Ai shiteru, itsu made mo...- "Ich liebe dich, bis in alle Ewigkeit"
"Du würdest mich also so hintergehen?"
"Ha!" Ein kurzer Lacher entwich ihren Lippen.
"Wer hat denn wen hier die ganze Zeit hintergangen?"
"Du würdest mich also verraten?"
"Wieso verraten?" Fragend legte sie ihren Kopf schief.
"Du sagtest doch, dass du es nicht seihst. Also hast du doch nichts zu befürchten..."
Schweißperlen der Angst bildeten sich auf Kurobas Stirn. Wieso um alles in der Welt glaubte er wirklich, dass sie es tun würde? Dass sie ihn verraten würde, an der Polizei ausliefern würde? Wieso? Weil er es wusste. Weil er wusste, dass sie es wirklich tun würde.
"Nein, rein gar nichts!"
"Na also!" Sie hob ihre Schultern an.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lieft sie an ihm vorbei zur Zimmertür. An ihr angelangt legte sie ihre Hand auf den Türknauf ab und in dem Moment wurde es stockfinster um sie herum. Leicht zuckte Aoko zusammen. Sie hasste die Dunkelheit und nun konnte sie noch nicht einmal mehr ihre eigene Hand vor Augen sehen. Dicke schwarze Wolken hatten sich vor den Mond gedrängt ihn zurück geschoben und ließen es nicht zu, dass er seine Arbeit verrichtete und Licht der Nacht spendete. Kaito ballte seine Hände zu Fäusten, während er seinen Kopf nach vorne neigte und seine Augen schloss. Er wartete nur auf das Geräusch der aufgehenden Tür. Auf das Geräusch ihrer Schritte, wie sie sein Zimmer verließen und seinen Untergang heraufbeschworen. Auf die Schritte die ihn auslachten. Sie lachten und tobten, was er für ein Versager sei, schrieen, dass er doch eh bereits verloren hatte. Doch nichts geschah...
Ein heller Blitz durchflog den dunklen, mit Wolken behangenen, Himmel auf dem gleich darauf ein nachhallender Donner durch die Luft dröhnte. Wieder durchflutete Dunkelheit das kleine Zimmer, und eine stickende Luft herrschte in ihm. Tief einatmend drehte sich das junge Mädchen um und lehnte sich gegen die geschlossene Zimmertür, die Hände hinter ihrem Rücken ineinander gehakt. Im selben Moment drehte er sich um... Wieder glitt ein Blitz durch die Lüfte und hüllte das Zimmer für einen Bruchteil einer Sekunde in ein grelles Licht, wobei das junge Mädchen ihre Augen schloss. Nur er behielt sie offen. Dieser kurze Moment der Helligkeit genügte bereits für ihn, zusehen, dass sich Tränen auf ihre Wangen, befanden. Sein Herz verkrampfte sich und sein Atem stockte.
Seit Kindertagen hasste sie die Dunkelheit, doch noch mehr hasste sie Nächte in denen Gewitter herrschten, und dies wusste er. Im Grunde kannte er das Mädchen welches ihm gegenüber stand, besser als ich selbst. Aus diesem Grunde schmerzte ihm der Anblick den sie ihm bot nur noch mehr.
Er hatte sie verletzt. Er hatte das getan, was er sich geschworen hatte nie zu machen. Er hatte sie zum Weinen gebracht und noch nicht einmal zum ersten Mal. Er hatte in den letzten Wochen mehr als einmal ihre Tränen heraufbeschworen. Er hatte sein höchstes Gebot gebrochen. Er hatte das vollbracht, was er sich geschworen hatte niemals zu verrichten.
Er war selbst Schuld an ihren Tränen. Für jede einzelne Tränen, die in den letzten Wochen ihre Wangen hinab gewandert waren, trug er jegliche Verantwortung. Er war die Person, der jede Träne galt.
Was hatte sie gesagt? ... " ... Ihn hasse ich ..." Wie ein Messerstich hatten sich diese Worte angefühlt, die sich tief in seine Seele gruben, sich dort festkrallten, sein Herz packten, wie die Hand des Todes und es ihm aus dem Leib rissen... Er war die Person, die sie hasste. Die sie verabscheute, dessen Untergang sie sich herbeisehnte, obwohl sie ahnte,... obwohl sie ganz genau wusste, dass Er er war. Der Dieb, den sie hasste. Doch, wie waren die letzten Worte gewesen?
"Doch ... dich liebe ich ..." Ja. Es waren ihre Worte gewesen. Die Worte, die sie leise unter Schluchzen gewispert hatte, als sie ihre Hand an ihr Herz drückte und ihm entgegen sah. Als ihre Tränen im Mondlicht wie Juwelen funkelten und ihre Augen ihn voller Schmerz entgegen blickten. Ihn liebte sie ...
Nun stand er da. Draußen tobte ein Gewitter, ein Zeichen, dass etwas passieren würde ... Doch stand das Ende vielleicht noch offen? Konnte er das Schicksal vielleicht sogar beeinflussen? Es auf einen anderen Pfad lenken, es ... zum Guten lenken? ... Doch, wer sagte, dass das was er für gut empfand, auch wirklich das ,Gute' war?
Sie liebte ihn ... und er ... ja! Er liebte sie. War dies vielleicht doch die Rettung? Die Lösung?
"Aoko ..." flüsterte er leise, während seine ganze Körperhaltung sich wieder entspannte und seine Schultern nach unten sackten.
Doch das junge Mädchen blickte nicht zu ihm auf. Behielt ihre Augen geschlossen, ihren Kopf gesenkt. Immer mehr Tränen drängten sich durch ihre Lider, ihre Wimpern entlang, tropften hinunter, bahnten sich ihren Weg- den Wangen entlang- hinab zu ihren Lippen...
"Wieso?" Flüsterte sie so leise, dass sie glaubte das Wort sei in dem aufkommenden Donnerhall untergegangen, doch sie täuschte sich. Er hatte sie gehört... und wenn auch vielleicht nicht mit seinem Gehör, doch mit seinem Herzen.
Für einen kurzen Moment schloss der junge Mann seine Augen und lauschte nur den Regentropfen, die in Höchstgeschwindigkeit auf den Boden prasselten, auf seinen Fenstersims abprallten und in noch mehr Tropfen perlten. Er meinte gar zu hören, wie sie sich teilten und ihren Weg nach unten fortsetzten, dort angelangten und versuchten in den Boden zu sickern. Er meinte zu hören, wie jeder einzelne Tropfen schrie... Es ist vorbei... Gib auf!
Er meinte zuhören, wie sie lachten, während sie sich mit den anderen Tropfen zusammen taten und riesige Wasserlachen bildeten, auf denen immer mehr Tropfen landeten, die sich mit ihnen zusammentaten. Und er meinte wieder zuhören, wie sie sagten: Wir schaffen es, wir halten zusammen, vertrauen einander, doch du? ... Er wurde verrückt..
Fest kniff Kaito seine Augen zusammen, bevor er sie langsam wieder öffnete und seiner Sandkastenfreundin entgegen sah.
"Es tut mir leid..." bildeten seine Lippen, doch kein Laut entwich ihnen. Erneut glitt ein greller Blitz durch die Lüfte und hüllte das kleine Zimmer wieder mit seinem Licht.
"... Es stimmt ..."
Und in jenem Moment sah sie zu ihm hoch ... sah sie, wie seine Lippen jene Worte bildeten, sah sie die Trauer und den Schmerz in seinen Augen. Sie hatte seine Worte nicht gehört, doch trotz allem, hatte Sie sie verstanden, verstanden mit ihrem Herzen... das nach seiner Liebe schrie ... sich nach ihr verzehrte ... sie herbeisehnte mit jeder Faser, mit jedem Winkel ...
Und sie wünschte sich nichts sehnlicher in jenem Moment, als dass sie auf ihr Herz hören könnte ... Als dass sie darauf hören könnte ihn zu lieben, so wie sie es sich wünschte ... Dass sie darauf hören könnte ihn zu verzeihen ... Dass sie darauf vertrauen könnte, ... ihn Vertrauen könnte, dass sich alles regelt und er mit dem Stehlen aufhört .. das Kaito Kid nie wieder einen Raubzug startet. Doch sie wusste, dass so sehr sie es sich auch wünschte ... es falsch sein würde auf dieses Gefühl, welches ihr Herz in Besitz genommen hatte, zuhören. Auch, aus welchen Gründen er auch immer ... das tat, das Leben eines Diebes aufgenommen hatte ... und sie damit belog ... und hinterging... Es war falsch ... Und nie wieder würde es so sein, wie es einst gewesen war ... Und als sie jene Tatsache begriff, schoss ihr nur noch ein Wunsch durch den Kopf, so hell und einsichtig wie der Donner, der durch die Luft dröhnte gleich nach dem Blitz, der die Stadt erhellte. Sie wünschte, ihn nie getroffen zu haben...
.. Denn dann hätte sie niemals diese Trauer spüren müssen und die Entscheidung treffen müssen, ... die nun vor ihr stand ... und die sein weiteres Leben entschied...
°
Ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht wann und ich weiß auch nicht wo. Doch irgendwann und das weiß ich genau, werde ich dich vergessen...
Ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich ihn das erste Mal sah. Ich stand an unserem Glockenturm - der seinen Platz am Bahnhof hat-, im zarten Alter von 6 Jahren und wartete auf meinen Vater, der mir versprochen hatte sich mit mir hier zu treffen um mit mir dann ein Eis essen zu gehen. Geschlagene 20 Minuten stand ich schon dort, an jenem Fleck, direkt vor dem majestätischen- sich in die Höhe streckenden- Glockenturm, als die Uhr 12 Uhr Mittag schlug und mein Blick immer trauriger wurde.
Ich hatte schon den Glauben verloren, dass er kommen würde und mich mit der Tatsache abgefunden, dass er seine einzige Tochter vergessen hatte, da ihm irgendein Fall wieder in die Quere gekommen war. So war es schon immer gewesen. So wird es immer sein.
Traurig blickte ich zu Boden, als ich plötzlich die Anwesenheit einer weiteren Person spürte. Sie stand direkt neben mir und starrte mich an. Zuerst wollte ich mich umdrehen und ihn anblaffen, was er denn wolle, doch entschied ich mich freundlich zu bleiben, da es meinen Vater nicht gepasst hätte, wäre ich unhöflich geworden.
Die Person die neben mir stand, streckt ihre Hand aus- konnte ich aus dem Augenwinkel erkennen- ein leises Puff erklang, und eine rote Blume befand sich in ihr. Überrascht drehte ich meinen Kopf in die Richtung der Blume und augenblicklich legte sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Der Junge mit der Blume in der Hand, war ungefähr in meinem Alter - Er trug blaue, kurze Shorts, ein gelbes Shirt und ein blaues Käppi auf dem Kopf, aus der man doch an manchen Stellen verwuscheltes Haar herausragen sehen konnte.
Ein Lächeln lag auf den Lippen des Jungen, als er mich fragend ansah und meinte: "Wartest du auf jemanden?"
Ich nickte zaghaft und erwiderte mit traurigem Ton, dass ich mit meinem Vater ausgehen wollte, aber dieser zu viel zu tun hätte.
Der Junge der mir gegenüber stand setzte ein Lächeln auf, welches ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde. Es reichte hinauf bis in seine- für mich heute noch- unergründlichen blauen Augen... Er streckte seine Hand aus. Immer noch hatte er jenes unvergessliche Lächeln auf seinen Lippen, als er mir die Blume entgegenhielt und sagte: "Hallo, ich bin Kaito Kuroba. Hier für dich!"
Das war der Moment gewesen, als ich ihn das erste Mal sah. Seit jenem Moment hatte er nicht nur einen Platz in meinem Leben, nein, seit jenem Moment hatte er sich einen Platz in meinem Herzen erobert.
Egal was kam... Egal ob ich traurig, wütend oder einfach nur glücklich war... Er war immer bei mir gewesen. Stand mir mit Rat und Tat bei..., wenn auch manchmal mit seiner eher nervenden Art. Gute sowie schlechte Zeiten überstanden wir. Gemeinsam waren wir stark... Egal was mir auf dem Herzen lag, egal wie sehr ich glaubte Jetzt ist es aus. Jetzt geht's nicht weiter , er bewies mir immer das genaue Gegenteil. Zusammen schafften wir einfach alles... Dreamteam...
Ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht wann und ich weiß auch nicht wo. Doch irgendwann und das weiß ich genau, werde ich dich vergessen...
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Nie wieder würde es so sein, wie es einst gewesen war...
Und als sie jene Tatsache begriff, schoss ihr nur noch ein Wunsch durch den Kopf, so hell und einsichtig wie der Donner, der durch die Luft dröhnte gleich nach dem Blitz, der die Stadt erhellte. Sie wünschte, ihn nie getroffen zu haben...
Denn dann hätte sie niemals diese Trauer spüren und die Entscheidung treffen müssen,... die nun vor ihr stand... und die sein weiteres Leben entschied...
°°°
"Aoko..." leise flüsterte Kaito ihren Namen, als die Blicke der beiden sich trafen und ineinander versanken.
Das Gewitter tobte unentwegt draußen in der Luft, wütete über die Dächer der Stadt, verkündete nur Unheil.
Tief atmete der Junge durch. Die Traurigkeit, die Angst die in ihm tobten, konnte man in seinen Augen wiederfinden, als ein weiterer Blitz das kleine Zimmer mit seinem Licht erhellte.
Er wollte dieser Szene entfliehen. Nichts mehr wünschte er sich in jenem Moment als diesem Szenario einfach nur zu entkommen.
"Wieso tust du mir das an...?" Wisperte das Mädchen, ohne ihren Blick von ihm zu nehmen. Sie wusste, dass, auch wenn das Gewitter, welches draußen tobte, ihre Stimme verschluckte, er sie verstehen würde, er ihren Blick verstehen würde, der jeden Schmerz und jedes Leid widerspiegelte... sie hoffte es.
Waren nicht die Augen das Tor zur Seele? Genügte nicht ein einziger Blick, der schon alles verriet? Einst war es zwischen den beiden so gewesen. Sie mussten sich nur in die Augen sehen und wussten, was der jeweils andere dachte. Entweder lachten sie miteinander oder sie trösteten einander. Er hatte schon längst den Schlüssel für jenes Tor gefunden, das Tor welches Eintritt zu ihrer Seele bot, doch nun fragte sie sich, ob er jene Gabe noch besaß oder ob der Schlüssel sich nicht mehr in seinem Besitz befand... Doch er konnte es noch immer. Mit seinem Blick fing er den ihren auf und mit seinem Herzen verstand er.
Er überlegte nicht lange, konnte nicht anders, als sich von seinen Gefühlen, die die Oberhand nahmen, leiten zulassen. 3 Schritte genügten und er stand vor ihr. Nur seinen Arm musste er strecken und er hatte sie gepackt. Ein leichtes Ziehen und schon befand sie sich in seinen Armen. Er wusste nicht wie ihm geschah. Nein, er verstand es nicht und doch ließ er sich einfach treiben, auf dem Meer der Gefühle, aus dem es ja doch kein Entkommen mehr gab.
Fest umschloss er sie in seine Arme, als sie sich wehrte, bot ihr keine Möglichkeit mehr des Entweichens.
"Es tut mir leid..." Leise entwichen jene Worte seine Lippen, als nun auch ihm eine einzige Träne dem Auge entkam.
"Wirklich... Es tut mir leid...!" Wisperte nun auch er, in die unruhige Nacht hinein.
Das junge Mädchen, welches sich in seinen Armen befand, konnte nicht anders, als sich nun selbst fallen, sich von den Wellen mitreißen zulassen, auf dem Meer der Gefühle, auf dem er -Kaito- bereits ums Überleben kämpfte.
Von ihrem Schmerz getrieben vergrub sie ihr tränennasses Gesicht in sein Hemd, drängte sich an ihn, während sie nun selbst ihre Arme um ihn schlang und sich an ihn drückte.
"Bitte Aoko..." flüsterte Kaito, während er ihr über den Rücken strich.
Er konnte es nicht ertragen, die Verzweiflung, die Trauer und den Schmerz, die in ihr tobten.
Es tat ihn so unendlich leid, alles was er getan, gesagt, vollbracht hatte. Jede Träne die ihren Augen entwisch, jeder Schluchzer, der ihren Körper erbeben ließ, zerriss ihm das Herz.
"Warum? .. Warum?" Immer und immer wieder löste sich jenes Wort ihrer Kehle. Immer und immer wieder und mit jedem Male klang es hoffnungsloser als zuvor.
Fest drückte Kaito seine Sandkastenfreundin an sich, vergrub sein Gesicht in die Beuge ihres Halses, wünschte sich nichts sehnlicher, als ihr ihren Schmerz, nehmen zukönnen.
"Bitte..." flüsterte er leise in ihr Ohr, während er seine Augen zusammenkniff und hoffte aus diesem Augenblick zu entkommen.
"Glaube mir... Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Aber ich konnte es dir nicht sagen.." Hauchte er.
"Du musst mich verstehen, du hättest es nicht verstanden, du..." Doch Aoko ließ ihn nicht zu Ende sprechen. Schnell hatte sie sich aus seiner Umarmung gerissen, war einige Schritte zurückgewichen und blickte ihn nun aus Tränenerfüllten Augen entgegen.
"Ich hätte es nicht verstanden?" Fragte sie ihn, während sie ihre Hand anhob und sich die Tränen trocknete.
"Sage mir Kaito, woher willst du das wissen...? Vielleicht hätte wirklich nur eine Erklärung genügt! Woher willst du das wissen? Woher willst du wissen, dass es nicht so gewesen wäre!" Schrie sie ihm entgegen. Die Trauer die sie erfüllte, vermischte sich mit der Wut über ihn, mit der Wut die sie seit jeher für diesen Dieb empfand.
Ein Schlag ins Gesicht. So fühlten sich für ihn die Worte an, die ihren Lippen entwischen.
Langsam, für den Bruchteil einer Sekunde, senkte er sein Haupt, senkte er seinen Blick vor ihr, während er seine Hände zu Fäusten ballte. Nein. Es war keine Tat der Wut, des Zorns, es war ein Zeichen der Aussichtslosigkeit.
"Du fragst warum? Du willst wissen woher!" Kaito schnellte mit seinem Blick wieder nach oben. Sein Blick suchte und fand den ihren und auch, wenn aus seiner Stimme vielleicht der Zorn schrie, in seinem Blick sah man die Wahrheit, fand man nur das Elend, welches die Macht über ihn nahm, die Verzweiflung, die Besitz seiner Seele ergriffen hatte.
Ruhelos setzte er einen Schritt zu ihr nach vorn, das Stückchen, welches ihre Körper, voneinander getrennt hatte. Er packte sie an ihren Schultern. So wie das Gewitter bereits draußen tobte, nahm es nun Besitz von seiner Seele, wühlte jegliche Emotionen, die ihn ihm ruhten und tobten, auf und es gab, letzten Endes, - auch hätten beide es noch so sehr gewollt- kein Entrinnen mehr aus diesem Moment. Fest suchte er mit seinem Blick den ihren, fand und verschlang sich sofort mit ihm.
"Tust du es denn jetzt?" Schrie er in seiner Verzweiflung ihr entgegen, während er sie feste, wenn auch bedacht, gegen die geschlossene Tür drückte und mit seinem Blick den ihren in Gefangenschaft wusste.
"Sag mir, verstehst du es denn jetzt?" Schrie er ihr in seiner Hilflosigkeit entgegen.
Aoko kniff ihre Augen zusammen unter der Wucht, wie er sie gegen die Tür presste und dem hoffnungslosen Geschrei seiner selbst.
"Öffne deine Augen! Sieh mich an!" Befahl er ihr, doch etwas Flehendes, schwang in seiner Stimme mit.
Sie gehorchte. Öffnete langsam ihre Augen wieder und blickte ihm entgegen. Ihr Blick verfing sich erneut mit seinem, und so standen sie da. Ruhig, kein Wort, entwisch irgendeinem.
Es brauchte auch kein Wort für das Verständnis. Verstehen taten sie sich auch so. Kein Wort dieser Welt hätte den Gefühlen, den Emotionen, die zwischen den beiden herrschten, Ausdruck verleihen können. Also standen sie einfach nur da, sahen sich an und die Trauer, der Atem und die Seelen der Beiden wanderten zwischen ihnen hin und her und schrieen alles Leid in die unruhige Nacht hinaus, aus der es eh kein Entkommen mehr gab.
"Welche Möglichkeiten bleiben uns?" Durchbrach Aoko die Stille, während sie ihre Stirn an seine Brust lehnte.
Das Gewitter hatte aufgehört zutoben. Nur noch vereinzelte Regentropfen fanden ihren Weg zur Erde. Aus der Ferne hörte man eine Eule schreien. Die Wolken glitten zur Seite und ließen zu, dass der Mond die Nacht wieder erhellte.
"Drei Möglichkeiten... Drei Möglichkeiten haben wir, habe ich..." antwortete Kaito. Leicht neigte er seinen Kopf nach vorn und stützte sacht sein Kinn auf ihren Kopf, während er seine Augen schloss und seine Arme um sie schlang.
Einen Hund hörte man in der Nähe bellen.
"Und die wären?"
"Die erste scheint die Aussichtsloste..." sein Atem beruhigte sich wieder. Und auch das Gewitter, welches in ihm getobt hatte, hatte sich gelegt.
"Eine Möglichkeit wäre..." fuhr er fort. " ... alles bleibt wie gehabt... Mein Geheimnis, wird zu deinem und keiner wird jemals davon erfahren..."
Wieder hob er seinen Kopf an und drückte seine Freundin sanft von sich, um ihr wieder ins Gesicht blicken zukönnen. Dort fand er die Antwort auf die erste Möglichkeit. Er sah es ihr an. Sie würde es tun. Für ihn würde sie über ihren Schatten springen. Für die Liebe zu ihn, würde sie jenes Geheimnis bis hin zu ihrem Tode tragen, doch so sehr sie es auch wollte, konnte sie es nicht... Und so glitt ein federartiges Lächeln über seine Lippen, als er fortfuhr.
"Die zweite Möglichkeit wäre, dass ich mich stelle, bevor du bei deinem Vater warst. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich nicht ins Gefängnis müsste, ist jedoch sehr gering, auch wenn ich die Gegenstände immer wieder zurück gebracht habe, ein paar Jahre würde ich mit Sicherheit drin sitzen."
Eine Blässe legte sich über ihre Gesichtszüge, als Aoko ihre Hand anhob und mit ihren Fingerspitzen, wie eine Feder, über Kaitos Lippen glitt.
"Und die Dritte?" Flüsterte sie, während sie ihre Hand wieder zu sich zog und an die Stelle presste, an der sich ihr Herz befand.
Kaitos Herz schien derweil stehen geblieben zu sein.
Kurz schloss er seine Augen, bevor er die für ihn zwar beste, bequemste, jedoch auch schmerzhafteste Lösung preisgab.
"Ich gehe!...Die dritte Möglichkeit ist die, dass ich gehe... Untertauche und nie wieder komme!" Er schüttelte seinen Kopf.
" ... Ich kann nicht von dir verlangen, dass du deinen Vater hintergehst. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du deinen Vater belügst, die ganze Welt betrügst, zusiehst, wie ich weiter auf Raubzüge gehe. Mit ansiehst, wie alle Welt Phantomkid suchen und das Geheimnis seiner Identität für dich behältst!" Sprudelte es geradezu über seine Lippen.
"Ich kann nicht und ich werde es auch nicht von dir verlangen!" Und als er seinen Blick wieder anhob, sah er die Tränen auf ihren Wangen wie Juwelen glitzern, vom Schein des Mondes in ein sanftes Licht getränkt.
"Sag mir, warum tust du es?"
"Warum tue ich was?"
"Warum stiehlst du... Erklär es mir, ich bitte dich..."
"Es ist kompliziert..." er senkte seinen Kopf.
"Versuche es!"
"Ich suche jemanden..."
"Und wen?"
"Den Mörder meines Vaters..." antwortete Kaito leise.
Nun senkte auch sie ihren Kopf, während sich ihr Blick in die Ferne verlor.
"Dein Vater war einst Kid gewesen, nicht wahr?"
Er nickte und erneut vernahm man Hundegebell, doch aus der Ferne.
"Er wurde umgebracht?"
Ein erneutes Nicken.
"Wieso wurde die Polizei nicht eingeschaltet? Wieso willst du den Tod deines Vaters rächen und wieso musst du dafür stehlen?" Eine Frage nach der anderen, entwich ihren Lippen.
Kaito wusste, dass er ihr nicht auf allen eine Antwort geben durfte, da er sie in Gefahr bringen könnte, doch in jenem Moment dachte er nicht wirklich darüber nach. In jenem Augenblick stand nur eine Tatsache für ihn fest und zwar, dass er ihr vertrauen konnte. Das jedes Geheimnis bei ihr sicher war, dass sie das, was er ihr nun anvertrauen würde, nicht weitergeben würde an ihrem Vater oder an sonst jemanden, auch, wenn sie ihnen verriet, dass er Kid sei, würde das, was er nun sagte, bei ihr sicher sein.
"Die Männer die meinen Vater getötet haben suchen etwas. Sie treiben schon lange ihr Unwesen, doch hinterlassen sie keine Spuren, die Polizei ist machtlos gegen sie!"
"Und dann willst gerade du sie finden?"
Erneut nickte er.
"Ich weiß was sie wollen, ich weiß auf was sie aussind und ich muss es nur finden, bevor es ihnen in den Händen fällt und schon habe ich sie!"
"Und das wäre?" Fragte sie leise.
"Das ewige Leben!"
Skeptisch hob sie ihren Blick an, während eine Augenbraue von ihr in die Höhe schoss.
"Das ewige Leben!"
"Ja!" Antwortete er, so fest, dass es ihr eine Gänsehaut verschaffte.
"Die Organisation, die meinen Vater getötet hat, ist auf das ewige Leben aus. Sie mischt Substanzen um diesen Effekt zu erlangen, doch fehlt ihr etwas entscheidendes, der Stein des ewigen Lebens, der Pandora! Dieses Juwel schenkt angeblich das, was sie will. Deshalb stehle ich Aoko. Nur deshalb! Ich will diesen Stein finden, bevor er ihr in den Händen fällt und genau deshalb gebe ich auch alles wieder zurück, was ich gestohlen habe, da bis jetzt der Stein noch nicht darunter war!"
Sekunden vergingen. Aus den Sekunden wurden Minuten des Schweigens. Aoko hatte ihren Kopf gesenkt. Vereinzelte Haarsträhnen hingen ihr vor dem Gesicht und ließen nicht zu, dass man ihr Gesicht sah, ihre Augen und somit ihre Emotionen.
Jede weitere Sekunde die verstrich zog Kaito noch tiefer in das schwarze Loch, welches sich seines Empfindens nach, unter ihm aufgetan hatte und ihn hinunter riss.
Er erhoffte sich so sehr ein einz'ges Wort, ein einziger Blick, doch nichts dergleichen kam.
"Aoko..." sagte er dann leise, als er die Ruhe, die sich im Raum gelegt hatte, nicht mehr aushalten konnte.
Das Mädchen hob ihren Kopf an und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Geh..." flüsterte sie dann leise, als ihr Tränen in die Augen traten.
"Es ist deine Entscheidung was du tust. Doch du sollst wissen, dass du Recht hast... Bleibst du hier... und stellst du dich nicht selbst, werde ich es tun. Ich liebe dich , doch kann ich nicht die ganze Welt belügen und betrügen, auch wenn du kein gewöhnlicher Dieb bist... Es liegt nun bei dir was du tust..." mit diesen Worten auf den Lippen wandte sie sich von ihm ab und legte ihre Hand auf den Knauf der Tür. Doch bevor sie die Tür öffnete sagte sie noch: "Du hast Zeit dich zu entscheiden, bis zum morgigen Abend..." und mit jenen letzten Worten verließ sie sein Zimmer, schritt die Treppen hinab und verließ- mit einem letzten leichten Lächeln gewandt an Chii- das Haus.
Kaito blieb zurück. Wie angewurzelt stand er da, blickte aus seinem Zimmer hinaus, doch befand sich sein Blick im Leeren.
Wie von einem Blitz getroffen, setzte er einen Fuß vor dem anderen, während er die Treppen hinunterstürmte und an der Tür einen Schirm, von einem Lächelndem Chii, entgegennahm, bevor er nun Selbst das Haus verließ und dem jungen Mädchen- welches Besitz von seinem Herzen ergriffen hatte- hinterher rannte.
Vereinzelte Regentropfen fanden ihren Weg auf die Erde, weshalb Kaito sofort den Schirm aufspannte. Nach wenigen Sekunden hatte er bereits das Mädchen, der er hinterher gerannt war, erreicht und hielt ihr den Schirm über den Kopf.
Überrascht und auch erschrocken blickte sie zu ihm hoch, doch als sie sah, wer es war, umspielte ein erleichtertes Lächeln ihre Lippen.
"Du...?"
"Ich kann dich nicht einfach so gehen lassen!" Antwortete er darauf, während er seinen Blick auf die Straße richtete.
"Wieso?"
"Na ja, es ist mitten in der Nacht und du bist ein junges, hübsches Mädchen. Da springt mein Beschützerinstinkt ein!"
Ein Grinsen bildete sich auf ihren Lippen bei seinen Worten, da sie sich sicher war, er habe kein Beschützerinstinkt.
"Ich muss dich enttäuschen Kaito, es ist schon früher Morgen!" Berichtigte sie ihn, während ihr Blick hinauf zum Himmel flog.
"...Würde es nicht regnen... würde man die Sonnenstrahlen sehen..."
Auch sein Blick glitt nun hinauf, zu dem mit wolkenbehangenen, Himmel.
"Sie wissen von unserem Gemüt... Die Engel, sie spüren die Trauer und den Schmerz, der diese Nacht begleitet, Besitz von uns ergriffen hat und vergießen aus diesem Grunde ihre Tränen für uns..." flüsterte er.
Es dauerte nicht lange und sie waren bei dem Hause der Nakamoris angelangt. Aoko befürchtete bereits das Schlimmste, doch war ihr Vater nicht daheim gewesen über Nacht und somit verflog die Angst ins Haus zu gehen, sogleich als sie es in der Ferne sah.
Mit jedem Schritt näherten sie sich ihrem Heim, bis sie letztendlich unter dem Vordach standen.
Kaito schloss im Nu den Schirm und lehnte ihn gegen das Holzgeländer des Hauses, bevor er sich wieder ihr zuwandte.
Seine Hände glitten in seine Hosentaschen, während er ihr liebevoll in die Augen sah.
"Sollten sie denn nicht gerade dann ihre Tränen unterdrücken und uns die Sonne schenken?" Fragte sie leise. "Trost spenden, statt Kummer und Leid?"
"Sie würden es, wenn sie es nur könnten. Doch sie wissen bereits was geschieht, was vor uns liegt, was das Schicksal für uns bereithält und können ihre Qual daher nicht unterdrücken... So sehr sie es vielleicht auch wollen... Doch glaube mir..." flüsterte er leise, während er einen Schritt auf sie zuging und seinen Kopf zu ihrem neigte, bevor er leise fortfuhr.
"... auch ihnen wird der Kummer und der Schmerz vergehen und sie werden die Kraft wieder finden für uns zu lächeln, wenn wir nicht weiter wissen..."
Langsam glitt Aokos Hand hinauf zu ihren Wangen, um die Tränen wegzuwischen, die bei seinen Worten entstanden waren.
Auch Kaito konnte nicht anders. Auch ihm standen Tränen in den Augen, die er mit aller Macht, mit aller Kraft, die ihm noch zur Verfügung stand, versuchte zu unterdrücken.
"Kaito..." wisperte Aoko und ließ sie zu. Ließ alle Tränen zu, die hinaus wollten, die ihren Schmerz mit sich trugen.
"...Wer bist du?" Fragte sie leise und ihr Blick lag fest in seinem.
"Sag mir wer du bist..."
"Kaito Kuroba." Flüsterte er zurück und auch er ließ sie nun zu.
"Sage mir Kaito... Sage mir, was du bist..."
"Ein Dieb..." und bei jenen Worten schloss er seine Augen. Trotz allem spürte er ihren Blick auf seinen Gesichtszügen liegen, spürte er, wie ihr Gesicht sich dem seinen näherte, spürte er ihren Atem auf seinen Lippen und ihre Hand, die sich auf seine Wange legte.
"Ja... das bist du..." hauchte sie zaghaft gegen seine Lippen, was ihm das Herz zerriss.
"Ein Dieb.." Flüsterte sie.
"Der Dieb meines Herzens..." und als jene Worte ihre Lippen entwischen öffnete er seine Augen und blickte direkt in die ihre. Und auch, hätte er jegliche Selbstbeherrschung der ganzen Menschheit in sich getragen, hätte er nicht anders gekonnt, als seine Lippen auf ihre zulegen. Der Kuss der beiden, verschmolz zu einem einzigen und für diesen Moment waren alle Sorgen dieser Welt, der Kummer und der Schmerz, in Vergessenheit geraten.
Doch auch jener Moment musste einst zu Ende gehen und so lösten die beiden Liebenden sich wieder voneinander und jedem der Beiden huschte ein zögerndes Lächeln über die Lippen.
Genau zu diesem Zeitpunkt wurde es beiden bewusst. Beide wussten, was nun geschehen würde, für welche der Möglichkeiten er sich entschieden hatte, welche der Möglichkeiten, die Beste war.
"Du musst gehen..." bedacht brachte Aoko jene Worte über ihre Lippen, während sie einen Schritt von ihm zurückwich und ihren Blick nach unten neigte.
Kaito nickte nur, war nicht im Stande dazu, auch nur ein einziges Wort zusagen.
Langsam wandte er sich von ihr ab und ergriff den Schirm, den er zuvor abgestellt hatte.
"Wir sehen uns..." kaum brachte er die Worte über die Lippen. Ohne auch nur ein letztes Mal seinen Blick ihr zuzuwenden, verließt er die Veranda ihres Hauses. Mit jedem Schritt, mit dem er sich ihr entfernte, beschleunigte er seinen Gang.
Bedächtig hob sie ihren Kopf an und blickte ihrem Freund, seit Kindertagen, hinterher.
"Lebewohl..." flüsterte sie leise, als sie nur noch seine Silhouette in der Ferne erkennen konnte. Sie war sich sicher... Die dritte Möglichkeit war die, die er gewählt hatte. Die dritte Möglichkeit, war die, die sie gewählt hatte...
Als ihr Blick zum Himmel glitt, ihr Herz sich anfühlte wie Blei, schoben die Wolken sich auseinander und ließen es zu, dass vereinzelte Sonnenstrahlen die Erde erreichten.
Auch ihnen wird der Kummer und der Schmerz vergehen und sie werden die Kraft wieder finden für uns zu lächeln, wenn wir nicht weiter wissen!
Und sie lächelte...
Ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht wann und ich weiß auch nicht wo. Doch irgendwann und das weiß ich genau, werde ich dich vergessen!
Ende