KAPITEL 4 – Shopping
Zu dritt betraten sie „Madame Morkins Gewänder für alle Gelegenheiten". Dezideria hatte bemerkt, dass ihr Bruder beim Eintreten genervt mit den Augen gerollt hatte.
„Draco, wir fangen mit dir an!"
Ergeben nickte dieser. Das Mädchen schaute sich derweil im Geschäft um. Als sie merkte, dass Narzissa damit beschäftigt war, ihrem Sohn Kleidung auszusuchen, schmunzelte sie leicht. Unauffällig ging sie in den hinteren Bereich des Ladens. Sie hatte sofort verstanden, wie die Einkaufmethoden ihrer Stiefmutter war. Narzissa suchte aus und alles musste anprobiert werden. Das passte ihr nicht in den Kram und so begann sie, sich ihre Kleidungsstücke selbst zusammenzusuchen.
Wie viel Zeit vergangen war, wusste sie nicht, denn sie war völlig in der Auswahl der Kleidung aufgegangen, als ein lauter Schrei, sie in die Wirklichkeit zurückholte.
Dezideria zuckte erschrocken zusammen und runzelte die Stirn. Was war da wohl passiert? Auf leisen Sohlen schlich sie in den vorderen Verkaufsraum. Da standen Narzissa und Draco, die miteinander diskutierten und es schien, als wäre die Frau ein wenig hysterisch.
Das Mädchen ging auf die Beiden zu.
„Probleme?"
Beide zuckten zusammen und starrten sie an. Ihr Bruder schaute wütend zu ihr, während Narzissa fast in Ohnmacht fiel.
„Wo warst du?"
„Da hinten!"
Sie zeigte auf den hinteren Teil des Geschäftes und sie wusste nun auf einmal, was los war, biss sich auf die Lippen und sah Narzissa dann schuldbewusst an.
„Tut mir leid, ich dachte, es wäre in Ordnung, wenn ich mich ein wenig umschaue. Ich hätte wohl erst Bescheid sagen sollen. Es tut mir wirklich leid, wird nicht wieder vorkommen."
Die Frau hatte sich wieder erholt und musterte das Mädchen, erkannte, dass sie es wirklich ernst meinte und nickte.
„Merke es dir fürs nächste Mal."
„Das werde ich, es scheint, als hätte ich noch viel zu lernen."
„Gut, ich bin mit Dracos Garderobe fertig!"
Dieser seufzte erleichtert und ließ sich in einen Sessel fallen. Währenddessen nahm Madame Morkin die Maße von Dezideria, was diese nur widerwillig über sich ergehen ließ und verschwand dann mit Narzissa.
„Setz dich Schwesterchen. Es wird eine Weile dauern, bis sie wiederkommt."
Mit einem Seufzen setzte das Mädchen sich und schnell begann sie sich zu langweilen. Auch Draco saß Löcher in die Luft starrend vor sich hin und begann ungeduldig mit den Fingern auf der Armlehne des Sessels zu trommeln. Es dauerte wirklich eine Weile, bis Narzissa mit Madame Morkin zurückkehrte und beide waren schwer beladen.
„Dezideria, probiere die Sachen bitte an!"
Das Mädchen stand auf, nahm Stück für Stück aus den Armen der Frauen, begutachtete die Auswahl und legte diese auf drei Stapeln ab. Als sie fertig war, meinte sie kühl auf den ersten zeigend:
„Die passen nicht!"
Sie hob die Hand und die Kleidungsstücke schwebten nach einem gemurmelten Zauber dorthin zurück, wo sie sich vorher befunden hatten. Beim mittleren Stapel blickte sie mit hochgezogener Augenbraue kurz zu Narzissa.
„Diese Sachen stehen mir nicht und sind auch nicht mein Stil."
Noch ehe Narzissa etwas einwenden konnte, schwebten auch diese Sachen zurück.
„Und diese...!" Sie zeigte auf den letzten Stapel. „...nehme ich gern!"
Dezideria musterte Narzissa kurz und versuchte diese einzuschätzen. Madame Morkin schmunzelte leicht, sie selbst hatte versucht, der blonden Frau einige der Sachen auszureden. Das Mädchen schien wirklich einen eigenen Stil gefunden zu haben.
„Du setzt dich jetzt hin. Ich habe mir vorhin schon einige Sachen herausgesucht. Schau sie dir an und dann sehen wir weiter."
Sie ging in den Hinterraum und holte aus den verschiedenen Regalen und Kleiderständern die Sachen hervor, die sie sich vorhin schon ausgesucht hatte und nahm diese mit nach vorn, reichte sie Narzissa und verschwand wieder. Die Frau war zu verblüfft, um reagieren zu können und Draco beschloss, es im nächsten Jahr, seiner Schwester gleich zu tun.
Narzissa schaute sich die Sachen an und musste schnell feststellen, dass sie nichts daran auszusetzen hatte. Es war legere Kleidung dabei, für ein trautes Zusammensein, sportliche Kleidung und auch Kleidung für Festlichkeiten...nur eines fehlte, Abendgarderobe für Bälle.
Wieder kam Dezideria nach vorn, reichte die Kleidung aber nicht Narzissa, sondern gleich Madame Morkin. Narzissa lugte hinüber und sah, dass Dezideria die Dessous gleich an die Kasse gebracht hatte. Nun dagegen hatte sie nichts und außerdem war ja auch Draco dabei, der mit seinem Getrommele ihr langsam auf die Nerven ging. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und er hielt inne.
Dezideria baute sich vor Narzissa auf.
„Bei den Abendkleidern bin ich mir nicht sicher, was der Etikette entspricht und was ich tragen soll, hilfst du mir dabei?"
Narzissa begann zu strahlen und gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die Abteilung mit den Abendkleidern. Sie brauchten ziemlich lange, bis sie geeignete Kleider gefunden hatten. Narzissa begann, Dezideria zu bewundern. Das Mädchen war wirklich außergewöhnlich. Selbstsicher, aber doch auch wieder nicht. Es weckte den Beschützerinstinkt in ihr. Sie war intelligent, protzte damit aber nicht, sondern hielt ihr Wissen zurück, bis sie gefragt wurde, stellte es nicht zur Schau.
Madame Morkin berechnete die Preise. Schließlich hatte sie alles zusammengepackt und zusammengerechnet.
„Wie immer?"
Narzissa wollte schon nicken, aber Dezideria kam ihr zuvor.
„Lieferung bitte wie immer nach Malfroy Manor, das Geld bitte aus Verlies 217."
Madame Morkin sah sie überrascht an und nickte dann. Dezideria wandte sich um und wollte gehen, hörte dabei ein leises von Narzissa gemurmeltes „Danke". Sie nickte und verließ das Geschäft. Erleichtert sprang Draco auf und verließ zusammen mit seiner Mutter ebenfalls den Laden.
Draußen blieben beide stehen, schauten sich suchend nach dem Mädchen um.
Diese stand vor „Olivander's" und schaute sehnsüchtig durch die Scheibe ins Innere des Ladens. Draco und Narzissa traten hinzu.
„Was ist denn los?"
Das Mädchen drehte sich um und lächelte traurig.
„Ich hatte nie einen eigen Zauberstab und wollte immer einen haben. Ich durfte nicht, sie hatten Angst vor mir."
„Ich denke, dass Lucius nichts dagegen hat, außerdem brauchst du jetzt auch einen, auch wenn wir noch nicht genau wissen, wie es weitergehen soll, nicht so lange du nicht die Aufnahmeprüfung in Hogwarts geschafft hast."
Dezideria nickte verstehend und Narzissa drängte sie in das Geschäft.
Mr. Olivander hatte die Tür gehört und kam sofort herbei.
„Oh, Mrs. Malfroy, brauchen Sie einen neuen Stab? Zeder, 9 ¾ Zoll und Pfauenfeder, nicht wahr?"
Sie nickte.
„Ich brauche keinen neuen Stab, sondern Dezideria. Sie hat immer leihweise, die Stäbe ihrer Lehrer benutzt und scheint noch nicht gebunden zu sein, aber damit kennen Sie sich wohl besser aus, Mr. Olivander."
Nun bemerkte der Mann das Mädchen, das hinter der Frau halb verborgen stand.
„Aha, nun dann komm doch bitte einmal her."
Sie trat vor und er musterte sie.
„Hmm, welcher Arm?"
Sie verstand nicht.
„Mit welcher Hand zauberst du?"
Sie zuckte mit den Schultern.
„Stablos rechts, mit Stab links."
„Aah, beidseitig begabt also. Nun dann strecke deinen linken Arm aus, damit ich ihn abmessen kann."
Gehorsam tat sie das Verlangte. Der Mann nahm Maß und verschwand dann hinten im Laden, kam wenige Augenblicke später zurück, mit einigen Schachteln beladen. Jede Einzelne öffnete er und reichte den Inhalt dem Mädchen. Die Stäbe waren alle nicht geeignet und nachdem sie auch den letzen ausprobiert hatte, von dem der Mann glaubte, dass er der Richtige wäre, war in dem Geschäft nichts mehr heil. Alles Glas war zerbrochen, die Federn und anderen Füllzutaten für die Stäbe waren durcheinandergewirbelt und die Schachteln der Stäbe lagen durcheinander im Geschäft verstreut.
„Tut mir leid, aber anscheinend habe ich keinen Stab, der für Sie geeignet ist."
Enttäuscht wandte sich das Mädchen und verließ grußlos den Laden. Narzissa folgte ratlos. Draußen blieben beide stehen. Dezideria schloss kurz die Augen und atmete tief ein, dann drehte sie sich zu beiden um.
„Können wir woanders hingehen?"
Draco verstand nicht, was los war, sah aber den warnenden Blick von seiner Mutter und schwieg.
„Gut, ich schlage vor, wir trennen uns. Draco möchte bestimmt in den Quidditch-Laden."
Dieser grinste und nickte.
„Gut, dann geh!"
Schon war er verschwunden.
„Und du?"
„Hmmm, ich brauche noch einen Kessel, Zutaten, Federkiele, Tinte, Pergament, Bücher und einen Besen."
„Fein, dann besorgen wir den Kessel und den Rest, die Bücher müssen noch warten."
Beide stiefelten los und es dauerte nicht lange, da waren der Kessel, eine Auswahl von Zutaten und Tränkebesteck auf dem Weg nach Malfroy-Manor.
Nun war der Schreibwarenladen dran und zum ersten Mal lernte Narzissa Dezideria arrogant kennen. Sie hatte bemerkt, dass das Mädchen sich kurz versteifte, kurz nachdem sie das Geschäft betreten hatten und sah nun eine Veränderung an dem Mädchen, die sie nicht benennen konnte.
Gelangweilt begrüßte der Besitzer sie und fragte nach ihren Wünschen.
„Federkiele, zeigen Sie mir die Besten!"
Der Mann starrte sie an.
„Dauerts noch lange?"
Wie ein geölter Blitz lief er davon und kam ebenso schnell mit einer Auswahl wieder. Dezideria prüfte diese sorgfältig, brauchte aber nicht sehr lange für ihre Entscheidung.
„Davon bitte 30 Stück!"
Narzissa starrte das Mädchen erstaunt an, gab aber keinen Kommentar dazu ab.
„Tinte und Pergament benötige ich noch. Tinte von Peripokles! Schwarz, blau, rot, grün und auch Pink. Schwarz 20, Blau 20, rot, grün und pink je 5."
„Sehr wohl Miss."
Er verschwand und kam mit dem Gewünschten wieder.
„Zeigen Sie mir Ihre Pergamente."
Er zog eine Auswahl hervor. Dezideria griff nach einem Tintenglas, öffnete es und griff nach einem der Federkiele. Mit geübtem Blick hatte sie die Pergamente überflogen und eine Auswahl getroffen. Diese beschrieb sie nun und wartete dann das Trocknen der Tinte ab. Dann überprüfte sie das Geschriebene und runzelte die Stirn.
„Haben Sie nichts Besseres?"
Verblüfft und leicht verärgert glotzte der Mann sie an, ging dann aber wortlos in ein Hinterzimmer und kam mit weiteren Pergamentrollen wieder.
Auch diese wurden beschriftet und nach der Trockenzeit von Dezideria der Prüfung unterzogen.
Zufrieden mit dem Ergebnis traf sie ihre Wahl.
„Diese!"
„Wie viele?"
„Kommt darauf an, wie viele haben Sie?"
„Die sind allerbester Qualität und nicht billig!"
„Wie viele haben Sie?"
„Dreißig!"
„Mehr nicht? Ich nehme alle. Besorgen Sie weitere, so um die Fünfhundert für den Anfang, denke ich."
„Aber...!"
„...sehen Sie zu, dass Sie die Pergamentrollen bis Freitag besorgen!"
„Aber..."
„...bis Freitag!"
„Miss...hören Sie...!"
„...heute ist Montag. Sie haben somit fast eine Woche Zeit. Ich werde leicht ungeduldig, wenn ein Termin nicht eingehalten wird. Freitag!"
Er gab sich geschlagen. Gelassen schraubte das Mädchen das Tintenglas zu und legte den Federkiel ab.
„Lieferung nach Malfroy-Manor, Geld vom Verlies 217!"
Der Mann wurde blass und schlucke.
„Denken Sie daran...bis Freitag!"
Sie verließ das Geschäft. Draußen blieb sie stehen und wartete auf Narzissa, die ihr eilig folgte.
„Was sollte das?"
„Bitte Narzissa, nicht jetzt!"
„Dezideria..."
Diese war ein Stück gegangen und drehte sich nun um.
„Was?"
„Warum so viel? Warum so kalt?"
„Einkaufen gehört nicht zu meinen bevorzugten Lieblingsbeschäftigungen, darum versuche ich immer auf Vorrat zu kaufen. Der Kerl da drin hatte so etwas unangenehmes an sich, er hat mich angesehen... irgendwie...als wolle er mich...flachlegen."
Sie schauderte. Beruhigend legte Narzissa ihre Hand auf den Arm des Mädchens."
„Komm, suchen wir Draco!"
Zusammen machten sie sich auf den Weg zu „Qualität für Quidditch". Dort fanden sie Draco, der sich gerade mit einem Jungen unterhielt und scheinbar eine Menge Spaß hatte, denn sie lachten viel und diskutierten mit heftigen Gesten. Narzissa schmunzelte und trat hinzu.
„Amüsiert ihr euch?"
„Hallo, Mrs. Malfroy. Natürlich amüsieren wir uns."
„Hallo Blaise, wie geht es dir und deinen Eltern?"
„Danke, gut!"
„Blaise, das ist Dezideria, die Tochter von Lucius und Dracos Halbschwester. Ich gehe davon aus, dass dein Vater dir bereits alles erzählt hat."
Der Junge trat vor Dezideria hin und musterte sie kurz, und nickte, nachdem er die Tätowierung auf ihrer Stirn gesehen hatte.
„Ja, hat er."
Er reichte Dezideria die Hand.
„Freut mich, dich kennen zu lernen, Dezideria. Du solltest wissen, dass wir Zabinis in einer besonderen Beziehung zu den Malfroys stehen. Du weißt es wahrscheinlich noch nicht, aber ich will deinem Vater auch nicht vorgreifen, denn es ist seine Aufgabe, es dir zu sagen."
Dezideria wurde blass, ließ sich aber nichts anmerken, nahm die ihr angebotene Hand, schüttelte sie kurz, sagte aber kein Wort und ließ sie dann schnell wieder los. Blaise war irritiert, sagte aber nichts.
„Hast du etwas gefunden, Draco?"
„Nein, Mum."
„Dezideria? Brauchst du etwas?"
Diese nickte und schaute sich im Laden um, griff nach der Ausrüstung, die sie wollte und schon waren die Sachen auf dem Weg nach Malfroy-Manor.
Narzissa und Draco verabschiedeten sich von Blaise und verließen das Geschäft. Dezideria nickte dem Jungen zu und folgte ihnen.
Gemeinsam machten sie sich auf zu Florish & Blotts wandte sich Narzissa an die Beiden.
„Geht und schaut euch um. Ich besorge Dracos Schulbücher. Deine müssen noch warten, Dezideria, da noch nicht feststeht, in welchen Jahrgang du kommst!"
„Geht klar!"
„Falls ihr was interessantes findet, legt es dort hinten auf den Tisch. Er ist für uns reserviert."
Beide nickten und machten sich auf den Weg. Narzissa bahnte sich einen Weg durch die an der Kasse wartenden Schlagen. Die Leute murrten, ließen sie aber vorbei.
„Hallo Beth!"
Die Frau an der Kasse schaute gestresst auf.
„Oh, Narzissa, hallo!"
„Kannst du die Bücher für Draco dort drüben hinlegen?"
„Ja, werde ich tun."
„Danke, bis später!"
Die Frau ging in eine Ecke und setzte sich in einen der dort stehenden Sessel um die Menschenmenge zu beobachten. Ihre Augen wanderten umher und fanden schnell Draco und wenig später auch Dezideria. Ruhig beobachtete sie die Beiden. Sie schienen sich hier wohl zu fühlen. Sie wusste, dass Draco Bücher über alles liebte, nur eines war ihm wichtiger – Quidditch. Bei Dezideria war sie sich nicht so sicher. Das Mädchen schien gern zu lesen, aber sie konnte nicht erkennen, wofür sie sich wirklich interessierte.
Ihr Blick wanderte wieder zu Draco. Dieser spazierte durch die Reihen, zog hin und wieder ein Buch heraus, las einige Zeilen und stellte es dann anschließend stirnrunzelnd wieder zurück. Nun schaute sie wieder zu Dezideria. Diese fuhr mit den Fingern über die Bücherrücken. Ab und zu hielt sie inne, schaute sich den Titel genauer an, zuckte mit den Schultern und ihre Finger gingen wieder auf Wanderschaft. Sie hielt wenig später wieder inne, zog ein Buch heraus, studierte den Titel und mit einer Handbewegung verschwand es. Aus den Augenwinkeln bemerkte Narzissa, dass das Buch auf dem Tisch erschien.
Überrascht keuchte sie auf. Die Fähigkeiten des Mädchens verblüfften sie.
Es dauerte nicht lange und Dezideria hatte den ganzen Laden durchsucht und auf dem Tisch stapelte sich eine ansehnliche Anzahl von Büchern. Sie schaute sich um und fand ihre Stiefmutter, die sie beobachtete. Langsam schritt sie auf diese zu.
„Ich bin fertig!"
Narzissa schmunzelte und schaute dann zu Draco, der zufällig zu ihnen herüberschaute. Sie winkte ihn zu sich. Draco hatte vier Bücher in der Hand und legte sie auf den Tisch, schluckte dann schwer, als er den riesigen Stapel von Dezideria sah. Beth hatte bemerkt, dass Narzissa nun fertig war und kam mit Dracos Schulbüchern heran, legte diese auf dem Tisch ab und begutachtete dessen Bücher im Arm, nickte zustimmend. Als sie Deziderias Stapel sah, weiteten sich ihre Augen überrascht.
„Beth, das ist Dezideria, Dracos Halbschwester. Dezideria, das ist Beth. Sie weiß, welche Bücher in der Bibliothek von Malfroy-Manor stehen und wird deinen Stapel durchsehen und nur die Bücher liegen lassen, die sich dort noch nicht befinden."
Dezideria musterte Beth kurz.
„Das möchte ich nicht, ich will diese Bücher, ich schreibe immer Randbemerkungen hinein. Ich weiß, dass es eine schlechte Angewohnheit von mir, aber wenn es meine eigenen sind, gibt es keinen Ärger."
Bittend schaute sie zu Narzissa. Diese nickte und Beth rechnete alles zusammen. Neugierig schaute Narzissa auf die Titel und war überrascht, denn es gab kein eindeutiges Interessengebiet, dass das Mädchen bevorzugte, aber doch gab es viele Kräuter- und Tränkebücher und so schloss die Frau daraus, dass das Mädchen Tränkebrauen mochte und bevorzugte.
Dann war Beth fertig.
„Wie immer, Narzissa?"
„Ja, wieder nach Malfroy-Manor, aber unsere Verliesnummer ist jetzt die 217."
Beth nickte.
„Gut. Dann wünsche ich euch noch einen schönen Tag. Ich muss jetzt leider weiterarbeiten."
Die Frau winkte kurz und eilte dann zur Kasse, um die dort wieder angewachsene Warteschlange zu bedienen.
Narzissa griff nach den Kindern und zog sie hinaus.
„Und jetzt?" fragte Draco.
„Eyelops Eulerei" war die knappe Antwort von Narzissa und marschierte los.
Die Geschwister folgten ihr.
„Dezideria, du brauchst noch eine Eule. Geh hinein und sieh dich in Ruhe um."
Die Angesprochene versteifte sich, senkte kurz den Kopf, schloss die Augen und nickte dann schließlich, ging hinein. Narzissa hatte ihre veränderte Körperhaltung wahrgenommen und folgte ihr mit besorgtem Blick.
Drinnen spazierte Dezideria durch die Nischen und betrachtete die anmutigen Geschöpfe, doch irgend etwas in ihr sperrte sich und sie fühlte sich zu keinem der Wesen besonders hingezogen. Darum verließ sie unverrichteter Dinge die Eulerei wieder.
„Und?"
„Nichts für mich dabei!"
„Aber ..."
Dezideria schüttelte den Kopf.
„ ... können wir nach Hause? BITTE!"
Ihre Stimme klang gepresst und flehentlich. Narzissa musterte sie kurz und nickte schließlich, wandte sich zu Draco.
„Warte hier auf mich." Griff ohne eine Antwort abzuwarten nach Deziderias Hans und apparierte mit ihr. Vor Malfroy-Manor disapparierten sie.
„Geh hinein zu deinem Vater und sag ihm Bescheid, dass wir wieder da sind!"
Mit diesen Worten verschwand sie wieder um Draco zu holen.
Das Mädchen betrat das Haus und klopfte Sekunden später an der Tür des Arbeitszimmers, wartete dann einen Moment und öffnete diese, nachdem sie hereingebeten wurde.
Sie trat ein.
„Wir sind wieder da, Sir!"
„Sehr gut, alles gut gelaufen?"
„Mehr oder weniger schon."
Lucius musterte sie fragend.
„Mr. Olivander hatte keinen Zauberstab für mich und bei Eyelops habe ich keine Eule für mich gefunden, na ja, es gab nichts, was mich dort angesprochen hätte."
„Soweit ich weiß, hat Eyelops immer die beste Qualität, oder sollte ich mich irren?"
„Nein Sir, die Eulen waren alle wunderschön ... nur sie waren halt nichts für mich."
„Erkläre es mir!"
Dezideria schwieg verbissen.
„Nun? Ich höre?"
Sie atmete tief durch und schloss die Augen, versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
„Sie waren nicht so wie..."
„Wie wer?" fragte Lucius genervt nach.
„Wie Ell..." antwortete Dezideria mit tonloser Stimme.
„... Ell?"
„Ellamir."
Ihre Stimme war nunmehr nur noch ein Flüstern und er musste sich vorbeugen, um sie zu verstehen.
„Wer ist Ellamir?"
Tief holte das Mädchen Luft und schaute ihren Vater mit tränenverschleierten Augen an.
„Ell war meine Eule. Sie war mein einziger Bezugspunkt bei der Elite."
„Dezideria, sie war ein Tier!"
„Sie war etwas Besonderes!"
Stirnrunzelnd betrachtete Lucius seine Tochter. Er hatte sie anders eingeschätzt, war sie doch nicht so kalt wie er erhofft hatte? War sie zu emotional, weil sie einem Tier nachtrauerte? Oder gab es da etwas, was er nicht verstand? Er beschloss nachzufragen.
„Was war so besonders an ihr?"
„Sie hat mit mir geredet, Sir!"
„Wie bitte?"
„Sie hat mit mir gesprochen, in meinem Kopf."
Fassungslos starrte der blonde Mann seine Tochter an.
„Das gibt es nicht. Das ist Paranoia."
„Nein, das ist es nicht", widersprach nun Narzissa, die inzwischen eingetreten war.
Lucius blitzte sie wütend an.
„Es heißt zwar, es wäre eine Legende, aber anscheinend gibt es Legenden die wahr sind."
„... aber wie?"
„Mensch und Tier bringen ihre Gedanken in Einklang. Ihre Gehirnwellen passen sich einander an."
„Woher weißt du das?"
„Es gibt Bücher über so etwas!"
Eine zeitlang war es ruhig im Raum. Narzissa trat näher an das Mädchen heran und legte eine Hand auf ihre Schulter.
„Wenn so etwas passiert, ist keine andere gut genug. Diese Bindung ist wie eine Ehe. Mag sein, dass es wieder eine geben wird, aber du solltest nicht direkt danach suchen, wenn es passiert, passiert es eben."
Wieder war es still, bis Lucius sich räusperte.
„Was ist passiert?"
„Sie haben sie von mir getrennt und angebunden, dann kam euer Überfall und..."
Mehr brauchte Lucius nicht, um den Rest zu wissen.
„Ich gebe dir solange du keine findest, eine von meinen mit. Draco wird sich in Hogwarts um sie kümmern ... nur für alle Fälle!"
„Danke Sir!"
„Geh auf dein Zimmer und räume deine Sachen ein. Ich habe dir für die Schule eine magische Truhe besorgt."
Das Mädchen nickte und ging.
