Kapitel 2 – Backflash

Dezideria stand in einem spärlich möblierten Zimmer. Er war gerade mit dem Notwendigsten ausgestattet. Sie wusste, welchen Unterricht sie als nächstes zu erwarten hatte. Angst überkam sie, die sie aber schnell wieder unterdrückte, doch den Ekel und den Hass konnte sie nicht verbergen, als fünf Personen den Raum betraten.

Sie verschränkte die Arme und wartete ab. Es waren wie immer fünf Männer, die sie um diese Zeit aufsuchten und das seit zwei Jahren.

Wortlos trat einer von ihnen auf sie zu, umfasste mit einer Hand ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.

„Immer noch nichts gelernt? Aufmüpfig wie eh und je, hm? Dann wird es Zeit, die Lektion zu wiederholen!"

Mit einer schnellen Bewegung schubste er sie aufs Bett, drehte sie auf den Bauch.

Die anderen Vier traten schnell heran, zerrten an ihren Armen und kurz darauf konnte Dezideria ein leises Klicken vernehmen, nämlich das von den Handschellen, die sie ans Bett fesselten. Grob zwangen Hände sie nach oben, dass sie in eine kniende Lage kam. Ergeben, aber voller Wut und Hass, senkte das Mädchen den Kopf, damit niemand ihre Tränen sehen konnte.

Schon spürte sie den Schmerz, als einer der Männer in sie eindrang. Sie fühlte sich wehrlos und ließ die Qualen über sich ergehen.

Immer und immer wieder stieß er zu, immer schneller und härter wurden seine Stöße und bald spürte sie, wie er sich in ihr ergoss und sich von ihr entfernte.

Doch sie wusste, was sie zu erwarten hatte und behielt recht. Sie merkte, dass jemand anderes herantrat und spürte erneut den Schmerz, als der zweite der Männer mit einem kraftvollen Stoß tief in sie eindrang. Dezideria knirschte mit den Zähnen, um nicht aufzuschreien. Tief atmete sie ein und betete, dass sie nicht bewusstlos werden würde, denn die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass dann Schläge folgen würden.

Es polterte im Flur und die Tür wurde laut aufgerissen. Sie hörte wie Flüche gerufen wurden und, dass sie auf einmal von den Schmerzen befreit war, doch sie wagte nicht, aufzublicken und in den Spiegel zu schauen, der am Kopfende des Bettes befestigt war.

Es war ruhig im Raum, nur ein leises Rascheln war zu hören. Sie spürte einen Finger, der erfahren über sie strich und dann in sie eindrang, aber schnell wieder zurückgezogen wurde.

„Anale Vergewaltigung also!"

Sie zuckte zusammen. Diese Stimme kannte sie nicht. Das Mädchen spürte ein erigiertes Glied, dass sie streifte und dann verweilte.

„Nein, den Spaß hebe ich mir für später auf."

Sie wollte schon erleichtert aufseufzen, zuckte jedoch im selben Moment zusammen, denn er hatte nicht den Rückzug angetreten, sondern drang ebenfalls in sie ein.

Verzweifelt hob sie den Kopf und schaute in den Spiegel. Sie sah eine schwarzgekleidete Person hinter sich stehen. Die Maske, die er getragen haben musste, hatte er ihr auf den Rücken gelegt. Sie schaute in sein Gesicht, in seine Augen, seine eisblauen Augen. Die Kapuze war verrutscht und sie konnte weißblonde schulterlange Haare sehen.

Auf einmal wusste sie, wer sie da gerade vergewaltigte – Lucius Malfroy – ihr Vater.

Er hatte gemerkt, dass sie den Kopf gehoben hatte und erwiderte kalt ihren Blick im Spiegel. Weiter bemerkte er, dass sich ihre Augen vor Schreck weiteten und wusste, dass sie wusste, was er war und wer er war.

Sie senkte den Kopf wieder und spürte, dass sie die Tränen nun nicht mehr aufhalten konnte.

Es erregte ihn noch mehr, wenn er spürte, wenn seine Opfer Angst hatten und Schmerzen verspürten. Deshalb packte er ihre Haare und riss ihren Kopf zurück – und ... erstarrte.

Fassungslos blickte er in den Spiegel, er konnte nicht glauben, was er da sah. In irritierten nicht die Tränen. Sein Blick war auf etwas anderes gerichtet... auf ihre Stirn, die mit einer Schlange tätowiert war.

Sofort zog er sich zurück und richtete seine Kleidung. Gerade rechtzeitig, denn andere schwarzgekleidete Personen traten ein.

Dezideria senkte den Kopf. Sie wollte nicht, dass man ihre Tränen sah.

„Ah, Lucius, wie ich sehe, hast du uns etwas übrig gelassen, sehr nobel von dir!"

„Falsch!" Seine kalte Stimme ließ den Mann, der gerade an das Mädchen herantreten wollte, erstarren.

„Was hast du?"

Doch Lucius gab keine Antwort, zog statt dessen seinen Zauberstab und befreite sie von den Handschellen. Ihr Körper fiel vornüber und eine willkommene Schwärze umfing sie.

Als Dezideria wieder zu sich kam, fand sie sich in einem kalten Raum wieder. Sie setzte sich auf und schaute sich um. Die kalten Mauern schienen sie zu verhöhnen.

Das Mädchen sprang aus dem Bett, stellte aber entsetzt fest, dass sie nichts anhatte. Nach ihren Sachen suchend blickte sie sich genauer in diesem Raum um, doch außer dem Bett war nichts vorhanden. Das ließ ihn mit seinen grob gemauerten Wänden noch kälter erscheinen.

Mit einem griff zog sie das Laken zu sich heran, wickelte sich darin ein und tapste barfuss zur Tür. Diese war natürlich verschlossen. Davon ließ sie sich jedoch nicht einschüchtern. Mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand zeigte sie auf das Türschloss.

„Alohomora!"

Nichts rührte sich. Sie atmete tief ein, schloss die Augen.

„Wie ihr wollt, dann eben anders!" knirschte sie.

Erneut hob sie die Hand.

„Bombarda!"

Mit einem lauten Knall sprang die Tür aus den Angeln. Mörtel rieselte herunter. Ein kurzes, selbstzufriedenes Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Dezideria wollte schon den Raum verlassen, als sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten, wie immer, wenn sie in Gefahr war. Das jahrelange Training machte sich nun bezahlt.

Sie drehte sich überrascht um. In diesem Raum schien aber nichts zu sein, doch sie sprach die Formel des Sehens: „Lookatio invisiblus!"

Nichts schien sich verändert zu haben und doch war etwas anders. An einer Stelle flimmerte es merkwürdig. Selbstbewusst trat Dezideria darauf zu. Es schien zurückzuweichen, doch sie war schneller. Ein fester Griff und sie hielt einen Tarnumhang in der Hand.

Zwei Männer hatten sich darunter verborgen und sie beobachtet. Überrascht starrten diese nun das Mädchen an, dass sich nun ihrerseits mit flinken Fingern den Umhang umlegte und aus ihrer Sicht verschwand, ehe sie reagieren konnten.

Lucius sank auf die Knie.

„Tut mir leid, Mylord!"

„Sitz hier nicht rum! Suche sie und bringe sie zurück...SOFORT!" zischte dieser und verließ den Raum.

Währenddessen hatte Dezideria den Raum eilig verlassen. Hatte sie vermutet, sich in einem Kerkerraum zu befinden, wurde sie draußen eines Besseren belehrt. Sie fand nur eine schmale Treppe, die hinunterführte.

Mit schnellen Schritten, aber doch so leise wie möglich, rannte sie diese hinunter und landete in einem Wirrwarr von Gängen. Sie blieb jedoch nicht stehen, sondern eilte, ihrem Instinkt folgend, nach rechts.

Sie rannte um ihr Leben, konnte nicht gesehen werden, sah aber diejenigen, die sich in den Gängen befanden und wich ihnen geschickt aus.

Es dauerte aber nicht lange, bis die Männer und Frauen in den Gängen wie aufgescheuchte Hühner durch das Gebäude eilten, auf der Suche nach ihr.

Nun war es an ihr, ihre Schritte zu verlangsamen, denn sonst würde sie noch in jemanden hereinrennen. Vorsichtiger, aber immer noch schnell, eilte sie einen Ausgang suchend, weiter.

Ein paar Weggabelungen weiter war niemand mehr zu sehen und sie begann wieder zu rennen, nur um gleich darauf abrupt stehen zu bleiben. Jemand kam ihr entgegen und sie erstarrte, denn dieser Jemand schien sie geradezu mit seinem Blick zu durchbohren. Gleichzeitig spürte sie, dass jemand versuchte, in ihre Erinnerungen und Gedanken einzudringen.. Sie blockte gekonnt und sah zu ihrem Erstaunen, dass der Andere leicht schmunzelte.

„Zweimal rechts und einmal links, viel Glück!" murmelte er und eilte weiter.

Erstaunt sah sie ihm nach und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Im vertrauen? Es ignorieren und auf eigene Faust den Ausgang suchen?

Sie beschloss, ihm zu vertrauen und folgte seinen Anweisungen. Bald darauf stand sie fassungslos in der riesigen Eingangshalle.

Alle Vorsicht vergessend rannte das Mädchen auf die riesige Tür zu, hinter der sie ihre Freiheit vermutete... und prallte auf etwas, etwas hartes, dass aber auch irgendwie weich war.

Erschrocken sprang sie ein paar Schritte zurück, kam allerdings nicht sehr weit, denn das, was sie gerammt hatte, hielt sie fest und riss ihr den Tarnumhang samt Laken vom Körper.

Schlagartig war ihr klar, was passierte. Jemand hatte unter einem Tarnumhang die Tür bewacht. Dezideria drehte sich um, wollte fliehen, doch es war zu späte. Mehrere schwarzgekleidete Personen hatten die Halle betreten und sie blitzschnell eingekesselt.

Ergeben ließ sie sich zu Boden sinken, doch dort verweilte sie nicht lange, denn mehrere Hände ergriffen sie und zerrten sie hoch.

Erinnerungen krochen in ihr hoch, Erinnerungen der letzten zwei Jahre, Erinnerungen an die Vergewaltigungen.

Panisch schrie sie auf und sie begann wie eine Wilde um sich zu schlagen und zu treten, biss und kratzte.

Hatte sie sich eine Lücke verschafft und wollte hindurchschlüpfen, verschlossen die Todesser sie wieder. Wie lange sie sich wehre, wusste sie nicht, doch ihre Kräfte erlahmten recht schnell und schwer atmend hielt sie inne.

„Beruhigt, kleine Wildkatze?" vernahm sie eine spöttische Stimme.

Dezideria schloss die Augen und hob die Hände als Zeichen, dass sie sich ergab.

„Ausgezeichnet...packt sie und bringt sie zu ihm!"

Wieder griffen Hände nach ihr, sie versuchte auszuweichen, doch sie waren gnadenlos.

„Bitte, bitte nicht anfassen, ich tue alles, was ihr wollte, aber lasst mich bitte los!"

Sie war blass geworden und zitterte am ganzen Körper.

„Folgst du uns auch freien Stücken?"

Das Mädchen schaute den Frageneden an und nickte.

„Lasst sie los!"

„Aber...!"

„Ruhe!...Tut es einfach!"

Die Hände ließen von ihr ab und Dezideria atmete erleichtert auf. Unauffällig schaute sie sich um. Etwa zwanzig Personen standen um sie herum, alle schwarz gekleidet und alle trugen Masken.

Sie blickte wieder zu demjenigen, der ihr gerade geholfen hatte. Auch er war ganz in schwarz gekleidet und trug eine Maske, doch ein Blick in seine Augen, und ihr war schlagartig klar, wer vor ihr stand. Er war derjenige, der ihr den Weg verraten hatte, der Weg, der in ihr Verderben führte, wollte er ihr wirklich helfen, oder nur die Jagd beenden? Doch Dezideria spürte, dass sie die Antwort bekommen würde.

Er beobachtete sie und sah, wie sie sich umschaute und spürte dann ihren forschenden Blick, erkannte, dass sie wusste, wer er war, was er getan hatte, spürte die Frage in ihrem Blick. Mit einer knappen Kopfbewegung deutete er ihr an, ihm zu folgen. Sie zögerte kurz, ging dann aber hinter ihm her. Die anderen flankierten sie oder folgten ihr, um eine erneute Flucht ihrerseits zu verhindern. Sie schritten durch die Gänge und Dezideria prägte sich unbewusst den Weg ein, vielleicht konnte es ja noch von Nutzen sein, ihn zu kennen.

Schließlich waren sie am Ziel. Der Mann vor ihr hielt an und öffnete die Tür, ließ vier Todesser vorangehen, bedeutete ihr dann, den Raum ebenfalls zu betreten, was sie auch tat.

Wieder sah sie sich um, aber nicht, weil sie an Flucht dachte, sondern weil sie neugierig war. Der Raum war riesig. Er glich eher einer großen Halle, ähnlich der am Ausgang, und es stand nichts darin, nichts, außer einem thronähnlichen Stuhl, auf dem jemand saß. Sie wusste, wer es war und schluckte den Ekel, den sie empfand, herunter, betrachtete ihn genau. Er trug eine lange Robe, die über den Podest, auf dem der Stuhl stand, herunter zum Boden reichte, beim Laufen würde sie wohl hinter ihm herschleifen, wie bei einer Braut der Schleier.

Ihre Vorstellung spielte ihr einen Streich, denn plötzlich sah sie ihn vor sich... in einem weißen Brautkleid. Ungewollt musste sie grinsen, schaffte es aber, sich schnell wieder unter Kontrolle zu bringen.

„Ah, ihr habt sie wieder eingefangen. Ausgezeichnet!"

Sie waren vor dem Thron angekommen und die Todesser knieten sofort nieder und küssten den Saum der Robe.

Dezideria dagegen blieb stehen und schaute ihn an. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos. Sie beobachtete, wie der Lord sie musterte und sein Blick an ihr hinabglitt. Obwohl sie es nicht wollte, verschränkte sie ihre Arme, weil sie sich unwohl fühlte.

„Ihr dürft euch erheben! Verlasst den Raum! Wartet draußen! Lucius, du bleibst!"

Abwartend blieb Dezideria stehen, hörte, wie die Anderen den Raum leise verließen.

„Sie braucht Manieren!"

„Ja Mylord!"

„Nimm sie und beim nächsten Mal weiß sie, was sie tun soll!"

„Ja Mylord!"

„Sie hat einen starken Willen, sei vorsichtig!"

„Ja Mylord!"

Angewidert verdrehte Dezideria die Augen.

„Crucio!" bellte es durch den Raum.

Das Mädchen spürte, wie der Fluch sie traf und die Schmerzen sich in ihrem Körper ausbreiteten, stärker wurden. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, blieb standhaft und konnte letztendlich den Schmerz ignorieren.

„Beachtlich! Beim nächsten Mal wird es mehr als ein ‚Crucio' sein!"

Spöttisch verbeugte sich Dezideria.

„Wenn es dir Spaß macht, Riddle!" erwiderte sie spöttisch..

„Crucatius!"

Sie zuckte zusammen, als der Fluch auf sie wirkte. Sie widerstand dem Drang, vor Schmerz in die Knie zu gehen, aber konnte es nicht verhindern, dass ein Keuchen über ihre Lippen kam, was Voldemort mit einer gewissen Befriedigung hörte.

„Geh und wisse, dass, wenn du fliehen solltest, dir meine Todesser folgen werden und sie werden nicht zimperlich sein!"

Dezideria drehte sich um und verließ den Raum. Lucius ging vor dem Lord erneut in die Knie.

„Mylord!"

„Folge ihr und erziehe sie!"

„Ja Mylord!"

Mit wehendem Umhang folgte Lucius seiner Tochter, die draußen auf ihn wartete. Er deutete ihr an, ihm zu folgen, was sie auch widerspruchslos tat.

Bei einem der Männer blieb er stehen und besprach sich leise mit ihm, ging dann weiter. Wieder folgte Dezideria ihm, merkte aber, dass ihnen jemand folgte, nämlich der Mann, mit dem ihr Vater gerade gesprochen hatte. Sie gingen den selben Weg zurück und standen schon bald darauf in der Eingangshalle.

Mit einem gemurmelten Spruch öffnete sich die Tür und Lucius trat hinaus, darauf achtend, dass Dezideria ihm folgte. Sie liefen schweigende einen langen Weg entlang, an dessen Ende der blonde Mann stehen blieb. Auf Abstand achtend, blieb auch das Mädchen stehen und der fremde Mann stellte sich neben sie.

„Bringen wir sie nach Malfroy-Manor!"

Lucius drehte sich zu seiner Tochter um und streckte eine Hand aus. Dezideria schreckte zurück, versuchte panisch einige Schritte zurück zu gehen, stieß dabei aber in den Fremden hinein.

Der blonde Mann seufzte ergeben und ließ seine Hand sinken, musterte das Mädchen kalt und ebenso kalt erwiderte sie seinen Blick.

Sie spürte eine federleichte Bewegung an ihrer Schulter und drehte sich erschrocken um, sah den Anderen an. Ein Blick in seine Augen und sie wusste, wer es war. Er hatte seinen Umhang abgenommen und hielt ihn ihr hin. Fragend schaute sie ihn an und er nickte unmerklich. Dankbar griff Dezideria danach und wickelte ihn um sich, seinem Blick standhaltend. Er hielt ihr seine Hand hin und nach kurzem Zögern ergriff sie diese.

„Hallelujah!" kam es trocken von seinen Lippen, dann spürte sie ein Reißen und sah ein Flimmern vor ihren Augen, die sie schnell schloss.

Sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, riss sie diese sofort wieder auf. Sie merkte, dass ihr Vater nun ebenfalls erschien. Wortlos schien er sich mit dem Anderen zu verständigen. Dann wandte er sich seiner Tochter zu und deutete ihr an, ihm zu folgen.

Gemeinsam betraten sie das herrschaftliche Haus.

Drinnen merkte Dezideria, dass der andere ihnen nicht gefolgt war und ein Gefühl des Bedauerns machte sich in ihr breit, was sie aber schnell unterdrückte.

Aufmerksam und neugierig blickte sie sich um. Sie befanden sich in einer riesigen Empfangshalle. An einigen Stellen sah sie Rüstungen, Bodenvasen und einige Statuen. In der Mitte der Halle lag ein dunkelgrüner Teppich in der Form eines Halbmondes, die Rundung zeigte zur Eingangstür, während die Spitzen auf die beiden Treppen zeigten, die in das obere Stockwerk führten.

„Willkommen in Malfroy-Manor, deinem neuen Zuhause!"

Sie schwieg trotzig und schwor sich im Stillen, dass die nächste Gelegenheit zur Flucht die ihre wäre.

„Ich führe dich kurz herum und zeige dir dann dein Zimmer!" hörte sie die Stimme des stolzen Hausbesitzers.

Er zeigte ihr, wo sich die Räume befanden und betrat schließlich einen Raum im oberen Stockwerk.

„Das ist dein Zimmer. In fünfzehn Minuten gibt es Abendessen. Sei pünktlich im Speisesaal!"

Er gefiel ihr und sie würde sich garantiert wohlfühlen, wenn sie sich in einer anderen Position befinden würde. Sie sah den Kleiderschrank und öffnete ihn, doch er war leer – so wie sie es schon erwartet hatte. Trotzdem war sie enttäuscht und ließ sich aufs Bett fallen.

Dezideria war hundemüde und ihr fielen die Augen zu, doch sie kämpfte gegen die Versuchung an und blieb wach, wohl wissend, dass sie nicht lange würde schlafen können, weil sie hungrig aufwachen würde.

Nach ein paar Minuten rappelte sie sich auf und verließ ihr Zimmer, ging hinab zum Speisesaal. Vor der Tür atmete sie ein paar Mal tief durch und öffnete diese dann langsam, nicht wissend, was sie erwartete.

Ihr Vater hatte sie schon erwartet und stand auf, kam ihr entgegen, als sie eintrat, legte einen Arm um sie.

Dezideria presste die Lippen zusammen und ignorierte die Berührung, ignorierte ihn, trat an den Tisch heran.

„Das ist Narzissa, meine Frau und das ist Draco, dein Halbbruder."

Sie musterte die beiden ausdruckslos und nickte ihnen kurz zu. Gentlemanlike rückte Lucius ihr den Stuhl zurecht und sie setzte sich.

Das Essen erschien vor ihnen und das Dezideria wartete ab, wusste nicht, ob sie einfach zulangen durfte. Narzissa beobachtete sie.

„Willst du denn nicht wenigstens den Umhang ablegen?"

Vehement schüttelte das Mädchen den Kopf, warf Lucius einen undefinierbaren Blick zu.

„Du hast recht, Zissa, der Umhang ziemt sich nicht am Tisch!"

Dezideria stand auf und wandte sich der Tür zu.

„Lieber verzichte ich aufs Essen, als den Umhang abzulegen!"

„Du bleibst!"

Lucius sprang auf und zerrte sie zurück, stieß sie auf den Stuhl, dabei den Umhang an sich reißend ... und erbleichte. Er hatte ganz vergessen, dass dieser Umhang das einzige Kleidungsstück war, dass sie trug. Narzissa schluckte.

„Wie du meinst, Lucius!"

Nun war es ihr egal, sie drehte sich zum Tisch und begann zu essen. Verblüfft hatte Draco alles verfolgt und bewunderte sie für ihren Mut, begann dann ebenfalls, dabei mit den Schultern zuckend, zu essen.

Narzissa warf Lucius einen vorwurfsvollen Blick zu, stand auf, nahm den Umhang aus dessen Hand und legte ihn Dezideria um die Schultern. Dabei sog sie geräuschvoll Luft ein, denn sie sah deren vernarbten Rücken. Das Mädchen warf Narzissa einen dankbaren Blick zu und ignorierte deren Reaktion, aß einfach weiter.

Die Frau setzte sich wieder und beobachtete das blonde Mädchen traurig. Sie konnte sich ansatzweise vorstellen, was diese durchgemacht hatte, nahm dann schließlich auch an der Mahlzeit teil. Bei Lucius dauerte es etwas länger, bis er sich wieder an den Tisch setzte.

Das Essen verlief eisig und schweigend. Nach dem Essen kehrte Dezideria, alle ignorierend, in ihr Zimmer zurück.

Es dauerte nicht lange und es klopfte an der Tür. Durch eine Handbewegung des Mädchens öffnete diese sich und Narzissa konnte eintreten, ein paar Kleidungsstücke auf dem Arm tragend.

Dezideria sprang von der Fensterbank, auf der sie gesessen hatte und nahm die Sachen entgegen.

„Danke Miss Malfroy!"

"Bitte Dezideria, sag Narzissa!"

Das Mädchen nickte zustimmend und verschwand im Bad. Kurze Zeit später hatte sie sich umgekleidet und hielt nun den Umhang in der Hand.

„Geben Sie den Umhang bitte Lucius? Er weiß, wem er gehört und ich denke, der Besitzer möchte ihn gern wieder haben!"

„Selbstverständlich!"

Sie schwiegen sich an.

„Glauben Sie, dass er heute noch mit mir reden will? Ich möchte ansonsten gern schlafen gehen."

„Er wird dich nicht rufen. Er ist beim dunklen Lord!"

„Verstehe, dann gute Nacht Narzissa!"

Diese verstand den Wink und ging zur Tür, drehte sich aber noch mal um.

„Morgen werden wir einkaufen gehen!"

Das Mädchen nickte nur und ging ins Bett, war bereits eingeschlafen, bevor Narzissa die Tür geschlossen hatte.

Am nächsten Morgen wachte Dezideria früh auf. Der Morgen graute gerade und sie brauchte keine Uhr, um zu wissen, dass es fünf Uhr morgens war. Darauf war sie konditioniert. Dennoch sprang sie nicht wie gewohnt sofort aus dem Bett, sondern genoss es, einfach mal liegen bleiben zu können.

Jedoch hielt sie es nicht lange aus. Sie seufzte und richtete sich auf, kletterte aus dem Bett und ging ins Bad unter die Dusche.

Nach dem Anziehen, verließ sie leise ihr Zimmer. Sie wollte hinunter gehen, doch auf dem Absatz blieb sie wie angewurzelt stehen. Eine magische Barriere verhinderte, dass sie hinab konnte. So machte sie kehrt und spazierte stattdessen in die Bibliothek, betrat diese und blieb für einen Moment stehen, ließ den Raum auf sich wirken.

Dann schlenderte sie zu den Regalen. Mit flinken Fingern überflog sie die Titel in den Regalen. Ihre Hand stoppte und sie zog ein Buch heraus, setzte sich in den Sessel am Fenster und begann zu lesen.

Wenige Minuten später klappte sie das Buch zu, stellte es zurück und holte sich ein neues Buch. Auf diese Weise las sie mehrere Stunden. Sie hatte sich so sehr in ihre Lektüre vertieft, dass sie nicht merkte, wie Narzissa eintrat. Diese beobachtete das Mädchen eine Weile. Für sie sah es so aus, als würde Dezideria das Buch gedankenverloren durchblättern, stellte dann aber fest, das sie dabei merkwürdig konzentriert wirkte. Narzissa räusperte sich und das Mädchen schaute erschrocken auf.

„Hallo Narzissa. Ich habe Sie nicht hereinkommen hören. Stehen Sie schon lange dort?"

„Noch nicht sehr lange, aber was tust du hier?"

„Lesen. Ich konnte nicht hinunter, da war eine magische Barriere."

„Dafür gibt es auch einen guten Grund!"

„Sicher."

„Ich wollte dir nur sagen, dass es gleich Frühstück gibt."

„Wann genau?"

„In zehn Minuten!"

„Bis dahin schaffe ich das Buch noch."

Dezideria setzte sich wieder und las in dem Buch weiter, lies Narzissa einfach stehen. Es dauerte aber nicht lange, vielleicht etwa fünf Minuten, da klappte das Mädchen das Buch zu und räumte es wieder in das Regal zurück.

„Du willst mir doch nicht weismachen, dass du gerade das ganze Buch gelesen hast?"

„Habe ich aber."

„Das ist unmöglich!"

„Das Wort befindet sich nicht in meinem Wortschatz!"

„Erkläre mir, wie so etwas möglich ist!"

„Ich weiß nicht, ob ich das richtig erklären kann, aber ich will es versuchen. Also, viele Menschen erfassen Gelesenes Wort-, Satz- oder Zeilenweise, manche sogar Absatzweise. Ich kenne aber niemanden, der das kann. Mir wurde gesagt, dass Letzteres schon eine außergewöhnliche Fähigkeit ist, nun man braucht wohl ein gewisses geistiges Level. Ich scheine aber das auch noch zu übertreffen, ich erfasse Gelesenes nämlich Seitenweise. Für die anderen sieht es vielleicht so aus, als würde ich nur umblättern, aber ich lese wirklich."

Narzissa hatte schon davon gehört und erfasste nun erst, dass Dezideria über ein enorm hohes geistiges Potential verfügen musste.

„Ist die Barriere weg, dass ich essen gehen kann?"

Die Frau nickte nur und Dezideria machte sich auf den Weg hinunter zum Speisesaal. Narzissa ging nachdenklich langsam hinterher. Gemeinsam betraten sie den Speisesaal und nahmen Platz. Lucius und Draco waren bereits da und so aßen sie schweigsam.

Nach dem Essen räusperte sich Lucius.

„Dezideria, du wirst mit Narzissa und mir heute in die Winkelgasse gehen. Draco, du bleibst hier und arbeitest an deinen Hausarbeiten."

„Sicher, Lucius!"

„Ja, Vater!"

Lucius starrte seine Tochter verärgert an, doch sie sah ihn nicht an und so verkniff er sich ein Kommentar.

„Dezideria, bevor wir einkaufen gehen, möchte ich, dass du mir deinen Zauberstab übergibst!"

Das Mädchen blickte erstaunt auf. Fassungslosigkeit zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. Lucius amüsierte sich über den Anblick und zeigte das auch, erstarrte aber, als Dezideria lauthals zu lachen anfing. Er wurde wütend und wollte aufbrausen, doch Narzissa legte eine Hand auf seinen Arm und er schluckte seine Wut herunter.

„Wo bitte soll ich den Stab denn versteckt haben?" lachte sie. „Ich war nackt, schon vergessen? Ich habe nie einen besessen!"

„Aber gestern hast du doch...!"

„Stablose Magie!"

„Du beherrschst stablose Magie?"

„Das sagte ich doch gerade, oder spreche ich vielleicht eine andere Sprache?"

Lucius schluckte erneut und atmete tief ein. Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, was Dezideria mit Unbehagen sah. Er griff in die Tasche seiner Robe und zog eine Kette heraus, reichte diese dem Mädchen.

"Lege sie an!"

„Was bewirkt sie?"

„Sie hat einen Barrierezauber. Wenn du sie angelegt hast, kannst du dich nur auf eine kurze Distanz von mir entfernen, wenn du dich weiter entfernen willst, rennst du gegen eine unsichtbare Mauer und ich spüre es."

„Wie bei der Treppe?"

„Ja!"

„Welche Entfernung?"

„Fünfzehn Meter!"

Sie nahm die Kette und betrachtete diese gelangweilt, nachdem sie gesehen hatte, dass das Familienwappen der Malfroys eingearbeitet war.

„Wenn es sein muss!"

Ohne weiteres abzuwarten, ging sie zur Tür, sich die Kette umlegend. Dort angekommen, drehte sie sich um.

„Worauf wartet ihr noch?" fragte sie genervt und verließ den Raum, sorgsam auf die Entfernung achtend.

Lucius und Narzissa folgten ihr. Zu dritt verließen sie das Haus. Draußen reichte er seiner Tochter die Hand, doch sie ignorierte diese und reichte ihre Hand Narzissa..

„Die Kette lässt das nicht zu!"

„Die Kette ist mir egal, ich gehe dann halt wieder ins Haus!"

„Stell dich nicht so an!"

„Du hast keine Gefühle, nicht wahr? Ist ja auch kein Wunder, wenn man bedenkt auf welcher Seite du stehst. Ich lasse das nicht mehr mit mir machen, hörst du? Fahr doch zur Hölle, da gehörst du auch hin!"

Sie war blass geworden. Narzissa schaute fragend von Einem zum Anderen. Währenddessen riss Dezideria sich die Kette vom Hals ... und apparierte.

backflashende –