Kapitel 2: Mit Potter in einer Suite
Als der Zug endlich hielt, stiegen die Schulsprecher und Vertrauensschüler gemeinsam aus. Lily wollte zwar auf Rissa, Sue und Ana warten, doch den Schulsprechern wurde gleich eine pferdelose Kutsche zugewiesen und Lily freute sich wie wild darauf, mit James Potter alleine in einer Kutsche zu sitzen. Sie würde wohl lieber auf der Stelle sterben.
Sie versuchte den altbekannten Trick, einfach aus dem Fenster zu gucken und gar nicht erst in ein Gespräch zu kommen. Leider wusste sie aber auch, dass das James nicht abhielt, sie anzuquatschen und so musste sie einige Fragen über sich ergehen lassen.
„Alles in Ordnung bei dir?", fragte James.
„Natürlich", antwortete Lily knapp.
„Hör zu, es ist nicht immer gut zwischen uns gelaufen, aber…"
„Es ist gar nichts zwischen uns gelaufen!"
„Ja, ja, ist schon gut, aber ich wollte nur sagen, dass ich mir das hier nicht ausgesucht habe, um dich zu ärgern", sagte James.
Lily wusste, dass er die Wahrheit sprach, schließlich konnte man es sich wirklich nicht aussuchen. Was ihr jedoch fragwürdig erschien war, dass James auf einmal so erwachsen wirkte, nicht so wie am Vormittag in London.
„Ist ja schon okay, Potter. Wir werden lernen, miteinander umzugehen. Wir müssen uns ja nicht gegenseitig auf die Pelle rücken", schlug Lily vor und James nickte.
Die Kutsche hielt und James und Lily wurden zugleich von Professor Minerva McGonagall begrüßt, die sie zum Büro des Schulleiters Albus Dumbledore führte. Als die Schulsprecher das Büro betraten, lächelte Dumbledore sie freundlich an.
„Willkommen Mister Potter, willkommen Miss Evans!", begrüßte er Lily und James.
„Setzen Sie sich bitte!", fügte er hinzu und die Beiden folgten seinem Befehl.
„Miss Evans, Sie haben sich sicher gefragt, warum nicht Mister Lupin Schulsprecher geworden ist, sehe ich das richtig?", fragte Dumbledore.
„Ja, so war es", sagte Lily.
„Nun, ich habe James Potter zum Schulsprecher ernannt, um ihm etwas Verantwortung zu lehren und ich hoffe inständig, dass Sie mich dabei unterstützen, Miss Evans", redete Dumbledore.
„Natürlich, Professor", sagte Lily, obwohl es ihr innerlich nicht passte.
Nach dieser Erklärung folgten weitere Erklärungen, die hier nicht im Einzelnen erwähnt werden, zum Beispiel wann die Schulsprecher die Gänge zu bewachen hatten und so und dass sie sich nun eine Suite mit zwei Schlafzimmern teilen würden. (‚Oh mein Gott, Hilfe!', dachte Lily.)
„So, ich denke, dass nun die neuen Schüler genug gewartet haben. Auf in die Große Halle!", sagte Dumbledore und sie gingen die Treppen zum Eingang der Halle herunter. Lily und James traten durch die große Flügeltür und setzten sich jeweils zu ihren Cliquen, die jedoch direkt nebeneinander saßen, also mussten sie folglich nebeneinander sitzen.
„Wann willst du mich denn Verantwortung lehren, Frau Schülersprecherin?", flüsterte James ihr zu.
„Klappe, Potter!", zischte Lily zurück.
„Gibt's Privatstunden?", ließ James nicht locker und Sirius begann zu kichern.
„Sicher Potter, indem ich dir so lange den Hintern versohle, dass du nicht mehr sitzen kannst", konterte Lily. Sirius geriet noch mehr ins Lachen und James wusste nicht mehr, was er sagen sollte.
Dumbledore betrat den Raum, um seine jährliche Ansprache zu halten. Dann kamen die neuen Schüler und wurden in die Häuser einsortiert. Gryffindor konnte sich über zehn Neuzugänge freuen, einschließlich Sue.
Dann redete Dumbledore noch mal und danach gab es endlich Essen. Lily hatte riesigen Hunger, da sie auf der ganzen Zugfahrt nichts gegessen hatte. Sie aß ziemlich viel, aber nicht so viel wie die zwei Jungs neben ihr. Die Rede ist natürlich von Sirius und James. Bekannt waren sie auch dafür, dass sie keine Schüssel, die vor ihnen stand, gefüllt ließen.
Lily grinste Ana, Riz und Sue zu und diese grinsten zurück. Lily war sehr gut im Kontern und besonders viel Übung hatte sie natürlich bei James.
Als das Essen beendet war, folgten alle Schüler ihren Vertrauensschülern zu den Schlafsälen. Lily und James mussten in der Großen Halle bleiben, denn Professor McGonagall persönlich wollte ihnen die Suite der Vertrauensschüler zeigen.
Sie gingen also hinaus und folgten in etwa dem Weg zum Gryffindor-Turm, nur die letzte Abzweigung ging in eine andere Richtung. Dann stiegen sie noch einige Treppen hinauf und standen vor einem großen Portrait. Darauf war eine schöne Lady abgebildet, die James mit ihren Augen anflirtete.
Professor McGonagall stupste auf das Sherryglas der Lady und nannte ihr ein Passwort (Carpe diem). Das Portrait schwang zur Seite.
„Nach Ihnen", meinte Professor McGonagall und James und Lily traten ein. Auf den ersten Blick erschien Lily das Zimmer dunkel, aber es war ja auch dunkel draußen. Als Professor McGonagall einige Kerzen entzündete, konnte Lily die ganze Pracht des Zimmers erkennen. Trat man ein, so war geradeaus ein großer Kamin zu erkennen, um den eine rote Couch und zwei rote Sessel standen. Der Couchtisch war aus massivem Holz und passte perfekt zu den Schreibtischen, die an zwei Fenstern standen. Auf der anderen Seite des Raums war ein Bücherregal zu erkennen, von dem eine Tür abführte.
„Hinter der Tür befindet sich das Badezimmer der Suite", sagte Professor McGonagall und Lily öffnete sie. Mit einem Badezimmer war das nicht zu vergleichen, eher mit einer Schwimmhalle.
„War nur ein Scherz", sagte Professor McGonagall, „das ist ihre persönliche Schwimmhalle mit Whirlpool und allem Schnickschnack."
Lily konnte ihr Grinsen nicht verbergen und grinste James so was von doll an, dass ihr in dem Moment egal war, wer hier mit ihr stand. Die Gruppe verließ den Poolraum wieder und ging eine Treppe hinauf. Hier befand sich sozusagen eine Galerie, von der aber eine Treppe nochmals hoch führte, dass es im eigentlichen Sinn keine Galerie war, sondern eher ein offenes Zimmer. Es war nach Muggelart eingerichtet und hatte in der Mitte einen Billardtisch stehen. In einer Ecke war eine Stereoanlage, in der anderen Ecke stand eine Sitzgruppe um einen riesengroßen Fernseher. Hier oben befand sich eine kleine Toilette, damit man nicht immer die Treppen hoch laufen musste, um aufs Klo zu gehen.
„Wie Sie sehen, haben die früheren Schulsprecher alles nach Muggelart eingerichtet", sagte Professor McGonagall.
„Ihre Schlafsäle befinden sich eine Etage höher", fügte sie hinzu und stieg dann wieder hinab, um die Suite zu verlassen.
Lily lief nach oben und ging den Gang nach rechts, um sich ihr Zimmer auszusuchen. James ging in das linke Zimmer. Ihre Zimmer waren gleich. An der Seite stand ein großes Doppelbett, ein Turmfenster ließ Licht ins Zimmer kommen. Daneben war ein kleiner Schminktisch. Das Zimmer hatte wohl immer den weiblichen Schulsprechern gehört. Von den Zimmern führten jeweils zwei Türen ab (den Ein- und Ausgang mal ausgeschlossen). Die eine Tür führte in ein riesiges Badezimmer, wie es sich die normalen Schüler von Hogwarts nie erträumt hätten und die andere Tür führte in einen kleinen, begehbaren Kleiderschrank. Die Schlafzimmertüren waren jedoch nicht mit Portraits mit Passwörtern versehen, da man annahm, dass sich die Schülersprecher vertrauten.
Nach ihrer kleinen Erkundungstour lief Lily vor Freude kreischend aus ihrem Zimmer und hopste den Gang entlang. Sie sah nach unten und freute sich des Lebens. James kam ebenfalls aus seinem Schlafzimmer und grinste bis über beide Ohren.
Ach, was soll's, dachte Lily und umarmte James aus reiner Freude. Als sie wieder denken konnte, wich sie schnell zurück.
„Tschuldigung, Potter", meinte sie.
„Ist doch alles in Ordnung", sagte er und kehrte wieder in sein Zimmer zurück.
Lily jedoch lief die Treppe nach unten zum Kamin und ließ sich auf ein Sofa fallen. Diese Unterbringung war doch echt ein Traum.
Einige Minuten später kam James nach unten und sah Lily auf dem Sofa liegend.
„Ist was?", fragte sie.
„Nein, aber deinen Geburtstag feiern wir hier!"
„Klar, aber ich feiere ihn, nicht wir."
„Nun hab dich mal nicht so, Evans. Ich bin auch Schulsprecher und kann mich über Lärmbelästigung deinerseits beschweren!"
Das war ziemliche Erpressung, dachte Lily, aber die Idee mit der Party in dieser Suite war genial.
„Na gut, dann feiere halt mit, wir sind ja keine kleinen Kinder mehr", sagte Lily.
James schaute sie an.
„Ist noch etwas?", fragte sie.
„Gehst du mit mir aus?", fragte James.
„Vergiss es, Potter!", sagte Lily, stand auf und verließ die Suite, um zum Gemeinschaftsraum zu gehen und ihren Freundinnen alles über diese Unterkunft zu berichten und wie nervig doch der junge Herr Potter sein konnte.
