4. Teil

Schweigend folgte sie ihm durch den Wald. Jedes Wort schien ihr zu kostbar um es an dieses Scheusal zu richten. Nie wieder würde sie mit diesem Manne sprechen. Dennoch wirbelten tausende von Worten durch ihren Geist, die sie voller Wut ihm entgegenschleudern wollte. Diese eigentümliche Mischung bewirkte, dass sie beinahe hoffte, er würde sie ansprechen. Nur ein einziger Anlass würde ihr genügen, ihm alles an den Kopf zu werfen, was sie in gehetzter Rede sich immer wieder selbst vorsprach.

Doch nicht einmal diesen Gefallen wollte dieser Schuft ihr erweisen. Wortlos ging auch er dahin und wandte sich nicht einmal zu ihr um. Dies steigerte ihre Wut beträchtlich. Der Weg schien ihr endlos. Plötzlich blieb sie stehen. Sie stand einfach da und sah ihm zu wie er weiterging, ohne auch nur zu bemerken, dass sie ihm nicht länger folgte.

Als er schon bald außer Sicht war, ließ sie sich zu Boden sinken und schlug die Hände vor ihr Antlitz. Sollte er doch weitergehen - verschwinden aus ihrem Blicke - besser noch, aus ihrem Leben.

So saß sie einige Zeit und plötzlich drangen die Geräusche des Waldes wie verstärkt an ihr Ohr. Das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Blätter im Winde. Sie beobachtete die Sonnenstrahlen, die die obersten Baumwipfel zum Erstrahlen brachten und Schatten über den Boden tanzen ließen. Ein Schmetterling flog fröhlich um ihren Kopf und wollte sich schon niederlassen, als Hermine mit einem male etwas an ihrer Schulter verspürte. Sofort überfiel sie heillose Panik, denn kurz darauf ertönte ein Zischen, so wurde ihr unmissverständlich gewahr, was dort in diesem Augenblicke unter ihre Kleider schlüpfte. Wider besseren Wissens sprang sie schreiend auf und versuchte die Schlange von sich zu schütteln. Das Tier hatte scheinbar ebensoviel Angst wie sie, denn es schlug seine Zähne nun in Hermines Fleisch. Kaum hatte sie die Schlange gepackt, schleuderte sie sie in hohem Bogen von sich. Nur wenige Augenblicke später verschwamm die Welt vor ihren Augen und die große dunkle Gestalt, die auf sie zukam, erkannte sie lediglich noch an der Stimme, doch auch diese schien ihr fast wie aus einer anderen Welt.

Als er ihr die Bluse aufriss, wollte sie sich wehren, doch sie konnte nicht einmal die Augen aufschlagen. Sie spürte wie er sie in festem Griffe hielt und scheinbar eine Weisung gab, die sie nicht zu verstehen vermochte.

Dann fühlte sie einen seltsamen Druck oberhalb ihrer Brust. Das Gefühl nahm zu, jedesmal wenn er sich über sie beugte. Dazwischen hörte sie ihn ausspucken und plötzlich dämmerte durch ihren Geist, was er dort tat. Da ihm keinerlei Magie zu Verfügung stand, war er dabei, ihr Leben dadurch zu retten, dass er das Gift der Schlange aus ihrem Körper sog. Tatsächlich schien sein Vorgehen von Erfolg gekrönt. Zwar war sie immer noch benommen, doch die lähmende Starre, die ihr den baldig bevorstehenden Tod verkünden würde, blieb aus. Inzwischen schmerzte es sie so sehr, wenn er ihr seinen Mund auf den Biss presste, dass sie nach seinen Schultern griff um ihn fortzustoßen.

Für einen Moment sah er sie an, dann blickte er auf die Wunde, fast so als wolle er prüfen, ob er alles Gift entfernt hatte. Auch sie sah mit verschwommenem Blicke auf die pochende Stelle, die bereits einen Bluterguss aufwies. Sie wusste, dass frisch verliebte Mädchen manchmal von ihren Geliebten so gezeichnet waren. Doch dieser Fleck rührte nicht von einem leidenschaftlichen Kusse her. Snape schien einen ähnlichen Gedanken zu hegen, denn auch sein Blick verweilte einige Zeit auf der Stelle, die er so deutlich markiert hatte. Dann wanderten seine Augen wie von selbst zu ihrer Brust, und die Erhebungen in deren Mitte waren deutlich zu erkennen. Ein Blitz schien durch ihren Unterleib zu fahren, als sie sich unweigerlich vorstellte, wie wohl seine saugenden Lippen sich auf diese Stelle ihres Körpers auszuwirken vermochten.

"Bei Merlin - welche Prüfungen werden mir hier noch auferlegt", fauchte er, während er sich schnell erhob und mit der Hand über den Mund fuhr, als wolle auch er der Vorstellung, seiner Lippen um ihre gehärteten Brustwarzen, Einhalt gebieten.

Hermine zog ihre Bluse zusammen und begann sie ungeschickt zuzuknöpfen.

Er räusperte sich vernehmlich. "Seid Ihr in der Lage zu laufen? Es ist noch ein langer Fußmarsch. Seid Ihr bereit?"

Sie nickte leicht und vermochte es nicht, ihn anzusehen. Sie fürchtete, dass er zuviel in ihren Augen lesen könne. Ohne weiter auf diesen Vorfall einzugehen, kämpften sie sich schweigend durch den Wald voran.

Er benutzte von Zeit zu Zeit den Ast, um einen Weg durch das dunkle Dickicht zu bahnen. Sie spürte, dass er allzuviel Kraft für dieses Unterfangen aufwendete - fast so, als wolle er ein Übermaß an Energie aus seinem Körper treiben.

Ihr Gefühl flüsterte ihr ein, dass es gefährlich sei, ihn in dieser Stimmung anzusprechen. Erst als er inne hielt und den Schweiß von seiner Stirne wischte, wagte sie es, das Wort an ihn zu richten.

"Wir sollten nun bald zurück sein, nicht wahr? Das Schloss müsste doch schon in Sichtweite liegen - meint Ihr nicht auch?"

Ein Schnauben entfuhr ihm und bald darauf ließ er die Schultern hängen. "Das sollte es in der Tat - jedoch vermag ich kein Schloss zu sehen - doch lasse ich mich in diesem Punkte gerne von Euch eines Besseren belehren. Seht Ihr ein Schloss, Ihr Ausbund an Weisheit?"

Ihr Mund verzog sich zu einer dünnen Linie, wie er es sonst so gerne zur Schau zu tragen pflegte.

"Nein, ich vermag ebenfalls kein Schloss zu sehen. Doch wenn es Euer Übermaß an Freundlichkeit noch zulässt, würdet Ihr mir dann erklären, wie dies möglich sein kann? Wir schlugen doch den richtigen Weg ein, oder täusche ich mich diesbezüglich?"

Er zuckte scheinbar unbeteiligt die Schultern: "Ich vermag es nicht zu sagen. Vielleicht taten wir das - wohl eher aber nicht, denn sonst wären wir längst daheim."

In ihren Gedanken wurde es düster. Ängste bahnten sich Weg von ihrem Bauch, bis in ihre Kehle und drangen nun aus ihrem Munde, bevor sie sich ordentlich besinnen konnte: "Wir können unmöglich noch eine Nacht in diesem Walde verbringen. Er ist voller Gefahren. Wir werden vielleicht nie wieder den rechten Weg finden..."

Beschwichtigend hob er die Hand und entfesselte damit nur ihren Zorn, der so viel befreiender ihr erschien, als die hilflose Angst: "Ihr seid der Mann! Ihr hättet Euch um den rechten Weg kümmern müssen! Erst recht, wo wir der Magie verlustig sind. Es ist Eure Aufgabe uns nach hause zu führen!"

Die eben noch beschwichtigende Miene wandte sich nun ebenfalls zur wuterfüllten Fratze: "Ach - mit einem Male bin ich der Mann! Nur weil es Euch so in den Kram passt! Was seid Ihr doch für ein ungerechtes Weibsbild. Hättet Ihr nicht ebensogut auf den Weg acht geben können? Ihr rühmt Euch doch sonst so gerne Euer Leben auch ohne einen Mann einrichten zu können, oder zumindest die gleichen Fähigkeiten zu besitzen. Nun bitte, so führt uns heim - ich werde Euch folgen!"

Ihre Augen funkelten ihn voller Hohn an: "Wie soll eine Frau die Männer ernst nehmen, wenn die angeblich so tapferen Herren nicht in der Lage sind, ein Unvermögen beizeiten einzugestehen. Statt mich in dem Glauben zu lassen, dass wir uns auf dem rechten Wege befinden, hättet Ihr längst den Mund aufmachen können, um zuzugeben, dass wir uns verlaufen haben."

"Ich wollte Euch nicht beunruhigen", erwiderte er barsch.

"Danke - das ist Euch gelungen - ich bin die Ruhe selbst", mit gänzlich falschem Lächeln sah sie ihn an.

"Wollt Ihr mich weiter beschimpfen oder sollen wir versuchen noch heute zum Schlosse zu gelangen?"

"Ich denke wir sollten versuchen zum Schlosse zu gelangen - beschimpfen kann ich Euch währenddessen schließlich immer noch."

Er erwiderte nichts darauf, sondern wandte sich wiederum zum Gehen, jedoch nicht bevor sie zustimmend mit dem Kopfe nickte.

Während sie hinter ihm herschritt beobachtete sie ihn genauer. Bislang waren ihr seine Schritte so sicher vorgekommen. Weit ausholend hatte er scheinbar immer genau gewusst, wohin er sie führte - doch nun war dieser Schein gebrochen. Obwohl sie nur seinen Rücken sah, kam er ihr mit einem Male verletzlicher vor. Ihr Blick fiel unwillkürlich auf seine verletzte Hand, die er sorgsam von sich streckte, damit sie mit nichts in Berührung kam. Hermine erkannte, dass der Biss des Wolfes zu einer entzündlichen Wunde angeschwollen war. Dies musste schmerzen - zumindest sah es danach aus.

"Wollt Ihr Euch nicht einen Verband aus Kräutern machen?" fragte sie mit erhobener Stimme.

Wie angewurzelt wandte er sich zu ihr um. Seine Augen blickten fragend.

Unsicher deutete sie nun auf seine Hand. "Ihr wisst doch sicher welche Kräuter Euch Linderung verschaffen würden..." sagte sie nun immer leiser werdend.

Sachte hob er die Hand und blickte sie an, als würde sie nicht zu ihm gehören. Dann ließ er sie sinken und seine Augenbrauen zogen sich kritisch zusammen.

"Wir sollten uns nicht mit solcherlei Lappalien aufhalten, wenn wir im Schlosse sind, so habe ich genug Heilmittel, die verhindern werden, dass ich daran sterbe - auch wenn Euch dies zweifellos enttäuschen wird."

Ihre Kiefer mahlten aufeinander, während er sie mit übertriebener Liebenswürdigkeit musterte.

"Oh, wahrlich - die Welt wäre besser dran ohne einen Zyniker wie Euch. Warum vergesse ich nur immer, welch ein schrecklich ungerechter Mensch Ihr seid? Es scheint Eure liebste Beschäftigung zu sein, anderen Boshaftigkeiten zu unterstellen, zu denen nur ihr selbst in der Lage seid. Das jemand sich um Euch sorgen könnte, scheint eine Beleidigung für Euch zu sein."

"Nein, es ist nicht beleidigend, jedoch erscheint es mir unpassend."

"Unpassend? Wie kann es unpassend sein, wenn sich jemand um Euch sorgt?"

Er sah nun wieder auf seine Hand, während er leise erwiderte: "Wollt Ihr denn noch eine Lektion von mir erteilt bekommen? Muss ich vor Euch den Versehrten spielen, um Eurer Herz zu erweichen, und es dann mit der gleichen Leichtigkeit zu brechen, mit der es mir - laut Eurer eigenen Aussage - bereits schon mal gelang? Ich dachte wirklich Ihr hättet diese Übung längst begriffen."

Langsam schüttelte sie mit dem Kopfe - dann schneller und schließlich spie sie ihm entgegen: "Nein! Ihr gebt vor, mich etwas lehren zu wollen? Ich habe tatsächlich etwas gelernt, mein Herr! Immer dann, wenn Ihr Gefahr lauft, zuviel von Euch preis zu geben, so verfallt Ihr in beleidigende Reden. Ihr verletzt aufs Geratewohl, um Euch selbst keine Blöße zu geben. Wenn Ihr mir beibringen wolltet, dass jeder Mann eine Frau ausnutzt, die Mitleid mit ihm empfindet, so liegt der Fehler wohl eher bei Euch. Es ist menschlich sich zu sorgen - und keine Einfältigkeit, wie Ihr es mir immer wieder weis machen wollt."

"Schenkt Euer Mitleid jemandem, der es entgegennehmen möchte. Verschont mich mit Euren weibischen Anwandlungen von Behüterei."

"Dies müsst Ihr mir nicht noch einmal sagen. Von mir dürft Ihr keine Hilfe mehr erwarten, Ihr seid ein undankbarer Grobian. Ein Mensch wie Ihr kann wohl nur Leid zufügen, und hat es selbst auch nicht besser verdient, als genau dies zurück zu bekommen."

"So sind wir uns einig", knurrte er und beschleunigte unwillkürlich seinen Schritt.

Eine weitere Stunde war vergangen, als Hermine die Gegend endlich vertraut vorkam.

"Wir müssen dem Schlosse nun recht nahe sein - dem Himmel sei dank!" entfuhr es ihr laut. Von ihm war keine Erwiderung zu vernehmen. So gingen sie noch einige Zeit, bis das Schloss endlich in der Ferne zu erkennen war.

Hermines Kehle brannte wie das Feuer der Hölle, als sie sich endlich auf der Wiese vor dem Schlosse befanden und eine Gestalt ihnen so schnell entgegenhastete, wie das Alter es ihr erlaubte.

Im Licht der untergehenden Sonne erkannte Hermine nun Professor Dumbledore, dessen sonst lustig funkelnde Augen von einem Schleier der Besorgnis überdeckt waren.

"Das ganze Schloss war bereits in Sorge um Euch. Eben erst haben wir beschlossen, uns auf die Suche zu begeben, denn dies ist schon der zweite Tag, der sich dem Ende neigt, und wir begannen die schlimmsten Gedanken zu hegen. Hagrid, der Wildhüter, ist just zu seiner Hütte geeilt, um sich für den langen Marsch zu wappnen. Ich muss ihm mitteilen, dass seine Dienste nicht mehr benötigt werden. Geht ins Schloss, wartet in meinem Büro - ich habe mit Euch zu sprechen."

Die beiden Heimkehrer taten was der alte Mann von ihnen verlangte.

Zwar sehnte Hermine sich mehr nach einem heißen Bade, das ihre Lebensgeister wieder wecken sollte, dem Meister der Zaubertränke war dagegen mehr nach einem üppigen Abendmahl - doch nun saßen sie beide in den Räumen des Direktors und harrte der Dinge, die er ihnen mitzuteilen habe.

Scheinbar endlos ließ er sie warten und das Unbehagen breitete sich in ihren Gemütern wie ein loderndes Feuer aus.

Endlich betrat der alte Mann das Büro und schien die mühsam unterdrückte Ungeduld, mit der er erwartet wurde, kaum wahrzunehmen.

"Severus - wie ich sehe kehrt Ihr ohne Euer Ziel verwirklicht zu haben, zurück. War Eure Suche erfolglos?"

Der dunkelhaarige Mann schüttelte den Kopf. "Nein, unsere Suche war erfolgreich - doch mussten wir den Fund zurücklassen, wenn wir nicht Gefahr laufen wollten, unser Leben gleich ebenso an diesem Orte zu lassen."

"So habt Ihr weise gehandelt. Euer Trank wird auch ohne diesen Zusatz von Erfolg gekrönt sein?"

Verdruss machte sich nun auf dem Gesichte des Tränkemeisters breit: "Dies wohl nicht - ich werde mein Glück zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf die Probe stellen - allein, denn die Gefahren sind mannigfaltig, wie wir erfahren mussten."

Sein Blick bohrte sich für ein paar Sekunden in die Augen der jungen Frau neben ihm.

Der Direktor sah sie ebenfalls nachdenklich an.

Sofort ergriff sie das Wort: "Den Gefahren werde ich schon trotzen. Ich bitte darum, auch beim nächsten Versuche teilhaben zu dürfen," um Erlaubnis bittend sah sie zum Direktor.

Dumbledore schüttelte langsam mit dem Kopfe und ein Lächeln zeichnete mit einem Male sein Gesicht.

"Ich hoffe, Ihr habt zu diesem Zeitpunkt bereits andere Pläne. Es gibt da jemanden, dessen Bekanntschaft Ihr machen solltet. Der junge Mann kam bereits gestern ins Schloss. Er harrt seit diesem Zeitpunkt hier aus, nur um Euch zu sehen."

Ein verblüffter Laut entwich ihrer Kehle. Offenbar war sie über diese Entwicklung mehr als überrascht.

"Morgen - vielleicht," begann sie unsicher, doch der Direktor hob die Hand um ihre Rede zu unterbrechen.

"Ich sagte, er harrt seit gestern bereits hier aus. Eigens in der Hoffnung heute Eure Bekanntschaft zu machen, hat er alle seine Geschäfte ruhen lassen und wartet voller Ungeduld. Nun wollen wir ihn nicht länger warten lassen, nicht wahr, meine Liebe?"

Bevor sie auch nur eine Erwiderung darauf kundtun konnte, gab der Direktor ein Zeichen zur Türe hin, die sich fast im gleichen Moment öffnete und den Blick auf eine Gestalt freigab, die nun in den Raum trat.

Ein hochgewachsener Mann mit braunen Locken betrat den Raum. Der Blick seiner stahlblauen Augen fiel unwillkürlich auf Hermine und ein zufriedenes Lächeln entstand um seine Mundwinkel. Die junge Frau wiederum sah wohlwollend auf dessen Erscheinungsbild und als er zu ihr trat, um einen Kuss auf ihre Hand zu hauchen, da machte ihr Herz einen so gewaltigen Hüpfer, dass sie beinahe die Hand auf ihre Brust gelegt hätte, um es an seinem Platze zu halten. Seine Stimme war seidenweich, als er raunte: "Ihr seid so schön wie die Sonne an einem herrlichen Frühlingstag. Eure Augen sind so strahlend wie der Mond am nächtlichen Himmel. Mein größter Wunsch ist es, Euch näher kennen zu lernen. Ich hoffe, Ihr erweist mir die Ehre, diesen in der nächsten Zeit zu erfüllen."

Der Mann hatte ihre Hand nicht losgelassen und war ihr so nahe, dass sie seine Wärme spürte.

Der Zauber des Moments wurde von einer energischen Stimme unterbrochen: "Albus - auf ein Wort".

Der Zaubertrankmeister hatte nicht gerade leise gesprochen und so zuckte Hermine bei der Schärfe, die seine Worte untermalt hatte, merklich zusammen.

Der Direktor wandte seine Aufmerksamkeit dem übellaunigen Freund zu.

"Severus - so sprich", forderte er ihn beinahe ebenso energisch auf. Offensichtlich fühlte er sich in seinem Schwelgen für die Romantik der Situation gestört.

Für einen Moment zögerte der dunkle Mann, doch schließlich verschloss sich seine Miene grimmig, als er begriffen hatte, dass alle in diesem Raume darauf warteten, dass er fortfuhr.

"Es ist wohl an der Zeit, ein paar Dinge zu klären. Zwischen Hermine und mir ereignete sich etwas, während unserer Reise."

Der braungelockte Mann ließ nun endlich ihre Hand los und sah mit wachsendem Interesse zum Weggefährten seiner Angebeteten.

Dieser schien die Unterbrechung lediglich zu nutzen, um seine Worte noch eindrucksvoller wirken zu lassen.

"Nun, ich weiß, dass ich einer wollüstigen Verbindung mit ihr hätte entsagen müssen, doch es lag wohl an dem berauschenden Duft des Guaiacum sanctum. Wir entfachten ein Feuer um uns zu wärmen und gleichermaßen vor wilden Tieren zu schützen, dabei müssen wir wohl unsere Lungen mit dem Rauch des verbrennenden Guajakharz gefüllt haben, das uns beiden die Sinne betörte und unsere Lust anstachelte, so dass wir nicht in der Lage waren uns dagegen zu wehren."

Hermine starrte den Zaubertrankmeister mit geöffnetem Mund an, doch kein Wort drang über ihre Lippen. Sie konnte nicht fassen, was für eine unglaubliche Lüge er da auftischte.

Doch Snape fuhr unbeirrt, wenn auch scheinbar zerknirscht, fort: "Nun, da es soweit gekommen ist, will ich mich auf meine Pflichten besinnen und mich nicht schändlich verhalten. Darum möchte ich klarstellen, dass Hermine zu mir gehört. Ich werde sie ehelichen, sobald die Zeit dazu gekommen ist. "

"WAS?" entfuhr es Hermine nun endlich, "Was redet Ihr da nur?"
Albus sah von einem zum anderen. Der braungelockte Mann wandte sich abrupt ab und stieß eine beleidigende Verwünschung über dieses Weibsbild aus, dem er beinahe sein Herz und noch dazu sein Geld geschenkt hätte.

Hermine wusste gar nicht was sie zuerst tun sollte. Sollte sie den Mann aufhalten, der dieses romantische Gefühl in ihr erwirkt hatte, und der nun auf dem Wege zur Tür war. Oder sollte sie den Professor davon zu überzeugen suchen, dass der Zaubertrankmeister sich wohl einen immens üblen Scherz erlaubte. Oder sollte sie dem Lügner Snape einen Tritt verpassen, der ihm noch äußerst lange im Gedächtnis bleibe würde?

Hin- und hergerissen von all diesen Möglichkeiten, verharrte sie reglos auf ihrem Stuhle. Ihre Kiefer begannen zu mahlen und als die Tür sich hinter dem Manne mit den blauen Augen geschlossen hatte, spie sie endlich die Worte aus, die ihr quer im Halse gesessen hatten.

"SNAPE - was zum Teufel soll das? Was denkt Ihr Euch dabei? Niemand wird Euch glauben - Ihr verdammter..."

"Hermine!" unterbrach sie nun energisch der Direktor.

Sie verstummte und begriff, dass er dem Zaubertrankmeister offenbar Glauben schenkte. Als wolle er seinen Lügen noch mehr Nährboden zukommen lassen, setzte Snape erklärend hinzu: "Es schmerzt mich zugeben zu müssen, dass mir bewusst ist, dass Hermine sich wohl kaum auf mich eingelassen hätte, wenn der Baum nicht unsere Sinne betört hätte. Doch es ist geschehen und so will ich meine Pflicht erfüllen und sie zur Frau nehmen. Albus - diese Bitte werdet Ihr mir doch nicht ausschlagen?"

Hermine konnte immer noch nicht recht begreifen, was eigentlich vor sich ging. Sie verstand nur eines - es war grauenvoll. Der Mann log, dass sich die Balken bogen, doch offenbar schien der Direktor durchaus gewillt ihm zu glauben.

"Das ist nicht wahr!" sagte sie laut. "Er hat sich das nur ausgedacht. Ich weiß nicht was er damit bezweckt, aber es war nichts zwischen uns, das beschwöre ich!"

Der Direktor schien für einen Moment verwirrt.

Doch der Zaubertrankmeister lachte nun kurz auf und voller Wehmut sagte er: "Warum sollte ich so etwas erfinden? Es fällt auch mir schwer, meine Schuld einzugestehen, doch wie bereits gesagt, bin ich bereit dafür zu bezahlen. Denn eines ist gewiss - seid Ihr nun guter Hoffnung, so kann dies nur ein Kind sein, das aus meinem Samen entstanden ist - denn Ihr wart eine Jungfrau, bevor ich Euch zur Frau machte."

"Lüge! LÜGE! ELENDER LÜGNER!"

Hermine schrie aus Leibeskräften und sprang von ihrem Stuhle. Snape sprang ebenfalls auf und kam ihrer Hand zuvor, die zu einer Ohrfeige ausgeholt hatte. "Vergesst nicht, was ich Euch sagte", warnte er sie.

In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander.

Er hatte gedroht, dass sie es nicht überleben würde, wenn sie ihn noch einmal schlug.

Der Direktor räusperte sich vernehmlich.

"Nun, Hermine - was passiert ist, ist nun einmal passiert. Seid froh, dass sich alles so gut geklärt hat, und dass Severus sich auf die Pflichten eines Gentleman besonnen hat. Ich denke, damit wäre alles geklärt."

Der Direktor wies ihnen jetzt unmissverständlich die Tür.

Hermine bemühte sich immer noch, dem alten Manne begreiflich zu machen, dass sich rein gar nichts zwischen ihr und dem Monster an ihrer Seite abgespielt hatte. Doch Snape hatte ihren Arm in einen Griff genommen der sie schmerzte, und zog sie energisch aus dem Büro des Direktors.

tbc

Irgendwelche Fragen:)

Achso, ich denke dies ist eine gute Stelle, um wieder einmal um Euer Vertrauen zu bitten ;) um ein Review sowieso!