* So, und da sind wir wieder! Ich geb's zu das war nicht besonders schnell, aber auch nicht zu langsam, oder? Seid ihr noch alle da? Wir haben im Moment ein paar zeitliche Probleme (Uni-Hausarbeiten, andere Stories etc.), aber wir werden weitermachen, bis euch diese Story zum Halse raushängt – keine Gnade, hähä :0) Und wir hoffen natürlich wie immer auf euer Feedback- je mehr, desto motivierter sind wir, ehrlich (Dank noch an Elanor8 für ihre regelmäßigen Reviews – das gibt uns wirklich was).*
Kapitel 13
Es war das leise Flüstern einer bekannten Stimme, das Aragorn schließlich aus seinem bleiernen nicht enden wollenden Schlaf riss und ihn verwirrt in die Dunkelheit blinzeln ließ. Als er den schweren Kopf ein wenig zur Seite wandte, entdeckte er Haldir neben sich kniend und zu ihm vorn übergebeugt.
„Endlich", stieß der Elb leise in seiner Sprache aus. „Ich dachte schon, ich müsse dich schütteln und anschreien, bis du wieder zu dir kommst." Er sah sich einen Augenblick argwöhnisch um. „Komm mit mir – wir müssen reden."
Aragorn rieb sich kurz die Augen und schüttelte sich, um den Schlaf aus seinem umnebelten Verstand zu verdrängen, während er sich langsam aufrichtete. Er taumelte ein wenig, als er Haldir in eine etwas abseits gelegene Ecke ihres Lagers folgte und wunderte sich, wie er in einen solch tiefen Schlaf hatte fallen können, ohne zuvor auch nur das geringste Anzeichen von Müdigkeit verspürt zu haben. Ebenso verwundert musste er feststellen, dass auch alle anderen von dieser seltsamen Müdigkeit ergriffen worden waren und immer noch tief und fest schliefen, obwohl der Morgen bereits graute.
Haldir ergriff seinen Arm und zog ihn dicht an sich heran. „Ich bin vor wenigen Minuten dort drüben aufgewacht", raunte der Elb ihm zu und wies auf den Ausgang der Felsspalte.
„Auf dem Wachposten?" fragte Aragorn erstaunt.
Der Elb nickte und sah sich erneut um, so als wolle er keine ungebetenen Zuhörer.
„Du bist auf dem Wachposten eingeschlafen?" fragte Aragorn noch einmal um seine Gedanken zu sortieren. „ Du? Wie ist das möglich?"
„Das habe ich mich auch schon gefragt", erwiderte Haldir und erst jetzt registrierte Aragorn die Verwirrung in den schönen Augen des Elben und nicht nur das - er schien regelrecht schockiert zu sein. „Und sieh dir die anderen an", fuhr Haldir fort. „Sie schlafen wie Tote."
Der Elb hatte recht. Irgendetwas war nicht in Ordnung – es war, als ob eine höhere Macht versuchte die Kontrolle über sie zu gewinnen und ihr Werk schon beinahe vollendet hatte.
„Wie erklärst du dir das?" erkundigte sich Aragorn nervös.
„Vielleicht hat uns jemand etwas in unser Essen gemischt", flüsterte der Elb jetzt noch leiser als zuvor.
Aragorn konnte sich schon denken, wen Haldir mit ‚jemand' meinte. Ihnen beiden war klar, dass sie allen anderen blind vertrauen konnten. Es gab nur eine Person, die besonders dem Elben sehr undurchsichtig erschien: Salia. Aber Aragorn weigerte sich noch, sich der vagen Vermutung seines Freundes anzuschließen. Es hatte bisher keinen Anlass gegeben ihr zu misstrauen und er kannte sie schon so lange. Seine Augen wanderten über die dunklen Gestalten, die nahe des erloschenen Feuers lagen und blieben schließlich an der Gestalt Salias hängen, die in der Nähe von Merry einen Ruheplatz gefunden hatte und ebenso tief und regelmäßig atmete wie alle anderen.
„Das würde auch erklären, warum ich mich nicht daran erinnern kann, auf den Wachposten gegangen zu sein", fuhr Haldir fort.
„Du meinst, weil du es nicht wirklich getan hast", schloss Aragorn.
Wieder nickte der Elb leicht, doch Aragorn schüttelte abwehrend den Kopf und beugte sich nun seinerseits näher zu ihm vor. „Wie soll Salia dich dort ohne Hilfe hingeschleppt haben. Auch wenn sie eine Kriegerin ist, sie bleibt immer noch eine Frau. Ihre Kräfte sind dementsprechend begrenzt. Hast du Schleifspuren finden können?"
„Nein", gab Haldir zähneknirschend zu. „Aber ich bin mir sicher, dass sie es war."
„Was für einen Nutzen hätte sie davon uns in Tiefschlaf zu versetzen?" entgegnete Aragorn.
„Das weiß ich nicht", erwiderte Haldir fast schon verärgert. „Aber ich traue ihr nicht."
„Das reicht aber nicht!" Aragorn sah ihn ernst an. „Ich kann dein Misstrauen ja nachvollziehen", lenkte er ein, „ aber ich kann sie nicht wie einen Verräter behandeln und sie in Fesseln legen, nur weil wir uns das hier nicht erklären können. Vielleicht ist es auch nur die Höhe gewesen, in der wir uns befinden, oder die Wetterverhältnisse hier in Mordor..."
„Oder es war Sauron", murmelte eine schlaftrunkene Stimme in ihrer Nähe und Merry rappelte sich mühsam auf und sah mit schweren Lidern zu ihnen hinüber. „Sein... sein böser Geist... ihr wisst schon..."
„Wie lange hörst du uns schon zu?" fragte Aragorn überrascht und warf einen kurzen Blick auf Salias immer noch reglose Gestalt.
„Lang genug um Angst zu bekommen", meinte der Hobbit und streckte sich. „Salia mag vielleicht ein wenig merkwürdig sein", setzte er leiser hinzu, „aber ich glaub nicht, dass sie was damit zu tun hat. Ich sage nur: Sauron..."
„Und ich glaube, wir sollten schnellstens in tiefere Lagen kommen", lächelte Aragorn. „Die Höhe hier scheint uns allen ein wenig auf die Gemüter zu schlagen. Versuch die anderen zu wecken. Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen."
Merry nickte gehorsam, stand wankend auf und machte einen Bogen um Salia herum, um Boromir aus dem Schlaf zu rütteln.
„Ich werde deine Bedenken beherzigen, Haldir", wandte sich Aragorn noch einmal leise an den Elben. „Wir sollten die Salia in der nächsten Zeit nicht aus den Augen lassen. Aber ich möchte nicht, dass wir sie verärgern. Wir brauchen sie."
Haldir nickte kühl. „Ich werde versuchen ihr dieselbe Zuneigung entgegenzubringen, die sie mir zu Teil werden lässt", erwiderte er mit einem leicht arroganten Lächeln. „Mach dir keine Sorgen – ich denke, wir sind zivilisierte Wesen."
Aragorn atmetet tief durch. Während Haldir sich daran machte Éomer zu wecken, trat er selbst an Salia heran und berührte sie vorsichtig an der Schulter. Keine Reaktion. Sie schien ebenso fest zu schlafen, wie er wenige Minuten zuvor.
„Salia", sagte er und rüttelte ein wenig an ihrer Schulter. Dieses Mal bewegte sie sich, wandte sich ein wenig um und blinzelte ihn verschlafen an. „W... was?"
„Wir wollen aufbrechen", sagte er nur und ließ von ihr ab, um sich wieder an seinen Platz zu
begeben und dort die Sachen zusammenzupacken.
„Habe ich die ganze Zeit geschlafen?" hörte er Boromir brummen und warf einen Blick auf den großen Krieger, der verärgert über sich selbst ein paar Schritte durch ihr Lager taumelte und sich dann nachdenklich an der Stirn kratzte. „Wie ist denn das möglich?"
„Aragorn meint, das ist die Höhe", erklärte Merry und macht sich auch daran seine Sachen einzupacken. Boromir sah fragend zu ihm herüber, doch Argorn schüttelte unauffällig den Kopf. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um weiter darüber zu sprechen und glücklicherweise schien Boromir sofort zu verstehen und schwieg. Auch Èomer, der zu selben Zeit wie Boromir zu sich gekommen war, schenkte Aragorn einen irritierten Blick, aber auch er stellte keine weitern Fragen und so räumten sie schließlich alle schweigend ihr Lager und machten sich auf den Weg hinunter in die Nurn-Ebene.
***********************************************************************
Der Sturm war an diesem Tage etwas unentschieden. Manchmal sandte er eine kräftige Böe über die sanften Dünen der N'arahd – Wüste, wirbelte den feinen Sand in die Luft, jagte ihn peitschend über die hügelige Landschaft, so dass man kaum mehr eine Hand vor Augen sehen konnte, um sich dann abrupt zu legen und nur noch als seichte Brise am Boden entlang zu streichen. Es schien so, als wüsste der Sturm nicht so genau, wann er zu einem wirklichen Sandsturm werden wollte, als wartete er auf den rechten Moment, um ganze Dünen abzuheben und alle Pflanzen und alles Getier, was er finden konnte, unter Sandmassen zu begraben. So fegte er weiter unentschlossen und launisch durch die Wüste, bis er schließlich an eine hohe Dünenkette kam, die es wagte ihn zu bremsen. Vor Wut aufheulend warf er sich ihr entgegen – doch er war noch nicht bereit seine volle Kraft zu geben. Um diese Kette zu überwinden, musste er erst einmal seine Kräfte sammeln und das dauerte seine Zeit.
Ein einsamer Reiter erschien auf dem Dünenkamm und verharrte dort. Er schien den Sturm nicht zu fürchten, denn er verspürte noch nicht einmal das Bedürfnis sein Gesicht zu verhüllen. Das weiche, dunkle Tuch, das in eine Art Turban überging, flatterte im Wind, während er dem Sturm trotzig entgegen sah.
Er besaß ein schönes Gesicht; schwarze, unergründliche Augen, umrahmt von dunklen, breiten Brauen, ein große, etwas gebogene Nase, sinnliche Lippen, hohe Wangenknochen und ein markantes Kinn, dass durch einen gepflegten Bart betont wurde. Man sah ihm an, dass er schon einige Jahre in der Wüste verbracht hatte und nicht mehr der Jüngste war, denn sein Gesicht war wettergegerbt und einige Falten zeichneten sich zwischen den Brauen und an den Mundwinkeln ab. Er war eine eindrucksvolle Gestalt. Die Wildheit der Natur, die ihn umgab, schien durch seine Adern zu fließen und ihm eine Kraft und Willensstärke zu geben, die jeden Menschen, der ihm begegnete, beeindrucken musste. Doch niemand schien es zu wagen, im beginnenden Sturm durch die Wüste zu ziehen. Es gab in diesem Moment nur den Reiter und die aufgewühlte Eintönigkeit der Natur.
Bariak konnte der Sturm keine Furcht einjagen. Er lebte seit seiner Geburt in der Oase, die im Kreis der riesigen Sanddünen lag und der Sandsturm der Wüste war sein ständiger Begleiter gewesen. Er wusste die Zeichen der Natur zu deuten, die Sprache, die sie sprach, war ihm vertraut. Dieser Sturm war noch nicht soweit. Es würde noch einige Zeit dauern, bis man ihn wirklich einen Sturm nennen konnte und selbst dann würde er nicht die Dünen zerstören oder überqueren können, die sich ihm so mutig entgegenreckten. Sie hatten schon schlimmere Stürme überstanden, die ihre Form verändert, sie aber dennoch nicht von ihrem Platz verdrängt hatten.
Bariak spähte angestrengt in die Ferne. Seine Augen waren scharf, wie die eines Falken, aber dennoch konnte er nicht entdecken, wonach er Ausschau hielt. Salef hatte ihm eine Nachricht geschickt, dass er und ein paar Gesandte der anderen Stämme auf dem Weg zu ihm waren. Es gab wohl wieder Probleme in Umbar und auch in Harias und Baakim konnte man die Entscheidungen und Bestimmungen Zinrashads und seiner Anhänger wohl nicht mehr tolerieren. Es gab Aufstände, die blutig niedergeschlagen wurden. Wenn nicht bald etwas geschah, würde alles in Mord und Totschlag enden. Die Kinder Haradwaiths würden einander zerfleischen und dem Rest der Welt beweisen, dass sie die Barbaren und Wilden waren, für die man sie hielt.
Eine starke Böe peitschte ihm feine Sandkörner entgegen und Bariak hob einen Arm vor sein Gesicht, um nicht den Sand in Augen und Nase zu bekommen, während sein Hengst den Kopf zu Seite wandte und ein verärgertes Schnauben ausstieß. Als der Wüstenkrieger den Arm wieder senkte, entdeckte er am Horizont eine Gruppe von Reitern, die gerade im Licht der tiefstehenden Sonne über den Kamm einer Düne ritten.
„Endlich!" stieß er erleichtert aus und wickelte sich nun doch das Tuch ums Gesicht. Der Sandsturm wollte jetzt keine Pausen mehr einlegen und steigerte sich allmählich. Dennoch zog sich Bariak nicht hinter die Dünen zurück, sondern trieb sein Pferd vorwärts, die steile Düne hinunter. Mit gesenktem Kopf kämpfte es sich durch den tiefen Sand und fiel in einen leichten Galopp, als es schließlich ebeneren Grund erreicht hatte. Auch Sharan war in der Wüste geboren und er war stärker, intelligenter und zäher als die meisten Pferde. Ihm machte der Sturm genauso wenig aus wie seinem Herrn und Bariak wusste, dass er sich auf das treue Tier verlassen konnte. Wenn er sich irrte, was den Sturm anging, so würde Sharan ihm sofort zu verstehen geben, wenn es gefährlich wurde. Doch das Tier sprengte willig die nächste Düne herauf und schien die Ruhe selbst zu sein. Bald schon hatten sie den kleinen Trupp bis auf wenige Meter erreicht.
„Wir müssen uns beeilen!" rief Bariak Salef zu, der auf einem schlanken Schimmel an der Spitze des Trosses ritt. „Der Sturm wird stärker und wir sind erst hinter den großen Dünen wirklich geschützt!"
Der große, dünne Mann nickte nur und gab seinen Begleitern ein Zeichen. Sie fielen in einen schnellen Galopp und der Wind in ihrem Rücken drängte sie vorwärts. Bald schon hatten sie den Rand der hohen Dünen erreicht und ließen ihre Pferde im Trab den steilen Hang bewältigen. Als sie oben angelangt waren, brachten sie die schwer atmenden Tiere zum Stehen. Nur Sharan schien der kurze Endspurt nichts ausgemacht zu haben, denn er trat schon wieder auf der Stelle. Bariak musste grinsen. Er wusste was in seinem Tier vorging. Der Wettkampf mit anderen Artgenossen war eine seiner Schwächen.
Als er bemerkte, dass die anderen Männer bis auf Salef und Karas andächtig in die Oase hinab sahen, ließ auch er seinen Blick über das üppige Grün dieses Ortes tief unter ihnen wandern.
Er selbst lebte hier die meiste Zeit des Jahres und war an diesen Anblick gewöhnt, aber Menschen, die diesen Ort nicht kannten und eine lange Reise durch die Wüste hinter sich hatten, musste es wie ein verzauberter Garten vorkommen.
Die Oase war groß und ihr Zentrum bildete ein langer türkiesfarbener, tiefer See, in den Palmen, Farne und andere dschungelartige Gewächse hineinwuchsen. Am Rande des fast waldigen Gebietes hatten die Menschen seines Stammes Felder angelegt, die grün und goldgelb schimmerten und an der Nordseite des Sees befand sich ein kleiner Strand, an dem sich Kinder und Frauen tummelten, lachten, Wäsche wuschen oder einfach nur badeten. Dahinter lag das kleines Dorf aus Zelten und Holzhütten mit einem größeren Platz, um Feste zu Feiern oder am Abend gemütlich beisammen zu sitzen.
Ein gewohnter Anblick für Bariak, der ihn immer mit großer Zufriedenheit durchströmte – seine Heimat, seine Familie, sein Zufluchtsort.
„Das... das ist unglaublich", stotterte einer der fremden Männer. „Ich dachte, immer Zerash wäre der schönste Ort inmitten der Wüste."
„Das soll er auch in den Köpfen aller bleiben", erwiderte Bariak und sah den Mann eindringlich an.
Der verstand sofort. „Ja, ja, natürlich, Nalen", sagte er schnell und beugte den Kopf in Demut.
Bariak nickte nur und trieb sein Pferd wieder vorwärts. Wie er es vermutet hatte, ließ der Hengst den Rest der Truppe mit nur wenigen Sprüngen hinter sich und ließ den Stuten seiner Herde, die irgendwo verteilt in der Oase grasten, mit einem schrillen Wiehern verlauten, dass er wieder zurück war. Bariak zügelte den Hengst wieder, als er den Rand der Oase erreicht hatte und ließ sich von den anderen einholen. Dann wandte er sich an Salef. „Was hast du erfahren?" fragte er besorgt.
Salef wickelte das lange Tuch von seinem Gesicht und warf es nach hinten über die Schulter, um freier sprechen zu können. „Es sieht im Moment nicht gut aus. Zinrashad macht wieder Geschäfte mit den Cosaren. Die ganze Stadt ist voll von ihnen und es kommt immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen mit der Bevölkerung. Gleichzeitig stachelt Phesark die Nomadenstämme und die Einwohner der wenigen Städte unseres Landes weiter gegen den König und die nördlichen Länder auf. Es gab einen Angriff auf die Besatzungstruppen in Hanur, der wohl ein sehr blutiges Ende fand. Außerdem bekriegen sich Tenos und Sares aufs Heftigste. Sie haben gar keinen Blick für die Probleme unseres Landes, weil sie in diese alte Familienfehde verstrickt sind."
Bariak schüttelte betrübt den Kopf. „Ich frage mich, wie wir unsere Stämme jemals einen wollen, wenn niemand dazu fähig ist sich mit dem anderen auszutauschen. Und wir brauchen diese Einigkeit, wenn wir endlich wieder frei sein wollen."
Salef wies mit einem Kopfnicken auf die beiden Fremden, die immer noch voller Staunen die Gegend um sie herum in sich aufnahmen.
„Karesh und Lathsor wollen sich mit uns zusammensetzen", erklärte er. „Aber sie waren nicht bereit, sofort in eigener Person hierher zu kommen. Ihre Gesandten sollen sich erst einmal anhören, was du zu sagen hast. Sie trauen dir wohl nicht so recht. Du bist wohl ein zu mächtiger Mann, als dass sie dir wirklich trauen könnten." Ein schiefes Grinsen zeigte sich auf dem schmalen Habichtgesicht Salefs. „Manche halten dich für einen K'turu."
Bariak musste lachen, als die beiden Boten beim Klang dieses Wortes zusammenzuckten. Er wusste, dass die Leute ein wenig Angst vor ihm hatten, seit der legendären Schlacht in Angar, in der er mit schweren Verwundungen eine kleine Gruppe von Kriegern siegreich in den Kampf gegen eine große Übermacht geführt hatte. Damals hatte er noch für Zinrashad gekämpft – aber das war wirklich schon lange her und kein Grund ihn für einen Halbdämon zu halten. Die Menschen neigten manchmal dazu ein wenig zu übertreiben. So waren ihnen schon die Menschen aus dem tiefsten Süden, zu denen auch er gehörte, aus dem Grund unheimlich, weil ihre Haut noch etwas dunkler und ihre Augen noch schwärzer waren, als die gewöhnlicher Haradrim.
„Was ist mit meiner Tochter?" fragte Bariak schließlich. „Hast du irgendeine Spur von ihr gefunden?"
Salef schüttete seinen Kopf. „Sie ist gut. Sie verwischt ihre Spuren besser als manch ein erfahrener Krieger. „Ich habe ein paar Männer beauftragt nach ihr zu suchen, aber ich denke, man wird erst eine Spur von ihr entdecken, wenn sie in irgendeiner Stadt oder einem Dorf auftaucht."
„Das wird sie früher oder später müssen", brummte Bariak und kämpfte gegen das eigene Gefühl von Stolz an, das schon wieder in ihm aufkommen wollte. „Hast du ihnen gesagt, dass sie sie hierher bringen sollen?"
Ein Nicken war die Antwort.
„Und dass Tiraloes Männer nichts davon bemerken dürfen? Sie würden mir keine Stunde mit meiner Tochter gönnen."
Wieder ein Nicken. „Ich denke, dass die Chancen ganz gut stehen, dass wir sie vor ihnen finden. Wir wissen, wie sie denkt. Jedenfalls ein wenig."
Bariak grinste. „Ja, ein wenig."
Mittlerweile hatten sie die Dorfmitte erreicht und Bariak schwang sich elegant aus dem Sattel. Einige Kinder und Frauen kamen herangelaufen, um ihn strahlend zu begrüßen und die Fremden neugierig zu beäugen. Die beiden Unterhändler schienen ein wenig nervös. Der Anblick der wunderschönen Oase hatte sie wohl ein wenig überfordert und all ihre Gedanken durcheinandergewirbelt. Bariak winkte eine der Frauen zu sich heran und gab ihr den Auftrag mit einigen anderen ein großes Mahl vorzubereiten, damit die beiden Fremden sich ein wenig lösten und fähig waren, das aufzunehmen, was er mit ihnen besprechen wollte. Dann wandte sich der Wüstenkrieger mit einem strahlenden Lächeln selbst an die Unterhändler.
„Willkommen in O'sharam!" lachte er. „Ich hoffe ihr werdet hier eine angenehme Zeit haben."
