Sorry,sorry,sorry! So lange sollte es wirklich nicht dauern, aber uns ist wirklich so viel dazwischen gekommen (LC's Umzug, mein Pferd war krank, Seminararbeiten, Examensvorbereitungen, Jobs etc.), dass wir erst jetzt in der Lage waren dieses Kapitel rauszubringen. Dafür ist es auch relativ lang. Wir geloben Besserung und versuchen das nächste Kapitel schneller fertig zu machen (Betonung liegt auf ‚versuchen') und dann gibt's wahrscheinlich auch das versprochenen Bild (wenn mein Bruder mir endlich mal hilft) für die, die's haben wollten. So und jetzt viel Spaß beim Lesen und hoffentlich viele Reviews (Konntet euch ja lange genug ausruhen ;0))
Kapitel 16

Es gab Momente, die selbst einen Elben so unter Druck setzen konnten, dass er zu Höchstleistungen fähig war, die niemand, einschließlich er selbst, für möglich gehalten hätte.

Legolas hatte die beiden Warge aus dem Augenwinkel kommen sehen und sofort gewusst, dass einer von ihnen Pippin erwischen würde. Er warf sich zu Boden als die Reißzähne des anderen nach ihm schnappten, so dass sie nur seinen Mantel zerrissen und die Haut seines Oberarms oberflächlich verletzten, rollte sich über die Schulter ab, um sofort wieder auf die Beine zu kommen, und sprang hinüber zu dem Packpferd, das blutüberströmt und schwer atmend am Boden lag.

Wie immer, wenn er in eine gefährliche Situation geriet, herrschte in seinem Kopf eine kalte, entschlossene Klarheit über das, was er als nächstes tun musste. Es gab keinen Platz für Sorgen und Ängste, jedenfalls nicht in den oberflächlich dominierenden strategischen Denk- und Handlungsmustern des tödlichen Kriegers, der sonst friedlich in ihm schlummerte. Dieser ließ solcherlei Gefühle nicht zu, sondern nutzte sie nur als Triebfeder seiner Sinnesleistungen. Und seine Sinne waren durch die Not Pippins und die untergründig schwelende Angst ihn zu verlieren geschärft wie noch nie zuvor.

Während seine Hände fast von ganz allein den Bogen Akimos und einige Pfeile aus dem Gepäck zerrten, maß er mit den Augen gleichzeitig den Abstand, den der Warg mit Pippin zwischen den Zähnen in raschen Sprüngen zu ihm gewann. Dennoch nahm er zusätzlich wahr, dass das andere Biest sich herumgeworfen hatte und sich erneut auf ihn stürzte. Legolas rollte sich zur Überraschung des Tieres direkt unter es, riss den Dolch hoch und rammte ihn in die mächtige Brust des Ungetüms.

Der Warg, der eigentlich mitten im Sprung gewesen war, überschlug sich und landete zwischen Akimo und einem anderen Südländer, die sich gerade heftig gegen ein weiteres dieser Monster zu Wehr setzten. Legolas sprang nun mit Pfeil und Bogen bewaffnet wieder behände auf die Beine, stieß einem nach ihm greifenden Südländer mit der Schulter um und stürmte los. Der Warg, der Pippin verschleppte, hatte sich schon etliche Meter vom Kampfgetümmel entfernt – aber nicht weit genug. Legolas legte im Lauf einen Pfeil ein, hielt kurz inne und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen.

Er traf das Tier wie geplant direkt in den Oberschenkel, so dass es mit einem Aufschrei mit den hinteren Läufen wegknickte, Pippin losließ und durch den Schwung seiner eigenen Geschwindigkeit ein gutes Stück von seinem Opfer weg über den Boden schlitterte, um dort für einen Moment keuchend liegen zu bleiben.

Legolas stürmte wieder los und spannte den Bogen erneut. Natürlich hatte der Warg seine Beute noch nicht aufgegeben. Er rappelte sich mühsam hoch und startete knurrend den zweiten Versuch sich seine Fressensration für den Tag zu sichern. Doch weit kam er nicht. Der nächste Pfeil, der von Legolas Bogen schnellte, bohrte sich in seinen Schädel und drang in sein Gehirn. Der Warg brach in sich zusammen und landete, begleitet von einer großen Staub- und Sandwolke, nur wenige Zentimeter vor dem leblosen Pippin im Dreck.

Legolas eilte zu Pippin hinüber, ging vor ihm in die Knie und fühlte seinen Puls. Er lebte noch und sein Puls war verhältnismäßig stabil, aber die Wunde, die ihm der Warg beigebracht hatte, sah schlimm aus. Ein kurzer Blick auf das Kampfgeschehen hinter ihm, sagte dem Elben jedoch, dass jetzt keine Zeit war, um Pippins Wunden zu versorgen und der Hobbit war noch stark genug, um das ein wenig zu verschieben. Die Südländer hatten zwar mit den noch übrig gebliebenen Wargen viel zu tun, aber lang würde der Kampf wohl nicht mehr dauern und es gab wohl kaum eine günstigere Gelegenheit zur Flucht als diese.

Legolas riss sich kurzerhand seinen langen Mantel vom Körper, breitete ihn auf dem Boden aus und zog Pippin darauf. Dann verknotete er ihn um den Hobbit, sodass er ihn als eine Art Trage benutzen konnte. Es war nicht ganz einfach, aber schließlich gelang es ihm so, sich Pippin vor die Brust zu binden und sich trotzdem wieder mit Pfeil und Bogen und dem Dolch zu bewaffnen. Ein erneuter Blick auf das Kampfgeschehen sagte ihm, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. Akimo hatte wohl bemerkt, dass seine Gefangenen fliehen wollten, und versuchte zu ihnen vorzudringen. Nur hatte sich das Leittier der Warggruppe wohl gerade ihn als Leckerbissen ausgesucht und schnitt ihm den Weg ab.

Legolas atmete tief durch, straffte die Schultern und rannte los. Dabei achtete er darauf sich schnell aber relativ vorsichtig zu bewegen, um dem Hobbit nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten. Der Wald war greifbar nah und wenn sie diesen erst erreicht hatten, würde es für ihre Verfolger schwierig werden, sie wiederzufinden. Legolas war ein Kind des Waldes und als solches fähig sich dort zu bewegen, wie kaum ein anderes Wesen. Die Bäume und Tiere sprachen zu ihm und offenbarten ihm sofort jedes Geheimnis, das den Wäldern innewohnte. Er konnte so die Struktur jeden Waldes sofort erfühlen, wenn er auch nur den Fuß auf den Waldboden setzte, und sein regelmäßiger Kontakt mit den Ents hatte diese Fähigkeiten noch verstärkt. Wenn sie diesen Wald betraten, würde er sie verschlucken. Niemand würde ihnen mehr etwas anhaben können, solange sie sich darin aufhielten. Und Pippin war eine kaum spürbare Last. Er besaß nur das Gewicht eines Kindes und das Adrenalin, das durch Legolas Adern pumpte, tat ein Übriges.

Die Distanz zum rettenden Waldrand schrumpfte schnell. Bald schon konnte Legolas die Kraft und Wildheit dieses Waldes fühlen und die Stimmen der Bäume hören, die nach ihm riefen und ihre Hilfe boten. Doch plötzlich ertönte ein verzweifelter Schrei hinter ihm. Legolas wollte sich nicht umdrehen, denn er wusste, dass dies das jähe Ende ihrer Flucht bedeuten konnte, aber etwas in der Stimme dieses Menschen drängte ihn. Dieser jemand rief nicht einfach so nach Hilfe – er rief nach ihm, mit seiner ganzen Verzweiflung.

Von der dunklen Ahnung ergriffen, dass er wusste, wer nach ihm rief, gab Legolas dem inneren Zwang nach und blieb stehen. Noch während er sich umdrehte, legte er einen Pfeil ein, hob den Bogen und spannte ihn.

Es war tatsächlich Akimo, den er erblickte, halb unter einem Warg begraben, dessen scharfe Zähne sich nur Zentimeter von seinem Hals entfernt in den Speer verbissen hatten, den der Südländer mit letzte Kraft gegen den Kiefer des Tieres presste. Und während Legolas konzentriert ziele, nahm er wahr, wie auch die anderen Überlebenden zur Rettung ihres Freundes herbeieilten. Doch der Elb konnte genau wie Akimo fühlen, dass sie zu spät kommen würden. Die Kraft des Südländers ließ nach und auch das Holz des Speeres knackte verdächtig.

Legolas zögerte nicht länger und schoss den Pfeil ab. Fast zeitgleich warf er sich herum und stürmte weiter auf den Waldrand zu. Er wusste, dass der Warg getroffen wurde, ohne es sehen zu müssen, genauso, wie er wusste, dass damit der letzte Gegner der Südländer starb und sie sofort hinter ihnen herlaufen würden. Doch der Wald war zu nah.

Es war wie eine zweite Befreiung, als Legolas durch die Zweige der ersten Büsche brach und damit ihre Verfolger endgültig hinter sich ließ. Innerlich jubelte er und der Wald hieß ihn freudig willkommen. Und während Legolas sich vorsichtig tiefer in das Dickicht bewegte, warf er einen besorgten Blick auf Pippin. Das Gesicht des Hobbits war blass und Schweißperlen standen auf seiner Stirn, aber er war noch nicht wieder bei Bewusstsein. Und seine Wunde blutete stark. Sein Blut sickerte nun auch schon durch das Hemd des Elben. Die Wunde musste dringend versorgt werden.

Legolas blieb einen Moment stehen und sah sich um. Der Wald bot allerlei Versteckmöglichkeiten, aber er würde noch weiter in sein Inneres vordringen müssen, um die Verfolger abzuschütteln. Und dann würde er mit Pippin in die Krone eines der riesigen Bäume klettern. Dort waren sie vor wilden Tieren und ihren Verfolgern am Besten geschützt. Mit einem letzten Blick auf Pippin setzte Legolas seinen mühsamen Weg durch das Dickicht des Waldes fort. Er musste sich wirklich beeilen, wenn er Pippin retten wollte.


„Ich wusste es", stieß Haldir mit einem selbstsicheren Lächeln aus, als er sich Aragorn zuwandte, der mit ihm am Ufer des Flusses kniete, den Blick auf die Spuren geheftet, die eine Gruppe von Menschen dort hinterlassen hatte.

Der König von Gondor nickte nachdenklich. „Es waren vier Personen und ein Pferd", stellte er ruhig fest, während Merry vor Aufregung von einem Fuß auf den anderen trat und ihn mit großen Augen ansah.

„Das sind sie! Das sind sie doch oder?!" rief er aufgebracht und trat näher an ihn heran.

„Wenn, dann waren sie es", verbesserte Salia ihn, die die Spuren zuvor auch schon in Augenschein genommen hatte, „denn diese Fußabdrücke sind schon mehrere Stunden alt."

Salias Bemerkung versetzte Merry einen kleinen Stich und er wandte sich zweifelnd wieder Aragorn zu. „Ist das wahr?"

Aragorn richtete sich nachdenklich auf und atmete tief durch, ohne den Blick von den Spuren im Sand abzuwenden. Doch schließlich sah er Merry doch noch an. „Ja", gab er zu. „Aber es sind wirklich nur noch wenige Stunden, die uns von ihnen trennen." Er legte tröstend eine Hand auf Merrys Schulter, weil er dessen Enttäuschung zu spüren schien. „Wir werden Pippin und Legolas bald wiederhaben – ganz bestimmt."

„Wenn es wirklich ihre Spuren sind", setzte Salia hinzu und Aragorn sah sie scharf an. Merry war erstaunt über die Wut in seinem Blick und nicht nur er, denn Salia wich tatsächlich einen winzigen Schritt vor ihm zurück.

„Wenn es eines gibt, was ich wirklich meisterhaft beherrsche, dann ist es das Spurenlesen", sagte Aragorn gefährlich leise. „Das solltest du eigentlich wissen. Und diese Spuren hier sagen mir, das an dieser Stelle zumindest ein Hobbit und ein Elb den Fluss überquert haben. Das ist alles, was ich wissen muss!"

„Heißt das, wir rudern jetzt auf die andere Seite des Flusses", erkundigte sich Éomer schnell, um die Situation etwas zu entschärfen.

Aragorn überlegte einen Moment und sah dann die anderen an. „Wir sollten das zusammen entscheiden. Wir haben eine anstrengende Reise hinter uns und könnten ein wenig Ruhe gebrauchen und es dämmert schon. Die Nacht bricht bald herein. Andererseits waren wir unseren Freunden noch nie so nah. Wir könnten sie wirklich schon bald eingeholt haben."

Für einen Moment herrschte nachdenkliches Schweigen zwischen ihnen. Schließlich räusperte Merry sich vorsichtig.

„Ich finde wir sollten..." Er verstummte wieder. Da war so ein Vibrieren im Boden, dass langsam stärker wurde.

„Was findest du?" fragte Boromir, während die Blicke aller auf dem Hobbit ruhten.

Merry sah fragend zu Haldir hinüber, der sich als einziger umgewandt hatte und in die Ferne starrte. Und auch Aragorn erstarrte plötzlich, so als hätte er etwas gefühlt. Mittlerweile war es kein Vibrieren mehr, sondern vielmehr ein leichtes Erbeben des Bodens, so als würde eine Gruppe Reiter über die Ebene jagen und Merry versuchte nun auch angestrengt etwas in der kargen Landschaft, die sich vor ihnen erstreckte, zu entdecken. Tatsächlich konnte er eine Staubwolke am Horizont ausmachen, die sich ihnen langsam näherte.

„Was ist das?" stieß er leise hervor und sah zu Haldir hoch.

Der Elb verengte seine Augen ein wenig und zögerte einen Moment. „Ich bin nicht ganz sicher, wie viele es sind – aber es scheinen Krieger zu sein. Ich kann ihre Rüstungen im Sonnenlicht schimmern sehen. Sie scheinen es sehr eilig zu haben."

Aragorn trat zu ihm heran und betrachtete die näherrückende Staubwolke mit Besorgnis im Blick. „Südländer?"

„Das kann ich noch nicht sagen..."meinte Haldir zögernd. „Doch, warte... Sie tragen eine Flagge mit sich..."

„Und?" fragte nun auch Boromir aufgebracht.

Ein kleines Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Elben und er wandte sich zu Éomer um. „Sie tragen das Wappen Rohans."

„Tasächlich?" fragte der junge König überrascht und trat nun auch an ihn heran. „Dann müssen sie aus Hanur kommen. Dort sind ein paar Truppen stationiert."

„Und warum kommen sie dann hierher?" erkundigte sich nun auch Salia und eigenartigerweise konnte Merry Beunruhigung aus ihrer Stimme heraushören. „Sie können ja wohl kaum wissen, dass ihr König hier ist."

„Sie sind schwer bewaffnet", meinte Haldir und seine Stirn zog sich in Falten. „Irgendetwas ist nicht in Ordnung. Irgendetwas ist passiert."

„Wir sollten ihnen entgegengehen", schlug Boromir vor. „Nachher sehen sie uns nicht und reiten einfach vorbei. Wenn wirklich etwas passiert ist, dann sollten wir dafür sorgen, dass wir es erfahren."

Aragorn nickte zustimmend und ergriff sein Gepäck, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Der Ausdruck in seinen Augen gefiel Merry gar nicht. Es war so, als hätte er eine düstere Ahnung, die er seinen anderen Freunden noch nicht zumuten wollte und das machte Merry Angst. Das alles durfte nicht noch komplizierter werden. Warum konnten Probleme sich nicht hintereinander anstellen? Warum mussten sie immer wie eine Sinnflut auf sie hinabstürzen?

„Konnte er das wirklich alles auf diese Entfernung sehen?" ertönte plötzlich eine leise Stimme direkt neben Merry, als er Aragorn hinterher eilte und er zuckte heftig zusammen. Er hatte nicht bemerkt, dass Salia sich zu ihm gesellt hatte.

„Wen meinst du?" fragte er. „Haldir?" Sie nickte nur.

„Kennst du keine Elben persönlich?" fragte er neugierig.

„Nein", erwiderte sie ein wenig grimmig. „Das ist mir bisher Gott sei Dank erspart geblieben. Haben sie wirklich solch überirdische Fähigkeiten, wie man sich erzählt?"

Merry nickte zögernd. „Ich denke schon, obwohl bestimmt auch viel Mist erzählt wird. Aber vieles davon ist auch wahr. Ihre Sinne sind so geschärft, wie kaum bei einem anderen Lebewesen und sie sind unglaublich wendig und geschickt."

„Wahrscheinlich auch im Kampf, oder?"

Merry nickte begeistert. „Du müsstest mal Legolas erleben. Seine Gegner kommen meist gar nicht nah genug an ihn heran, um ihm auch nur einen Kratzer beizubringen."

„Das ist bei Bogenschützen meist so", erwiderte Salia abgeklärt.

„Nein, das meine ich nicht", sagte Merry schnell. „Ich meine Legolas ist ein hervorragender Bogenschütze – ich glaube, es gibt in ganz Mittelerde niemanden, der es darin mit ihm aufnehmen kann – aber er ist auch im Nahkampf zu schnell, als das man ihn ernstlich verletzen könnte. Er hat da diese Messer und..."

„Merry!" unterbrach ihn Haldirs Stimme mahnend. „Du wirst doch unsere Begleitung nicht mit solch langweiligen Geschichten nerven wollen." Er schenkte Salia ein falsches Lächeln und zog Merry an einem Arm zu sich hinüber.

Merry sah ihn irritiert an. „Sie hat mich doch danach gefragt."

„Sicher. Aber sie wusste ja auch nicht wie weit du ausholen würdest."

„Ach, ich fand das überhaupt nicht langweilig", erwiderte Salia mit einem ähnlich falschen Lächeln. „Ich höre gern Geschichten über schrullige Völker aus fernen Landen. Manche sollen ja gar vom Aussterben bedroht sein."

„Ja", stimmte Haldir ihr begeistert zu. „Und manche von der Ausrottung."

„Soso." Sie lachte kurz und Merry runzelte die Stirn. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass zwischen den beiden ein ständiger Machtkampf herrschte, versteckt hinter freundlichen Gesichtern und bösen Worten. Doch er kam nicht mehr dazu weiter darüber nachzudenken, denn der Trupp Reiter, war nun so nah, dass selbst er dazu in der Lage war, ihre Anzahl auszumachen. Es waren rund zwanzig Mann, die in staubigen Rüstungen steckten. Sie waren wirklich schwer bewaffnet und machten einen sehr grimmigen, aber auch erschöpften Eindruck. Die Pferde waren so nass geschwitzt, dass sich weißer Schaum auf ihren Körpern gebildet hatte und sie nur schwer das Tempo halten konnten, dass sie wohl anfangs eingelegt hatten. Die Männer riefen ihnen etwas zu und fielen in den Trab, um schließlich auseinander zu reiten und die kleine Gruppe von Menschen vor ihnen in einem Kreis einzuschließen.

„Das kommt mir irgendwie bekannt vor", murmelte Aragorn mit einem kleinen Lächeln Éomer zu und der lachte leise und trat mutig auf einen der Reiter zu.

„Seid gegrüßt Hauptmann Beregund", sagte er mit einem freundlichen Lächeln und die Augen des bärtigen und schwer bewaffneten Mannes weiteten sich.

„König Éomer..." stammelte er und ein Raunen ging durch die Menge der Männer. Nach einem kurzen Moment der Verblüffung besann sich der Hauptmann und senkte, gefolgt von seinen Männern, demütig den Kopf, um seinem König die nötige Ehre zu erweisen.

„Soweit mir bekannt ist, sind eure Truppen in Hanur stationiert", sagte Éomer sogleich frei heraus. „Was hat euch hierher in die Einöde geführt."

Großer Kummer zeigte sich auf dem Gesicht des Hauptmannes und er zögerte einen Moment, bevor er sprach. „Herr, dieses Land wird im Moment von großen Unruhen geschüttelt. Hanur wurde angegriffen und unsere Truppen haben große Verluste erlitten. Die Südländer wagen sich wieder ins Niemandsland. Sie respektieren die Grenzen nicht mehr und wollen die Truppen Gondors und Rohans vertreiben. Wir konnten uns das nicht bieten lassen und versuchen nun das Niemandsland von feindlichen Südländern zu befreien und dabei die Truppe zu finden, die uns in Hanur solchen Schaden zugefügt hat."

„Ihr wisst, dass ihr für solch kriegerische Handlungen eine Erlaubnis des Königs braucht?" mischte sich Aragorn leicht verärgert ein.

Der Hauptmann schluckte schwer und sah etwas verängstigt von Aragorn zu Éomer und wieder zurück. „Wir dachten, wir handeln im Interesse des Königs, wenn wir die Aufständischen gefangen nehmen und wir würden seine Macht demonstrieren, die durch diesen hinterhältigen Anschlag doch etwas leiden musste."

„Die Haradrim könnten eure Handlung missverstehen und denken, dass Gondor und Rohan auf einen Krieg aus sind", rügte Aragorn den Mann weiter. „Solch unüberlegte Handlungen können für unsere Länder schwerwiegende Folgen haben. Der Hass der Haradrim gegen unsere Länder ist groß und er ist ein starker Antrieb."

„Hauptmann Beregund", wandte sich Éomer wieder an den Mann, „ ihr seid mir eigentlich als besonnener und kluger Mann bekannt. Was hat euch zu einer solch undurchdachten Handlung getrieben? Was genau ist in Hanur passiert?"

Der Hauptmann konnte einen tiefen Seufzer nicht unterdrücken. „Ich weiß aus zuverlässigen Quellen, dass der Angriff auf Hanur wahrscheinlich von langer Hand geplant war. Und zwar von einer wiederauferstandenen Rebellengruppe, die nur auf eines aus ist: die Vernichtung aller fremden Truppen in Haradwaith. Es soll sie schon in früheren Zeiten einmal gegeben haben und sie waren damals berüchtigt für ihre Brutalität, aber auch für ihre Klugheit und Gefährlichkeit. Man nannte sie die Ranaiy."

„Die Ranaiy?" wiederholte Aragorn besorgt. Anscheinend schien ihm dieser Name etwas zu sagen. „Sie sollen doch vernichtet worden sein."

„Ja, aber nach dem, was ich gehört und gesehen habe, sind sie wieder auferstanden", fuhr der Hauptmann fort. „Deswegen meine Eile. Ich wollte wenigstens einen von ihnen gefangen nehmen, um der ganzen Sache nachzugehen. Ich muss zugeben, dass ich sehr beunruhigt bin."

„Wohl zu Recht", meinte Éomer und sah dabei Aragorn an, in dessen Kopf es wohl zu arbeiten begonnen hatte. Dann wandte er sich wieder dem Hauptmann zu. „Doch hier werdet ihr die Flüchtigen nicht finden", fuhr er fort. „Wir sind den Fluss hinabgekommen und haben niemanden entdecken können. Und zu unserer Gemeinschaft zählt ein Elb. Es wäre wohl das beste für euch und eure Pferde die Suche für heute aufzugeben und euer Lager mit uns am Fluss aufzuschlagen. Dann könnt' ihr uns noch einmal ausführlich berichten, was genau geschehen ist."

Der Hauptmann nickte knapp und gab seinen Männern den Befehl zum Absitzen, während sich in Merrys Magen ein dicker Klumpen bildete. Er verstand ja, das diese wichtigen und besorgniserregenden Ereignisse jetzt erst einmal Vorrang hatten, aber dass sein Wiedersehen mit Pippin wohl nun doch wieder in weite Ferne rückte, bereitete ihm Bauchschmerzen. Wer wusste schon wie lange diese Besprechung dauern würde und vielleicht war diese Angelegenheit bei genauerer Betrachtung doch so viel wichtiger, dass sie ihren Freunden gar nicht mehr folgen konnten.

Eine große Hand legte sich beruhigend auf Merrys Schulter und er sah hinauf in die klugen, blauen Augen Aragorns. „Mach' dir keine Sorgen Merry. Morgen in der Früh werden wir weiterziehen. Wir lassen unsere Freunde nicht im Stich", sagte er mit solcher Überzeugung, dass Merry es ihm fast glaubte – aber nur fast. Wer wusste schon was morgen noch alles so passierte.