*Vielen Dank an Alyena, Paula (wir hoffen dieses Mal endet es nicht zu spannend) und Tassaya für eure aufbauenden und hochmotivierenden Reviews Wir werden versuchen so schnell wie möglich weiterzuschreiben, um euch nicht unnötig zu quälen ;0). Und hier ist das neue Kapitel: *

4.Kapitel

„Pippin? Pippin?" Merrys Stimme hallte verloren durch die oberen Gänge des Schlosses. „Pippin?"

  Éomer, der ihm gefolgt war, ließ sich schwer gegen die Wand fallen und seufzte resigniert. „Ich hoffe ihm ist nichts passiert."

  „Unsinn, der versteckt sich nur!" erwiderte Merry, doch seiner Stimme war anzuhören, dass er sich selbst nur wenig Glauben schenkte. „Pippin!"

  Eine Gruppe von Küchenjungen lief aufgeregt schnatternd an ihnen vorbei.

  „Habt ihr einen Hobbit gesehen?" fragte Merry. „Außer mir?" fügte er dann hinzu.

  „Wir sahen zwei, Herr", antwortete einer von ihnen. „Einen dick-, ähm", er hüstelte verlegen, als ein anderer ihm einen Rippenstoß versetzte, „ äh, einen auf Krücken und - "

  „Sam und Frodo", unterbrach Éomer ihn ungeduldig. „Und einen dritten? Ebenfalls blond? Locken?"

  Die Jungen schüttelten den Kopf. Etwas ungehalten winkte Éomer sie vorbei. „Gehen wir zu Aragorn zurück, vielleicht ist er ja inzwischen  dort aufgetaucht."

  Etwas widerwillig trottete Merry hinter ihm her. Sie hatten das halbe Schloss abgesucht, aber sein bester Freund war wie vom Erdboden verschluckt und irgendetwas sagte ihm, dass sie ihn hier auch nicht finden würden. Er versuchte die Gedanken, die sich ihm aufdrängten, aus seinem Kopf zu verbannen. Notfalls würde er ganz Mittelerde durchkämmen. Ohne Pippin würde er jedenfalls nicht ins Auenland zurückkehren.

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Das ganze Schloss befand sich noch immer in heller Aufruhr. Der Festsaal schien fast zu bersten, so dicht drängten sich die Leute in ihm. Das Personal lief nervös zwischen den Gästen hin und her und überall bildeten sich Gruppen, in denen die Geschehnisse heftig diskutiert wurden. Der König hatte sich mit seinen engsten Vertrauten in eines der kleineren Kaminzimmer zurückgezogen. Die Stimmung war bedrückend, denn jedem von ihnen war klar, dass die Zukunft, die nun vor ihnen lag, alles andere als rosig sein würde. Es war fraglich, ob ein Krieg nach diesem Vorfall überhaupt noch zu verhindern war.

  „Es ist jetzt sicher, dass sie über einen unbekannten Geheimgang ins Schloss gedrungen sind und zwar nach und nach", klärte Boromir in seiner Rolle als Hauptmann der Truppen Gondors die anderen auf. „Wir haben die Überreste von einigen Lebensmitteln und Decken in den Geheimgängen gefunden. Einige von ihnen müssen sich schon einige Zeit im Schloss aufgehalten haben und da sie die Wachen durch die Gänge beobachten konnten, war es ein Leichtes, die anderen unbemerkt einzuschleusen. Und die seit Tagen anhaltenden Festvorbereitungen haben es ihnen zusätzlich erleichtert ins Schloss zu dringen. Der Hof war Tag und Nacht geöffnet."

  „Aber sie müssen trotzdem irgendwie Hilfe gehabt haben", wandte Faramir ein. „Eine solch große Gruppe von Südländern wäre in Gondor sonst aufgefallen. Es ist ein weiter Weg von Haradwaith bis nach Minas Tirith."

  Boromir nickte zustimmend. „Jemand muss sie verkleidet oder sie versteckt hierher transportiert haben. Jemand, der hier lebt und das Schloss kennt."

  Aragorn stieß einen kleinen Seufzer aus. „Ich habe nicht nur Freunde in Gondor", sagte er. „Es gibt auch einige, die mit meiner Politik nicht einverstanden sind und die sich freuen würden, wenn man mich aus dem Weg räumt. Vielleicht haben sie sogar an den Plänen mitgewirkt."

  „Auf jeden Fall waren die Südländer gut vorbereitet", meinte Boromir. „Sie haben nur nicht mit der übersinnlichen Wahrnehmung unserer elbischen Freunde und der Neugier unserer Hobbits gerechnet."

  „Die Frage ist nur, auf was sie vorbereitet waren", mischte sich nun auch Gandalf in das Gespräch ein, der sich zuvor leise mit dem Elbenfürsten Elrond unterhalten hatte. „Für ein Attentat braucht man nicht eine derart große und starke Truppe. Die wäre in diesem Fall sogar hinderlich. Und der Pfeil, der Aragorn traf, enthielt nur ein Betäubungsmittel. Er war auch zu klein und kurz, um ihn töten zu können."

  „Hat irgendjemand gesehen, woher er kam?" erkundigte sich Faramir.

  „Aus der Menge der Gäste", meldete sich Frodo zu Wort, der sich wegen seines Beines als einziger auf einen Stuhl niedergelassen hatte.

  „Hast du gesehen wer genau es war?" hakte Boromir sofort nach.

  Frodo schüttelte den Kopf. „Aber es kann keiner der Haradrim gewesen sein. Er wäre in der Menge sofort aufgefallen."

  „Die kamen dann plötzlich aus einer ganz anderen Richtung", meinte Sam, der direkt neben Frodo stand und mit Argusaugen darüber wachte, dass sein Freund sich auch ja ausruhte. „Ich glaub' aus dem Wandteppich in der Nähe des Throns."

  Elrond nickte. „Dass habe ich auch gesehen. Und auch sie hatten nicht die Absicht Aragorn zu töten. Sie machten vielmehr Anstalten ihn zu verschleppen."

  „Entführung?" hakte Boromir ungläubig nach. „Was macht das für einen Sinn? Das ist doch Wahnsinn!"

  „Nicht unbedingt", gab Gandalf zurück. „Wenn es ihnen gelungen wäre, hätten sie damit plötzlich sehr viel politische Macht gewonnen. Es wäre nicht möglich einen Krieg gegen sie zu führen und sie könnten endlich Forderungen stellen, die wir vielleicht sogar erfüllen müssten. Einen König zu entführen ist zwar ein sehr schwieriges und gefährliches Unterfangen, aber sollte es gelingen, die beste Idee, die einem verzweifelten Volk kommen kann."

  „Verzweifelt?" wiederholte Boromir abwertend. „Wahnsinnig triff es wohl eher!"

  „Verurteile ein Volk nicht vorschnell, wenn du seine Geschichte nicht kennst", mahnte Gandalf ihn sanft. „Die Menschen in Haradwaith mussten im Laufe der Jahrhunderte harte Zeiten durchstehen. Kein Volk wird mit solchem Hass geboren und Haradwaith ist weit entfernt. Wir wissen nicht, wie die Situation im Moment dort aussieht und welche Gründe die Menschen zu einem solchen Handeln zwingen."

  „Sie haben einen König", blieb Boromir hartnäckig. „Sollen sie sich bei ihm beschweren!"

  „Einen König den Gondor und Rohan gewählt haben", erwiderte Gandalf. „Und Haradwaith ist groß und seine Macht nur begrenzt."

  „Wir sollten die Gefahr, die von diesen Menschen ausgeht auf jeden Fall nicht unterschätzen", wandte Faramir ein. „Auch wenn ihr Plan jetzt gescheitert ist und sie fürs erste geschlagen sind; sie werden nicht lange ruhen. Wir müssen damit rechnen, dass sie es wieder versuchen. Wir können das alles nicht auf sich beruhen lassen und abwarten. Wir müssen handeln und zwar bald!"

  Er sah zu Aragorn hinüber und der nickte betrübt. „Ein Krieg sollte aber nur die letzte Möglichkeit sein", sagte er leise. „Erst wenn alle anderen Bemühungen gescheitert sind, werde ich in einen Krieg einwilligen. Und ich muss vorher mit Èomer sprechen. Gondor kann dieses Problem nicht allein bewältigen."

  Er verstummte, als plötzlich ein Geräusch an der Tür ertönte. Fast jeder anwesende Krieger im Raum griff sofort nach seiner Waffe. Die Tür öffnete sich und Merry stürmte herein. Er stoppte abrupt als er sich mehreren Schwertern gegenüber sah, deren Spitzen direkt auf ihn zeigten.

  „Ich denke, wir sind alle etwas überreizt", murmelte Boromir  und ließ seine Waffe sinken.

  Éomer schob Merry noch weiter in den Raum hinein, schloss die Tür und blickte sich um. Aus den Gesichtern seiner Freunde sprach Verwirrung und Wut. Besonders der Ausdruck, der Elronds ebenmäßige Gesichtszüge überschattete, bereitete ihm Sorgen, da dieser seine wahren Gefühle selten so offensichtlich zeigte.

  „Wo sind Pippin, Legolas und Haldir?" durchbrach Merry das Schweigen. „Sie haben ein paar Feinde verfolgt, als ich sie zuletzt sah!" fügte er hinzu.

  „Wann war das?" erkundigte Elrond sich hellhörig.

  Merry zuckte unschlüssig die Schultern. „Vor etwa einer Stunde."

  „Dann... werden sie bestimmt bald kommen", sagte Boromir zuversichtlich, während Elrond sich mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck auf einen der Im Raum stehenden Stühle niederließ. Die Tür öffnete sich erneut und Merry war sichtlich enttäuscht, als Haldir mit einem anderen Elbenkrieger den Raum betrat.

  „Soweit ich feststellen konnte und mir mitgeteilt worden ist, sind jetzt alle Attentäter in die Flucht geschlagen oder getötet worden", berichtete Haldir, nachdem er sich kurz im Raum umgesehen hatte. „Leider konnten wir niemanden lebend fassen."

  „Ja, aber wo ist Pippin?!" fuhr Merry aufgeregt dazwischen. „Warum kommt er nicht hierher? Wenn der Feind verschwunden ist, müsste er doch längst hier sein! Vielleicht ist er verletzt! Vielleicht ist Legolas verletzt! Vielleicht sind sie irgendwo eingesperrt und brauchen unserer Hilfe!"

  Zwischen Haldir und Elrond schien eine Art unsichtbare Verbindung zu bestehen. Ohne ein Wort zu wechseln schienen sie ihre Gedanken zu teilen. „Ich denke nicht, dass Legolas sich noch hier aufhält", bemerkte der Elbenfürst mit sorgenvoller Stimme. „Ich kann seine Gegenwart nicht mehr spüren."

  Nun war es an Aragorn aufzuhorchen. „Er ist nicht mehr im Schloss?"

  „Vielleicht verfolgt er einen Fliehenden", warf Boromir ein. „Er wird bald wieder auftauchen."

  „Wird er das?" erkundigte sich Merry ungeduldig bei Haldir. „Und ist Pippin bei ihm?"

  „Das weiß ich nicht", gab der Elb zu. „Aber ich denke, es ist wahrscheinlich."

  Er sah zu Elrond hinüber der tief in Gedanken versunken auf seinem Stuhl saß. Und es schienen nicht sehr angenehme Gedanken zu sein, die ihn bewegten. „Sie muss es geahnt haben", murmelte er. „Sie hatte eine Vorahnung, dass irgendetwas geschehen würde, was alles verändert."

  „Galadriel?" fragte Aragorn besorgt.

  „Sie hat mich mental gewarnt, kurz bevor das Fest begann", fuhr der Elbenfürst fort. „Sie wusste nicht genau, was geschehen würde, aber sie fühlte eine Bedrohung."

  „Wir werden unsere Freunde suchen müssen." Éomer zuckte die Schultern, als hätte er soeben beschlossen, er wolle doch noch Schokoladenpudding zum Nachtisch. „Besonders weit können sie ja schließlich nicht gekommen sein." Er griff nach seinem Schwert und marschierte zu Ausgang.

  „Warte!" rief Aragorn, als sich die ganze Gruppe ihm anschließen wollte. „Wir können nicht alle gehen. Die Gefahr ist noch zu nah. Wir müssen weiterhin wachsam sein. Faramir", wandte er sich an den jungen Mann, „ich schlage vor, du bleibst hier im Schloss und hast ein Auge auf Eowyn!"

  „Natürlich", sagte der junge Stadthalter sofort. „Aber sollten wir nicht noch ein paar Wachleute losschicken? Minas Tirith ist groß. Und sollten sie sich nicht mehr in der Stadt aufhalten, müssen wir so und so einige Truppen und Spurenleser aussenden um die nähere Umgebung anzusuchen."

  Aragorn nickte nachdenklich. „Tu' das", sagte er und trat zu Éomer an die Tür. Auch Haldir und Boromir gesellten sich sofort zu ihm.

  „Was soll das heißen, sie könnten nicht mehr in der Stadt sein?" fuhr Merry erregt auf. „Warum sollten sie weggehen? Oder... oder meint ihr, sie sind entführt worden? Warum sollte jemand das tun?"

  „Natürlich ist das unwahrscheinlich", versuchte Faramir ihn zu beruhigen. „Aber man sollte nichts ausschließen, solange wir nichts von ihm hören."

  „Willst du uns nun begleiten oder nicht?" erkundigte sich Boromir ungeduldig bei dem Hobbit. Merry sah ihn nur ungläubig an, so als könne er nicht fassen, dass sein Freund ihm solch eine Frage stellte, und trat an die Männer heran. Boromir nickte ihm zu, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und gemeinsam verließen sie das Zimmer.

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Es war spät in der Nacht, als sie sich alle wieder in einem der Audienzzimmer des Königs versammelten und Merry fühlte sich so ausgebrannt und resigniert wie noch nie zuvor in seinem Leben. Die Sorge um seine Freunde lag wie eine tonnenschwere Last auf seinen Schultern und er war von der stundenlangen Suche so erschöpft, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Er war solche Belastungen einfach nicht mehr gewöhnt. Der Frieden in Mittelerde hielt einfach schon zu lange an.

  „Sind alle anderen Suchtrupps schon zurück?" wandte sich Aragorn bei ihrem Eintreffen sofort an Faramir, der mit Éowyn, Elrond, Gandalf und einigen königlichen Beratern schon auf sie wartete.

  „Sie waren hier und sind schon wieder fort", erklärte der junge Stadthalter. „Ich habe ihnen den Auftrag gegeben, noch bis zum Morgengrauen zu suchen. Einige Waldläufer sind bei ihnen. Ich denke, die Chance, dass sie irgendwann ihre Spuren finden, ist relativ hoch."

  Aragorn nickte nachdenklich, aber ganz überzeugt schien er nicht. Und auch Haldir und Elrond stand große Sorge ins Gesicht geschrieben.

  „Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum man sie entführen sollte", brummte Boromir missmutig und ließ sich erschöpft auf einen Stuhl nieder. „Das macht den Haradrim doch mehr Schwierigkeiten, als dass es ihnen hilft!"

  „Vielleicht hat man sie ja verwechselt", grummelte Merry in sich hinein.

  „Was?" erkundigte sich Éomer.

  Der Hobbit winkte ab. „Ach, nichts."

  „Wir werden uns jetzt für ein – zwei Stunden ausruhen, dann brechen wir wieder auf", entschied Aragorn.

  „Nein!!" fuhr Merry auf. „Wir sollten jetzt weitersuchen!"

  „Nein, es ist unnütz, wenn wir uns schon jetzt völlig verausgaben. Auch die Entführer – sofern es so ist – werden nicht die ganze Nacht durch wandern. Und so wie es aussieht, werden wir noch all unsere Kräfte brauchen."