bei Fällen, in denen eine mündliche Erklärung nicht reicht, werde ich ihnen die entsprechenden Quellen zum Nachlesen benennen, oder wenn es nötig sein sollte, auch praktische Anleitung geben. Alles klar so weit? Dann legen sie mal los!"
Wieder ließ er seinen Blick über seine Schüler wandern, die er mit seinem ruhigen, freundlichen Auftreten völlig lahmgelegt zu haben schien.
„Könnte es eventuell sein, dass bei ihnen allen ein kleines Defizit an Mut besteht", fragte Snape amüsiert. „Keine Sorge – ich werde ihnen heute einmal ausnahmsweise nicht den Kopf abreißen. Also - Freiwillige vor!"
Zaghaft wanderten die ersten Hände nach oben, und kurze Zeit später meldete sich jeder einzelne der Siebtklässler.
Als der erste Schüler seine Frage gestellt hatte, gab Snape sie zunächst an den Rest der Klasse weiter, sammelte dann die Informationen die vereinzelt von anderen Schülern kamen und ergänzte fehlende Punkte, bis die Frage zufriedenstellend beantwortet war.
Nachdem nun klar war, das dieses Nachhilfeangebot von ihrem Lehrer durchaus ernst gemeint war, kamen die Schüler richtig in Fahrt und nach einer Weile bombardierten sie ihn geradezu mit Fragen, worüber sie völlig vergaßen, Angst vor ihm zu haben.
Und Snape, der all die Fragen sachlich und ohne jede Häme über ihre Unwissenheit beantwortete, verstieg sich sogar soweit, einige der Schüler, für ihre richtigen Lösungsansätze deutlich zu loben und ihnen Hauspunkte zu geben – darunter auch Cromwell, der vor Freude ganz rote Ohren bekam, und bis zum Ende der Stunde nicht mehr aufhören konnte zu grinsen.
Als die Schüler der Zaubertränke-Abschlussklasse am späten Vormittag bei Hermine im Kerker einliefen, wurden sie von dieser schon mit Spannung erwartet.
Begeistert berichteten sie von der außergewöhnlichen Verteidigungsstunde, die sie gerade hinter sich hatten und von Professor Snapes ungewöhnlich humanem Verhalten.
Sie gaben ihrer inständigen Hoffnung Ausdruck, dass dieser Zustand noch lange anhalten möge und lobten die veränderten Methoden von Snape derart enthusiastisch, dass es Hermine fast das Herz brach, als sie ihnen diese Illusionen vorsichtig versuchte auszureden.
„Ich freue mich wirklich, dass ihr diese zwei Stunden so phantastisch gefunden habt, aber ich würde an eurer Stelle nicht allzu fest damit rechnen, dass Professor Snape auch in Zukunft so umgänglich sein wird", sagte sie behutsam und sah in die enttäuschten Gesichter ihrer Schüler.
„Sie meinen also, er wird morgen wieder genauso fies sein wie früher?", fragte Felicia Marlow tonlos.
„Das wäre durchaus möglich – um genau zu sein, ist das sogar ziemlich wahrscheinlich", sagte Hermine bedauernd, „aber vielleicht hilft es ihnen, sich an heute zu erinnern, wenn er demnächst wieder mies drauf ist. Es ist doch irgendwie tröstlich, zu wissen, dass er auch sehr menschlich sein kann, wenn er will – ich hoffe, das verleiht ihnen allen ein wenig Gelassenheit im Umgang mit seinen künftigen launischen Anwandlungen.
Die Schüler stimmten ihr zwar zögernd zu, schienen aber von dieser Betrachtungsweise nicht restlos überzeugt zu sein.
Als die Stunde zuende war, ließen sich Felicia und Penelope etwas länger Zeit, ihre Sachen zusammenzuräumen. Sowie ihre Klassenkameraden den Raum verlassen hatten gingen sie nach vorne zum Lehrerpult.
„Dürfen wir sie noch etwas fragen, Professor Granger?", sagte Penelope.
„Ja, natürlich – was gibt's?", fragte Hermine.
„Uns ist da so ein Verdacht gekommen", sagte Felicia. „Sie haben doch neulich etwas von einer Wette erwähnt, die sie mit Professor Snape laufen haben – wegen unserem Öl. Hat sein Verhalten von heute irgendetwas damit zu tun?"
„Okay", seufzte Hermine, „es hat damit zu tun. Ich habe, für den Fall, dass er die Wette verliert, von ihm verlangt, dass er einen Tag lang zu allen nett sein muss – und dank ihrer vorzüglichen Arbeit hat er verloren. Sie müssen mir aber versprechen, noch nicht darüber zu reden – die Sache läuft noch bis Sonnenuntergang, und ich habe Professor Snape zugesichert, dass ich bis dahin auch niemandem davon erzählen werde."
Die Schülerinnen versicherten Hermine eifrig, dass sie ebenfalls dicht halten würden.
„Und – finden sie es nicht toll, dass sie beide sozusagen verantwortlich sind für diese spektakuläre Verhaltensänderung ihres Lehrers?"
„Doch, das ist schon was", sagte Penelope grinsend.
„Irgendwie ist es aber auch beängstigend", sagte Felicia unbehaglich, „es fühlt sich ein bisschen so an, wie nach meinem verunglückten Stupor."
„Ich glaube nicht, das er ihnen verübelt, die Rezeptur fehlerfrei hergestellt zu haben", sagte Hermine, „wenn mich nicht alles täuscht, war er sogar ziemlich beeindruckt von ihrer Leistung. Sie sollten sich allerdings nicht in Versuchung führen lassen, ihn im Laufe dieses Tages noch zu provozieren, nachdem sie jetzt den Grund für sein Verhalten kennen – das würde sich späterstens in ihrer nächsten Verteidigungsstunde übel rächen."
„Das ist uns durchaus klar", sagte Felicia mit Nachdruck.
„Werden sie ihm sagen, dass wir Bescheid wissen?", fragte Penelope.
„Das werde ich der Fairness halber wohl tun müssen", sagte Hermine.
In der Mittagspause war Snape längst nicht mehr so gesprächig, wie beim Frühstück, reagierte aber immer noch sehr freundlich, wenn er angesprochen wurde.
Lediglich als Hermine ihn mit einem leicht unverschämten Lächeln fragte, ob es ihm auch gut ginge, erschien für einen kurzen Moment eine steile, zornige Falte zwischen seinen Augenbrauen, bis er sich wieder im Griff hatte, und ihr lächelnd versicherte, dass alles bestens wäre.
Allerdings schien der Umstand, dass er von Kollegen wie Schülern, von allen Seiten neugierig beobachtet wurde, nach dem sich die Nachricht von seiner blendenden Laune während des Vormittags wie ein Lauffeuer durch das ganze Schloss verbreitet hatte, nicht gerade zu seinem Wohlbefinden beizutragen.
Hermine richtete es so ein, dass sie gemeinsam mit ihm die Halle verlassen konnte, um ihn kurz unter vier Augen zu sprechen.
„Es tut mir leid, Severus – aber ich musste Marlow und Lawrence einweihen", sagte sie bedauernd, „Es ließ sich nicht vermeiden – die beiden haben mich direkt darauf angesprochen, ob ihr Verhalten mit der Wette zu tun hat, von der ich ihnen schon erzählt hatte, und ich konnte sie schließlich nicht anlügen."
Einen kurzen Augenblick lang, sah er aus als würde er gleich in altbekannter Manier ausrasten, aber gleich darauf hatte er sich wieder unter Kontrolle.
„Aber das macht doch nichts, Hermine", sagte er verständnisvoll. „Das kann doch jedem mal passieren, dass er vergisst, was er versprochen hat."
„Sie dürfen nicht zynisch sein", ermahnte Hermine ihn vorwurfsvoll.
„Aber wie kommen sie denn auf die absurde Idee, Teuerste, dass ich das auch nur im Entferntesten anders als völlig ernst gemeint haben könnte", sagte Snape treuherzig.
„Nennen wir es mal weibliche Intuition!", sagte Hermine. „Ist es eigentlich sehr schlimm, Severus?", fügte sie mit übertrieben mitleidiger Stimme hinzu.
„Aber nein – ich fühle mich so gut wie nie", sagte Snape etwas gepresst. „Warum fragen sie?"
„Vielleicht, weil ihre Augen eindeutig etwas anderes sagen", flüsterte Hermine verschwörerisch. „Wir sehen uns zum Tee, mein Herr!"
„Miststück!", murmelte Snape, als ihre Wege sich an der Treppe getrennt hatten und sah ihr mit düsterer Mine nach, wie sie im Kerker verschwand.
Am Nachmittag war Snape schon erheblich wortkarger, aber er brachte es noch fertig höflich zu sein, auch wenn sein Lächeln mittlerweile etwas angestrengt wirkte.
Gegen Abend jedoch knirschte er schon fast mit den Zähnen, und die Anspannung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
Hermine setzte sich zum Essen neben ihn, da der Platz gegenüber bereits von Peephole besetzt war, die heute Abend ein äußerst gewagtes Dekolleté trug.
„Jetzt haben sie es bald geschafft", sagte Hermine so leise, das nur Snape sie hören konnte. „Wie fühlen sie sich?"
„Ungefähr so, wie sich Graf Dracula kurz vor Sonnenuntergang fühlen muss", entgegnete Snape.
„Sie kennen Graf Dracula", fragte Hermine belustigt.
„Nicht persönlich, sonst würde ich ihn mal bei ihnen vorbeischicken", sagte Snape.
„Sie lassen nach, Severus", sagte Hermine streng.
„Verzeihen sie, meine Liebe, es wird nicht wieder vorkommen", raunte Snape, aber seine Stimme hatte einen hauchzarten, gefährlichen Unterton.
„Ich hatte mich nur gewundert, dass sie die Romanfigur Dracula kennen", sagte Hermine, „sie erwähnten ja vor einiger Zeit, dass sie auch Muggel-Literatur lesen – aber mit diesem Buch hätte ich nicht gerechnet."
„Ich habe es auch nicht gelesen – Minerva hat mir davon erzählt", sagte Snape, „sie behauptet, ich hätte Ähnlichkeit mit diesem transsilvanischen Blutsauger."
„Wie sie darauf nur kommt", sagte Hermine grinsend, und musterte ihn von oben bis unten.
„In einer halben Stunde geht die Sonne unter", sagte Snape und lächelte sie freundlich an.
„Kennen sie eigentlich auch die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde?", fragte Hermine neugierig.
„Ja – und seien sie versichert – meine ganze Sympathie gehört Mr. Hyde", sagte Snape. „Jekyll ist doch eine Memme, wie sie im Buche steht."
„Das ist eine sehr außergewöhnliche Interpretation", sagte Hermine, „aber sie sind ja auch ein außergewöhnlicher Mann."
„Ich bin ein Monster, Hermine", flüsterte Snape, „und in fünfundzwanzig Minuten geht die Sonne unter!"
„Warum sehen sie eigentlich dauernd hinüber, zu den Schülertischen?", fragte Hermine kurz darauf.
„Weil Lawrence und Marlow mich schon eine Weile äußerst penetrant angrinsen", sagte Snape leise. „Wäre es sehr unhöflich, wenn ich rübergehe und die beiden erwürge?"
„Oh – ich fürchte, das wäre überhaupt nicht nett", sagte Hermine bedauernd.
„Okay – noch zwanzig Minuten", sagte Snape fröhlich, „dann kann es mir scheißegal sein, ob das nett wäre."
„Sie vergessen sich, Severus!", sagte Hermine tadelnd.
„Ich bin untröstlich!", sagte Snape gespreizt.
Peephole, die nicht sehr begeistert darüber war, das ihr Gegenüber sich ausschließlich mit seiner Tischnachbarin unterhielt setze sich dekorativ in Pose und blinzelte Snape heftig zu.
„Hatten sie einen schönen Tag, Professor Snape..., Severus?", fragte sie süßlich.
„Einen geradezu umwerfenden!", sagte Snape. „Danke der Nachfrage, Miss Peephole."
„Pamela!", säuselte Peephole.
„Pamela!", knirschte Snape, woraufhin ihn die Wildhüterin mit einem äußerst einladenden Lächeln bedachte.
„Es ist doch sicher eine sehr interessante und aufschlussreiche Erfahrung", sagte Hermine leise, „zu sehen, wie die Menschen auf sie reagieren, wenn sie sich mal ganz normal verhalten. Ich finde, sie können mir wirklich dankbar sein, für diese Idee."
„Darauf antworte ich ihnen, wenn es draußen dunkel ist", flüsterte Snape.
„Die Schüler haben diesen Tag jedenfalls sehr genossen", sagte Hermine fröhlich, „allein dafür hat sich's schon gelohnt. Die Siebte war völlig aus dem Häuschen, über ihre tolle neue Unterrichtsmethode."
„Die werden sich noch wundern!", murmelte Snape.
„Wie bitte?", sagte Hermine pikiert.
„Ich sagte, das freut mich zu hören!", seufzte Snape.
„Übrigens, wenn sie wieder mal mit mir wetten wollen – lassen sie es mich wissen", sagte Hermine lächelnd.
„Für wie wahnsinnig halten sie mich eigentlich?", fragte Snape kopfschüttelnd.
Kurz vor Sonnenuntergang, begann McGonagall, die dem ungewöhnlichen Verhalten ihres Kollegen immer noch mit Befremden begegnete, ein Gespräch mit Snape.
„Und Severus, wie fühlt man sich so – ich meine als richtiger Mensch?", fragte sie und sah ihn lauernd an.
„Unbeschreiblich, Minerva!", sagte Snape mit einem gezwungenen Lächeln.
„Wie lange gedenken sie, sich noch so unnatürlich nett zu benehmen?", fragte McGonagall misstrauisch.
Snape warf einen Blick aus dem Fenster.
„Noch ungefähr fünf Minuten, würde ich sagen", sagte er.
„Wie soll ich denn das verstehen?", fragte McGonagall und legte die Stirn in Falten.
„Du weißt doch, was mit Graf Dracula nach Sonnenuntergang passiert", sagte Hermine. „Severus hat da gewisse Parallelen entdeckt."
„Ich habe doch schon immer geahnt, das sie mit dem Grafen verwandt sind", sagte McGonagall triumphierend legte beide Zeigefinger kreuzweise übereinander und streckte sie Snape abwehrend entgegen. „Hinfort mit dir, elender Blutsauger!", zischte sie angriffslustig.
Auf Snapes Gesicht erschien ein amüsiertes Lächeln – vielleicht das erste echte Lächeln an diesem Tag.
„Darf ich es Minerva erzählen?", fragte Hermine bittend.
„Von mir aus", sagte Snape und sah noch einmal ungeduldig zum Fenster.
„Severus hat mit mir gewettet und verloren", erklärte Hermine, „als Einsatz habe ich gefordert, dass er den ganzen Tag, zu jedem, den er trifft nett sein muss – bis die Sonne untergeht."
Nicht nur McGonagall, sondern auch alle anderen, die in Hörweite saßen, nahmen diese Erklärung mit deutlicher Belustigung auf. Die Vorstellung, dass ihr biestiger Kollege sich den ganzen Tag hatte mühsam beherrschen müssen, um seine Wettschuld bei Hermine abzutragen, schien ihnen äußerst gut zu gefallen.
„Das hättest du uns aber auch vorher sagen können, Hermine", sagte McGonagall vorwurfsvoll. „Wenn ich nur daran denke, was sich da für Möglichkeiten eröffnet hätten, ihm zwanzig Jahre Bosheit heimzuzahlen...", fügte sie seufzend hinzu und blickte träumerisch ins Leere.
„Es war Severus´ Bedingung, dass ich das nicht tue – er wird schon gewusst haben warum", sagte Hermine.
Snape, der immer noch zum Fenster hinüber sah, gab nur ein unverständliches Brummen von sich.
„Ist es bald so weit?", fragte Hermine ihn.
„Schauen sie gefälligst selber raus und belästigen mich nicht mit albernen Fragen", sagte er ranzig.
„Oh! Es ist dunkel – da bin ich sicher", sagte Hermine schmunzelnd.
„Er ist wieder da!", frohlockte McGonagall grinsend. „Schön dass sie wieder der alte sind, Severus – ihre Nettigkeit hatte irgendwie was Unnatürliches – als ob ein großer böser schwarzer Panther plötzlich so tun würde, als wäre er ein niedliches kleines Miezekätzchen."
„Ein Miezekätzchen – und noch dazu niedlich?", schnaubte Snape, „Also nicht wie das räudige gestreifte Vieh, in das sie sich zu verwandeln pflegen?"
„Sie wagen es, meine Animagusform räudig zu nennen?", keifte McGonagall. „Albus, hast du das gehört?"
„Aber Minerva – du hast dich gerade noch gefreut, dass er wieder der alte ist", sagte Dumbledore lächelnd.
„Kann sein, dass ich da doch ein bisschen zu voreilig war", sagte McGonagall und sah Snape mit zusammengekniffenen Augen an.
„Typisch Gryffindor!", sagte Snape abfällig.
„Ich möchte ihnen meinen Dank aussprechen, Hermine", sagte Dumbledore etwas später, „für diesen unvergesslichen Tag – ich muss schon sagen, sie haben wirklich einen sehr positiven Einfluss auf unseren unverbesserlichen Grießgram.
„Was heißt hier positiver Einfluss – ich würde es eher Erpressung nennen", maulte Snape.
„Ich spreche ja auch nicht nur von dieser Wette", sagte Dumbledore leise und zwinkerte Snape verschwörerisch zu, der eine Antwort darauf schuldig blieb und seinen alten Freund nur finster anstarrte.
