Swing Low
Der letzte Tag war ein sehr langer und anstrengender für Harry gewesen, der nicht nur unter einem Jet-lag litt, sondern auch mitten in das Hermine-Ron-Miranda Dreieck gedrängt worden war, dass zu einem Viereck wurde, als Hannah auf der Bildfläche erschienen war.
Als er am Grimmauld Platz ankam, hat er ein paar Stunden mit Remus über das Leben hier und seines in Amerika diskutiert. Er sah besser aus als damals, wo Harry gegangen war. Nach einem erfrischenden Schlaf hoffte Harry, dass alles wieder normal werden würde, und dass jetzt, wo ein neuer Tag angebrochen war, der letzte nicht mehr so schlimm sein würde, wie er dachte.
Aber als Ginny die Tür des Fuchsbaus öffnete und ihm erklärte, was sie und Hermine geplant hatten, wusste Harry, dass es eine ganze Weile nicht mehr normal sein würde.
"Ich bin mir deswegen nicht sicher.", gestand Harry und sah zwischen Hermine und Ginny hin und her, die seine Reaktion mit Vorfreude beobachtet hatten.
"Was gibt es da, über das man sich nicht sicher sein kann?", fragte Ginny. Sie sah zwischen ihren beiden Freunden hin und her, wie auch Harry schon. "Es ist ganz einfach, Hermine verbringt zusammen mit Ron und Hannah etwas Zeit und er realisiert, was für ein egoistischer Idiot er ist und dann werden sie eine Familie." Sie nickte entschlossen.
Harry zögerte immer noch; sicher, Ron war immer etwas dämlich, wenn es um Frauen ging, aber er war sich sehr sicher, dass Miranda allen 'Familienquatsch' stoppen würde, bevor er zu weit ausartete.
Harry drehte sich zu Hermine und schaute sie prüfend und ernst an. Er war überrascht, dass sie damit einverstanden war; sie war immer etwas sensibler bei diesen Angelegenheiten als Ginny.
"Was denkst du darüber?"
Hermine wartete eine Weile ängstlich, bis sie antwortete: "Alles, was ich will, ist, dass Hannah eine richtige Familie hat." Ihr Blick fiel auf ihre Hände, die auf dem Küchentisch, an dem das Trio saß, übereinander lagen.
Harry kannte Hermine jetzt schon seit neun Jahren und konnte sagen, wann sie nicht wirklich ehrlich war. Einen Dad für ihre Tochter zu wollen war nur die Spitze des Eisbergs, jedenfalls seiner Meinung nach. Er sah sie nachdenklich an und überlegte, ob sie von sich aus mehr sagen würde.
"Und?", forschte er nach, als sie nichts sagte.
"Und nichts.", sagte Hermine hartnäckig und legte ihre Handflächen mit Nachdruck auf den Tisch. Wusste es Harry? Wie konnte er es wissen? Sie hatte schon vor langer Zeit entschieden, dass Ron nachzuweinen nicht helfen würde und dass sie sich weiterentwickeln sollte. Das war, was sie getan hatte... bis er nach Hause gekommen war, natürlich. Sie hatte ihn nur sehen müssen, schon alleine das hatte ihre Gefühle für ihn an dem Verschwinden gehindert.
Ich frage mich, ob Ron in dem selben Dilemma steckt?
"Er ist jetzt mit Miranda zusammen, und ich bin... ich bin nur die Mutter seines Kindes.", erklärte Hermine niedergeschlagen und seufzte. Plötzlich sah Ginnys Plan genauso nutzlos und bescheuert aus, wie er es anfangs schon getan hatte.
"Wie kannst du das sagen, als ob es etwas Schlimmes ist?", fragte Ginny und war erstaunt über den Standpunkt ihrer Freundin. Es klang nicht nach ihr, aber dann dachte sie daran, dass Hermines Zuversicht sich in einem Sturzflug befand, seit Ron Miranda mit nach Hause gebracht hatte.
"Weil es in den Augen eines jungen Mannes so ist.", sagte Hermine. "Miranda ist jung, sehr schlank und kann Ron eine gute Zeit geben, und ich? Jeden Tag sehe ich älter aus, ich habe Schwangerschaftsstreifen auf meinem Bauch, große Hüften und den einzigen Spaß, den ich in diesen Tagen habe, ist Milch in Flaschen zu füllen und Snacks für Hannah zuzubereiten, wenn die Zwillinge sie jeden Dienstag abholen, während ich im Büro bei der Arbeit bin." Sie schaute wieder auf ihre Hände und fühlte sich schlechter, als sie es davor getan hatte.
Ginny stoppte und umarmte Hermine dann schwesterlich. "Mach dich nicht schlechter als du bist. Du bist mehr wert als hundert von ihr.", sagte sie vehement. "Sie ist nur irgendein Flittchen, das falsche Augenbrauen hat und erwartet, dass die Jungs vor ihr auf die Knie fallen. Du bist real und hast nur nicht genug Vertrauen. Ron ist ein Idiot, wenn er das nicht sehen kann.", fügte sie hinzu und streichelte Hermines Rücken in gleichmäßigen Kreisen.
"Und wenn du es so siehst.", fügte sie hinzu und löste sich wie von ihr, um Hermine anzublicken, die ihre Augen mit ihrem Ärmel trocknete. "Mum hat die Regel, dass Jungen und Mädchen sich kein Zimmer teilen dürfen, so können sie keinen Sex haben."
Hermine lachte boshaft auf wegen Ginnys Unverblümtheit und strich ihre Haare zurück. "Danke, Gin, aber das weißt du nicht."
"Oh doch. Harry hat es mir erzählt. Sie haben noch überhaupt nichts getan. Offenbar zögert Miranda es hinaus. Wahrscheinlich denkt sie, dass Jungs alles machen würden, um welchen zu bekommen.", sagte Ginny und zog eine Grimasse bei dem Gespräch über das Sexleben ihres Bruders. So merkwürdig es auch war, ein kleines Lächeln erschien auf Hermines Lippen.
"Oh!", sagte Harry, erstaunt über Ginnys Verrat. "Ich hab dir das im Vertrauen erzählt!"
Ginny rollte mit den Augen. "Nein, hast du nicht. Du wusstest, dass ich das nicht für mich behalten und Hermine davon erzählen werde. Du wolltest nur nicht mit ihr über Sex diskutieren, weil du es nicht kannst." Ginny streckte die Zunge raus. Es stimmte, Harry konnte kaum das Wort sagen, ganz zu schweigen von einer Diskussion darüber. Die Dursleys hatten ihn nicht aufgeklärt und er hatte keine Freunde in der Grundschule, mit denen er hätte reden können, deshalb war er in der sechsten Klasse dazu gezwungen, die Grundlagen zu lernen und die etwas graphischeren Details später im Leben.
Harry wurde rot. "Ich kann über... du weiß schon reden.", sagte Harry leise und sein Blick war an einen Haken geheftet, der an der Wand hing und er betrachtete einen besonders interessanten Fleck auf Molly Weasleys Schürze. Er betete, dass Ginny ihn nicht mehr so amüsiert und liebenswert ansehen würde.
"Mhm, ich glaube dir, Harry.", sagte Ginny und kreuze ihre Arme vor der Brust. "Nun, zurück zum Plan..."
"Weißt du, ich finde ihn nicht mehr wirklich gut, nach allem.", unterbrach sie Hermine unbehaglich. "Ich will ihm nichts vorspielen. Ich bin nicht gut in sowas, nicht, wenn es... um ihn geht." Sie stand auf und hielt ihre Arme schützend vor sich, als sie zur Treppe ging. "Hannah wird in einer Minute nach ihrem Schläfchen aufwachen. Ich glaube, ich gehe eine Weile mit ihr nach draußen."
Nachdem Hermine das kabbelnde Paar verlassen hatte, dachte sie über die letzte Stunde nach. Als Ginny Harry den Plan erklärt hatte, hatte Hermine gesehen, dass er nicht überzeugt davon war, und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, war sie es auch nicht. Wollte sie Ron wirklich auf diese Weise zurück? Ihre eigene Tochter als Mittel zum Zweck zu benutzen, um Rons Beziehung mit Miranda zu ruinieren? Es sah niederträchtig und mies aus, wenn sie es von dieser Seite betrachtete.
Bin ich wirklich so verzweifelt?
Diese Wörter schienen in ihr Gehirn gebrannt zu sein und was sie auch tat, sie wollten einfach nicht verschwinden. Sicher, sie war schon früher verzweifelt gewesen. Verzweifelt, keine guten Noten zu bekommen, verzweifelt, dass eine junge Mutter zu sein, ihre Kariere stoppen würde, aber das...
Hannah war schon wach, als Hermine zu ihrer Krippe ging. Das Kleinkind spielte mit ihren Füßen um sich die Zeit zu vertreiben, da ihr Stoffbär durch die Stäbe gefallen war, als sie geschlafen hatte.
"Marmee!", begrüßte Hannah sie und streckte die Arme aus, als ihre Mutter sie hochhob.
"Na los, wir gehen für eine Weile nach draußen. Ich glaube wir können beide frische Luft vertragen."
Die Septemberluft war warm und hatte eine leichte Briese, die die wenigen heruntergefallenen Blätter am Boden etwas durcheinander wirbelte. Diese Blätter waren die einzigen Erinnerungen daran, dass das Wetter sich bald ändern und der September kommen würde, der kältere Temperaturen und kürzere Tage mit sich brachte.
Hermine trug Hannah nach draußen und beobachtete, wie sich deren Gesicht aufhellte, als sie ihr Lieblingsziel erkannte: Die Schaukel.
Sie war Freds und Georges Geschenk für Hannah an ihrem ersten Geburtstag, und sie hatten sie, zusammen mit Arthur, noch am selben Tag zusammengebaut. Ginny hatte sie überwacht und nach der Meinung der Zwillinge nur genervt, während Hermine und Molly mit Hannah gespielt hatten, die ihre neuen Spielzeuge erkundet hatte.
Dieser Tag war sehr hart für Hermine gewesen; sie hatte sich ganz besonders schuldig gefühlt, weil sie diesen Meilenstein Ron vorenthalten hatte, der unvergesslich bei den Ereignissen dieses Tages gewesen war. Um sich selbst vor einem Zusammenbruch zu schützen hatte Hermine einen Brief, an Ron adressiert, geschrieben, der detailliert alles von der Party beinhaltete, von der Farbe der Socken, die Hannah getragen hatte bis hin zu den Geschenken, die sie bekommen hatte.
Der Tag war zum genießen, aber viel zu oft gab es eine unbehagliche Stille, wenn Rons Abwesenheit zu bemerken war. Das hatte Hermines Augen oft mit Tränen gefüllt und sie rot aussehen lassen. Sie hätte diesen Tag nicht ohne die Weasleys und ihre Eltern geschafft, die sie ermutigt hatten, stark zu sein und ihr das Vertrauen geschenkt hatten, dass, wenn Ron eines Tages wiederkam, Hannahs Familie komplett sein würde.
Während dem Ende der Party hatte Hermine eine Unterhaltung mit Molly, die ihr offenbart hatte, dass sie wusste, wie Hermine sich fühlte. Molly erklärte, dass Arthur, als Bill geboren wurde, bei vielen Fortbildungen wegen seiner Arbeit gewesen war und es ihm nicht möglich war, bei Bills erstem Geburtstag dabei zu sein.
Molly hatte sie auf die Idee gebracht, Ron einen Brief zu schreiben, was auch die ältere Hexe für Arthur getan hatte. Molly hatte Arthur einen Brief und sehr viele Fotos gegeben, die er alle heute noch hatte.
Hermine lächelte, als sie auf die Schaukel blickte, und trug Hannah hinüber. Das kleine Kind liebte ihre Schaukel sehr und protestierte immer, wenn sie jemand wieder ins Haus brachte, wenn sie noch nicht fertig mit spielen war.
Nachdem Hermine Hannah sorgfältig auf dem Sitz platziert hatte, schubste sie sie sachte an. Hannah kleine Hände hielten sich an der sicheren Stange vor ihr fest und sie lachte jedes Mal, wenn ihre Mutter sie anschubste.
"Höher!", sagte Hannah und schwang mit den Füßen vor und zurück in dem Bestreben, sich selbst anzustoßen.
"Du willst weiter hoch, hm?", fragte Hermine und gab Hannah einen festen Stoß, was sie dazu brachte, vor Freude laut zu quietschen. "Merlin, wenn du lernst auf einem Besen zu fliegen, werde ich dich nicht mehr runterbekommen."
Genau wie Ron.
"Wheeeeeee!", rief Hannah und hob ihre Arme in die Luft, als ob sie in einer Achterbahn in die Tiefe stürzen würde.
"Hannah, was habe ich dir gesagt? Halt dich an der Stange fest, ich will nicht, dass du dir weh tust.", sagte Hermine stirnrunzelnd.
"Schuldigung.", sagte die junge Hexe und hielt sich wieder an der Stange fest.
Hermine lächelte ihre Tochter an; zum Glück hatte sie anscheinend nicht Rons Missachtung von Regeln geerbt.
Was das Paar nicht bemerkte war, dass sie beobachtet wurden. Ron war in seinem Zimmer und schaute aus dem Fenster, als er sein Haar mit einem Handtuch nach seiner Dusche trocknete. Er hatte sie schon mehrere Minuten beobachtet und noch nicht die Nerven gefunden, nach draußen zu gehen und hallo zu sagen. Herauszufinden, dass er ein Vater war, hatte Ron umgehauen. Er hatte in dieser Nacht nicht gut geschlafen; ständig waren die selben Fragen in seinem Kopf aufgetaucht.
Wie hat meine Familie mich so lange anlügen können?
War die Geburt okay? Gab es irgendwelche Komplikationen?
Hat Hermine so gut auf ein Neugeborenes ohne mich aufpassen können?
Wäre ich da gewesen, wäre ich überhaupt eine Hilfe gewesen?
Sie hat Hermines Augen, aber sie lacht wie ich. Was hat sie noch von Hermine? Von mir?
Wenn sie erwachsen wird, wird sie so schön wie Hermine sein? So freundlich und schlau?
Die meisten Fragen, über die Ron nachdachte, waren unbeantwortbar und für die anderen wollte er die Antwort nicht wissen. Alles, was er wusste war, dass er jetzt hier war und dass er ein Teil von dem Leben seiner Tochter sein wollte.
Er warf das Handtuch auf sein Bett und ging die Treppen nach unten zum Garten. Er starrte durch die Hintertür, atmete tief ein und stieß sie auf.
"Hallo. Was machen meine Mädchen?", fragte Ron, lächelte leicht und fühlte sich sehr nervös.
Hermine schaute ihn an und errötete stark. "Ich bin nicht dein Mädchen, Ron.", sagte sie mit gereizter Stimme.
Ron zuckte zusammen.
Das fängt ja gut an, dachte er sich. "Ich hab nur gesagt..."
"Ich weiß, was du 'nur gesagt' hast.", erwiderte Hermine schnell und wandte den Blick von Ron ab und Hannah zu, damit sie aufpassen konnte, dass Hannah sicher war.
Ron öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, dachte dann aber, dass es besser war, es nicht zu tun. Statt dessen stellte er sich in die Nähe von Hannah und achtete darauf, dass er ihr nicht zu nahe kam, um nicht von der Schaukel getroffen zu werden.
Er sah zu Hermine und sagte: "Es tut mir Leid." Der Ton seiner Stimme zeigte, dass er sich nicht nur für die letzten Minuten entschuldigte, und erleichterte Hermines Herz etwas.
Die nächsten Minuten herrschte Stille, abgesehen von dem Geräusch der Schaukel. Hermine war diejenige, die die Stille brach als sie fragte: "Möchtest du sie für eine Weile anschubsen?"
Er blickte in ihr aufrichtiges Gesicht und grinste. "Jaah, ja okay.", sagte er und ging hinter die Schaukel.
Hermine stand an der Seite und beobachtete Ron, der ihre Tochter anstieß. Sie hatte solche Träume gehabt; von sich, Ron und Hannah, die sich wie eine richtige Familie verhielten. Er schubste Hannah vielleicht nur auf einer Schaukel an, aber dieses Bild war in Hermines Augen perfekt.
"Sie versucht nur, dein Freund zu sein, weißt du.", sagte er nebenbei, nach einer Minute oder zwei.
Hermines träumerischer Blick ging kaputt und sie schaute Ron mit einem verwirrten Gesichtsausdruck an. "Entschuldige bitte.", schnappte sie und stemmte ihre Hände in die Hüften.
Ron bemerkte die Warnsignale nicht und fuhr fort: "Miranda. Sie hat mir gesagt, dass sie nur will, dass ihr beide Freunde seid."
Hermine bezweifelte das sehr stark und wunderte sich, wie viele bescheuerte Pillen Ron heute Morgen genommen hatte.
"Wirklich.", antwortete sie und rollte mit den Augen.
"Sie glaubt du magst sie nicht.", sagte Ron leise und fühlte sich sehr unbehaglich bei dem Blick, den Hermine ihm zuwarf.
"Was brachte sie auf diese Idee?", fragte sie sarkastisch und stieß Ron zur Seite, damit sie Hannah wieder schubsen konnte.
Als Ron so zurückgedrängt wurde, machte er ein entrüstetes Geräusch. "Rede doch keinen Unsinn, Hermine!", sagte er ärgerlich. "Ich bin seit neun Jahren mit dir befreundet und ich kann sagen, wenn du jemanden nicht magst."
Hermine hörte auf, die Schaukel anzustoßen und hob Hannah hoch. Mit ihrer freien Hand holte sie ihren Zauberstab hervor und flüsterte: "Accio Kuh!" Hannahs Spielzeugkuh flog aus dem offenen Küchenfenster zu ihnen herüber und in ihre Hand. Hermine ging zu dem großen Baum und setzte ihre Tochter darunter. Sie gab ihr die Kuh und murmelte sanft, dass sie hier für eine Weile spielen sollte, während sie einige Worte mit dem rothaarigen Mann wechseln würde.
Nachdem sie dem kleinen Mädchen einen Kuss auf ihre roten Locken gegeben hatte, ging Hermine wieder zu Ron. Als sie bei ihm angekommen war, fanden die Hände wieder ihren Weg zu den Hüften. "Du denkst ich bin so leicht zu durchschauen, wie ein Hermine-Stempel der Befürwortung?", sagte sie und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. (A/N: Dieser Satz war mir im Englischen komplett unklar.)
Ron schaute zu Hannah, die fröhlich mit ihren Spielzeugen spielte. Dann drehte er sich wieder zu Hermine. "Ja, das tue ich.", sagte er und wurde rot. "Klingelt bei Lockhard irgendetwas bei dir?"
Bei diesem Satz wurden ihre Wangen rosa. "Ich war zwölf, was hast du erwartet?", fragte sie und ihr Blick fiel nach unten.
Ron hob seine Augenbrauen und grinste süffisant.
Sie wollte nicht nachgeben und fügte hinzu: "Richtige Gefühle, starke Gefühle sind nicht leicht zu durchschauen. Ausgerechnet du solltest das wissen." Sie hob ihren Kopf, ihre braunen Augen schauten in seine eigenen blauen Augen. Ron sah verwirrt aus, was eigentlich nichts neues war. Sie wollte nicht warten, bis er herausgefunden hatte, was sie gemeint hatte und sagte: "Ich hab dich fast vier Jahre gemocht, bis du es endlich gemerkt hast. Du warst so ein... so ein Junge."
"Wirklich? Weil ich bis jetzt dachte, ich bin ein Mädchen!", entgegnete er scharf und verspottend. Der Rotton wurde pink bei der Verlegenheit.
"Oh, halt den Mund, Ron!", schnappte Hermine.
"Fein, ich werde kein Wort mehr sagen.", sagte Ron und machte eine Bewegung, als wenn er seinen Mund verschließen und einen unsichtbaren Schlüssel wegwerfen würde.
Die Stille wurde immer größer, sie starrten einander an und warteten darauf, dass der andere zuerst sprach. Es war Ron, der die Stille brach, als er auflachte. "Du musst jedes Mal Recht haben, oder?"
Hermine seufzte.
Sie verdrehte erneut die Augen. "Ron.", sagte Hermine. "Kannst du nicht einfach aufhören und mich und meine Tochter alleine lassen?"
Ron lachte erneut auf. "Entschuldige bitte? Deine Tochter? Meinst du nicht unsere Tochter? Ich erinnere mich, dass ich bei ihrer Produktion auch beteiligt sein musste, und mit beteiligt meine ich - "
"- ich weiß was du meinst und du bist ein Schwein, Ronald Weasley.", hisste Hermine und bemühte sich, dass ihre Stimme nicht lauter wurde, damit Hannah sie nicht hörte. Als sie zu ihr hinüber blickte, sah sie, dass das kleine ihre Mutter interessiert anstarrte. Hermine atmete hörbar ein und mit einer schnellen Bewegung mit ihrem Zauberstab legte sie einen Schweigezauber über sich und Ron. Dann wirbelte sie wieder zu ihm herum.
"Alles hat bei dir mit Sex zu tun, oder?"
"Du lässt mich wie einen sexbesessenen Verrückten klingen.", entgegnete Ron scharf und entrüstet. "Und übrigens, du warst es, die dieses Thema in unserem siebten Schuljahr aufgegriffen hat, oder hast du das vergessen?"
"Ich habe es vielleicht aufgegriffen, aber du bist seit unserem sechsten Schuljahr ein kleiner geiler Idiot gewesen.", erwiderte Hermine gelassen. "Oder hast du vergessen, dass ich damals meine Unterwäsche in deinem Schlafsaal gefunden habe?"
Ron errötete und versuchte, eine Entgegnung zu finden. "Du hättest ... sie nicht gefunden, wenn du nicht so neugierig gewesen wärst.", erwiderte er und seine Nase kräuselte sich bei der Erinnerung. Hermine hatte ihm bei einer Hausaufgabe für Zaubereigeschichte geholfen, als sie den Fehler gemacht und in Rons Kommode nach einem extra Tintenfass gesucht hatte.
"Ich bin neugierig?", fragte sie und schaute ihn an, als ob er lächerlich wäre. "Was war mit den vielen Malen, als du mich gefragt hast, was zwischen mir und Victor war?" Ihr Haar, dass sie heute Morgen zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, löste sich nun daraus und große Strähnen von Locken fielen ihr ins Gesicht, als sie wütend den Vater ihres Kindes fixierte.
"Ich musste.", beharrte Ron. "Vicky war achtzehn und du warst nur fünfzehn, als du ihn getroffen hattest! Er war ein dreckiges Schwein!", schrie er und seine Augen flackerten gefährlich.
"Er war kein Schwein und es war auch nicht nötig, uns zu folgen.", rief Hermine und als sie Rons geschockten Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu: "Ja, ich wusste, dass du uns gefolgt bist. Hier ist ein Hinweis, wenn du dir Harrys Tarnumhang ausleihst... PASS AUF, DASS MAN DEINE FÜßE NICHT SEHEN KANN!"
"Ich habe das nur gemacht, weil ich mich um dich - weil manche Leute verschieden sind.", sagte Ron scharf und wollte alte Gefühle auslassen.
"Und was soll das jetzt heißen?", fragte Hermine. Ihre Stimme war ruhiger und nun voll von Verwirrung.
"Wenn du dich wirklich um mich sorgen würdest, wie ich gedacht habe, dass du es getan hast, bevor ich gegangen bin, dann hättest du mich nicht angelogen!", sagte Ron und seine Stimme fühlte sich etwas heiser von dem Argument an.
"Entschuldige - "
"Du hast wegen deiner Schwangerschaft gelogen - alle diese Briefe die wir uns geschickt haben, und nichts!", fuhr Ron dazwischen und wollte ihr seine Gefühle klar machen, bevor Hermine eine Möglichkeit hatte zu antworten. "Ich habe im Dunkeln getappt, während meine ganze Familie davon wusste. Habt ihr alle über mich gelacht?"
"Nein, wir - "
"Oh, lasst uns Ron nichts sagen. Er würde das Baby wahrscheinlich fallen lassen und sowieso ein schrecklicher Dad sein.", sagte Ron, seine Stimme war eine Oktave höher und brach langsam bei den Dingen, die sein Selbstbewusstsein sagte. "Ich hätte ein guter Dad sein können, wenn ich eine Chance dazu gehabt hätte!"
"Ich WEIß!", rief Hermine und wollte nicht schon wieder unterbrochen werden. "Ich weiß, das du es sein könntest, aber ich musste eine Entscheidung treffen."
"Nicht schon wieder diese verdammte Entscheidung.", sagte Ron entnervt.
"Ja, diese verdammte Entscheidung schon wieder.", sagte Hermine und war irritiert aufgrund von Rons' Ignoranz. "Du hättest es gehasst, die Aurorenausbildung zu verlassen und mir ewig vorgeworfen, dass du nicht bekommen hast, wovon du schon immer geträumt hast."
"Ich hätte mich versetzten lassen können! Es gibt hier auch eine Aurorenschule!", erwiderte Ron. "Es wäre vielleicht nicht die Beste gewesen, aber ich hätte hier ausgebildet werden können, was bedeutet, dass ich hätte hier sein können - und beobachten können, wie meine Tochter jeden Tag größer wird!"
"Ich... ich dachte ich hätte dir geholfen.", sagte Hermine ängstlich.
Ron atmete durch und antwortete: "Es ist mir egal, ob du gedacht hast, dass du mir helfen würdest. Hast du nicht gedacht, dass ich vielleicht nach Hause gekommen wäre, nicht weil ich musste, sonder weilich wollte?"
"Ich, ähm - "
"Genau, du hast es nicht gedacht.", sagte Ron und seine Lippen kräuselten sich. Er fuhr sich mit den Fingern durch sein nun getrocknetes Haar und fügte als einen Hintergedanken hinzu: "Alles, was ich wollte, war hierher zu kommen und mit dir befreundet zu sein, und jetzt, wo ich sie gesehen habe, ein Teil von dem Leben meiner Tochter zu sein."
Ron vergrub seine Hände in den Hosentaschen und senkte seinen Blick, als die Nachwirkungen seines Argumentes realisiert wurden. Seine Atmung wurde langsam wieder normal und als er an einige Dinge dachte, die er gesagt hatte, überkam ihn eine Welle der Verlegenheit und sein Gesicht wurde rot.
Hermine fühlte sich emotional ausgelaugt. Mit jedem Wort, das Ron gesprochen hatte, hatte ihr Herz mehr geschmerzt. War alles, was er gesagt hatte, wahr? Würden sie jetzt zusammen sein, wenn es so war?
Da war keine Zeit für was wäre wenn und was hätte sein können, als ein kleiner Schniefer sie aus ihrer Trance holte.
Hannah war zu ihnen gekommen, um zu sehen, was vor sich ging. Wegen dem Zauber konnte sie ihre Mum nur schreien und verärgert dreinblicken sehen, aber nicht hören weswegen. Wie dem auch sei, das regte das Kind auf.
Sie fühlte sich schlimmer als jemals zuvor, als Hermine den Zauber schnell aufhob und sich hinkniete, um ihre Tochter hochzuheben. Das Letzte, was sie wollte, war, dass Hannah so etwas wie das hier miterlebte und obwohl sie nicht hören konnte, was passiert war, war sie ein schlaues Mädchen und konnte verstehen, dass es nichts Gutes war.
"Es ist in Ordnung, Bärchen.", sagte Hermine und umarmte ihre Tochter sanft. "Alles ist in Ordnung." Hannah hörte auf zu weinen und fing an, sie mit ihren kleinen Fäusten über die Augen zu reiben. Sie lächelte ihre Mum mit einem teilweise etwas zahnlosen Grinsen an, was Hermine dazu brachte, leise zu lachen. Ihre Zähne hatten angefangen zu wachsen, waren aber noch nicht alle da. Wie auch immer, die schienen gut zu wachsen, sehr zum Entzücken von Nana und Grandpa Granger.
Hannah drehte ihren Kopf, um zu Ron zu schauen, der erschrocken über diese plötzliche Bewegung war. Ihr Gesicht verzog sich und ihre kleine Zunge schaute aus ihrem Mund. Sie sah so aus, als wäre sie in tiefer Konzentration versunken.
"Dad... dee.", sagte Hannah langsam.
Ron atmete tief durch und hoffte, dass der Sauerstoff ausreichen würde, um nicht umzukippen.
"Daddy.", wiederholte Hannah, sicher, dieses Mal.
"Wie...?"
"Sie hat ein Bild von dir bei ihrem Bett.", gestand Hermine. "Sie schaut es sich jeden Tag an und ich erzähle ihr Geschichten über dich.", fügte sie schüchtern hinzu und beobachtete, dass Rons Gesichtszüge vollständig weich wurden, als er auf seine Tochter sah, die ihre Hände in seine Richtung streckte.
Er fühlte sich überwältigt von dieser Information und plötzlich hatte er das dringende Verlangen, diese kleine Person, die er und Hermine geschaffen hatten, zu halten. "Kann ich?", fragte er und nickte in Hannahs Richtung. Es war ihm unmöglich, diesen sehnsüchtigen Ton aus seiner Stimme zu verbannen.
"Natürlich.", sagte Hermine und gab Ron seine Tochter, während sie sich versicherte, dass er ihr ganzes Gewicht erfasste. Wenn ihre Gefühle nicht zu sehr durcheinander gewesen waren, hatte das einfach passieren müssen. Sie war froh, das es das war, und ihr kein Fehler unterlaufen war. Das war alles, was Hermine wollte, seit Ron den vorherigen Tag in den Fuchsbau gefloot war.
"Halte ich sie richtig?", fragte Ron. Er dachte zurück zu der Zeit, in der Ginny geboren war und wie er und all seine Brüder sie halten wollten. Wie einen Quaffel, hatte sein Vater gesagt. Ron hatte nicht die Gelegenheit gehabt, Ginny zu halten, bis sie älter und sehr viel größer als ein Quaffel war, und ihn an diesem Punkt getreten und geschrieen hatte, weil sie wieder runter wollte. Zumindest trat Hannah ihn nicht. Er schob seinen Arm etwas tiefer um ihren Rücken zu stützen, und plötzlich... war sie ruhig.
"Du machst das gut.", ermutigte ihn Hermine.
"Was für Geschichten erzählst du ihr?", fragte Ron. Sein Blick fiel auf seine Tochter und er betrachtete ihre Gesichtszüge genauer als er das am gestrigen Abend getan hatte. Sie hat mein Lächeln, dachte Ron, als Hannah ihn ansah und sich ihre Lippen zu einem schiefen Grinsen formten.
Und Hermines Augen, neugierig und warm.
"Viele. Ihre Lieblingsgeschichte ist die mit McGonagalls riesigen Schachbrett in unserem ersten Jahr.", sagte Hermine. "Sie glaubt du bist ein wirklicher Held.
Und ich auch, selbst wenn du mich manchmal zum verrückt werden bringst.
Ron lächelte und schaute zu Hermine. Es kam ihnen wie Stunden vor, als sie sich friedlich und voller Bewunderung anblickten. Sie hatten sich seit Jahren nicht mehr so angesehen. Alles um sie herum war ruhig. Rons Augen erkundeten Hermines Gesichtszüge, die ein paar bemerkbare Veränderungen hatten, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte.
Sie hat eine Sorgenlinie auf ihrer Stirn; ihre Falten wirken wie ein süßes Lächeln. Ihre Augen enthalten mehr Weisheit, aber das ist nicht überraschend.
Wie kann jemand noch schöner in dieser kurzen Zeit werden?
Hermine bemerkte seine leise Bewunderung nicht als ihre eigenen Augen über ihn wanderten. Seine Arme sahen stärker aus, das Training hatte ihm mehr Muskeln verschafft. Seine Haut schimmerte gesund, sie ließ ihn gut und fröhlich aussehen. Obwohl sie, wenn sie in seine wunderschönen blauen Augen blickte, immer noch den kleinen Jungen im Zug sehen konnte, der Dreck an der Nase hatte.
"Ronald?"
Das schrille Geräusch von Miranda, die auf der Suche nach ihrem Freund war, brach die Stille, als sie im Eingangsbereich zur Küche erschien. "Ich habe dich gesucht. Komm rein, Schatz."
Rons Augen wandten sie niemals von Hermine ab, als er ihr zurief: "Jaah, sicher. Ich komme." Er gab Hannah ihrer Mum zurück und lächelte verlegen. "Ich gehe besser..."
"Natürlich.", sagte Hermine und fühlte sich unbehaglich wegen dem, was gerade eben passiert war. "Du willst sie nicht warten lassen."
"Jaah.", sagte Ron und rieb sich behutsam den Nacken. "Ich sehe dich dann beim Abendessen."
"Jaah, ich sehe dich beim Abendessen.", flüsterte Hermine, als Ron zur Küche zurück joggte und sie verwirrter denn je zurückließ.
A/N: So, das war das sechste Kapitel. Wie ihr seht ist es ziemlich lang und hat mich dementsprechend mehr Zeit gekostet, es zu übersetzen. Aber ich hab es sehr gerne, weil es einfach so typisch Ron und Hermine ist, besser geht es gar nicht. Ich habe jetzt den englischen Kapiteltitel übernommen, weil mir kein besserer deutscher eingefallen ist und ich den englischen für sehr einfallsreich halte. Ich hoffe, ich habe dieses Kapitel zu eurer Zufriedenheit übersetzt. Ich hätte es noch gestern Abend gepostet, aber ich musste es nochmal Korrekturlesen und das kann man am besten mit etwas Abstand von dem Kapitel, außerdem war ich um Mitternacht dann doch schon zu müde.
Ich fand es schade, dass ich für das letzte Kapitel nur vier Reviews bekommen habe und bei den anderen erheblich mehr, das spornt einen nicht gerade an, muss ich sagen.
Aber da meine Cousine endlich eine Goldmedaille bei Olympia gewonnen hat, hat mich das dann doch etwas angespornt und ich hab mich eben wieder ans Übersetzen gemacht.
Aber es würde mich sehr freuen, wenn ihr mir für dieses Kapitel mehr Reviews gebt, dann kommt das nächste vielleicht schneller. Ich habe ja Ferien und kann mich wegen einer Innenbanddehnung im linken Knie nicht so gut bewegen, deshalb habe ich momentan etwas mehr Zeit...
Und eine kleine Ankündigung, was im nächsten Kapitel passieren wird:
Zwei Leute werden sich wieder etwas näher kommen und Hermine macht etwas sehr dummes...
Ihr könnt ruhig ein paar Vermutungen anstellen.
